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Da hatte er Berlin verlassen. Denn er hatte nicht -ie Kraft in sich gefühlt. Helen, der Brant, gegenüberzutreten. Er ging nach Italien. Bon Rom aus hatte er ihr seine telegraphischen Glückwünsche »u ihrer Hochzeit vor out einem Jahre gesandt, Kurze Zeit danach hatte er seine große Weltreise angetrete». Er schrieb ihr nicht mehr. Hin und wieder erreichte sie rin flüchtiger Kartengruß, der sie immer erfreute. Sie vermißte ihn nicht in ihrem Glück, aber zuweilen ertappte sie sich doch auf einem Gedanken an ihn, und gestand sich dann lächelnd ein, daß seine Briefe, die er ihr früher stets von größeren Reisen ge schrieben, ihr vielleicht doch manchmal fehlten. Aber schnell, wie die Gedanken an Fred gekommen waren, tauchten sie auch wieder unter in Sem Glück ihres Gebens. Heute aber nahm sie mit Freude seinen Brief zur Hand und laS: „St. Thomas, West-Indien, Mai 1V1 . .. Liebe Helen! Ihr lieber Vater hat an mich gedacht, als ihm das Glück zuteil wurde, sich an einem Enlel freuen zu können. Er hat mich von der Geburt Ihres Kindes benachrichtigt, Helen. Und das danke ich ihm herzlich. Ich sende Ihne», Fl,rem Gatten und Ihrem Kinde meines Herzens ausrichtige Wünsche für Zukunst und Glück. Lasten Sie Ihr Kind aus dem Becher trinken und lehren Sie ihm später den Namen des Onkels, der cs — trotz allem — gut mit ihm »lei»,! Ich konnte Ihr Kind beneiden, Helen, weit Sie seine Mutter sind. Ich kann Sic mir nicht vorstellen als Mutter, Helen. In meinen Ge danken sind Sie immer noch das Mädchen, das ich gekannt und geliebt. Das ich noch liebe. - Ich bummle durch die Welt. Ich sehe viel Merkwürdiges und viel Er habenes. Aber auch viel Törichtes und Lächerliches. Sehe ich »der Schönheit, dann denke ich an Sie, Helen, und male mir aus, was Sie enrpfinden würden, wenn Sie eS mit mir sehen würden, wenn Sie es mit mir sehen könnten. Ich glaube, daß Sie glücklich geworden sind, und der Gedanke, Sie in Ihrem strahlenden Glück zu sehen, hält mich der Heimat sern. Ich komme nicht eher wieder, bis ich mich daran gewöhnt habe, Ihr Glück mit ruhigen Augen zu betrachten, vder — bis die Sehnsucht zu mächtig in mir wird. Nach der Heimat oder nach Ihnen? Die Frage beantworten Sie seihst! Ich küsse Ihre betörenden Hände und bin allezeit Ihr Ire d." Sie lächelte ein-wenig gerührt, ein wenig schmerzlich und legte den Brief aus der Hand. Das war der ganze Fred. Sie hatte geglaubt, nun, da sie ver mählt sei. würde er sich trösten und in einer anderen Neigung und Heirat sein Glück suchen. Dieser Brief zeigte ihr, wie sehr er immer noch an ihr hing. Die Tür hatte sich leise geöffnet. Ihr Mann war cingetreten. Er trat auf sie zu und küßte ihr schimmerndes Haar. „Liebling, noch im Hauskleid? Ich glaube, Du mußt anfangen, Toilette zu machen." Sie lächelte ihn an und schmiegte ihr Haupt an seinen Arm. ,Hch habe die Glückwünsche önrchgeleseu, es sind so viele." Er nahm den Becher in die Hand. „Schöne Arbeit! von wem ist er, Schatz?" „Bon Fred. Mit einem Briefe." „Ah!" Eine leichte Wolke flog über seine Stirn. Sie sah es und wunderte sich. Sie konnte von ihrem Manu diese Eifersucht auf Fred nicht verstehen. Wie konnte er eifersüchtig sein auf diesen Freund aus der Kinderzeit, über dessen Liebe sie stets nur gelacht, in dessen Beisein sie sich in ihn verliebt hatte. Sie wußte, daß die beiden Männer sich unsnmpathisch waren. Und es tat ihr leid. „Darf ich den Brief lesen, Helen, oder ist er nicht für meine Augen be stimmt?" Sie lachte. „Mein Gott, was für ein Ton! Brummbär! Hier hast Du ihn! Du weißt doch, daß ich keine Geheimnisse habe vor Dir!" Er zog sie an sich und küßte sie. „Das ist ja das Wunderschöne an Deiner Liebe zu mir, Helen, daß Du mir so vertraust!" Sie sah ihm tief in die Augen. „Und Du mir?" „Und ich Dir, Geliebtes, Dn!" Sie machte sich sanft von ihm los und klingelte, „ocun geh, Schatz. Und nimm die Briese mit Dir. Ich will mich anklciöen lassen." Kätchen kam. „Es wird höchste Zeit für gnädige Frau," sagte sic. Als Helen säst fertig war, klopfte es an die Tür. ,Hch bin's, Helen, darf ich hereinkommen?" Und schon schlüpfte Elsie ins Zimmer und begrüßte die Schwägerin herzlich. Seit einem halben Jahre war sie Max Karstens strahlend glückliche Frau. Sie war schon im Festgewandc. In einer lichten mattrosa Toilette, die ihren blonden Reiz hob. Sie betrachtete Helen, bie jetzt vor dem Spiegel stand und das Arrangement der Blumen und Edelsteine anordnete. « „Mein Gott, Helen, siehst Du schön aus!" Eine grenzenlose Bewunderung für ihre Schwägerin erfüllte die junge Frau. Mit den Eltern war sie damals bet Georgs Verlobung der jungen Braut entgegengekommen wie einer gnadenspenbenden Königin. Brachte doch Helen mit ihrem Reichtum ihnen allen Erlösung aus Sorgen und Aengsten. Wie schlimm es um sie gestanden, ahnten die beiden Frauen nicht. Aber sie sahen doch, daß des BaterS verzweifelte Miene schwand, daß er wieder froh ward und strahlend, daß er selbst der schönen und reiche» Schwiegertochter mit weit offenen Armen entgegengtng. Helen war ahnungslos geblieben. Dte Freude in der Familie ihres Verlobten war Ihr nicht entgangen, dte Begeisterung, die man ihr entgegen brachte, nahm sie an wie einen ihr schuldigen Tribut. Mit einer ruhigen Selbst verständlichkeit, die über ihrem ganzen Wesen lag, sagte sie sich, daß sie in jeder bürgerlichen Familie wohl so ausgenommen worden wäre, und sie ließ sich die Galanterien ihres schönen und eleganten Schwiegervaters mit derselben freund lichen, lächelnden Ruhe gefalle», wie die innige Herzlichkeit seiner Frau und Elftes schwärmerische Freundschaft. Sie blieb bei allem ganz unbefangen und machte Georg gegenüber nie eine Bemerkung über die Herzlichkeit, mit der seine Familie sie ausgenommen hatte. Und er, dem die Unbefangenheit fehlte, war froh über ihre ruhige und selbst verständliche Art, Liebe und Bewunderung entaegenzunehmen. „So, Kätchen," sagte die junge Frau, „und nun das neue Collier." Die Zose entnahm es seinem Eint und Helen zeigte es ihrer Schwägerin. „Das hat mir Georg geschenkt. Er hat die ganze Welt in Bewegung ge setzt, um einen wahrhaft künstlerischen Schmuck für mich zu bekommen, hat sich Zeichnungen machen lasten und lange gewählt. Aber nun ist cs auch schön ge- worden." Es war ein Brillantschmuck von märchenhafter Pracht der Steine und wahrhaft künstlerischer und vornehmer Anordnung. Er paßte zu dem weißen, spihcnttberriesclten Kleid, das eine lange Schleppe aus Silberbrokat zierte. ,IVie eine Fürstin siehst Du ans. Helen." Diese »ahm gleichgültig ihren Fächer. „Ich glaube, eS wird Zeit, daß wir nach unten gehen." Als die Schwägerinnen das Zimmer verkästen wollten, stießen sie mit dem Geheimrat zusammen, der kam, um seine Tochter vor der offiziellen Festlichkeit zu begrüßen. Elsie drückte ihm die Hand und huschte dann hinaus, Vater und Tochter allein lassend. Herbert Korf schloß sein Kind in die Arme. „Pappi!" sagte Helen mit ihrem alten süßen Ton aus der Ktnderzeit. „Mein geliebter Pappi!" „Mein geliebtes, geliebtes Kind!" Er hielt sie sekundenlang ganz still an sich gedrückt. Dann schob er sie von sich ab, erfaßte ihre Hände, betrachtete sie und schaute ihr tief und lange in die strahlenden Augen. „Du bist glücklich geworden, mein Kind?" „Ueber alle Matzen, Papachen." „Und Dir bleibt nichts mehr zu wünschen, Helen?" „Nur, daß alles so schön bleibt, wie es ist." Er nickte. Und sie fragte: „Und Du. Papachen? Bist Du zufrieden mit Deinem Schwiegersohn? Aber sage mir die volle Wahrheit, ich will cs wissen." „Ich kann Dir getrost die volle Wahrheit sagen, Kind. Du weißt es ja auch. Ich hätte mir keinen besseren Mitarbeiter und Nachfolger wünschen können, wie Georg cs ist. Ich selbst und alle meine technischen Mitarbeiter waren überrascht über sein schnelles Auffassungsvermögen. Es mar Loch schließ lich eine ganz fremde Materie für ihn. Und wie fabelhast schnell hat er sich ein gearbeitet! Freilich, sein Fleiß, seine Energie sind eisern. Manchmal wird mir seine Arbeitsleistung zu viel. Ich denke dann an Dich, Helen, und daß Du so viel allein bist." „Papachen," entgegnete sie und Rührung önrchzitterte ihre Stimme. „Habe ich es nicht immer gesagt: so wie Du wird kein anderer Mann mich lieben! So wird keiner für mich sorgen und an mich denken!" tFortsetzung folgt.) V ttellsngsrucke ß ^Iillnniii»i»liii»iimii»»i»l»miilil»in»^nnnnn^ ÜWWW ß 6run«8Ltück8- ß äWMMUW,MM>M>MMMMllWMWUI,U1IUUö Lutsbesitzerstochter, 26 I. alt, im " Häuslichen bew., sowie mit allen Zweigen der inner, u. äuß. Wirtschaft gut vertraut, sucht für 1. Juli Stellung als MrlZedskleri« auf größ. 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