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Dresdner Nachrichten : 19.08.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-08-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189608193
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18960819
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18960819
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-08
- Tag 1896-08-19
-
Monat
1896-08
-
Jahr
1896
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 19.08.1896
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«1»1lchen «chvch« flich e^nn Anzahl von MLdchenhändll die Spur gekommen. die in Oestenrich Mädchen »ach Konstan- tlnopei werden. Da diese Leute möglicherweise auch »ach Preußen hin Anbindungen anknvpfen könnten, »vtrd hiermit vor ihnen ge warnt. Sie Heiken: Ablsch Klinger auS Kolonie«, jetzt in Galata wohnhaft. Freibisch Singer ans Czernowij Sperling und Lemberg, Josef Wandt. Josef Joiei Goldstaub. San Gottlieb. Hersch l Andere befasst» sich damit, über Genua M ru Ichafsen. AIS solche werden bezeichnet: . Parlett, (Lnoch (Heinrich) Kohn, Josef Molberg und die als ge fährliche MädchenhSudlerin bekannte Bertha Fostel. Bon einem etwaigen Auftreten dieser Kuppler ist sofort der Vorgesetzten Behörde Anzeige zu machen. Etwa angeworbene Mädchen und deren An» gehörige sind zu warnen.- - - ES ist bezeichnend, daß auch hier wieder sämmtliche Genannten Juden sind. Von einer peinlichen Situation, in der sich die Passagiere eines Berlin-Hamburger Schnellzuges befunden haben sollen, weiß das „Bert. Tabl." w«e folgt zu berichten: .Der von Berlin 5 Uhr 25 Min. abführende Schnellzug hatte am Sonntag Abend in Hagenow bereits 20 Minuten Verspätung. In Büchen trieb der Stationsvorsteher zur höchste» Eile an. da der D-Zug. ab Berlin 7,20. unterwegs sei und den Schnellzug erreichen konnte. DieicS und die Aufregung des BahnpersonalS ries großen Schrecken unter den Reisenden hervor. In Friedrichsruh befahl der Stations vorsteher. dm Zug schleunigst rückwärts aus ein anderes Gleis zu bringen. Jetzt war die Lage der Reisenden fürchterlich, Hiiseruse erschallten aus allen Eoupös. Frauen sielen in Ohnmacht. Männer verloren die Fassung. Anderthalb Minuten später sauste der Zug vorbei. Wegen der Verspätung ist eine Untersuchung ein- zclcitet worden." Die erneute Ziehung der Berliner Ausstellungslotterie soll am Montag nächster Woche stattfinde». Der unglückliche Gewinner des ersten Treffers hatte sich Montag Morgen in de: Ausstellung eingestellt, wo er thränenden Auges die Nachricht von der Un- giltrakeit der Ziehung empfing. Einen kleinen Trost gewährte ihm das Versprechen des Betriebs-Inspektors, daß er bereits den An trag gestellt habe daß inan ihni aiö kleine Entschädigung für die schwere Enttäuschung 100 Freiloose für die nächste Ziehung gewähre. Bon dem Berhaltm der Kieler Sozialdemokraten gegenüber dem Arbeiter Lorentzen, der die Taktik der sozialdemokratischen Führer in einer Schrift beleuchtet batte, ist bereits berichtet. Der Direktor der kaiserlichen Werft. Kapitän Tiederichsen, hat sich jetzt gezwungen geichen. uni den Arbeiter vor weiteren Verfolgungen zu schützen, einen Tagesbefehl zu erlassen, in dem vor einer Wiederholung der Ausschreitungen nachdrücklich gewarnt wird. Etwa 300 Czechen, die vor einigen Tagen angeblich zum Be suche der Gcwerbeausstellung in Berlin eintrasen, die in der Hauptsache aber dem Stiftungsfeste des ezechisch-slavischen Vereins beiwohnen wollten, haben dort eine Art nationaler Kundgebung veranstaltet. Sie wurden vom Anhalter Bahnhof in langem Zuge zum Vereinshause in der Wilhelnistratze 1l8 geleitet, wo die Be grüßung mit de» Berliner (izechen stattsand: vorangetragen wurde dein Zuge eine Stange mit einer 2osel. aus der die Inschrift: „Praga — Berlin 1806" stand, die Theilnchmer trugen Schleifen in den Farben weitz-roth, ^ind vom Vereinshause wehte dlern auf hcils- mlend n de» gegen- uwahr kmfae» efellen beson- h»tten deren 8eise erord- btllche sie es »erung >g das Dicker- ÄuS- :n sich ,. Er ndelü- snung größte säcker- >r Sic- ebenso e. die » ge- lSruhe lfttgeu i de» rrdert- würde g Ge- klonen ttlere» tereffe Indern ljater- r Att ischen e Ver- ciff in n d le rn ge- Vor- scbote g des wird, seinen ilt die S und , das lurger ucns« »ziere a wo Tage vegcn sperrt .stellt, z von klsen- amtS, lstabs die dens- tnac» Auf »merk elung if die !)rung - und i, die erden, anche urzcni Fahr- Vcr- anche Es rchcn- ilche» i und s der h de» icheu) gebot von n har affen, äum- kästcn iebcn. '»hcir sencn von Eine kaum Vor« l hie sigen cm- onku- An- irdert aui, auf's l drS faden unter tlgten Hin- ohne : Sie tande über- rgeiid _>c- leine erden k das des che«." urrah ster , t in Alexandrien, ialillmann. Leo Tabak, irich und Jett« Trost, dcken nach Südamerika David Süscher, Ehatm Ezarm Sttkol ngle 1848 nack dem Museum geschenkte Säbel iürmung de» Zelte» de» General» Der vom Rakoczv'S aelc in die Hände der Russen. In Nagykomlo» bei BecSkerek wurde die Hebamme Kindl ver haftet. weil sie von ihrer Kunst einen furchtbaren Gebrauch machte. Jni Hofe deS Hause» der Äerhasteien wurden über 20 KlndeSleichen aufgefunden. Frankreich. .GouloiS" schlägt vor. die Regierung möge den Czaren einladen, den ersten Spatenstich für die DeltauSstellungs- bauten vorzunehmcn. Bei der Enthüllung des Carnot-Denkmals in Ehalon» für ... , . eine mächtige böhmische Fahne. Das geschah, bemerkt die „Voss. Ztg." bitter, in der Hauptstadt des Deutschen Reiches zwei Tage nach einem Anträge im Prager Stadtrathe. „mit den Deutschen nur noch mit Knüppeln zu sprechen". Damit meinen die Herren Ezechen zwar in erster Reihe ihre deutsche» Landsleute in Böhmen, aber wer die Brutalität des czcchischcn Pöbels höherer und niederer Ordnung einmal kennen zu lernen Gelegenheit halte, weiß, daß ,uch der „Deutsche aus dem Reich" vor Steinwürsen nicht sicher ist. Von einem Irrsinnigen angefallen wurde am Sonntag der Kommandeur des Kaiser Alexander Garde-Grenadier-Regiments, Oberst Sansin in Berlin. Als der Genannte die Prenzlaueistraßc, Ecke der Linienstraße pnsfirtc, um sich nach derKaserne zu begeben, sprang plötzlich ein reduzirt gekleideter Mann auf den Obersten zu, faßte ihn an beiden Armen und umarmte ihn unter dem lauten Ausrufe: „Tu bist doch mein Bruder!" Ter Oberst konnte sich allein des Irren nicht erwehren und cs gelang erst einem gerade vorübergehenden Feuerwehrmann, ihn von dem Kranken zu besreien. Dieser ergriff schreiend die Flucht und konnte trotz sofort aufge- nvmmener Verfolgung nicht mehr eingeholt werden. Auf dem Postamte in Troisdorf sind mehrere Werthbriefe mit mehr als 3600 Mk. Inhalt gestohlen worden. Tie anacstellten Eimittelungcn nach dem Thäter haben bis jetzt zu keinem Resultate geführt. Ter „Straßburger Post" zufolge überschritten am 8. August 10 bis 12 sranzösiiche Soldaten vom 5. Jägerbataillon zu Fuß zwischen der Schlucht und vem Snlzerweg die Grenze, drangen in die auf deutschem Gebiete befindliche Molkerei Schupfern ein und entwendeten aus derselben einen Reservc-Mflitärrock, den sie nach Frankreich Mitnahme». Gegen die Soldaten, die im Dorfe Valtin rii Quartier liegen, ist Untersuchung eingcleiret. Einen MaiestäUbeleidigungsprozeß hat sich nach dem „Vor wärts" ein Herr aus Hamburg auf dem Khffbäuser zugezogcu Zwei Herren aus Hamburg betrachteten dort das Denkmal. Ter eine dieser beiden Herren zog dabei einen Vergleich zwischen dem ersten und dem gegenwärtigen Inhaber der Kaiserkrone. Sofort trat ein Mensch aus den Sprecher zu und fragte diesen, was er soeben gesagt Hobe. Ter erste Herr wiederholte darauf seine Worte, worauf die Feststellung feiner Personalien veranlaßt wurde. Nach der „Arrusb. Abcndztg." wurde am Sonnabend früh 7 Uhr in Reichcnhall, und bedeutend stärker in Nonn ein von Norden nach Süden gehender Erdstoß verspürt. In Hagenow (Mecklenburg) wurde Abends ein Omnibus, welcher über die Bahngleise fuhr, von einem Eisenbahnznge zer- krümmerk. Eine Person ist getödtet, drei sind verwundet, darunter zwei schwer. Bankier Cilberschmidt in Hannover, welcher wegen Sittlich keitsverbrechens zu neun Monaten Gesängniß verurtheilt worden war, hat Revision eingelegt und ist gegen 100,000 Mark Kaution aus der Hast entlassen worden Vom „Prcdigerstuhl" bei Kufstein stürzte ein 28jähriger Beamter der Münchener Vereinsbank ab und war sofort todt. Oesterreich. Tas „Verordnungsblatt für das Heer" ver- vssenrljcht ein Handschreiben des Kaisers an den Feldzeugmeister Baron Rcinländcr anläßlich dessen 50jährigen Ticnsliubiläums, in welchem der Kaiser seine Glückwünsche auSsPricht und das her vorragende erfolgreiche Wirken des Jubilars. besondeS dessen Ver dienste als Lehrer und Instruktor des Heeres hervorhcbt. Zu der Schenkung des Kaisers von Rußland an das Budavestcr Nationalmuscum bemerkt d:c.Neuc Ir. Pr.": „Tadurch, daß der Kaiser von Rußland seinen Wunsch kundgicbt, mit Oesterreich in herzlicher Freundschaft zu leben, bezeugt er lein Vertrauen in die friedlichen Zwecke des Dreibundes, bezeugt er mittelbar die fried lichen Tendenzen seiner eigenen Politik, zerstört er die thörichten Hoffnungen Jener, welche von ihm die Entfesselung der KriegS- suric erwarten." In der Angelegenheit des Wiener Bombenattentats ist eine sensationelle Wendung eingetreten. Frau Basch, die Gattrn des Schlossers, gegen den das Attentat gerichtet war, ist wegen auf fallender Widersprüche in ihren Aussagen verhaftet worden. Aus Lemberg wird berichtet: Der Eisenbahnminister Ritter v. Guttcubcrg schwebte in Stanislaus in Lebensgefahr. Er brachte die Nacht in einem abseits geschobenen Salonwagen zu, welcher von einem cinfahrrnden Güterzug unbemerkt blieb. Der Zug rollte ans den Salonwagen, wo der Minister schlief, mit vollem Dampf heran und würde ihn zertrümmert Huben, wenn er nicht rechtzeitig mühevoll rurückgehalten worden wäre. Ungarn. Dir Blätter begrüßen die Thatsachc, daß der Kaiser von Rußland den Säbel des Fürsten Georg Rakoczh dem ungari schen Nationalmuscum geschenkt hat, mit den wärmsten DankeS- tundgebungeu und heben auch dir politische Bedeutung des Aktes hervor. Der „Bester Lloyd" schreibt : „Von hoher Achtung kür die gewaltigen Fortschritte Rußlands erfüllt, voll Anerkennung für de» friedlichen Zug derjenigen seiner auswärtige» Bestrebungen, welche zumal in neuester Zeit in den Angelegenheiten des Orients mit dem konservativen Inhalte der Politik Oesterreich-Ungarns harmonisch zusammen trifft. hegt die ungarische Nation warme Sympathie für die ritterliche Gestalt des jungen Czaren, der schon lo vielfache Beweise seines edlen Herzens und seiner erhabenen Fiiedensliebe gegeben hat. Als Unterpfand eines ungetrübten Freuiidichastsverhälinisjcs zu Kaiser und Volk von Rußland wird das Geschenk bei uns um so dankbarer gewürdigt, als sich darin Carnot's Andenken nicht besser ehren zu können glaubt, als indem er sich auf einen Ausspruch des deutschen Kaisers beruft. Der „Temps" erblickt ln der Ernennung Goßler s den Sieg des preußischen Korporalismus, der auch den schüchternsten liberalen Reformen unzugänglich sei. Das Ausland lasse diese Veränderung allerdings kalt. Anders wäre der Eindruck, wenn der staatskluge besonnene Fürst Hohenlohe einem entschiedenen Reaktionär, wie Wnldersee oder Eulenburg, weichen müßte. Die Tagung der General-Räthe ist eröffnet worden. Die meisten der früheren Bureaus wurden wiedergcwählt. Im General- Rath des Departements Vogesen wurde der Ministerpräsident Mölme wieder zum Präsidenten gewählt. In seiner Ansprache führte derselbe aus. daß die Politik des Ministeriums eine Politik des beständigen und beharrlichen Fortschritts sei, der die Verwirk lichung aller demokratischen Verbesserungen gestatten werde. In seiner Besprechung des Gesetzentwurfs betreffend die Reform der direkten Steuern betonte Mmine, daß das Prinzip der Reform die Entlastung der Landwirthschast sei. und daß die Regierung an diesem Ziele festhalten werde, lieber die Auffindung vcr Hilfs- auellcn zur Durchführung dieser Entlastung könne diskutirt werden. Die Deputirtenkanimer habe die Rentensteuer verworfen, allein man dürfe deswegen nicht auf eine Reform verzichte». Ein Einwohner von Clamccn stiftete zu Händen der Akademie eine» Zehntauiend-Frankenpreis. der jährlich der französischen Mutter zuerkannt werden soll, die die meisten Kinder hat. Die Akademie lehnte die Uebernahme der Verwaltung dieser Stiftung mit der Begründung ab, daß Kinderzncht nicht zu ihren Aufgaben gehöre. Rustland. In der Obuchowski'schen Eilen-und Stahlgießerei in Petersburg hat eine Kesselexplosion stattgefunden: das Kessel haus wurde vollständig zertrümmert, die Nebengebäude arg be schädigt. Zehn Arbeiter sind todt. zwölf schwer verletzt. Spanien. Einer New-Uorker Meldung zufolge beabsichtigt Spanien von der amerikanischen Regierung eine hohe Entschädig ung für die wiederholten Einfälle amerikanischer Freibeuter in Euba zu beanspruchen. Der Ministerpräsident Canovas erklärte in der Kammer, Spanien habe keinen Grund, sich über den Präsidenten Cleveland zu beklagen. Ter Ministerpräsident sprach sich ferner abfällig über die Reden Sherman's und Morgan's im Washingtoner Senate aus und cmpsahl Besonnenheit. Eine Uebereilung werde ver- hüngnißvoll werden. Der Carlist Mella wars der Negierung vor, daß sie die Freibeuter nicht hindere, die Vereinigten Staaten zu verlassen, und erinnerte den Ministerpräsidenten daran, wie er die Rechte Spaniens hinsichtlich der Karolinen vertbeidigt habe. Spanien, erwiderte der Ministerpräsident, könne sich auf kein Bündniß stützen, wohl aber auf seine eigenen Hilfsmittel, um Cuba zu erhalte». Der ehemalige Kriegsminrster Estebaruac ist in Barcelona verhaftet worden. England. Wie eine Depesche aus Belfast meldet, veranlaßte eine zu Gunsten der Amnestie politischer Gefangener von Natio nalisten veranstaltete Prozession Ruhestörungen. Die Theilnelimer der Prozession griffen einen Volkshaufen, welcher die Kundgebung mißbilligte, mit Sperren an: die Polizei machte von ihren Knütteln Gebrauch; mehrere Personen wurden verwundet. Der katholische Bischof hatte i» verschiedenen Kirchen Protest-Erllnrungen gegen die geplante Prozession verlesen lassen. In der Montags-Regatta in Portsmoulh gewann der „Meteor" den Albert-Cup, die „Britannia" ging als zweite Pacht durch das Ziel. Li Hung Tschang eriheilie verschiedenen englischen Schrsfsbcin- firmen Bestellungen auf Schiffe für di; chinesische Marine im Werthe von 2 Millionen Pfund Sterling. Mr. Monnson. britischer Botschafter in Wien, ist zum Bot schafter in Paris an Stelle Lord Dnfferin's ernannt worden. Türkei. In Konstantinopel fiel seit zwei Monaten kein Dropsen Regen, die Hitze erreicht einen Grad, der seit Dezennien hier nicht konslatirt wurde: in den Brunnen und Cistemen ist das Wasser eingetrocknet; die Weinernte ist vollkommen zu Grunde gegangen, da die Trauben am Stocke verdorrten. Ten „Daily News" wird aus Kanea gemeldet, die christlichen Dcpulirten halten auf die Vorstellungen Zichni Paschas erwidert, sie könnten nicht von den schon unterbreiteten Forderungen Ab stand nehmen. In Korfu trafen 500 Italiener ein, die bei einem Besuche des Theaters dadurch einige Erregung verursachten, daß sie mit dem Ruse begrüßt wurden: „Es lebe Kreta!" Der türkische Konsul verließ infolgedessen das Theater. Die Nretenser besiegten bei Malavici die von türkischen Truppen unterstützten Mohammedaner und erlitten einen Verlust von 30 Tobten. (vriechrnland. Ter österreichisch-ungarische Gesandte in mitdemKönige. Kenner ist da» nicht»: dem geht e» wie Ludwig Börne, der. ehe er Kritiker wurde, den musenmordenden Kotzebue ganz gut leiden konnte, aber jpäter ihn haßte, wie seinen Todfeind, da es ihm klar geworden war. wie der „große Dichter" sein einträgliches Handwerk betrieb. Hoffentlich ist Stobitzer wenigstens so ehrlich, sich mit dem wackere» Ensemble unseres Residenztheaters in den Lorbeer des Erfolges z» tl,eilen: denn gespielt wurde ganz prächtig Man hatte sich nach der flauen Harakiri-Stimmung überraschend schnell wieder auf sich selbst besonnen, und was der Einzelne hier und da zu wünschen übrig ließ — so fehlt es dm Dame» Mestel und Scholz leider zu sehr an bühnrnsähigen Organen, Frl. Fürst, die recht reizend spielte, an einem reinen Hochdeutsch, um höchsten An forderungen zu genüge» —, machte das slott eingespielte Ensemble rasch wieder gut. Unter den ersten Rollenträger» läßt der Autor der „Barbaren" Keinen zu kurz kommen: Jeder hat hübsch seine nesns :r lairv bei der großen Theilung bekommen und Jedem ist wenigstens einmal Gelegenheit gegeben, sich von seiner vortheil Haftesten Seite zu zeigen. Herr v. Kliiikowstrom tras als Ritt meister von Strachwitz vorzüglich den martialischen Ton des rauhen KriegerS: im Ganzen hätte die Figur vielleicht meh! chevalereske Leichtigkeit vertragen und bisweilen hätte mau auch das Herz unter der Brust von Watte —warum das bei einer an und für sich hünenhafte» Erscheinung ? — etwas lauter pochen hören können. Das starke Talent unseres Vurmesler war ganz im rechten Fahrwasser: der Künstler hatte seinen Leutnant Dr. Wendland von vornherein aus einen iympathiichcn Ton gestimmt und bewahrte seine Nolle einzig und allein durch eine überzeugende Herzlichkeit in Haltung und Ausdruck unter dem Weihnachtsbaum vor dem Fluch ein kaiblo zu haben scheint, gar zu sehr üderhandnehmen wollte, rettete der derbe Humor des Herrn Witt immer die Situation im rechten Augenblick vor einer Thränenüberschwemmuna. AIS Edmond von Thöriany präsentirte sich Herr Ewald Brückner, ein Korn-, novus des Residenztheaters, der durch sein vortheilhastes Exterieur für sich einnahm. Sein schwieriges Enirse — er hat als todt- geglaubter Sohn im letzten Akte aus die Scene zu stürzen und ledem einzelnen Mitglied seiner Familie der Reihe nach um den Hals zu fallen — bestand er mit Anstand: die Erzählung seiner Schicksale hätte dagegen eine lebhaftere, mehcdramatischc Färbung vcr tragen können. Größere Aufgaben geben hossentlcch dem lugend- lichen Künstler bald Gelegenheit, de» Befähigungsnachweis für die Bühne des Weiteren zu erbringen. — Ganz reizend fah Irl. Giielc Frieda» als schnivpische Kammerkatze aus. Tie übrigen Episoden waren ausreichend besetzt. Das Ganze klappte und griff gut in einander, iodaß man — ein Glück für den Autor — zum Nach denken nicht viel Zeit hatte. Die Regie Rotter's bestand in einer fein durchgearbeiteten Jnseene, die auch im Detail (Uniformen. Interieurs rc.) nichts unbeachtet ließ, eine neue Probe ihrer Bühnen echtheit und stellte die Verdienste dieses Künstlers um das Gedeihen des Residenztheaters wieder in das beste Licht. — Ter nicht zu bestreitende Erfolg des Bühnenwerkes wird die „Barbaren" vor aussichtlich längere Zeit auf dem Spiclplan des Residenztheaters um uns nicht darüber — . . , . ler von der Cirkusstraßc. die eine überaus arbeitsreiche Saison hinter sich haben — freuen zu können. U. -V. IV o it t. f Kgl. Hoftheater. Mit gutem Erfolg führte sich vorgestern Abend rn Webers., Preciosa" Herr Eugen Hufs in der Nolle des Pedro bei dem Publikum und der Kritik ein. Der Künstler welcher voraussichtlich die Nachfolgerschaft des Herrn Deutsch in uujercm Ensemble antreten wird, wußte eine wirksame Figur aus diesem bcamabarsirenden Schloßvogt zu machen, die durch eine wohl gclunaene Maske, hübsch erdachte Nuancen und ein lebhaftes drolliges Geberdenspiel noch gewann, so daß es dem Schauspieler nicht an reichem Beifall gebrach. Um ein ab schließendes Unheil über die Leistungsfähigkeit des Herrn Hufs zu geben, mnß die Kritik allerdings weitere und ergiebigere Rollen abwarten. — Leider war die Vorstellung, deren Verlaus auch nicht den höchsten Anforderungen entsprach, nicht zu stark besucht, i Im König!. Hofopcrnhause gelangt heute „Mignon" zur ührnng Tie Vorstellung beginnt halb 8 Uhr. !- In der König!. Hofoper wird im September ein Helden- te»or, Herr Friedrich C a r l v n, auf Engagement gastiren. Für das erste Austreten ,st Gounod's ^Fällst" in Aussicht genommen. Herr Carlen ist Amerikaner und rn Deutschland vorläufig noch gänzlich unbekannt. Daß er nach abgelegter Probe für zwei Concerte des Leipziger Gewandhauses verpflichtet worden ist, spricht für stimmliche Begabung. Oliermaschinenmeisler Göldner von Berlin ist an Stelle auch ein hohes Versländniß für die historische Entwickelung Ungarns und seine Stellung in der Monarchie und in der europäischen Völkergemeinschaft o>i»drückl." — Der „Pesti Hirlap" sagt: „Wenn man bedenkt, daß dieses Geschenk der Reise des Czaren nach Wien vorangeht, dann ist cs unmöglich, dieser erfreulichen Thatsachc die politische Bedeutung »u bestreiten." Die übrigen Blätter sprechen kt tn demleibe« Smne au». Athen Freiherr v. Kosjek hatte eine lange Unterredung mii Amerika. Dir große Hitze in Nordamerika dauert fort. Hunderte von vermodernden Thier- und Meulchenleichen verbreiten eine» furchtbaren Geruch. Dabei ist die Tollwuth unter den Hunden ausgebrochen. 16 kleine Kinder sind von tollen Hnnden gebissen worden. Knttst und Wissenschaft. s Wenn ein Dichter, d. h. ein wirklicher Dichter, kein moderner Schwankfabriknnt vu und eu äetsil, vorgestern Abend im Nesidcnztheatcr gesessen hätte, der wäre sicher neidisch ge worden auf den durchschlagenden Erfolg, den Heinrich Stobitzer' s Lustspiel „Drc Barbaren" bei dem übrigens recht zahlreich erschienenen Publikum vom ersten bis zum letzten Akt zu verzeichnen hatte. Und der Erfolg war kein gemachter, bei Leibe nicht, er war ehrlich, grundehrlich, würde Hamlet sagen: man konnte ledern einzelnen Zuschauer die herzliche Freude nur lo vom Gesicht ablesen, und eitel Beifall, Freude und Wonne herrschte in dem stimmungsvollen Hause während des ganzen Abends. Nur schade, daß eigentlich Heinrich Stobitzer ganz unschuldig ist an diesem Erfolg: er ist trotz all' des freudigen Beifalls, den vor gestern Abend das Kind seiner Binse fand, und der ihm schließlich von Herzen zu gönnen ist, kein Dichter, und man klatschte nicht ihm, sondem seinen geschickt gewählten Requisiten begeisterten Applaus. Soldaten im Feindesland, die sich in ihren schmucken, kleidsamen Uniformen nicht wie „Barbaren", sondern wie Gentlemen be nehmen, ein brennender Weihnachtsbaum, in dessen festlichem Kerzcnglniiz deutsche Krieger beim Klange des „Stille Nacht, heilige Nacht" dus Heimweh befällt und sich vier liebende Herzen zu den obligaten zwei Paaren finden, Dutzende von schönen Reden au den deutsche» Patriotismus, die angestammte Tapferkeit unseres Volkes und seine ritterliche Hochherzigkeit — das sollte keinen Erfolg haben?! Stobitzer kennt sein Publikum: er kennt cs bei nahe so gut, wie Wildcnbruch, der ungefähr mit denselben Mittel» nur großzügiger Art arbeitet, freilich mit dem Unterschiede, daß an der Wiege des Autors der „Barbaren" nicht, wie an der des Dichters der „Karolinger", segnend die Poesie gestanden hat. Vielleicht denkt Stobitzer. es geschieht ihm Unrecht, gut. lo mache er einmal die Probe auf das Exempel: er soll Alles herausnehmen aus seinem Lustspiel, was auf das Gefühl und Gemüth geht und eigentlich nicht zur Sache gehört: den Weihnachtsbaum, die Uni formen der Ulanen re. :c., und es bleibt weiter nichts, als eine nicht einmal leidliche Liebesgeschichte in doppelter Auslage, eine Fabel ohne große Spannung und Effekte, die schon einige hundert Mal in Dramen, Romanen. Novellen und Possen verarbeitet wor den ist, und die in Romanphrasen und Stilblüthen abgehaspelt wird, die ihre papierne Herkunft keinen Augenblick verleugnen können, eben so wenig wie die einzelnen Figuren des Stückes, von dem gestrengen Herrn Rittmeister an, dem die Pflicht über Alles geht, und der höchst romantisch das Pferd unter dem Leib seiner Geliebten an schießen läßt, da die kühne Amazone gegen keinen Befehl die Kette der deutschen Vorposten durchreiten will, bis herab zu dem braven Olsizicrsburschen, der mit seinem Leutnant die heimathlichrn Leb kuchen theilen will und eine unmögliche Rede auf die Bedeutung der deutschen Weihnacht halten muß, bei der vorgestern Abend die Thränentüchlein zart besaiteter Naturen schier ebenso in Bewegung geriethen, wie bei dem fünften Akte eines Trauer- jptel» der seligen Dramrntante Birch - Pfeiffer. Für den des Herrn Kranich für das Königl. Hoftheater engagirt worden. ! Concert der Banda Rossa in der Ausstellung des sächsischen Handwerks und Kunstgewerbes. Ter bedeutende Ruf der Kapelle, die in Italien als eine der ersten des Landes seit Jahren anerkannt ist, bestätigte sich in dem vorgestrigen ersten Concerte auf das Vortheilhafteste. Den Erfolg ergaben zunächst die ausgezeichnete Zusammenstellung des Orchesters und die im Ensemble mit hervorragendem Verständniß geschulten Musiker. Das Orchester formirt sich aus Oktav- und große» Flöten. Klari netten. Fagotten, Pistons, Saxophons, Auglehörnern. Ventil hörnern, Trompeten, Tenor- und Baßpoiaunen, Helikons. Tuben :c. und werft Solisten auf, die sich als Meister ihres Instruments bewähren. Ganz hervorragend ist namentlich der Solo-Pistvir- bläser, der über alle Nuancen der Tongebung in bewunderns- werthem Vorträge verfügt. Das Ensemble ist musterhaft, kraft- und machtvoll im Forte und fähig jeder Schatlirung bis zum zartesten Verklingen des Tones. Zu diesen Vorzügen gesellt sich sie geschmackvolle Auswahl von Werken, die dem nationalen Em pfinden der Musiker am meisten entspricht, vorzugsweise italienische und französische Tonstückc, die zum größten Theil mit hinreißen dem Temperament und nach maßgebenden Traditionen zum Vor- lrag gelangen, lieber das Ganze herrscht souverain Herr Eugenia Sorrentinö, der allen Anzeichen nach ein gleich trefflicher Musiker wie zielbewußter, schlagfertiger Dirigent ist. Sämmtliche Vorträge: Ouvertüren, Lpernfragmente. Tanz- und Marschstücke wurden mit großem, zum Theil enthusiastischem Beifall ausgezeichnet und bc vnders gefielen den mnsiknlrsch gebildeten Hörern die in den Wirk ungen glänzend hcrvortrctendcn Opernsätze, die nicht nach Art der gewöhnlichen Potpourris mittelst der beliebten Schustcrflcckc sinn los zusammenachängt sind, sondern in stimmungsvollen Modula tionen die Motive aneinander reihen. Jedenfalls vcrdicnr die vortreffliche Kapelle mit künstlerischem Maßstabe gemessen und als eine nicht gewöhnliche Erscheinung auf dem Gebiete der reisenden Concert-Orchester gewürdigt zu werden. Leider traten gelegentlich dieses Concertes die bereits öfter erwähnten wenig günstigen akustischen Verhältnisse des Concertpavillons und des Nestan- rationssoaleS wieder in die volle Erscheinung. Jni Pavillon, der verfehlt in der baulichen Anlage ist und nicht im richtigen Winkel mit dem AusstellungSgebäude steht, vcrflatterte der Ton (Ouver türe zur „Diebischen Eister"> nach allen Seiten hin. unter Weck ung eines fast dreifachen Echos, und i» der gedrückten Nische des Saales, dieser Todtenkammcr für musikalische Darbietungen, blieben die Wirkungen stumpf und gcdämpst. Wenn trotz alledem vor gestern ein nicht gewöhnlicher Erfolg erzielt worden ist, so spricht dieser nur um so lauter für die Bedeutung der italienischen Künstler. D. 8t. f Frl. Marie Rcijenhoser ist von der Residcnztheatcr- Direktion für den Schluß der Sommcriaison zu einem achtmaligen Gastspiel verpflichtet worden. Das Gastspiel der Künstlerin wird zugleich die Bekanntschaft einer Lusl'piel-Novität „Nachruhm" vermitteln. Das Stuck wurde bereits in Wien, Berlin, Leipzig, Hamburg mit großem Erfolge gegeben. s Im heutigen Beetboven-, Schubert- und Waaner- Abendconcert im Königl. Belvedere gelangen zur Aufführung : Ouvertüre „König Stephan"; Musik zu einem Rrlterballet: Romanze für Violine (I'-ciuiy: Onvertnre „Leonore" <Nr. 3) von Beethoven aus Sursonrc It-moll (unvolleudel) von Schubert. Einzug der Götter in Walhall au°> „Rhemgold"; Toiibilder aus der „Walküre"; Waldweben „Siegfried": Trauermarsch auv der „Götterdämmerung" von Wagner. 1' Wie der Mailänder „Trovatore" meldet, sind die drei neuesten Opern, die i tali en ische Komp on isten für die nächste Stagione sertiggestellt haben, auch schon glücklich unter gebracht. und zwar wird ..Lamarxo" von äs Dsvs am Argentina- Theater in Rom, „Da Loüemcö' von Leoncavallo am Scala- Theater zu Mailand und „koureeauxuac" von Franchetti am San Carlo-Theater zu Neapel zur Aufführung gelangen. Mascagni's neue Oper, die bekanntlich ein lapanisches Sujet behandeln soll, wurde gleichfalls vom Scala-Theater erworben. 1 Von der astronomischen Expedition am Amur auS Chalarow folgendes Telegramm ein: Der Himmel war zu Bminn der Finsterniß bewölkt. Während derselben zeigte sich sie Sonne im Fernrohr von einer Corona umleuchtet. Die Sterne erster Grütze waren deutlich sichtbar. Die Dunkelheit wa» kein« vollstündige. Dresdner Nachrichten. Nr. 22V. Seite 2. M» Mittwoch. Li». August I8V«
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