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Ser>r> bah Böhmen. ward als' in . i L^ '^1«^ und FeiertagSfr der hiesigen kathol. Hofkirche und stand seinem geil vor, bis der himmlische Vater ihn zu sich rief — Wir theilten vor einiger Zeit mit, daß einem Berliner HaNdelSmann aus einer verschlossenen Kiste mit Maaren, die er einem hiesigen Fuhrmann zum Transport übergeben hatte, ver schiedene wollene Frauenjacken im Werthe von circa 50 Tha- lern abhanden gekommen seien. Jetzt hat sich heraus gestellt, daß eitr Kutscher jenes Fuhrmanns damals den Diebstahl ver übt hat, während die Kiste mehrere Tage auf dem zum LpgiS seines Dienstherr« gehörigen Boden gestanden hat. Die Ent deckung des Diebes, der beiläufig schon früher in den Verdacht kam, gelang dadurch, daß er die Jacken an eine hiesige Händ lerin verkauft und die Jacken selbst nunmehr durch ihren Ein zelvcrkauf in Gebrauch und damit zum Vorschein kacken. — Ein hiesiger Kupferschmidt übergab vor einigen Tagen einem polizeilich bekannten Freiarbeiter auS der städtischen Ar beitsanstalt 20 Thaler mit dem Aufträge, dafür eine Quanti- tät Kupfer einzukaufen. Wer aber weder Kupfer brachte, noch überhaupt sich wieder bei seinem Auftraggeber sehen ließ, war jener Freiarbeiter. Bis gestern, wo es der Polizei gelungen, ihn aufzugreifen, waren natürlich jene 20 Thlc. bis auf den letzten Heller verausgabt. — -s- Oeffentliche Gerichtsverhandlung vom 28 Januar. Widersetzlichkeit und Beleidigung sind die beiden Mo mente, die in der heutigen Hauptverhandlung gegen den Drechsler gesell n Friedrich Hermann Peters von hier hervortreten. Der Angeklagte kommt heut schlecht weg, schon um deßwillen, weil er früher bereits mehrfach derselben Vergehen wegen bestraft ist P-ters ist noch jung, unverheirathet und nach Aussage seines Meisters ein guter, tüchtiger Arbeiter, ja der beste, den er fin den konnte. Nur einen Fehler hat der junge Mann, er wird nämlich furchtbar wüthend und ist gar nicht zu bändigen, wenn er getrunken hat. Da soll er gar nicht wieder zu erkennen sein Sein heutiges Benehmen ist freilich ein anderes. Er weiß nichts mehr von seinem Treiben an jenem unglückseligen Abende, der ihn in vorigem Jahre zur Haft brachte. Gelasien und beschei den fleht er vor den Richtern, offen Alles gestehend, was ihm zur Last gelegt wird. Es ist eine kräftige Gestalt, wie sie im bescheidenen Handwerk.rrocke vor uns steht. Es war am 24- December. am heiligen Abende Da machte sich Peters auch eine Freude nach seiner Art, er wanderte von Wirtschaft zu Wirtschaft und kneipte. Nachdem er schon so viel getrunken, daß es fast überlief, wurde er krakehlig und fing mit Vielen, die ihm auf seiner Weih achtswanderung begegneten, Collifionen an. Ein Gensd'arm aus der Stadt, ich glaube Psützner war es, stellte ihn darüber zur Rede, aber rS war zu spät, Peters war in seinen alten Fehler gefallen und nicht mehr zu bändigen. Er widersetzte sich, der Gensd'arm konnte nicht allein mit ihm fertig werden, es mußte die Hilfe des betreffenden Nachtwächters reqmrirt werden. Und diese Hilfe kam; jedoch ehe sie kam, hatte der Gensd'arm einen schweren Stand. Peters wollte nichi auf die Polizeiwache mitgehen, er wurde aber doch bis dahin gebracht. Hier benahm er sich noch weit schlimmer. Ueberhaupl riß er in die Paletots hinein, spuckte in's Gesicht, schimpfte mir „H-llunken u. s. w." herum, mußte in seine Zelle getragen und dort gefesselt werden. Das war sein heiliger Abend, dem trau rige Feiertage folgten. Heute gesteht er Alles, er giebt vor, total betrunken und unzurechnungsfähig gewesen zu sein. Der k. Staatsanwalt beantragte die Bestrafung des Peters, und sie erfolgte mit 6 Monat Arbeitshaus. — Referent fühlt sich ver anlaßt, nachträglich noch zu berichten, daß die verehelichte Io- Hanna Friederike Ganze, die beschuldigt war, von dem Kauf mann Heinrich Theodor Kohlmann in Strehlen eine silberne Dose (nicht goldene Uhr) im Werthe von 2 Thalern sich recht- widrig angeeignet zu haben, vom k. GerichtSamt zu Dresden, obgleich sie wegen dieses Vergehen- verurtheilt war, von ihrer Schuld freigesprochen, auch mit Abforderung der Koste» ver schont wurde. Herr Advocat Cunradi führte ihre Sache. Zum Vttständniß der Ursachen de» öffentlichen Äüwllle der di« ganze Presse, ohne Unterschied des Parteistandpunkt. animirt, ist eine kurze Uebersicht der Thatbestände Nothvendig. Wir haben eS mit zwei Verbrechern zu thun, die dar Le be» zweier Menschen genommen; der eine, rin Gentleman vött Familie und Vermögen, George Townleh, der andere Samuel Wright. George Townleh mordete mit kalter Vorerwägung seine Verlobte, eine junge Dame, Tochter eine- Gutsbesitzers, auf offener Landstraße, wohin er sie gelockt, um sie zu überred»», das Verhältniß nicht abzübrechen, wie sie ihm vorher brieflich angezeigt hatte. Nach der blutigen That rühmte er sich der selben als völlig „gerecht" mit den Worten: „Das Weib, daS mich verläßt, muß sterben." Er wurde des Mordes schuldig befunden und zum Tode verurtheilt. Samuel Wright, ein Arbeiter, für dessen Thätigkeit und Redlichkeit vortheilhafte Zeugnisse beschafft wurden, hatte seit Jahren der großen Enthaltsamkeitsgesellschaft der Teatoraler angehört, ließ sich jedoch an einem Abend von einem Frauen zimmer, die für seine Frau galt, zum Trunk verleiten, hatte in der Nacht Streit mit derselben, worauf sie ihm drohte, sie wolle ihn verlassen und mit einem Andern leben. Durch Trun kenheit erhitzt, durch den Wortwechsel erbittert und bedroht von ihr, indem sie ein Messer ergriff und ihn im Bett überfiel, griff er nach einem Rasirmcsser und durchschnitt ihr die Gurgel in der Wuth des Jähzorns. Es traf sich, daß gerade um diese Zeit die Assisen in Southwark, dem südlichen Stadttheil Lon dons, in Thätigkeit waren. Binnen 36 Stunden nach der Verübung der That wurde Wright vor Gericht gestellt, aber „ohne Vertheidiger" belassen, da er weder Zeit noch „Mittel" gehabt, sich einen solchen zu beschaffen. Wie sich später heraus- gestellt, bekannte er sich des „Mordes" schuldig, weil er die Alternative des „Tod.schlags" nicht kannte und kein Vertheidiger da war, um diese Alternative für ihn zu ergreifen. Er wurde zum Tode verurtheilt. So weit die Thatbestände. George Townleh wurd begnadigt, Samuel Wright gehängt am 12 Januar d. I. Nach rechtskräftigem Urtheil über Townleh, geschahen Schritte von unzählichen einflußreichen Leuten in Derbyshire, wo die Unthat verübt, welche den Minister des Innern bewo gen, eine „nachträgliche" Untersuchung des Geisteszustandes Townleh'S anstellen zu lassen, was vor der Verurtheilung hätte geschehen müssen, wenn die kleinsten Zeichen von Geistesstörung vorhanden gewesen. Sir George Grey schickte eine Commission seiner Wahl ab und diese erklärte Townleh als von fixen Ideen und von korrupten Weltansichten besessen. Davon wurde zu rück auf seinen Gemüthszustand bei der Mordthat geschlossen und Townleh begnadigt. Nächste Folge war, daß 40 Richter auS Derbyshire bei Sir George Greh dagegen protestirten, daß ein Urtheil der Jmh auf Grund des Befundes Seiten« einer nachträglichen Commission und ohne öffentliches Verfahren umgestoßen werde. Sir George Grey verweigerte es jedoch, von diesem Protest Notiz zu nehmen. Für Wright, der kein wohlhabender Gentleman war und keine Connexionen hatte, geschahen Schritte aus dem Volke, zuerst allein, dann aber aus allen Ständen. Man erklärte: was man in Derbyshire pardonnirt habe, könne man in Midd- lesex nicht zum Galgen bringen. Ohnehin hatte schon der Protest der 40 Richter Sensation gemacht, die offen aussprachrn: wenn Townleh begnadigt bleibe, so würde der Vorwurf Kraft gewinnen, daß „em Gesetz für die Neichen und ein andere- für die Armen bestehe", Diese Phrase ist jetzt in dem Munde von Millionen. Herr Camphell Sleigh, obwohl Advokat der An klage gegen Wright, war rastlos in dem Bemühen, Sir George Greh zu bewegen, bei der Königin den Gnadenact zu befür worten, es als eine Ueberzeugung feststellend: „daß, hätte der Gefangene einen Vertheidiger gehabt, er von den Geschworenen nur de- TodtschlagS schuldig befunden worden wäre." DaN» folgten andere Richter Londons mit einem Memorial in gleichem