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Snnabm« von Nnkündigunge» bis nachmittag» » Nbr Sonn- und Neicrtags nur Marienstrade s» von n b>» V,l Nbr Die i wattige Grund» teile «a » Lilben> « Pf,., Ln- ILndigungen aus der Pririatteite Zelle »Pf, : die rlvaliiae Zeile auf Leri- seile so Plg. alb Eingesandt Zelte so Psg In Ruminkrn nach »am». und kleierlagen > ivailige Grundteil« so Vs« aus Privaiieiie «o Vla. gsvalügk Zeile aus Teriseite und als EingeiaiidtsoPig. Auswärtige Lut- träge uur gegen Lcrausdetadlung. Betegbläiter lallen lo Piennige. Fernsprecher: Nr. U u»d LOS». HaupioeschäsiSstelle: Marienslr. 38. Ls111«mr»1LvLr-8v1ks. Vorrdtix s 8tüek 50 Ltz. in a»sn Apotliolcon, vroMriev uuü kuiillmoriva «r.SV». Siititl: Neueste Drahtberichte. Städtisches Leihaint, Volkskunde und Boltskunst. Bnrbierinnungstag, Kynologischer Verein, Gerichtsverhandlungen. Lage in Russland. Die Augustusbrücke. Freitag, 27. Füll IW«. Neueste Drahtnicldungc» vom 26. Juli. i Koloniales. Berlin. Amtliche Meldung. Am 21. Juli 1906 auf Patrouille bei Garunarub gefallen: Reiter Dauvcvoß, früher im 78. JnfanterieMegiment Mops, und Halsschuß); schwer verwundet: Leutnant Hcllinut Flock, früher im 179. Infanterie-Regiment ^Bauchschuß). Berlin. Nach einem^ telegraphischen Bericht des Gou vernements aus Dar-es-Salaam meldet Hauptmann Hirt, Chef der 8. Kompagnie^ unterm 11. und 14. Juli aus Jraku die Wiederaufnahme der Operationen durch zwei Temonitrations- abteilungen. da die Aufftändischen die Bedingungen der Aus lieferung der Führer und der Waffen unerfüllt lieiren. Die Führer flohen infolgedessen. Im übrigen hat die Erfüllung der Unterwersungsbedingunaen begonnen. Hauptmann Schönberg meldet aus Liwole die Ergreifung des Rebelleiifüh-rers Abdallah Schimani. Hamburg. Der Dampfer „Eduard Woermann" ist, von Südwestafrika kommend, heute früh 3 Uhr hier angekommen. Der Dampfer hat an Bord 7 Offiziere. 214 Mann und außerdem 462 Erholungsbcdürstiac. Zur Lage in Rußland. Petersburg. Die Regierung scheint die heimkehrenden ehemaligen Duma-Abgeordneten in keiner Weise ver folgen zu wollen. Die Moskauer Behorchen wurden davon ver ständigt, dah irgendwelche Repressivmaßnahinen nicht wünschens wert erscheinen: nur solle verhindert werden, daß die ehemaligen Duma-Mitglieder in Versa mm langen ihrer Wähler über die Tätigkeit der Duma berichten. Es sei jedoch vorauszusdhe», daß sie letzteres nicht unterlassen werden. Gestern hielten 100 Mit- glicder eine Beratung in dem sinnländischeu Badeorte Teyoki ab. in der Beschluß über einen Rechenschaftsbericht der Ab geordneten an ihre Wähler gefaßt wurde. Die Versammlung sprach sich gegen die revolutionäre Bewegung, jedoch für die Durchfiihrunq der in Whborg gefassten Beschlüsse aus und he- tonte die Notwendigkeit sofortiger Maßnahmen, um der Partei in der neuen Duma möglichst viele Sitze zu sichern Moskau. Die hier vorgenommencn Verhaftungen er weisen sich als «ine Folge der Beschlagnahme von Dokumenten bei. der -Schließung des Petersburger Sozialistenblattes „Myssl" und bei der Haussuchung bei dessen Redakteur, dem ehemaligen Duma-Abgeordneten iSoloinko. Die Behörden sind fest über- zeugt, daß revolutionäre Ausbrüche nunmehr für lange Feit unmöglich sind. Hellesylt. Der Kaiser ist nach sehr guter Fahrt vor Merok eingetroffen. An Bord alles wohl. Kiel. Di« Kaiserin traf heute mit dem Prinzen Joachim, der Prinzessin Viktoria Luise und Umgebung in Kiel ein, wo sie vom Prinzen Oskar begrüßt wurde und sich nach der Villa des Prinzen Adalbert begab. Die Kaiserin gedenkt, den Vormittag hier zu bleiben, sich nachmittags mit den Prinzen und der Prinzessin auf der „Iduna" einzuschiffcn und in See zu gehen. Bonn. Heute vormittag fand in der Gymnafialkirche die Konsekration des altkatholischen Bischofs Demmel durch den Erzbifchof Gul iUtrechtj statt. Dortmund. Hm Borussia. Prozeß wurde der Angeklagte Betriebssichrer Rüther freigesprochen. Die Kosten wurden der Staatslu,>e anserlegt. München. Ans Anlaß des 30jährigen Jubiläums der T he e rf a rbe n i n d u st r i e hat die Technische Hochschule in lBäunchen dem Doktor Perki » aus London die Würde eines Doktors der technischen Wissenschaften ehrenhalber verliehen. Paris. Wie die Blätter melden, soll es gestern gclcgenh lieh eines Festessens, das ini hiesigen allgemeinen Militärkasino zur Feier der Dekorierung des Majors Targe veranstaltet wurde, zu einem Zwischenfalle gekommen fein. MajorDrey- s us, der an diesem Feste tcilnahm, sei von einem Major der Artillerie beleidigt und tätlich angegriffen worden. Der An greifer sei infolge dieses ZwischensaUcS in Arrest geschickt worden. Gegenüber dieser Meldung versichert „Petite Röpubligue", daß das Festessen einen durchaus kamerachchasllichen Charakter ge tragen habe. Ko nft a n t i n op e I. Die Nachrichten über die angeb lich bereits erfolgte dreiprozentige Zollerhöhung sind un zutreffend. Die Botschafter haben die Note der Morte vom 18. Juli ihren Regierungen mitgeteilt, welche auf Grund der selben über das englische Memorandum betr. die geforderten Garantien für die Verwendung der erhöhten Zolleinnahmen untereinander verhandeln. Einzelheiten über das Arrangement zwischen der Pforte und der Delle Publique betr. die Kon trolle der Erhebung der erhöhten Zölle sind noch nicht fest gesetzt worden. Oertliches und Sächsisches. Dresden, 26 Juli. —* Der kommandierende General Gras Vitzthum von Eckstädt weilte am Montag in Begleitung des Generalstabs- osfiziers Oberstleutnants v. Earlvwitz und eines Adjutanten, von dem Truppenübungsplatz Zeithnin kommend, in Mühlberg an der Elbe und besichtigte eingehend die restaurierte Klosterkirche, ein hervorragend schönes, mittelalterliches Baudenkmal, zu dessen Wiederherstellung der Kaiser allein 40000 Mark aus seiner Privatschatulle gespendet hat. —* König Friedrich August hat den Nachgenannten die Erlaubnis zur Anlegung der ihnen verlielrenen Auszeichnungen erteilt: des bayrischen Militär-Verdienstkreuzes 1. Klasse: dem Stabstrompeter Beck des 18. Husaren-Negiments: des sachsen- weimariichen Allgemeinen Ehrenzeichens in Silber und der sil- bernen Verdienstmedaille des sachsen-ernestinischen Hausordens: dem Vizeseldwebel Heidel im 13. Jägerbataillon: des Ehren- kreuzes 3. Klasse des fchaumburg-lippischen Hausordens: dem Rittmeister Freiherrn v. Fritich im Karabinier-Regiment, kommandiert zum Großherzog von Sachsen-Weimar-Effengch; des chinesischen Ordens vom doppelten Drachen, 2. Klasse, 3. Stufe: dem Hauptmann der Reserve Eckarot des Grena dier-Regiments Nr. 100. , —* Mit Genehmigung des Königs erhalten die Unter- ärztedesBeurlaubtenstandcs und die e i nj ähr i g- freiwilligen Aerzte die Erlaubnis, zum kleinen Dienst lRevier- und Lazarcttdienstj und außer Dienst den Ueberrock nach dem für die Sanitätsoffiziere vorgeschriebenen Muster, jedoch mit Schulterklappen wie ans dem Waffenrocke, anlegen zu dürfen. —* Gestern mittag fand unter dem Vorsitze des Heim Ober bürgermeisters Beutler eine Beratung einer Anzahl Automobil- Herreufahrer und Vertreter verschiedener Behörden über die im nächsten Jahre über Dresden zu leitende Herkomersahrt statt. Zur Durchführung dieses Planes wurde ein Gesamtnusschuß unter dem Vorsitz des Herrn Oberbürgermeisters gebildet. Ein Arbeitsausschuß, zu dessen Vorsitzendem Herr Stadtrat Dr. Koch gewählt wurde, wird mit den Vorbereitungen alsbald beginnen. —* Herr Branddirektor Keller hat nach übcrstandener schwerer Krankheit am heutigen Tage das Kommando der Feuer- wehr wieder übernommen. —* In dem in Marienbad verstorbenen Geh. Kommerziell, rat Fritzsche ist ein hochangefchener Industrieller und Kauf mann abgerufen worden. Er war der Seniorchef des Welt- Hauses Schimmel u. Co. in Miltitz. Der nunmehr Verewigte hat zwar das 50jährige Jubiläum ,eines Hauses vor etwa zwei Jahren (am 1. September 190tj nur eine kurze Spanne über- lebt, dafür war es ihm damals vergönnt, den Ehrentag seiner Firma mit zu begehen und die Summe der Anerkennung und Ehren, welche den Inhabern der Firma Fritzsche damals bezeugt wurde, war sichtlich genug Beweis dafür, in welchem hoben An sehen das Etablissement Fritzsche und seine Besitzer stehen. Es gehört zu den renommiertesten lUnlernehinnngeii, und in seiner Spezialität: ätherische Oele und Essenzen, darf es als direkt führende Firma gelten. Reichlich 75 Jahre besteht die Firma Schimmel u. Co. als solche.' 1854 ging sie in den Besitz der Familie Fritzsche über, um von erleben. da ab ihren Aufschwung zu —* Sc. Majestät der König bat folgende Personal- verändernngen in der Armee genehmigt: -X- HermSdors. Llnt. im t2. Feldart.-Reg., vom l9. Juli 1999 bis 18. Januar 1907 ohne Gehalt beurlaubt. -N- Hummer, Proviantamts« Kontrolleur aus Probe in Grimma, unterm 1. Aug. zum Proviantamts- Kontrolleur ernannt. -X- Meibuhr. Unteizahlinstr., »um Zahlmslr. bei bcr reit. Abt. 12. Feldart.-Reg. unterm I. Juli ernannt. —* 500 Mark Belohnung Hot das Justizministerium nach einer Bekanntmachung des Ersten Staatsanwalts in Bautzen für denjenigen ausgesetzt, durch dessen Tätigkeit die Ergreifung des Mörders des Gastwirts Külbel der Hochbuschkuvve bei Scbnitz herbcigeführt wird. Der Blumcnausjchläger Hermann Arnolf Michel, geboren am 15. September 1884 in Hertigtz- walde, ist dringend verdächtig, den Mord begangen zu haben. Derselbe ist flüchtig und wurde zuletzt am 19. d. Mts., abends gegen 10 Uhr, in seinem Geburtsorte gesehen. Er gab sich als Chauffeur aus, der von seinem Herrn, einem Hamburger Mühlenbesitzer, ein paar Tage Urlaub erhalten habe. In seiner Begleitung haben sich zwei Männer befunden, von denen Michel als seinen Kollegen gesprochen hat. Für die Ergreifung der letzteren beiden Unbekannten ist eine Belohnung von 200 Mark ausgesetzt. Sie haben am 20. d. Mts., vormittags, aus der Chaussee Neustadt-Sebnitz den Blumenfabrikanten Meh- nert aus Langburkersdorf und nachmittags in Sebnitzcr Stadt- slur am Hasettberge den Privatmann Böhme vor seinem Hanse räuberisch angcfallen. Die beiden unbekannten Täler werden beschrieben: 20 bis 22 Jahre alt, schmächtig, etwa 1,68 und 1,65 Meter groß; dem Dialekt nach können «S Schlesier ge wesen sein. Sie machten den Eindruck einfacher Arbeiter und sind möglicherweise nach Niedereinsiedel in Böhmen zu geflüchtet, doch weist eine Spur auch nach Ulbersdorf zu. Michel ist 21 Jahre alt, sehr lang und schmächtig, hat blondes Haar, hellblondes Schnurrbärtchen, ist dunkel gekleidet und hat glän zenden Regenmantel aus Gummi oder dergleichen bei sich. Me Wahrnehmungen über Michel und seine beiden Begleiter wolle man der Staatsanwaltschaft in Bautzen öder der nächsten Polizeibehörde mitteiley. —* Die Königliche Polizeidirektion erließ Bekanntmachungen, die Regelung des Verkehrs aus Anlaß des diesjährigen Boael» wiesenfestes und Bestimmungen für Lustbar teilen daselbst betreffend. —* Das städtische Leihamt zu Dresden bildet ge wissermaßen «inen Gradmeffer für die finanzielle Lage der untt- Ier:n Bcvölkerungsklasscn Dresdens. Deshalb ist es jedenfalls interessant, einmal einen Blick in den Hanshaltplan und in die finanziellen Ergebnisse dieses wichtigen städtischen Instituts zu tun. Der Haushaltplan für das Leihamt baut sich für das Jahr 1906 auf der neuen Leihamtüordnung auf, der das Dresdner Stadtverordnetenkollegium am 13. Juli 1905 zugestimmt hat. Ueber die Zinsen von Pfanddarlehnen, die mit 128 500 Mk. ge schätzt sind — 8500 Mk. höher als im Jahre IRK — sagt der Entwurf zum Haushaltplane im allgemeinen: Obwohl sich im Pfandgefchäste wiederum ein Aufschwung der Pfänder zahl noch bemerkbar macht, bewegt sich die Summe der außenstehenden Tarlchne doch nur in der Höhe des Vorjahres. Es scheint daher die Einstellung des dreijährigen Durchschnitts des Betrages der gewährten Darlehne bedenklich, und deshalb ist der Durchschnittsaußc,istand des Jahres 1904 zu gründe gelegt worden. Im Jahre 1902 betrugen die Zinsen von Pfand- darlchnen 182 012 Mk.. 1908 123 500 Mk. und 1904 116 698 Mark, das sind im Durchschnitt 124 080 Mk. An Darlehnen waren durchschnittlich außenstehend im Jahre 1902 auf Wert papiere 898 074 Mk. und aus Gold- und Klcidcrpfänder 909 982 Mark, im Jahre 1908 auf Wertpapiere 849 615 Mk. und auf Gold- und Kleiderpfänder 828 106 Mk. und im Jahre 1904 ans Wertpapiere 881 852 Mk. und aus Gold- und Kleiderpfänder 811 877 Mk. Für 1906 werden die Einnahmen des städtischen Kunst und Wissenschaft. s Aus Charles Dickens letzten Lebenslagen veröffentlicht im „Pall Mall Magazine" Frau Kate Perugini. die jüngste Tochter von Dickens, fesselnde E r i n n e r u n g e n, die sich auch mit dwin Drood". dem letzten, unvollendet gebliebe, nen Werke ihres Vaters beschäftigen. Bevor Dickens einen Roman schrieb, quälte ihn sein Stoff wie eine Krankheit: er mußte fortwährend daran denken, arbeitete im Geiste alles zehnmal um und sprach über den Plan seines Werkes mit seinen intimen Freunden, besonders mit Forst« r, der später seine Biographie geschrieben hat. Er offenbarte jedoch, obwohl er gern von seinen literarischen Plänen krach, keinem Menschen, selbst dem treuen Förster nicht, den Ausgang seiner Erzählungen, In einem an Förster gerichte- ten Briefe vom 6. August 1869 schreibt Dickens über „Edwin Drood": „Ich habe aus die Geschichte, von der ich mit Ihnen gesprochen, hatte, verzichtet und habe eine neue und sehr inter- essante Idee für eine neue Geschichte. Keine Idee, die sich Mit teilen ließe sdenn das ganze Interesse an dem Buche würde schwinden), aber eine sehr starke, obschon schwer ausznführende Idee.« Dickens wohnte damals in Gads Hill, wo ihm sein Freund Fechter unter blühenden Bäumen «inen kleinen Pavillon eingerichtet hatte. Hier war es, wo er fein letztes Buch schrieb, in einem Zimmer, wo „die Vögel und die Schmetterlinge frei fin- und aussliegen konnten". Wenn er an einem Buche arbeitete, war Dickens von seinem Gegenstände so gefesselt, daß seine Familie und seine Freunde gleich ihm in fieberhafter Er- Wartung der Peripetien und des endgültigen Ausgangs lebten. Nach Einzelheiten wagte man ihn nicht zu fragen; man wußte -,B. mir, daß in „EdtvinDrood" ein Onkelseinen Neffen tötete, und dc>tz dieser Neffe sympathisch war, während der Onkel als alter Schuft durch das Leben pilgerte. Dickens Töchter and ihre Tante «brannten vor Verlange», das Ende der Geschichte kennen zu lernen, aber cs war bei ihnen allen ein „point ck'konuour", Dickens nicht durch indiskrete Fragen zu stören. Die Tante. Miß Hogarth, konnte aber eines Abends nicht mebr an sich halten und fragte: „Ich hoffe, daß Sie den armen Edwin Drood nicht wirklich getötet haben?" Worauf Dickens feierlich erwiderte: „Ich Ixibe mein Buch das Geheimnis und nicht die Geschichte des Edwin Drood genannt.« Mehr konnte man nicht aus ibm herausbringen, und deshalb weiß man auch heute noch nicht, wie der Roman von Edwin -Drood endete, denn Dickens nahm sein Geheimnis mit ins Grab hinab. Er ahnte vielleicht sein plötzliches Ende, denn als er an einem Juniabend mit seiner Tockter Kate von dem Erfolge sprach, den er für „Edwin Drood« erhoffte, fügte er hinzu: „Wenn Gott mir gestattet, das Buch zu vollenden«. Und als Kate, schmerzlich berührt durch den ernsten Klang seiner Stimme, zu zittern begann, legte er chr zärtlich die Hand aus den Arm und sagte: „Ich sprach so, weil Tu ja weißt, mein Frühstück herunterkam, war mein Vater schon nach dem Land- Häuschen gegangen, in welchem er während des Sommers arbeitete. Ich teilte meiner Schwester und meiner Tante die Ursachen meiner Unruhe mit. Die Tante versprach, uns am nächsten Tage Nachrichten zugchen zu lassen, denn meine Schwester und ich sollten noch an diesem Morgen in die Stadt zurückkehren und erst am nächsten Sonnabend wieder in Gads Hill sei». Mein Vater war kein Freund von Abschicdnehmen, deshalb ließ ich ihm nur ein herzliches „Auf Wiedersehen!" jagen und wollte mich rasch entfernen. Während wir aber auf ven Wagen warteten, der uns zum Bahnhof bringen sollte, packte mich ein unwiderstehlicher Drang, ihn noch einmalwieder. zujehe n." „Ich lief rasch znm Pavillon und fand meinem Vater in seinem Arbeitszimmer eifrig bei der Arbeit. Sonst hätte er mir einfach seine Wange zum Kuß hingercicht und mir vielleicht in der von ihm erfundenen „Kindersprache'^cinige Worte zu gerufen. Diesen Morgen aber rückte er den Stuhl vom Dchreib- tische ab und drückte mich fest ans Herz.« Einige Tage später wurden Kate und ihre Schwester durch einen Eilbrief der Tante nach Gads Hill zürückgerufen. Dickens war plötzlich schwer erkrankt und lag, als die Töchter ins Zimmer traten, bewußtlos im Lehnstuhl. Einen Tag später — am 9. Juni 1870 — schlummerte er sanft hinüber. Die AugustuSbrücke. (Schluß.) Mit der Regierungszeit August des Starken beginnt für die Dresdner Elbbrücke, die von nun an zu Ehren des Herrschers den Namen AugustuSbrücke führte, die vierte Epoche und der von dem genialen Erbauer des Zwingers, «Oberlandbau meister Pöppelmann, geleitete, in den Jahren 1727 bis 1781 zur Ausführung gelangte letzte Umbau der Brücke, zu dom noch ein und ein halber Meiler und ein Bogen verschüttet wurde und der sich mit unwesentlichen Aenderungen bis zum heutigen Tage erhalten Hai. Da das Brückenau» außer stände war, ole aus 57 000 Taler veranschlagten Umbaukosten zu bestreiten, ließ der König den Bau aus seine eigenen Kosten zur Aussichrung bringen. Vier Jahre nach seinem Tode ließ sein Nachfolger, Kurfürst Friedrich August II-, als Polens König August ÜI., um Platz für den Bau der katholischen Hofkirche zu gewinnen, noch weitere zwei Pfeiler am linke» Elbnfer zubauen, wobei auch die aus strategischen Gründen bis dahin noch bestandene, abwerfbare Holzbrücke durch den Festungswall nach der Stadl endgültig in Wegfall kam. Nunmehr besag und besitzt die Brücke nur noch 18 Pfeiler mit 17 Gewölben. Der Plan, ein in Metall gegossenes Reiterstandbild August des Starken, zu dem bereits das Modell vorlaa, auf der Brücke auszurichten, blieb, da man die Tragsäbigkeit des Pfeilers anzweifelte, ebenso unausgeführt, wie der Gedanke, die Brücke zu e i n e m H ek d « n p Ia n e um- zugestalten und sie mit den Standbildern der Mark- und Land grafen, Herzöge und Kurfürsten von Heinrich dem Erlauchten an bis auf König Friedrich August de» Starken zu schmücken. Schwere SchicftalSschlägc sollten die altehrwiirdige Brücke im 19. Jahrbnndert treffen. Hatte sie schon >m Jcchre 1744 kurz vor Ausbruch des zweiten «Schlesischen Krieges und ein zweites Mal 1758 im 7jährigen Kriege in Verteidigungszustand gesetzt werden müssen, wobei eS allerdings nicht zur Svrengung kam, so brachten die kriegerischen Wirren der navoleonischen Zeit, im besonderen das für Dresden und Sachsen so unheil volle Jahr 1813 eine schwere Gefährdung des Bauwerkes mit sich. Der Stern -Napoleons war im Erbleichen, die Alliierten rückten langsam vor, »nd die Franzosen, die sich unter dem General Reynier in Dresden festgesetzt hatten, hielten es für geraten, sich zurückzuzichen, glaubten aber, den Rückzug nicht eher antretcn zu dürfen, als bis man dem Feinde das Fort kommen möglichst erschwert und die Brücke zu diesem Zwecke teilweise demoliert habe. Nachdem von Meißen her noch der Marschall Davoust in die Stadt gerückt war. begann man, den dritten Pfeiler der Elbbrückc zu unterminieren. Wohl erschien eine Deputation der Stadt bei dem Marschall und bat um Gnade für das alte Bauwerk, das Jahrhunderten die Stirne geboten hatte, das Königliche Haus bot »in Schonung, vergebens, vcr Prinz von Eckmühl bestand ans seinem Willen, und am 19. März 1813, einem Freilag, früh halb 9 Uhr zeigte eine dichte Erd- und Feuersäule, die fast so hoch wie der Turm der katho lischen Kirche zum Himmel euiporslieg, und ein langhin rollen- der Donner den in den Häusern konsignierten Einwohnern Dresdens an, daß die Ehnvürdige, die Menschen und Elementen