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Dresdner Nachrichten. . 1i>7. Seite 2. M» Dienstag. L8. Juli 18S« — In Ebenmitz starb am Sonntag nach nur kurzem Kranken lager Herr Eivilinaenieur und Patentanwalt Stadtraty THeu er kor». Derselbe war seit anderthalb Jahre» Mitglied des Raths- lolleaiums und zuvor 5 Jahre lang Stadtverordneter. Während c>er Jahre 1893 bis 1896 vertrat er den 1. Wahlkreis der Stadt Chemnitz in der 2. sächsischen Kammer. — Au der am Montag Mittag aus dem Annenfriedhose an« gesetzten Beerdigung des am Freitag im 85. Lebensjahre verschie denen früheren Direktors der hiesigen König!. Bauschule Pro se I s o r Kuschel halte sich zwar keine grosse, aber aus dankbaren Schülern, zahlreichen ehemaligen Mitarbeitern zusammengesetzte Trauergemeinde mit den Familienangehörigen um den Sarg ver- iammelt. Nachdem der Friedhofschor die Feier mit dein Klop- Nock'scbe» Liede: „Wenn ich einst von lenrnz Schlummer" eröffnet batte, hielt Herr Hosprediaer Dr. Friedrich die Gedächtnisrede und schilderte in trefflicher Weise die edlen Herzens- und Charakter eigenschaften des Verewigten, der bei all' seinem reichen Wissen seinen schlichten einfachen Sinn bewahrt und einen festen Christen glauben besessen und auch in den vielen Widerwärtigkeiten und Schickiatsschlägen seines langen Lebens bethätigt habe. Im Namen der Technischen Hochlchule, welcher der Heimgegangene lange Jahre als Vertreter der mathematischen Wissenschaften ange- liorte und als Begründer der vortrefflich zusammengestellten, reiche Wisscnsguellen bergenden Bibliothek große Verdienste sich erworben, hielt der Geh. Hvfrath Herr Professor Dr. Fuhrmann, der gegenwärtige Bibliothekar, einen längeren warmen Nachruf. Als ehemaüger Schüler feierte Herr Banincister und Vicevorstehcr des Stndtvcrordnetenkollegiums Hartwig die grossen Verdienste giischcl's und dankte im Namen der Tausende, die aus dem reichen Wissensschatz desselben reiche Anregung für ihren Beruf gesunden hätten. Noch in späteren Zeiten werde sein Name in deii Kreisen der Fachmäuiier durch die seinen Namen tragende Stiftung in ehrendem Gedächtnis sortlcben. Für die Bauschule legte der Nach folger des Verewigten. Herr Direktor Prof. Frisische unter ehrenden Worten einen Lorbeerkranz mit Widmnngsschlelfen am Sarge nieder. In gleicher Weise hatte der Verein ehem'aliger Ban- gcwerkenschüler Frisia seinen verstorbenen Meister geehrt. Mit Gebet, Segen und Gesang fand die Feier ihren Abschluß. — Das Ministerium des Innern hat aus Anlaß eines be sonderen Falles entschieden, daß die Unterbring u n g eines Kindes in einer Erziehnngs- bez. Besserungsanstalt leineswegs immer als eine polizeiliche Maßregel zu gelten habe, daß vielmehr eine solche Maßregel nur dann vorliege, wenn die Unterbringung sich uöthig gemacht habe zum Zwecke der Verhüt ung von Gefahren für das Gemeinwohl oder im Interesse der öffentlichen Sicherheit und Ordnung. Dies treffe nicht zu. wenn die Unterbringung des Kindes in die Erziehnngs- bez. Besserungs anstalt deshalb geboten erscheine, weil die Eltern nicht in der Lage seien, das Kind so in Aussicht und Zucht zu halten, daß es vor Verwahrlosung sichergeslellt werde. Es liege dann eine Unterbringung aus erziehlichen, im Interesse des Kindes selbst ge botenen Rücksichten vor. Eine derartige Maßregel aber sei zweifellos ein Ausfluß der Armcnvslege, denn auch für Erziehung, Unterricht und Erwerbsfähigkcit der Kinder, wo es nvthig, mit Sorge zu tragen, sei Pflicht der Armcnbehörde. — Höheren Orts ist dahin entschieden worden, daß diejenigen Lehrer, die vor dem 25. Lebensjahr aus dem öffentlichen Schul dienst in den privaten übertreten oder gänzlich ausjcheiden, die Heranziehung zur vollen Militärdienstpslicht zu gewärti gen haben. — Bei der weiteren Ausgestaltung des Arbeitsnachweises in der Sachsen-Stiftung hat das König!. Kriegsministerium dem Unternehmen die wohlwollendste Forderung zu Theil werden lassen. Schon während der aktiven Dienstzeit, sowie später bei den Kontrolversammluiigen wird den Mannschaften cmgeheude Belehrung über den Werth der Sachsen-Stiftung zu Theil und zwar auf Grund eines von dem Ausschuß der Stiftung verfaßten kurze» Jnstruktionshestcs, das auch an die Reservisten bei ihrer Entlassung vertheilt wird. Ein genaues Verzeichniß der Geschäfts stellen wurde in ledern Kompagnie-, Eskadron- und Batterie zimmer rc., sowie auf jedem Bezirkskommando und Meldeamt aus- aehängt. In gleicher Weise handelte auch das Ministerium des Innern. Durch besondere Verordnung empfahl es den Königl. und städtischen Behörden die Unterstützung der Stiftung, insbeiondcre auch nach der Richtung, daß die Behörden und die ihnen unter stellten Verwaltungen die bei ihnen frei werdenden Stellen, soweit diese nicht an Militärnnwärter zu vergeben sind, den Geschäfts stellen der Sachscnstiftung zur Besetzung anzeigen. Infolgedessen wurden der Stiftung bereits eine größere Anzahl Beaintensteücn zur Verfügung gestellt. — Gege»EiuführnngdcsKoch- oder HanshaltungS- Unterrichts in der Volksschule haben sich kürzlich zwei be deutende Vereinigungen ausgesprochen. Der Leipziger Lehrer- Verein, mit seinen 1<>50 Mitgliedern der stärkste Bezirks-Lehrer verein des Allgemeinen Sächsischen Lehrer-Vereins, nahm in seiner Sitzung vom 6. Juli Stellung zur Errichtung von Haushaltungs- Schulen. Herr Direktor Böhm. Leiter der mit der 13. Bezirks schule verbundenen Haushaltungs-Schule, begründete durch einen umfangreichen Vortrag seine Resolution, die die Pflicht anssprach, „den Mädchen die »othwendigeu praktischen hauswirthschaftlichen Unterweisungen während der Zeit der gesetzlichen Schulpflicht nahe zu bringen". Gegen die .Haushaltungs-Schulen wandte sich Herr Lehrer Wagner in einem längeren Korreferat. Er bezeichnet als Gründe der mangelhaften wirthschaftlichcn Bildung der Frau Mangel an Zeit und Geld, sowie Mangel an Fähigkeit und gutem Willen. . Gegen elfteren wird der Haushaltungs-Unterricht nichts Ausrichten können und gegenüber dem letzteren wird er auch nur ein Mittelchcn bleiben, das nur zur Umgehung durchgreifender Hilfe dient. „Wollen wir immer mehr die Stärkung der Familie von der Familie selbst entferne» und der Schule znweisen lMorgensuppe, Milchfrühstück, Brausebäder, Koch-Unterricht), so treiben wir immer mehr dem Zuknnftssiaat entgegen, und cs ist darum falsch, wenn man den Haushaltungs-Unterricht als ein Mittel gegen die Sozialdemokratie preist." Nachdem sowohl auf Grund eines geschichtlichen Rückblicks als auch aus dem Wesen des Unterrichtsfaches der Korreferent die Abweisung der Einführ ung des Koch-Unterrichts in die Volksschule begründet hatte, stellte er folgende Resolution aus: „Für die Volksschule ist der haus- ivirthsckastlichc Unterricht abzuweisen, weil er a) die Organisation stören, b) den Charakter derselben als Anstalt für die Ällgemein- Bildnng beeinträchtigen und es die Einrichtung der obligatorischen Mädchen-Fortbildungsschule hinausschicben würde." Nach leb haftem Meinungs-Austausch stimmte die überwiegende Mehrheit der sehr zahlreich besuchten Versammlung dieser Ablehnungs- Resolution und rhrcn Begründungen bei. — Auch der Berliner Rektoren-Vcrein ist zu demselben Ergebniß gekommen. Die in demwlben ebenfalls niit großer Mehrheit angenommene Resolution lautet: „Haushaltungs-Unterricht für Schulkinder ist verfrüht und daher wirkungslos fowohl gegen die Auslösung des Familien lebens als auch für Vervollkommnung der Hausfrau m ihrem Beruf. Er ist überflüssig sür die Erreichung der Erziehungszwecke, la sogar hemmend für die Erfüllung der Hauptaufgabe der Schule, »seine Einführung in die Volksschule ist daher ab- znweisen." — Der im Herbst zusammentretende sächsische Landtag wird sich vielleicht auch mit der Einführung der obligatorischen Fortbildungsschulen für alle mit dem 1-1. Jahre aus der Volksschule entlassenen Mädchen zu beschäftigen haben. Der Verband sächsischer Lehrerinnen hat kürzlich beschlossen, die Regier ung um eine derartige Erweiterung des sächsischen Unterrichts- weiens zu bitten. — Aus einer Verordnung des sächsischen Ministeriums des Innern über die zulässige Höhe der Häuser in Dörfern ist Folgendes hervorzuheben: Die Baupolizeivcrordnung für Dörfer enthält bekanntlich keine Bestimmungen über die zulässige Höhe der Gebäude. Aus dem Mangel einer derartigen Vorschrift ergiebt sich, daß in Landgemeinden die Baupolizeibehörde in jedem Einzelsallc die nach pflichtmäßigcm Ermesicn erforderlich scheinen den Anordnungen zu treffen hat. um einerseits den ländlichen Charakter der Gemeinde — auf dessen Erhaltung besonderer Werth gelegt werden muß — und den ländlichen Bedürfnissen, andererseits den im gesundheitspolizeilichen Interesse zu stellenden Anforderungen möglichst gerecht zu werden. Die formelle Hand habe. um das in dieser Beziehung als wünschenswerth und notb- wendia Erkannte zu verwirklichen, bietet die allgemeine Vorschrift im 8 11 der Baupolireiordnung für Dörfer, wonach die Anlagen und inneren Einrichtungen der Gebäude die Gesundheit der Bewohner nicht gefährden dürfen und die Wohnungen Licht, Lust und Raum in dem erforderlichen Maße haben müssen. In gleicher Weise hat die Baupolizeibehörde vslichtmäßig zu prüfen, welche Anforderungen in Bezug aus die innere Einrichtung der Wohn ungen zu stellen sind, um den im obenerwähnten 8 11 zum Aus druck gelangten Grundsätzen Rechnung zu tragen. Will sich der Bauilnternchmer bei den in dieser Beziehung getroffenen Anord nungen nicht beruhigen, so unterliegen diese dann hinsichtlich ihrer inchlichen Berechtigung und Angemessenheit der Nachprüfung durch die volgesrtzte Regierungsbehörde. Bei Beurtheilung aller hier iw Betracht kommenden Frage» wird die Verordnung vom 30. Sep tember 1896 den betheiligten Behörden einen werthvollen Anhalt für ihre Entschließung bieten, weil dort die allgemeinen Gesichts punkte zusaminengesaßt sind, deren Beachtung besonders geeignet erscheint, eine vom sanitären Standpunkt bedenkliche Entwickelung der Gemeinwesen tlmnlichst zu verhüten. — Eine Anzahl Musikdirektoren hat durch den Stadtmusikdirektor Eckhardt in Glauchau sich um Ausdehnung der öffentlichen Tünzvergnüguiigcil an das Ministerium des Innern ge wendet, ist aber letzt dahin beschicken worden, daß dasselbe keine Beranlassung gefunden habe, zu Gunsten der Beschwerdeführer- etwas zu verfüge», da die weitere Ausdehnung derartiger Tanz- veranngl»igen im allgemeinen Interesse durchaus nicht er wünscht ist. — Eine glänzende, i» jeder Beziehung an Ehren reiche Sängersnhrt unternahm am letzten Sonntag der in der Sängerwelt wohlaccrcditirte. unter der kunstsinnigen Leitung des Herrn Kantor Wilhelm Bvrrmann stehende hiesige Mannergesang verein „Licoerkreis - Harmonie", der von dem Tetschner Mannergesangverein cingeladen worden war. zum Besten der beiden vereinigten Ortsgruppen vom Allgemeinen Deutschen Schulverein daselbst ein Eoncert zu veranstalte». Um 7 Uhr früh verließ die wackere Sängerschaar, umgeben von ihren Damen, in Stärke von 130 Personen den Hanptbahnhof, nm gegen 9 Uhr auf dem Tetschner Bahnhof durch den dortigen Gesang verein in überraschender Weise begrüßt zu werde». Rosige Jung- sinncn in lichten Gewänden boten jedem der Dresdner Herren duftende Blnmenarüße als Willkommen, die Tetschner Sänger batten mit ihrer Fahne Ausstellung genommen und stimmteil ein frendiaes „Grüß Gott" an, die Obmänner des Gesangbeiciiis und der Männcrortsarilppe vom Allgemeinen Deutsche» Schulverein — Herren Dr. Salomo und Baumeister Hönig — hielten begeisterte Ansprachen und dann, nach gleichfalls herzlicher Entgegnung der Dresdner Sänger, ging es unter den Klängen froher Weisen einer Mnsikknpelle in die mit Fahnen reich geschmückte Stadt. AuS alle» Fenster» grüßten tücherschwenkend holde Franengestalten und ließen einen wahren Bllimemegen auf die Sänger sich ergießen. Ein nicht endenwollender Jubel durchbransre alsbald die ganze lange Straße, die vom Westbahnhof bis zum Marktplatz zu passtrcn war und gleichsam zu einer via trmwpöalis sich gestaltete! Kein Wunder, daß nach einem solchen Empfang die Stimmung gleich von vornherein eine überaus fröhliche war und auch für den ganze» Tag eine gehobene und festliche blieb. Nach eingenomme nem Frühstück galt es den Besuch des „Quaderbcrgcs". der be kanntlich eine entzückende Aussicht aus einen große» Theil des herrlichen Böhmerlandes gewährt. Aus dem Gipfel des Berges empfing eine Musikkapelle die Sänger und Damen, und die Töchter der Honoratioren der Stadt hatten cs sich nicht nehmen lassen, den von der Tetschner Sängerschaft kredenzten Trunk goldenen Böhmischen Bieres selbst de» Dresdnern aiiznbicteii und sie während des ganzen fast zweistündigen Aufenthalts daselbst i» liebenswürdigster Weise zu bedienen. Das war eine Auszeichnung, die jeden Sänger mit Stolz und inniger Freude erfüllen mußte, und bcgcistcrnngsvoller als je erklang Lied ans Lied dort oben ans der schönen Höhe, zugleich als Dank gegen den ewigen Meister, der hier so reiche Wunder seiner Schöpfung in deutschen Gauen dem trunkenen Auge darbot! Diese» deutschen Liedern folgten kernige deutsche Worte, als die stattlichen Säiigerschaarcn im Hotel Ullrich an der Mittagstafel grnppirt waren und cS sich bei einem vorzüglich znbereiteten Menu gut schmecken ließen. Nachdem man sich aus dem vom schönsten Wetter begünstigten und stark besuchten Svmmerfest der beiden erwähnten Ortsgruppen ver gnügt gemacht und geweidet hatte an dem Anblick der zumeist in kostbaren Phantasie-Kostümen erschienenen liebreizenden Frauen und Jungfrauen begann uni 5 Uhr im Schützeilhaus vor einem bis ans den letzten Platz gefüllten Hause das Eoncert. Mit einem für diesen Zweck besonders von Hinrich Schütt gedichteten und von Wilhelm Borrman komponirten „Gruß an die Deutsch-Oester- reicher", der zündend wirkte und einen stürmischen Jubel hervor rief, wurde das Eoncert eröffnet, das in jeder folgenden Nummer von den anerkannten künstlerischen Leistungen des „Licdcrkreis- Harmonic" wiederum beredtes Zeugnis; ablegte und ihm ein neues Blatt in den Nuhmeskranz seiner Lieder cinsügtc. Neben diesen, geistigen Lorbeer erntete er zugleich auch einen prachtvollen sicht baren Lorbeer mit Schleife und Widmung, den der genannte Obmann der Mäniicrortögmppe unter ehrenden Worten an den Bcrcin dessen verdientem Licdermcister überreichte. Vorzüglich wirkte nach dieser erhebenden Unterbrechung des Eoncerts der von Hinrich Schütt gedichtete und gesprochene Prolog „Alldeutsch", der in schwungvollen Worten die deutsche Sprache und das Dcntschlhnm feiert. Diesem folgte als Schluß des Eoncerts E. A. Dvling s packender Chor „Hoch das Banner, deutsches Lied", und dann fange» »och die Dresdner und Tetschner Sänger gemeinsam die ewig lchöncn deutschen Lieder „Das treue deutsche Herz" und „Dir mocht' ich diese Lieder weihen". Wie jeder Ehor- nllinmcr ein brausendes Bravo lind da aapo folgte, so fand auch Herr Paul Brückner als Solosänger mit seiner kraftvollen und doch so weichen Tenorstimme rauschenden Beifall. Angenehm unterbrochen wurden noch die Gesänge durch eine» meisterhaften Klaviervortraa des Herrn Kapellmeister Ocrtel vom Ccntral-Tbeatcr hierselbst. Abends fand auf dem Bahnhof noch ein gemeinschaft licher Kommers statt, an welchem abermals herrliche deutsche Worte gesprochen und gesungen wurden, und kurz nach 9 Uhr führte das Dampfroß die Dresdner Sänger und Franc» in ihre schöne Heimath zurück, bei der Abfahrt von jubelnde» Heil-Rufen der Tetschner begleitet und unter dem gegenseitigen Trcnnnliasgruß „Aus Wiedersehen!" Ter nach jeder Richtung hin schone Erfolg deS ganzen Tages, der neben den genannten Herren und Vereinen vor Allem auch dem verdienst- und geistvollen Vorsitzenden des „Liederkreis-Harmoiiic". Herrn Wicsenhüttcr, mit zuzuschreiben ist. dürfte sür die gerechte Sache nm Erhaltung und Erstarkung unseres Deutschthnms in Oesterreich ein gutes Theil bcigctragcn haben! — Das am Sonntag Nachmittag über Dresden und seine Umgebung niedergegangene Gewitter, das strichweise auch von Hagelscblag begleitet war. hat durch Blitzschlag und die gleichzeitigen Regengüsse vielfachen und zum Theil schweren Schaden angerichict. In Dresden hatte der Regen die Absteifungen beim Schleusc»- bau in der Nähe des Albcrtplatzes so gelockert, daß die Feuerwehr zur Beseitigung des Tamvfkrahnes gegen H<5 Uhr hcrbeigerusen wurde. Dieselbe sperrte außerdem den gefährdeten Platz ab und kehrte nach reichlich halbstündiger Thütigkeit in's Devot zurück. Im Uebrigcn scheint sich das Elementarereigniß hier damit begnügt zu haben, durch intensiven Regen viele Ausflüge und festliche Veranstaltungen zu vereiteln oder doch zum Mindesten empfindlich zu uiltcrbrcchen. In der Umgegend der Stadt dagegen ist das Gewitter weniger gutartig ausgetreten. — In Cossebaude schlug der Blitz in die Scheune der verw. Gutsbesitzerin Schulze, deren Gehöft in der Nähe des Bahnhofs und des Wustlich'sche» Gasthofes gelegen ist. Das Feuer legte sowohl die Scheune wie ei» an grenzendes Nebengebäude nebst Stallung in Asche. Das Vieh konnte rechtzeitig bis auf eine Anzahl Taube» gerettet werden. Ein anderer Schlag traf den Blitzableiter des Etablissements „Liebeneckc", sprang auf dem Dache von der Leitung ab und schlug durch beide, von Menschen dicht gefüllte Gastzimmer, zum Glück ohne Jemand erheblich zu verlmen. — In Döhlen wurde die in den letzten Tagen erst vorgerichtete Dorfstraße nach Aotschappel ca. ein viertel Meter hoch überschwemmt; auf beiden seiten der Straße strömte das Wasier zu den Kellersenstern hinein. Sehr übel spielte es dem Bäckermeister Oelßner'schen Grundstück mit. Daselbst stürzte, vom Kirschberge kommend, das Wasser durch den Angermanil'schen Gasthossgarten in den Hof. denselben innerhalb weniger Minuten füllend. Mit knapver Noch gelang es Oelßner mit einigen beherzten Männern das Vieh in hoher gelegene Räume zu schaffen. Um den Wassermassen Luft zu schaffen, mußte daselbst eine Mauer dmchgebrochen werden, wodurch cs gelang, das Wasser abzuleiten. Beim Bäckermeister Klinckig Kat bas nasse Element unter dem Federvieh gcwüthet. indem die l2 Schüppchen einer Henne fortgerisien wurden. Die noch nicht ganz vollendeten Straßenbauarbeiten müssen in vollem Umfange wieder ausgenommen weiden, da das Wasser stellenweise Straße und Fußweg weg- gerissen bat, so daß die aus beiden Seiten befindlichen Bordkanten ganz steistehen. Der zwischen den Gasthvfen „Rothe Schänke" und „Krug zum grünen Kranze" gelegene Straßenkatt stand bis zum Abend einen kalben Meter unter Wasser, infolgedessen der Verkehr über Alt-Döhlen sich bewegen mußte. — In Ober» Pesterwitz Kai der Blitz das Haus des Herrn Loitzsch. L- wurde mit solcher Gewalt zu Boden geworfen, daß er mehrere blutende Wunden davontrug. während seine Ehefrau anscheinend schwere innen Verletzungen erlitt. Den in demselben Hause woknenden Schwiegersohn der Verletzten, Herm Berger, traf der Blitz tödtitch. — Besonder- schwer ist auch die Lausitz betroffen worden. Die Wasiermaffen und Schloßen haben namentlich in der Löbaucr Gegend großen Schaden angerichtet. — In Groß- tödtete ein Blitzstrahl eine vor einen dehsa bei Lövau tödtcte ein »strahl eine vor einem Der Besitzer, Herr Muts, gespannte Kuh aus freiem Felde, und sein Sohn wurden betäubt. — SächsischerJnnungsverband. Nach einer Bor- berathung am Sonntag Nachmittag fand gestern von Vormittags 9 Uhr ab im Saale ves Gasthauses „Zur Linde" in Chemnitz unter Betheiliguna von mehr als 100 Delegirten sächsischer In», ungen der 13. BerbandStag des Sächsischen JnnunaSverbandes statt. Als Ehrengäste waren erschiene» die Herren Regierungs- Assessor von Nostl, als Vertreter der Könial. Amtshauptmannschast Chemnitz. Bürgermeister Gerber und Stadtverordnetenvorstclicr Justizraih Dr. Enzmann als Abgesandte der städtischen Körper, chnsten zu Chemnitz und Vertreter der Gewerbekammer» zu Dresden, Leipzig. Chemnitz. Plauen i. B- und Zittau. Nach Eröffnung und Begrüßung der Versammlung brachte der Verbands- Vorsitzende. Herr Gewerbekammervorsitzender Stadtrath Schröe»- Dresden ein dreimaliges Hoch auf Se. Maiestät den König aus. in welches die Anwesenden begeistert einstimmten. Daraus sprachen die Herren Bürgermeister Gerber ii» Namen der Stadt Chemnii; und Baurath Uhlmann-Cheinnitz im Aufträge der Gewerbekammern herzliche Worte der Begrüßung und wünschten den Bestrebungen des Jnniliigsverbandcs gutes Gelingen. Sodann wurde in die Tagesordnung eingeketen. gemäß welcher zuerst über die statute» gemäß einacbrachtcn Anträge zu berathe» und Beschluß zu fassen war. Zunächst referirte Herr Obermeister Müller- Dresden über die Stellung des Dresdner Jnnungsausschusses zur Errichtung der Mcisteivriifiuigskomiliissioncn und führte dabei ans, daß gerade i» Sachsen und zwar besonders in den großen Städten für alle lebens fähigen Handwerker kräftige, zum Woblc für das aesammte Hand werk wirkende Innungen vorhanden sind. Sic hätten sich bisher durch ihre Thätiakeit sehr gut bewährt und hierbei bezüglich der Abnahme der Meisterprüfung Vorzügliches geleistet. Die Mil aliedcr der Innungen besäßen also am besten die Fähigkeit zur Abnahme derartiger Prüfungen. Es solle natürlich nicht verkannt werden, daß auch unter den nicht zu einer Innung gehörigen Hand werkern tüchtige und brauchbare Elemente sich besiiwen. aber man dürfe andererseits nicht vergessen, daß diejenigen Gewerbetreibenden, welche einer in ihrem Bezirke vorhandenen Innung nicht ongehörc», für die Bedürfnisse ihres Gewerbes im Allgemeinen wenig Interesse besitzen. Aus diesem Grunde sind sie wenig geeignet, be, Ablegung der Meisterprüfung über einen jüngeren Berufsaenosse» zu Gericht zu sitzen. Die König!. Staatsregierung habe die Hand werker nun um Unterbreitung ihrer Wünsche bezüglich des neue» Handwerkcrgesetzcs ersucht und so beantrage er Namens des Dresdner Jnnnngsansschiisses, der Vcrbandstag möge beschließe», beim König!. Ministerium des Innern dahin vorstellig zü werden, daß dasselbe die oberen BenvaltunaSbchörden veranlaßt, bei Errichtung der Meisterprüfungskommissionen und bei Ernennung der Mitglieder sür dieselben, sür jedes Handwerk eine Kommission zu errichten und, soweit für das betreffende Handwerk Innungen bestehen, als Beisitzer derselben lediglich JnnungSmitglieder in ernennen. In der Debatte ergriff Niemand das Wort und wurde der Antrag einstimmig zum Beschluß erhoben. — Am Sonntag fand unter außergewöhnlich regerTheilnahme die Beerdigung des Galcrieanfsehers, ehemaligen Sergeanten im 2. Jäger-Bataillon Nr. 13. Ernst Kühn, einer in Kampfgenossen, und Militäivercinskrciscn bekannte» und sehr beliebten Persönlichkeit, statt. Kühn wurde schon einmal vor 29 Jahren von leinen An gehörigen als todt beklagt. Als er am 1. September 1870 in der Schlacht bei Sedan mir seinem Zuge die östlich von Daigny ge legene, von Turkos besetzte Anhöhe stürmte, wurde ihm durch eine Ehassepotkugel der rechte Ober- und Unterkiefer zerschmettert und das rechte Auge heransgcrissen. Zunächst fand er im Lazarett, Donzy Aufnahme, von wo er »ach Meiningen überführt wurde An seinem Krankenbett in Donzi, hatte man seinen mit Kreide geschriebenen Namen nicht entfernt. Unglücklicher Weise wurde sein Platz sofort wieder mit einem Typbuskranken belegt, der bald darauf verstarb und auf Grund der Namensaufschrist als Sergeant Kühn beerdigt und als solcher in der Verlustliste ausgenommen wurde. tVergl. die offizielle Verlustliste vom 1. September 1870.» Erst nach mehreren Wochen konnte Kühn seiner Ehefrau und Kindern Ausklärung geben. Er verstarb in Folge seiner Verwundung Diesmal dürfte der Tod seine Beute nicht wieder herausgebe». — Jn> Ausstellungsparke der Deutschen Kunstaus stelluug wird am nächsten Sonntag bei aünstiaer Witterung ein Sängcrscst der Gruppe Dresden des Sächsischen Elbgau- Sängcrbiliidcs veranstaltet werden. Im Hinblick aus die anßei ordentlich rege Theilnahme und den großen Beifall, dessen sich das Eoncert des Dresdner Lchrergcfangvereins und seiner deutich- böhmischen Gäste am 25. Juni trotz der damals nicht besonders freundlichen Witterung zu erfreuen hatte, steht zu hoffen, daß auch die gesangliche Veranstaltung am künftigen Sonntage in weitesten Kreisen lebhaftes Interesse erwecken wird. Man hat gerade in Dresden die hvchcrsrculiche Beobachtung machen können, daß hier die Freude am deutschen Liede, insbesondere am Volkslied, eine große ist nnd größere gesangliche Veranstaltungen unsere heimische» Gesangvereine stets gebührende Würdigung finden. Ter aus 163 Bundesvcreiiien mit 4400 Sängern bestehende Sächsische Eibguu sängerbund, der der größte im Sachsciilandc ist und dessen Gruppe Dresden allein 87 Vereine mit 2366 Sängern zählt, hat sich neben der Pflege des deutschen Mäniicracsanges überhaupt in erster Linie die deS volksthümlichen Liedes zur Hauptansaabe gemacht. Die Gruppe Dresden steht unter der Leitung des Königs. Musikdirektors Kantor Gustav Schöne, der einer der besten unserer Dresdner Massciichor-Dirigentcn ist. Die Auswahl der Gesänge für nächsten Sonntag weist eine Fülle der prächtigsten Lieder auf. Daneben wird die Vvrkagsfvlge auch instrumentale Stücke einer Militär kapelle enthalten. — ..Unsere Zukunft liegt aus dem Wasser". Her: Dr. Felix Boh hat über dieses Kaiserwort am 31. Mai 1899 vor einer großen, meist aus Mitgliedern des Flottcnvercins bestehende» nnd durch die Gegenwart Sr. König!. Hoheit des Prinzen Fried rich Auanst anSgezeichnctcn Versammlung einen interessanten und niiterrichtendcli Vortrag gehalten. Der Vortrag ist von dem Herm Verfasser sür den Druck umgcarbcitet worden und wird zunächst den sächsischen Mitglieder» des FlottcnvcreinS durch das Lande-, komitee in Dresden zugestellt werden — Ein wohlgemeintes Wort für die Erholungszeit. Achtung vor jeder ärztlichen Anordnung, welche den Zweck ver folgt, geschwächte Organismen durch einen veränderten Aufenthalt in den Bergen oder an der See zu stärken? Es kann aber mit einer jeden Sache Mißbrauch getrieben werden und oft bietet die Nähe mehr bei zweckmäßiger Ruhe. Wir sehen jetzt Dresden stille, als sonst. Wer die allbekannten Spaziergänge aussucht, etwa zu», nnd im Könial. Großen Garten; wer auf einem Gange über die Brücke darauf achtet, daß er jetzt mehr Platz hat als sonst — ctw» die Ausstellunaszeit und die Vogelwicsenwoche abgerechnet — der sagt sich, daß das halbe Dresden ausgewandert ist zur Erholung und Sommerfrische. Dies trifft nicht nur so ziemlich zu sür die Beamten der Justiz und Verwaltung, sür die Männer der Schul- , sür die liebe Jugend bis zu den Ferienkolonisten herab, nein auch in Comptoirs und Bureaux, in Kirche und Theater, in Geschäfts» aller Art, wo jetzt ohnedem „Saure Gurken-Zeit" ist. giebt s Pause. Selbst m bescheidenen Bürgerfamilien will's nicht mehr recht gebe» ohne Sommerausenthalt, ein paar Tage Watdluft und frohes Zigeuilcrtbum. ES ist aber, wie hier nicht daö erste Mal gesagt ist, eine Sucht entstanden, bei der selbst Mode und Eitel keit ihr Tbeil haben: denn wenn in dem ersten Stock Sommer wohnung beliebt wird, möchte der zweite Stock wenigstens mit einer Gebirgsreise oder einem Badeaufenthalt aufwarten können. Wir stehen In einer Art Krankheit: der „Sommerfrischitis". Wie jede einseitige Mode blind macht, so auch diese neueste, immer schlimmer grassirende allgenieine Modekrankheit. Oder wäre es dies nicht, wenn z. B. neben uns eine Wittwe mit ihren zwei größeren Töchtern schon lange vorher gedarbt hat, nur um in, kleine» Bade mit „gehöriger Toilette" auftreten zu können? Oder ist das eine vernünftige Erholung, wenn hier der Leidende eine höchst anstrengende Alpenreise durchhekt. nur um auch mit spreche» zu können, wo BerMen reden? - Oder wenn der sich ablöscndc Beamte nach seiner Rückkehr ganze Berge von liegen gebliebenen Akten durchzuarbeiten und dabei noch einen oder zwei Kollegen zu vertreten hat? Da wird oft gegen Körper und Geist gesündigt. Aber es aiebt noch eine treffliche, billige und niemals be unruhigende Art. zu reisen, insbesondere für nicht allzu Wohl habende. Dag ist die treffliche Methode, auk die immer oster HIn- äewiesen werden sollte, nämlich: Schlafe alle Tage in Deinem gewohnten Bett, genieße alle Bequemlichkeiten Deines Daheim« <der Vogtländer sagt: „Derham iS derham!"). gebe oder fahre aber alle Morgen Woche» lang mittelst Bohne» lind Dampfschiffen hinaus in eine gesunde, rauchfreie, ozonreiche