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Dresdner Nachrichten : 18.07.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-07-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189907185
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18990718
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18990718
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-07
- Tag 1899-07-18
-
Monat
1899-07
-
Jahr
1899
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 18.07.1899
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Aist. Nur etwas Energie — und es geht! Geh' am Tage hinaus ,nd kehre Abends tn'S gewohnte Heim zurück. Scheue vie Hitze dabei nicht: die Hitze brütet mehr über und zwischen den Stadt mauern, als draimen über dem lustigen, frischen Grün, wo ein Lüftchen gebt. Scheue auch etwas.Regen nicht. Be! dauernd schlechter Witterung rannst Du daheim bleiben, weil draußen auch nichts zu machen ist. Dazu ersparst Du unendliche Reiseausreg- »nacn, viel Hotelkosten, scheele Blicke für die zu gering gehaltenen Trinkgelder, den großen Reisekorb, Arbeit an Kleidern uiid Wilsche, übersiehst dafür oft Deinen Hausstand und hast kein Heimweh. Tie erste Woche schlafen die Fremden im ungewohnten Bett wenig oder nicht. Du aber daheim „wie ein Graf", würde Hebel sagen. An den letzten Tagen sind wieder Etliche wegen des Einpackens unruhig, und bei manchem nervösen Stadtkinde hört das Reisefieber nicht auf. Luftveränderung, mehr Milch und Bier. — nur stets etwas strenge Energie zu seinen Vorsätzen — Aufgebung des alten Einerleis in Geichiistsarbeit und Umgang, neue erfrischende Unter haltung insbesondere im engen und unmittelbaren Verkehr mit Gottes herrlicher Natur, Ozon, gutes Wasser, womöglich Bäder und gründliche Hautpflege, dazu regelrechtes langsames und tiefes Athmcn bei ruhiger Lage, wie auch in ruhiger, aber stetiger Be wegung, mit einem Worte eine gesündere und nahrhaftere Lebens weise. das wäre für Tausende einmal das Rechte, das leicht und billig zu Erlangende und das wahrhaft Nützlichere. Immer laßt der Jugend auch ein wagüuuercs, nur nicht waghalsiges Erproben der Kraft: die Jugend erträgt das leicht und liebt den Thaten- drang, der ihr in vernünstigen Grenzen unbenommen sein soll. Laßt dem Begüterten auch seine Tafelsrenden im Hotel, seinen Wein a» der Quelle, auf daß ihn ein Lessing fragen kann: „Sie waren in Paris, wo speist ma» da am besten?" — Laßt auch den Forscher, den Lebrer, den Zeichner seine Sammlungen. Skizzen und Studicnmappe» mehren und füllen: es ist das zugleich unser Nutze». Aber gebt auch mir Recht: Was nützt es, letzt drei bis vier Wochen gut und lcichtlich leben, oder wie der Wiener sagt ..panipen", wenn die Wochen vor oder nachher Dir um io härtere Einschränkungen auslegen? Wird nicht aller Nutzen durch doppelte Arbeit hinterher illusorisch und ist nicht das die allervernünftigste Erholung, welche weise vertheilt? Nicht alles Wohlleben, alle Güte" aus vier Wochen zusaminendrnnaen und dann wieder in llter Weise sündigen, gleich so manchem Marrenbader und Knrls- wicder vergißt, wenn selbst " alter bader Jettlebendcn. der Maß und Bewegung i die Kur um ist. Der bedeutende sächsische Db war. unser Paul Flemming, sagt sehr wahr: leben soll, so hat es keine Not! - Lichter. : ..Mm der selbst Arzt „Man lebe, wie man — In Fncdrichstadt, an der Kohlenbahn, wurden in der Nacht zum Sonntag einem Restaurateur aus dem Stalle ein Trut hahn und drei Stück weiß-gelbliche Enten gestohlen. Die Thicre sind am Ort getödtet worden und wahrscheinlich dann gleich zu einem Händler gewandert — Die zweite städtische Realschule zu L -Reudnitz wird Ostern MN uns ein 25jähriges Bestehen zurückblickc». Vorarbeiten für die festliche Begehung dieses Tages sind bereits im Gange. — Unter großer Thcilnahme fand in B ö h m isch-L e ip a gestern die Enthüllung eines Denkmals für den im Jahre >804 verstorbenen Führer der Deutsch-Böhmen, Schmchkal, statt. Der Feier wohnten die Verwandten Schinenkal s, zahlreiche Mitglieder des Reichsraths und des Landtages, Vereine :c. bei. Tagesgeschichte. Deutsches Reich. In festlicher Weise erfolgte in München die Enthüllung des von der Stadlacmeinde München gemeinsam mit der Priuzregenten Luitpold-Stiftung errichteten Friedens den km als auf der oberen Priuzregenten-Terrasse in Anwesenheit des Prinzrcgente», der Mitglieder des Königl. Harnes, der Minister, der obersten Hoschargen u. A. Der Erste Bürgermeister v. Borscht hielt die Festrede, worauf nach einer kurzen Entgegnung des Priuz regenten die Hülle siel. Bei der gestrigen Hauptwahl für die bahcrischc Abgeord netenkammer wurden in München I infolge des zwischen dem Eentrum und den Sozialdemokraten abgeschlossenen Kompromisses drei Sozialdemokraten und zwei Mitglieder des Eentrums gewählt. In München II wurde der Sozialist v. Vollmar einstimmig wicder- gcwählt. Aus eine charaktcrische Wirkung der fortwährenden Streiks im Baugewerbe, wie sie sich augenblicklich in Berlin zeigt, macht die „Deutsche Äolkswirthsch. Korr." aufmerksam. In icncn Theilcn der Neichshanptstadt, welche hauptsächlich von tleincn Leuten und Arbeitern bewohnt werden, sind so viele WohnungS- kündiaungen erfolgt, wie noch nie zuvor. DaS liegt jedoch keines wegs daran, daß der Wandertrieb größer als sonst wäre, sondern daran, daß die Wirthe, mag es dahin gestellt bleiben, ob ans Ver abredung oder dem gleichen Impulse folgend, wo irgend die Kontraklc abgclauscn waren, mit Miethssteigcrungcn vorgingen, und zwar mit recht erheblichen, bis zu 15, ia 25 Prozent der bisherigen Miethe. Fragten die Miether, we-shalb sie gesteigert wurden, so erfuhren sie vielfach zu ihrem Erstaunen, daß sie Opfer der „Bewegung" im Baugcwcr c wären, und daß. weil diese „Be wegung" die Häuscrpreisc i» die Höhe treibe, die Mieihen mit mußten. Richtig ist ja. so schreibt die „D- V. K.", daß die fort gesetzt erhöhten Ansprüche der Bauhandwerker, denen sich die Unternehmer gefügt haben, und neben denen obenein wesentlich geringere Arbeitsleistungen im Vergleiche zu früher stehen, de» Herstellungspreis eines MicthShauscs erhöhen. Jedenfalls werden daher die nach den neuesten Bewegungen und den weiteren Ansprüchen der Maurer, Ziinmerlentc :e. fcrtiggestelltcn Neubantcu thcurer als vordem. Die Eigenthümer werden daher, um auf ihre Rechnung zu kommen, höhere Miethcn beanspruchen müssen Das gilt zunächst allerdings nur für die letzt im Bau befindlichen Häuser. Aber kann inan den Besitzern der schon bewohnten io sehr Unrecht gebe», wenn sie die ans der „Bewegung" im Bau gewerbe mit Nothwendiakcit resultircnde Miethsneigernng anti- ztpirten und sofort die Gelegenheit ergriffen, um mit dem verständ liche» Hinweis aus die gedachte „Bewegung" schon jetzt die Micthssteigerung eintreten zu lassen, die in kurzer Zeit ohnehin erfolgt wäre? Unterstützt werden diese Bestrebungen der Haus- wirthe dadurch, daß die Unterbrechungen der Banarbeit und noch mehr die vielleicht noch folgenden die Fertigstellung mancher Bauten verzögert haben, so daß Wohnungen, die sonst zu einem bestimmten Termin beziehbar gewesen wären, das nicht sein weiden, weil die Rohbauten nicht so rechtzeitig fertiggcslellt werden konnten, uni die vorschriftsmäßige sechsmonatliche Trockentrist zwischen Rohbauabnahme und Beziehen zu erfüllen. Bei dem sehr starken Zuzug, der fortgesetzt in Berlin stattfindet, gehört daher nur eine gelinge Prophetengabe dazu, um zu erkennen, daß eine Folge der „Bewegung" im Baugewerbe ein Mangel an Wohnungen fein wird: auch ein Moment, welches zur Miethssteigerung geradezu stinmliren mußte. Die HauSwirthe müßten ihr Geschäft schlecht verstehen, falls sie die Eampagnc der Miethssteigerung gegen die großen Wohnungen eröffnet Hütten, deren Miether naturgemäß viel widerstandsfähiger sind als die der kleinen und kleinsten. Man laim daher mit gutem Gelvisse» schon jetzt behaupten, daß die „Bewegung" im Baugewerbe für die Miether der kleine» Wohn ungen Berlins eine recht erkleckliche Erhöhung derMiethsausgabcn im Gefolge gehabt hat. Uebrigens dürste damit die Lache nicht abgethcm sein. Die allgemeine Steigerung der Miethe» und mithin des WcrtheS bebauter Grundstücke wird der Grnndslücks- spckulation das Motiv für eine Erhöhung des Preises für Bau land abgeben, welche dann wieder eine Steigerung der Micthen im Gefolge haben wird. Bei „Bewegungen" solcher Art, wie man Ist jetzt im Berliner Baugewerbe erlebt, ist immer sehr viel von der Shmpathie die Rede, welche die öffentliche Meinung der, Arbeitcrsorderunaen widme. Man sollte meinen, diese Shmpathie müßte recht wesentlich abgeschwächt werden, wenn den kleinen Leuten, die jetzt vor der Frage stehen, mehr Miethe für die alte Wohnung zu zahlen oder auszuziehen. ohne in der neuen Wohnung weniger Miethe zu zahlen, llar würde, daß schließlich sie die Kriegskosten in jenem Kampfe tragen, den die Sozialdemokratie angeblich im Arbeiteiinteresse gegen das Großkapital zu führen be hauptet. In dieser Beziehung sind die Wirkungen des Berliner Manrerstreiks recht lehrreich. Dem jetzigen Rektor der Äießener Landesuniversität Prof. Di. Löhlein ist auf seine im Auftrag des gesammten Senats an das großhcrzogliche Staatsministerium gerichtete Anfrage der Be scheid geworden, baß durch die am 12. Juli erfolgte Pensiouirung des Geh. Oberschulraths Professor Dr. Schillcr das Halten von Vorlesungen an der Universität und damit die Ausübung der aka demischen >Lehrthätiakcit durch ihn nicht ausgeschlossen ist und seitens des Mimstenums nicht beanstandet wird. Wie seinerzeit gemeldet, hat die zweite hessische Kammer einen .... .^ - ... .. luß, betr. dt« Einführung einer t.' Der Ausschuß brisetreten. JunggeseNensteuer ist d der ersten Kammer ist diesem Beschluß Die Gründung einer Zweiggruppe des Alldeutschen Bundes ist von der Regierung von Reich ä. L. verboten worden, weil der von den Alldeutschen geführte Kampf für Deutschthum in Oesterreich einer Verletzung der Integrität und Selbstständigkeit des verbündeten österreichischen Staates gleich z» erachten sei. Oesterreich. In dem Etablissement Stalehner in HcmalS bei Wien fand am Sonnabend das zehniähriae Stiftungsfest des Wiener ezechischen Turnvereins „Jugner" statt, wozu zahlreiche czechische Turner aus Böhmen eintrafen. Mehrere Hundert deutschnattonale Studenten, mit Kornblumen geschmückt, denen sich andere Deutsch- nationale anschlossen, begaben sich in die Jägerstruße, woselbst ein starkes Polizeiaufgebot war. und empfingen die ankommenden czechische» Turner, welche trotz des behördlichen Verbots in lenen waren, mit Pfui-Ruscn. Wiederholte zwischen den Studenten und Ezechen statt, verstärkt und die berittene Sicherheitswache nach Hernals beordert. Zahlreiche Studenten wurden verhaftet. Die «tudenten begaben sich rn ein benachbartes Gasthaus, wo sie die „Wacht ni» Rhein" und „Der Gott, der Eilen wachsen ließ" sangen. Die Kundgebungen in Hernals wiederholten sich in der nächsten Nacht. I» einem Gasthaus batten sich etwa 300 Studenten zu einer Kneiperei versammelt. Als sie nach einiger Zeit „Die Wacht am Rhein" anstimmten, wurden sie von, Polizeikvmmissar zur Ruhe aufgesordert. Die Studenten verließen darauf das Lokal und dcmonstnrte» aus der Straße durch Rufe. Die -»icheiheitswache zerstreute die Ansammlung, ohne daß es zu Zusammenstößen kani. Verhaftungen wurde» nicht vorgenomme». Die Meldung einiger Blätter von schwerer Verwundung einiger Sokvlisten am Sonnabend ist unzutreffend. Es wurden fünf Sokvlislen leicht verletzt, was dieselben nicht hinderte, an der Gründungsfeier weiter!»» thcilzunehnien Ungarn. Unter den Klängen der Arbeiter-Marseillaise, mit rotheu Jahnen und anderen sozialistischen Abzeichen veianslaltetcn in Budapest 15,000 Arbeiter einen D em o n st ra t ions - U m z u g und ein Mectirig für das allgemeine Wahlrecht und das Arberter- schutz-Gcsetz. Vor dem Parlament wurde lebhaft dcmonstrirt mit den Rusen: „Nieder mit dem korrupten Parlament!" „Hoch die Jntcruationalc!" „Ohne Brot kein Vaterland!" Trotzdem ver lief Alles ohne Störung. Frankreich. Ter „Figaro" veröffentlicht die Fortsetzung des Schreibens Christian Estcrhazn' s an die Staatsanwaltschaft, betreffend die Machenschaften seines Vetters, des Majors Ester hazy. Das Schriftstück enthält mehrere Briese des Letzteren, in welchen er verächtlich von der Armee spricht und Ebristian Ester hazy betrügerische Mittel nngiebt, um vom Militärdienst loszu- kvmmen. Tic Zeugen des SenatorsDelpcch in seinem Ehrenhandel mit General Pcllieux erkläre» ihre Mission als beende!, da sie nach ihrer Besprechung mit dem Kriegsministerium Gallifet die Unter suchung gegen Pcllieux als nicht abgeschlossen arischen. Gallifet hatte ihnen erklärt, die Untersuchung sei thatsächlich abgeschlossen und deren Schlußfolgerungen für Pcllieux günstig, hatte jedoch auf die Frage, ob die Untersuchung eine Ergänzung erfahre, geant wortet. er könne weder Ja noch Nein sagen Ter pcnsivnirte Major Miscowski, ei» Mitarbeiter der „Libre Parole" und des „Jntransigeant", übersandte dem Regierungs- kommissar beim Kriegsgericht in Rennes ein Schriftstück, in dem er behauptet, General Brugerc habe am Juni 1807 vor 02 Offiziere» erklärt, das Granatcnacheiiimiß sei zur Zeit, als Trcysns in Bonrges Dienst that, an Deutschland vcrratbcn worden. Tie Sozialdemokratie in Frankreich ist in sich ge spalten. Bei der Bildung des neuen Kabmcts Waldeck-Rousscau mit dem Kommunardentödter Gallifet und dem Sozialdemokraten Millcrand schied ein Theil der sozialdemokratischen Depntirtcn aus der vereinigten sozialdemokratischen Kammcrsrciktion und zwar waren es die „Marxisten" lGncsde :c). die „Bla,lautsten lVaillant:c.) und die „Allemanistcn" tDcieantc:c.), die austraten. In der Kammersitzung. wo das neue Ministerium sein Programm entwickelte, enthielten sich die ausgetretenen Mitglieder der Ad stiniinuna. während die anderen — in ungefähr gleicher Zahl - für das Ministerium stimmten. Die Erwartung, daß die Trennung keine cndgiltige sein werde, hat sich vorläufig nicht erfüllt, im Geacnthcil haben die drei protcstirenden Gruppen ein Manifest veröffentlicht, das die Kluft unter den Sozialdemokraten zunächst erweitert. DaS Manifest betont, daß eS sich bei dem Auslcheiden der drei Grnvven aus der Kamnicriraktion darum handelte, „mit einer sogenannten sozialistischen Politik zu brechen, die aus Kvm promissen und Prinzipverleugnungc» ziöaininengesctzt ist. und die man sich schon lange bemühte, an Stelle der revolutionären Klassenpolitik deS tampscnden Proletariats und der sozialistischen Partei zu setzen. Ter Gegensatz zwischen diesen beiden Politiken mußte nothwcndiger Weise letzt oder später hervortreten. Und durch den Eintritt eines Sozialisten in das Ministerium, wo Waldeck-Rvussean Hand in Hand mit dem Komnmiie'chlächter zu- sammensitzt, hat der Gegensatz sich unter so ernsten und anstößigen Umständen offenbart, daß er keine Gemeinschaft mehr erlaubt zwischen Denen, welche die Ehre und die Interessen des Sozialis mus blosgestellt habe», und Denen, die gewillt sind, sie zu ver- theidigen. Tie sozialistische Partei als Klaiseuvartei dars niemals, will sie nicht Selbstmord begehen, eine Regierungspartei werden. Sie dars nicht die Macht thcilen mit der Bourgeoisie, in deren Hände» der Staat nur ein Werkzeug sozialer Reaktion und Unter drückung sein kann Ihre Ausgabe ist es. der Bourgeoisie den Staat zu entreißen, um aus ihn, ein Werkzeug der Beirciung und der sozialen Ncvolntion zu »rache». Oppositionspartei sind wir und Oppositionspartei müssen wir bleiben und die Unsrigcn nur als Feinde in die Parlamente und anderen Wahlkvrper ichickcn, um die feindliche Klasse und ihre verschiedenen politischen Ver tretungen zu bekämpfen. Italien. Das Ministerium beschloß, da die Ergänziingswahlen für den Mailänder Gemeindcrath im Juni eine republikanisch- sozialistische Mehrheit ergaben, dielen sosvrt in der ersten Sitzung, die in dieser Woche stattsindet. ailszulösen. Anfang August wird der zu criiennendc königliche Koinmissar die Stadtverwaltung über nehmen : die Neuwahlen lallen in drei bis sechs Monaten aus geschrieben werden. Tie rasche Begnadigung des italienische» Generals Giletta, der wegen Verstoßes gegen das französische Svionagegeictz von der Straslanimer zu Nizza zu 5 Jahren Gefangniß vcmrtheilt worden war, hat in Italien als ein neuer Beweis der veränderten Politik Frantreichs gegen die Drcibundinächte tiefen und günstigen Eindruck gemacht. Tie italienisch-französischen Verbrüdcrungsseste in Eagliari aus Anlaß des Besuches des italienischen Königspaares ans Sardinien, das französisch-italienische Handclsabkommcn und letzt die Begnadigung des General Giletta lassen allerdings an der ernstlichen Absicht der französischen Reaicrungskreise. mit Italien gute Beziehungen zu pflegen, kaum noch zweifeln. England. lieber die Verwendung von Explosivgeschossen in der englischen Armee enthält die Wochenschrift „Brond Arrow" interessante Mittheilnngen. Hiernach ist bereits vor dem Zusammentritt der Ab rüstuilgSkonscrenz im Haag die Fabrikation der D u m -Dum- Geschosse in den indischen Arsenalen eingestellt worden, .Hier bei mag dahingestellt bleiben, ob die englische Heeresverwaltung zu dieser Einstellung nicht lediglich dadurch bestimmt worden ist, daß die Dnm-Dum-Gcjchosse sich in der Praxis nicht bewährt haben. Dagegen erhellt ans den Mittheilunge» der erwähnten Wochen schrift. daß das jetzt im Gebrauch befindliche, einen Hohlraum an der Spitze answcijendc Geschoß gleichfalls z» den nunmehr ver botenen Explosivgeschossen gehört. Im Lause der letzten zwölf Monate sind nicht weniger als zwei Millionen dieses Geschosses allwöchentlich in W ' ' ich wurde er im Aul« . t. um die dortigen stem Charakter, war der nun- Rußland stets bestrebt, sein Vatettond : er bereiste oftmals Rußland, um cm über die ökonomische Lage, über den Bildungsgrad und über das Leben der Bevölkerung zu machen " wähnenswerth ist die Thatsache, daß Großfürst-Thronfolger ichael ein warmer Freund Finlands ist. Er benützte jede We senheit. um Ausflüge nach dem nahen Finland zu machen, und faßte sich auch sehr viel mit sinländlscher Geschichte. Auch Reisen nach dem Ausland unternahm er sehr oft, wobei er für das Leben in West-Europa großes Interesse bekundete. Großfürst Michael, der jetzt im 21. Lebensjahr steht, ist durch die Uebernahme der Thronfolge Hetman aller Kosaken Rußlands geworden. Er war der Lieblliigssohn Alexanders III. Abbas Tuman rst mit dem Tode des Gr atz fürsten G e o r gern Wallfahrtsort für die Bevölkerung geworden. Täglich treffen Tausende aus weiter Ferne ein, um vor den sterblichen Ueberreslen des Großfürsten ihre Andacht zu verrichten. Trauer- messe» werden mehrmals täglich nach orthodoxem und nach ar menischem Ritus abgehalten; auch muhamedanische Gottesdienste finden statt. Die Trauerprozession wird in Barschom vom Adel und zahlreichen Deputationen begrüßt werden. Das Datum des Eintreffens des Trauerznges in St. Petersburg ist noch nicht end giltig scstgesctzt. Türkei. In den letzten Tagen fanden zwei außerordentliche Sitzungen des Ministerraths statt. Den Gegenstand der Berathung bildete bic Repatriirung der armenischen Emigranten. Im letzten Ministerrnth ist auch die Frage der jüngst vorgekommenen Grenz verletzungen an der türkisch-russische» Grenze zur Sprache gekommen sei». Die Grenzverletzung wurde ans die Umtriebe kurdischer Banden und deren Verfolgung zurückgesührt Tie russische Re gierung soll eine Untersuchung durch eine Kommission zur Ver einbarung von Schuizmaßcegeln verlangt haben. Amerika. Ter deutsche Gesandte Mumm v. Schwarzenstein ist in Washington cinaetrvffen, um den Bot schafter Dr. v. Holleben während seines Urlaubs zu vertreten. Nach einer Meldung des „World" heißt es über den amerika nische» Feldzug gegen die Filipinos: Tie amerikanischen Frei willigcntruppen sind entnmthigt ifffolge der schlechten Führung des Feldzugs gegen die Filipinos durch General Otis: nur 200 Mann haben sich neu anwerben lassen und sie weigern sich, zu kämpfen, falls nicht eine erhebliche Verstärkung der Truppemnacht erfolgt und ein fester Plan zur Beendigung des Krieges ausgestellt wird In einer Meldung aus Manila gicbt die „Sun" zum ersten Mol zu. daß eine Empörung im eignen Lager der Amerikaner besteht und das Ende des Krieges keineswegs nahe ist. Die Alger-Kriie in den Bereinigte» Staaten gestattet einen interessanten Einblick in das ministerielle Rädergetriebe - Mac Kinle» wünscht längst die Entfernung des Kriegsministers an solc .ovlwich angcfertigt worden, und der Vorrat!) en Geschossen beträgt nicht weniger als zweihundert Millio- . , - , ch rage gesunden zu Huben. Alger hatte sich nämlich mit der Anti- Trust-Bewegung identifizirt. worauf Mae Kinley ihn direkt auf- fvrderte, nunmehr seine Entlassung zu nehmen, da seine Stellung »ahme zur Tmst-Frayc die Solidarität des Kabinets aufhvbc Aber Alger wollte nicht umsonst seine ihm so thcuere Stellung ein Jahr lang gegen öffentliche Meinung, Presse und Armee ver- theidigt haben, und lehnte es kurzer Hand ab. der Aufforderung des Präsidenten Folge zu leisten Seine Ablehnung motivirtc er damit, daß die Regierung noch nicht offiziell Stellung zur Trust- Frage genommen und er also nichts gcthan habe, was die Soli darität der Regierung in Frage stellen könnte. Mac Kinley ließ sich dadurch nicht beirren, und sendete nach Oberst Rooseveldt, um diesem das Kriegsporteseuille anzubieten Die Entscheidung über diele Frage steht noch aus Asien. Wie die „Times" aus Tokio meiden, traten die revidirten Verträge, nach denen Japan allen Völkern des Westens geöffnet wird, gestern in Kraft. Frankreich und Australien be halten sich jedoch die Konsularjurisdiktion bis zum 4. August vor. erste neu. Die englische Revue versichert, und ma» darf il>r das auf's Wort glaube», daß diese Geschosse trotz der Beschlüsse der Friedens konferenz nicht weggeworfen werden würden Rustland. Der in Folge des Ablebens des Großsürsten- Thronfolgers Georg zur Thronfolge in Rußland berufene Groß fürst Michael wurde erst am 18. Mai d. I.. dem 31. Geburts tag des Czaren Nikolaus II-, großjährig erklärt. An diesem Tage bat er in der Kirche des sogenannten Großen Palais zu Zarskoje- Selo den Eid der Treue abgelegt und den Rang eines Flügel- adjutanten des Czaren erhalten. Großsürst-Thronfolger Michael ist ein echtes Petersburger Kind. Geboren im Anitschkow-Palais zu Petersburg, studirte er in der dortigen Artillcrieschule und nahm an allen Hebungen Theil. zu welchen die Zöglinge der Anstalt berangezogen wurden. Bel den Manövern zu Kraßnoje- Selo Pflegte der nunmehrige Großfürst-Thronfolger die langen Märsche der Artillerie-Junker mitzumachen. Erst im vorigen Jahre absolvlrte er die Artillerieschnle. woran! er Chef der 2. Artillene- Brigade wurde. Vor einigen Jahren übernahm er das Protektorat über l ' - volles Ezarenreiche Kunst und Wissenschaft. 7 Im Residenztheatcr findet heute Abend die Wiederholung des Rovetta'schen Schauspiels „Donna" statt. 4 Das morgen Abend ans dem Königl Belvedere stattsindcnde Trenkler-Eonccrt wird ausschließlich Kompo sitionen von Wagner und Strauß zu Gehör bringen. f Der Dresdner Maier Paul Mattig. der augenblicklich zu tndicnzwccken in Paris weilt, hat für den Betsaal des neuen Sicchenhauses der Bczirk-sanslalt zu Hilbersdorf ein größeres Oelgemülde „Ter sinkende Petrus" auSgeführt. das in diesen Tagen in Freibcrg ausgestellt ist. Im Vordergrund des Bildes steht die lichtvolle Gestalt des Heilands, vor dem der verzweifelnde Petrus aus die Knie gesunken ist. Ter milde Blick des Herrn ruht aus Petrus, der angesichts des sinkenden Schiffes händeringend die Hilfe deS Herrn erfleht. Das Ganze ist sehr gut durchgesührt und offenbart eine dem Ernst des Stoffes angepaßte Stimmung. s Ter Wettbewerb um die Wandmalereien im Hainburger Rathhan s c, über den schon seit leher ein eige ner Unstern waltet, ist nach einem abermaligen Ausichreibcn so gut wie ergcbnißlos verlausen. Die Jury des neuen Wettbewerbs, die am Sonnabend ihr Verdikt ausgesprochen, konnte sich nicht entschließen, einem der Entwürfe den ersten Preis zuzucrkenncu oder sonst eine Arbeit zur Ausführung zu empfehlen. So scheint denn die große Sache im Sande verlaufen zu sein. Wie wohl noch erinnerlich, gingen aus der ersten Konkurrenz der Berliner Monumentalmaler Friedrich Geielschap und der Düsseldorfer Earl Gehrts als Sieger hervor, zwilchen den beiden Koryphäen wurde nun ein engerer Wettbewerb beschlossen und man konnte somit unter allen umständen ans eine würdige Lösung der Aufgabe rech nen. Da starb Geielschap eines freiwilligen Todes und wenige Monate später wurde auch GehrtS. der sich an seiner Ausgabe buchstäblich zu Tode gearbeitet hatte, vorzeitig dahingerafst. Ter neue Wettbewerb, der mit einem Auswande von 20,000 Mk. er lassen wurde, muthet an wie Evigonenwerk »ach dem Heimgänge der beiden Meister. Es blieb nichts Anderes übrig, als den ersten Preis, der 10,000 Mk betrug, aus die zweiten und dritten Preise zu vcrthcilcn. Tie zweiten Preise sielen anheim den Berliner Malern und Illustratoren Woldemar Friedrich und Alexander Eick, dem Stuttgarter A. Eloß und Ferdinand Keller ans Karlsruhe. Ja ein dritter Preis wurde zucrkannt dem Berliner Landschafts maler Julius Voß und zwei anderen Berliner», die sich beider Kon kurrenz für die Ausmalung des Altonaer Rcithhauses ausgezeichnet. Professor Ludwig Dettmann und Otto Markus, und endlich dem Hamburger Professor A Tucsfkc, Tie etwa 70 eingelanseiien Entwürfe werden demnächst in verschiedenen deutschen Großstädten öffentlich ausgestellt weiden, und man dars gespannt sein, was nun weiter in der Angelegenheit beschlossen wird. 7 Im Nvuvcnu -thcater zn Paris ist man gegenwärtig mit den Vorbereitungen zu den „T r i st a n" - Aufführungen beschäftigt, welche Lamourenr im Oktober dort zu geben gedenkt. Das bisher sehr wenig akustische, dafür aber sehr unsrcundlichc mrd zugige Hans wird theilweise uingebaut, das Orchester vertieft und ver breitert. Die PrÄ--« sollen am 1. September beginnen. Wer den Tristan sinynr wird, scheint noch unbestimmt Man sprach von va» Dvck und Retzke — Beide sind durch Engagements, die sie für eine amerikanische Tournee abgeschlossen haben, verhindert. Dagegen steht fest, daß Madame Brenia die Isolde singen wird. Lamourcux' anderer, größerer Plan: die Schassuna eines Wagncr- TheaterS nach Bahreuther Muster während der Weltausstellung, dürfte erst nach Beeiwigung der „Tristan"-Aufführungen ernsthaft erwogen werden. Vom Erfolg dieser Aufführungen dürfte es abhängen, ob der größere Plan verwirklicht werden wird oder nicht. Als ein Vorläufer Professor Röntgcn ' s ist soeben der griechische Phhsiolog Eseltia in Dien „entdeckt" worden. Jin 31. Jahrgang der „Wiener Zeitschrift für Kunst, Litteratnr. Theater und Mode" (hcrausgegcben von Dr. v. Franks in Nummer 231 vom 23. November 184«; findet sich nämlich auf Seite M folgende, gewiß höchst merlwürdigc Notiz: „Der menschliche Körper durchsichtig. Der griechische Physiolog Eseltia hat, dem „Athenäum" zufolge, der Akademie der Wissenschasten in Paris die Anzeige gemacht, daß es ihm gelungen sei, mit Hilfe des elektri schen Lichtes durch den menschlichen Körper zu sehen. Er be hauptet, selbst Krankheiten im Innern der Eingeweide gesehen zu habe», der Verdauungsprozeß, der Blutumlauf, die Bewegung, der Nerven —dies Alles ward dem Herrn Eseltja sichtbar. Wem» dieses Anthroposkov <so nennt er semc Erfindung) nicht ein bloß« Puff ist. so wird das alte Sprichwort zu Schanden, welches va iaklt. man könne Niemandem in s Herz sehen. Herr Eseltia kan« die Nieren prüfen," Dresdner Nachrichten. Ar. Sette 3. ^ Dienstag, 18. Juli 18V»
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