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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 09.09.1926
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1926-09-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19260909010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1926090901
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1926090901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1926
-
Monat
1926-09
- Tag 1926-09-09
-
Monat
1926-09
-
Jahr
1926
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 09.09.1926
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^ Nr. 42Z Seile r — .Dresdner Nachrichten" — Donnerstag, S. September 1S2S Französisch-polnische Ueberlil««»- Deuischlands. Balazzo lacht. die Komödie ist auS. Alle- ist tu Genf f« einem raschen Aufwasch genau so erledigt worben, wie — Frankreich »nü Polen eS gewünscht haben. Da- ist de» PudclS Kern. An diesem Ergebnis ist nicht zn rütteln noch Kn deuteln, und wenn man sich auch offiziös bemüht, all« Kräfte einer baarlpaltenden Dialektik in Bewegung »u sehen. u,n wenigstens einen formalen Erfolg sür unS heran-« zutüfteln Das, aber auch ein solcher nicht vorhanden ist, er gibt sich klar und zweifelsohne au- einer nüchternen Detrach tung deS Tatbestandes ohne parteipolitische Boreingenommen beit und ohne internationalistische völkerversöbnende Schwarmgeisterei. durch einen Bergleich dessen. waS wir ge« wollt und gefordert, mit dem. nmS wir tatsächlich erreicht haben. Allo wie sagte man doch damals. alS eS noch schien, als ob wir nach den bösen und demütigenden Erfahrungen im Mär, diese» Wahres endlich einmal unseren gerechten Standpunkt wahren würden, selbst auf die Gefahr hin. den schon auf die Schwelle deS BölkerbundeS geletzten Fuss wieder »urllckzichen ,u müssen? ES klang lehr plausibel und ein« fach, sprach für sich selbst: Deutschland bat Locarno in der Erwartung und mit dem festen Bertrauen darauf verlassen, dass eS in den Bölkcrbund in solcher Gestalt eintreten werde, «sie Ne zur Zeit der Locarno-Berträge war. Aus diesem Standpunkt batte Deutschland mit aller Energie beharren Müllen: eS durste lick nicht durch die gegnerischen Litten davon abbringen lallen. Dann hätten wir mit Ehren die Probe be standen und die Berantwortnng kür daS Scheitern deS Locarno Werke» wäre voll und ganz aul den Verband ge fallen. der die Hinterhältig'eit die Knlillenpolitik und die Illonalität gegen un» auf die anderste Solde getrieben hatte. Statt dellen gab c» aber wieder einen halben llmsall aus unserer Seite, indem wir der von Frankreich eingesädclten Bewegung cur Vermehrung der NatSsitze gleichzeitig mit der Ausnahme Deutschlands zum Zwecke der Hineinbugllerung Polen» in den Bat Vorschub leisteten durch unsere Beteili. gung an der Stndienkommission. die zur Prüfung der Frage der Rutssitzc eingeledt wurde. Dadurch banden wir un» moralisch von vornherein in gewissem Umfange die Hände, so -ah wir nicht völlig frei in den Völkerbund eintreten konnten. Die Kommission beschloss nun die Ausnahme Deutsch land» unter Zuerteilung eines ständigen Natsllde» und zu- gleich die Vermehrung der sech» nichtständigen Ratssitze um drei halbstündige, sowie ein besonderes Verfahren, um den halbstündigen Mitgliedern die Wiederwahl nach Ablauf ihrer AmrSperiode zu ermöglichen und sie dadurch den ständigen nahe,» gleichnisiellen. Wenn min noch ein funken von Gerechtigkeit, Billigkeit nnd Lonalität aus seiten de» Verbände» gegenüber Deutsch land vorhanden gewesen wäre, lo hätte der weitere Verlauf so sein müssen, dass in dieser Tagung bloss der erste Punkt der Kommjssionkbeschlüsse in Gens erledigt worden wäre, nämlich die Ausnahme Deutschland». Die beiden anderen Punkte dagegen hätten aus die Herbsttagung verlegt werden müssen, um dem deutschen Partner Gelegenheit zu geben, sich in gründlicher Aussprache. Beratung und Beschlusssgllnng an der Abänderung der Zusammensetzung deS NateS zu be teiligen. WaS aber ist in Wirklichkeit geschehen? Die gesamten Beschlüsse der Kommission sind alS Einheit be handelt und in einem Zuge von der Bundesversammlung angenommen worden. Der anfängliche Widerstand der Neu tralen ist wirkungslos verpufft, weil sie, wie daS „Berner Tageblatt" mit unverhohlenem Ingrimm erklärt bat. daran verzweisclten. dass Deutschland irgendwelche Folgerungen au» der glatten Nichtbeachtung seiner Forderungen ziehen werde, und die „Ehre" von allen in Genf vertretenen Mächten einstimmig'der Aufnahme für „würdig" erachtet zu sein, muss nun Deutschland damit bezahlen, dass sein Ver langen nach alleiniger Aufnahme in der jetzigen Taäung rück sichtslos beiseite geschoben und Polen gleichzeitig mit unS in den Rat knneingclallen wird. Polen! DaS iss der Zweck der ganzen Aktion. Darüber ist kein Zweitel möglich. Um diesen Drehpunkt rotiert das ganze Kiilissenlpicl, daS seit Locarno durch ein fortgesetztes verständnisvolles Augen zwinkern zwischen Paris und Warschau gekennzeichnet war. während dem deutschen Partner der mit seiner unverbesser lichen Ehrlichkeit und Vertrauensseligkeit aus ksir plny hoffte, falsche Worte gewidmet wurden. Deutschland wollte und musste verhindern, dass Polen, sein erbitterter Widersacher, der in Paris verhätschelt wird, gleich zeitig in den Rat einzog. Das war der Sinn d«S deutschen StrcbenS. Brtand und Poincars aber betrieben genau die entgegengesetzte Politik, und diese hat gesiegt. Man wird sich nun wohl in Berlin an den unendlich dürftigen un- mageren Trost klammern, daß. rein formell betrachtet. Polens Aufnahme ja in der Tat ein klein wenig später erfolgt. Wem will man aber damit Sand in die Augen streuen? Entscheidend isi allein dieser Gesichts punkt: Da die Vermehrung der nichtständigen NatSsitze in -er Mittwochsitzung mit der Ausnahme Deutschlands gegen dessen bestimmt ausgesprochenen Willen verkoppelt wurde, so ist in Wahrheit der Ra; schon nicht mehr im Locarnoer Zustande, sondern erheblich'verändert in dem Augenblick, wo Deutschland eintritt Dabei ist cs sachlich ganz gleichgültig, ob die Aufnahme Polens durch eine Wahlhandlung der BundeSveriammluna ein paar Minuten oder Stunden oder auch Tage später vollzogen wird, als ausgerechnet nm Mitt woch. dem 8. September 1928. 12 Uhr mittags nach Genfer Zeit. Polen sollte in dieser Tagung nach der ursprünglichen deutschen Aussgssung überhaupt nicht in den Rat gelangen, in Paris aber wollte man eS anders, in London schoss hinter EbamberlainS Monocle ein znstimmcnder Auaenblitz hervor, und die Genier Bundesversammlung sprang über den west- mächilichen Stock. ES hätte schon ein Wunder geschehen müssen, wenn eS anders gekommen wäre. Und die Moral von der Geschichte? Ter westmächtliche Einfluss, vor allem der sran'ösiiche. ist nach wie vor der in Gens allein mass gebende io dass der ganze völkerkundliche Apparat ehrfürchtig zulainmenknickt sobald die Dirigenten in Paris und London für ihren Willen Gehorsam heischen. Wie wenig Rücksicht Briaird und Ehamberlain noch ans Deutschland zu nehmen gewillt sind erhellt besonders drastisch auS einer Genfer Meldung der ...Kölnischen Zeitung", wonach dort bestimmt verlautet dass der Rat zu keiner Sitzung in dieser Tagung mehr einbernscn werden lall, solange nicht die Inhaber der nichtständigen Sitze, d h. in erster Linie Polen, von der Bundesversammlung gewählt sind. DaS heisst mit anderen Worten: Deutschland soll nicht eher feinen Platz ans MatStssch einnehmen als Polen. Deutschland dari erst dann in der erlauchten Versammlung erscheinen, wenn sein vvlniicher Widerpart sich ihm gestiefelt und ge spornt. getragen von der Pariser I-renn-kchast nnd WaZen- Verbrüderung aeaenübersctzen kann. Un- das Ist dasselbe Polen daS soeben erst durch seinen von KriegSlüsternhcit strotzenden Vertrag mit Rumänien dem Geiste von Locarno und der Verlöhnlickkeit die im Völkerbünde herrschen soll eine» «o brutalen Iaustschlaa ins Gesicht versetzt hat! Eine anderSlantende Meldung wonach die deutschen Vertreter an- gebfsch bereits am Freitag an einer Ratssitzung tcilnehmen sollen, hat bisher keine Vestätiaung gefunden. Die plötzliche Verschiebung der Beratung der Saarsrag« auf den Herbst scheint auch dafür ,n sprechen, dass der Rat fetzt nicht mehr »usammentreten will. Nein. Staat können wir mit der Art. wie wir in den Völkerbund hi«reingelchlibd«rt sind — dieser Ausdruck ist wirklich nicht zu stark — wahrhaftig nicht machen. Und dabei müssen wir auch erfahren, dass daS Ergebnis der Mittwoch- sttzung von der Versammlung «mit starkem Beifall" auf» genommen wurde. Wie mißtvnig ist dieser Beifall sür uns. wie belästigt er unsere vhrenl Unsere Delegierten Nnd wirk, ltch nicht zu beneiden, wenn sie nun nach Genf kommen, um Deutschland in den Rcsormattonssaal einzuführen. Die Un. brbagltchkeit der deutschen Lage wird dort natürlich unter einem Schwall von Redensarten verschleiert werden, aber hier in der Heimat empfinden wtr sie mit aller Schwere. Die Gerissenheit unserer Widerfpielcr ist so gross, dass n»ir nvch gewaltia viel hinzulernen müssen, um ihnen im Völkerbund« gewachsen zu sein. Sagte nicht unser Neichsaussenminister in Locarno, wir seien noch Tertianer und müssten erst Primaner werden? Diesmal sind wir tedenfalls wieder Uber den Löffel barbiert worden. Gleichwohl kann eS nicht zweifelhaft kein, bah wtr mit der einmal vollzogenen Tatsache realpolitisch rechnen mü ssen und nns nicht auf eine fruchtlose Oppo- sitto» gegen das Unabänderlich« versteifen dürfe». Dir Deutschnationalen sind ta auchuach Graf Westarp nach dem Eintritt Deutschland- in den Völkerbund bereit, dt« Folgerung zu ziehen, «dass internationale Verpflichtungen, auch wenn sie gegen ihren Widerspruch eiugegangrn seien, erfüllt «erden müssten": ebenso sind st« bereit. «sich an der durch solche Verpflichtungen «ötia gewordenen Politik aktiv und verantwortlich zu beteiligen. von diesem Standpunkt freilich bi» »u der Meinung de« Herrn RrichSinnenmInisterS. dass der Anschluss Deutschlands an den Völkerbund den grftssten moralischen Erfolg der brutschen Nachkriegszeit dar. stelle, ist angesichts der unerfreulichen Begleiterscheinungen der ganzen Aktion noch ein geivaltiger Schritt, den ein grosser Teil de» deutschen Volke» nicht mitiun kann, von einem solchen Erfolge könnte doch höchsten» dann die Rede sein, wenn nun sämtliche sonstigen deutschen Forderungen, die Hcrabmindcrung der BrsahnngSstärke, die Abkürzung der Räumungssristen kür die zweite und dritte Zone, die völlige Beseitigung der Militärkonirolle und die Erledigung der Saarsrage, in raschem Zuge restlos erfüllt würden. Da» wollen wtr abwarten. Schluß mit -er Besetzung! Die Berliner Presse zum 8. Sepkember. DaS politische Wetterleuchten deS «Berliner Tageblattes". Berlin. 8. Dept. Mit dem heutigen 8. September, dein Tage der einstimmigen Aufnahme Deutschlands in den 'Völkerbund, beginnt, wie dir Blätter betonen, eine neue Phase in der NachkriegSgeschicht« Deutschland». Der .. Lokalanzeigcr" schreibt: So sehr wir der Entscheidung, die der heutige Tag gebracht hat. widerstrebten, so sehr können wir nur wünschen, dass unser Volk die Wendung seines Geschickes, die mit diesem 8. September besiegelt worden ist. niemals zu bereuen haben möge. — zDic «Deutsche A l l g e m. Z t g." erklärt unter der Ueberschrist: «Schluss mit der Besetzung!" Sind wir einmal im Völkerbund, so müssen rvir von der ersten Stunde unserer Mitgliedschaft an daS eine sagen: Es geht nicht an. diesem Bunde anzugchören und zu gleicher Zen noch immer unter beschränkter Souveränität zu leben. Unser Volk. daS «ach seinen bittere» Ersahrungen mit dem Bölkcrbund in Oberschlesien, an der Saar nnd in Danzig gesühlsmässig nur mit dem grössten Widerstreben diesem notwendige,, Schritt der Regierung folgt, lmt ein unbestreitbares Recht daraus, dass endlich die fremden Truppen von seinem Boden verschwinden, dass eS endlich wieder in Freiheit leben kann. DaS Statut des Bundes selbst schreibt vor, dass nur Staaten mit v o l l e r S o u v c r ä n i t ä t ihm angehören dürfen Die „T ä g l. Rundscha u" stellt mit Genugtuung fest, dass Deutschland ein Ziel, das ihm lange versperrt wurde, erreicht bat. und zurar in allen Ehren erreicht l>at. Dieses Ziel kann aber nur eine Etappe sein in dem Ringen um den Wieder aufbau Deutschlands, um die Heilung der Schäden des Krieges und um die Befriedung Europas. Im „B. T", das sein Bedauern darüber auSspricht, dass im Zusammenhänge mit Deutschlands Antrag, wenn auch ohne Deutschlands Schuld, zwei so wertvolle Mitglieder dcö Völkerbundes, wie Brasilien und Spanien, sich zurück gezogen haben, heisst eS: Von Anfang an ist die Notwendig, keit von Deutschlands Eintritt in den Völkerbund von allen Staaten anerkannt worden. Der Völkerbund hört jetzt auf. ein Bündnis der Sieger zu sein, und Deutschland betritt als gleichberechtigte Macht den Genfer Boden, aus dem. wenn auch noch mit den alten diplomatischen Methoden, so doch schon unter dem Wetterleuchten neuer politischer Möglichkeiten die Machtkämpfe unserer Zeit ausgekochten werden. Die „Voss. Ztg." sagt: Seit heute schlägt Europas Herz im Völkerbund. Deutschland nimmt heute, einmütig will- kommen geheissen, an dem Tische des Völkerbundes Platz. Wie der Völkerbund der Wohlfahrt Deutschlands fehlte, so fehlte Deutschland dem Bunde der Völker. Deshalb bedeutet -er 8. September einen Tag des Gewinnes für Deutschland, sür die Welt. Chamberlains Orakel. London, 8. Sept. Ehamberlain erklärte dem Bericht erstatter deS Reuter-BureanS in Genf u. a., der Ausschuss für die Zusammensetzung des RateS habe verhältnismässig früh die Hauptlinien der Lösung festgelcgt. Zweifellos gebe cs einige, die vielleicht etwas anderes vorgezogen hätten, aber der Rat habe das Acusserstc getan, um den raschen Fortschritt zu erleichtern. Die einstimmige Ent- chcidung hat diejenigen gerechtfertigt, die bezüglich der Fähig keiten deS Völkerbundes Optimisten waren. «Ich hoffe, der Eintritt Deutschlands wird die Ratifizierung deS Locarno- Vertrages von seiten aller Locarno-Mächte mit sich bringen." Sützsaure Mienen in Paris. Pari». 8. Sept. Zur Aufnahme Deutschlands ln den Völkerbund schreibt der «T e m p s" n. a.: Wtr sind beute an der grossen Wcgscheide angekommcn. die unS entweder dem dauerhaften Frieden oder dem unheilbaren Ruin Europas cntgcgenführt. Niemand weiss, waS unS die Zukunft vor- behält. Tie Klugheit, so scheint eS, besteht darin, sich nicht leichtfertig Illusionen hinzugcben, die der Eintritt Deutsch. landS in gewissen Kreisen anfkommen lässt, welche eine Art sofortige wunderbare Miedrrversöbnnng aller Völker er warten. Deutschland hat die Freiheit, vor den Augen der Zivilisation loyal für die Dache de» Frieden» »u arbeiten, der alle Völker in gutem Glauben dienen. Wenn man dieser Großmacht, deren Mitarbeit auf der Grundlage der be stehenden Verträge für da» wirtschaftliche und politische Heil Europas nötig ist, die Aufnahme zuerkennt, ko bedeutet das nicht, dass Deutschland in den Völkerbund und in den Völker- bunbSrat als der langvcrkannte Triumphator eintritt, dem die anderen Nationen irgendwelche moralische Reparationen schulden. Deutschland ift ausgenommen alS ein Grossftaat, der aus der Grundlage der absolute» Gleichheit mit andere» Staate« handelt und dem man trotz seiner Fehler in der Be« gangenhcit sli vertrauen schenken will, um einen letzte« ver> such sür die haucrhakt« Organisation deS Friedens zu unter« nehmen. Deutschland ist e» sich selbst schuldig, dieses Ver trauen zu rechtfertigen nnd eS sich ,n verdienen. «Ltberts" schreibt: Zur Feier des Jahrestage« der Marncschlacht ist heute Deutschland tn den Völkerbund aus genommen, d. h. rehabilitiert worden. Man darf nicht ver- gcssen, dass der Beschluss der VölkcrbnndSversammlung, der Deutschland nach Genf führt, eine vollkommene Absolution nach sich zieht. Nach dem Ritus deS BölkerbundeS hat Deutsch, taub alle seine Verpflichtungen erfüllt. Nachdem eS die Taus« erhalten hat. ist eS nicht nur von seinen Sünden rein ge, worden ili, sondern auch von der Kontrolle der Entwass, unngSkommisfion befreit worden. tW.T. B.f Spanien nimm! -en Einlritt Deulschlan-s freundlich auf. Madrid, 8. Sept. Die spanische Presse nimmt den Eintritt Deutschlands in den Völkerbund freundlich auf. Der .Sol" sagt, wenn Deutschlands Eintritt Spanten auch schwere Ent- tänscbungen bereitet habe, so sei Europa doch zu beglück wünschen, da Deutschlands Aufnahme tn den Völkerbund einen grossen Schritt vorwärts zur Befriedung der Welt be deute. Die Lösung deS russischen Problems und die wirk fchaftlichc Erschliessung Afrikas sei ohne Deutschlands Mit, arbeit unmöglich. Rutzland un- -er Dölkerbun-sbeilrill Deutschlands. Berlin, 8. Sept. AuS Berliner diplomatischen Kreisen erfährt der Asien-Osteuropa-Dienst über die Stellung Nutz. landS zum Bölkerbundsbettritt Deutschlands folgendes: Eine der nächsten Folgen deS Völkerbundsbeitritts Deutschlands dürfte jetzt ein schärferes Verhalten Russlands zu Warschau und Paris sein. Die Sowsctdiplomatie betrachtet Deutlchlands Anschlnss an Gens al- Schwächung der russischen Position im Westen, die durch de« Berliner Vertrag mit Deutschland eine Stärkung erfahre« hatte. Je, doch erhofft man in Sowjctkrcisen sür die Zukunst eine prä zisere Klärung der deutschen Ostpolitik. In Verbindung mit der Lösung der Frage Genf sür Deutschland erörtert die Sowjetdiplomatie auch di« Frage der Entsendung deS russischen Botschafters nach Gens, al» welcher neuerdings der Somjetbotschaster in Berlin. Krefttnlki, genannt wird. Der Entsendung hätte tedoch, betont man, eine Beilegung deS russisch-schweizerischen Kvnflikt» voran, zugchen. Die verschobene Saar-Entschei-ung. Starke Snttänschung i« dem bctrogeue« Saargcbie«. Saarbrücken, 8. September. Die unerwartete ver» tagung der Saarsragr bis zum S. Dezember hat tm Saargcbiet grosse Ueberraschung und Enttäuschung hervor« gerufen. Bisher galt eS als feststehend, dass gerade die Saar frage eine der ersten sein würde, an deren Entscheidung Deutschland nach seinem VvlkerbundSelntrttt noch Im Sep tember Mitarbeiten werde. Als einzige Saarangelegcnhctt stand die Frage der Zurückziehung der nun schon seit »X Jahren vertragswidrig tm Saargebiet anwesenden franzö« sischenTruppenzur Debatte. Dass man in Gens trotzde« dieser Sntscheidnng wieder aus dem Wege geht, erregt i« Saargcbiet um so grösseres Befremde», als man mit einer loyalen und raschen Erledigung der nachgerade überreis«» Saartruppensrckge rechnete. Die Vorbereilungen -er Eifenbahnsrevler. Das Geständnis Waller Webers. Berlin, 8. September. Der bei Leiferde aus dem Wege nach Berlin an- dem Zuge heraus verhaftete nnd jetzt in Braun- schweig tn Haft befindliche Bruder des einen der Attentäter, der 27jährige Arbeiter Walter Weber, hat ebenfalls ein um- assendeö GeständniS abgelegt. Darin hat er die Umstände, unter denen er die Bekanntschaft Schlesingers in einer süd deutschen Herberge gemacht hat. und ihre Wanderung durch das Reich eingehend geschildert. Der Plan, ein Sisenbahn- attentat zu verübe« und den Postwagen zu berauben, sei von Schlesinger anSgegangcn, der zunächst versuchte, ihn zur Aus führung deS Attentats zu gewinnen. Er habe aber dleS sofort abgelehnt, er wollte nichts damit zu tun haben. Als im Juni d. I. sein Bruder aus dem Gefängnis in Detmold entlasten worden war, hätte er ihn tn Gesellschaft Schlesinger» abgeholt. Dann seien sie zu dritt ans die Wander schaft gegangen. Unterwegs habe sich dann Schlesinger an Willy Weber herangemacht und diesen sür seine Pläne ge wonnen Als Walter Weber dies erfuhr, habe er die beiden vor der Ausführung gewarnt nnd gesagt, sic sollten doch ein mal bedenken, was sie machen wollten. Er habe ihnen dabei vor Airgcn gehalten, dass eine ganze Reihe von Menschen dabei umS Leben kommen könnten. Die Warnung habe aber ans die beiden keinen Eindruck gemacht, und so habe er be schlosten, sie zu verlassen. Die AlienliUer in Hannover. Hannover, 8. Sevt. Die Urheber der Eisenbahnkatastrvphc bet Leiferde, Otto Schlesinger und Willi Weber, sind hier eingetroffcn. Beim Passieren der Stelle, wo sie -en V-Zug zur Entgleisung brachten, zeigten sie, von Kriminal kommissar Ractz, der mit zwei anderen Kommissaren de« Transport leitete, aufmerksam gemacht, keinerlei Gemüts bewegung. Die Verhafteten wurden vorläufig ins hiesige PolizeigefüngniS gebracht, wo auch Walter Weber unter- gebracht ist. Demnächst erfolgt die Ueberführnng der Täter nach HildeShctm, wo die Untersuchung weitergeführt wird. Die Untersuchung gegen den Attentäter Schlesinger wird auch noch daraus ausgedehnt werden, ob er der Verfasser der beiden Briese ist, die einige Tage nach der Katastrophe bei der Staatsanwaltschaft in Hannover einliesen und in ver stellter Schrift mit „Ultor" unterzeichnet waren. In beiden Briefen bekannte sich der Schreiber alS der Attentäter und drohte mit noch wetteren Anschlägen ans Rache dafür, daß er als Etsenbahnbcamter zu unrecht abgebaut worden sei. Zu dem StlrnbahnunfaN bei Oslerburben. Berlin, 8. Sept. Zu dem bereits gemeldeten Augnnfall bei Osterburken erfahren wir, dass bet der Einfahrt de« v-ZngeS 32 in die Station Osterburken au» bisher nicht auf geklärten Gründen die vordere Achse der Lokomotive entgleiste. Personen sind nicht verletzt worden. lW.T.B.j Sonderverhandlurig des Fluchtversuchs Schrö-ers. Magdeburg, 8. September. Der Fluchtversuch Schröders und sein Ueberfall auf den Gefängnisaufseher wird nicht zugleich mit dem Raubmord an Hellina zur Ver- Handlung komme», sondern erst nach diesem. Ueber den An trag der GesängniSvcrwgltung. Schröder wegen seine» Flucht versuches mit 28 Tagen schiveren Kerkers zu bestrafen, ist »och nicht entschieden.
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