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Nr. 32S Seit- 2 Donnerstag. 12. Juli 192- — »vres-uer Nachrichten" — Frankreichs Antwort an Kellogg. Immer wieder Vorbehalte, die -ea Anttkrlegs-akl werllos mache». Paris. Juli. Wie -u den Beratungen de» frnnzöftschen Knl'inetts »der die Antwort auf die letzte Kellogg-Not« znm Kriegsverzichtspakt ergänzend verlautet, wird die tran-Ssische Autivort kurz sein. Die Note dürfte Ende der Woche dem fran zösischen Botschafter in Washington übermittelt und ain Sonn abend der Regierung der Bereinigten Staute« überretcht werden. Dem gewöhnlich gut unterrichteten „Excelstor* zusolge nimmt die französiche Siegierung in ihrer Rote Kennt nis von der Berücksichtigung der französischen Bordelialte und der amtliche» Auslegung des vorgeschlagenen Paktes durch Kellogg. Die französische Rote stellt eine erl sinternde Note zum Pakte dar, die den französischen Standpunkt zu Sen verschiedenen Fragen klar legt, die in dem eigentliche» Vertragstext der amerikanischen Regierung nicht Ausnahme fanden. Der „M u k i n" sieht die Bedeutung der französischen Note darin, daß sie den Schlußpunkt unter eine längere Ver- Handlung setzt. Die Rvte werde sich darauf beschränken, mit wahrer Befriedigung festzuftellen, das, Kellogg mit seinem letzten Wortlaut und seinen Erlänternngen seine Anregungen in vollkommene Uebereinstimmiing mit den bereits in Genf und Locarno geschaffene» Friedenosicherungen bringe. Dem gemäß verzichte Frankreich wie die audere» Mitgliedstaaten deS BölkerbnudeS ans den Krieg als Werkzeug nationaler Politik, das heißt ans den Gewalt- nndNanb-Krieg oder den imperialistischen Krieg. VS stehe Frankreich aber frei, zu den Waffen zu greisen, ivenu die Bert rage ver letzt. die neutrale Zone bedroht und seine Alli ierten Opfer eines Angriffes werden. Paklbesprechunyerr in Berlin. Fromageoi nnd Ceeil Hurst konferieren mit Dr. GauS. tD r a t> t in c I d u » g unsrer Berliner S ch r l s I l e t t u n g.s Berlin, 12. Juli. Wie wir hören, weilten die juristischen Sachverständigen des Quai d Orsay und des Foreign Office, F r o m a geot und Ceeil H u r st, in Berlin, um Be sprechungen mit dem Rechtsberater des Auswärtigen Amtes, Ministerialdirektor Dr. GauS, zu pflegen. Bei diesen Be sprechungen wurde der Kellogg-Pakt sowie die Fragen der Sicherheit und der Abrüstung erörtert. Bon seiten des Auswärtigen Amtes wird uns dazu erklärt, daß es sich bei diesem Besuch der beiden ausländischen Ossizialjuristen nicht um eine große politische Angelegenheit handle. Die beiden ausländischen Herren hätten an der Julitagung des Völker. Hundes nicht teilnehmen können und seien, um dieses Ber» sä«mn1» nnchznholem nach Berlin gekommen, um sich mit Herrn Gan» auszusprechen. Wenn in ber ausUlnbtschen Presse, n»r«ugsweise in der Pariser Presse, an diesen Besuch allerlei Gerüchte geknüpft wnrden, so sei festzustellen, daß dies« Gerüchte der Grundlage entbehrten. Der deutsche Stand. Punkt zur Kevogg«Note sel sa schon vorher sestgelrgt worden. Alcklin wir- nicht begnadigt. Paris, 12. Juli. Im Anschluß an den Ministerrat fand am Mittwochabend im Justizministerium eine Be sprechung statt, um aus Anlaß des Nationalfeiertags Vor schläge zur Begnadigung einer Reihe politischer Verurteilter anSznarbeiten, die hemte dem Staatspräsidenten Doumergne unterbreitet werden. Nach allem, was bis jetzt über das Aus maß dieses Gnadenerlasses durchgedrungen ist. ist zu erkennen, daß die wegen umstürzäerischer Betätigung verurteilten K o m - mnnisten nicht begnadigt werden sollen. Dagegen sollen die vom Kalmarer Schwurgericht verurteilten Autonomisten Rosss.Fabhauer und Schall sowie eine Reihe ans dem Disztplinarwcge bestrafter elsässischer Beamter unter die Be- gnadlgung fallen. Der Abgeordnete Nicklin, dessen Berufung beim Kassation»-»? noch rechtsgültig ist. wird aber auch noch nach dem 14. Int, im Hlesängnis bleiben, da die oberste Justiz behörde noch nicht gesprochen hat. Die alle Reichsslagge auf einem französischen Schulhaus. Saarbrücken, 12. Juli. Bet einem von vielen hundert Sängern besuchten Gauscst des Saarsängerbundes mit Fahnen weihe in Heiligenwald erregte es nicht geringes Erstaunen, als man am sranzüsisclicn SchulhauS aus dem Zimmer des Direktors die alten deutschen Reichssarben Schwarz-Mciß- Rot an schwarz-weißer Fahnenstange im Winde flattern sah. Dem französischen Schuldirektor schien die große Aufmerk samkeit, welche die Festzugteiluehmer dieser Fahne an einem französischen Schulgebäude entgegenbrachten, ganz besondere Freude zu machen, doch war diese Freude nur von kurzer Dauer. Schon in den nächsten Tagen setzte eine hochnot peinliche Untersuchung seitens des französischen Konsulats in Saarbrücken ein, um die Ursache zu ergründen, wie sich die Farben Schwarz-Weiß-Rot ausgerechnet auf ein französisches SchulhauS verirren konnten. Der Schuldirektor wird wahr scheinlich scharf zur Rechenschaft gezogen werden. Deulschnalionale un- Amnestie. Berlin, II. Juli. Von deiitschnativnaler Seite wird mit geteilt: Tie beutschiiaiionalen Mitglieder des Rcchtsaus- schusses des Reichstags haben der Amnestie in der Fassung der Regierungsparteien zugestimmt, nachdem insbesondere der Vertreter des Zentrums erklärt hatte, daß Abänderungen mit einem Rücktritt des Zentrums von der Amnestie über haupt beantwortet werden würden. Als Sprecher der Deutsch- nationalen Vvlkopartei haben die Abg. Dr. Hane mann und Dr. Everling ausdrücklich den bisher schon im früheren Reichstag gestellten Antrag ausrechtcrhalten, der volle Amnestie gewährte, aber wiederum abgelehnt wurde. l'Zegenübcr den von der Amnestie Bctrossenen konnte die Ab lehnung nicht verantwortet werden, denn sie ist immerhin ein Schritt aus dem Wege zu wirklicher Amnestierung. Die Per- antwortung dafür, daß dieses Ziel nicht jetzt schon erreicht wird, haben die Parteien, die ihrem Kompromiß ulti mativen Charakter gaben. Hungerstreik wegen Ausbleibens -erAmnestie Berlin, 12. Juli. Die politischen Gefangenen in Sonnen bürg und Gollnow haben am Mittwoch- mittag znm Teil die Nahrungsaufnahme verweigert, zum Teil haben sie die Verweigerung der Nahrungsaufnahme an gekündigt. Der Grund zu diesem Hungerstreik ist darin zu sehen, das; die Gesänge neu nach den langwierigen Verhand lungen über die Amnestie glaubten, daß die Amnestie ge fährdet sei. An den zuständigen Stellen ist man der Ansicht, daß nach der Einigung über die Amnestiesragc im Reichs tage, die den Gefangenen inzwischen bekannt geworden ist, sehr schnell eine Beruhigung eintreten wird. Deulschnalionale Millelstandsinlerpellafion. iDrahtmetdung unsrer Berliner Schriftleitun g.j Berlin, 12. Juli. Tie dcutschnationale Reichstagsfraktion hat im Reichstag eine große Interpellation eingebracht, in -er sie ans die in der Regierungserklärung anerkannte schwere Notlage weiter Kreise des Mittelstandes, in Handel, Hand werk und Gewerbe, Bezug nimmt und schleunige AbhilfS- Maßnahmen durch Gesetzgebung und Verwaltung fordert. Die deutschnationale ReichStagöfraktion richtet an die Reichs- regterung die Frage, ob sie auf dem Gebiete des unbe rechtigten und unlauteren Wettbewerbes, ans dem Gebiete des Ban- und VerdingnngSwcsens, auf dem Gebiete der geldlichen Unterstützungs- und des Steuerivesens, sowie aus sozialem Gebiete zu Unterstützungs- und Hilfsmaßnahmen gegenüber dem gewerblichen Mittelstände bereit ist. Dr. Düngers Gulachlen zum Fall Iakubowfki. Neustrelitz, 12. Juli. Der Staatsminister a. D. Biinger auS Dresden ist zur Erstattung seines Gutachtens über den Fall Jokubowski in Neustrelitz cingetrosfcii. Sein Gutachten, das zunächst vervielfältigt werden muß, ist sehr umfangreich. Es kommt zu dem Ergebnis, daß die vom Urteil deS Schwur gerichts Schönberg getroffene Feststellung der Täterschaft des Jaknbowski zurzeit nicht als erschüttert anznsehen ist. Die Klärung der weiteren Frage, ob und inwiefern noch andere Personen an der Tat beteiligt sind, soll durch eine gerichtliche Voruntersuchung erfolgen. Hierzu soll ein höherer Kriminal beamter des Polizeipräsidiums Berlin hcrangczogcn werden. Zwei Gülerzüge zufammengeslohen. Hcrzbcrg f-Harzi, 12. Juli. Am Bahnhof fuhr heute nacht etn Rangierzug einem einfahrenden GUterzug in die Flanke. Beide Maschinen entgleisten. Acht Güterwagen wurden vollständig zertrümmert, andere aus den Gleisen ge worfen. Der Personenverkehr erlitt in den ersten Morgen stunden erhebliche Verspätungen. Der Materialschaden ist bedeutend. Sertliches und SilchMes. 110.I«tzrseler -er Leipziger Burschenschaft Germania. Ta den Tagen vom iS. bis ia. Juli 1928 feiert die keip- »tger Burschenschaft Germania ihr NOjähriae» Bestehen. Ge gründet nm 7. Hunt 1818 als „Leipziger Burschenschaft* und nld Verfechterin der Gedanken, öle da» Wartburgfeft im Jahre 1817 geboren hatte: Ein freies Volk in einem geeinte» Vaterland«!, ist ste eine der ältesten studenttschen verbind»», ge» Leipzig» und blickt auf «ine sehr beivegte und groß« Vergangenheit zurück, velonber» in den erste» Jahrzehnten ihres Bestehen» hat ste gegen die »oulüsamkett der Behörde», die lange Zeit Hindin», den freiheitlichen bnrschewschaftltchen Zielen kein Bei. ständnl» entgegenbrachten, manch harten Kampf bestehe» müssen. Deshalb konnte ste sich Jahre lang nur im geheimen unter verschiedenen Name» welterentwickcln. von denen die bekanntesten die Namen „Kochet* und „Wartburg* geworden sind. Erst als die bnrschenschaftliche Bewegung Volksbewegung wurde und die Gründung de» Deutschen Reiches ihrem Strc- bcn Recht gab, konnte sich die Burschenschaft auch in Leipzig ungehindert welterentwlckeln. Eifrig gefördert von Männern, wie dem Turnvater Jahn und dem Dichter des Deutschland, liebes, Hoffman» von Fallersleben, genoß du Jubilarin außerordentlich« Volkstümlichkeit, die sich weit über die Grenzen des engeren Vaterlandes verbreitete, ganz be sonder» dadurch, daß au» ihren Rethen Männer hervorgtngen, deren politische und vaterländische Wirksamkeit bedentungs- voll wnrde. Unter vielen seien hier nur die Namen Robert Vlum, dessen Sohn Hans Blum, sowie der Turnvater Ferdinand Goetz genannt, Namen, welche für jeden Deut schen guten Klang haben. Auch eine Reihe bedeutender Wissen- schaftler ist au» ihren Nethen hervorgegangen, von denen an erster Stelle -er Theologe Karl vonHaase. der Mediziner Birsch-Htrschfeld, der Jurist Paul von Krause, Berlin, und der Volkswirt Ludwig Pohle erwähnt seien, die beiden letzteren sind erst vor kurzer Zelt verstorben. Mit Freude und Stvlz kann so die Leipziger Burschen schaft Germanta das Fest ihres liojährtgen Bestehens feiern, beseelt von dem Willen, auch weiterhin unter dem Lcitsprmi, der Deutschen Burschenschaft „Ehre, Freiheit, Vaterland* ihre hohen Ziele zu verfolgen. Dairerkarkenpreisermühlgung in -er Iahresfchau. Um auch den vielen, die aus irgendeinem Grunde in diesem Sommer keine Ferienreise unternehmen können, die Möglichkeit einer Erholung zn bieten, hat die JahrcSschau beschlossen, den Preis für die Dauerkarten ab 16. Juli wesentlich herabzusetzen, und zwar für die Herrenkarte au, 10 Mk.. die Damenkarte auf 8 Mk.. di« Karte für Jugend, liche bis zu 20 Jahren, Studierende und Schwerkriegs, beschädigte auf 4 Mk., die Karte für Kinder bis zu 14 Jahre» aus 2,50 Mk. Wie kaum in einem anderen Unternehmen Dresdens ist in der Jahrcsschau die Gewähr geboten sur Belehrung und Unterhaltung zugleich. Die Jahresschau wird es sich angelegen sein lassen, auch für den ferneren Verlaus ber Ausstellung bis Oktober das Nützliche mit dem Angc- nehmen zu verbinden. Außer den täglichen Konzerten, dc» in regelmäßigen Abständen wiederkehrenden interessanten Hebungen der Feuerwehr und ber Polizei sind weiterhin «ine große Anzahl musikalischer, sportlicher und volkstümlicher Veranstaltungen besonderer Art vorgesehen, die ihren Höhe- Punkt finden sollen in der beliebten Jahresschaufest- woche, die aus Anfang September festgesetzt ist. Lauter Ver anstaltungen, die gerade den Dauerkarteninhabern zugute kommen werben. Nach wie vor bleiben die Ausstellungshallen bis abends 7 Uhr geöffnet, der Vergnügungspark und das Kugelhaus-Kaffee bls nachts 1 Uhr. Die im Preise ermäßigten Dauerkarten werben nnr in der Kartenausgabestelle im Verwaltungsgebäude der Jahres- schau, Lennvstraße 3, abgegeben, und zwar täglich von 8 b:S 6 Uhr, Sonntags von S bis 4 Uhr ununterbrochen. —* Beginn der Getreideernte. In bevorzugten Lagen der Umgebung Dresdens konnte bereits mit dem Roggen schnitt begonnen werden, so daß dort bereits der Wind wieder über die Stoppeln weht. Absturz eines Fluqzeuges. Aue. Am Mittwochnachmittag stürzte das auf der Fahrt von Zwickau nach Nadiumbad Oberschlema befindliche Leichl- flugzcng Industriestadt Aue* auf ein Kleefeld in der Nähe von Oberschlema ab. Der Absturz, der aus einer Höbe von nur 20 bis 30 Meter erfolgte, ist auf einen Motorcndcfekt zurückzuführen. Das Flugzeug wurde von seinem Eigen tümer, Herrn Schneider aus Schlettau, geführt. Außer ihm befand sich noch der Flugzeugführer Rössel aus Niederschlema in der verunglückten Maschine. Beide kamen mit leichteren Verletzungen davon, da sie kurz vor dem Aufprall abgesprun- >gen waren. Das Flugzeug wurde zertrümmert. Berliner Kunslbrief. Nach längerem Hin und Her hat sich das Berliner Stadt- parlamcnt sür die Bebauung des M c s s e g e l ä n d e S in dem Sinne entschieden, wie sie der gemeinsame Entwurf von P o e lz i g und Stadtbaurat Wagner vorschlägt. Von dem gewaltigen Dreieck, das im äußersten Westen Berlins zwischen Vorortbahnen Messe- und Ausstellungszwccken dienen soll, wird danach in der Hauptsache ein Oval von etwa 1 Kilometer Länge zur Dauerbcbauung bestimmt, derart, daß jeweils nur die notwendigen Hallen errichtet werden, das Ganze aber architektonisch schon von Ansang an einen geschloffenen Ein druck macht. Haupt- und Jnselrcstaurant, Wasserbahn, Stadion, Fuiikturm usm. können je nach Bedarf und Mitteln innerhalb der großen Ovalsorm angeschlossen werden. Eine Lösung, die künstlerisch vollkommen ist und den Vorzug größter Dehnbarkeit besitzt, außerhalb des Ringes aber auch noch genügend Raum für die geplante zehnjährige Bauaus stellung, für Mnstersiedlnngcn und Rummelplätze übrig läßt. Unter den Knnstdarbietungen ragte die von Hobler bei Flechtheim heraus. Wer als letztes den Hodler-Saal der herr lichen Schwcizerschan in Karlsruhe vor drei Jahren in Erinne rung hat — die letzte Tat des unvergeßlichen Storck — den wird diese Auswahl, eine Art Nachlese, ein wenig enttäuschen. In seinen Hauptwerken konnte Hobler hier nicht gezeigt werden: und seine Nebenprodukte ossenbaren leicht etwas von den Schwächen seiner ans Großsorm nnd Linienabstraktion ge stellten .Kunst. Einige Landschaften nnd realistische Frühbilder in ihrer kostbaren Tonigkeit ossenbaren dennoch das große und vielseitige Genie dieses Unnachahmbaren. Hermann Sandkuhl hatte von einer fortschrittlichen Gemeinde in Schöneberg den Auftrag erhalten, dieKönigin- Luise-Gcdächtniskirche anszumalen, eine Auf gabe, die diesem lcidenschastlichen Vorkämpfer sür eine Auf frischung unserer religiösen Kunst höchst willkommen sein mußte. Am interessantesten sind vier große Hochbilder, ln denen er das Fortwirkcn Christi in unmittelbarer Gegenwart, Unter Großstadtmenschen von heute, mtt naturalistischer Sym bolik verkörperte. Die Gefahren, denen Uhde dabei unterlegen war, hat Sandkuhl klug vermieden: sein Jesus ist nicht die Max Kretzersche Wundergcstalt im Berlin von 1928. sondern ein Führer im Geiste, mehr als anschauliches Symbol denn als Realität gemeint. Wenn eine Verkörperung de» edelsten MenschheitstdcalS heute noch möglich ist. so mag man diese Form akzeptieren, die durchaus religiöser Gesinnung genug, tut, ohne an Dogmatisches zu streifen. Einige last schon in Vergessenheit geratene Meister der vergangenen Generation erschienen in ihrer sympathischsten Form in einer kleinen Gedächtnisschau der Aka demie. Man sah Aquarelle nnd Zeichnungen von G. Schön te b e r und Moritz Men rer nnd konnte sich an der retnen und unmittelbaren Gestaltung des Landschaftlichen erfreuen, wie sie als bestes Erbgut der Tradition des 10. Jahrhunderts angehört. Während wir die Oelgcmäldc solcher Epigonen fast chon als antiquarisch empfinden, weil sie abgeleitete Werke darstellcn, werden die Niederschriften ihrer unmittelbaren Naturerkenntnis in Bleistift- oder Aquarcllskizzcn durch ihre Frische und Anschaulichkeit sicher dauernden Wert behalten. In eine ganz andere Welt führte die Japansamm- l u n g v o n F r a u S tr a u s - N e g b a u r, die bet Casstrer versteigert wurde: die vollendetste Sammlung japanischer Holzschnitte, die Deutschland besaß, und die nun auch in alle Winde zerstreut worden ist, meist nach Amerika nnd Japan. Wir sind nicht mehr reich genug, um solche Kostbarkeiten von internationalem Rang sestznlmlten, wo die Preise für begehrte Blätter von Sl-araku oder Mamaro zwischen 2000 bis 6000 M. liegen. Etn höherer Wink, sich sür die Werte der eigenen Kunst, zumal unserer hochstehenden Graphik und Zeichnung, stärker einzusetzenl Das Resultat des Preisausschreibens, bas der Euphorion-Verlag für deutsche Graphiker aus geschrieben hatte, und die im alten Kniistgewcrbenniseum zu sehen waren, bestätigte wieder einmal die hohe Meinung, die wir von unseren deutschen Zeichnern immer gehabt haben. Dr. Panl F. Schmidt. Kunst und Wissenschaft. ch* Mitteilungen der Sächsischen Staatstheater. Schau, spielhaus. Gastspiel von Mitgliedern der Berliner Rotter-Bühnen: Freitag, den 13. Juli, nnd Sonnabend, den 14. Juli, Anrechtsreihe B: „Galante Nacht*. Ein Abenteuer in drei Akten von HanS Bachwitz. Spielleitung: Hans Lüpschüh. Anfang 8 Uhr. ch* Festspielprobezeit in Bayreuth. Ans dem Festspiel- Hügel der Wagnerstadt ist schon seit Wochen reges Leben er wacht. Ein Heer von Theaterarbcltern, Bühnenmalern nnd -Modelleuren, sowie Schreinern, Elektrotechnikern und Be leuchtern unter der Leitung bewährter und kundigster Bühnenfachlente ist beschäftigt, die Aufführungen, die Heuer „Parsifal*, den „Ring des Nibelungen" und „Tristan und Isolde* umfassen werden, nach ber lech- Nischen Seite hin bis ins kleinste vorznberelten. Vom Mor gen bis in die späten Abendstunden wird geprobt. Eine be sonder? glückliche szenische Lösung stellt die neue Szene des 1. „Malküre"-Aktes dar; aber auch an dem schwierigen Pro blem, das Klingsors Zaubergarten im 2. „Parsifal*-Akt stellt, ist emsig gearbeitet worden. Die 135 Orchcstermusiker auS allen Teilen Deutschlands sind in zahlreichen Sonberproben durch die Generalmusikdirektoren Dr. Muck, Franz von Hoeßlln und StaatSkapellmcister Elmendorfs zn einem Klangkörper zusammcngcschivcißt worden, die Chöre durch Professor Rttdcls Meisterhand zu Sicherheit und Klangschönheit erzogen. Nim sind die Bühnen - Orchestcr- probcn in vollem Gange. Mit großer Spannung sieht man der Isolde der Frau Larscn-Todsen entgegen, nach dem diese Künstlerin im Vorjahre durch ihre Brünhilde alle Herzen sich gewonnen hatte. Ste wird Heuer neben dc: Isolde auch zweimal die Brünhilde singen, die außerdem in Frieda Leiter (Berlin), der diesjährigen Kundin, eine für Bayreuth neue Vertreterin gesunden hat. Gun- nar Graarud, dessen vorjähriger Tristan ein Ereignis war, ist wieder gewonnen, auch Lauritz Melchior wird seine heldische Stimme der Siegfriedgestalt wieder leihen. Jvar An diesen nnd Ludwig Hoffmann, zwei wundervolle Stimmen, sind die Darsteller des Gurnemanz und des Marke. Auch in allen anderen Partien sind hervorragende Künstler vorgesehen, so daß man den Festspielen mit beson ders hochgespannten Erwartungen entgegcnsleht. ch* Kammersänger Franz Kronen, der Hclüenbarlton der städtischen Bühnen in Hannover, trat mit Ende dieser Spielzeit nach 20jährigem Wirken in der Wclfcnstadt ln bcn Ruhestand. Er mar vor allem ein hervorragender Wagner- Sänger, zu dessen Glanzpartien der Hans Sachs zählte. Doch auch in Lharakterparticn, wie Scarpia, Pizarro, Sebastians; bot Kammersänger Kronen reife Leistungen. ch* Die Sängerbnndes'Ausstellnng in Wien. Eine be- sondere Sehenswürdigkeit während der Zeit des 10. Deutschen Sängerbundessestes in Wien svvm 19. bis 23. Juli) wird die große SängerbnndeSausstellnng sein, die bls 31. Juli geössnct bleiben wird. Die Ausstellung ist in den Parterreräiimcn der neuen Wiener Hofbnrg untergebracht und gliedert sich in zwei Teile. Der erste Teil mtt kulturellem, historischem und repräsentativem Inhalt gibt einen Neberbllck über die Ent wicklung der Männerchorbewegung von ber Entstehiingszeit bis zur Gegenwart, einen Ausschnitt ans der Geschichte Wien» im 19. und 20. Jahrhundert unter dem Motto: „Musik. Lite ratur nnd Gesellschaft in Wien* und das Sängertnm I« Oesterreich. Ein besonderer Teil der Ausstellung behandelt von historischen Persönlichkeiten Haydn, Beethoven, Lanner, Joses und Johann Strauß. BrahmS, Bruckner, Hugo Mols, Gustav Mahler, Richard Strauß: ferner Franz Grillparzer, Ferdinand Raimund. Nestroy. Saar, Ganter, Ludwig Anzen gruber, Karl Schönherr, bann die volkstümlichen Wiener Ge-