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«««»«», 1. Septem»« 1 Bezugs-Gebühr Anzeigen-Preise: m»r «-,«>><»», a,,»u»---"«!>» »Io-»» .«IHM- »-»igmai»- »-rd»- -»<» >»">»«al»n. Jas WaWmpromiß in Genf. Aufstellung von Regeln für die Wahl nichtständiger Ratsmitglieder. Eine Tanger-Äonjerenz mit -eulscher Beteiligung? - Kurswechsel ln Amerikas Schul-enpoMik? - Slreikunruhen in England. Vorbehaltlich -er polnischen guslimmnng. (Durch Sunkfpruch.» Genf, 81. August. Die Regeln, die der Unterausschuß de» Prüfungsausschuss«» am späten Abend unter varbehalt de» polnische« Vertreters Lokal, der seine »tim«« erst morgen »ei der Abstimmung im «ollanSschntz abgede« »ill. für die Wahl der »tchtstänbigen Ratsmitglieder ausgestellt hat, haben in der Uebrrsetzung folgenden Wortlaut: ' . Artikel 1: Die nichtständigen Mitglieder de» Rate» «erben für die Dauer von drei Jahren gewählt. Sie treten ihr Amt sofort nach ihrer Wahl an. Jede» Jahr wird ein Drittel der Mit glieder gewählt. Artikel 8: Tin auSscheldenbe» Mitglied kann während der auf den Ablauf des Mandate» folgenden drei Jahre nicht wieder» gewählt werden, e» sei denn, daß di« Bundesversammlung beim Ablauf de» Mandates ober im Laufe dieser drei Jahre mit Zweidrittelmehrheit anders beschließt. Jedoch darf die Zahl der auf diese Weise wtcdergewählten Mitglieder nicht mehr als ein Drittel der Gesamtzahl der im Rat sitzende» nichtständigen Mitglieder betragen. Artikel 8: Die Zahl der nichtständigen Mitglieder des Rate» wirb ans 8 erhöht. Artikel 4. Nebergangbbestimmunge«: 8 1. Im Jahre 192« werden 9 nichtständige Mitglieder des Rates von der Bundesversammlung in der Weise gewählt, Laß drei für drei Jahre, drei für zwei und drei für ein Jahr gewählt werben. 8 2. Bol, den im Jahr« 1928 auf diese Weis« gewählten 9 Mitgliedern können durch eine Entscheidung ber BundeSver- sammlung, die in besonderer Abstimmung mit Zweidrittel mehrheit zu treffen ist, b«^en» für wieder wählbar erklärt werben. 8 8. Die Eigenschaft ber Wiederwählbarkeit, die im Jahre 1928 im voranS einem oder zwei oder drei ber alSdann ge wählten Mitglieder etwa -uerkannt wird, läßt das Recht ber Bundesversammlung unberührt, in den Jahren 1927, 1928 und 1929 zugunsten anderer alsdann auS dem Rat aus» scheidender nichtständiger Mitglieder von ber in Artikel 2 vor gesehenen Befugnis Gebrauch zu machen. ES versteht sich indessen, baft. sofern bereit» drei Mitglieder 1928 die Eigen- schaft der Wicderwäblbarkeit besitzen, die Bundesversammlung von jener Befugnis in besonderen Ausnahmefällen Gebrauch machen wird. tW. T. B.) KlSruna -er spanischen Ansprüche. Die fragliche AuSglelchSbastS für de« spanische« Rttckzng. Genf. 81. August. Man hat allgemein den Eindruck, daß die heute früh veröffentlichte Erklärung der spanischen Regierung, in der sie unverhüllt Tanger als den Preis für den NatSsitz bezeichnet, die Lage wesentlich geklärt hat. Die Mitglieder ber Studtenkommisston ä..ßern sich zum Teil geradezu verblüfft über diese Erklärung der spanischen Regierung, die in einem Augenblick erfolgt, wo an der Genfer Ratstagung Ansprüche Spanien» mit großem Nachdruck und sehr viel Pathos vertreten werben. Ueber die Bereitschaft England», Frankrctchs und Italiens sich mit Spanien auf der von ihm angeboteUen Grundlage zu verständigen, verlautet hier vorläufig noch nicht». Der ständige RatSsttz für Spauien gilt nunmehr als gänzlich erledigt. ES handelt sich nur noch um die Frage, ob und welche Opfer England. Frankreich und Italien dafür zu bringen bereit sein werben, daß Spanien den Völkerbund nicht verläßt. Man zweifelt hier aber stark daran, daß die Opferwilltgkeit für diesen Zweck, wenigstens bet England und Frankreich sehr groß sein wird. Argentinien unlersMtzt Spanien» Forderungen. Genf, 81. August. Au» argentinischen Kreisen verlautet, baß ein Entschluß der Regierung über «ine Teilnahme an ber VölkerbunbSversammlung noch nicht vorliegt. Di« argen» tiuische Regierung will ihre Entschließung von der Regelung der Forderungen Spaniens aöhängig mache«. Falls Spanien sich a«S dem Völkerbünde »uriickziche« sollte, würde Argen tinien wie bereits in den letzten drei Jahre« sich während der versammln«« nicht vertrete« laste«. lT. U i Shamberlain bei Briand. (Durch Funkspruch-I Pari», 81. August. Der englische Staatssekretär Cham berlai« ist heute nachmittag in Pari» «ingetroffcn. Er wurde auf dem Bahnhofe von Außenminister Briand empfangen und hatte mit diesem in der englischen Botschaft eine längere Besprechnn g. Gegen 9 Uhr ist er nach Genf weiteroereist. lW. T. B.) Paris. 31. August. Die Abreise BriandS ist auf Mittwoch abend verschoben worden. Der für heute ge plante Mtntsterrat wird erst morgen stattfinden. Zwei Jahre Dawesplan. Sine Tanger Konferenz mit Deutschland? A-le-nuna italienischer Ansprüche. Genf. 81. August. Im Vordergründe de» Interesse» steht gegenwärtig wieder die Tanger-Frage. In unterrichteten Kreisen wird nach wie vor versichert, daß eiue Verbindung de» Tanger.Prvble«» mit der kpanlfche« Fordern«« ans eine« ständigen RatSsitz niemal» zugegeben werde« könne. Man vertritt den Standpunkt, daß an einer Lösung der Tanger-Frage nur diejenigen Staaten teilnehmen. könnten, die auf Grund der bestehenden Verträge unmittelbar an ber Tanger-Frage beteiligt sind. .Nach dem AlgeciraS-Vertrag und dem Tanger^Ltatut von 1928 sind die» bekanntlich nur Frankreich, Spanten und England, dagegen Italien nicht. Es verlautet, daß di« italienische«. Ansprüche ans eine weit gehende Mitberücksichtignng bei einer Nenregelnng der Tanger-Frage eine schrosfe Ablehnnng der französische« «nd ber englische« Regier»«« gesunde« habe«. Neuerdings verlautet, daß bet den letzten Verhandlungen der Juristen in London und Berlin auch die Frage berührt worden fei, ob Deutschland, da» bi» »um Kriege an der Verwaltung des Tanger-Gebiets beteiligt war, wieder hinzugezogen werden könnt« und hierdurch der Zustand wie vor dem Kriege wiederhergestellt werben würde. Obwohl sich diese Frage gegenwärtig noch im ersten Stadium befindet, scheint man geneigt zu sein, für Dentfchlant die Wieder herstellung de» BorkriegSzvstandeS »« schaffe«, »nd zwar würde «an dieser Lösung de« Vorrang gebe« vor einer Be teilig«»« Italien» an de« Tanger-Gebiet. sT.-N.) Ru»I«md verlanal Zuziehung. Mobka«, 81. August. Im Zusammenhang mit den von Spanien erhobenen Forderungen bezüglich Tanger wird, wie die Telegraphen-Agentur ber Sowjet-Union meldet» an maßgebender Stelle unter Hinweis darauf, baß zu de« Unter- zeichnern ber AlgeeiraS-Akte auch Rußland gehöre» erklärt, dt« Sowjet-Union werde in dieser Angelegenheit keine Aende- rnnge«. die ohne ihre Zustimmung „»genommen werde« sollte«, anerkenne». lW. T. B.j Mussolini ü-er Tanger-Frage un- Aakssitze Nom. 81. August. Im Ministerrat führt« Mussolini aus. -aß der »wischen Italien und Spanien abgeschlossene FreundichastS- und NeutralttätSvertrag «inen FrtebenSfaktor darftell«. Fall» zur Lösung des Tangerproblem« «ine tnternational« Konferenz elnberufrn werb«. habe Italien als Mtttelmeer-Großmacht und Unterzeichner -er AlgeciraS-Akte daS Recht zur Mitwirkung bereits beansprucht. Da» Tanger- Problem stehe mit ber Genfer NatSsttzsrage in keinem Zu- fammcnhang. Ferner sagte Mussolini, die Delegation Ita lien» ans der Vblkerbnndsversammlnng hätte die nötige Hand- lnngSsreiheit, «m z« «uvorhergesehenen Situationen Stellung nehme« zu können. Die französische Aniwork aus die spanische Aoie. Pari», 81. August. HwvaS meldet au» Madrid: Die fran- zöstsche Antwort auf die Note der spanischen Regierung über die Tanger-Frage spreche sich nicht so entschieden wie diejenige Großbritanniens «ege« die Siu-crnsnng einer internationalen Konseren, a«S. Sie weise darauf hin. baß Frankreich und Spanien fett mehreren Jahren in Marokko zusammenarbeiten, ohne daß Madrid die Tanger-Frage aufgerollt habe. Erneuke Drohungen Primo -e Aiveras. Paris, 81. August. Trotz ber ablehnenden Saltuna der Mächte und die Zurückweisung ber spanischen Tangeransprache auf der gestrigen Sitzung in Genf hält Primo deNtvera. wie auS einer in ber Presse wiedergegebenen neuen Unter redung mit ihm hervorgeht, seine Ansprüche unvermindert aufrecht. Er droht «icht nur mit dem Rücktritt Spaniens a«S dem Völkerbund, sonder« mit der Räumung der aauzen svanischen Marokkozone. Infolgedessen beschäftigt man sich in Pariser offiziellen Kreisen bereits ernsthaft mit etwa not- wendigen militärischen Maßnahmen für den eventuellen Fall ber Räumung des Rifs. Vte innerpoliljsche Vag» in Spanien. «bgelehute» RückkrlttSgesuch Prim» de RioeraS? London. 81. August. «Evening NewS" berichtet auS San Sebastian: Die politische Lage tu Spante« ist ruhig. Der König befindet sich noch immer in Santander. Angesicht» deS Konflikt» zwischen General Primo de Rivera und den Artillerie- und Kavallerieofftzieren erwartet man, bah ber KrtegSminister Dugue de Tetuan zurücktreten und daß General Sarre an seine Stelle treten werde, ber di« spanischen Truppen in ber Bucht von AlhucemaS führte. ES verlautet, baß General Primo de Rivera auch selbst seine« Rücktritt augedote« Hab«, baß jedoch ber König ihn ersucht habe, t« Jutereste de« Disziplin ber Ratio« seine« Posten bei« zubehalte«, bi» der Konflikt bezüglich der Befördern»» der Offiziere beigelegt sei. lW. T. B.) o» Revision! Der Eintritt Deutschlands tu das dritte Jahr des DaweS- planes steht im Zeichen sehr ernsthafter, von maßgebender Stelle gepflogener Erörterungen über eine Revision der u»S im Londoner Abkommen ausgebürdeten Lasten, nachdem diese sich rasch als auf die Dauer für die deutsche Wirtschaft untrag bar und gleichzeitig wegen der dadurch erzwungenen Foretv- rung unserer Ausfuhr für die Siegerstaaten als ««»orteil- Haft erwiesen haben. Die Erfüllung der deutschen Berpflich» tungen ist zwar bisher glatt vonstatten gegangen, ohne baß die Oeffentlichkeit sich wegen ber Zukunft allzu düster« Ge danken gemacht hätte, weil wir uns vorläufig noch t« Stadium der sogenannten Schonjahre befinden, die da» voll« Gewicht der Tributzahlungen nicht zur Geltung komme« lassen. Am 1. September 1928 aber, also in zwei Jahren, beginnen bie schlimmen sogeNannten Normaljahre, und dann stehen dem deutschen Volke Lasten in Aussicht, deren drückend« Schwere nur zu sehr geeignet ist. ihm den Schweiß au» de» Poren zu treiben und sich wie ein Alp auf daS national« Empfinden zu legen. Unsere bis jetzt gemachten Leistungen betragen nach dem Bericht de» Generalagenten ParSer Gilbert seit September 1921 bi» zum Mai 1926 insgesamt 1930)4 Millionen Goldmark. Hiervon erhielt Frankreich de» Hauptantcil mit 41)4 Prozent im ersten und 18 Prozent t« zweiten Reparattonsjahre, gegen 21.2 und 19,8 Prozent, di« an England gezahlt wurden. Belgien bekam 10)4 und 19 Prozent. Italien 6.3 und 6 Prozent. In den Rest teilten sich die übrigen Mitglieder des Versailler BeutekonzernS. Der Zinsenbienst für die Dawesanleihe nimmt von de« Ausgaben 8.7 Prozent ln Anspruch beinahe soviel, wie die Anteile Italiens und Jugoslawiens zusammen auSmache«. Das dritte Daweöjahr. bas vom 1. September 1926 bis 1927 läuft, beschränkt sich, noch aus >200 Millionen Gold» mark, aber schon Im vierten Jahre steigen öle Leistungen ans 1750 Millionen, um vom 1. Seotember 1928 an dt« ..Normalhöhe" von 2)4 Milliarden jährlich zu erreichen. DaS ist aber noch nicht genug des grausamen Spielö. Di« Ver sailler Gemütsmenschen wollten durchaus Deutschland wie eine Zitrone bis zum letzten Tropfen auspreflen und erfanden zu diesem Zwecke eine automatisch wirkende Schraube in Ge stalt des ..großen" und des „kleinen" Index. Diese beide« Ganghebel an der deutschen Wirtschaft machen dem aus beuterischen Erfindergeist ihrer Urheber alle Ehre. Nach dem k l e i n e n I n d e x soll ein steigender Wohlstand Deutsch lands ln einer Erhöhung des 2)4-Milltarben-JahreStrtb«tS in folgender Weise zum Ausdruck kommen: Wenn die ge samten kontrollierten Einnahmen, d. h. Zölle, Tabak, Zucker, Bier. Branntwein, im dritten Dawesjahr 1 Milliarde und im vierten Jahr 1)4 Milliarde übersteigen, so sollen die Leistungen die Deutschland aus seinem Staatshaushalt z« Neparatlonszweckcn zu machen hat, jeweils um ein Drittel dieses Ueberschusses. jedoch um nicht mehr alS 250 Millionen» erhöht werden. Nach diesem Zeitpunkt, also vom 1. Sep tember 1928 cn. tritt ber große Index in Kraft. Dieser Blutegel saugt sich an der deutschen Wirtschaft in nachstehend kurz gekennzeichneter Weise voll. Es werben sechs verschiedene Berglcichssaktoren, sogenannte Komponenten, aufgestellt, näm lich: 1. die Gesamtsumme der deutschen Ein- «nd Ausfuhr; 2. die im Eisenbahnverkehr beförderte Gütermenge nach Ge wicht; 3. der Gesamtwert des Verbrauches an Zucker, Tabak» Bier und Branntwein, berechnet nach den Verbraucher preisen: 1. die Gesamtsumme -er Einnahmen und Ausgabe» des ReichshaushaltS. abzüglich der zur Erfüllung deS Ver sailler Vertrages erforderlichen Beträge; v. die Gesamt bevölkerung Deutschlands; 6. der Verbrauch von Stein- und Braunkohle auf den Kopf der Bevölkerung. Soweit die Einnahmen anS dielen Komponenten di« Durchschnittsergebnisse der sechs Jahre 1912, 1913, 1926 RS 1929 lsür 1 bis 8) oder der Jahre 1927 bis 1929 (für 1 bi» 6) prozentual übersteigen, wird für jeden der sechs Kom ponenten ein Sechstel des prozentualen Ueberlchuffe» ge nommen und um den so gewonnenen Prozentsatz der Jahr«»- trlbut von 2)4 Milliarden Goldmark gesteigert. Ein Betwiel: Nimmt man an. baß Deutschlands Bevölkerung jährlich um 1 Prozent zunimmt, so würde allein auS diesem Komponeuien die Belastung jedes Jahr um '/, Prozent steigen. Für 1910, also zwölf Jahre nach 1928, ergibt sich alletn au» dieser Quelle, selbst wenn all« anderen Komponenten den erforder lichen Mehrbetrag nicht erreichten, ein jährlicher Zuschlag von rund 50 Millionen Goldmark j'/, Prozent von 2)4 Mil liarden — 4,1 Millionen X 12 --- 19,2 Millionen. Fall» die übrigen Komponenten in dem gleichen Maß« wie di« Ve- völkerungSzahl anziehen, würde sich di« Summe auf daS Sechsfache, also 800 Millionen Mark, erhöhen. Dt« Kom ponenten sind zum Teil ganz willkürlich gewählt und lasse« bie notwendige Rücksicht aus den Zustand der Gesamtwtrt- schaft vermissen. Wenn beispielsweise die Bevölkerung Deutschland» zunimmt so steigt notwendigerweise automatisch auch der Verbrauch von Tabak. Bier und Branntwein und ebenso der von Kohl«, ohne daß deshalb notwendigerweise auch -er allgemein« national« Wohlstand »»nehmen müßte»