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Dresdner Nachrichten : 08.09.1903
- Erscheinungsdatum
- 1903-09-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-190309088
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19030908
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19030908
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-09
- Tag 1903-09-08
-
Monat
1903-09
-
Jahr
1903
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 08.09.1903
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«Ml 2. bi» 4. W-ust zu Frankfurt a. M. tagte. Zunächst der geschätzte Redner an, daß von Sachsen nur der Neue »iger und der Neue Dresdner Tierschutz.Verein die meisten Länder Europa», selbst Amerika und vertreten waren: die melsten Lander Europa». selb>t Amerika und Afrika, hatten ihre Vertreter gesandt, die über die Lag« des Tier schutzes in ihren Ländern referierten. Freilich läßt diese noch viel ische» iwria. " " " "" ^- och hin und Jtalier zu Wünschen übrig, auch der Heike Kampf gegen die Vivisektion wogt noch hin und her. Am schlimmsten steht e» mit der Tier- ouälcrci IN Italien trotz aller Tierschutzgesehe. ebenso wurde» in England trotz der Ueberwachuna der Vivisektion durch eine Kommission in einem Jahre 14 000 Experimente an der Tier- weit voraenommen. Am Nachmittag de» Dienstag hielt Herr Direktor Engler einen eingehenden Vortrag über den Sport aller Art al» Tierquälerei, der mit außerordentlichem Beifall aus genommen wurde. Bezüglich der Frage: -Wie fördert man am besten den Tierschutz? kam man zu dem Resultat, mit allen zu Gebote stehenden Mitteln in di« Oefsentlichkeit zu treten. Am Mittwoch wurde die Vidisektionsfrage gründlich erörtert, wobei schrecklichen Experimenten erworben werde. Der Kongreß bot manche» Wissenswerte und eröffnete vor allem durch die ver schiedenen Mitteilungen der Vertreter ein großes weites Arbeitsfeld. — Die Tagesordnung der 28. Versammlung des deutschen Verein» für öffentliche Gesundheitspflege zu Dies- den am Itz., 17., 18., und 19. September ist eine sehr reich haltige. Am 15. findet auf der Brühlschen Terrasse gesellige Bereinigung zur Begrüßung statt. Am 16. erfolgt die erste Sitzung im großen Saale deS Gewerbehauses. Referate er statten die Herren Geh. Medizinalrat Professor Dr. Gaffky- Gießen über: Nach welcher Richtung bedürfen unsere der- zeitigen Maßnahmen zur Bekämpfung der Tuberkulose der Er- gänzung?", und Regierungs- und Medizi,lalrat Dr. Borii- träger-Danzig über: „Hygienische Einrichtungen der Olast- Häuser und Schankstätten." Nachmittags wird die Städte ausstellung besichtigt. Abends Festabend, dargeboten von der Stadt Dresden im großen Saale der Städtcausstelluna. — In der zweiten Sitzung am 17. vomittags 9 Uhr sprechen die Herren Professor Dr. D u r b a rHamburg über die gesundheitliche lieber- wachung des Verkehrs mit Milch und Geh. Regierungsrat Dr. Ohlmüller^Berlin über die Reinigung des Trinkwasscrs durch Ozon. Abends Festessen im AusstellungSpalast. — In der dritten Sitzung referieren die Herren Geheimer Vaurat StiibbenHöln und Gebeimer Regierungsrat Dr. Rumpclt- Dresden über die Bauordnung im Dienste der öffentlichen Ge sundheitspflege. Abends erfolgt ein Besuch der Oper und freie gesellige Bereinigung in den drei Raben. — Am 19. wird ein gemeinsamer Ausflug nach der sächsischen Schweiz unternommen: Prebischtor, Großer Winterberg, Kuhstall und Sckwndau mil Rückfahrt von Schandau auf von der Stadt Dresden ge stellten Dampfschiffen. — Die Teilnahme an den Veranstaltungen ist nur den Mitgliedern des Deutschen Vereins für öffentliche Gesundheitspflege gegen Vorzeigung ihrer Mitgliedskarte gc- stattet. Für Damen der Mitglieder werden Karten unentgeltlich abgegeben. Anmeldungen zum Beitritt zum Verein find bis zum 14. September bei dem ständigen Sekretär des Vereins, Geheimen Sanilätsrat Dr. Spieß in Frankfurt a. Main, neue Mainzer Straße 24, vom 15. September d. I. ab aber im Anmeloc- büreau. Dresden, Gewerbehaus, Oftraallee 13. zu bewirken. TageSgeschichte. Deutsches Reich. Der Kaiser begab sich Montag früh 6 Uhr von Merseburg im Vierergespann in das Manövcroelände. Die Kaiserin fuhr um 9 Uhr nach Magdeburg. Die übrigen Fürst lichkeiten begaben sich von Halle mittels Sondcrzugcs in das Manövcrterrain. Die Kriegslage ist folgende: Eine rote Armee, welche über Eisenach, Weimar und Naumburg vormarschicrte, ist am 6. September östlich von Leipzig von einer über Dresden voraegangenen blauen Armee geschlagen und zum Rückzuge in der Richtung auf Halle-Mcrscburg gezwungen worden. Tie Kaiserin traf gestern vormittag lOhs; Uhr in Magdeburg ein und wurde auf dem Bihnhofe vom Obcr- präsidenlen von Boetticher nebst Gemahlin, oem Regierungs präsidenten von Brandcnsteill, sowie dem Oberbürgermeister Schneider empfangen. Vom Bahnhofe aus begab sich die Kaiserin durch die reichgeschm lickten Straßen zunächst nach dem Luisen- garten und besichtigte dort dnS Denkmal der Königin Luise. Die Tarnen des Denrmalkomitees wurden hier der Kaiserin vorgestellt. Hierauf folgte die Fahrt nach der Aügustaschule. Die Hälfte der Magdeburger Schuliungend bildeten in >den Straßen Spalier. Die Kaiserin wurde überall stürmisch begrüßt. Wie das „N. W. Tagbl." erfährt, wird Graf Bülow sich nicht in der Begleitung Kaiser Wilhelms auf dessen Reise nach Wien befinden In einem soeben im Verlage von Puttkammcr L Mühlbrecht erschienenen Sonderhest veröffentlicht das Kaiserlich Statistische Ami eine auf Grund der Berichte der Wahlkommissare ausgestellte „Vergleichende Uebersicht der Reich stagswahlen von N«8 und 1903", in welcher die Verteilung der abgegebenen gültige» Stimme» auf die einzelnen Parteien nachgcivieien werde» soll Ten Berichten der Wahlkommissare zufolge entfielen (nach der Zulamineniassung auf Seite 66 67 des Sonderheftes) von den ab gegebenen gültigen Stimmen (1896:7 752693, 1903 : 9495 587» aus: 1898: V.H.: 1903: V.H.: Denffchkonsewative .... 859222 (11.1) 948448 (10.0' Deutsche Reichspartei ... 343642 < 4,4) 333 404 ( 3.5) Natloiialliberale 971302 <12.5, 1313 05l <I3.8) Freisinnige Vereinigung . . 195682 ( 2,5) 243 230 ( 2,6) Freisinnige Bolkspartei . . . 558 314 7.2) 512 556 ( 5.7, Deutsch«: Volkspartei . . . . 1W528 ( 1.4) 91217 ( l.0) ZeMlUM 1455 189 (18.8) 1875 292 19,7) Polen 244 128 ( 3.1) 347 784 ( 3.7) Sozialdemokraten 2 107076 (27.2) 3010 771 (31,7) Antisemiten, (Deutschsoziale Rcfomipartei.Christlichsozialel 284250 ( 3.7) 244 543 (2.6, Bund der Landwute . ... 110389 ( 1.4) 118759 1.2) Bauernbund 140 304 ( 1.8) 111375 ( 1.2, Andere Parteien 268234 t 3.5) 2-18024 2.6, Unbestimmt 92 637 ( 1.2) 55249 ( 0.6) Der bayrische Landtag ist aus den 28. September ciirberufen. Tic in Petersburg vorläufig abgeschlossenen Verhandlungen über einen deutsch-russischen Handelsvertrag werden in weiteren Konferenzen, die im November in Berlin slattfinden sollen, wieder ausgenommen werden. Bei den zahlreichen Be ratungen der Kommissare in Petersburg ist. der „Köln. Zta/' zu folge, die erste Lesung des Vertraastextes und der beiden Tarife ersolgt, und man hat sich von beiden Seiten über die einzelnen Positionen ausgesprochen und dadurch eine ausreichende Uebersicht über das erhalten, was von beider, Seiten curgcstrebt wird. Die Ansichten über die sowohl aus der einen wie der anderen Seite zu machenden Zugeständnisse gingen natürlich vielfach auseinander, der ganze Verlauf der Verhandlungen hat aber den Eindruck ge macht, baß man aus beiden Seiten de» guten Willen hat, zu einem Vertrage zu kommen. Daß auf deutscher Seite dieser Wunsch belicht, ist genügend bekannt, aber auch auf russischer Seite scheint man den dringenden Wunsch zu hegen, etwas zu stände zu bringen. Rußland hat ebenso wie Deutschland rin starkes und praktisches Interesse, die Handelsbeziehungen zwischen beiden Staaten in besriedigender Weise zu regeln, und als einen handgreiflichen Be- weis dieses Interesse- auch bei den Russen kann man wohl die Tatsache anseven, daß man einer so hervorragenden Persönlichkeit wie Herrn v. Witte eine maßgebende Nolle bei dieser Arbeit zugcteilt age» . ... trachtete, so würde c» kaum aus der , ressort zurr bauptrt wurde, das, die bestehenden Gegensätze so »arr leien, die Verhandlungen al» recht aussichtslos und nahezu gescheitert betrachtet werden könnten, so wird das am klarsten durch die Tat- nm« widerlegt, daß eine Fortsetzung der Beratungen für den Monat November beschlossen worden ist. Wie offiziös verlautet, soll ii» neue» Militäretat die Er höhung der Oberstleut na »tsgcb älter wieder bca »tragt werden. Außerdem soll auch eine Verbesserung der Lage der LilitLrinvaliden geplant sein Der Gesaintvorstand de« Bundes der J»d» seriellen kn« «n Dienstag, den 15. September, zu einer OuartaUchtznng nach den Ferien zusammen, um u. a. über jolgende Gegenstände zu verhandeln: Beschlußfassung über Ort und Zeit der dies jährigen Generalverjaminl'ing und Genehmigung der Tagesord nung: Bericht der Kommission zur Bearbeitung des Gesetzentwurfs üb» den inter- rage und Kenntnis- . , »trag eines Mitglieds auf Unterstützung gegen die Verschleppung durch die ordentlichen Gerichte. Die Generalversammlung des Bundes ist jür den 19. Oktober 'n Berlin in Aussicht genommen. Der Verein zur Wahrung der Interessen der chemischen JndustrirLeutschlandsE. V. Vorsitzen der Kommerzienrat Dr. I. F. Holh, wird seine diesjährige ordent liche Generalversammlung am 18. und 19. September in Elberfeld adhalten. Die ,B. P. N." schreiben: Zu den Etat-Posten, die in letzter Zeit eine Steigerung erfahren hatten, gehört auch der Fonds, der znr Erstattung der Ausgaben dient, die für die Unterstützung von Familien der zu den Jriedensübungen etrigezogrnen Mannschaften den Lieserungsverbänden der einzelnen Bundes staate» erwachsen. Er erfuhr von 1901 aus 1902 eine Steigerung von NO000 Mk.. von U)02 aus 1903 eine solche von 8000" Mt. Dle Etatssleigeruiiaen entsprechen den in der Wirklichkeit immer größer werdenden Summe» zur Bestreitung des genannten Zweckes. Es wurde» im Jahre 1899 für die,Unterstützu»gen 1 509 763 Mk. und im Jahre 1900 1 764823 Mk. verausgabt. Im Jahre 1901 ging der Betrag etwas, und zwar auf 1668 580 Mk. zurück, um ,edoch in >902 ans die schon einmal erreichte Höhe nahezu wieder htnauf- zuschnclle». Nach dem Finalabschluß der Rcichshauptkasse für IM ist nämlich der EtatSansatz dieses Fonds, der mit 1 640000 Mk. bemessen war. um KL000 M. übeuchritten worden: tatsächlich sind also für die Unlerstützuiig von Familien der zu Flicdensübuiigen einberuseuen Maiiuichasieu im letztgenannten Jahre 1 742000 Mk. vom Reiche erstattet morden. Der Etat für 1903 weist bei dem Etatsposten die Summe von 720000 Mk. auf. Ob sie ausreichen wird, wird sich erst beim Finalabschluß der Reichshcruplkcrsse für 1903 ersehen lassen. Da die Hohe des Fonds nach dem Durch schnitt der beiden letzten Jahre in den Etat eingestellt zu werden pflegt. Io ist anzunehmen, daß der Betrag für 1903 auch im Etat für 1904 erscheinen wird. Der 31. Deutsche Aerztetag, welcher rn den Tagen vom 10 vis 13. September in Köln tagt, wird gemäß der bis her aufgestellten Tagesordnung folgende Gegenstände beraten: 1. Ter gegenwärtige Stand des ärztlichen Unterstützungswesens m Deutichland^ 2. die genossenschaftliche Organisation der deut- ichen Aerzte tür Hastprlicht und Unfallversicherung: 3. Erlaß glerchlautender Arzneitaxen für alle Bundesstaaten; 4. der Er- werk akademischer Grade außerhalb des Deutschen Reiches; 5. Aushebung des Selbstdispeusionsreästs der Homöopathen; 6. Ausscheiden der Aerzte aus der Gewerbeordnung. Von angeblich gut msormrerter Seite wird -anitgeteilt. dcis Reichsamt des Inner» habe aus eine vertrauliche Ansrage des Aus- Ichusses des deutsche» Handwerks- und Gewcrvekammertages über die Alters- und Invalidenversicherung der selb ständigen Handwerker erklärt, die verbündeten Regie rungen seien, wenn es die Handwerker selbst wünschten, mit der Einsiihrung einer obligatorischen Versicherung einverstanden, und zwar unter der Bedingung, daß die Einkommen unter 2000 Mark in die allgemeine Invalidenversicherung eingereiht und für die höheren Einkommen zwei besondere Klassen gebildet würden. In der Breslauer Konferenz der schlesischen Regierungs-Prä sidenten und der Landräte wies der neue Oberpräsident auf de» schweren moralischen und sozialen Schaden hin, wenn man die durch Hochwasser Geschädigten bis zur nächsten Ernte aus die öffentlichen Almosen verweise. Er gab Anordnung, schleunigst Wege, Teiche. Brücken und andere öffentlich« Bauten herzustellen, damit sich die Neberschwemmten dabei ihr Brot er arbeiten könnten. Der Staat werde Hilssgelder dazu sicherlich hergeben. Ter berclts kurz erwähnte Zwist BebclS mit dem ^Vorwärts" hat folgende Vorgeschichte: Die Fürstemvalder Sozialdemokraten hatte» vor einiger Zeit eine Reiolution an genommen. in der enivfohlen wurde, die Frage der Taktik der Partei im künftigen Reichstag aus die Tagesordnung des Dresd ner Parteitages zu setze», dagegen die Vtzepräsidentensrage „als eine verhältnismäßig unbedeutende Angelegenheit" nicht aus dem Parteitage zn verhandeln. DaS wollte Bebel nicht behagen; er »abm in der „Leipziger Volksztg." dagegen Stellung. Tie Fmsleu- walder waren nicht maulfaul, sie antworteten spornstreichs mit einer Erklärung In dem Leipziger Blatt, die ihre Haltung begrün dete. Bebel hielt es für nötig, den eigensinnigen Fürstenwatderi» in einer Erklärung de» Text zu lesen, die er dem „Vorwärts" ein- landte. Und nun geschah das Unglaubliche: Der „Vorwärts" ver weigerte dem anerkannten Pnrleik-mrmandanten den Abdruck seiner Expektoration! Der leitende „Vorwärls"-Redakteur Eisner tele graphierte an Bebel nach Küßnacht am 30. August: „Brief über Ihre Erklärung unterwegs." Am 1. Septeinbcr traf der so an- gekündigtc Brief in Küpnacht ein. Er enthielt die. wie Bebel lagt, „m den beweglichsten Ausdrücken" abgcsakte Bitte, im Inter esse der Partei von der Erklärung abzniehen. Zugleich mit diesem Briese erhielt Bebel seine Erklärung zurückgcsandl. Das war noch nicht dagewescn. Aber Bebel hatte den Brief nicht erst abgewar- tet. Er hatte inzwischen noch eine andere Erklärung an den „Vor wärts" gesandt, die sich gegen den Genosse» Heine wandte. Sel biger Genosse hatte nämlich in einer Berliner Parteiversammluna am 25. August die Angriffe gegen Bernstein wegen dessen A»s- rollnvg der Virepräsidentensrage kritisiert und dabei von Bebel beiläufig zu drhanvtrn gewagt: Bebels Entfernung von Berlin habe ihn zu einer falschen Beurteilung des Vorgehens Bernsteins geführt. Gegen diele milde Rüge wollte sich Bebel verwahren, infolgedessen halte er die Erklärung gegen Heine dem „BorwärtS" zngeiandt. Er wandte sich in dieier Erklärung gegen Heines Vor wurf, die Angriffe gegen Bernstein seien „maßlos und unzu treffend", und sie leien „geeignet, die Freiheit der Ueberzeugung und des Wortes innerhalb der Partei zu gefährden". Bebel be merkte in seiner Gegenerklärung mit deutlicher Bezugnahme aus die Revisionisten, wer im Glashaus«: sitze, solle nicht mit Steinen werfen, und unterstellte dem Genossen Heine, dieser würde mil den Antirevisionisten übel umspringen, das beißt, ihnen ine Meinungs freiheit arg verkümmern, wenn er die Macht dazu besäße. An gesichts dieses Inhaltes seiner Erklärung gegen Heine komrte Bebel, als er E'snerS Telegramm wegen der Erklärung gegen die Fürstenwalder Genossen erhielt, wohl annchmen, dag der „Vor wärts" sich ebenso gegen die Ausnahme der Erklärung an Heines Adresse wie gegen die Aufnahme der Erklämng wider die Fürsten- walver sperren würde. Infolgedessen wartete er den telegraphisch in Aussicht gestellten Briet nicht erst ab, sondern telegraphierte nach Empfang des Telegramms am 30. August zurück: Er ver lange sofortige Aufnahme seiner Erklärung gegen die Fürstenwalde». Unmittelbar darauf schrieb er dem „Vorwärts", er verlange die Ausnahme beider Erklärungen „als sein gutes Recht, von dem er sich unter keinen Umständen adbrinaen ließe." Nach Empfang dieses Briefes wandte sich die Redaktion des „Vorwärts" an die Vorstandsmitglieder Auer und Geiiich. um deren Urteil zu hören. Und nun geschah, wie Bebel klagt, „das Unglaubliche, daß diese aus den gleichen Gründen wie Eisner die Nichtc»lfnakme beider Erklärungen billigte», und daraufhin EtSner auch die zweite Er klärung mit einem Briefe ähnlichen Inhalts wie der erste an mich (Bebel) zurückiandte". Das ist der Sachverhalt. BebelLlossiert in der „Leipziger VolkSzta." vieles Verfahren mit einem Seitcnhiebe gegen Auer: „Das Verhalten Auers tritt in diesem Bevormun- vungsverfahren. das de» vollständigen Tod jeder Meinungsfreiheit bedeutete, wenn eS in der Partei maßgebend werde» sollte, noch besonder- merkwürdig hervor. Auer hat sich in der letzten Nummer der „Sozialistischen Monatshefte" »ui» Kritiker über seine Kollegen >m Parleivorstandc aufgeworfen, die dle Resolution betressend die Mitarbeiterschaft an der bürgerliche» Presse beschlossen hatten, nachdem sie die Frage tit zwei Sitzungen eingehend beraten und einstimmig Beschloß gefaßt batten, Auer selbst war wegen Krank- best damals abwesend, und derselbe Auer, der sich im Namen der MeinungSsiciheit gegen diese Resolution seiner Kollegen lm Vor stände erklärte, saßt letzt den Entschluß, seinem Kollegen Bcbrl den Abdruck zweier Erklärungen im „Vorwärts" zu verweigern, zu siel provoziert worden war. natürlich >m Parteirntcresse. Ausländern erheblich zugenommen. Was das Ziel der Auswande- rer anlarrgt, so wurden ausgesuchl un Jahre 1903 Großbritannien von 5572 >1902 4006), Kanada von 279 (190). die Vereinig««:» Staaten von 112 826 193 728), Brasilien von 420 l90). die La- plalastaaten von 429 (851s, Afrika von 1091 (111) und Australien von 141 188) Auswanderern. Die rersrnnige „Königsberger Hartungsch« Zeitung" harte kürzlich irrer Verwunderung darüber Ausdruck gegeben, wie ei» Sozialdemokrat den preußischen Verfassungseid " lar ----- - - kann". Die AirSwanderrrng über Bremen betrug im August 1903 1S9I Deutsche 11902 1274s unk 9851 ,708,'s Ausländer, zu- sarnmen 1l 242 18354s Personen. Von Januar bis August nnrnder- ten au« 10720 Deutsche NM 92121 unb 109 993 ,89832s Aus- Kinder. Die An»>vanv«rung hat also sowohl bei Deutschen wie der Organ, die Sozialdemokratie habe die Monarchie stets als eine gegebene Institution anerkannt und erkenne auch die Unoersitzlich- reit des Monarchen a». Das ist natürlich Gerede um die Sache herum. Im Versassungseide gelobt der Abgeordnete dem König Treue und Gehorsam, Königstreue ist mit dem Programm der Sozialdemokratie und mit den Auffassungen selbst des zahmsten Revisionisten schlechthin unvereinbar. Ein Sozialdemokrat kann also den Verfassungseid nur schwören, wenn er entweder sich euren inneren Vorbehalt macht, oder wenn er den Eid mit dem Abgeord neten Auer für einen Zwirnsfaden hält, den man nicht zu bc- achten brauche. Im übrigen möge daran erinnert iverden, das; die sozialdemokratischen Abgeordneten in der sächsischen Zwesten Kammer ausdrücklich beschworen haben, das unzertrennliche Wohl des Königs und Vaterlands zu wahren. Diese Eidesformel geht über die preußische noch hinaus, denn sie spricht ausdrücklich von der Unzertreinilichkeit der Interessen des Königtums und des Landes, Sie beruht also aus einer Auffassung, die das strikte Gegenteil der sozialdemokratischen bedeutet. Trotzdem habe» die Genossen, ohne mit der Wimper zu zucken, diesen Eid geschworen. Wie man eine derartige Eidesleistung im Volke nennt, ist bekannt. Oesterreich. Nach den Veröffentlichungen des Evangelischen Obcrkirchcnrates zu Wien sind im ersten .Halbjahre 1903 ins- gesamt 2334 Personen in die evangelische Kirche ein- getreten. Ungarn. Zur Krise schreibt man der „Bob." aus Pest: Dir Sensation des Tages bildet die Tatsache, daß Jinanziniuistrr v. Lukocs die Kabinettsbildung nicht angenommen hat. Die Kombination Lukacs war aus die persönliche Initiative des Monarchen zurückzusiihren und selbst die intimsten Hoskrene erhielten erst nach der Rückkehr des Monarchen »ach Pest Kenntnis von diesir Kombination. Herr v, Lukacs selbst lancierte bis zur letzten Stunde das Kabinett Welcrle und erklärte, daß er dem Monarchen nicht verheimlichen werde, daß er sich nicht »ur infolge seiner geschwächten Gesundheit, sonder» auch infoige anderer Gründe, die in der Lage selbst zu luchen sind, für nicht berufen Halle, die Kiffe zu löse». — lieber die Audienz wird noch berichtet: Der Moiiaich legte großes Gewicht daraus, daß sich Fiiiaiuministc» Lukacs zur Kabiiiektsbilduiig bereit erkläre, und fixier!«: seinen Standpunkt betreffend die nalinnale» Konzessionen, wobei die un garische Kommando- und Tienstsprache ganz ausgeschallct wurde. Finanzminisler Lukacs verwies in erster Reihe aus seinen ge schwächten Gcsilndheitsjustcind und erstattete sodann ein Referat über die allgemeine Lage, in welchem er die ungarische Kommaudo- und Dienstsprache als Erfordernis bezeichnete. in bezug aus welches doch einige Konzessionen gemacht werden müßten. Daraus e«bat er sich, daß der Monarch von seiner Designierung absehe, was denn auch geschehen ist. Frankreich. „Petit Journal" teilt mit, sowohl dos Ministe rium des Auswärtigen wie die russische Botschaft hätten erklärt, es sei von einer nahe bevorstehenden Reise des Kaisers von Rußland nach Frankreich nicht die Rede, — Ter „Matin" meldet aus Rom, die französische Regierung habe bei dem König von Italien angefragt. ob es ihm genehm fei, den 14. Oktober als den Tag seiner Ankunft in Paris sestzusctzen. Wie der „Libre Parole" aus Marseille gemeldet wird, Br ...-cn , habe, habe er sag« Bischof erfüllt. Eine Abordnung von Priestern und anderen an gesehenen Persönlichkeiten brachte dem Bischof ihre Glück wünsche dar. „La Presse" zufolge soll der Kolonialminister beabsichtigen, in entralasrika ein Gouvernement zu bilden, das Gabon, ranMsch-Kongo und daS Tschadseeaebiet umfassen soll. Wie dem „Petit Journal" aus Limoges gemeldet wird, ist das 20. Dragoner-Regiment infolge einer dort ausgebrochenen Typhus-Epidemie nicht zu den Manövern ousgerückt. Zahl reiche Soldaten sind in das Krankenhaus übergeführt worden. lieber den Angriff einer starken Berberadteilung egen die berittene Eskorte einer Kolonne des 2, Regiments der Fremdciileaion bei el-Mungau wird aus Oran gemeldet: Die Kolonne bestand aus einer Eskadron Spahls, einer Kompagnie Tirallleiirs und einer der 2. Kompagnie des 2. Regiments der Fremdenlegion entnommenen Eskorte. Ter Zweck der Kolonne war. Spadi. Bern Abbes und Jgli zn verproviantieren. Untcr"den 33 Getökclen befindet sich der Hauptmann Vachez, unter den 47 Bcrwundeten der Leutnant Selshausen. Letzterer ist schwe verwundet. Spanien. Ter Ministerrat ermächtigte die Bank von , anien, die Zinsen der garantierten Anleihen der öffentlichen Schuld auf 4V-> Prozent zu erhöhen, und genehmigte auch die Zu lassung der mR der Garantie spanischer Bankiers ausacstattctcn marokkanischen Obligationen zur Notierung an der Börse. Türkei. Die Regierung hat neuerdings folgende Pro klamation veröffentlicht: „Bulgarische Agiratoren stören seit einiger Zeit die Ordnung und Sicherheit in den Provinzen Adrw- nopel, Saloniki, Monastir und Kossovo durch Gewalttaten und drängen die harmlosen Dorfbewohner zum Aufstand, indem sie sie überlisten. Die Umsturzideen, welche die Agitatoren der oben erwähnten Bevölkerung auszwingen, und die Aufhetzungen, die sic cmwenden, um jene auf ihre Seite zu bringen und an ihren Ver brechen teilzunehmen, sind jedoch gegen die wirklichen Interessen der friedlichen Bcnwhner. Diese erfreuen sich unter dem Schutze der Kaiserlichen Regierung der Ruhe und des Wohlstandes, während die Aufhetzungen der Agitatoren ihnen nur schaden, teils in moralischer, teils in materieller Beziehung. Tie Be strebungen, die öffentliche Sicherheit zu gefährden und einem Teile der Bevölkerung zu schaden, verletzen jegliches Mcnschüch- kcitsgefühl und erwecken die Entrüstung der gesamten zivilisierten Welt. Das ist eine so offenkundige Wahrheit, daß die meisten derer, die sich hatten verleiten lassen, schließlich doch Reue ge zeigt und sich unterworfen hoben. Durch diese Proklamation wird die Bevölkerung aufgefordert, derartigen trügerischen Aus- hehungen nicht ihr Ohr zu leihen, sich nicht vom Wege der Pflicht zu entfernen, sondern ruhig wie bisher ihren Obliegen- heilen nachzugehen, sich stützend auf die Gerechtigkeit der Regierung, und den Behörden vie Waffen und Sprengstoffe auszuliefcrn, welche sich in ihren Händen befinden sollten. Alle diejenigen, welche GKoalltaten oder Handlungen begehen sollten, die dazu angetan wären, die öffentliche Ordnung zu aesährden, oder die jenigen, welche den Umstürzlern ihre Dienste widmen sollten, werden augenblicklich von der bewaffneten Macht verfolgt und streng bestraft werden." Der türkische Botschafter in Paris erklärte einem Vertreter de» ' -- in ausgc . .. . «schlossen und zur Unterwerfung gezwungen lmirdc» Rur die Krieg mit . . .. ,a«. Führer würden vor Gericht gestellt werden. Ein Bulgarien sei nicht zu befürchten. Griechenland. Die Regierung ist amtlich davon in Kenntnis gesetzt worden, daß der Großvczier eine Untersuchung der Ge walttätigkeiten in Kruschcwo und Bestrafung aller Schuldigen angcordnet ba«. Seroien. König soll nach einer Wiener Meldung in einer verzweifelten Situation sein, da die Köniasmörder für den Fall einer Bestrafung mit koinpromitlicrenden Einhüllungen über die'Beteiligung des Königs am Morde vom 11. Juni drohen. Sie behaupten, dokumentarische Beweise dasür zu besitzen, daß König Peter die Fäden der Verschwörung gegen Alexander in der Hand batte. Die Abdankung des Königs soll in ernsten politischen Kreisen als einziger Ausweg aus der Krise gelten Ministerpräsident Awakumowitsch hat einem Mitarbeiter der „BeoaradSke Nooinc" gegenüber erklärt, er sei überzeugt, daß die Rischer An gelegen bei« einen ruhigen Verlaus nehmen und bald aus der Well geschafft sein werde Der Ministcr-Prä- Ilde»I teilte mit daß eine Mililärka»,Mission zur Untersuchung der Angelegenheit eingesetzt sei. an deren Spitze Major Schuscdkalo- Witsch siede Nach allem, was bi-ker bekannt sei, schloß Dresdner Nachrichten. Nr. 24V. Seite 3. Dienstag. 8. September LVVS
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