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Dresdner Nachrichten : 19.05.1875
- Erscheinungsdatum
- 1875-05-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187505190
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18750519
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18750519
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1875
-
Monat
1875-05
- Tag 1875-05-19
-
Monat
1875-05
-
Jahr
1875
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 19.05.1875
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«rs-'»M «1,1,« ft«, 7 Ujr Ul der ctipedilion Martentlroic I». Adon- >ie««nt»xrei1 vlerteliLlie- >i- 2Marl 2» PIge,, dur ste Post , Marl ü» Pigr. Llujel. Nummern MPj.ie. «ufla,r 27000 «i»,. A»r d!« Müllgabe elnge» landler Munulrrlple «achl «ich l»e Redaill«» «>-> verblud»-. Inserat,nNnnadm, au,- «vNrl«: na, Va,I»r t» Hauldurg. «er- >l», wie», üelptlg. Basel, vretlau. »rauksurt a M. — lta- tlll,,, ,,, Lrrlln, Leldjia, «Uten. Hamburg, grollksurt M.. Mün chen. — »aad« L 0». ln »rarlsurl a. M. — I r. Vui,t ln lldemul« — ll». W»>.«,»Nlto. Ilulliar «, (.'a, ln Pari«. Tazcblatt für Politik, Unterhaltung n. Geschäftsverkehr. Dnlck und Eigenthum der Herausgeber: Liepschk Neichardt in Dresden. Inserat» werben Tlrabe IL an»en°m»t»« dir uv. k> Uür. Sonntag» dir Minagr >2 Uür. 2» lilunadi: gras.» Alosirr- ,asic 5 dl» vluchi». < Uli«. Ler Naum einer el»- toaliiaen Prlitjllie lostet l, Ps , . le>ugesandi di« Zeile ül Pige. vlne Garanlie sür da» uachulagige Lrichet» neu der Injerate wir» nicht gegeben. klntlvijriige Nnnonee»» bi..ilrage von un» und» tu.incngirm-n ul dPer sonen ln eriren wir nur ,,e rnP,niiumelattdo» ise. üi u nn i-ulch Brlel- inarien »der Ponerntch» tun-. Ue.l ! Silben losl'» 15 Pwe. ^nierale IN« die Äenli-iS »lummer «de: !u>ch rli.cin Jeillag« die PcNljeiie 20 Psge Nr. i rr». Zwanzigster Jahrgang. Politisches. „Saure Wochen, frohe Feste" sind an uns vorübergezogcn und mit heilerem Gemesth erwachen wir aus dein beglückenden FrühlingS- traum, der uns eine kurze Zeit des Lebens Gliche vergessen lies,. Noch stehen vor unserem geistigen Auge nur Blumen, Blüthcn, Wald und Hain und blauer Himmel und Sonnenschein! Neugestärkt und belebt geht Jeder wieder an die Berufsarbeit und sieht mit zuver sichtlichem Blick die Früchte seiner Mühe blühen und reifen, wie brausten in der schassenden Statur. Wie sich an diesem Pfingstfest die trüben Wolken vor dem frischen, kühlen Wind zertheilten und die klar gewordene krystallene Luft den Blick in ferne Weiten schweifen ließ, so hat sich auch der politische Horizont geklärt. Der heilige Geist des Friedens ist herniedergesticgen und seine Jünger prophezeien eine fröhliche .Zukunst. Wohin wir blicken, sehen wir die Fürsten sich verständnißvoll die Hände reichen, die Völker langgehegtem Groll entsagen und sich der fleißigen Arbeit weihen. Die Trübungen in Südwesten und Südosten liegen uns zu fern, um uns ernstlich zu berühren. Im Interesse der allgemeinen Menschenliebe aber wün schen wir auch ihnen eine glückliche Lösung ihrer Wirren. Erschöpft ruhen die Karlistcn und die Regicrungstruppen aus vom Bürger krieg und werden sich schließlich, wenn von auswärts ihnen nicht mehr Hilfsmittel zugelangcn, doch mit einem Vergleich aussöhnen. In Bukarest arten die Wahlumtricbe in rohe Prügeleien aus und die Regierung spielt dabei die kläglichste Rolle. Doch dürfen wir uns deshalb keinen Besorgnissen hingeben; das — schlägt sich und vertrügt sich wieder. Der vielgepriesene Kaiser von Rußland hat uns einen nicht zu unterschätzenden Beweis gegeben, welchen Werth er auf gute Beziehungen zu Deutschland legt. Der Schützling Gortschakoffs, der ScctionSchef Stremukoff, ist in Ungnade sei ner Stellung enrhobcn worden, weil seine specifisch russische Rich tung eine deutschfeindliche Färbung gezeigt hatte. Die Fürsprache des Großfürsten Thronfolger konnte den armen Diplomaten nicht retten und sein Grablied war gesungen. Unsere Freunde in Eng land verbreiten sich mit Wohlbehagen darüber, wie Deutschland sich von Rußland aus habe friedlich beeinflussen lassen, um durch solche Besprechungen Deutschlands Ansehen zu schädigen. „Ja wir sind ihnen zu hoch gestiegen, möchten uns wieder hernnterlriegcn!" Kaiser Alexander hat sich um den Frieden wohlverdient gemacht, aber, wie er selbst offen bekennt, bei dem deutschen Kaiser die friedlichsten Gesinnungen vorgesunden und leichte Arbeit gehabt. Rußland wird sich nie gegen Deutschland den Ton erlauben, den es höchst unge- nirt gegen England seit lange angeschlagen. Die Kaiser glocke ist im Dom zu Cöln angclangt unv wird bald von ihrem provisorischen Standpunkte in der Wcstfaeade herab ertönen: „Friede sei ihr erst Geläute", ein Klang der harmo nisch nach Westen hinübcrtöne! Wir gönnen dem französischen Staat alle Wohlfahrt fleißiger Arbeit, friedlichen Ausbau seiner Verfassung und Heilung seiner inneren Zerklüftung. Dafür bean sprucht Deutschland von Frankreich und allen anderen Nachbarn die vollste Achtung und Anerkennung seiner Stellung in der ersten Reihe der europäischen Staatcnsamilie. Wir wollen die uns von Fichte gestellte Aufgabe erfüllen, einen Staat zu schaffen, der Träger und Unterpfand der irdischen Ewigkeit sei. Der deutsche Staat sei die Verkörperung dcS nationalen Geistes mit seinem Wahrhcitsgcfühl, seiner idealen Richtung, seiner ernsten Gründlichkeit und seinem freien, vernünftigen Wesen! „Ein Römer wäre zurüagewichcn!" rief Napoleon k., als sein Noß an der russischen Grenze strauchelte. Ter nach Oesterreich ge flüchtete Fürstbischof von Breslau mag wohl auch innerlich gebebt haben, als sein Gespann den steilen Berg zum Schloß Johan- ncsbcrg nicht hinauf wollte und in den Straßengraben zurückdrängte. Ter Römling wich aber nicht zurück, er schwang sich aus dem Wagen und erstieg das Schloß, das ihm den Schutz der österreichischen Re gierung bietet und entsagte damit seiner priesterlichcn Thätigkeit in dem deutschen Tlieil seiner Diöeese. Wenn man sieht, wie solche deutschfeindlichen Elemente Oesterreich als Eldorado betrachten, wie der Sieger von Eueiwa in Graz geschützt wird, wie Ungarn sich immer deutschfeindlicher gcberdet, das Klostergesetz in Oesterreich zu keinem Ende gelangt, dann will es doch scheinen, als ob der Geist Josephs II. noch nicht wieder herabgcstiegcn sei. Der Schemen des Pater Lamormain, welcher einst den mächtigen Wollenstem stürzte, spukt noch in der Hofburg, wie zur Zeit Ferdinand des III. und der wohlwollende, redliche Fürst, der umjubelt von seinem gutherzigen Volk, heimkehrt von seiner beschwerlichen dalmatinischen Reise, knieet tiefbewegt vor einein Priester nieder. Sähe der arglose, viel geprüfte, edle Fürst aufmerksamer in dessen lächelndes Gesicht, er fände vielleicht die Energie, der bebenden Grandezza seines Reichs zu künden, daß er der Mönche bleiche Sünderzunst nicht länger am Marke seines schönen Staates saugen lassen wolle! Locales und Sächsisches. — Se. Maj. der König ist gestern Abend ^7 Uhr mit dem Dresden-Berliner Couricrzuge nach Berlin gereist. — Im Gebäude des königl. Finanzministeriums ist, nachdem oasselbe mit der neuen städtischen Wasserleitung versehen worden ist, das bisherige Wasserdruckwcrk außer Betrieb gesetzt worden. Dasselbe befand sich am Fuße der Terrajsenlrcppe nnd ivar aus schließlich für eine etwaige Feuer sgefahr in, Finanzministerium ein gerichtet worden. Obwohl nun jetzt derselben weit besser begegnet werden kann, herrscht doch unter Allen, die im Finanzministerium zu thun haben, kein Zweifel, daß bei wirklicher Feuersgesahr an eine Rettung der Acten nicht zu denken ist. Das alte Haus ist verbaut und verwinkelt, die Gänge sind schmal, die Treppen eng, Alles ist vcrkästelt. Acten aber eines so wichtigen Zweiges der Staatsver waltung, wie das Finanzministerium, wären bei eine», Verluste geradezu unersetzlich. Die Metall- und Staatspapierschätze, die in ^ Mitredackeur: vr. Linll Für daS Feuilleton: Lricklvl« ,den Parterreräumcn lagern, wären weit eher zu retten. Leider ! scheint der Herr Ressortminister, Baron v. Friesen, wenig geneigt, schon in das Budget der nächsten Finanzpcriode ein Postulat sür Errichtung eines neuen Finanzministeriums auszunehmen. Dasselbe könnte aber recht gut mit auf das Areal zu stehen kommen, daS durch Abbruch des jetzigen Zeughauses ^dessen Inhalt in das neue Arsenal doch innerhalb Jahresfrist kommen wird- sür StnatSbcdürf- nisse disponibel wird. — Der Verkehr aus der Chemnitzer und Sächsisch Böhmischen Bahn war während der beider» Feiertage außerordentlich belebt und reich; characteristisch ist nur, daß wenig weitgehende nach außerhalb Sachsen führende oder Rundreise Billets verkauft wurden, während der sogenannte Localverkchr fast noch nie so stark war wie diesmal. Am ersten Feiertag zum Exempcl sind allein für 850 Thlr. TageS- billete nach Tharandt verkauft worden, lieber den Gcsammtvcrkehr erfahren wir noch: In den 3 Tagen vom 15. Mai, Sonnabend, bis mit 17. Mai, Pfingstmontag, langten mit den Personenzügcn auf dem Böhmischen Bahnhofe an: in der Richtung von Bodenbach 23,100 Personen, in der Richtung von Chemnitz 3 l,000 Personen; ab Altstadt-Dresden wurden befördert: in der Richtung nach Bodenbach 20,700 Personen, in der Richtung nach Chemnitz 25,800 Personen. Die Gcsammtsumme der an- gckvmmcnen und abgefahrenen Passagiere beläuft sich mithin aus 100,000 Menschen. Zur Bewältigung dieses lebhaften Personen verkehrs niachte sich in den 3 Tagm außer den fahrplanmäßigen 120 Personenzügcn nach Bodenbach und Chemnitz die Einlage von nicht weniger als 60 Extrazügen nothwendig, die sich mit 27 auf die Bodenbacher und mit 33 auf die Chemnitzer Linie vertheilen. ES verkehrten sonech insgesammt 186 Züge mit 3185 Wagen. Diese bedeutende . mschcnmasse wurde ohne jeglichen Unfall befördert, Dank der Ruhe und dem gemessenen Be nehmen deS reisenden Publikums, soivie der Umsicht und Ausdauer des betreffenden Beamtenpersonals der Bahnlinien. Derartige Re sultate können einzig durch ein geregeltes einheitliches Zusammen wirken des ganzen Bahnpersonals erzielt werden und kommt dem selben eine Anerkennung von Seiten des Publikums wohlverdienter- maßcn zu. Das verkehrende Publikum hat keine Gelegenheit, die umfänglichen Vorbereitungen kennen zu lernen, welche die Einlage derartiger Extrazüge, die nöthige Beobachtung aller Vorsichtsmaß regeln erforderlich machen; die verschiedenen Arbeiten entziehen sich vollständig den, Auge des Publikums. So sind z. B. in diesen drei Tagen einige Tausend Dienstlelegramme nur ab und nach Altstadt- Dresden erforderlich gewesen, zu denen noch außerdem die Ex- pcdirung von mehr als 1000 Privatdepeschcn kommt. — Die Personcnfrequcn; deS hiesigen Bahnhofes der Sächsisch- Schlesischcn StaatSbahn war dieses Jahr während dcS Pfingst festes eine bedeutend stärkere als in den Vorjahren. ES wurden befördert: Eskamenan: In Summa: Am15.Mai !>,o »l Passagiere 8,(EPassagiere l7.080Passagiere - I«. - II.kB» - 11,138 - 22.258 « - 17. - 6,310 - 8,27«) - I I,580 ^ ' 26,471 Passagiere 27,447 Passagiere äsr.'.O^Passagiere Von diesen 53,01.8 Passagieren wurden befördert: 1882 1. Elaste, 7772 I I. Classe, 22,620 III. Elaste, 21,644 kV. Classe. — Bezüg lich des FciertagsvcrkchrS auf der Leipziger Bahn ist der Verkehr wieder ein weit stärkerer gewesen als im vorigen Jahre. Auf den Linien Döbcln-Riesa sind am heil. Abend und am 1. Feier tage von hier 51 Züge mit ea 20,000 Personen befördert worden; eingegangen sind 58 Züge mit 20,000 Personen; an, 2. Feiertage wurden von hier 20 Züge mit 13,500 Personen abgclassen, der Eingang bezifferte sich auf die gleiche Zug- und Personenzahl. Die Gesainmtsumme der Züge während der 3 Tage beträgt 161 mit ca. 82,000 Personen. - - Ausfällig erscheint cs in diesem Frühjahr, wenn man die grünenden Fluren unserer nächsten Umgebung durchwandert, das Wild in solcher Menge vertreten zu sehen, ivie selten in anderen Jahren. Freund Lampe mit Familie kommt überall bei etwaiger Störung aus seiner gedeckten Stellung zum Vorschein und hat seine liebe Roth mit den vielen Karos und Rappos, welche sogleich, wenn sie der langohrigcn Schnellläufer ansichtig werden, eine Hetzjagd aus Letztere unternehmen. So benierlten wir vorgestern auf den rechts von der Blascwitzcrstraßs gelegenen Fluren zwischen den einzelnen Häusern einen flüchtigen Lampe, von einem bellenden Hunde lebhaft verfolgt, während gleich darauf noch 3 bis 4 andere Hasen aufspran gen, die aus ihrer Ruhe im wärmenden Sonnenschein anfgescheucht wurden. Karo kehrte grollend, nachdem die Verfolgten in ver zweifeltem Schnellläufe über die Straße hinweggesaust und im Ge büsch verschwunden waren, zu seinem Herrn zurück. Wie henn Tausende Feiertags etwas ganz Besonderes von Vergnügen haben müssen, so hatten sich vorgestern Nachmittag auch zwei hiesige Jünger dcS Merkur ein Phaeton gcmicthet und kutschir- tcn im Großen Garten herum. Da sie aber des Fahrens nicht kundig waren, so kam cS zu einem Conslict zwischen der Neigung des Pferdes und dem Willen der Fahrenden, der unglücklicherweise dazu führte, daß einer der jungen Leute vom Wagen stürzte und sich di- Kugel im Arme ausficl. Hier liegt wieder einmal ein nicht genug zu rügender Uebelstand vor. Während es vielfache Gesetze giebt, die von vornherein allgemein gefährliche Thätigkeiten und Spielereien unter Strafandrohung verbieten, wie z. B. das Tragen von Waffen, das Schießen im Freien rc., so scheint hinsichtlich des VermiethenS von Wagen und Pferden, wenn überhaupt Bestimmun gen bestehen, diesen doch nicht in, Mindesten nachgegangcn zu wer den. Jeder beliebige junge Mensch erhält — wie wir aus ver schiedenen Beispielen kennen gelernt — bei den Pferde- und Wagen- Verleihern, wenn er sonst reputirlich aussieht, das entsprechende Miethgeld erlegt und behauptet, retten oder fahren zu können, einen Gaul, eine Kutsche. Im Uebrigen mag dann der liebe Herrgott sorgen. Es wird sich allerdings Niemand ein Pferd zum Reiten Tresse«, Mittwoch, 1«. Mai 4875. Abreiten merken, und schon aus .Rücksicht aus sein Pserv einen Querstrich machen; ebcnsowenig ist aber auch eine.» Menschen ein Geschirr zu geben, der das Pferd weder rechte noch liuick zu zügeln versteht. Run kommt aber so ein merlanlili'cher Rosfttenker mit seiner nichts weniger als zügelfestcn Hand hinaus auf belebte Straßen. So lange das Happet gut ist und der Ku'.schirende sich bescheiden verhält und cs nicht ärgert, geht die Cache im Ganzen immer passabel und die geringste Fähigkeit im Zügeln hält die Geschichte im Gange. Kommt nun aber irgend Etwas in die Quere, entsteht ein heftiges Geräusch irgendwo am Wege, erschrickt das Thier oder bekonimt cs sonst Launen, so wird die Sache sehr schnell recht böse und im Augenblick ist der arme Nosselenkcr, der nunmehr sofort Angstschweiß und Fieber bekommt, daS Thier selbst und vor allen Dingen das ganz schuldlose Publikum gefährdet. Solche Scencn hat wohl jeder unserer Leser einmal mit angesehen. Im Interesse der allgemeinen Sicherheit wäre also wohl zu wünschen, daß überhaupt die Erlaubnis; zum Selbstsahren im Stadtverkehr mit eigenem oder fremdem Geschirr nur solcher. Leuten erthcilt würde, welche überhaupt fahren können. Denn man kann in seinem Berufe als Schneider, Schuhmacher, Restaurateur oder Kaufmann ?e. ein ganz tüchtiger Geschäftsmann sein und doch als glücklicher Besitzer eines eigenen Geschirres als Kutscher (weil maus nicht gelernt) eine ganz miserable Rolle spielen. — In der gestrigen Nacht gegen 1 Uhr war bemerkt worden, daß in den Souterrain-Räumen des Hintergebäudes vom Haus grundstück Antonstraße Nr. 8, ein Schadenfeuer entstanden war und hatte man die Feuerwehr dahrngerufcn, welche auch nach ihrem baldigen Eintreffen sehr energisch einzugreifen hatte, um nach mehr stündiger Arbeit Herr des Brandes zu werden. Diese Räumlich keiten bildeten ein Lager von Wasserlcitungsbau-Vorrälhen, als: Hanfseile (zun, großen Theil gcthcert), Bleirchrcn mit Strohum- hüllungcn, welche dem Feuer reichen NahrungSsteff boten. Ta daS Feuer auch an einer Stelle die Decke durchbohrt hatte und viel Rauch in den darüber befindlichen Mehllagerraum gedrungen war, auch das Gebäude selbst, namentlich das Balkenlage! der Decke viel gelitten hatten, so dürfte sich der entstandene Brandschaden immerhin auf mehrere Tausend Mark belaufen, lieber die Entstehung des Bran des war bis jetzt noch nichts Näheres in Erfahrung zu bringen. — Die abscheulichen Abschrägungen unserer Straßen - Trot toirS werden in, heutigen Blatte in einen, Artikel des Or. meä. Bcger »nt Recht einer abfälligen Kritik unterzogen. — Ter mit der Uebersohrt Station hinter Onkel Toms Hütte betraute Fischcrmeister zog vorgestern Abend den Leichnam eines an scheinend neugeborenen Kindes, welcher schcn längere Zeit im Wasser gelegen haben mochte, aus der Elbe heraus und lieferte ihn sodann an die Polizei ab. — Gestern früh hat man in einer Hauössur der Schloßstrah, hinter einer darin lagernden Partie Brctcr den Leichnam eines neu geborenen KindeS männlichen Geschlechts, in eine alte blaue Schürz« eingewickclt, vorgesunden. Der Leichnam kann nur eine Nacht viel leicht dort gelegen haben, da er noch ganz frisch, die eine Seite des selben aber bereits von Ratten anacfresscn war. — An beide» Feiertagen sind in; Zoologischen Karten ca. 13,600 Personen zu Besuch gewesen, und crirenüch ist dabei, daß trotz der großen Mcmcheiuneiigc keine U»gc>.öriglcit verge- kennncn ist und nirgcnc s ein Einschreiten gegen unter so!e! c>. Umstände» leicktt mögliche Ucdcrgriffe und Ungezogem citcu den Tdicrcn gegenüber nöthig war. Beiruts unserer gestrigen Mite thcüungcn über den Zoologischen Garten baben wir einen Ilr- tdui» zu berichtigen. Die Ebceoladcn-i Kuppe in der Wodinmg des Herrn Dircclor e-epöpff stellt nicht säugcntc Lewen mit ihrer Huiide-Ammc dar, sendern die Hündin Wida mit ecu dc» ihr gesäugten kleinen Tigern. Die Gruppe ist ausgeführt von Herr» Modelleur Goldttierrich. - Vorgestern ist geboren worden ein Mähnenbirich und ein cchweiuc-hnsch. - Zu wiederholten Male» bereits ist bei» Publikum über einen Industriezweig ganz eigener Art geklagt worden, — über die Eolportage von grausigen Mordgcsck'ichtc» in Heften, wobei zugleich als Prämie die Glatiöiicier'mg einer seidenen Robe oder dergl. bei Bezahlung deS so und sovieftcu Heiles in Aussicht ge stellt wird. Es dräugeu sich Leute, oft sogar wi r sei» gekleidet, zu selten, wo sie die Abweicuhcit der Ehemänner perwuihcu, in die'Wohnungen ein, und belästigen die Frauen unter Au bictung aller möglichen Redekünste mit Anpreisungen dcö erbärmlichsten literarischen Schundes, zeigen auch zugleich alö Lockspeise die Muster von Ltoiien vor, um sich daraus ein kostbares ZukuriftS- klcid auöwählen zu können. Derartige Industricriltcr sind An fangs höflich, werden aber, wenn man sic abweist. unverschämt zudringlich, sogar grob. Da, wie man unö mftlhcilt, in neuester Zeit sich abermals ein solches Subicct in unseicr Stadt herum, treibt, so ist ein -Wort der Warnung wohl angebracht. — Den ersten und zweiten Feiertag, vom Himmel und den Ertenkindern begünstigt, eröfsnete Herr Donath i» Tolkewitz für dieses Jahr wieder sein Natur-Theater. Es halten sich indem schönen Garten wohl Tausend Menschen eingesunken, welche sich an de» Leistungen der unter der Leitung unsres Ierwitz stehende» Akteurs erfreuten. — Gestern früh In der 7. Stunde stürzte mit nickst geringem Gepolter ein hohcrStofi Bretcr um, der im Geundstiiek Nr. 2Ic> der Anncnstraße in der Nutzholzhandlung von »Böhme auigerlchtcr war unv hoch über dic Slrakenmaucr heraus ragte. Glücklicher weise ging im Moment tcö Einsturzes, der wohl durch schlechte Stützung veranlasst ward, Niemand auf der Annenstraßc an der Lstaucr vorüber. Die Breter lagen biö weit hinüber über die Straße verstreut. — Gestern still, waren einer Frau, welche eines sie plötzlich befallenen Unwohlseins halber sich in ein Hanö der WilSdrullcr- straße begeben und dort aui die nach der erste» Etage lichtende Treppe gesetzt hatte, zwei Sparkassenbücher mit zusammen uoo Tbalern Einlage abhanden gekommen und wie sic vermutbete. gestohlen worden. Die Sache klärte sich jedoch bald anders an!, indem rin Mann die beiden Bücher aus der Altstatter Spar- lasse, welche bereits avisirt worden war, alö von ihm gclunden elulieserte. — Einem Handarbeiter auö Eoschütz, welcher vorgestern Abend wegen allzuttarken NaßsüttcrnS kaö Ilcbernachtcn in einem Sie»- baue der Wilödruffer Vorstadt aus einem Hauten Hobclspänc leisten, der absolut nicht reiten kann, die» würde der Verleiher beim, rem weiten Wege nach seinem Wohnorte vorgrzogcn hatte, ist
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