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Nr. irs Seile 4 — .Dresdner Nachrichten" — Mittwoch. LS. März 1SL7 Assunta und Lore. Roman von Wolsga » g Kemter. ISI. Fortiedung.i Umsonst versuchte» dann der Oberstleutnant und -Her mann, ost auch Fron Berta Gras,, die Erzürnten zu versöhne» und zum Bleiben zu iiberreden, bei der Dtenstbotennvt. die in dem Lande lierrMe. in dem eine blühende Industrie viel besseren Berdtenst nebst einem l,innen Feierabend und sreieu Feiertage» gewährte, war es den Leuten nicht zu verdenken, daß sie immer bald wieder ihr Bündel schnürte». Sie dachten eben nicht lange darüber nach, woher diese Heftigkeit und Reizbarkeit kamen, ivnrde eo doch Hermann selbst oft schwer, seine Geduld zu bewahren. Darunter litt das HanSwesen. Bum Glücke war Frau Berta Graß der gute «lern der Billa in der Römernrahe geworden. Ihr gutes Herz empfand nur Mitleid mit der armen Assunta, die sich selbst daS Leben so schwer machte. Denn diese Kämpfe mit den Dienstboten ver setzte» die junge Frau oft in derartige Aufregung, das, sie ganz krank war und weinend ihrer treuen Freundin dann das Leid klagte. Frau Berta lat ihr möglichstes, ans Asinnta eln- zuwirken. damit sie ruhiger werde und sich besser beherrsche, aber es hals nie lange. In solche», oft äußerst kritischen Augenblicken, mußte dann Frau Berta für die Bedürfnisse des Hauses sorgen, sie iab in Küche und Keller nach dem Rechten und legte wohl selbst mit Hand an, wenn es nötig wurde. „Was täten wir, wenn wir Sie nicht hätten, Frau Berta," sprach dann Hermann voll Dankbarkeit und doch voll heim licher Sorge. „Ich glaube, es ginge bei uns oft alles drunter und drüber. Assunta ist wie verwandelt, fast möchte ich sagen, wie verhext, ich kenne sie oft kaum mehr. Die läßt sich so gehen und hat ihr Temperament gar nicht mehr in Gewalt. Bubis Erziehung muß ja auch darunter leiden, ich bin zu wenig zu Hause und Papa vergöttert den Kleinen viel zu sehr." „Lieber Freund," tröstete darin Frau Berta, „diese Er regung ist krankhafter Ratur. Assuntaö Nerven sind durch die schwere Krankheit zu sehr mitgenommen worden, das wird aber mit der Zeit sicher wieder besser werden. Was Bubt an belangt, da machen Sie sich heute noch keine Sorgen. DaS ist ein kleiner, herziger, deutscher Bursche, und wird gewiß ein mal ein ganzer, deutscher Mann." Hand in Hand mit dieser nervösen Ucbcrreizung trat aber bei Assunta noch eine andere Erscheinung ans, die Hermann jäh erschreckte und ihn um sein Glück und die Zukunft ernstlich bangen ließ. Asinnta wunde eifersüchtig, maßlos eifersüchtig. Als sie sich nach vielen Wochen zum eiGen Male wieder angekleidct hatte, um mit Hermann in die St'dt zu gehen, dabei in den Spiegel schaute, da hatte sie plötzlich die Hände vors Gesicht geschlagen und gerufen: „Mein Gott, wie sehe ich aus! Wie eine alte Frau, eingefallen und ganz gelb. Her mann. nun magst du mich nicht mehr." Ein Weinkramps hatte sie geschüttelt und nur mit schwerer Mühe hatte sie Hermann zu beruhigen vermocht, aber aus- gegangen war sie damals nicht. „Nein," so halte sie weinend gerufen, „so gehe ich nicht unter die Leute. Sie würden mich nur angaffen und das er trage ich nicht." Hatte sich Assuntas Wesen auf so unerklärliche Weise ge wandelt, so war durch die schwere Krankheit allerdings auch ihr Aeußeres stark verändert worden. Die anmutige Fülle der Formen war verschwunden und die Gestalt der jungen Frau hatte etwas Eckiges, Steifes, an genommen. Das einst so reizende, hübsche Gesicht war schmal und hager geworden, die Backenknochen wurden sichtbar und die etwas spitze blase wirkte unverhältnismäßig groß. Die an und fiir sich gelbliche Haut schien krankhaft blaß und um die Mundwinkel batte sich ein alter, leidender Zug «ingentsiet, der nicht mehr schwinden wollt«. E» zeigte sich auch hier Assuntas Abstammung von jener Nation, bei der der Verfall der Frauenschünhett viel früher und rascher als bei uns Deutschen vor sich geht. Diese Erkenntnis schuf Assunta unsagbare Pein, ver düsterte ihr die Gegenwart und verdichtete sich allmählich zu dem unheilvollen Wahne, daß Hermann st« nicht mehr liebe, ja, das, er andere ihr vorzöge. Hermann hatte Assunta zunächst herzlich auögelacht. „Köstlich, mein Schatz ist eifersüchtig." Dann hatte er sie in seine Arm« genommen, geherzt und geküßt wie in den jungen Tagen ihres Glückes. Assunta war dann ruhiger geworden, hatte sich an ihren Man» geschmiegt und leise gefragt: „Hermann, ist es wahr, liebst du mich »mH, nur mich?" Herma»» sah lächelnd in die dunklen, tiefen Augen und fragte scherzend zurück: „Muß ich dir das wirklich bestätigen?" Jedoch der Wurm nagte an Assuntas Herzen und war nicht mehr zu vertreiben. An dem einst so reinen und blaue» Himmel der beiden jungen Leutchen" ballten sich schwere Wol ken und schoben sich langsam, langsam vor die Sonne, die kaum je zwei Menschen so leuchtend und so »varm geschienen hatte. Ein Verhängnis schwebte herauf. Assunta kam nicht mehr zur Rul>e und sah am hellichten Tage Gespenster. In jeder Frau, in jedem Mädchen, mit denen Hermann in seiner freundlichen, zuvorkommenden Art sprach, witterte sie gleich eine Rivalin. Dan» weinte sie stundenlang herzzerreißend, bekam ihre Weinkrämpfe und klagte voll Bitterkeit: .Fsch weiß es schon. Hermann, ich bi» alt und häßlich geworden, du liebst mich nicht mehr." „Asinnta. hältst du mich für einen so oberflächlichen Men schen. der »nr aufs Aenßcre schaute?" „Ach, ihr Männer seid alle so. Ihr wollt nur ein schönes, glattes Gesicht." „Habe ich diese» Bvrwurf verdient?" fragte Hermann ernst. Nun flössen Assuntas Dränen erst recht, jetzt machte sie sich die heftigsten Borwürse und bat weinend um Verzeihung. Aber es wurde nicht besser und die Szenen wiederholten sich, trotzdem der Oberstleutnant, auch Rat Kühn und vor allem Berta Graß ihr möglichstes taten, Assunta ihre krank hafte Eifersucht auszurcden. Es hals aber nichts. Von allen aber erkannte vielleicht nur der Oberstleutnant, welche Gefahr Assuntaö und Hermanns Ehe drohte, er, der selbst daS Kind einer todunglücklichen Ehe war. Mit tiefstem Schmerze mußte er der verhängnisvollen Entwicklung der Dinge zuschen, ohne helfe» zu können, denn Assunta hörte nicht aus ihn und seine mahnende» Worte verhallten bei ihr im Winde: zudem mußte aus der jungen Frau Befinden immer noch die denkbar größte Rücksicht genommen werden, denn nach jeder solchen Szene war sie tagelang ganz elend. Blutenden Herzens sah Hermann die gewaltige Verände rung, die mit seinem Lieb vor sich gegangen war. Der Froh sinn der jungen Frau war verschwunden, an seine Stelle ein Ernst getreten, der fast schon an Schwermut grenzte. Das ist das Rätselhafte des Lebens, daß solches gerade den Menschen geschah, die vom Schicksale znm Glücke aus erlesen schienen, die niemals wirkliche Sorgen kannten, deren Tage kein sonstiger Kummer verdüsterte. Hermann erkannte, wie sehr sich Assunta härmte, wie sie selbst am unglücklichsten war, und konnte nicht Helsen. Er war lieb und gut zu ihr, zeigte eine Engelsgeduld, aber schließlich war er auch nur ein Mensch, dessen Langmut einmal zu Ende war. Diesen Augenblick fürchtete er selbst am meisten. Er litt unsagbar unter diesen fast trostlos gewordenen Ver hältnissen, die an seinen Nerven rissen und rüttelten. Doch hasste er immer noch auf Besserung, die die fortschreitende Zeit sicher bringen mußte. Tag me und Wochen gingen. Hauptmann Ritter war mit seiner Frau diesen Herbst wieder nicht gekommen: der Haupt mann batte seinen Urlaub Anfang September gehabt, K>. mal» aber war Assunta »och zu krank gewesen, also tvaren RltterS in« Galzkammergut gefahren. Man schrieb sich „och ost und Ritters zeigten sich für Assunta sehr besorgt. Ihre Freude war groß, als sie endlich erfuhren, daß es der jungen Frau nun besser gehe. Mit seiner Mutter mar Hermann in regem Briefwechsel. Auch Frau Rastbichler fragte fast jeden zweiten Tag »ach Assuntas Besinden und wußte eine Menge altbewährter Haus mittel, die helfen könnten. In de» Briefen zeigte sich auch die Sehnsucht der Großmutter, ihren kleinen Enkel zu sehe», und Herma»» mußte verspreche», so bald als möglich mit Assmtia und Bubi zu kvmmcn. Bon allem anderen, von dem, was die Mensche» am Bvdensee bedrückte, erfuhren ihre fernen Freunde und Liebe» nichts. Hermann war zu stvlz. um zu klage»: es hätte ja auch nichts genützt. Was seine Liebe und Assuntas Bater nicht vermochten, brachte kein anderer Mensch zuwege. Langsam glitt der beiden iungen. einst so frohe» und glücklichen Ntenschen LebenSschiss einem Abgrund« zu. Sir wußten es aber noch nicht. Esirb es überhaupt noch ein Halten? Assunta liebte Süßigkeiten über alles. Oft brachte ilst Hermann, wenn er mittags aus der Kanzlei hcimgiug, aus einer der Konditoreien ein Stückchen Torte oder Backlvcrs mit. — Eines TageS aber schob Assunta das Päckchen, ohne es,n öffnen, zurück und sprach mit einem kurzen, harten Lachen, das häßlich klang und Hermann bis in die Seele hinein weh tat: „Ach, ich weiß schon, warum d» so lieb bist. Skicht meinet wegen knnsst du die Sachen, wegen der hübschen Verkäuferin bei Brauns gehst du so gerne in diesen Laden. Jede hübsche Larve ist dir mehr wie ich." „Assunta, nn» siehst du. wie ungerecht du tn -einer Eifer- sucht bist. Ich mar gar nicht bei Braun, sondern bei Schlegel in der RaihauSstraße." „Ach so, wo die beiden koketten Töchter bedienen, die allen Herren hübsche Angen mache». Ich hätte es mir denken können." Dann sprach sie während des ganzen Essens fast kein Wvrt, aß und trank nur wenig und nmr wirklich ganz un glücklich. Hermann zwang sich dazu, ruhig zu bleiben, eS war in solchen Fällen, in denen eS oft fast schien, als wolle Assunta den Unfrieden, nicht leicht und er mußte sich stets vor Augen lmlten. daß Assunta noch immer krank war: diese Ausbrüche ihres krankhaften Wesens taten darum aber nicht minder web und verbitterte» die Tage. Hermann sprach einmal mit dem HauSarzte, ob eS denn für diese überreizten Nerven kein Mittel gebe. Dr. Seifert meinte, Assunta solle für einige Monate fort, in eine andere Gegend und zu andere» Menschen, entweder ans Meer oder tn ein stilles, ruhiges Waldkal. Hermann sagte es Assunta. Jedoch sie wollte nichts davon wissen, fing gleich wieder zu meinen an und rief: „Du willst mich nur fort haben, bist meiner überdrüssig geworden, sage es nur offen, ich weiß es ja längst." Da waren ihm doch ein paar harte Worte entschlüpft. „Assunta, du bist entsetzlich ungerecht. Mögest du eS nt« bereuen." Dann war er gegangen. Ins „Heidelberger Faß". Da? war eine altberühmte, urgemütliche Bregenzer Bürgerwirt- schast. Dort traf Hermann seit längerer Zeit an den -Mi Abenden, an denen er ausging, mit Graß, einem jungen Rechtsanwälte und Dr. Seifert zu einem gemütlichen Karten» spiele zusammen. Diese Abende waren ihm Bedürfnis ge worden. Da ruhten sich seine Nerven förmlich aus, an diese» Abenden war er wieder froh und iy bester Laune. ^ ^ «Forrievuna folgt.» s^ür vamsri: i-Iski-sn: I xsrw. Ssicisntior II . 1 si/Ional Q-tranlis 14 l'a^s , 14 . , III „ 14 „ „IV Wolls plattiert 14 , „ Socken 4 tack ^lor 1 paar NIVI. 4.25 1 . » 325 1 . . 2.SO 1 . . 425 1 . . 2.90 SVSükttrsnzg * WsIIsln, * * SoßHSffßsIsln Lu ^amliisntestiiehkeitsn NliZen, >chk«tr»t»r»r,«1, wol-, SU0-, uns vom ssaö Ullck m bisschen. kkörler L Nerklolr, Am See! Os^LbtilsrL I an Ooarnle u. k^sstangsslsNt« » rite <I^n Sebutr edier lungeren Nun,Itn»,löstet,t M «enieken, NN günstig«» s«ch>ngnng«n I ISvamlsn-KrsrIit- ^ilisl« vrssclsn » 6es. m. b. kl. 8tr»0« »2. I. 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