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Dresdner Nachrichten : 16.03.1878
- Erscheinungsdatum
- 1878-03-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187803167
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18780316
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18780316
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Druckfehler: S. 2 [i.e. S. 3]
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1878
-
Monat
1878-03
- Tag 1878-03-16
-
Monat
1878-03
-
Jahr
1878
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 16.03.1878
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Nr. 75. »E,« ««,,«^ 7 Utr t» der 0x»> > »u »!arie-»n>he >». 'Avon. »e»,nt»»r'>» »terlkyiliv- lick 2 MarMPsgk , durch »I« »oft L Mark 7L P,ge. Oinjel.Nummern lOPfgc. «uilo,e 33000 Srvl. 8Ur di« «llii,ade ein,«» sondier Manulcnplr «acht ftch die Redactto» «tchl verbtndltch. Jnleralen-Annoftme au». »Ort« H-oseufteln uu» W»»l»rlnHan>d«r», «er» itn, Wien, Letpil«. «alel. vreilou. granNurl a. M.. — »ud.Oioft« i» Berlin, Lelpjta. Wien, Hamdur», yrauksuri o M., Mün chen. — »a«v« » <!,. in NronUuri o. M. — Wr Aoiatin lliienmid.- ltara», I^Iiiu, Ilullle» ck C«. in Paris. SouilabcnS 16. MSrz. Tageblatt fürUolitik, Unterhaltung, Geschäftsverkehr. > Börsenbericht uni» Ircmdenlike. Druck und Cigmthum der Herausgeber: Kktpsch ^ Neichssldt in Dresden. Verantw.Redacteur: HtinrichVohltllK in Dresden. INierole loerde» warten« eiroke I!« bl» «d.» Uhr auqcnommcn. Lonnlog» di» Mtilag» >r Uhr. In Neuliobt: urohe Niolter« »offe b bi« Nachm. < Uhr. — Der Raum einer ei«. I»b»i,en PelitjeUr kostet IL Plür. «rt„«eta»dt dt» steile LS Psge. sine etaraniie lür da» »ächstluaiae Urlcheinen der JnteicUe wird nicht »czeben. »»Swüriiite Annoncen» Siuiirdge von uns nnve» kounien Firmen und Per sonen internen wir nur »cae» iUräiiumeraiido- tlaiiimin durch Ariel» Marien oder Pusteinrah- tunq. Acht Lilbcn kosten >» Pfae. Interale iür die Montags. Nummer »der nach einem Icstiagr die PeNi-cile 20 Pjge. xxm. Jahrgang. ««««««»« !»»»»»>! MM»» MItredacteur: Für das Feuilleton: vr Lutil Dresden, 1878. Politisches. Wenn Fürst Bismarck in Wahrheit die Aeußerung gethan: er habe wenig Lust, einem vielleicht rejuitatlosen Congresse zu präsidi- ren, so hätte man an dem Zustandekommen desselben einen ziemlich sicheren Maßstab zugleich auch für dessen befriedigenden Vorlaut. Leider mehren sich die Schwierigkeiten, je näher der als Termin für den Kongreß angekündigte Tag rückt. Zwischen Rußland und Eng land verbittert sich die Stimmung von Tag zu Tag. Rußland ver langt, daß England seine Flotte aus dem Marmarameere zurück berufe, da sie nach Abschluß deS russisch-türkischen Friedens jetzt nichts mehr vor Konstantinopel zu thun habe. England beantwortet dieses Verlangen durch eine Verstärkung seiner Flotte. Das britische Geschwader in der Besikabay rückt nach den Dardanellen vor. Bei Gallipoli commandirt Admiral Comerell ein zweites englisches Ge schwader und dieses wird durch die Verstärkung aus der Besikabay größer als die südlich von Konstantinopel ankernde Flotte Admiral Hornby's. Dieses Einlaufen fremder Kriegsschiffe in die Darda nellenstraße während der Friedenszeit ist ausdrücklich verboten; die Engländer lehren sich also nicht weiter um Staatsverträge, die sie, nicht ohne Grund, als durch Rußland zerrissen ansehen. Weiter er richten die Engländer auf der Insel TonedoS am Eingänge der! Dardanellenstraße ein großes MunitionS- und Proviantdepot. End lich ist es nicht ohne Bedeutung, daß der zweite Sohn der Königin Victoria, der Herzog von Edinburg, sich aus dem Marmarameere nach Malta zurückbegeben muß. Der Herzog ist mit einer russischen Großfürstin vermählt und in der Flotte nicht sehr populair. Seine Anwesenheit vor Konstantinopel war eine, wenn auch schwache Bürgschaft für einen friedlichen Ausgang. Seine Rückberufung nach Malta verstärkt den Ernst der allgemeinen Lage. Man muß sich Mühe geben, um die Hoffnung festzuhalten, daß es nicht wenig stens noch vor dem Eongresse zu einem Aneinandcrprall der feind lichen Mächte kommt. Weigert sich doch bisher Rußland entschieden, den vollen Text deS Friedens von San Stefano bekannt zu geben. Aus den meterlangen Erklärungen des Grasen Andraffy in den Delegationen läßt sich nicht eine Spur eines positiven Anhaltes über die künftige Politik Oesterreichs gewinnen. Andraffy läßt sich's nicht verdrießen, alle möglichen und unmöglichen Fragen zu beantworten; er erwiedert witzig und nicht ohne Glück, setzt unbe queme Widersacher in den Sand und zeigt sein Talent, mit Worten Nichts zu sagen, ein „dröhnendes Nichts" zu bieten, meisterhaft. Vor seinen ungarischen Landsleuten spricht er kriegerisch und drohend, vor den Deutschen friedfertig. Seine 60 Millionen wird er bekom men, aber das Mißtrauen in beiden Neichshälstcn muß gegen einen Mann wachsen, der trotz aller Vorsicht sich die Aeußerung ent schlüpfen ließ, daß weder Oesterreich noch England mit einem posi tiven Programm auf den Kongreß gehe. Beide Staaten wissen offenbar nicht was sie wollen und das ist das Traurigste. „Von Fall zu Fall" will Andraffy seine Politik einrichten, wie er es beschö nigend nennt. Ja, „von Neinfall zu Neinfall". Mögen die deutschen Künstler nun 150 oder 200 Gemälde rn Paris ausstcllen, so wird die Gcschichtsmalerei so ziemlich unver- treten sein, da dieser Zweig der Kunst sich vorzugsweise auf die Darstellung der militärischen Ereignisse der letzten Jahre geworfen hat, die natürlicher Weise in Paris ausgeschlossen bleiben muß. Die deutsche Kunst soll überhaupt in Paris „nur ihre Visitenkarte ab geben". Keines der ausgestellten Gemälde wird um einen Preis concurriren dürfen. Der Historienmaler A. v. Werner, Dircctor der Verlmer Academie, ist, ganz abweichend von dem sonstigen Gebrauche, mit souveräner Vollmacht für die Auswahl der Gemälde ausge stattet worden; eS steht ihm keine Commission zur Seite. Ob dies der richtige Weg ist, das von den Künstlern so gefürchtete, bei Aus stellungen sich leicht Eingang verschaffende Cliquen- und Coterie- wcten auszuschlicßen, wird wohl der Erfolg lehren. Herr v. Werner hat sich nach München und Düffeldorf gewendet, um die dortigen Malerkreise für die Beschickung der Ausstellung zu interessiren; Dresden scheint er ganz übersehen zu haben. Unsere Galerie ist allerdings «diese Wunde brennt bei solchen Anlässen in erneutem Schmerze) in Bezug auf moderne Malerei bedeutend in's Hinter treffen gerathen und erst in neuerer Zeit beginnt man den Zopf, der Abneigung gegen Schöpfungen der Neuzeit, wenigstens etwas abzu schnipseln. Die Kunstpause, zu welcher der deutsche Reichstag sich gezwun gen sieht, wird vom preußischen Landtag ausgefüllt. Rudolph von Bennigsen, den man vor Kurzem noch als Vicekanzler zur Seite Bismarck s zu sehen meinte, fungirt nicht am Ministertische, sondern nach wie vor auf dem Präsidentenstuhle des Abgeordnetenhauses. EL ist, obwohl der Kaiser von dein Rücktritte Camphausens absolut nichts wissen will und ihm für sein Verbleiben im Amte die höchste preußische Hofehrc, den Schwarzen Adler, in Aussicht stellt, zwar ziemlich gewiß, daß Camphausen froh wäre, wenn er gehen dürfte, aber daß deshalb Rudolph von Bennigsen sein Nachfolger würde, ist heute unwahrscheinlicher denn je. LaSker hat gründlich versungen und verthan; er hat außerdem nach der Bismarck'schen Auffassung es bewirkt, daß die Nationalliberalen überhaupt keinen Kandidaten in'S Ministerium bringen und Herr v. Bennigsen soll LaSkern die allerbittcrsten Worte hierüber gesagt haben. Als, erzählt die „Franks. Ztg ", vcr einigen Tagen zwei konservative Abgeordnete den Reichs kanzler in, vertr aulichen Gespräch befragten, war di« nächste Zukunft, üvcr die Niemand klar sehe, uns im Innern bringen werde, und ob mir vielleicht alsbald mit einem liberalen Regiment« beglückt werden durften, antwortete Fürst Bismarck lakonisch: „LaSker hat am Sonnabmo Herrn v. Bennigsen in die Suppe gespuckt." Deutlich ist dies. Als in der Schweiz im Mittelalter ein österreichischer Wnrgvoigt in seinem Uebcrmuthe einem freien Bauer einmal den Hirsebrei so vcrunsaubcrte, drückte der ergrimmte Grau- büiiducr den Ritter so lange mit dem Kopfe in die Schüssel, bis jener erstickte. Lasker ist kein Ritter und Bennigsen läßt es bei' Vorwürfen bewenden. Jener Vorfall ist allerdings nur ein Symptom der allgemeinen Verworrenheit, welche in der Berliner Negierung herrscht. Man denke: Graf Eulenburg, der Minister deS Innern, auf dem Wege vom Urlaub zum Abschied, der Finanz minister und Vicepräsident des preußischen Staatsministeriums. Camphausen, zwischen Thür und Anael, nur gehalten noch auf Kaisers Wort, der Justizminister Leonyardt ein kranker Mann, der Handelsminister Achenbach wegen seiner theoretischen Professoren- weishcit auf den Pensionsetat gesetzt, Fürst Bismarck, der Minister präsident und Reichskanzler, oft krank und den größten Theil des Jahres auf Urlaub, wie soll da im Reiche und in Preußen eine ver ständige, stetige Pflege der materiellen und geistigen Interessen des Volkes möglich sein? Was würde zur Zeit des verrufenen deutschen Bundestages gegen einen solchen Zustand gesagt worden sein? Wäre er nur möglich gewesen? Wohin taumeln mir? Neueste Telegramme ver „Dresdner Nachrichten." London, 15. März. Wie der „Globe" wissen will, wären für den Dienst im Auslande zunächst die vorgemerkten Genie- Offiziere benachrichtigt worden, sich zur Einberufung bereit zu hal ten, ebenso sollten im Bedürfnißsalle die Freiwilligen-Bataillone zum aktiven Dienst organisirt werden. Athen, 1,5. März. Die „Agcncr Havas" meldet: ES bestätigt sich nicht, daß Rußland den Antrag auf eine Vertretung Griechen lands bei dem Kongresse angenommen habe, vielmehr verweigert Rußland nach amtlicher Meldung die Zulassung Griechenlands zum Kongreß. Die öffentliche Stimmung ist infolge dessen sehr erregt. Locale» and Sächsisches. — S. M. der König wird sich in nächster Woche nach Berlin begeben, um S. M. den deutschen Kaiser persönlich zu dessen 81. Geburtstage zu beglückwünschen. — DemRathSrcgiltrator Schöps zuVIrna istdaSAlbrechtö- kreuz und dein Buchhalter Hü bl er zu Dresden bas allgemeine Ehrenzeichen verlieben worden. — Die Regierung beabsichtigt. daS Kammergut Lobmcn, welches durch seine Stammschäserel ln früherer Zeit einen ausgcbrciretcn Rul besaß, zu verkaufen, nachdem dasselbe am 15. Juni 1880 pachtsrei geworden sein wirb. AlS dasselbe zuletzt verpachtet wurde, erachtete man die Beibehaltung der er wähnten, von der im vorigen Jahrhundert eingcfübrten und durch Inzucht rein erhaltenen Merlnohcerde hcrrübrendcn Stamm schäscrcl für wünichenswerth und wurden Deshalb auch ent sprechende Pachtbedingungen ausgestellt. Neuerdings ist die Re gierung aber zn der Ueberzeuguiig gelangt, daß nach der ter- maligeiz Entwickelung der Woll-, Productionö-undAbsatzvelbätt nisse, sowie unter den Eonjuncturen deö gegenwärtigen landirtrth schattlichen Betriebes überhaupt die Beibehaltung der Lobmcner Stammschäserel zwecklos ist, umsomehr alS eö trotz der getroffenen Vorkehrungen noch immer zweifelhaft ist, ob der ursprüngliche Stamm auch wirkich rein erhalten bleibt. — DaS 25jährige D o c t or - I u b il äum, welches der Dlrector unteres Polytechnikums. Geheimer Bergrath 1>r Zeuner ain 11. b. Nt. beging, gab den Doccnten wie den Stutircndcn der Hochschule von Neuem Anlaß, ihre Verehrung und Liebe für de» Gefeierten zu bestätigen. Wie schon erwähnt, brachte in früher Morgenstunde der „Erato" ein Morgen-Ständchen. Hieran reihte sich um 8 Uhr, der gewöhnlichen VortragSsiunkc des Hrn. Jubilars, eine ebenso , sinnige, wie erhebende Feier in leinen, Auditorium. AlS derselbe im Hörsaal erschien, wurde er von seinen zahlreichen Zuhörern mit begeisterten Hochrufen empsangcn. und alS er taö seitlich geschmückte Katheder bestiegen, trat ver Vorstand deö Polytechnikcr-Ausschusses, der Ltudircnte Herr Schauer hervor, uin in warm cmpiundenrr Rebe die wissenschaftliche Bedeutung des Jubilars zu iclcrn» wie der Liebe und Anbängllchkeit der Studircndcn Ausdruck zu leiben. Zugleich, überreichte derselbe iellr» dcS Polhtectmlkcr-AiiSschufscs eine von dem stutircnden Herrn Job. Krone künstlerisch auS- geiührte Adresse. Sichtlich erirrut und völlig überrascht ergriff nun der Jubilar taö Wort, um mit seinem Dank zugleich deö i herrlichen Verhältnisses zu gedenken, welches stets zwischen lbm ^ und seinen Studirenden obgewaltet. In den Vormittagsstunden erschienen dann in seiner Wohnung seiten dcrCorporationen, der EorpS sowohl wie der Burschenschaften. Deputationen, welche gleichfalls mit ihren herzlichsten Glückwünschen Adressen über reichten Ilm 12 Uhr brachten die Docentcn deS Polytechnikums, vertreten durch die Vorstände der 6 Abibeilungen, ihre Glückwünsche dem Jubilar dar. Die Ansprache erfolgte durch daö älteste Mitglied, Herrn MegierunaSratb Professor Schneider, während von Herrn Professor vr. Stern daS Geschenk der Docentenschaft, daS zweibändige Prachtwerk „Die Schweiz" von Gtell.FelS mit entsprechenden Worten überreicht wurde. Im Lause deS Tagcö steten bann noch mehr- iach Glückwünsche, so von Freibera, wo Herr Gebeimrath vr. Zeuner sei gleichfalls alS Diiektor unv Professor gewirkt, bei dem Geleierten ein. - Die Höhe der Entschädigung <l'/, Million Marks, welche dem Gesamintbause Sehönburg für die nutzbaren Rechte der mit dem Inkrafttreten der neuen Rcichölustlzgesttzc an de» Staat Sachsen übergebenden Gerichtsbarkeit gewährt werden soll, bat vielfach überrascht. Dieselbe scheint in der Tbat selbst nach bem. waö in den von der Regierung zu dem Vertrage gegebenen Erläuterungen gesagt ist. zu hoch bemessen zu sein. Es beißt da: die Bezifferung der Entscdädiaungötorderung am 1.500.000 Mk. beruhe aus dem Umstande, baß bei den Sehönburgtschen Gerichten bie Erträgnisse der freiwilligen Gerichtsbarkeit an Gebühren 1876 den Betrag von 111,070 Mr. erreicht haben unb aus Veranschla gung des antbeillgcn Aufwandes an Eopialien, Erpebitlonökostcn ! unb Beamtengehalten zu höchsten« 51,ooo Mark, wonach sich ein ; Reinertrag von 60,000 Mk. erg den haben würbe, weicher, nach dem 25»achen Betrage kapitalisirt. der geforderten Entschädigungs summe gleichkommt. Diese Angaben baden sich zwar im Wesent lichen bestätigt, aber eS bat sich auch ergeben, daß sich die Reln. crträgnisse der nichtstrcltigen Gerichtsbarkeit nach dem Durchschnitt j der drei Juhre 187175,6 nur zu 17,000 Mk. pro Jahr ver» i anschlagen lassen. Darnach würde nun. wie in den gedachten Erläuterungen ausdrücklich gesagt Ist. der wirkliche Vermögens- l werth der aut die freiwillige Gerichtsbarkeit beschränkten JuriS- dictionSrechte mit einem Kapitale von 1,175.000 Mk. genügend entschädigt sein. Hoffentlich wird sich das Haut» Schönburg auch mit einer de», wirzlichcn Wcrthe vertraglichen Rechte entsprechen den Summe befriedigen lassen, wenn die Stände den Vertrag demgemäß modistciren. Daö letztere wird wohl nickst ausbleidcn, um so weniger alS der Ucbergang der Schöndurgischcn Gerichts barkeit an den Staat diesem außer der erwähnten Entschädigung unb der Kaussumme für eine» Tbcil der vorhandenen GerichlS- gebäude noch mancherlei Optcr auserlegcn wird. Die Gcricists- gebäuke, welche für eine Gesammtsumme von lt16,12:t Mk. käuf lich übernommen werten sollen, entsprechen, mst alleiniger Aus nahme deS Bezirksgericht- Glauchau, den Aniorderungcn. welche an dieselben im Hinblick auf daS durch die RcichSproccßortnungen bevorstehende neue Vcrlahrcn gestellt werten »lüsteu, nickst; die Regierung glaubt aber, baß sich diese Gebäude mit einigen bau lichen Veränderungen unv vcrhältnißmäßig nickst erheblichen Kosten so Herstellen lassen, laß sie zu gebrauchen stnd. Sie beziffert den tür bauliche Veränderungen unv Vervollständigung deS Mobiliars in den abzutrctcndcn Gcrickstsgedäutcn, sowie iür neues Mobiliar nöthig werdenden Aufwand aut ca. 2n,ts(!0 Mk. Dazu kommt, daß späterhin in Waldenburg nud Lichtcnstein neue GerichtSgcbäudc werten errichtet werden müssen, wodurch ein weiterer Aufwand von etwa 250,000 Mk. vcrursaüst wird. — Für ein Areal stück am Alamiplatz und zwar zwischen diesem und der Förstcrelstraße einerseits und dem Bsscholöweg und der verlängerten Paulttraße andererseits ist die Bcbauungö- erlaudniß vom Stadtrath unter rcgulatlvmäßiacn Vorschriften criheilt worden, der sich die Stadtverordneten ohne jede besondere Meinung einfach eingeschossen habe». — Daö neue Hoithcatcr bat architektonisch, nächst der Ter rasse, der Hauplwachc, der katholische» Kirche, des Zwingers — eine sehr bevorzugte Lage und nur eines ist dabei mißlich, es hat von der inneren Altstadt a»S keinen direkten Zugang. Ent weder man geht durch daS kgl. Schloß, aut einem allcrdiNhS sehr kleinen Umwege, oder ina» passirt den prekären Laschcnberg, oder die kleine Brüdergasic, uuv in all' diesen Fällen kommt man aut Fußsteigen Immer nur bis zur Hauptwachc und muß um diese herum hie Fahrstraße benützen, oder Himer derselben die Zickzackwcge der Galcricanlagen wandein. Da die Hauptwache auch von hinten ansehnlich genug sich präsentirt, sollte man, mit geringer Aenbcrung der jetzigen Anlage, tickst hinter dem Sebinkel« scheu Bau bin daS häßliche Gestrüpp lichten und einen schönen ss-ußsteg direkt auf das Fußbankclt vor dem Theater tührcn. Vielleicht erwägen die betreffenden Behörden die Sache und schaffen dem Hoftheatcr einen jetzt schlcndcn direkten Zugang aus der Altstadt. — Wegen großerGtätte boten gestern früh alle steileren Zugänge zur Statt, als namentlich die Hellcrbcrg- und Bahn- wieienstraße re. allem Fuhrwerk bedeutend erschwertes Fort kommen, da die »Nachtkälte, welche laut Meldung deö Thermo- metrographs 5 Grad Rcaumur betragen hatte, draußen aut den zugigen Höhen bis 6 Grad und darüber gcstieacn war und alles aut den Straßen befindliche Scbnecwasser in EIS verwandelt batte. Vom Erzgebirge aus, wo eö noch fortwährend heftig schneit, konnte mau schon am Donnerstag mit dem Schlitten über Sckstnicdcbcrg und Dippoldiswalde bitz herein nach Possendors fahren. Ganz oben im Gebirge aber kann man zwischen vielen Ortschaften bloö deshalb nickst Schlitten fahren, weil der Schnee zu hoch liegt und erst ausgeworscn werden muß, wenn die Zug- thicre durchkommen sollen. — Die Freiwill! gen - Prüfungen haben begonnen; Ne finden diesmal in vier Abibeilungen statt. Bei der ersten Abtbcilung wurden 12 junge Leute geprüft, von denen jedoch nur 6 die Erlaubniß erhielten, ihre Achselklappen mit grüii-weißer Schnur elntasien zu lassen. — Jener Frauenabort. der, wie schon vor einiger Zeit mitgcthellt ward, in den Bürgcrwicscn-Anlagen errichtet wird, stellt sich bei der Ausführung über 100 Stark thcurer, als er projrktirt war. So willkommen diese Neuschöxtung dort sein wird, um so mehr Ist zu wünicpcn, daß auch an einigen anderen durch lebhaften Verkehr ausgczcichuctcn Orten und namentlich in der Näht der Ncusiädter Bahnhöfe dergleichen Aborte errichtet würden. — Der Berliner Criminalbchörtc ist ein ebenso wichtiger, wie durch die begleitenden Umstände interessanter Fang geglückt, der einer Bande der berück,ligslcn Viandscheinschiebcr aut längere Zeit daS Handwerk legen dürste. In Folge wieder holter Annoncen, daß Gelder gegen sicherste Unterlage und zu hohen Zinsen, selbst 80 Proe.. auf kurze Zeit verlangt werden, meldete sich der in Annabcrg in Sachsen wohnhafte Postieeretär a. D. W.. der sich rin kleines Vermögen erspart batte, auch von Hause aus nickst ganz unvermögend ist, alS Darleiher schriftlich bei den Darlcheniuchern. Eines Tages erschienen denn auch in Annaberg drei angebliche Berliner Kaulleute. Ostrowski, Eheru- dini und Mcndclmbn. Mcndcisobn brachte dem Potiscerctär a. D. 12 „präckstlgc" goldene Uhren alS Unterlage, die einen Ge- sammtwcnh von über 6GX) Mk. repräsentier» sollten und erhielt darauf 1<x>oMk. baar als Darlehen auögczahlt, unter Verpflich tung. pünktlich am Monatsschiuß die Zinsen so lange einzuscnten, biS die Uhren eingelöst, resp. verfallen sind. Ostrowski erhielt GXiOMk. unbEbeniblni 1500 Mk. von demGeltdarleiher, wofür diesem ganze Stöße angeblich „höchst werkbvoller" Pfandscheine als Untcrptaud delasien wurden, natürlich auch gegen hohe monatliche Zinsen kiö zur Einlösung resp. zum Verfall. Alb die ersten Monatözinsen nickst bezahlt winden, wurde der Postieeretär ängstlich, schrieb wiederholt an die Berliner Kautleutc. erhielt aber statt Geld die beleidigendsten Vrieie als Antwort. Jetzt wurde cS demselben zu arg, und er suchte Rath und Hisse bei seinem in Kiel wohnenden Bruder. Dieser wandte sich »un evensallS in Folge der iort und fort erscheinenden Annonce an die Berliner Geldsucher und erhielt von ihnen ganz dieselben höflichen, vielversprechenden Briete, wlc sie sein Bruder zur Zeit vor dem Eingehen eines GcichäitcS empfangen hatte. Die Briese lauteten satt wörtlich übereinstimmend unb scheinen fabrikmäßig nach der Schablone gearbeitet zu sei». — Der Kieler theilte den Briet- schrcibern mit, daß er am Montag in Berlin eintrcffe, ließ aber Irden Brief von einer anderen Hand und unter anderem fingirten Name» schreiben und jeden der Herren zu einer anderen Stunde nach einem ankeren Hotel In Berlin bestellen. Inzwischen war auch sein Bruder in Annaberg von seinem Feldzuasplan unter richtet, unb pünktlich tras derselbe am Montag i» einem bestimm ten Hotel mit ihm zusammen. Der Postseeretär wurde in einen Schrank gesperrt, und harrte der Dinge, die da kommen würden. ES erschienen auch OstrowSki und Eberubinl pünltlich in den Ihnen angegebenen Hotel-, brachten aber vorsichtigerweise noch keine Maaren mit, so baß ein Geschäft nicht abgeschlossen wurde, und der Herr Postieeretär seinen Platz im Schranke nicht zu verlassen brauchte, doch schnell änderte sich die Situation im Hotel zum „König von Preußen", wohl» setzt die Brüder eilten und Herr W. wiederum seinen Platz im KIcikcrichrank fand. ! Kaum waren die Brüter da. alS Herr Menkcitohn eintrat und 150 goldene Uhren auSbreitete. Man bandelte, der Kieler wurde einig mit dem Berliner und ließ diesen die Uhecn in seine Rcisc- i tasche packen. Dann öffnete er wie um Geld berauözuhoie» den
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