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88. Jahrgang. Jk 274. veiug«-Gebühr »leNelltlhrl. sür Drr». den bet »Lglich zwei maliger Junagitng (an Sonn- und Äoniagen nur einmal) »,l>ü M.. durch auewllrlig, «am. mlljionilre di, ».du M. Bei einmaliger Zu- Heilung durch die Post rM.<ol»ieBeste»gcidj. Slualand: Oester- retch-Ungarn !>.«» Nr., Schweiz »,«L Frk,.. Jlalien 7.17 Lire. — Nachdruck nur mit deutlicher vuellen- angad» <.,Dr«,dncr Nachr.">zulii>ltg. Iln- oerlangie Manuslriple werd.nichlauldcwahrt. Telegramm-Adresse: Nachrichten Dresden. Sammelnnmmcr für sämtl-Tclephonanschlüsse: 35241. Nachtanschlust: 11. Sonnabend, 4. Oktober 1913. KegrckrrSeL 1858 Druck und Verlag von Liepsch §e Reichardt in Dresden. Söi-IIVie L Anzeigen-Taris. Annahme von 7lnlün- digungcn bis nachm. » Uhr. Sonntags »ui Malienstrahe :I8 von II dt» '/»> Uhr. Die einlpaltige Zeile ietrva 8 Silben) »0 Pi., die zweisvaiiige Zeile auf Tertseiie 70 Pi. d.e zweijpoli. NellamczeU- I.kb M.. Familie» Nachrichien aus Dres den die einipali. Zeile Lb Ps. — I» Nun,, »lern nach So»» und Feiertage» erhöhter Daris. — Auswärtige AusirSge nur gegen Vorausbezahlung. — JedesBelegblalilbPs. Hauptgeschäftssteller Marienstrastc »8 4«. o - grössten kortlonsu m ö-r Stllät ist» Hram« vrescjner I^elcj8ctilö88ckien - bleibt unübertroffen! XVssckgssckii'r'S kür jedes Nnnner K6,ih>>. Hoflieferant KüiN8-so1iaiiii-8tlALe. ,»S2 Ookrüncko. ,SS2. U/"L limileil-ki.. «SMIIM «M r? :: - ^ QwlZss i-SAS,- OI7LLNO AMRI!ml!k»-L..üinsliemilslr lliiijNiMtM. uiMnlMWMlirvietiliiiiig. 1^R 11U1» ALrv eittgo Lesev. Mutmasilichc Witterung: Westwinde, wolkig, kein erheblicher Niederschlag. Ein Sonn tagSblatt für das sächsische Heer erscheint seit dem 1. Oktober. Der Dresdner Stadtrat Kommerzienrat Friedrich ist Sestern mittag in Loschwitz im 7«. Lebensjahre gestorben. Der Bnndcsrat hielt heute seine erste Plenar sitzung nach den Ferien ab: die b r a u n s ch w c i g i s ch e T h r o n s v l g e f r a g c kam nicht zur Perhandlung. Die N c i ch s r c g i c r n n g beschloß die Einstellung einer EtatSfordcrung von 400 00« Mark in das Budget zur Tuberkulosebekämpfung. Der Deutsche Hände Istag wandte sich in einer Eingabe an den Bnndesrat gegen die Beschlüsse der Reichs- tagSkommission über die Kvnknrrcnzklansel. Die Anarchisten bereiten sür de» Winter eine große Propaganda vor, die in erster Linie dem Austritt aus der Landeskirche gelten soll. Der K ö n i g v v n G riechcnland berief die bereits entlassenen Reservisten - Jahrgänge 1001/00 der Jagerbatnillvnc wieder zu den W affen. Der frühere türkische Finanzminister Dschavid Bei wird zur Regelung finanzieller Fragen und der klcinasia- tischcn Eisenbabnpläne demnächst nach Berlin fahren. Die englische Admiralität hat einen zweiten L n s t s l v t t e n st ü tz p u n k t sür die Flotte in Castle un weit Southampton geschaffen. Der n o r d a m c r i k a n i s ch e S c n a t nahm den Kon- sercnzbcricht über die Tarisbill mit 3V gegen 17 Stim men an. Ae Sorge um die Sstmark verschwindet nicht ans der öffentlichen Diskussion. Ist cs denn auch ein Wunder, wenn man hört, das, die An siedlungsarbeit seit langen Monaten fast eingestellt ist. das, dir Kommission ihre kümmerliche Tätigkeit ohne einen Präsidenten führt und jeglichen Interesses an den mast- gebcndcn Stellen in Berlin entbehrt-' Haben wir cs nicht erlebt, das, das P a r z c l l i e r » n g s g e s c tz, das. seit 1008 in Aussicht gestellt ist, immer wieder vertagt wurde, das, immer neue Gründe sür die Verschleppung geltend ge macht wurden, wiewohl die polnischen Ansiedlnngsbanken aus dem Gebiete der Banernansicdlnng eine immer ge fahrdrohendere Tätigkeit entfalte», und das, das Ent eis n n n g s g c s e tz, das seinerzeit mit so grosten Schwierigkeiten zustande kam. so gut wie gar nicht an- gcwcndct wird, weil man eine energische Anwendung scheut, weil man den Kampf fürchtet? Die frcikvnser - vative Fraktion des prcustischen Abgeordnetenhauses wies neulich mit Recht in ihrem R e ch c n s ch a s t s b e r i ch t über die verflossene Landtagsscssivn ans die tief bedauer liche Tatsache hin, das, das nntionalgesinntc deutsche Volk seit mehr als vier Jahren vergebens auf eine cnergi s ch c Anwendung des Enteignungsgesetzes wartet, und das, die schwächliche Haltung der prcustischen Regierung auf die deutschen Schichten in der Provinz Posen, die im Vorder gründe des Nationalitütcnkampscs stehen, geradezu ent mutigend wirkt. In den wenigen Fällen, in denen die Regierung i», Winter 1012/13 mit der Enteignung pol nischen Grundbesitzes vorgcgangen ist. hat sie so zaghaft zugcgrifscn, dast von einer nachhaltigen Wirkung nicht das geringste zu spüren ist. Der Landgewinn ist so minimal gewesen, dast er kaum der Rede wert ist. Die Alarmrufe, die ob dieser schwachen Versuche die pol nische Presse erhoben hat, scheinen die Berliner Negierung vollends ctngcschüchtcrt zu haben. So wie die Dinge jetzt liegen, stellt sich das E n t e ig n u n g sg c s e tz als eine stumpfe Waffe dar. Tic ewig wiederholte Behaup tung, das, die Ansicdlungskvmmission noch über genügend Land zu Ansiedlungszwecken verfüge, wird durch die Tat sachen n<s absurdum geführt. Tatsächlich lebt die An siedlungskommission nur von den wenigen Stücken Land, die sie aus dem Gütcrkomplex des Grvsthcrzogs von Sachsen-Weimar und des Herzogs von Sachsen-Kvburg- Gotha erstanden hat, die diese ihr vielmehr über lassen haben. Von einem plan »lästigen Ankauf von Land und systematischer Enteignung ist keine Rebe mehr. Ungeheure Werte, die in mühsamer, jahrzehntelanger Ar beit gewonnen worden sind, gehen in kurzem Zeitraum wieder verloren. Jahre werden dazu gehören, um das Verlorene wieder einzubringen. Der verhängnisvolle Zickzackkurs treibt wieder sein Wesen. Dabei sind die Polen so mächtig geworden, dast cs für die Deutschen in Posen kaum noch möglich ist, ihnen ein wirksames Gegengewicht zu halten. Der polnische Mittelstand ist zu einer gewaltigen Macht angewachsen, zu einer politischen und finanziellen. Unbegrenzte Hilfs kräfte stehen ihm zur Verfügung, Banken und Krcdit- vcrcinc. Die kleine Schicht des polnischen Adels ist zur Bedeutungslosigkeit verurteilt. Die Demokratie, die im Mittelstände und in den unteren Schichten sich verkörpert, beherrscht das ganze nationale Leben der Polen und schärst und häuft die Gegensätze in den Grenzmarken in rücksichts loser und unerträglicher Weise. In diesem aufreibenden Kampfe sehen sich die Deutschen von der Regierung im Stich gelassen. Die prcustischen Beamten, die nach der Ost mark kommen, stehen den Nationalitätenkämpsen fremd gegenüber und betrachten bedauerlicherweise die Provinz Posen als ein Versuchs- und Experimentier- feld. Wirklich tüchtige Beamte, die den Wert deutschen Volkstums zu schätzen wissen, wie der frühere Oberprttsidcnt v. Waldvw, verlassen die Provinz, weil sic die ewig schwan kende Politik nicht mitmachen wollen. Sein Nachfolger, der jetzige Oberpräsidcnt v. Schwarz kopf, aber scheint dazu anscrschcn zu sein, die Ver söhn u n g S p o l i t i k in grostem Stile zu betreiben. Seine Bemühungen, die Gunst des polnischen Adels z» gewinnen, haben ja bei einem kleinen Teile dieser Schicht auch vorübergehenden Erfolg gehabt, leider aber ist dieser, in der polnischen Volksgemeinschaft zur Einflnstlosigkeit vcr dämmt. Die polnischen Blätter haben zu den Versöhnungs- Versuchen der prcustischen Regierung nur in ablehnen dem Sinne Stellung genommen. Selbst die konservativen Blätter, die die .Anfsassnngcn des polnischen Grvstgrnnd- bcsitzes und eines Teiles der gebildeten Schicht wiedcrgeben, wie der in Posen erscheinende „Dzicnnit Pvznanski" und der Krakauer „Ezaö", äustertcn sich durchaus mastvoll, aber un zweideutig gegen den Vcrsöhnnngsknrs und die polnischen Vcrsöhnungspolitiker. Die im Poscncr Nesidenzschloh ge sprochenen Worte des Kaisers mit der Mahnung an die Polen, in Treue gegen ihren König und ihr prcusti- sches Vaterland sestzustchen und sich die Errungenschaften der deutschen Kultur z» eigen zu machen, sind in den Wind gesprochen morden. Nein, diese Leute wollen nicht versöhnt sein, sic sehen in den Deutschen Posen? und Westprcustcns nur die Eindringlinge, sic wollen auch nichts wissen von einem „N e b c r g a n g s st a d i u m", dem dann das Stadium der „Versöhnung" zu folgen habe, sie lehnen das eine so gut ab wie das andere. Die preustischc Regie rung lädt eine schwere Verantwortung aus sich, wenn sic dem Versöhnnngsphantvm noch weiter nachjagt. Man must fast annehmcn, dast man in Berlin nun eine „abwartende" Politik verfolgen wolle. Ver schiedene Anzeichen und Kvrrcspvndenzmeldungen deuten leider darauf hin. Da must doch die nationale Presse mit Recht fragen, was denn eigentlich abgewartet werden soll. Erfahrungen dürften ans diesem Gebiete wahrhastig nicht mehr zu sammeln sein. Mit Güte und Schmeicheleien sind die Polen, daS beweist der ganze Verlaus der Geschichte, nicht zu gewinnen, sondern nur mit Strenge zn regieren. Da her must mit allem Nachdruck gefordert werden, das; die Regierung ihre Versöhnnngsgedanken ausgibt. Man verweise uns doch ja nichi ans Galizien und erzähle uns von dem „schönen und lobenswerten Patrio tismus" der österreichischen Polen. Die polnische „Treue" zum österreichischen Hcrrscherhanse besteht nur so lange, als cs den Polen in Galizien vorteilhaft erscheint, ihre „Loyalität" ist eine solche auf tägliche Kündi gung und ihre Politik ist eine reine >io nt ckos-Politik. In der Stille aber wird an der Stärkung der polnischen Volkskräfte, an der Vorbereitung sür den Rcvolntions- lampf um die selbständige Existenz gearbeitet. Die Stell ung der Polen ist heule schon sür Oesterreich eine Lebens frage. sie ist es in gewissem Sinne auch für Prensten und Deutschland, aber nicht in dem Sinne, dast wir uns die polnische Methode Oesterreichs ancigne» müssten. Man lese beispielsweise die im Verlage der „Politik" erschienene Schrift des Polen Constantin Ritter v. G i l w i ck i über „Preustischc Polen- nnd- Dcntschc Wcltpoli - tik" und man wirb erkennen, dast eS den Polen Gali ziens ebensowenig wie de» preußischen Polen mit ihrer Empfehlung einer „humaneren" Polcnpolitik auf eine innerliche^. Stärkung Oesterreichs und Deutschlands an- ^ kommt, sondern nur aus eine Schwächung, um das pol nische Natioiialrcich desto sicherer wieder ansrichten zn können. Unter dem Vorwände, den Polen in Prensten ein besseres LoS zu verschaffen und die Durchführung des Ent- eignnngsgcsctzcs abzuwcnden, wird dort in einer Weise gegen Prensten und Deutschland gehetzt, die niedriger ge hängt werden must. Da wird der Dreiverband sür die Zwecke Polens mobil gemacht, Rnstland an den Wagen Polens gespannt, ihm eine polensrcundliche Politik schmackhaft gemacht, um Polen als Sturmbock gegen Prensten zu benutzen. Da wird weiter den russischen Polen eine Schwenkung in ihrem Verhalten zu Rustland emp fohlen und die Allmacht des slawischen Gedankens und die Gewalt des Neornrnslawismns in einer Art in den Vordergrund gerückt, die an Deutlichkeit nichts zu wün schen übrig lästt. Der Verfasser sieht einen grosten slawi schen Staatenbnnd entstehen und er hofft ans den Tag, an dem dieser die Abrechnung mit dem Germanen tum vollziehen wird. Tie südslawische Frage bezeichnet er selbst als den Hebel, um die Zukunft des Slawentums in Oesterreich zn lösen, natürlich in ncopanslawistischem Sinne, und Serbien als das Piemont der Süd- slawen Oesterreichs. Solche Gcdankcngänge sprechen sür sich. Schließlich sei noch erwähnt, daß die galizischcn Polen ausgcsvrdcrt werden, die Enteignungen in der öster reichischen Delegation zur Sprache zu bringen und ihre Forderungen zu stellen. Sapieuti eat.! Zrahtmeldungen vom I. Oktober. Der Kaiser in Königsberg. Königsberg i. Pr. Der Kaiser ist, wie schon kurz gemeldet, von Rvminten kommend, heute mittag um 1 Uhr mit dem Fürsten zu Dohna und den Herren seines Ge folges aus dem hiesigen Hanptbahnhosc eingetrvfscn und hat sich im Automobil, überall in den mit Tannen geschmück ten Straßen lebhaft begrüßt, nach den neuen KascrncmcntS seines Grenadier-Regiments „König Wilhelm" i2. vstprcust.s Nr. 3 vor dem Rostgärtcr-Tvr begeben. Vor den festlich geschmückten Kasernen hatte das Regiment Ausstellung ge nommen. Auch der Verein „Ehemaliger 3. Grenadiere" war erschienen. Der Kaiser begrüßte das Regiment und den Verein und nahm im Kasino der Offiziere das Früh stück ein. Kurz nach 3 Uhr fuhr der Kaiser nach dem Hauptbahnhosc und reiste 3 Uhr 3» Min. mit Sonderzng nach Tanzig-Lnngsnhr ab. Kein Besuch Kaiser Wilhelms i» Wien. Berlin. Die Meldung des „Wiener Deutschen VolkS- blattes", wonach in Wien an zuständiger Stelle von einem B csuch e K aiscr W ilhclms in Schönbrunn gelegen« lich der Jagdreise »ach Kvnopischt nichts bekannt ist. wird dem „Verl. Lok.-Anz." bestätigt. Auch in nnterrichictcn deutschen Kreisen weist man nichts von der Absicht eines Besuches in Schönbrunn. Die erste Bnndesratssitznng nach den Ferien. Berlin. In der heutigen Sitzung des BundcS- rates wurde die Wahl der Bundesstaaten in die Aus schüsse 3 bis ll vollzogen. Den zuständigen Ausschüssen wurden überwiesen der Antrag Bayerns, Württembergs. Badens und Elsast-Lvthringcns zu dem Entwurf eines Gesetzes über den Z v l l v e r e i n i g u n g s v e r t r a g vom 3. Juli 1337, der Entwurf eines Gesetzes über die Wiederaufnahme eines Disziplinarverfahrens, der Entwnrs von Bestimmungen über die Herstellung von Zigarren »sw. in der Heimarbeit, der Entwurf von Anssührnngsbcstimmungen zu 8 107, Abs. 1 des B r a n il t w c i n st e u c r g c s e tz c S, der Entwurf von Ausführnngsbcstimmnngcn über die Gewährung von Bei hilfen an Kriegsteilnehmer und der Entwurf von Vorschriften zur Abänderung der Vorschriften über den Befähigungsnachweis und die Prüfung der Maschi nisten auf S c c d a m p f s ch i f f e n. Zugestinimt wurde der Acndcrung der Znckcrsteucraussührnngs- b c sr i m in n n g c n , dem Anträge über die Ausführungs- bestiinmungcn znm R e i ch s st c in p.c l g c s c tz vom 3. Juli 1013 und der Vorlage über die Amtsdaner der gegenwärtig nicht ständigen Mitglieder des R cichsvcrsi ch e r u n g s- amtcü aus dem Stande der Arbeitgeber und der Ver sicherte». Deutsche Vorarbeiten sür die „Titallir"-Konsercnz. Berlin. Im Rcichöamt des Innern fand heute die abschließende Konsercnz zur Beratung der Sicherheits maßnahmen füb die überseeische Personenbeför derung statt, an der außer den Kommissaren der beteilig ten Ncichsämtcr und prcustischen Ministerien, sowie der Nachgeordneten Nctchsbchördcn Vertreter der Bnndesregie- rungen und der bereits an den Konferenzen vom «!. Mai und 28. Oktober 1012 beteiligt gewesene» Körperschaften und Vereine tcilnahmcn. Wie im Eingang der Verhand lungen mitgetcilt wurde, bat die g r v st b r i t a » n i s ch e Negierung inzwischen die Einladung zur Alternativ-