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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 04.08.1926
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1926-08-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19260804027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1926080402
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1926080402
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1926
-
Monat
1926-08
- Tag 1926-08-04
-
Monat
1926-08
-
Jahr
1926
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Ae Berufungsverhandlung lm Bollsopfer Prozeß vierter La«, yorisetzung -er Zeugenvernehmung. An -er Heutisen Berhandluna erscheint zunächst al» Zeugin die Wirtin dcS dftentlichen HairseS, Frau Psnnd. für die Meißner ein« Badereise bezahlt haben will. Sie leugnest entschieden, für solche Zwecke Geld von Vdctßner bekommen ,u haben. Das Geld fei lediglich Über die WO Mark an die Mtering hinan» für zivet oder drei Mädchen bestimmt ge- wese», da Meißner, der in animierter Stimmung gekommen sei, kein Veld bet sich hatte. Meißner bleibt dabei, daß er 466 Mark mindestens zu diesem Zweck« auSgezaihlt habe. Der Vorsitzende stellt zur Charakteristik -er Glaub. Würdigkeit MetßncrS den Gegensatz in den beiden Aussagen fest. Die Zeugin will im übrigen Löffler nt« in Begleitung Meißncrs gesehen haben, nur einmal sei jener in Gesellschaft junger Leut« gekommen. Was die Auszahlung des Geldes angeh«, ßo behauptet Meißner, dieses dem Vermittler La« Wergeben zu haben, bcr darauf vernommen wurde und aussagte, daS Geld sei für die Mädchen bestimmt gewesen. Auffallend war schließlich Meißner- Aussage, daß er zum mindesten ge. meint habe, das Geld für den erwähnten Zweck zu geben. Da» Gutachten Dr. Aaenets. Hierauf gibt der Sachverständig« Dr. Haenel (Dresden) sein Urteil über Meißners geistige Verfassung ab. Der Zeuge hat Meißner drei- oder viermal behandelt. Er gibt ein Bild des seelischen Zustandes des Angeklagten, wie eS auch der Ge- richtsgutachtcr Dr. Vcnneck« entworfen hatte, und wie cö sich miS den Aussagen der Frau Meißner- ergab. Er betont McißnerS große Angstzustände und seine Furcht vor GeisteS-- krankhctten. Rechtsanwalt Gülde habe ihm Blätter vorgelegt, auf denen Meißner in der Hast ganz verstiegene und phan tastische Pläne politischer Natur entwickelt habe. ES befanden sich darunter Pläne über einen Sturz -er Regierung Strese- mann und über Millioncngewinne aus seinen Schriften, durch die die Sache finanziert werden würde. Der Sachverständige verneint anf eine Frage de- vor, sitzenden ausdrücklich, daß bei Meißner eine Gedacht» nisschwächc vorliege. Am Gegenteil, sei« Gedächtnis sei sehr gnt. Aber er sei keine vollwertige Persönlichkeit, er sei Psnchopath, seine geistige Tätigkeit sei nicht di« eines gesunden Menschen. Von Wahnideen hadc er nichts bemerkt, wohl aber reiche die Verstiegenheit Meißners an die Grenze des WahnzustandcS heran. Mantsche Depression liege nicht vor. Der 8 dl des Strafgesetzbuches sei dem Angeklagte« nicht zuznbilligeu. Interessant waren die Mitteilungen des Sachverständigen über MeismcrS Pläne zur Beherrschung anderer Planeten von der Erde aus, über einen europäischen Staatenbund und ein Weltbiiiidnis aller Völker. Auch selbst den Vvlksopfer- prozcß wollte er zu einem Roman crusgestalten und sogar ver filmen. McißnerS Selbstüberschätzung ivar grenzenlos und krankhaft. Es sollte narn noch vernommen werden der Gutachter Professor Dr. Schulz syi-crlin), -er aber noch nicht ein- getrofscn war. Er hatte sich zunächst wegen Arbeitsüberlastung entschuldigt, dann aber ans eine zweit« Ladung hin sein Er scheinen auf 12 Uhr mittags zngosagt. In der Zwischenzeit verliest der Vorsitzende die Aussagen der Zeugen aus erster Instanz, deren Vernehmung in der Berufungs-Verhandlung als entbehrlich bezeichnet wurde. Zu einem kleinen Zusammenstoß führte der Vorschlag beS Verteidigers Gründcls, Dr. Hippe, dahingehend, den Rechts- anwalt MeismcrS, Dr. Gülde, als Zeuge zu vernehmen, da dieser doch sicherlich einen tiefen Einblick in das Seelenleben Meißners genommen habe. Er habe ihn ja ans der Reise nach Tirol bcalciiet. Tr. Gülde bemerkte erregt, daß er Meißner erst als Verteidiger kennengelernt habe. Zuvor habe er ihn nur hier »ud da in Gesellschaft gesehen. Dann fand eine Pause statt. Nach Wiederaufnahme der Verhandlung verliest der Bor- sitzende zunächst ei» anonymes Schreiben an daS Gericht, auS dem hervorgebt, Meistner habe nach der im Volksopfer ein- gclciietcn Revision eine geheime Unterredung mit der Kon- toristin Langguth gehabt und dieser dabei anfgetragen, nichts darüber bekauiitzugeben. Meißner will von der Sache nichts wisse», gibt aber die Möglichkeit zu, da er sa noch vier Wochen nach Beginn der Untersuchnnq Geschäftsführer des Volkö- opscrs gewesen sei. Eine dienstliche Zusammenkunft könne des. halb wohl stattgesundcn haben. Meißner macht daraus lange Ausführungen über die polt- tischen Gründe, a»S denen heraus er die Gelder des Volks- opscrs sür vaterländische Zwecke hergegebcn habe. Er be hauptet dabei entschieden, daß persönliche Zwecke ausgeschlossen gewesen seien. Seine Angaben erscheinen nach wie vor nn- glaubwürdig. Die in anmaßendem Tone gegebenen Ausfüh rungen über seine phantastischen Pläne kaffen erkennen, baß er wiederum dt« Meinung erwecken will, er habe sich «in- gebildet, recht zu handeln und dem Vaterland« mehr zu nütze», wenn er die Gelder direkt gäbe, als wenn sie bi« Notleidenden erhielten. Heute sähe er das Unrecht seiner Handlungsweise ein. Auf Vorhalt de» Vorsitzenden, er habe sich doch un- defugterwetse den Mittmetstertitcl ,«gelegt und da» Ordens band de» Hohenzoürrschen HansordenS getragen, erwidert er, daß er fest geglaubt habe, baß er die Auszeichnungen erhalten werbe. Sa» Gutachten des Professors Dr. Schulz. Unter großer Spann»mg wird baraiof der tnzivischen «in- getroffen« Psychiater Prof. Dr. Schulz vernommen. AuS seinen sehr klaren und präzisen Darlegu,»g«n erscheint fol gende» von Wichtigkeit: Der Zeuge ken-tt Meißner au» der SprechstinideWehand- luug- Er Hat an ihm eine starke Neigung zu periodischen Affekt schwankungen, ferner schwere Angstzustände und einen sähen Wechsel höchster Leistungsfähigkett und tiefster Depression beobachtet. Meißner ist manisch depressiv, aber, was der Gutachter nachdrücklich betont, nicht geisteskrank. Asthmatische neigen erfahrungsgemäß zur manischen Depres sion und zur Pscudolvgie ikrankhast gesteigerte Phantasie). Zeuge kann nichts au »sagen über phantastische Uedertrcibnngen Meißner-, aber er betont, daß Manisch-Depressiv« in dieser Hinsicht oft überraschen. 8 Kl des Strafgesetzbuches komme nicht in Frage. Ader ganz jenseits der rein ethischen Sphäre seien bei ihm gcwiffc seelische Einflttffc vorhanden, die bet der Be urteilung seiner Taten unbedingt mit berücksichtigt werden müßten. WaS McißnerS oft genanntes ZwangSdenken angehe, so sei es gleichfalls Tatsache, daß solches bet Manisch-Depressiven vorkvmm«, aber für die Beurteilung der Straftaten fei das von untergeordneter Bedeutung. Das Gedächtnis sei bei der artigen Kranken dagegen meistens sehr gut. Der Sachver ständige kam, wie in seinem bereits bekannten schriftlichen Gut achten, zu dem Gesaintschlnß, daß Meißner Nenropath und Psychopath, aber nicht «nzurcchnungssähig sei. ES folgte hierauf eine Mittagspause. Nach dieser sollen die Plädoyers stattsindcn. Am Ftciiag soll daun, im Anschluß an die Schlußworte des Angeklagten, daS Urteil verkündet werden. Nach den übereinstimmenden Gutachten der drei Aerzte, Dr. Vcnncckc, Dr. Haenel und Dr. Schulz, hat sich ergeben, das, bei dem Angeklagten Meißner ei» gewisser Mangel an Zurechnungsfähigkeit besteht. >Brl ?7ckluii !>?» «nisne» dsner» d>e Beestanblnna torl 1 Aa-sahrer-Bun-essesl Die Polizeistunde während des Festes aufgehoben. Mit Rücksicht Es den zu dem BundeSfest -es Bi'.M'dcs Deutscher Radfahrer zu erwartenden starken Frcmdcnzustrom wird daS ununterbrochene Ofsenhalten sämt licher Dresdner Gast, und Schank st ättcn vom 7. August vormittags 6 Uhr bis einschließlich der Nacht zum 10. d. M. nachgelassen. Auf die gleiche Zeit sind Kabarcttvor- träge, Instrumentalmusik und Singen in Gast- und Schank- wirtschaften sowie die in diese Zeit fallende öffentliche Tanz musik bis 2 Uhr nachts erlaubt. * ES fehlen noch Onartlerel Da während der Bundesfesttage auch die deutschen Gärtner in Dresden weilen, bereitet die Unterbringung der nach Zehntausenden zählenden Radfahrer auS allen Teilen Deutschlands immer noch Schwierigkeiten. Die Einwohner schaft wird daher gebeten, alle verfügbaren Quartiere gegen angemessene Vergütung bcreitzustellcn und bei der Fest- geschäftsstellc, Dresden-N. 6. Hauptstraße 5, Eingang Heinrich, straße, Fernruf 11222, anznmelden. Die Katze, die Marienbrüche und -ie Feuerwehr. Arbeiter eines KäbelmetztruppS, die aus der EtsenbaHn- brllckc an -er Marienbrücke beschäftigt waren, sahen unten auf einem Pfeiler der Straßenbrücke ein Kätzchen sitzen. Es konnte nicht hinunter, denn -a ivar der brausende Fluß. Es konnte nicht hinauf, denn da n-ar der glatte Pfeiler. So war es ganz hilflos und maunzte erbarmen, weckend. Wie cs bis da hinunter gekommen war, weiß bis heute noch niemand. Vielleicht ist es mit einigen Geschwistern zum Ertränken von der Rrttcke hcruntcrgcworfen worden und hat als einziger Ueberlebender einer einst vielköpfigen Familie Rettung gefunden, indem cS au dem Pfeiler hängcn- geblieben ist. Tie Arbeiter wurden von dem Wehklagen ge rührt. Sie wendeten sich an ihren Aufsichtssührendcn: „Ne, so e armes Vi-.-ch!" „Das muß doch verhungern!" „Ne, wemmer das so hcert, wie das kleine Luder miaut — da muß euer doch was unternähml" Und der AufsichtSführende rtefbch» Tierschutzverei». Der benachrichtigte wieder die Wohlfahrt. Ein Wohlfahrter kam. Aber auch eine stattliche Menge von Neugierigen hatte sich mittlerweile wie in allen solchen Fällen augesammelt. Als der Wohlfahrter eingetrofsen, gtng man ans Rettungswerk. Man rechnete mit dem Willen dr» Tierchens, gerettet zu werden, und mit seiner Intelligenz. Man leierte einen Korb uW einen Sack an einem Strick hin- unter und hoffte, das Kätzchen würde einen dteser Fahrstühle besteigen. Aber so wett reichte ez offenbar bei dem kleinen Geschöpf noch nicht. Nur einer konnte schließlich helfen: dt« Feuerwehr. Sie kam. Eine Strickleiter wurde hinunter- geworfen. Sie traf unten so unglücklich auf, daß sie beinahe das Miezchen in die Elbe geschlenkert hätte. Dann stieg et« besonders beherzter Feuerwehrmann, fest angeseilt, zu dem ängstlichen Tierchen hinunter. Er steckt r« in einen Sack, -er ihm von der Schulter hing. Aber Kätzchen wollte nicht: e» krabbelte wieder hinaus. Das wiederholt« sich unter großer Heiterkeit der Zuschauer einige Male. Endlich setzte sich die Kleine dem unabweisbaren Netter mitten auf die Nrust und wurde so unter stürmischem Beifall der Bahn- und Kaiarbeiter hinaufgebracht. Die Feuerwehr schasst eben das Unmöglichste. —* Verbot einer kommunistischen Zeitung. Da» Presseamt de» Polizeipräsidiums Dresden teilt mit: DaS Polizei präsidium hat die Beschlagnahme einer unter der Bezeichnung Mitteilungsblatt der Kommunistischen Par- tei Deutschlands — Bezirksleitung Oftsachsen" zur Verbreitung gelangten Druckschrift verfügt, die sich ihrem Inhalte nach als Ersatzblatt der für die Zeit vom 24. Juli bi» 6. August 1926 verbotenen kommunistischen Leitung „Arbeiterstimme" barstellt. —* Ein neuer Schritt Leipzigs gegen de» Schkeuditzer Flughafen. Der Ortsdezcrncnt für Flugwesen in Leipzig hat an den NelchsverkchrSmtnistcr eine Denkschrift gerichtet, in der gegen den Plan eines mitteldeutschen HafenS in Schkeuditz Stellung genommen wird. —* Der tödliche Unfall an der Elbe, bei dem wie gemeldet, auf dem Auöschifsungsplatz an der Nrustädter Dampfschiff. Wartehalle am Dienstagabend der achtjährige Schulknabe Hofmann in dem überschwemmten Keller eines beweglichen Bicrschanks ertrank, soll auf das Verschulden dcS Buden- Inhabers Willi Frcnindorf -urückzuführen sein. DaS Keller loch mar, wie auch schon bei vorhergehenden Nebcrflutungen, nicht gesichert, obgleich es beim Wegrücken der Schank bude leicht überdeckt und durch Auflegen großer Steine be sonders geschützt werden konnte. Am gestrigen DtenStag war der Wasserstau- »nieder soweit zurückgcgangen, daß -ie Flute» der Elbe gerade jenes Kellerloch noch mit bedeckte», und auch da wäre, wozu der Schankbu-entnhaber übrigens auch ver pflichtet ist, eine nachträgliche andermeite Sicherung durch Einschlagen einiger Pfähl« ohne jede Schwierigkeit durch- znführen gewesen. Diese Unterlassung ist um so ernster zu nehmen, weil Fraund-vrf gerade m den letzten Wochen und erst am Sonntag erneut auf die große Gefahr aufmerksam gemacht worden ist. Schon am Nachmittag war ein Kind in da» Kellerloch gestürzt, konnte aber wieder gerettet werden. Gegen den Schankbudeninhaber ist eine Anzeige wegen fahrlässiger Tötung erstattet morden. —* Festgenommener Betrüger, Festgenommen wurde erneut ein 88jährtger Fleischcrgehllse von hier, der in »ahl- retchen Fälle» hiesige Einwohner um Geldbeträge betrog unter de« Vorgehen, billige Fleischwaren beschaffen zu können. Er hatte wege« gleicher Betrügereien erst eine länger« Freiheitsstrafe verbüßt. —» Banunsall. Ein 27iähriger Bauarbeiter geriet am Mittwoch früh auf einem Hose des Neuen Rathauses wo gegenwärtig ein Umformer gebaut wird, mit dem rechten Fuß unter eine Lori und wurde schwer verletzt. Man brachte ihn nach dem Friedrtchstädter Krankenhaus. —* Die Feuerwehr wurde vergangene Nacht IS,2b Uhr »ach der Ausstellung gerufen. Hier war In einer Echteßbude di« Deckcnbcspannung anscheinend durch Zerschießen einer Glühbirne i« Brand geraten. Unter Mordverdacht verhaftet. Ans Ersuchen der Staatsanwaltschaft wurden von der Mordkommission des hiesigen Krimtnalamtes Erörterungen in NicSka sAmtshauptmannschaft Großenhain) vorgenommen. Dort wurde Ende 1919 eines Morgens der Wirtschaftsbcsitzer Otto leblos im Stalle zwischen den Pferden vorgefundcn. Sein Tod sollte durch den Hufschlag eines PferbeS herbei- geführt morden sein. Im Orte umlaufende Gerüchte, wonach Otto von einem seiner Söhne getötet worden sein soll, führten bereits 1924 zu Erörterungen und vcranlaßten neuerdings die Wiederaufnahme der Untersuchung, in deren Verlaufe nun mehr die Witwe und ein Sohn des Getöteten in Haft genommen und der Staatsanwaltschaft zugeführt wurden. Besser noch als in den großen Städten Rom. Mailand, Florenz und Neapel sehen wir diese ungemein reizvolle Ver- auickuiig von Vorzeit und Moderne in Orten wie Verona, Padua, Pisa, ganz besonders aber in dem ehrwürdi gen Bologna, das die meisten von uns — übersättigt von den herkömmlichen Glanzpunkten einer Jtalicnreise — mit Un recht am Wege liegen lassen: mir ist daS in diesen Sommcr- tage» »itter seinen lustigen Lauben so klar wie noch nie ge worden. Vergessen wir nicht, daß ein Bologneser uns einst den Namen gelehrt hctt, den mir heute dem ganzen Volke geben: denn in Bologna sagt man nicht „itsliam", sondern ganz wie wir: „itcüicmi". Es mag wohl in der Zeit um 1100 gewesen sein, als Tausende nordischer Jünglinge die Rechtsschule der Glossatore» besuchte»: im Jahre 1262 waren es gar 10 069. Um die nämliche Zeit saß hier freilich auch König Enzio, Fried richs II Sohn, als Gefangener der trotzigen Stadt im Palazzo del Podestß, und Enzio nennen noch heute die Bolognesen gern ihre Söhne. Die Universität ist noch immer eine der be- dciiiendstc» Italiens: sic macht die Stadt zu einem Mittelpunkt des nationale» Geistes- und Musiklebens. Die Oper ist eine der besten, die alte Zeitung ..II Kcrto clel Oactuic," gilt noch immer als daS Blatt der Intelligenz: von den fremden „Na tionen", die einst hier studierten, haben die Spanier bis heute ihr eigenes Kolleg, im Trccento von dem streitbaren Kardinal Nlbornoz begründet, in der Via Saragoza erhalten! Daneben aber reckt sich gleich die neue Zeit mit der „Faschistischen Universität", einer Gründung des Lokalhelden Lcandro Arvinati, der sich vom einfachen Arbeiter zum Abgeord neten und anerkannien Führer des Bologneser Faschismus ansgeschwungen hat: hier wurde 1928 eine „Intellektuelle Ta gung" des gesamten FaschismnS veranstaltet, die vor allem Akademiker und Arbeiter znsammensührcn sollte: dem itali schen Temperament fällt sa die Ucbcrbrttckung der Klassen- gegeniähe besonders leicht. Ob die Gründung freilich anf die Tauer grasten praktischen Wert haben wirst läßt sich noch nicht voraiiSschen: bekantlich fehlt ev dem Faschismus an wirklich überragenden Köpfen in den geistigen Bernsen, und darüber können die um des lieben täglichen Protcs willen erworbenen Partcikarten der UniversitätSvrofes- lorcn und höheren Beamten nicht HInivegtäuschen. — Dafür vailfnhrcn die faschistischen Studenten ein „akademische» "eben", daS leicht an Jena und Heidelberg erinnert: ich sah sie sts Abends vor einer Wirtschaft Im Freien eine Kneipe halten, der eigentlich »nr noch der Salamander fehlte, aber die Ge- lange und die fast miitclaltcrktch anmuienden bunte» Samt- borette mit den daran baumelnde» Münzen zu den schwarzen Hemde» wirkte» durchaus kommllitvnisch in nnserm Sinne. Bologna hat auch eben seine künstlerische Sensation gehabt, allerdings nur für ein paar Tage: einige Tage lang haben ein paar „kompetente Kenner" der Stadt in der ganzen ItaltenI- schcn Presse verkündet, Bologna besitze einen echten Michel angelo, einen bisher noch völlig unbekannten! Mag sein, daß die Vergessenheit, in die heute die einst und noch von Goethe hochgepriesenen Meister der klassischen Bologneser Malerschulc, die Guido Rcni, Laracci und Domenichino geraten sind, diese Patrioten verdroß und daß sie glaubten, mit ihrer Entdeckung eine Völkerwanderung der Kunstfreunde, Sammler und Händler nach Bologna Hervorrufen zu können: ihr Traum war kurz »nd das Erwachen schlimm! Der Generaldirektor der Knnstdcnkmälcr Italiens, Professor Colasanti, veröffentlichte einen Brief, der znm Schaden auch den Spott nicht fehlen liest „Was kann ich dafür," so schrieb er, „daß die sogenannten „kvm- petentcn Kenner" von Bologna nicht die Quellen lesen oder ein schwaches Gedächtnis haben?" Denn diese» Gemälde mit der „Versuchung des Heiligen AntoniuS", das Michelangelo angeb lich nach einem Stich dcS Martin von Holland gemalt haben soll lauf Grund einer unsicheren Stelle bei Vasari), taucht seit fünfzig Jahren immer wieder von Zeit -n Zeit anf und ist von allen Buoiiarotti-Kcnncrn, wie Springer» Thode, LchrS »nd Steinmann, sowie den ersten italienischen Forschern geprüft »nd aügelehnt worden, ja, der alte Springer berichtet, schon 1881 habe eS anf dem Knnstmarkt keinen Käufer gefundenI Der Direktor dcS Holländischen Instituts in Rom, Professor Hooge- wersf, aber spricht die Bologneser Tafel als ein flämisches, dem jüngeren Tcnicrs nahestehendes Werk der Zeit um 1666 an, wofür auch die Ocltcchnik nnü das Nnstholz zeugen. Wie konnte, so fragt setzt der „Resto del Carlino", das alles der Bologneser Mnscumsdirektion «»bekannt sein? Einen wirklichen Michelangelo hat die Stadt freilich einmal besessen, die Vronzcstatnc seines Gönners Julius II-, ein Werk, daS dem graste» Meister viel Not «nd Ncrgcr bereitete: alö cö 1868 über dem Haiiptctngang des nie vollendeten Pctronins- domeS, der den Dom von Florenz ttbertreffcn sollte, endlich ausgestellt war. riß es drei Jahre später das meuternde Volk wieder herunter und verkaufte eS an die Ferrciresen, die eine — Kanone daraus gossen! Heute gießt man in Italien an» Kanonen wieder Glocken, und Optimisten könnten auf den Ge danken kommen, die Welt sei setzt friedlicher alS einst: aber das ist ein Irrtum, und auch die lachende Ebene der Emilia, die wie ei» einziger Ggrtcn die alten Türme von Bologna umgibt, darf uns nicht vergessen machen, daß unsere „fortgeschrittene" Zeit heute in wenige» Minuten »nd ohne Kanonen dicken lachenden Garten in einen Trümmerhaufen verwandeln kann. .Fcmcmio clocetl" stand anf den alten Münzen. bl. br. MtleniachrWen aus Seutschlanb vom 4. August 182k ceiallvnen l—s von 7 Udr morsen», Odriae s-otianen von X Ud> morsen»» Sri Ter FDss nperotu * -b «T. ren W,N! tzZ p-r Z7 io- weiter 7 ««. »lldr morgen» Z?Z I-1S s-23 1-11 880 o 0 — -15 23 SIM » -11 -LI - 7 SINI o -11 -LI - 8 EIN! o -10 -20 - 7 xc> r o 11 >-15 - 6 NO - o -10 -1-2 - s NNO » r « 15 7 7 n 4 4 - -ls -1-22 - l. vv 2 8 - -1,1 -12- 18 n » 8 - -18 -*L1 -13 n>v 1 » -< ^17 4 20 14 zvnv » > 01 - -19 -12« -14 n 1 0 -4 -15 4-20 - V NW 1 » - -16 4-2.-, -i -12 NNO » i -i 11 4^22 -I - 6 NO 1 L — Drr»drn .... ««,1» tzINa,.«trfchI»Id» Ldemnil, .... Annaberg . . . Jlchlelbrrg . . . Dr»»«» .... D»rl>»» .... Kambnrg . . . Aachen .... Swtnomtiod« . . ». Dr»»I«» .... Fe»nbs»el . . . M»»chon.... SrISnternngdeIr.Wattor! Owoldcnlos. I heiler, 2 dalddedecki. ZwoUüg. 4 bedeckt- 5 Regen, v Schnee. 7 Draupel oder Kogel. 8 Dun» »de» Bebel «Sichln,,», weniger al» 2 km>. 9 Veroiller. Teinperaluren: -i- Wärmegrad». — Källeprod». Beobachtungen an ber Lanbeswettenvarte Vresbeu-A. ,nv m Seebdb« F z Z2 e , -As .-ek «s-, rr'-k» r->b s S iE ß« ZAw Z L 3. S. 2U. n. 755,L -1»-.3 4-17,2 48 VV8VV 3 0,4 so-30 beiler dl, doldbed^ 3.8. 9.0. id«.c> 7« 880 8 v/4 2-4 1.«. I ,»M. 755.1 -1-2,9 82 880 I o/o »4 trocken Höchste Temp. de, aestr. T»a TieM» Temp- der gestr. Nach Tiefst« Tomp. am Erdboden: e«: -1- 22.8 I Sonnenicheindsuer SIN ». 8.! n -1 -o.s I Niederfchlag! — m« -1 10,2 c j Lchneelikl,: — 11.« Stk. Lnstdrnckvcrtettnn». Hoher Druck über 77» Millimeter Großbritannien, mit über 788 Millimeter bis zum Elbe-Oder-Gebiet »ach Süüsrankreich und »ach Nordskanbinivlcn reichend: tiefer Druck unter 78» Millimeter Rigaischer Meerbusen: neue Depression westlich von Island. Wetterlage. Die Wetterlage hat sich gegen gestern nicht wesentlich geändert, Der Luftdruck Ist aus dem Festlande tn weiterem Anstieg, während der über den britischen Inseln liegende Kern des hohen Drucke», de« sich noch etwas nach !7steu verschoben ha», von Norbwesten her etnj Abschivächung erfährt. Der MitternngScharakter wird daher bt» uiotgen keine »eiiuenSwertc Aeuberung erfahren. Wettervorhersage. Vorwiegend heiter, noch Immer Nelgnng z« gewitterige« Stiirnngrn: warm, schwache Lnftdewegnug. Allgemeiner MitternngScharakter der nächste» Tage. Vorwiegend trocken und warm. Wasserst««» der Elbe und ihrer Ivflstsf«. Kö ms», Mo« brno 2t»m- üsun ZrINd. ckel- N,» Üel«. merck Nu» Treod» 3. Aug. t. «ug. -1-44 -lll? 415« 4U2 4 146 -l 110 4 10L 4- 110 4 LI* 4 20? 4 280 4 «3 4 *40 §ri4 -43-2 4-17L -11,7 -bis»
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