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auch lm ehemaligen Gefängnisse de« Kaiser« um dessen Srleuchtung um Erinnerung, daß er früher auch verfolgt gewesen fei, gebetet. Telegr. Depeschen de« „Dre-dn. Journ.- Bon der polnischen Grenze, l. April. Gestern hat in Kalisch ein Krawall stattgrfundrn. Dreitausend Menschen brach ten dem Kret«haupimann ein« Katzenmusik und schlugen ihm dabei die Fenster »in. Der Kreishauptmann selbst wurde beschimpft und flüchtete sich in da« Ladettenhaus. Der stellvertretende Adjutant wurde ebrnfall« beschimpft. Spater wurden auch dem Tribunal- Präsidenten und dem Schulinspector Katzenmusiken gebracht. Da« Militär mußte dir Ruh« Herstellen. Turin, 3V. März. Der Kammer wurde der Gesetzentwurf vorgelegt: Garibaldi jum ersten Bürger Italien- ju erklären und ihm als Rationalgeschenk für seine großen Verdienste rin Staats gut ^l« freie« Eigrnthum ju überweisen, da« l LO.OOO Lire jähr- liche Rente abwirfk. Cialdint's Armer verstärkt die Po-L>nirn Der frühere Minister Graf Mamiam ist jum Geschäftsträger in Griechenland ernannt. E n Abend im ClrcuS Renz. Der Streit, wer größer sei: Schiller oder Göih«? fand ge- stern an der tadle ä kolv «in Sritenstück. Mir gegenüber saßen zwri moderne pippoeogen di« schon während dem Aufträgen der Suppe emen Streit über die Geielllchast von Car>öc uns Renz begannen. Der Eine kämpfte für Careee, während der Andere «ine Lanze für Renj einlegte, wobei wahrfcheinlich Niemand ge wann als der Winh, denn in der Hitze de« Gefecht« ließen sie eine Flasche Rolhwein nach der andern kommen. Keiner siegt«. Keiner wich! Endlich kam man überein: gemeinfchaftlrch die Vor stellung zu besuchen und da hieß e« am Schluß: »Jedem da« Seine!- Und so ist'«! Der Rapphengst Diylady, da« Serulpferd Eibedayr, der in Freiheit drrffirte Hengst Blondel, di« Schimmel- Hengste Saladin und Emir, sowie der Hengst Djalma, geritten von Madame Adelin« Loiffet, sie tragen in allrn ehern Leistungen den Stempel der Vollendung. Ein Gleiche« gilt von den Mitgliedern, besonder« von den Damen KLnübrl, Auguste, Rofina, Lropoldine G-ßnrr, Clara Rasch, A. Loiffet, so wie von den Herren Robert Renz, Leclair, Piene und dem Herrn Delavanti mit seinen drei Söhn.n in Vorführung der ikarischen Spiele. Unsere verwöhnte Zeit will in diesem Genre etwa« Außerordentliche«. Zwischen dir Produktionen de« Reiten« und Springen« über Barrieren und Bänder, durch'Reifen und dergleichen oft sehr ermüdend« Dinge, will ein Gleichgewicht gebracht sein, wie nach dem vollen Tutti der Bläser im Orchester ein Adagio, ein Solo; kurz, ein versöhnende« Bindemittel, «he ein neuer Anlauf geschieht. Herrn Renj ist dteß durch Gewinnung der amerikanischen urkomischen Biotln-Birluosen und Sänger Clown«, Gebrüder Daniel«, gelungen. Die Re densart: »Nichts Neues unter der Sonne', sie wird von diesen Escamoleurs der Violine medeigegeige, denn — dleß ist noch nicht dagewesen. Man könnt« Jeden dieser Brüder den Bosco, den Kautschukmann der Violine nennen. Es find diese Amerikaner in ihren musikalischen Klischniggiadrn gleichsam die harmonisch ver einigten siamesischen Zwilling« dieses Instrumente«. Anfänglich die »feindlichen Brüder" der „häusliche Zwist" und jeder Bogenstrich «in Salto mortale, find Bride vereinigt der Columbu«, weicher mit der Violine da- große neu« Reich de« Humor« entdeckt hat. Die Mittel find ihnen der Zweck, da« Technische die Brücke jum gelobten Lande der Heiterkeit. Da« Bizarr« und Originelle ihre« Spiele« liebt <S, eine lyrische Erhebung m,t einem Bockssprung, mit einem Burzrlbaum zu schließen; der Hörer wird in eine Sack gafft geführt und hier stehen gelassen, um eine Lache aufzüschla- gen. Und trotz der Ausgelassenheit auf dem Instrumente wo der Bogen vom Frosch bi- zur Spitze «in Bajazzo, «in Pickelhrring in de« Wortes kühnster Bedeutung, welcher reine Klang in dem musikalischen Dialog. Pizzicato- und Stakkatoläufe, diator,sch« und chromatische Läu^e in der Terz, Sexte, Oktave und Decime Dabei, hört, hört! der Em« di« Fingrrgrtffr und der andere Geiger den Bogenstrich, und in dieser Association Triller, Solseggi und Sprünge mit reiner Intonation. E« heißt hier nicht nur: „Zwei Seelen, ein Gedanke-, sondern man muß sagen: Ein Körper und Ein Strich, denn in dem entscheidenden musika lischen Moment sprin-t der eine Geiger dem ändern auf de« Rtl- krn und beidr.bilden somit Eine Figur. Wenn Paganin«'« wild« Ham- Variationen mit ihren dämonischen Klängm einen wirklichen mu sikalische« Commrntar zu Dante'« Hölle lieferten, so ist dies» Set zerei «ine musikalische Illustration zum Eulenspiegel. Wahrlich, wenn so eine Baum- und Waldnymphe, wenn in dem Geigenholz noch eine Hanradryad« säße, sie müßte Freudenthränrn lachen, bei der Steg unter Wasser stände. Wa« den gerüvmten Gymnastiker Herrn R. Olmar aube« langt, so find seine Hebungen staunenerregend aber - unschön für da« Auge, beängstigend für das Gemüth und Herr Renz würde wohlthun sie nicht am Schluß, oder besser gesagt; gar niat statt finden zu lassen. Das Gräßliche ohne Motiv, da« Gräßliche als Krasse« ist kein Ding für die Kunst. Wer das Entsetzliche in der Zorm ausdrückt, hat da« ästhetische Bokabula»« nicht begriffen. Schönheit mutz Anfang, Lentrum und End« aller Kunst sein, gleich viel ob m der Musik, auf der Bühn« oder ,m Rrlter-Lircu«. Mahnruf an das deutsche Volk! E« steigen finstere Wolken am potlllfchen Horizont unsere« deutschen Vaterland» empor und bald wird r« Gewitter geben! So muß sich gewiß Jeder, der e« mit Deutschland ehrlich und gut meint, bedenklich zurufen. Im Norden unsere« großen Vaterland«« droht der Sturm zuerst zum Ausbruch zu kommen. Da« an Territorium so kleine Dänemkirk scheint jetzt entschlossen zu sein, mit Waffengewalt seine angeblichen Richte aur Schlwwig-Holstein, Deutschland gegenüber, geltend machen zu wollen. Die bO Millionen Bewohner der deut- chm Staaten könnten ruhig dem Kampf mit dieser kleinen euro päischen Macht »ntgrgensehrn, unbekümmert der geheimen Freunde diese« Staate«, welche im Hintergrund« den günstigen Moment «lauern, al< offene Feinde Dmtschland« aufzutreten; getrost könn ten wir dre Funde erwarten, wollten sie sich anschrcken, unsere Grenzen zu überschreiten, wenn wir im Verhältmß zu unserer wohl Achtung gebietrndrn Landmacht über eine entsprechende Seemacht zu verfügen hätten! — Wo ist aber dir deutsch« Flott«, welche in den Gewässern der Nord- und Ostsee und de« adriatischen Meere« ihr« Stationen und Krieg-Häfen haben sollte? Wo find die Kreuzer dieser Flott«, wel che auf dem Weltmeere die Rechte ihrer Landsleute beschützen und vertheldigen? Wo ist die Flotte, welche wörtliche oder thätliche Beleidigungen und Beschimpfungen der deutschen Nation von Sei en übermüthiger Feinde in gebührendem Maaße rächen und stra fen könnte? — Wer wird sich nicht jene« wichtigen Ereignisse« erinnern, als zu Eckernfördr am 5. April 1849 der deutsche Kriegermuth der stolz zur See nahenden Macht Dänemark-, trotz so geringer Velthilblgungsmittrl, siegreich die Spitze bot mid dieser femdlichm Seemacht ein gr. ßes Anegsvanipfsch.ff vermchteie und z»r> nicht minder groß« Kriegsschiffe eroberte, we.che beiden ,ktzi«re„ den er- Pen Grund zur Schaffung einer deutschen Flotte legten? Welch' ruhmvoller Anfang! B>« zu welcher Größe hat sich nun dicse Flotte entfallet? Da- schadenfrohe, triumphirrnd« Hohogelächter der europäischen Seemächte, al< da- letzte Boot der einstigen Flotte Germania'« unter den Hammer gebracht und verschleudert wurde, möge die Antwort auf jene Frage sein. Schamtöthe muß «inen jeden wahren Deutschen üdersttömrn, wenn er an das schmachvolle Ende seiner mit Ruhm begonnenen und zuletzt mit Schande ge endeten Seemacht denkt. — Ein Decennium ist seit jener Zeit verstrichen, die Flotten aller Seemächte haben sich seitdem be deutend vergrößert; aber Deutschland, da- so mächtig da-«hen wollende Deutschland, hat nicht« als rin paar Krlegsfchlffr m der Ostsee und d.m adriatischen Meere, welch« kaum eine seiner See städte verthetdtgen und hinreichend beschützen können! — Sollen etwa die Backstein-Wälle von Königsberg, Danzig, Kolberg, Stettin und Stralsund rin« feindliche . lott« (und sei'« nur di« de« kleinen Dänemark) abhalten, diese Städte und Fe stungen zu bombardiren? Wo find dir Derthrldigungswerk«. welch« dir Mündungen der Elbe, Weser und Travr schützen? Wohl hat man in neuester Aeit im Drange der Roth an Kustenvertheibigun- gen gedacht und dieselben beim Bundestag zur Sprache gebrach,. Die 80 Millionen, die dazu veranschlagt «arm, schienen zu k»st-