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zum Leben zurückgebracht. Ein Schädelbruch am Hinterkopse chatte jedenfalls den sofortigen Tod herbeigeführt. — Angekündigte Gerichtsverhandlungen. Heute Dienstag, den 7. Juni, finden folgende EinspruchSverhand lungsterinine statt: Vormittags 0 Uhr wider Louis Alexander Lehner und Genossen in Druden, wegen Feldddiebstahks. — tO Uhr wider- Earl August Ziegenbakg hier, wegen Holrdieb stahls. — I l Uhr wider Johann Gottfried Bahrisch in Witsch dorf. wegen Forstdiebstahls. — I? Uhr Rügensache Robert Kühu'S und Genüssen, wider Otto Lehmann hier ; Vorsitzender: vr Müller. Kvnigliehcs Hostheater, Sonntag, am 1. Juni. Armide. Große heroische Oper in fünf Akten, Musik vom Ritter Gluck. Am ersten Psingstfeiertag bei überfülltem Hause eine Gluci sche Oper, ein Werk, in dem sich allerdings auch eine Kraft aus der Hohe offenbart, damit ein Anregen des Geistes der Wahrheit über die Jünger der Tonkunst tomme. Gleich wie dereinst in der Rede des Petrus an die Perfammlung sich der Feuerstrom des Glaubens da!,inzog, aus dein Klarheit und Begeisterung blitzte, so ivirtl diese Tonschöpfung Wunver mit ihrer Kraft und siegender Gewalt und Tausende bekennen: daß Gluck der Meister sei. Alts der Grundlage des Glaubens, an das Hohe und Wahre im Reich der Töne erhob sich dieses Lehrgebäude der Classicitat; unwiderstehlich wirkte bei der ersten Verkündigung diese Gewalt der Wahrheit aus die Herzen und diese Kraft ist noch heute zugegen, wo ihrer Zwei oder Drei versammelt sind im Rainen Gluck s. Wir erinnern uns nicht, eine Oper von Gluck je so be sucht gescheit zu haben. Ist dies; der nothwendiae Rückschlag nach so mancher Verflachung, daß ein heißes Verlangen nach Eharacter und Mannigfaltigkeit rege wird? Allerdings halten wir eine Zeit, — und sie ist es noch, — wo die Herab würdigung der Tonkunst zur Buhlerei mit den rein sinnlichen Bedürfnifien eines überreitten Geschlechtes geworden ist, das von der Kunst nur leere Zerstreuung und süße Betäubung vor langt, jede Zuniuthung an Geist und Herz aber ablehnt. Die Aufführung der „Armide" am vorgestrigen Abend unter Dircction des Herrn Hofkapellmeisters Krebs war eine vortreffliche. Man sah es dem Orchester bei jedem Hauch und Fingerstrich an, wie die völlige Hingabe an jenes alte Meister werk der- Tonkunst ihm zur höchsten Freude wurde. Das Hauptcapitel aus der Partitur, die Parlkie der Armide, lag in der Hand der Frau Kainz Prause, die in gesanglich drama tischer Auffassung wieder-um eine ehrenvolle mit Beifall ge krönte Leistung gab. Seit der letzten Vorstelluirg im Herbst des vergangenen Jahres, waren neue Rollenbesetzungen vor sich gegangen, wo namentlich Herr Jäger als Rinald sich trefflich in dieser heroischen Parlhie bewährte. In gleicher Eigenschaft wirkten Herr De ge le Hidroat, sowie die Herren Schaff ganz und v. Witt Ubald und dänischer Ritter, sowie Herr Bähr Artemidor. Der Rolle vollkommen würdig gleichfalls Frau Otto-Alv sieben Lucinde und Fräulein Nanitz als Furie des Haffes. Ebenfalls anerkennend sei der Fräuleins Zeidler und Weber gedacht Phenice und Sidonie. Das; Letztere sich im ziveilen Akt umkleiden und zu ihrer Parthie noch die Najade singen mußte, laßt sich allerdings nicht recht fertigen, da im Nothfall für die Sidonie Fräulein Pichler vor handen war. Mit den beschränkten Mitteln im Wallet hatte Herr Balletmeister Pohl Alles ausgeboten, um wenigstens in den Gruppiruirgen die Würde des Ganzen aufrecht zu er halten. — Mit Feuer und rüpelhaften Gestalten wurde wieder um viel gewinhschaflet. Zu Gluck s Zeiten «rag man noch Gefallen an solchem Dingen gefunden lzaben, unsere Zeit aber sollte sich mit Fug uns Recht darüber hinwegsetzen, denn cs vertragen sich solche alte Geschmacks- und Kunstsünden durch aus nicht mit der edeln Darstellung einer griechischen Tragödie. Th. Trobisch. * Aus dem vreußi schon Ho sieben erzählt Heetor Berlioz in seinen Memoiren folgende Seene: Berlio; war vom König Friedrich Wilhelm IV. durch Meyerbeer zu einem Diner in Sanssouci cingelaoen unv Alexander von Humboldt, der Graf WiellM-sly und die Prinzessin von Preußen befanden sich unter den Gästen. Nach dem Dessert wurde der Kaffee im Garten eingenommen. Der König ging, die Taffe in der Hand haltend, spazieren. Als er die Timen eines Pavillons erstiegen hatte, wurde er plötzlich meiner ansichtig und rief mir von Weitem zu: ,EH. Berlioz. tommen Sie! Sie so'cken mir Nachrichten von meiner Tchwester geben, und mir von Ihrer Reise nach Rußland erzählen." Ich beeilte mich, den Wünschen seiner Majestät nach;utommen, uns ich weiß nicht mehr, durch welche tolle Einfälle ich plötzlich meinen erhabenen Gastfreund in die allerheiterste Stimmung verletzte. „Haben Sie russisch gelernt?" „Rem, Majestät, ick> kann nur sagen: Xu prunu. un Ivcvu rechts, links,, um mich dem Führer eines Schlittens verständlich zu machen, und auch Dura Ir. wenn der Kondukteur sich irrt." „Was heißt Ournlc?" „Dummkopf, Majestät" „DummlopfMajestät? O das ist köstlich! Majestät Dummkops'. Dummlops Majestät! Uno nun schüttelte sich der König vor Lachen, so daß der ganze Inhalt seiner Taffe mit dem Fuß boden Bekanntschaft machte. Diese Heiterkeit des Königs, in die ich ohne Ziererei mit einstimmte, machte plötzlich eine wich tige Person aus nur. Mchrere Offiziere, Hof- und sftmrmcr hcrren, die diese Scene beobachtet halten, hielten es für ge ralhen, sich mit dem Alaun aus guten Fuß zu stellen, der so eben so herzlich und ungezwungen mit dem König gelacht hatte. Ich war plötzlich mit einem ganzen Schwarm v.n großen Herren umgeben, die ich vorl-er gar nicht bemerkt hatte, und die auch von mir nicht die geringste Non; genominert l>atten. Man verneigte sich tief vor mir uno hauchte mit bescheidener Lippe: „Mein Herr, ich bin der Fürst***, der sich glücklich schätzen wird, Ihre Bekanntschaft zu machen " — „Mein Herr, tch bin der Graf***, gestatten Sie mir. Ihnen zu de», Erfolg Glück zu wünschen, den Sie soeben errungen haben." — Mein Herr, ich bin der Baron von ***, ich hatte schon vor sechs Jahren die Ehre, Ihnen in Braunsckiwen zu begegnen, ch bin entzückt.... u. s. w. u. s. w." Ich konnte gar nicht be greifen, von wannen mir plötzlich dieser Nimbus am preußi'chen Hofe kam, als ich mich ».der Scene in> ersten Akt der Huge notten erinnerte, wo Raoul, nachdem er das Billet von der Königin empfange», sich plötzlich von Kavalieren umringt sieht, welche ihn alle auf das Inständigste ihre Freundschaft ver sicl-ern. Alan hielt mich für einen Günstling des Königs. O wie komisch ist doch die Keine Well, die man die große nennt! .... * Ultra montaner Styl. Aus München ist der Abbö Loyson Pater Hyaeinthe, der sich langte Zeit dort allsgehalten hatte, .wieder nach Paris zurückgereist. Die persönliche Erschei ming dieses viel angefeindelen katholischen Geistlichen schildert das ullramontane „Palerland" also: „Bon ferne glich er den, Herrn v. Lutz d. i dem der genannten Zeitung gleichfalls ver hassten Eultnsminisler. der aber rillen Schnnrrbarl und Brillen lrägl ; in der Nähe hal Herr Loyson eine Aehiilichleit mit einem angefressenen intelligenten Bierbrauer aus der guten alten Zeit. Er ist kegelförmig gestaltet, am dicksten um die Mitte, schwarz und lurzgeschnilten gewandet. Den fetten, glänzenden Kopf ziert eine allmächtige Glatze, die fast bis in's Genick Herabgel,t. Die Züge sind matt, verschwommen, Nase und Ohren gehen nicht über das gewöhnliche Maß hinaus-. AesthelischeS oder Geistvolles ist gar nicht an ihm. Reben dem dünnen Herrn v. Döllinger macht er den Eindruck einer selten, rundlichen Kreuzspinne, welche eine ätherische Schnacke sp^ieren fuhrt. Das ist Herr Loyson " * Re ela me. In einem Pariser Blatte kiest man sol gende Reelame: „Gestern wurden die Passanten in Aufre giuig versetzt, da sie einen Herrn auf dem Pflaster der * **straste hinsckilagen sahen Alan vermuthete einen Gebirnschlag, doch ersuür man, das; dieser Herr ein Besucher des Modemagazins von V. und derart über die fabeltzaft niedrigen Preise er staunt war, das; er das Bewußtsein verlor. Die Freude wirkt tödtlich." * In St. Stephan am Gratkorn hat eine arme Fa brikarbeilerin, Katharina Sybeck, ihr ganzes Perinögen, be stehend in einem Spartassenbuche über Ml» Fl. Kl» kr., der Schule vermacht zur Anschaffung von Schulreguisiten für un bemittelte Kinder. Wie Biele preisen die Pollsbildung als das Höchste von der Gesellschaft zu erstrebende Ziel und doch sind nur erst Wenige aus den Gedanken der armen Fabrikarbeiterin gekommen. * Eine Aufklärung für Photographen. Als in, Jahre l Ml» Daguerre mir seiner wunderbar schönen Erfindung die Well in Erstaunen setzte, indem er die S-onne, dieses Wett äuge nöllngle, eine kluge Arbeiterin unter dem Befriste des Meisters zu werden, da setzten sich alle Federn zum Ruhme Daguerre's in Mwegung. Und dennoch hätte so leicht der Ruhm des Erfinders einem Deutschen zutommen tonnen, wenn man bereits vor Jahren einer öffentlichen Stimme mehr Auf merlsamkeit gescheut! und sich nicht so schlafmützig benommen hätte. Man nehme gefälligst den Allgemeinen Anzeiger der Deutschen vom Jahre I zur Hand, worin der Pfarrer Hoffmeister in Klein Schmalkalden die Grundzüge obiger Kunst in dem Aussatze: „Heliographie oder die Sonne als Kupfer stecher" mittheilt. Also sechzehn volle Jahre vor Daguerre, lenkt ein Deutscher seine Landsleute auf einen so wichtigen Ge genstand. Seine Stimme aber verhallte, bis nach Jahren Emet in Paris die Anregung zur Wirtlichkeit gedeihen läßt und durch die Erfindung die Welt mit seinem Ruhm erfüllt. Es wäre interessant, wenn Physiker der Sache nachspüren wollten, um zu ersehen, wie der Pfarrer Hoffmeister seine Andeutungen gegeben hat, die jedenfalls von großer Wichtigleit sind. * Perletzte Rücksicht. Vor de»; Polizei Kommissar eines Pariser Bezirks erscheint ein Arbeiter, rin; sich darüber zu beschweren, das; einer seiner Freunde schon seit drei Jahren der Liebhaber seiner Frau sei. — „Wie," sagt ihn; der Ko»; miffar, „das wissen Sie seil drei Jahren, und Sie beschweren sich erst jetzt?" - „Ja. sehen Sie," antwortet der gefällige Ehemann, „ich hatte auch bis jetzt keinen Grund zu tlagen; aber nun har er die Rücksichten verletzt, die er mir schuldig ist" — „Wie so?" — ./Run, er- sängt jetzt an, »reine Frau ;u vrüge'.n. Das war dis einzige Vergnügen, das er mir noch gelassen. Run nimmt er mir auch das, und damit ist »reine Gedulo zu Ende" * Ein neuer Mors ist in; äußersten Osten von London unter außergewöhnlichen Umständen verübt worden. Ein stur qer Mensch von j -> Jahren, Sohn eines von Ehina auf der Heimreise begriffenen Seemannes und Mitglied eines sreiwilli gm Schützeneorps, erschoß seine Stiefmutter, welche ihn und seine Schwester hart behandelt haben soll, steckte darauf das HauS in Brand und gab sich selber in Haft. Die Flamme» wurden gelöscht, ehe sie nennenswerthcn Schaden angcrichtet hatten, das Opfer nrseß war von dem Schuß aus der Stelle gestorben. * Dom Kaiser von Rußland sind ivährcnd seines kurzen Aufenthaltes in Berlin nicht weniger als 3000 Bettelbriefe zrrgeschickr worden, rvelche sämintlich mit einer Summe von I000 Thlrn. dem Berliner- Polizeipräsidium zur Erledigung übenvresen wurden. Alexander II. soll, wie wir hier noch hinzusügen wollen, ein recht ungesundes Aussehen haben. Ter Ausdruct des Krankhaften, Erschöpften trat, wie mitgetheilt wird, besonders bei Gelegenheit der Parade hervor, ivo die aufgedunsene Gestalt des zusammengedrückt ans dem Pferde sitzenden Kaisers einen unfreundlichen Eontrast bildete zu der träsligen, straffen Figur des greisen Königs von Preußen. * Lynch Justiz. In den Bereinigten Staaten wird neuerdings gegen faule Männer Lynchjustiz geübt. Ein Grob schmied in Kentucky, welckx'r seine Familie darben ließ, wahr scheinlick, weil er mit dein Kämpft' der Arbeit gegen das Capi tal zu stark beschäftigt war, wurde an einen Baum gebunden und erhellt OL Hiebe. * Der Schneider st rike. Die Pariser Schneider rü sten sich zum Strikc. Die Ausführung desselben dürste eine vollständige Acnderung in den Gewohnl)eiten dieser Herren her beiführen: statt wie sonst die Beine, werden sie alsdann die Arme kreuzen. * Schwäbischer Küchenzettel. Der ächte Schwabe ißt Montags Knöpfte, Dienstags Hutzle, Mittwochs Nudel, Donnerstags Spätzle, Freitags gedampfte Grundbirn, Samstags Pfainrluche und Sonntags Brätle uns Salätle. 8o!»u»vrL- Ivuv Appli cation. kur küllstlivlleil Laiuiersrtr Von VustLv Menrel, Id» ntinti», Ainalicnstraste Rr. ft erste Mage. .Sprechstunden von st dis st Mn. Unbemittelten besondere Preise» müftigung. »I HU ilsidNS taS beste und sick'crste Büttel, selbst sckwn bet jungen Leuten von Ist Jahren einen starken und kräftige» Bartwuchs zu er zeuge». Depot bei Oscar Baiima»» in Dresden, F-raucnstraste Ist. In FlaronS st I<» Ngr. Keue «»«»»VÜKLN ohne Bügel, st 12' i und 2st Ngr. .mit neuesten zmcctentsprerhendcn Zähnen und namcntUch zum Auüschncidcn eng gewachsener Aeilc fick' eignend. !» Itt Rgr., von Fachmännern geprüft und e np öl ten 44«in- >>n»l Non« mit neue» uiizcrbtcchliebe» Federn. Raupen-, Gras . u. Hecken ickweren. ttZartcuhippcii, Qculir, Eopulir u. Veredlungomeffer. Spargelincsser. 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