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Diel«» Blatt wirb den Leser« von Dresden und Umgebung am Lag« vorher derelt« als Ubena-Mrgade zugeftrllt, während e- die Post-Abonnenleu am Marge» ln ctuer (brsamlausoalic erhalte». 53. Jahrgang. ^lL 2VS. Vezug-gebühr viertellührl. für Dre»s den bet täglich z,vet< »tätiger Zutrugllng«»,, Sonn, und Moniuar,, nur einmuli 2 LO Mk.. Lurch au-Zwärtige Nom. mttsionäre 3,bO Mk. Bet einnialiger »ju- steUung dttrch die Post NM.(ohne Bestellgeld). Tie den Lesern von Tre-drn u. Umgebung am Doge vorher »n. gestellten Abend.Au«, gaben erhalten die an-, waruaen Bezieher mit der Morgen. Ansgabe zusammen -»gestellt. Aachtruct nur m»t beut, licher Quellenangabe (^DreLd. Nachr."> zu. lässig. — Unverlangte Maunilripte werden nicht ansbewahrt. Telegramm-Adresse: Nachrichten Dresden. Druck und Verlag von kicpsch Ac Rcichardt in Dresden. HauxtgeschäftsstcUc: Marienstrahc FK/fsl). Freitag, 3«. Juli I!><>!>. Fernsprecher: U. 2«S<» « :Ni«t. Anjetgen-Tarif digungen die nachin 3 Uhr. lLonntaaL ,urr Marte,istrasre 3« von II bi4 ' ,1 Ubr T, etnspaUrge Ärunozeile ico. b Silben) 2ü Ps.. Familien. Aachr,chlr,l uus Dresden 20 P, tteschäitS Auzeigri, aus der Prioalsette .Zci'.k '.lOPs.die zweispaltig ^eUe a. rextsetu-OOPi — In Aummern naä, Sonn u ^eirrtagrn zeile 30Pf. aufPrivat. srite 40 Ps.. Hamilic»-' Otachrichten a. DrrSvcu die ÄrundzeUe 2.^ Ps. — Auswärtige Austrag., nur gegen Norauc.be - zahlung. — Jede- B--, tegdlart kostet 10 Ps. l-anolin-Lsifs mit 6sm „^tsiirins" 25 per Stüek. I56N81- ^k^I^0I.V g V V N K K V ^4 «clBl«»» - ^4 !<I s«! 8 R! V N lS! nsuuusesE »1. V. Oarslsns, Qemälcle von Oll. lV>io^6tt> etc. ALrv Leser7. Der König traf mit dem Kronprinzen und dem Prinzen Friedrich Christian heute morgen in Leipzig ein und wohnte dem Festgottesdienst und dem Festakt im Neuen Theater Lei. Eine Windhose hat aus der Peniger Chaussee bei Alten burg großen Schaden angerichtet. Das englische K r i e g s m i n i st e r i u m hat beschlossen, die Territorialarmee durch die Bildung einer Reserve aus drei Klassen zu erweitern. Spanien steht am Vorabend der R e v o l u t i o n; die Ruhestörungen in Barcelona dauern an, in ganz Catalonien herrscht Ausruhr. Neuerte vraktmelüungen vom 20. Juli. Spanien am Vorabend der Revolution. London. Hiesige Blätter bringen durch Spezial- kouricre an die Grenze beförderte Madrider Depeschen, denen zufolge ganz Spanien am Borabend der Revolution steht.. Selbst König Alfonsv wurde gestern von der Menge in Madrid ansgezischt und auch außerhalb Ealatoniens werden Ruse wie: „Nieder mit Alsonso!" „Nieder mit der Tpnastie" laut. Man ist der Meinung, der Krieg sei nur entstanden, weil die Regierung die reichen Besitzer der Bergwerke unweit Melitta gegen die Angrisse der Kabylcn schützen wollte. Diese Annahmc wird von de» Sozialisten und Anarchisten agitatorisch genährt und ge schürt. Man befürchtet den A n s b r n ch des General- streiks in ganz Spanien. Alle als streng katholisch bekannten Adelshäuser erhielten Drohbriefe. Einige Adcls- samilien siedelten »ach dem Anslande über. B a recl o n a ist vollständig indc n H änden der 'Revolutionäre. Heute sotten das 3. und -l. Armeekorps, ferner 2 Kavallerie brigaden dorthin abgeheu. Die eine Brigade wird von Prinz Ludwig von Bauern lomwandiert. Nicht nur in Barcelona, auch ans dein Kriegsschauplätze verweigern ein zelne Truppenkürper den Gehorsam. Sv weigerte sich eine Batterie, in dem blutigen Gefecht vom 23. d. M. zu kümpsen. Sie sloh und liest den Obersten im Stich. Letzterer siel Fn einem anderen Gefecht verlangten die Mannschaften mehrerer Kompagnie», als sie in die Feuerlinie geschickt wurden, die Offiziere sollten vvraiisgehen. Die Offiziere ginge» mit Bravour voran und wurden dutzendweise nie- dergeschossen. Madrid, Zwei Kreuzer und drei Torpedoboot zerstörer i» Ferrol erhielten Befehl, nach Barcelona ,u gehen. Marineinfanterie soll gleichfalls dorthin «rbge- sanüt worden sei». Paris. Dem „Eclair" wird ans Madrid gemeldet, dast der marokkanische Feldzug für de» Aufstand in Barcelona nur einen Vorivand zu bilden scheint: es handelt sich vielmehr um einen wphlvorhereitctcn Revoln- tionsplan, dessen Leiter der gegenwärtig verbannte Lerenx ist. Man hasst, dast der Aufstand lokalisiert bleiben wird, denn gerade die Ausschreitungen hatten das Bol! davon überzeugt, dast sich hinter den gegen den Krieg gerichteten Treibereien gefährliche revolutionäre und vaterlandsscinö- liche Pläne verbergen. Paris. Dem „Matin" wird aus Barcelona tele graphiert, dast a u f r ü h reri s ch c B aner n in F-igneira eine Eisenbahnstrectc stark besetzt habe». Tie Bauern seien wenige Stunden später, nachdem ein Bug die Strecke pas siert hatte, von neuem an das ZersiörniigOivert gegangen, hätte» die Schienen ansgerisse» und die Tclegraphenürähte durchschnitten, so dast der Perkehr völlig unterbrochen sei. Zwischen den Auiüändischen und Gendarmen hätten blutige Kümpfe stattgesnnden. Saragossa. Fiikolge des Allsstandes l"-r S"in- nereiarbcitcr kam cs hier zu Unruhen. Tie Polizei muhte et»schreiten und zerstreute die Gruppen im Zenirum der Stadt. Kavalleriepatrvuillen überwachen ganz Sara gossa. Die Ruhe ist wieder herqestellt. -st -st -st Madrid. Ein spanisches Kanonenboot sott in den Gewässern vor Melitta ein Segel ich iss mit Kricgs- Munition aufgebracht haben, das kW bewaffnete Kabplen an Bord hatte. Paris. Mehrere Blätter melden, die französische Regierung befürchte, dast die Borg äuge in Melitta aus die in der Unrgeqend von Udschda an der algerisch- marokkanischen Grenze sesthasten Stämme eine gefährliche Rstckwirkuita ausübcn konnten. Die französische Regierung habe deshalb der 'panischen Rcaicruna selbstlose nndsreund- sclmstliche Ratschläge erteilt und «ns die Folgen ausmerksam gemacht, die eine Ansdchnunq der militärischen Operatio nen auf diese Gegenden zur Folge hgbc» könnte». Die Nordtandreise de» Kaisers. Bergen. Ter Kaiser arbeitete gestern vormittag während der Fahrt von Molde hierher in Regierungs- geschäste» und nahm bann die Vorträge des Vertreters des Auswärtigen Amtes Gesandten v. Treutler, des EHess des Generalstabcs der Armee v. Mvltl« auch in seiner Eigenschaft als Vertreter des MilitärkabinettS und des Ebess dcS Marinekabinetts v. Mütter entgegen. Nach mittags hörte der Kaiser den kriegsgeschichtlicheu Bvrtrag oeü Obersten Dickhnt. Das Wetter war nebelig und kühl, nachmittags ansklarend. Nur Lage in Frankreich. Paris. Der Minister der Arbeit »n» soziale» Für sorge ist nach Eonearncaur abgereist, »m den zwischen den F i s ch - K v » s e r v c ii fg b r i k a n t e n und deren A r - beiter n aiisgebrochenen Z w i st zu regeln, der zur Schließung mehrerer Fabriken geführt hat. P a r i S. Zn dem Bureau des BvUzugsausschnsseS der Radikalen wurde in vergangener Nacht voll bisher unbe kannten Personen ein Einbruch verübt. Ter Obmann des Vollzugsausschusses stellte fest, dast von den Tätern nichts gestohlen worden ist. Er halte es für möglich, das, es sich »in einen politischen Anschlag handle, und dast die Einbrecher es ans die Papiere der radikalen Partei abgesehen Imtten. Paris. Aus Tonlvn wird berichtet, dast in den Marincarseiialcn bedeutende Mengen Pulver und sonstige Sprengstoffe gestohlen worden seien. Es hcistt. das, die sofort eingelcitete Untersuchung bereits Anhalle punkte für die Entdeckung der Diebe ergeben habe. Tic Angelegenheit hat grostcs Aufsehen hernorgernsen. Alteiibnra- Durch eine Windhose von bcdeu tcnder Heftigkeit, die gestern abend ans der Peniger Ehaussee unweit des Nchbarorles Münsa anstrat, wurden gegen RI Kirschbänme teils entwurzelt, teils umgeknictl oder die Kronen abgebrochen. Ein ans der Leiter stehender Kir schenvslücker wurde mint der Leiter weit ins Feld und c.nc Frau in den Ehausseegrabcn geschlendert, ohne glücklicher weise ernsten Schoden zu nehmen. Lima. Der Präsident erössncte den Kongrest und er klürie in seiner Ansprüche, die internationalen Be ziehungen Perus z n Bolivia seien vollständig gestört. Er glaube jedoch, das, die Lösung des Konfliktes bald bevorstche. Auch hoffe er, die Frage der Grenz streitigkcite» mit Ehile zu lösen. Der Finanzabschliist für 1WX weist ein Defizit von 13«, IG Psd. Lterl. auf. Der Handelsverkehr hal sich, gegenüber >007 um M2 0HH Psd. Sterl. verringert. va; llnivemtätsjubüäimi in Leiprig. lBon unserem Sonderberichterstatter.> Leipzig. 29. Huli. Die sehnlichen Wünsche der Tausende von Fcst.qästcn nach gutem Wetter sind in Erfüllung gegangen. Heute morgen leuchtete die Sonne auf die Stadt in ihrem Schmuck von Hunderten und Abcrhiinderteii von Fahnen ! herab. Tie Ausschmückung der Fcsrzugsstratzen ist jetzt vollendet: nur an einigen Tribünen klingen noch die Hammerschläge der Tapezierer. Vwar eilen Wolken in raschem Fing über die Stadt, der Wind bläst über die Strasten und wirbelt den Tand, den man Uber die Festzngs- strasten gestreut hat, in dichten Wolken aus und fegt ihn den Harrenden, die wie die Mauern seit früh 7 Uhr auf der für den König bestimmten EinzugSitrastc stehen, ins ttie- sicht: aber das stört die allgemeine Festfreude nicht im ge ringsten, denn die Sonne, die heis, ersehnte, ist da. Dies steigert natürlich die Festfreude, aber auch die Preise. Die Fenster der Fcstzngsstrasten sind ausverlaust. Die Händ ler fordern für den Platz an einem Fenster, in dessen Aus sicht sich ost 5 Personen teilen müssen, 20 Mark und mehr. Die Ankunft -cs Königs. Kurz nach 8 Uhr erivlgte die Ankunft Sr. Majestät dcS Königs und seiner beiden ältesten Sühne, beide in der Uniform des iLcibregiments. P r i n z !F oha n u G e o r g batte sich zum Empfang eingcsunden, ebenso die Chargier ten sämtlicher Leipziger Verbindungen zu Pferde in vollem Wichs, an die 200. Ein wundervolles, ganz einzig artiges Bild, diese feierliche Einholung des Ueatar-i Flngnit'iearttmRmu«. Im 'Fürstcnzimmcr des Bahnhofes richtete der Rektor Professor Dr. Binding an den König eine Ansprache: Trotz der Tücke des Wetters habe man das Fest bereits gestern mit einem fröhlich verlaufenen Be- arützuiigsabend in der Universität begonnen. Aber die rechte Weihe erhalte das Fiibelfest doch erst durch die An wesenheit des Rvotors dlagnit'ieontissimus, der es nichr unterlassen l>abe, aus iveitcr Ferne hierher zu kommen. Kim» uncl AkrenzclM. ck* Konzcrthaus „eioologischcr tziartcn". Für die Pianistin Fräulein Marth« Pagel, die das Unglück getroffen hat, ihr Augenlicht zu verlieren, war gestern unter freuiidlichcr Mitwirkung Dresdner Künstler im Konzcrksaal des „Rvologifchen Gartens" ein Konzert ver anstaltet. Fräulein Pagel selbst war mit Kompositionen i an Beethoven, Liszt, Mendelssohn am Programm beteiligt. Sie verfügt über ein nicht geringes pianistisches Kön nen. staunenswertes musikalisches Gedächtnis, weichen An- ichlaa und bemerkenswertes Gestaltungsvermögen. Die Auffassung der Sonate pathk-tiaue verriet seinen musita lischen Sinn. Ter Konzcrtsängcr Herr Th. W. Werner verfügt über cine große dunkle Stimme, die nur etwas mehr nach „vorn" eebrachk werden müsste, auch in Hin- liclck ans die Klarheit der Dcxtaussprache. Er brachte zwei Lieder eigener Komposition, dabei den stiinnningsvott »nd zart bcliaiidelicil „Abendsegen". Tie O.nalitäten der Stimme zeigten mb am besten in der von Albert höchst lev ndig mir starken Steigerungen vertonten Ballade . Der Darel'wiei". Frau A ma n d a L n loa- H unger, eine sehr stattliche Erscheinung, führte sich mit der schwic- riaen Glöckchen-Arie aus Delibcs Over „Lati.'ä" ''vrleil- haii ein. Der leichte, bewegliche, mühelos in die börhsten Register steigende Sopran hat eine vortreffliche Schulung genossen, die die Sängerin zur erfreulichen Ausführung der knifflichen Verzierungen, Koloraturen, Stakkati, Triller befähigt. Der Schriftsteller und Rezitator Herr Georg Zimmcrmaiiii brachte durch den Vortrag eigener Dialektdichtiingen gern begrüßte Abwechslung. Die Humor- und gemütvollen Berte, die er liebenswürdig mit diskreter Behandlung des sächsischen Dialctt» rezitierte, wurden von der verständnisvollen Hörerschaft mit Lachen und Beifall ausgenommen. Auch den übrigen Konzertieren den fehlte es nicht an Erfolg. Dem Besuch stellten sich Jahreszeit und ungünstige Witterung feindlich gegenüber, immerhin war der Saal leidlich besucht. Das Ergebnis wird allo nicht ganz schlecht gewesen sein. Ii. P* Earl Burrian hat als Tristan in der Berliner Gura-Oper gastiert. Wir lesen über den Ausfall dieses Gastspiels im „Berl. Börsen-Eonrier": Die gestrige Auf führung von »Tristan und Isolde" in der Gura-Opcr hat das lau« erwartete und immer wieder vertagte Erscheinen Bnrrians endlich Ereignis werden lassen. Ereignis auch im künstlerischen Sinne des Wortes. Der Dresdner Hel dentenor hat gestern die hochgespannten Erwartungen, mit denen das Berliner Musikpnblikuin seinem Auftreten cnt- gegcnsah, reichlich erfüllt. Ein Tristan herrlich von Stimme und getragen von der Schwungkraft eines warmblütigen Temperaments, das uns die musikalischen Schönheiten der Partie im hellsten Glanze erstehen ließ Im Spiel bchals sich Burrian freilich mit wenigen der Rüstkammer der Kvnvcnicnz entlehnten Nuancen, aber was uns der Dar steller auch schuldig blieb, dafür entschädigte der Sänger reichlich, der. wie kein Zweiter aus dem Pollen einer Natnr- anlage schöpfen kann, einer Naturanlagc, die die scingeschlis- sene Gcsangskechnik zu höchster künstlerischer Leistnngssähig- kcit entwickelt hat. Das Organ hat an dramakischer Aus druckskraft alle Werte des echten Hcldenkcnors cinzusetzen, entfaltet daneben aber in der Lyrik cincn Dust und eine von aller Weichlichkeit weltentfernte poesicverklärtc Weiche, die über den zweiten Akt einen Zauber siiinbcrückcndcr Schönheit breitete, um so eher, als Burrian in Frau Lcff- lcr-Burckard eine Partnerin zur Seite stand, die ihm an Stimmvermögen ebenbürtig war, an innerer Größe, iiber- zeiigungskräftiger Leidenschaft und restloser Nebcrcinstim- mnng der gcsangsdrainatischcn Darstellung mit der Musik aber überragte. ck* Danksagung der Witwe Liliencrons. Frau Baronin Anna v. Liliencron bittet um Aufnahme nachstehender Zeilen: „Da cs mir zu meinem Bedauern unmöglich ist. die unzähligen ergreifenden Kundgebungen der Teilnahme beim Tode meines geliebten Mannes einzeln, wie ich es möchte, zu beantworten, bitte Ich alle, die mir in diesen schweren Tagen Morte des Trostes ziigcrufen, den Sarg meines Gatten geschmückt, ihn zum Grabe geleitet baben, auf diesem Wege meinen tiefbewegten Dank, zugleich den meiner Kinder, rntgegenzunchmen. Anna v. Liliencron." Emil Richters Kunftsalon. Die Ankündigung einer Ausstellung non Werken der Schule von g-ontaincblcan und ter älteren Schicht von Meistern, die in dem kleinen Dörfchen Barbizon zusammen gehaust u«ü geschaffen haben, pflegt bei den mit den Ver hältnissen des Kunstmarktes Vertrauten von vornherein große Bedenken zu erregen. Weiß man doch, daß gerade ihre besten Arbeiten schon lange in Sen festen Besitz des sranzösiicheii Staates oder reicher französischer, englischer, belgischer und amerikanischer Privatsaniinlcr nbergcgaii gen sind und dast die wenigen Proben ihrer Kunst, die hier und da in Deutschland aiiftauchen, in der Regel nur min derwertigc Stücke sind und deshalb keinen rechten Begriff von der kiinstlcrisclnni Bedeutung ihrer Urheber ergeben. Auch unsere größeren deutschen Staatsgglcricn sind mit ganz wenigen Ausnahmen noch nicht dazu aclangt/ Bilder dieser Großen zu sammeln und werden auch nicht so bald dazu gelangen, diese bedauerliche Lücke auszusüllen, da die Preise, die sür Gemälde eines Millet, Rousseau, Eorot. Duvrö. Daubigny oder Trojon bezahlt werden, für ihre beschränkten Mittel durchgängig zu hoch sind. May muß also noch immer nach Paris, London oder Brüssel reisen, wenn man dcrartme Werke ans der Blüte zeit der französischen Malerei im*10. Zahrhiindert im Ori ginal studieren will. Der Louvre ist heute die wichtigste staatlick-c Sammlung, die für diesen Zweck in Betracht kommt. Dorthin hat nämlich der erst vor kurzem ver storbene Besitzer des Louvre - Warenhauses, Ehauchard, seine berühmte, aus mehrere Millionen bewertete Samm lung von Bildern der Fontainebleaucr gestiftet, unter der sich der gefeierte, aus amerikanischem Privatbesitz sür 800 000 Frcs. zurückcrworbene „Angelus" von Millet be findet. Die Bvrnotiz, daß in dem Richterschcn Kunstsalon eine M i l l e t-A u s st e l l u n g geplant sei. mußte unter den angcdcuteten Umständen zum mindesten recht zweifelhaft stimmen. Man erwartete weni« oder nichts von Bedeutung und ftirchtetc sogar noch Schlimmeres. Um io angenehmer ist es, zugcstehen z» müssen, das, diese Befürchtungen falsch waren und dast die Ausstellung, die nach mühevollen Vorbereitungen zustande gekommen ist. wenigstens soweit sic Millet betrifft, viel mehr bietet, als man erwarten konnte. Selbstverständlich darf man nicht daraus rechne», auch nur eines der in der Kunstgeschichte bekannt gewordenen Hauptwerke IcgnFraneoIs M i l l c t S bei Richter an- ziitrcsfcn. Die wenigen Oelgcmäldc von seiner Hand, die sie enthält, haben seinen Ruhm sicher nicht begründet. Den noch sind sic nicht ohne Interesse. Da ist zuerst eine kleine