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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 14.06.1927
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1927-06-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19270614017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1927061401
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1927061401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1927
-
Monat
1927-06
- Tag 1927-06-14
-
Monat
1927-06
-
Jahr
1927
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 14.06.1927
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Nr. -74 Sette v — „Dresdner Nachrichten* — Dienstag. 14. Juni 1977 Lari-eslagung -er Dolksrechlparkel. Die AugustuSburg beherbergt am lebten Sonntag die Landtagsabgeordneten. Stadträte und Stadtverordneten der Reichspartei für Volksrecht und Aufwertung, die hier zu einer grundlegenden Besprechung der sächsischen Belange zusammengetrossen waren. SS waren 10« Vertreter anwesend. Die Beratungen bezweckten insbesondere, die Einheitlich keit der Stellungnahme der Parteivertreter in der Frage der Erhöhung der Sparkasscnanfwertnng herbeizufahren. ES wurde »um Ausdruck gebracht, dass die Sparkassen sich durchweg als Schuldner gegenüber den Spar kassengläubigern fühlten und demzufolge grundsätzliche Geg ner einer weiteren Auswertung wären. Demgegenüber sei festzustellen, das, die Sparkassen in erster Linie Gläubiger wären, deren Pflicht und Schuldigkeit als Treuhänder ihnen anvertranter Werte eS sei, höchstmögliche Aufwertung im Rahmen der tatsächlichen Verhältnisse zu verlangen. Banken seien ErwerbSiustitute — Sparkassen dagegen seien gemein ntttzige Institute mit besonderen Vorrechten. Die Auswirkun gen des sogenannten WilhelmShavcner Systems fanden schärfste Ablehnung. Eine durchgreifende Aenderung und höhere Aufwertung der Sparkassenguthabcn dürfe in nächster Zeit erwartet werden. Bezüglich der Haltung der FürsorgeLmter in den sächsischen Städten und Gemeinden wurde festgestellt, daß gerade die Städte Chemnitz und Dresden hinsichtlich der Geltendmachung von Rechten an Mobiliar nnd sonstigen Werten wegen gezahlter Unterstützungen in rücksichtslosester Weise vvrgingen. Eine Anfrage der VvlkSrechtöpartei im Landtage steht bevor. Bei dieser Gelegenheit wurde festgestellt, dass das Nentnerversorgnngsgcscb gerade von den sonst auf- wertungsfreuudlich sich gebärdenden Sozialdemokraten abge- lehnt worden ist. Im Hinblick auf die nun zu erwartende Regierungsbildung in Sachsen fand eine besonders eingehende Aussprache statt, in der ähnlich wie bei der bekannten Külzschcn Ministerfrage eine einheitliche Stellungnahme erzielt wurde. Es wurde betont, dass gerade die VolkSrechtpartei in keiner Weise eine sich zuipitzende Krisis oder gar eine Üandtagsauflvsung zu fürchten habe und sich deshalb Vorbehalte, entscheidend in die Gestaltung der Ereignisse einzugreifen. Anfang Juli wird in Frcibcrg der erste sächsische Landesparteitag der Volksrechtpartei tagen, bei welcher Ge legenheit die Prominenten der Partei, wie Gras Pvsadvwsky- Wehner, Präsident Tr. Best, Pros. Dr. Köhler u. a. referieren werden. Wie schuhe ich mein Kind vor-er Diphtherie? Bon San.-Nat D r. Brückner. Die Diphtherie ist eine Krankheit, welche in den letzten Fahren bei uns keine grosse Nolle gespielt hat. Es ist eine, durch die Statistik festgestellte Erfahrung, dass die Diphtherie periodisch austritt, in grossen Zügen weite Kreise der Be völkerung in immer zunehmendem Masse befällt, um dann tllmählich wieder abzusinken und zeitweilig fast ganz zu ver schwinden. Fm letzten Drittel des vergangenen Fahr hunderts zog eine solche grosse Epidemie fast über de» ganzen Erdball, um im ersten Viertel dieses Jahrhunderts ab- zukliugen. Es ist vvrauszuschen. dass der fetzige Zustand nicht von Dauer sein kann, die Diphtherie vielmehr wahrscheinlich in absehbarer Zeit wieder eine grössere Bedeutung für unsere Kinderwelt gewinnen wird. Es ist auch vorauSznsehen und wissenschaftlich zu begründen, dass eine setzt auftretende Diphthcriecpidemie ein wenig widerstandsfähiges Kinder material treffen wird. Die setzige Generation kennt die Diphtherie, welche man im vorigen Jahrhundert den Würge engel der Kinder nannte, in ihrem Schrecken kaum mehr hin- reichend. Emil von Behring lehrte uns zwar, die Krankheit mit dem Heilserum günstig z» beeinflussen. Aber dieser günstige Einfluss macht sich nur dann mit Sicherheit geltend, wenn die Behandlung in der allerersten Zeit der Erkrankung einsetzt. Das ist jedoch erfahrungsgeinäss praktisch nicht immer zu erreichen. Denn nicht selten, namentlich in den ersten Fahren des Kleinkindalters, beginnt die Erkrankung nicht stürmisch, sondern schleichend, in Form eines scheinbar harmlosen Schnupfens oder einer einfachen Heiserkeit. Es war daher eine Grosstat. als wiederum Emil von Behring eine Schutzimpfung auSarbeitcte, welche cs ermöglicht, die Kinder auf eine einfache unschädliche urd billige Art vor der Erkrankung an Diphtherie zu schützen. Bet uns ging die grosse Erfindung in der Not der Kriegszett unter. Aber in Nord amerika beutete man sie mtt bestem Erfolge aus. Sundert- tausende von Kindern sind dort während des Krieges nach dem Bchringschen Verfahren vor der Erkrankung an Diph therie geschützt worden. Nach dem Kriege wurde die Schutz impfung in Deutschland, vor allem in München, in grösserem Massstabe erprobt. Sie erwies sich auch hier wirksam und unschädlich. Es erscheint an der Zeit, auf diesen Schutz auf merksam zu macken, falls wir einer neuen Diphtherteepidemie entgegcngehen sollten. Die Schutzimpfung kann von jedem Arzt vorgenommen werden. Der Impfstoff ist billig. Am meisten schutzbedürftig sind die Kinder zwischen dem sechsten Monat und dem sechsten Lebensjahr. Sächsische Landeswohlfahrks-Tagung. In Zwickau begann am Montagvvrmittag die vom sächsi schen Landeöwohifahrts- und Jugendamte einberufcne sechste sächsische Landeswohlfahrtstagung. Sie steht wieder unter einem einheitlichen Thema, und zwar ist cs die heikle Frage der E r s a tz e r z i c h u n g, wie sie in der Fürsorge erziehung zum Ausdruck kommt, die von ausgcwählten Be richterstattern in rechtlicher, pädagogischer und sozialer Rich tung behandelt werden soll. Als Vertreter des sächsischen ArbcitS- und Wohlfahrts- Ministeriums erüffncte Ministerialdirektor Dr. Kittel die Tagung mit einer Begrüssung der aus den Reihen der Jugend ämter zahlreich erschienenen Teilnehmer. Ausser den Refe renten des Arbeits- und WohlsahrtsmintsteriumS sind er schienen als Vertreter der Landesregierung Ntcderösterreichs LandcSrat Beyer und Tr. Denin, ferner Erziehungsrat Theunier von der Landcskommission für Jugendschutz in Böhmen, als Vertreter des Landeshauptmanns der Provinz Nicderschlesien LandcSrat Dr. Bechmeter. Von der freien Wohlfahrtspflege ausserhalb Sachsens nimmt Direktor P. Beutel für die Innere Mission und Lederer für den Aus- schuh für Arbeitcrivohlfahrt teil. Ministerialdirektor Dr. Kittel führte u. a. auS: Der zahl reiche Besuch aus In- und Ausland zeige, dass die sächsische Wohlfahrtstagung aus dem Rahmen einer Fachkonfercnz zu einem Wohlfahrtskongrch gewachsen sei. Für die Bericht erstatter sei eS wichtig, mtt den Frontkämpfern der Wohl fahrtspflege dranssen im Lande Aussprache zu halten. Galt es im Vorjahre in Bautzen, zu zeigen, dass vorbeugende Für sorge eine wirtschaftliche Sparmaßnahme darstelle, und die An- griffe abzuwehren, die sich aus Gründen angeblicher Spar- Politik gegen den Ausbau der Wohlfahrtspflege richteten, so sei eS nunmehr an der Zeit, in Zwickau auf dem Gebiete der Wohlfahrtspflege neue Wege zu suchen. ES erschien dem Der Kamps -er „Wenzel LN-er vom Sksikkov-red In ANenbnrg Man überlegt: fährst du bet dem scheublichen Wetter »um andern heretnzuleaen. Da ist au«L der wild« Spieler, de, Skatkongreb nach «ltenburg? Man überlegt hi» und her. überhaupt kein Spiel in der Hand hat. aber grundsätzlich, dil schließlich siegt da» Interest« und man fährt lo» . . . Jede» Kind in Altenburg weist einem den Weg zum Kongreßlokal. Da» ist der große Saal de» »Preußischen Hofe»*. Dort wurde am Sonnabend und Sonntag au 1»0 Skatttfche« 1v Stunden lang sehr «kti» Skat gespielt. Denn der Kongreß wir- nicht etwa hauptsächlich durch lang- wierige Beratungen, sondern durch Skatwettspiele auSaesüslt Di« Organisation klappt sehr aut. Mehral»2000Skat- spieler aus allen Teilen Deutschland», vor wiegend natürlich aus Sachsen, aber auch au» dem Rußland«, darunter sieben au» Nordamerika und einer au» Brasilien, sind eigens zum Skatkongreb nach Altenburg gekommen. Die Wettspiele begannen am Sonnabend nachmittag. Durchs LoS wurden die Biermänner-Partien zusammengestellt. Gespielt wurde nur mit der «eugeschassene« EinheitS'Skatkarte: die ein« Hälfte weist da» deutsche und die andere Hälfte daS französische Kartenbild auf. In einem grossen sehr praktischen Vordruck, den jeder Tisch erhält, sind die Spiele nach dem Wert genau einzutragen. Diese Liften bilden die Grundlage für die Verteilung der Preise, deren e» ein« ganz« Menge gibt. Der erste Sieger erhält 500 Mark und einen Ehrenpokal der Stadt Altenburg. Die wetteren Preise betragen SVO Mark, 2üv Mark und sind abgestust bis auf 5 Mark. Auf je sieben Teilnehmer entfällt ei» Preis. Wer also Glück hat. kann für seinen Einsatz, der mtt 5 Mark für jeden Spieler festgesetzt war. ein« ganz« Meng« Geld gewinnen. Jeder Skatspieler weiß, dass nicht nur Können sondern auch Glück zum guten Abschluss gehört. Die räumlichen Verhältnisse gestatteten nur. daß an hundert Tischen gleichzeitig gespielt wurde. Man musste in folgedessen die zweitausend Spieler in fünf Gerten zu je hun dert Tischen einteilen. Die Zusammenstellung der einzelnen Partien erfolgte durch das LoS. Als sich am Sonnabend nach mittag gegen 3 Uhr die erste Serie an ihren Tischen zusammen- gefnnden hatte, zeigte sich, dass die Auslosung der eiuzelnen Partie« «erkwiirdiqe Lanne» aufwicS. Da spielte an einem Tisch ein Amerikaner mtt einem Herrn aus Trier, der dritte Mann stammte auS Berlin und der vierte aus Königsberg. An einem anderen Tisch sitzt ein inter essanter Charakterkopf mit schweren Durchziehern und Monokel im linken Auge mit drei Herren, von denen der eine ein älterer Handwerker, der andere ein ganz junger Kaufmann und der dritte ein typischer Schwerarbeiter ist. An einem Tisch im lin- ken Winkel des Saales spielt ein Einarmiger mtt. der mtt grosser Schnelligkeit die Karten auf der Tischkante seine» Platzes sortiert und bann mit tödlicher Sicherheit zugibt. Wieder an einem anderen Tisch sitzt ein Herr, der die linke Hand verloren hat. Er breitet die Karten fächerartig au» und presst sie mit seinem handlosen Arm ans bochgehobene Knie. Er spielt ebenfalls sehr flott und sicher. So ist jede Partie mehr oder weniger eigenartig und bunt zusammengewürfelt. Auch die Sitzordnung wurde durch» LoS bestimmt. Ehe mtt dem Spiel begonnen wurde, gab e» an jedem Tisch die gleiche Unterhaltung: man rekapituliert« schnell noch ein mal die Hanptregeln, obwohl sie in der Skatordnung, die jeder Spieler in die Hand gebrückt bekam, genau festgelegt sind. Aber jeder dachte wohl: sicher ist sicher. ... Das Spiel beginnt. Jeder fühlt sich mtt mehr oder weniger Recht als Skatkanone und jeder versucht, die Eigenart seiner Mitspieler f, rasch wie möglich festznstelle». Man kann dabei sehr interessante Charakterstudien mache«. Da ist der vorsichtige Spieler, der nur ganz sicher« Spiele reizt und der durch sein Mauern die Mitspieler zur Verzweiflung treiben kann: er passt mit drei Alten nur deshalb, um den 28 reizt, in der Hoffnung, daß er einen guten Skat findet. Da ist der Spieler, der sich höchst naiv stellt und durch fortwähr«», des Fragen und Selbstverständlichkeiten bi« Nerven seiger Mitspieler zu ruinieren versucht: da ist der bedächtige Spieler, der zehnmal überlegt, ob er noch einen Punkt mehr reize» soll, obwohl er ein große» Spiel ln der Hand hat. der zehnmal legt und jeden Stich vor dem Hereinnehmen ein paarmal anläche»: da ist der temperamentvolle Spieler, dem alle» zu langsam geht und dem eS in der Hitze des Gefechts passiert, daß er «inen tot- sicheren Grand mit Vieren durch falsche» AuSspIelen verliert. Und schließlich ist da der Spieler, der immer ruhig und gelastet, bleibt, ganz gleich ob es gut ober schlecht geht, der nicht mehr reizt al» er hat. nicht schwer und nicht leichtsinnig spielt, auf die Intentionen seiner Mitspieler etngeht. seiner Freude nicht laut AuSbruck gibt, wenn ihm alle» glückt und nicht sammert. wenn e» manchmal schlecht geht. Da» ist der ideale Spieler, der beim Gkatkongreß in Altenburg in der überwiegeude» Mehrheit vertreten war. . . . Die Hvhe des Spiels war jede« Tisch überlaste«. Die meisten Partien spielten um di« halben und ganzen Pse«. nige. Jeder Tisch hatte sechzig Spiele zu erledigen. Die erste Serie von hundert Tischen batte ihr Spiel gegen S Uhr abends beendet, die Spieldauer betrug also etwa drei Stunden. Der Spieler, der am besten abgeschnitten hatte, trug gewöhnlich die Skatrechnung freudestrahlend an den Vorstands, tisch. Und während die Spieler der ersten Serie den Saal räumten, um den Spielern der zweiten Serie Platz zu machen, konnte man eine Fülle sogenannter Leichenrede« hören. Die Gewinner: »Ich hätte ja noch viel mehr, wen» ich bei dem schönen Spiel nicht Schellen-AS auSsptelte: schwarz wären sie geworden.* Ein ganz sicherer Spieler sagte: »Ich hab'S ja im voraus gewusst, daß ich der Beste werden muß/ Ein anderer, der schlecht abgeschnitten hatte: »Ich hatte kolossales Pech, den ganzen Nachmittag habe ich kaum einen Wenzel gesehen.* Wieder ein anderer: »Also ich sage Ihnen, wir hatten einen Spieler am Tisch, der konnte ja kaum die Karten halten, wie der sich zum Skatwctttptelen melden kann, das ist mir unbegreiflich, durch sein blödes Spiel habe ich drei ganz sichere Spiele verloren* Ein Verlierer: „Ach Gott, wa« soll man machen, wenn die Karte nickü alückt. die anderen hatten ja zu grosses Schwein, alle» fiel immer auk die andere Seite.* Und so werden die Spiele der ersten Serie durchgehechelt. Man steht ebensovtele freudig erregte wie niedergeschlagene Mienen. Die zweite Serie der Spieler sabermalS hundert Tische) hatte inzwischen Platz genommen und begann kurz ncuh « Uhr mtt ihrem Spiel, das sich in der gleichen Weise abwtckelte nnd wiederum etwa drei Stunden -auerte. Gegen XlO Uhr kam die dritte Serie dran und damit waren die sür Sonnabend fest- gesetzten drei Serien abgespielt. Am Sonntag nachmittag spielten noch zwei Serien zu je hundert Tischen und ausserdem begannen um 8 Uhr die Skat-Meisterschaftssptele. Um 1l Uhr trat der Skatkongreb zu sachlichen Beratungen zusammen. Di« Veranstaltungen anlässlich de» Kongresses boten reiche Ab- wechslung. ES gab ausser einigen öffentlichen Konzerten eine Kestvorstellung im LandeStheater, bet der eine Uraufsührnug „Skat* vop Otto Pech herausgebracht wurde, dann eine Kunstausstellung „Skat und Heimat*. Die für Sonnabend und Sonntag nachmittag an- gesagten Feste im Herzog-Ernst-Wald litten leider unter dem schlechten Wetter. Die Veranstalter können jedenfalls mit dem Verlauf und Erfolg des sehr schön arrangierte» Kongresse» sehr zufrieden sein. Di« Festsetzung und Verteilung der Preise kau« erst t» etwa 14 Tagen erfolgen, da dt« 50« Listen jede» Tische» nach allen Richtungen genau geprüft werden müssen. ss. 0. LandeSwohlfahrtS- und Jugendamt« notwendig, die großen Fragen der sozialen Pädagogik aufzurollen, die von der öffentlichen Jugendfürsorge zu erfüllen seien. Die Zmickauer Tagung werde weniger eine Aussprache über die bisherigen Erfahrungen bringen als einen Austausch von Ratschlägen führender Sozialpädagogen. Zwar marschiere das sächsische Schulwesen an der Spitze, und auch die Wohlfahrts pflege sei führend in Sachsen, aber in der Fürsorge für die gefährdete, crzichnngsbedürftige Jugend gebe es noch recht viel zu verbessern. Das LandeSwohlfahrtS- und Jugendamt wünsche, dass die Zwickauer Tagung dazu helfen möge, dass die Jugendfürsorge nicht hinter der vorbildlichen sächsischen Schularbeit und der hochwertigen Wohlfahrtsarbeit auf ande ren Gebieten zurttckstehc. Hierauf bcgrtthte Bürgermeister Barth die Versamm lung namens der Stadt Zwickau. Kreishauptmann Dr. Jani betonte, dass cs darauf ankomme, nicht quantitative, sondern qualitative Wohlfahrtsarbeit zu leisten. Sodann wurde in die Erledigung der eigentlichen Tagesordnung eingetreten. Tagung der sächsischen Dttndenvereine. Unter außerordentlich starker Anteilnahme wurde am Sonnabend und Sonntag in Chemnitz der 12. Ver bandstag der sächsischen Bltndenvereine, in denen rund 1200 Mitglieder organisiert sind, abgehalten. Der Tagung wohnten eine grosse Anzahl Ehrengäste bei, so auch Vertreter des Arbeits- und Wohlfahrtsministertums. Nach den üblichen Begrüßungsansprachen erstattete der Vorsitzende den von einer reichen Arbeit zeugenden Geschäftsbericht, aus dem hervvrging, dass es auch für die Blinden vorwärts ge- gangen ist. Bltndenvereine, die dem Verbände angchören und die auch bet der Tagung durch Abordnungen vertreten waren, bestehen in Auerbach sVogtl.). Bautzen. Ehemnttz, Dresden, Fretberg, Wurzen, Leipzig und Zwickau. Hierauf hielt Ober- amtmann Lötzsch von der Anstalt KönigSwartha einen länge ren Vortrag über „Das Vlindcnhandwerk und seine Absatz. Möglichkeiten*. Er suchte das Vorurteil zu zerstören, bah die von Blinden gearbeiteten Gegenstände qualitativ nicht so gut seien als wenn sie von einem sehenden Menschen angeferttgt worden seien. Weiter verbreitete er sich über die Schwierigkeiten. die Blinden in der Industrie unterzubringen. Hauptsächlich müssten sich die Aermsten der Armen ihren Lebensunterhalt als Bürsten- oder Korbmacher verdienen. In Sachsen gebe es nur noch drei Blinde, die da» SetlerhanSwerk auSühten. Bedauerlich sei es, dass die Stadtverwaltungen den Erzeug, nissen der Blinden keine Monopolstellung einränmen wollen. Zum Schluss wandte sich der Redner der Frage der Ent schädigung für die von Blinden geleistete Arbeit zu und gab dem Wunsche Ausdruck, dass hierfür eine einheitliche Regelung für ganz Sachsen getroffen werden möchte. Dem Bortrage schloss sich eine lange Aussprache an. Im weiteren Verlause der Versammlung nahm man auch Stellung zu dem Gesetzentwurf einer Bltndenrente. Aus den Ausführungen des Referenten ging hervor, dass von den Blindenorganisattonen der Entwurf eines Gesetzes anS- gearbeitet worden ist, nach dem die Blinden vom Staate eine dauernde Rente erhalten sollen. Nach ausgiebiger Aussprache beschloß man einstimmig, daß dieser Gesetzentwurf dem Wohl- fahrtskongress ln Königsberg zur Beschlussfassung vorgelggt werden soll. Weitere Referate behandelte« „Dt« Bedeutung der Kretd- vertreter für die Blinden und deren praktische Aufgabe»*, sowie „Die bei der LandeSanstalt Chemnitz bestehende Blinden« stiftung*. Bel den folgenden Wahlen wurden dte auSscheiden» den Vorstandsmitglieder einstimmig wieder in ihre Aemter berufen. Als Ort für den nächstjährigen Verbandsta« wurde Dresden in Aussicht genommen. — Et« Anfwertnugsschwindler vernrteUt. Am 1«. Mai wurde in Dresden der erwerbslose frühere Plüschweber, Ver treter und Naturhetlkundige Richard Alfred Zschunke alt sogenannter reisender Betrüger sestgenvmmen und der Staats anwaltschaft Angeführt. Geboren am 1ö. April 18öS zu Hainichen, AmtShauptmannschast Döbeln, ist Zschunke wegen Betrugs, Unterschlagung und ähnlicher Delikte bereit» zehn mal vorbestraft. In der Zeit vom 24. Aprtl bi» 11. Mat hat er in Chemnitz in 34 Einzelsällen, und von da ab bis zu seiner kurz darauf erfolgten Festnahme in einer Anzahl weiterer Fälle tn Dresden Vorschnssbetrügereien bzw. AufwertungS- schwtnbeleten begangen, indem er Besitzern von Vorkriegs zeit» vortäuschte, er kenne in Hamburg einen Holländer, der alte Hunderter und Tausender btS zu 40 (vierzig!) Prozent aufwerte. Für die zugcsicherte Vermittlung erlangte Zschunke zur Deckung der Schreib- und Telcphonspesen Beträge von 0,80 bis 1SH0 Mark und noch höher vorgestreckt. Insgesamt fielen ihm mühelos gegen 600 Mark in dte Hände. DaS Urteil lautete auf fünf Monate Gefängnis, worauf dte volle Untersuchungshaft in Anrechnung kommt. — Goldene Hochzeit. König Friedrich Augnft bat dem che» königlichen Diener Gustav Adolph Pochert und Fra« zu ihrer goldenen Hochzelt eine Ehrcnbibel mit eigenhändigem Namen»»»» durch Pfarrer Dr. Warnnrth, der daS Paar in der Lhristuöktrche ei» segncte, überreichen laiicn. — DaS Heimatkundliche Schulmuseum de« Dresdner Sehre» verein«, Scdanstrave 1», Hgb. 8 Tr., bietet am Mittwoch )4d Ut» einen Vortrag mtt Lichtbildern: „Wilhelm Müller« FrühllngSkraii- au« dem Plauenlchen Grunde." K«te Prcval spricht dt« Gedichte. Der Eintritt Ist uncnrqesUtch. — Ein Wohltätigkeitskonzert veranstaltet am Sonnabend « Uhr Im Stncteschen Bad dte Arbeitsgemeinschaft des WohltätigkeitSvereiid „Sächsische F e ch t s ch u l c" von Grob-Treöden. Bon den ge planten Darbietungen sind erwähnenswert: Gartenkonzer» von dem 1. Dresdner Knaben- und Fugendorchester, etwa tLV Mitwirken»« sLettnng Kapellmeister E. Haye-ki. und Kammervirtuos O. Fried- mann. Ein« gut an-gestattete Gabenlotterie gibt Gelegenhett, Fortuna dt« Hand zu bieten, und das Kaufmann-Orchester wird t» dem schönen malerische» Saale zum SommcrnachtSball aussptele». Eintrittskarten sind zu haben tn den durch Plakate kenntlich ge machten Verkaufsstellen und an der Abendkane. Der Reinertrag ist da,« bestimmt, erholungsbedürftige schulpflichtig« Dresdner «Inder In daS dem Bereln gehörige KindercrholungSheim in Sohland «» der Spree zu entsenden. — Deutscher Sfperanto-Bnnd, Zweigoerei» Dresden. Die ManatSvrrsammlung am l7. Juni )48 Uhr tm Kasino Gebe «m- bolb, Btktoriastrabe iS, steht Im -selchen der Vorbereitungen für die Weltzusammenkunft der Esperantisten in Danzig vom A. Full dt» 1. August, zu der Gesellschaftsreisen und ein Vorkongretz in verlt» geplant sind. Wetter wird Lehrer Müller tyrettal) tn Esper«iü» über seln« Erfahrungen Im Schulbclrieb berichten. 8ckneeP7e!sse Läkne, krircken ^tem erlislten 8ie <ZurcIi 6ie lierrlick er« krisclienäe 2rIinpS8tL Xsliklors. ?Iä61jcIier Tsknbelsx unä ^1un6ßeruck versckivinclen sofort. TBFA «roke Ickten 8!e Klein« — M O" Tube bitte «ak cken krel». Ink« >E»,
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