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Dresdner Nachrichten. Sonnabend, <i. 44ovcu,bcr 44»«»v M» Nr. ltOt« «och nicht vereinzelten Aeutzerungen von Amtsblättern zu entnahmen, eher sind hierdurch ganz schiefe Eindrücke ver mittelt worden. Erinnert sei in die>em Zusammenhänge au ein auch im »Dresdner Journal" vor «iniaen Tagen veröffentlichtes Dementi, welches lautete: Die von einem Berliner Blatte gebrachte Meldung, der Minüter iNrat Pitztynm von Sekslad« habe sich daiii» geäußert, daß die Regierung über da» Eindringen der Sozialdemo- braiic leine» weg» besorgt sei, und es sei der Wunsch der Negierung, daß sich die sozialdemokratischen Abgeordneten auch tatsächlich an den Arbeite» für da» Wohl -cs Lande» beteiligen viügen, ist, wie un» »liigeleili wird, von Anfang bi» Ende e r s u » d c n.' Eine unzweideutige Aenßerung der Negierung zu diesem Wahlergebnisse erscheint aber einmal ge boten, um eine Liellungnalttne und Haltung der Parteien zu ermöglichen, wodurch ein übersichtliches und gedeihliches Zusammenwirken von Negierung uird Parlament erst praktisch denkbar ist. Bor allein aber scheint eine Klärung geboten in Rücksicht aus zu künftige Reichstags w a l> l e u. Wird das Ergebnis Simon Aastow nennt und au- Charkow stammt, ein ruf. »scher Terrorist ist. Bordeaux. Zwischen ausständigen Hafenarbeitern, die vor dem Stadthaus« lärmende Lunögebunaen veran stalteten und Straßenbahnwagen aufhielten. einerseits und der Polizei und Genbarmerie anderseits kam es zu einem heftigen Zusammenstöße. AuS der Mitte der Streikenden sielen mehrere Revolverschüil«, dir irdoch nie. mand verletzten. Neber 1k>t> Personen slüchieien in die Kathedrale. wurden aber aus dieser wieder vertrieben. London. »Daily Estrvniele" veröffentlicht heute rin drei Spalten langes Interview des Staatssekre tärs Dernburg. Der Staatssekretär erklärte, er setze großes Bertraucn in die Zukunft Südafrikas, sowohl vom deutschen wie vom britischen Südafrika. Am meisten Ein druck habe ans ihn während seiner Reise dir Größe gemacht, zu der ganz Südafrika unter dem Einflüsse Ereil Rhode-' gelangt sei. Er habe die Ilcberzeugnng, daß auch Wasser in Deut'ch Ludwestasrita zu beschaffen sei. Rur dieses sei notwendig iür eine gedeihliche Entwicklung des Landes. Diamanten seien genua vorhanden: vielleicht gäbe es deren zuviel. Sodann änsterte sich Dernburg über die Ergebnisse seiner Studien, über den Baumwollbau in de» Bereinigten Staate,, und die Lage der Schwarzen. der jetzigen Wahlen und die Wirkung des neuen Wahl gesetzes von der Regierung schlechthin hingenommen, so wird hierdurch eine Auffassung der Regierung bei zuküns ngc» Reichsiagswahlen präjndizieri. deren Folge» unab- «ehbar sind. Zn dein Bcrlaus der Wahlen in den einzelnen Wahl kreisen ist taum noch viel zu bemerket!. Es haben sich Er- 'cheinungen wiederhol .wiebei den vorangz'gangencnWahlen. Zn, 10. ländlichen Wahlkreise haben die sozialdemokratischen Wähler laut Partcibesehl fast geschlossen für den National liberalen Göpseri gestimmt, gewiß nicht aus Liebe für den Nanvnalliberalen, sondern ans Hab gegen den Konser vativen Andr». Neuerte vrasttmelclungen vom 5 November. Hochoerraisvrozch. Leip z i g. «Prio.-Tel-i Der vereinigte 2. nnd st. Stras- ierigt des Reichsgerichtes »ällle heute mittag das Urteil in dem H o ch v e r r a l s o r oz e K über die Anarchisten Leon u >uid L >i i> e ck aus Berllii. Die Angeklagten wurde,, frei- geip rochen und dle Konen des Beriahreus dem Reiche zur Last gelegt, weil ein zur Vorbereitung des Hochver- .ais notwendiger konkreter Akk fehle. Auch wegen Auf reizung konnle eine Verurteilung der Anaeklagten nicht eriolgeu. denn in den beiden im »freien Arbeiter" ver- l i'citllichten Artikeln konnte eine Aufforderung zu einer Straftat nicht gefunden werden. Die Behörde batte an den mei BeehandlnngStagen ziemlich umfangreiche Sicherheits maßnahmen getroste», indem sie aus Korridoren, in ver- fchtedcnen Räumen und aus den Trerwe» zahlreiche Polizi sten in Uniform und Zivil postierte. Marokko. Paris. Aus Tran wird gemeldet, daß infolge des fortdauernd heftigen 'Regens in der spanischen Rif armee überaus zahlreiche Krankheitsfälle an Ruhr, D n v h u S und Sumpsfie b e r austreten. Aus den ein zelnen Lagern wurden täglich über 200 Kranke nach den Lvttalern gebracht. Paris. Die sachmäuniichen Berlrcker Deutschlands, Englands, Frankreichs und Spaniens sind hier zniavimeu- gekommen, um Bestimmungen über das Bergbauwesen in Marokko anSzuarbeiien. Der Vertreter Deutschlands ist eg eh. Rat Haler. Potsüa m. Vormittags 0 Uür versucht« der Kauf mann Schulz aus Berlin, seine Geliebte Fräulein Marga rete Frauenhain ans Berlin und sich selbst mit einem Re volver zu erschienen. Beide wurden schwer verletzt '»s staatliche Kraulen Haus gebrach». Hamburg. Der auf einer Weltreise benudlich: Dampfer ,,Elevelan d" Ser Hamburg-Amerika-Linie ist gestern abend wo-hlbekfallen in Suez, angekommen. Gladbeck. Zu der Königlichen Berginspektion 17, Möllersthächte, wurden gestern nacht 2 70 5 00 Mark ge stohlen. Die Einbrecher össneren mit einem Nachschlüssel den Geldichrank. in Sem die zur Lohnzahlung nötigen Sum men aufbewahrt wurden. Bon den Dieben fehlt jede Spur. Paris. Nach Blältcrmeldunge» aus Madrid ist in Barcelona anläßlich der letzte» Bomben - Ervlosion ein Mann verhaftet worden, der erklärt hat. dast die terro- r i s> i icke» Treibereien in Barcelona von einem in Marseille ansässigen internationalen A u s schuh veranstaltet würden, dein Kauileute tu Genua und Mar. 'ieille angeboren. Bon den Polizeibehörden wird diese Meldung als unrichtig bezeichnet. Paris. Zn einem hiesigen Hotel ivnrdc gestern «in Russe verhaftet, der sich eingeichlichen und den Wirt mit einem Rcvvloer bedroht hatte. Zin 'Besitze des Ver hafteten fand man mehrere tausend Rubel und eine Schach tel mit Patronen. M»» glaubt, daß der Mann, der sich N c w y u r k. Nach Metdung eines Berichterstatters des „Sun" haben die Revolutionäre in Nicaragua die Truppen d c s P r ä s i d c n t e n Zclana gestern in einem heftige» Gefechte bei Lajos, bei dem an» beiden Seite» einige hundert Kämpfer gefallen sind, g eschlagen und sich dadurch den Weg zur Hauptstadt freigemacht. vermehr; mick ZScbrlrcder. T, ee' -> n. 5 November Gcsamtfitzung des LandeoknliurrateS. Am heutigen 2. Tage der W. Gesamisitznna de- Landes- knllnrratcs begrüßte der Borsitzende, Geh. Oekonomierai Dr. Hähnel, zunächst die anwesenden Vertreter der Ne gierung. ES gereiche dem LgndeSknlturrat zur besondere» Ehre und Freude, den Herrn Staatsminister Grasen Vitz thum v. Eckstädt trotz der arbeitsreichen und aufregenden Zeit unter sich zu sehen. Hieraus hielt Staatsminister Gras BiVihu m v. E ck st ä d t folgende Ansprache: „Meine Herren! Da ich gestern nicht in der Lage ge- weien bin. Ihrer Eröffnungssitzung beiznwohne». so möchte ich doch Ihre Tagung nicht vorübergehcn lassen, ohne Sie im Name» der Regierung herzlich zu begrüßen, denn ich setze damit die Traditionen fort, die auch unter meinen Herren Amtsvorgangern bestanden haben. Zch verbinde damit den Wunsch, diese guten Beziehungen zwischen dem Ministerium des Innern und dem LandcSkultnrrat auf recht zu erhalten. Tiefe guten Beziehungen gründen sich zum Teil aus gemeinsame langjährige Arbeit und schlichen ein Band der Freundschaft um diejenigen, die durch jene ernste Arbeit verkünden sind, was ja auch in einer so ! schönen Weile dadurch zum Ausdruck gelangt ist. daß der Landeskulturrai den früheren Sachverständigen im Mini sterium des Znnern. Geh. Rat Münzner, bei seinem Ab schiede gefeiert hat. Wenn ich mich anschicke, über die Be ziehungen der Regierung zur Landwirt- schgst zu reden, io sind es nicht nur die persönlichen Be ziehungen, sondern es sind rein sachliche, politisch-nüchterne Erwägungen, die das Ministerium veranlassen, sich für die Landwirtschaft und deren offizielle Vertretung zu inter essieren. Es ist die nüchterne Einschätzung der idealen un realen Werte, die die Landwirtschaft für unser StaatSwcsen in sich schließt. Ich brauche in einer Versammlung von Landwirten mich über die idealen Werte nicht des länge ren NUszulassen, aber was den realen Wert der Landwirt schaft anlangt, so kann ich an ciiiem Gedanken nicht vor übergehen, so wenig neu er ist. Lasse» Sie mich das viel leicht in drei Sätze zu'ammcnsassen. Unser sächsisches Vater land wird als ein Industrieland bezeichnet, und mit Recht. Wir srenen uns der glänzenden Entwicklung, die die Industrie in den letzten Jahrzehnten genommen bat, dank ihrer eigenen Tüchtigkeit und dank auch der liberalen Fnrlorge. die die Reaiernng der Industrie bisher hat an. gedeihen lassen. Aber je schneller der natürliche Gang dieser industriellen Entwicklung ist, um so wichtiger er scheint mir auch, die Landwirtschaft in einem sol chen I n d u st r i c l a n d aus der Höhe zu erhalten, mit Rücklicht ans ihre doppelte Bedeutung, als produzie render und konsumierender Stand. Möge es dem Landes kulturrar gelingen, die sächsische Landwirtsthait auf der bis herige'! Höhe zu erhalten, und möge cS der sächsischen Land wirtschaft gelingen, der großen Ausgabe, die sie sich gestellt hat, immer mehr gerecht zu werden, die Ernährung der deutschen Bevölkerung unabhängia zu machen vom Ans lande. Möge anderseits auch die Einsicht in immer weitere Kreise dringen, daß für unsere Industrie der innere Mark' "vn zunehmender Bedeutung ist, und daß zur Erhaltung ^eS tvn,"ren Marktes es daraus ankommt, die Kaufkraft der Landwirt'chast zu heben und zu fördern. Und i» diesem Sinne, meine Herren, möchte ich Ihnen sagen — cs sind keiue neuen Gedanken, die ich ausspreche —. cs soll im Verhältnis zwiichen Industrie und Land- Wirtschaft, soweit cs an mir liegt, alles beim alten bleibe n." sLebhafte Bravorufe.j —* Sc- Majestät der K önig wird mit Ihre» König lichen Hoheiten dem K r o n p r i n z c n und dem P rinze » Friedrich Christian heute abend 8 Uhr dem Vor- traae »Di« Ueberschreftun« des PiatterhornS" d«S Schr-ift- slellers Georg Freiherr,, voü Ompieda zum Besten der Dresdner Kinderheilansralt im Saale deö BereinShaules beiwohnen. Ihre König!. Hoheiten Prinz und Prin zessin Johann Georg und Prinzessin Ma thilde werden den Vvrtrag ebenfalls besuchen. —* Der Herzog und die Herzogin von Alten bürg nahmen am 8. Novenrver an der vom Altenburger Renu- unb Reitverei» veranstalteten Hubertusjagd teil. Zu dieser Jagd war auch das Tssizirrkorps des Karabinier- Regiments a»S Borna ringelaten worden. Rach etwa 4 Kilometer langer Schleppe kannte dir Herzogin 1» Brüche verteUen. Nach der Jagd fand im Herzoglichen Schloß Tafel statt» zu der alle Iagdleilnehuier besohle» waren. —* Amtliches Wahlergebnis. Nach der am k. d. M. staiigesundenen öffentlichen Ermittlung des Ergebnisses der g,n 2. d M. in Dresden statlgesn,»denen engeren LandlagSwahl hgben gültige Stimmen erhalten: Im I. La n d ta g S wah l k r c i S Herr RechtSanivalt Dr. Friedrich Kaiser 11158, Herr Stadtverordneter Hugo Krüger 0:>75 von insgesamt 17 528 abgegebenen gültigen Stimmen: lm 2. L a » d t ag sw a h I k r r l s Herr Landgerichts- direktvr Hettner 17 820. -Herr ,Stadtverordneter Kaufmann Braune 7020 von insgesamt 25 248 al>g«grbeiien gültig:« Stimme«: im 0. L a „ ü t a g S wa h 7k r e i s Herr Rechnungsrat Goithvld Anders 12 000, Herr EUenbeiaichnitzer Paul Starke 0181 von insgesamt 10 087 abgegebenen gültigen Stimmen: im 0. L a n d i a g S w a h l k r e i s Herr Professor Otto Koch 12 5S7. Herr Stadtverordneter Buchhalter Otto Kuh» 7224 von insgesamt 10 701 abgegebeneü gültigen Stimmen. — Im t. LLahlkrelS ist demnach Herr Rechtsanwalt D r. Kaiser, im 2. Wahlkreis Herr Landgerichlsdireklvr H e i t- uer, im Wahlkreis Herr Rechnungsrat Ander- und im 0. Wahlkreis Herr Professor Koch als Abgeordnete, gewählt- —* Im Wahlkreise Dippoldiswalde war, wie berichtet, ein Flugblatt verteilt worden, in dem Liberale ausgeiordert wurden, mit de» Sozialdemokraten hegen den Konservativen zu stimmen. Me uns Herr Kommerzienrat Emil Lanac-Elas Hütte mikieilt. sieht sowohl er wie auch die „ationalliberale Partei diesem Flugblatt« völlig fern. Aus dem Parteitage zu Dippoldiswalde am 24. Oktober hat Herr Koinmerzienral Lange ausdrücklich gebeten und erklärt, in der Stichwahl ge schlossen sür Herrn Bürgermeister Wütig einzutreten. Es wurde auch eine dementsprechende Bekanntmachung erlassen. —* Dos Festmahl aus Anlaß des 75jährigen Jubi läums der Kinderheilanstalt hatte gestern abend eine illustr- Tafelrunde im oberen Saale des König!. Belvedere ver- sammelr. An der Ehrentafel, die vor der aus einer Pslan- zengruppc leuchtenden Büste des Königs ausgestellt war, hatten fast alle die Herren Platz genommen, die wir in unserem Bericht über den Festakms namentlich ausgesührt hat»«». Nach der Suppe erhob lick Herr Geh. Regierungsrat Dr. Krug v Nidda zu einem Trinkipruch aus Se. Maje stüt den König, den er als Protektor der Kinderl,eilanstait und als Wohltäter der armen Kranken feierte. Iusüzrc» Dr. P l e i ß ii e r begrüßte den Vertreter der Regierung Herrn Geh. 'Rai Ministerialdirektor Dr. Rumpelt als n>arnie„ Freund der Kiuderheilanstalt. Ihm gelte sein Hoch. Der Gefeierte stattete gleich daraus seinen Dank sur die Ehrung gb. Er habe eine unbeschränkte Hochachtung vor de», ärztlichen Berufe und müsse gestehen, daß er selbst nicht die geringste Befähigung zum Arzt, nicht einmal zum Kurpfuscher habe. Er werde tun, was in seinen Kräfte,', stehe, uin di« ärztlichen Interessen zu fördern. Das Alter der Kindcrheilanslalt beweise, daß daS Zeitalter des Kindes nicht erst in diesem Jahrhundert angebrochen sei. Mit den, Wunsche, daß die Anstalt wachsen, blühen und gedeihen möge, trank der Redner aus das fernere Zusammenarbeiten aller der Männer, die sich um die Kinderheilanstalt Ver dienste erworben habe,,. SanitätSrat Tr. Pletiner weihte sein Glas nach einer humorvolle,, Rede der schönen Liadt Dresden und ihrer Stadtverwaltung, die der Kinder heilanitali so oft ihr Wohlwollen betätigt habe. Staötrat Dr. Hubert brachte als Vorstand des städtischen Kranken- pslegewcicns der Jubilarin die besten Wünsch« dar. Möchten auch künftighin die öffentliche und die private Wohltätiqkei, Hand in -Hand gehen! — Oberarzt Dr. Bruckner gedachte der Verdienste der leider zu früh dabingeschiedenen Aerzte Fröhlich. Unruh und v. Mangoldt und erhob sein Glas aas die guten wechselseitigen Beziehungen zwüchen der Anstatt nnd den Dresdner Aerzte». Dr. Streit. Mitglied des Landesmediziilalkollegiums. stattete Im Namen der ehe maligen Assisteniei, an der Anstalt den früheren und jetzigen Oberärzten herzlichen Dank ab. den er in ein dreifaches Hoch kleidet«, das lauten Widerhall fand. Von den früheren Oberärzten war Geh. Medizinalrat Prof. Dr. Sprengel aus Braunschiveig anwesend. Er erzählte mit viel Humor anS der Gelchichte des .KinderhoipiialS und trank ans die ehrliche Arbeit der Aerzte. d<n l-rbox impr-chus. gu! omuia vineit. Bürgermeister a- D. L e u p o l d machte sich zum Dolmetsch der Dankbarkeit des Verwaltungsrates gegen über den Vertretern der Presse, die auch künftig ihre Snm ,>athie der Kinderhcilanstglt erhalte» möchte». Sein dr:i- iaches Hoch galt den Dresdner Redakteuren. Pich. SanitätS rat Dr. Rupprcchi von der Diatvniisenaiistalt toastet: als ältester der anwesenden Aerzte ans die Aristokratinnen dcS HerzenS, die Schwestcrnschasi, die sich außer der Aristo- Notbehelf, der um so mehr in die Augen springt, wenn daS Konzert io allerweltsbckannt wie eben das MciidelSwhii- fche ist. Wer in Biokinabenden als Hauptniinnncr nichts anderes zu bringen weiß, als Konzeite mit Klavierbeglei tung. muß cs sich gefallen lassen, daß sein Muiikcrtnm ge ringer bewertet wird. Zn kleineren italienischen Stucken non Teneglia, Giarüin, und Tartini. in dem unvermeid lichen Abendlied von Schumann nnd einer öden, nichts sagenden Polonäse von Wieniawski gab Thiband weitere Proben seines bedeutenden Könnens. Di: zwar nicht immer dankbare, wohl aber «ehr heikle Ausgabe der Klavier begleitung löste Herr Rudolf Zw in tickse r mit schön stem Gelingen. Als Solist und Komvonist trat er mit drei Stücken aus eine», Znklns Südwärts hervor, in dem er aut dein von Li'zt betchrittenen Plade der anr»K--< cka päiöriuag'- weitcrwandelr. Auch inhaltlich in der melodi schen Tontprache und äußerlich in dem brillanten Klavier- fatz 'cheinen die'? temperamentvollen Stücke ,n den Lttzt- schen ihre fernere Anregung geinnde» zu haben. Zwintscher crineie freundlichsten Bcitall für de» srücknügiae» Vorrrag dieser >ck»veren Sache» Der Bereinskanssaal war nur fchwach besticht, bas Publikum dastir »m w dnnkbarer. io daß Herr Thivand wenigstens mit dem äußeren Erfolg seines Abends zufrieden sein kan». II. 7>. Schiller und die deutschen Lchuuspieler. Usbc'. das Verhältnis der deutschen Schauspieler zu Schiller Hai .Das literarische Echo" eine Umfrage an her vorragende deutsche Künstler gerichtet, deren Ergebnis ein sehr ersr.-uliches Licht aus den idealen Sinn wirft, der in unserer Schaufpielerwelt lebendig ist Wir grei'en aus der Fülle fesseln der Antworten einige heraus: Jeder sunge Schauspieler sollte meines Erachtens an Schiller seine Empsindunqswelr wecken und austöncn lernen, im Stu dium seiner Kestaften Schwung, Leidenschaft. Feuer hehrste Be geisterung stärken — welches „Fach" auch immer er spielen wird. Ei» Funke lchillerschen Geistes müßte in jedem werdenden Schau spieler vorhanden oder zu wecken sein, denn dieser eben bedeutet bimmelstürme,idc Begeisterung, ohne welche kein Künstler wird. An den jchttlerschen'Dichtungen lernt man „sprechen". ^Edler Schwung mit Natürlichkeit verschmolzen: hohes Ziel der Schau spielkunst! Würden z. B. die Chöre der „Braut von Messina" icdem Anfänger als täglich zu übende Skalen ausge geben. so würden die Klagen über schlechtes Sprechen auf der Bühne bald verschwinden. Aus ihnen lernt er alle Emotionen des Herzens, des Geistes und der Seele zum sieghaften Aus druck bringen: Zorn, Freude. Zweifel, Furcht. Glück. Trauer, Schmerz, und es sind diese Bedungen nicht dringend genug zu empfehlen. Was nun die schillerschen Idealgestalten dem reiferen Künstler bedeuten, wie er ihnen bis auf den heutigen Tag die tiefsten Eindrücke auf den rein, naiv und stark emp findenden Hörer und Zuschauer immer wieder verdankt, wird wohl kaum geleugnet werden. Ein Spielvlan ohne „Wallen- stein", „Maria Stuart". „Braut von Messina", „Demetrius", „Jungfrau von Orleans", „Dell" usw, usw. ist fast undenkbar, wäre wie eine Verarmung sür Publikum und Darsteller. Hamburg Franziska Ellmenreich. * * * Schillers Dramen hatte ich für das A-B E jedes jungen ernsten Schauspielers: und wenn er die hohe Schule Shakespeare. Goethe Klein und Ibsen absolviert hat, dann kann und soll er ihm mit reifer Kunst vergelten, was er als Anfänger von ihm profitierte. Er wird in diesen Iugendbrunnen nie vergebens zurücktaucheii. Wehe der Nachkommenschaft, die ibn verkennt! Wien. * Joses Kainz. Ohne Schiller keine Schauspielkunst! Berlin. Hermann Nissen. -i- » Es wird nach der Aera des Naturalismus, in einer Zeit bastender, wesentlich von der Anerkennung des Tages ab hängiger dramatischer Spekulation und Sensation einer langen Entwicklung, eines kraftvollen Aufschwunges bedürfen, um wie der ein gesundes, im Innersten wahres Verhältnis zu Fried rich Schiller zu gewinnen. — Vielleicht haben wir Lebenden ihn in diesem Sinne ganz verloren! Im Tasten und Suchen nach einer neuen Spielweise, nach szenischen und darstellerischen Sensationen leidet die Sicherheit einer einheitlichen Stilisierung des Dichters und sein Kunstwerk zerbröckelt unter den Händen. Ich leugne keineswegs den Wert einzelner hervorragender Dar bietungen schillerscher Werke, wollen wir es aber zur ISOjähri- Igen Erinnerung-steter nicht ehrlich cingcstehe», daß es gerade ,n unseren Tagen an heroischem Mut großzügiger Menschen kind Lebcnsdarstellung überhaupt mangelt, und daß diejenigen, die ihn noch zu betätigen sich erkühnen, als Anhänger einer Spielweije gelten, die mit den Gesetzen modernen Kunstempsin- dens unvereinbar erscheint? -- Ferner: Man sebe sich die Durchschnittsaufsührungen schillerscher Dramen in unseren deut schen Landen an, denn nur diese kommen in Betracht, wenn die Frage im allgemeinen aufgeworfen wird wie weit das Werk des Dichters heut' im Volke noch lebendig ist. Es ist be schämend, welch einen Grad von Interesselosigkeit von seiten des gebildeten Publikums diesen Aufführungen entgegengebracht wird, wie manche feine, ja bedeutende darstellerische Leistung entweder ganz unbeachtet bleibt oder doch nur mit einem blasier ten Lächeln hingenommen wird. Wo bleiben die Allermeisten derjenigen, die bei Schiller-Festen und Schiller-Feiern sich nicht genug tun können in Schiller-Degeistcrung, wenn es den Dichter in seinem Hause zu ehren gilt? Sie schicken ihre Kinder, nnd wir spielen Schiller vor einem Parterre von Unmündigen. — Pinn mnche den ernsten deutschen Schauspieler nicht verantwort lich dafür, wenn er bei all seiner ehrliche» Begeisterung sür den schillerschen Genius endlich müde wird, seinen künstlerischen Ernst immer nur vor einen, Parterre zu betätigen, das zum allergrößten Teil aus Unreifen besteht und jedenfalls außer stande ist, das Für und Wider in der Bemessung seiner künst lerischen Arbeit abzuwägen, ihm also nicht Antrieb und Auf schwung zu höherem Schassen sein kann. — Aus diesen Ein drücken setzt sich wohl bei den meisten unter uns in unseren Tagen der Begriff „Schiller-Begeisterung" zusammen, eine bittere Wahrheit, die ich für mein Teil auszusprechen keinen Augenblick zögere, denn Schillers läO. Geburtstag mit einer die Tatsachen entstellenden Luge feiern, heißt ihn schänden! - Warum muß Schiller unter allen Umständen, und sei es auch mit den erbärmlichsten Mitteln, gespielt werden? Warum? Man spiele ibn seltener, selten, ganz selten, hebe ihn heraus aus dem Spielplan des Alltags, mache seine Ausführungen zu Festen sür Schiller-Dürstende. Erlaubt die Oekonomie unserer Theater einen derartigen Luxus nicht, nun so mache man ihn ausschließlich zu dem geheiligten Heros einer mit öffentlichen Mitteln und Aufbietung höchster Kraft und Sorgfalt zu för dernden Volkskunst, die ihn, losgelöst vom übrigen Theater- belrieb, an besonderen Festtagen genießt. — Vietteicht bleibt