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Dresdner Nachrichten : 25.06.1867
- Erscheinungsdatum
- 1867-06-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-186706252
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18670625
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18670625
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1867
-
Monat
1867-06
- Tag 1867-06-25
-
Monat
1867-06
-
Jahr
1867
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 25.06.1867
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Dmmmoa«äu M V-rhattmsje mehl gekannt fmk», vie offenttiche Atemung irre füh ren, eine nachtheilig unverdiente Beachtung immerhin finden und der Vennuthung Raum geben können, als ob z. B. hier in Bautzen Alles drunter und drüber ginge, während doch Alles in Frieden und Freundschaft hier mit einander verkehrt. — Unser Bürgerschießen konnte im vorigen Jahre nicht abgehalten «erden; dasselbe gemährt, wenn auch Gelegenheit genug zum Geldverthun, doch auch andererseits nach vielen Seiten hin Ver dienst; die, Gott sei Dank, friedlichen Zustände gestatten nun, zu unserem altherkömmlichen Feste zurückzukehren; aber anstatt darüber Freude zu empfinden und dasselbe nach Kräften zu för dern zu suchen, gefallen langweilige Menschen sich darin, Miß töne hinein zu bringen und sich in Sachen zu mischen, die ihnen eigentlich gar nichts angehen. — Wir fragen nur, wie würde der Verfasser jenes Artikels geurtheilt haben, wenn wirklich das Schießfest aus den von ihm hervorgesuchten Gründen offiziell abgesagt worden wäre? Würde er nicht gerade erst hierin eine schmähliche Provoealion, eine Beleidigung beider Theile und dergleichen mehr, eine Verkümmerung des Verdienstes heraus- gefunden haben und mit seinem beschränkten Unterthanenverstande nicht erst recht in Conflict gerathen sein? Aber es giebt Leute, besonders in jetziger Zeit, denen aus purer langer Weile nichts recht zu machen ist, damit sie nur Alles und Jedes bekritteln können. Es liegt in der Natur der Sache, daß, zumal bei gemischten Elementen, Neibungen zwischen Eivil und Militär Vorkommen; es ist dies von jeher so gewesen und wird immer so sein, sei eS in Sachsen oder in Preußen oder in Baiern oder sonst wo, das bleibt sich gleich, und eine Stadt ist deshalb noch nicht total verrufen, in welcher gelegentlich einmal solche Rau fereien sich ereignen, die hinterher gewöhnlich in allgemeines Wohlgefallen sich auslösen. Auf beiden Theilen sind es auch immer nur Einzelne, die Zänkereien Hervorrufen, und sowie es ungerecht wäre, auf einer Seite ein ganzes Bataillon deshalb verantwortlich machen zu wollen, ebenso unstatthaft ist es auf der anderen Seite, einiger weniger, gewöhnlich den niedersten Ständen ungehöriger Ercedenten wegen die ganze Einwohner schaft einer Stadt bloSzustellen, deren Bürger und sonstige an ständige Einwohner sich noch niemals an einem solchen Tumult betheiligt haben, vielmehr Vorkommnisse der Art entschieden mißbilligen. — Geradezu lächerlich wäre es aber nun, etwa die Dresdener Vogelwiese oder speciell unser Volks fest deshalb verbieten zu wollen, blos weil möglicherweise wie der ein paar junge Hitzköpfe an einander gerathen könnten, die vielleicht einer und derselben jungen Dame die Cour schneiden oder ewige Treue geschworen haben. — Man muß nur nicht den Unfrieden absichtlich erst herbei citiren; und eine gute Civil- und Militärpolizei, in dienstfreundlicher Vereinigung, würde übrigens auch, wenn nöthig, Ruhe und Ordnung schon zu schaffen wissen. — Was nun das Verhältniß der hiesigen Bür ger- und sonstigen Einwohnerschaft den Herren Offizieren gegen über anlangt, so ist das in jenem Artikel Gesagte ebenfalls auch blos eitel Geschwätz und Faselei —, daß in Bautzen, dem Fremden gegenüber, selbst wenn derselbe schon längere Zeit hier ist, ja m?.n kann sagen, überhaupt ein etwas exclu siver Ton herrscht, ist eine von Manchem schon längst empfun dene Thatsache und hat in dieser Beziehung unserer guten Stadt such keinen schmeichelhaften Ruf eingebracht; es ändert sich dies vielleicht auch mit der Zeit, vorerst muß man es aber nehmen, wie s ist und sowie ein Jeder, der nach einer andern Stadt übersicdclt, sich darin erst eingewöhnen muß, so wird auch jeder sich bald in die Eigenthümlichkeiten unserer Stadt hinein finden, und wenn er sonst das Zeug dazu hat, sich zu verwerthen wissen, sich gefallen und Wohlbefinden, ohne aber, wenn dies Alles nicht zuträfe, das Recht zu haben, der Gesammtheit einen Borwurf deshalb machen zu wollen. — Sowie nun die preu ßischen Mannschaften selbst, von Beginn des vorjährigen Feld zuges an bis neuerer Zeit hier immer freundlich und rücksichts voll ausgenommen worden sind, wie die wechselnden Truppen- theile bei ihren Abmärschen jedesmal öffentlich anerkannt haben, so könnte auch nur die vorsätzlichste Verleumdung oder die er bärmlichste Leckerei und Tendenzmacherei behaupten wollen, daß besonders dm gegenwärtig hier garnisonirenden Herren Ofsicieren bis jetzt in irgend Etwas hier zu nahe zetteten worden wäre; die preußischen Herren Officierc, vom Obersten herab, sind im Gegentheil allgemein beliebt und vermöge ihres feinen, takt vollen, gebildeten Auftretens und bücgerfreundlichen Sinnes, worin sie sich, ganz offen gestanden, vor manchem unserer eige nen Landsleute auszeichnen, mit Recht überall gern gesehene, willkommene Gäste und Gesellschafter, denen sich Niemand ab sichtlich abschlicßt. Wenn die Herren Officiere unser Volksfest mit ihrer Anwesenheit beehrm, werden sie, wie jeder andere chargirte oder nicht chargirte preußische Soldat, selbstverständlich eben so freundlich empfangen und begrüßt sein, wie alle An deren, die zu uns kommen, um einige Stunden des Festes heiter und harmlos zu begehen, und sowie wir nun zuversichtlich Hessen, durch vorstehende Auseinandersetzungen den ewigm Hetze reim über unsere Stadt ein Ende gemacht und unser bevor stehendes Volksfest auf die Bahn der wahren Heiterkeit und ungetrübten Fröhlichkeit gelenkt zu haben, so würden wir uns auch aufrichtig freuen, wäre dem Verfasser jenes Artikels der „Constitutionellen Zeitung" gleichzeitig dadurch zu der Einsicht verhelfen, daß fader Witz und beschränkter Uuterthanenverstand Dinge sind, die ihn bis zur Stunde noch nicht verlassen haben. — Oeffcntliche Gerichtssitzung am 24. Juni. Zwischen Marie Voigtmann, Magd im Gasthofe zu Serkowitz, und der vcrehl. Winkler, der Ehefrau des dortigen Schmied, schwebten im April d. I. zwei gegenseitige Denunciationen. Die Marie Voigtmann sollte gesagt haben, daß die Winkler uner laubten Umgang mit dem Jäger und Gesellen gehabt habe. Auf gestellten Strafantrag Seitens der Winkler fand zwar eine gerichtliche Befragung statt, die Voigtmann wurde aber frei- zesprochen, da ein Beweis, daß die Voigtmann dies gesagt habe, licht erbracht werden konnte, indem die genannten Zeugen er klärten, Nichts zu missen. In dieser Zeit nun war einmal der Lräutigam der Voigtmann zur Winkler gegangen, um zu er- ahren, was seine Braut mit der Sache zu thun habe. Gegen Uesen hat sich die Winkler über die Vcigtmann in einer Weise uSgesprochen, welche den Anlaß zur Klage wegen Ehrverletzung. und gleichzeitig in allen verbündeten Staatm erfolgen. Somit wird der nationalen Entwickelung Deutschlands der neue Boden bereitet sein, den fruchtbringend zu machen sich alle patriotischen Kräfte vereinigen werden. Da» preußische Volk aber wird auf Winkler und that"dieS auch in, heutigen Termine, da aber eine die Neugestaltung Deutschlands um so mehr mit Genugtuung ferner Verurteilung in 1 Thtr. 10 Ngr. Strafe und auch zum heutigen Einspruch abgab. Die Winkler hatte nämlich die Voigtmann daS schlechteste Mensch geheißen, was eS in der Welt gebe. DieS gesagt zu haben, bestreitet nun allerdings die beschworene Aussage des Zeugen vorliegt, so erfolgte die Be stätigung des gerichtsamtlichen Urtels. — Der beim Gutsbesitzer Böhme in Schönbom bei Radeberg dienende Knecht Carl Thieme befand sich im Monate November am Tage vor dem Bußtage in der Schenke zu Schönborn. Wegen des Preises für ein Viertelcheu SchuapS kam es zw schen Thieme und dem Schänkwirt und Ortsrichter Pietsch zum Streite. Thieme be ruhigte sich nicht, sondern schrie und sprach laut. Die anwesen den Gäste wurden über dieses Gebahreu Thieme's unwillig und forderten dessen Entkernung. Der Wirth ermahnte Thieme drei Real zur Ruhe, aber umsonst. Endlich faßte er ihn am Arme au und führte ihn zur Thür hinaus, wobei vom Buffet mehrere Gläser heruntergeworsen wurden. Thieme wollte sich dies nicht gefallen lassen, sondern zog seinen Arm gewaltsam wieder aus dem des Wuchs heraus. In dieser Handlungsweise wurde, nachdem der Gensdarm wegen der nächtlichen Ruhestörung und des Ereesses Anzeige erstattet hatte, von, Gerichts amt Radeberg eine Widersetzlichkeit gegen erlaubte Selbst hilfe gefunden und Thieme wegen dieser Handlung zu einer Woche und wegen des Ereesses zu vier Tagen Gefängnis; ver urteilt; außerdem hat er die Kosten der Untersuchung zu tra gen. Gegen diesen Bescheid erhob Thieme Einspruch. Staats anwalt Held verwendet sich für Herabsetzung der Strafe, auf den im Bescheide angenommenen Thatbestand Bezug nehmend. Dieser Ausführung schloß sich der Gerichtshof an und refsr- mirtc den Bescheid dahin, daß Thieme nur noch 3 Tage wegen der Widersetzung zu verbüßen hat, auch die 4 Tage wegen Exceß wurden Thieme erlassen, weil man in der Handlungs weise desselben nur ein ungebührliches Benehmen erblickte. — Auf dem Rittergut Rothschönberg dienten unter andern zwei Knechte, Richter und Walther. In der Woche vor Pfingsten waren Richter 7 Thlr. Papiergeld aus seiner Lade abhanden ge kommen. Er glaubte, daß Walther ihm dies genommen hatte, und wurde in dem Glauben bestärkt, als am zweiten Psingst- feiertage Walther seinem Vater 7 Thlr. gegeben hatte. Am Tage darauf beschlug der Schmied Schurig die Pferde, welche Richter zu verpflegen hatte. Letzterer erzählte dein Elfteren den ihn betroffenen Verlust und forderte ihn auf, die Lade Wal thers zu öffnen. Schurig ging darauf ein, und als nun fünf Thaler in Silber in der Lade gesunden wurden, hat Richter dieses Geld an sich genommen. Walther zeigte nun den Dieb stahl an und der Verdacht lenkte sich aus Richter. Die Unter suchung wurde aber bald eingestellt, da sich nichts gegen Richter ergab. Kurze Zeit nach der Entlassung Richters aus der Haft zeigte der Gensdarm an, daß er ermittelt habe, daß an jenem Tage Richter mit Schurig in der Waltherschen Kammer gewe sen sei. Es erfolgte wiederum Vernehmung; wegen ausgezeich neten Diebstahls wurde vom Bezirksgericht gegen Beide die Un tersuchung zwar eingestellt, aber die Sache wegen einfachen Diebstahls an das Gerichtsamt Wilsdruff verwiesen. Da es sich nun herauSftellte, daß Richter dem Schurig die 5 Thlr. später übergeben hatte, um sie in Walthers Lade wieder zu legen, und dieser mit dem Schirrmeister Schumann dieses Geld gelhcilt und nicht in die Lade gelegt hatte, so wurde auch auf diesen wegen Partiererei die Untersuchung erstreckt. Das Gerichtsamt Wilsdruff erblickte in der Handlungsweise der Angeschuldigten nur eine unerlaubte Selbsthilfe und sprach sie frei, weil ein Antrag des Verletzten nicht vorliege. Die Staatsanwaltschaft hatte hiergegen Einspruch erhoben, weil die Angeklagten kein Anhalten dafür gehabt hätten, daß Walther der Dieb des Rich- terschen Geldes sei; auch hätten sich Schurig und Schumann der Unterschlagung schuldig gemacht, da sie geständigermaßen die fünf Thaler nicht ebgeliefert haben. Der Gerichtshof schloß sich der Beweisführung des Staatsanwalts Held hin sichtlich Schurig und Schumann an und änderte das Erkennt- niß dahin ab, daß Richter klagsrei zu sprechen sei, Schurig und Schumann aber wegen Unterschlagung 16 und 10 Tage Ge fängnis; zu verbüßen hätten. — In ocr letzten Verhandlung handelte es sich um eine üble Nachrede, welche die Henriette Friederike verchel. Schneidenbach gegen die Ehefrau des Gustav Friedrich Schmidtchen hier gebraucht hat. Der Ehemann der Schmidtchen erhob Klage, und es erfolgte die Verurteilung der Schneidcnbach zu 8 Thlr. Geldstrafe, welche ihr aber erlassen werden soll, wenn sie den Reinigungseid schwört. Dagegen erhob der Kläger Einspruch sund benannte eine Zeugin, welche jene üble Nachrede gehört haben soll. Die Zeugin wurde auch nachträglich abgehört und bestätigte die Anklage. Von Seiten des Gerichtshofs erfolgte heute der Richterspruch dahin, daß nun die Schneidenbach 8 Thlr. Geldstrafe zahlen oder zwei Wochen lang Gefängnißstrafe erleiden soll. TageSgeschichte. Berlin, Montag, 24. Juni, Nachmittags 3 Uhr. (Dr. Journ. Soeben ist ver Landtag geschlossen worden. Der Fi nanzminister v. d. Heydt hielt folgende Landtagsschlußrede: „Erlauchte, edle und geehrte Herren von beiden Häusern des Landtags! Se. Maj. der König haben mir den Auftrag zu ertheilen geruht, die Sitzungen der beiden Häuker des Landtags der Monarchie in Allerhöchstihrem Namen zu schließen. Die Negierung Sr. Majestät erkennt eS mit lebhaftem Danke an, daß das Herrenhaus mit Einstimmigkeit, das Abgeordnetenhaus mit weit überwiegender Mehrheit die Zustimmung zu der Ver fassung des norddeutschen Bundes ertheilt haben. In der Be reitwilligkeit, mit der die beiden Häuser dabei unter Ueberwin- dung entgegen stehender Bedenken auf einen Theil ihrer bis herigen Rechte verzichtet haben, ehrt die Negierung Sr. Maj. eine neue Bewährung des deutschen Sinnes und der patrirti- schen Hingebung, welche das Erbtheil des preußischen Volkes sind und auf welchen Preußens Beruf für Deutschland begrün det ist. Durch die Zustimmung der preußischen Landesvertrc- tung zur Errichtung des nordvcusschen Bundes sind nunmehr alle Vorbedingungen für die Geltung desselben in Preußen er füllt Die Verkündigung der Bundesverfassung wird unvcrwcilt blicken können, als dieselbe den Keimen entsprossen ist, welche in Preußen in Gemeinschaft zwischen Fürst und Volk fort und fort gepflegt worden sind. Während Norddeutschland nunmehr einen eng verschmolzenen Staatenverein bilden wird, soll die nationale Gemeinschaft, welche zum Schutze deutschen Gebiete» bereits gesichert war, auch auf das wirthschaftlichc Leben des deutschen Volkes ausgedehnt und der Zollverein, dessen Gründung einst den Beginn der einheitlichen Entwickelung Deutschlands bezeichnte, mit den Lebenü- bcdingungen des norddeutschen Bundes in Einklag ge setzt werden. Dank der Mäßigung und Friedensliebe aller Mächte ist cs gelungen, die friedliche Entwickelung der euro päischen Verhältnisse vor Störungen zu bewahren. Die freund schaftlichen und vertrauensvollen Beziehungen zwischen Sr. Ma jestät dein Könige und den Monarchen mächtiger Nachbarstaaten gewähren der allseitigen Zuversicht auf die Dauer eines segen- bringenden Friedens ein gewichtiges Unterpfand. Der Wunsch und das Strebe;; der Regierung Sr. Majestät wird fort und fort darauf gerichtet sein, die Bedeutung und d'e Macht des neu gekräftigten Staatswescns vornehmlich in der Sicherung der Segnungen des Friedens zu bewahren. Im Namen Sr. Majestät des Königs erkläre ich die Sitzungen beider Häuser des Landtags für geschlossen." Das Herrenhaus hatte vorher die Bundesverfassung in zweiter Lesung ohne Debatte einstim mig <118) angenommen. Eine lange Debatte des Herrenhauses über die Wuchergesetzaufhedung wurde wegen Zeitmangels resul tatlos abgebrochen. Brüssel, 23. Juni. Ein von Seward an die amerika nische Gesandtschaft in Wien adressirtes und von der letzteren an den belgischen Hof übersandtes Telegramm bestätigt, daß Kaiser Maximilian nach Europa unterwegs sei. Die Verban nung ist gegen ihn ausgesprochen. Dr. I?, Am letzten Pfingstfeiertage — so erzählt die „Ger.Ztg." — fand in einer hiesigen Kirche eine recht heitere Scene statt. Dicht um das Taufbecken gedrängt standen wohl gegen hundert Per sonen, um Zeugen bei der Taufe einer ganz beträchtlichen An zahl von Kindlein zu sein. Einem der Pathen, der einen kräf tigen Jungen über die Taufe halten mußte, wurde während der ziemlich laugen Taufrede so heiß, daß ihm der Schweiß in Strömen von der Stirn rann. Er wendete sich deshalb an die neben ihm stehende Hebamme, indem er ihr durch Blicke und Bewegungen bcmerklich zu machen suchte, daß sie ihm das Kind abnehmcn solle. Die weise Frau verstand diese Zeichen aber falsch, glaubte, der Herr Gevatter habe das dringende Bedürf- niß, sich die Nase zu putzen, nahm daher ihr Taschentuch und bearbeitete damit die ziemlich lange Nase des hilflosen Pathen gerade so, als ob sie einen kleinen schmutzigen Jungen vor sich habe. Der Herr suchte sich und seine arme Nase natürlich die ser Reinigung zu entziehen und machte in Folge dessen so ko mische Bewegungen, daß di« nächste Umgebung der Beiden, dann endlich aber auch der taufende Prediger den bei dieser feier lichen Handlung erforderlichen Ernst nicht mehr aufrecht erhal ten konnten. * ;Graf Bismarck) wird von dem Pariser „Hssjour- nalisten" Adrien Marx, der ihn während des Aufenthaltes der hohen Herrschaften in Fontainebleau zum Gegenstand seiner Beobachtung gemacht hat, wie folgt geschildert. „Herr v. Bis marck schien einen großen Antheil an den Dingm zu nehmen, welche historische Erinnerungen wach rufen. Der Zufall wollte, daß ich einige Schritte hinter dem berühmten Staatsmann her ging, welchen ein Kammerherr des Kaisers begleitete. Ich hörte unwillkührlich auf das, was sie sagten. Herr v. Bismarck besitzt ein unerschöpfliches Wissen. Er ist vollständig vertraut mit der Geschichte der Völker und der Könige, und er citirt mit der größten Leichtigkeit die Daten und Thatsachen. Seine Stimme hat einen ganz angenehmen Ton. Er spricht das Französische ohne Accent. Seine Haltung und Kleidung sind ganz militä risch, aber er hat keineswegs jenes brummige Aussehen, mit dem einige Zeichner seine Portraits verfinstert haben. Ohne daß sein Gesicht das so liebenswürdige, offene und joviale wäre, wie das seines Souverains, so werden seine Züge, wenn er spricht, doch höchst lebendig, und sein Rückgrat wird, wenn er mit Damen spricht, sogar ganz geschmeidig. Sein Mund kann sehr vergnügt lächeln und enthüllt, wenn er spricht, natürlichen, anspruchslosen Geist. Herr v. Bismarck besitzt nicht die behut same Feinheit und die steife Verstellung des Diplomaten. Die ses macht aber vielleicht den Minister deS Königs Wilhelm ge rade gefährlich. Als ich ihn beobachtete, erinnerte ich mich der Worte, welche, ich weiß nicht mehr welcher Monarch über einen Botschafter aus dem letzten Jahrhunderte sagte: „Jedes seiner Worte kostet mich eine Provinz." * Jakob legt Eier. Dem „Schwäb. Merkur" schreibt man aus Heilbronn, den 19. Juni: Vor einigen Tagen legte hier ein Papagai von grauer Farbe mit kurzen; zinnoberrothem Schwänze ein isabellfarbiges Ei und drei Taac später ein zwei tes, eine Seltenheit, weil dieser Vogel ehelos, stets allein in seinen; Käfig lebte. Dich ist auch sonst beobachtet und von W. Neubert zu Stuttgart im 18. Jahrgang der württember- ger naturwissenschaftlichen Jahreshcste von 1862 bekannt ge macht worden. Merkwürdig ist es aber, daß der hiesige Papa gei jetzt schon etwa 30 Jahr alt ist. Er wurde unter dem Namen Jakob im Jahre 1839 von Emil Werner in Stuttgart erkauft und lebt seitdem hier, von derselben Familie gepflegt. Er spricht gut, singt und ist auch heute noch munter. * Als Curiosum sei bemerkt, daß bei dem Leichenbegäng nisse des Veteranen der italienischen Armee, General Grafen Gerbaix de Son:az, das am 10. d. in Turin mit großem Pompe stattfand, der Sarg auf der Laffette einer Kanone ruhte. * L. Brentano, aus der badischen Revolution 1849 be kannt, hat seinen Antheil an der „Illinois-Staatszeitung" für 80,000 Dollars verkauft, um in seine Heimath Baden zurück- zukchrcn.
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