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887 Ich irrte wie blind i» die Alleen hinein, sah nicht da- purpurne Wollen- aewühl am westlichen Himmel, die Stadt in den Holddunst des Abend- gehüllt, bi» die Lüfte erbebten vom Ehvr der Glocken. Da fu!»r ich ans. Schweigt, o schweigt! So t langen eure Schwestern von den Domen und Kapellen von Paris, als ich das „Ja" von den geliebten Lippen hürte und Lea den Brauttust gab. — O schweigt, schweigt! lliivariiiber,ig trieb mia) das Geschmetter vorwart-, bi- hinaus vor die Tore, In emm Osterla trank ich Wein, ein Glas nach dem andern, rasch hinunter» bis mich die niste rote «Uussigleit etelte. Die Stadt ivar langst in Nacht und Sternenlicht gesunken, als ich mich hcimsand. »In Atrium traf ich Frau von Lillow noch an, „Sie waren bei der Eontezza Farrere. lieber Graf?" fragte sie. ..Ich habe nicht den Vorzug, diese Dame zu kennen." gab ich befremdet zurück „Waren Sie cs nicht, der die Eontezza begrüben wollte, als ihr die Pferde durchgingen?" Was a„ Nervenkraft noch da war, muhte herhalten. „Mir ist da etwas passiert, gnädige Iran, Ich hielt diese Dame für eine Bekannte von Paris der , , . ein Fräulein Lea von den Licken." „Sie ist es. sie >st es!" rief die junge, lebhafte Frau von Lillow. Ich habe gut Komödie gespielt bei der »nn folgenden Erzählung: Eine «Geldheirat von ihrer Leite, regelrecht verkauft, von ihm aus munkelt man Liebesheirat. Man wunderte sich damals, als der unter Freunden als Deutschenhasser bekannte Eomte Farrere die junge elsässische Aristokratin heiratete. Ihr Bater hatte sich in der ans dem Franksnrter Frieden entspringenden OptionS- israge, die betanntlich von den Notabeln Elsast Lothringens mit grober Erregung ausgenommen wurde, für Deutschland entschieden. Prosper von den Eicken hat im Gespräch mit nnr vssen zugegeben, dast er sich nur unter dein Einflust seines Baters, der ihm mit Enterbung drohte, zu Deutschland bekannt habe. Er wäre weit lieber Franzose geblieben, Lein alter Bater war mit Begeisterung deutscher Untertan geworden, und seine Enkel dienen im deutschen Deere. Die Gräfin Lea Fairere lebt ans grobem Inste. Die «Gesellschaft will wissen, dast ihr Bater, der in Paris lebt, eine Beine von ihr bezieht. Es must wohl auch so sein, denn schon Jahre vor der Berbindnng seiner Tochter mit dem reichen Mann soll er Kredit in Anspruch zu nehme» genötigt gewesen sein. Die Gräfin ist Weltdame, und als solche engagiert man sein Herz niemals, man flirtet nur leicht und rechnet mit kühlem Kopfe mit Ziffern — der Kalkül ergab die reiche Heirat. Wer will sic da richten? Ich sagte Gute Nacht und ging. Neber die Moral der Frau von Lillow denke ich nicht nach. Sie ist eine gutmütige, seichte 'Natur, sie interessiert mich nicht. Ich konnte nicht ruhen, ich schleppte den müden Leib durch die Räume. Ein Geruch ivar in der Lust, ein Geruch nach frischen Veilchen. Ich suchte im Zimmer und fand sie in einer bunten Schale vor dem Spiegel. Ein freundlicher Grust meiner jungen Wirtin. Mil grausamer Faust drückte ich die violetten Blumen- kopfchen zusammen und warf sic aus dem Fenster. Fort mit dem Geruch, fort! Er mahnt mich an „sie". Also verknust! Pfui, verkauft 'Nichts mehr'? 'Nun, ihr Brief war eine gute Komödie. In mir grollt ein Heister, tiefer Hak. Der Kelch ist leer, die Neige bittrer, als ich erwartet. Du schone, glänzend meiste Frau, ich rufe es Dir zu, über die Dächer Noms, durch die laue Nacht: Du giltst mir nicht mehr als die nlngen Modellmadchen drunten am Spanischen Plan, die mit ihrer Schönheit schachern Du warst die Schmerzen nicht wert, die ich um Dich litt! Ich holte ihren Brief herzu und las ihn. Da kamen mich plötzlich die Zweifel an, ob sie mich um Reichtum verraten hat. „Was ich tue. ist Frevel, was ich lebe, ist Schmach, was ich spreche, ist Lüge!" Aus dem Tuntel um mich reckt sich das Schicksal auf mit ungewissen, falschen Mienen und hohlem Blick. Ich will ganz loskvmmen von ihr. lieber taub und blind werden, aber ich Knien will ich sie darum anslehen, oder Lippen öffnet. Rom. 26. März. Meine Kerzen waren tief herabgebrannt. ich wartete auf den Tag. Im Hakbschlummer erbeiete ich mir den Tod. ehe noch im Osten das Licht aufgingc. Mit den Mvrgenglockcn erwachte ich. Da glänzte die Lonne wieder tausend fach über dem alten Rom, über seinen Kirchen, Palästen, dem stolzen Königs Es must ein Ende werden! Ich will will die Wahrheit wissen. Auf den sie analen, bis ihr der Schmerz die schlosse. Goldgetränkte Lust, tiefblauer Himmel über Helle« Grün und über Blütenfluten: hier ist die Heimat de» Frühling». Ai» Herr von Lillow nach der Botschast fuhr, bat ich ihn, mich mitzunehmeu und am Palazzo Karrers abzujctzen. Ich log, dast ich die Gräfin begrüßen und mich nach ihrem Befinden erkundigen wollte. Der Schreck müßte groß gewesen sein gestern, und ein Wunder, wenn sie nicht einen Nervenchok davon getragen hätte. Ein goldroter Billenbau aus den frohen Tagen der Frührenatffance. Weit- gespannte Bogen aus schlanken Säulen schließen sich zu luftigen Hallen. Lange Alleen von Zypressen dunkeln: in ihrem geheimnisvollen blaugrünen Schatten plätschert versonnen der Silberstrahl einer Fontäne in die bemooste Schale. Irr der Sonne gleißt da- Grün der Parkwiesen, die Rhododendron-Blütenflut schaukelt bis an die Mauern des Hauses, lieber die Marmvrtreppe der Ein- gangshalle stolziert ein Pfau —. Lerchengesang und Ftnkenjubel. Leas Heim ist köstlich, wie eine lyrische Dichtung, in eine Landschaft ge bettet. leuchtend, wie Tizian sie malte. Mir quoll da- Herz von Bitterkeit über: ein solches Heim hätte ich meinem Weibe gewiß nicht bieten können. Mit starken Schritten trat ich zornig diesen Boden, als ich auf das Haus zuging. Hinter mir rauschte cs wie Frauenklciderfalten. Ich kehrte mich um, da ging sie hinter mir — Lea! ES gibt Minuten, wo man meint, des Himmels Wölbung müsse krachend über unserem Haupt zusainmenstürzcn. Warum ist das nicht geschehen'? Warum mußte ich mit der Frau im Spltzenkleide durch die Alleen wandeln, warum mußte mir ihr Mnnd das erzählen, was ich doch längst wußte'? Wir grüßten uns und ich verneigte mich tief, wie vor einer Fremden. Ihr Gesicht war schneeweitz. ihre Augen voll Furcht. „Graf . . . Bühl . . .". sagte sie stockend. „Gräfin. Sie wissen, warum ich hergckommen bin?" Sie nickte stumm. „ES liegen acht Jahre zwischen heute und dem Tage, an dem ich glaubte, mir die Braut heimhvlen zu können. Ich bin nur gekommen, Gräfin, um Sie zu fragen, was das Furchtbare gewesen sein könnte, das uns getrennt hat'?" In zusammengesnnlener -Haltung, den Kopf gesenkt, ging sie von mir fort in die seitwärts führende Allee von Pinien hinein, ich folgte ihr. Endlich sagte sie dumpf: „Ich habe das längst gefürchtet, damals schon, dast Sie die Wahrheit wissen wollen, und darum floh ich!" Nun blieb sie stehen, faltete die Hände und blickte mir flehend ins Gesicht. „Nicht jetzt die Wahrheit . . . nicht jetzt . . . dann, wenn ich nicht mehr atme..." „Eine gewisse ungewisse Zeit, auf die Sie mich vertrösten. Frau Gräfin, wer kann wissen, ob ich dann noch atme. -Haben Sie je darüber nachgcdacht, was aus mir geworden sein kann in diesen acht Jahren'?" „Doch . . . ich weist alles . . . Sie waren verheiratet." „Und Sic meinten darum, ich sei getröstet'?" „Ja!" Ich habe nichts heranSgebracht als ein höhnisches Gelächter. Sie sah mich erschrocken an, und da hatte ich auf einmal die ganze Wahrheit auf den Lippen und sagte sic ihr in's Gesicht mit vielen häßlichen Worten. „Lüge, ist das nicht ein ekelhaftes Wort, Gräfin? Wer nicht stark genug ist zur Wahrheit, und darum seine Zuflucht zur Lüge nimmt, ist ethisch nichts wert. Ich würde mich schämen vor dem Besten meines Innern, wenn ich jetzt die Feigheit besäße, den lügnerischen Stolz, und Ihnen sagte, ich habe Sic vergessen, ich bin nur hergekoinmen, um mit männlicher Brutalität die Wortbrüchige zu strafen Nein, ich habe Sie nicht vergessen, Lea, ich habe an Sie gedacht voll heißer Liebe Tag und Nacht, Monate und Jahre. Um Ihre Person breitete ich all mein iliiruhigeS Wünschen und Sehnen, alle innigen Träume meiner Phan tasie. meiner Sinne. Denken Sic von dem Manne, dast er ein Schwächling ist, ein Narr, der die Feinkost des Flirts als Urbegriff Liebe nahm und an die Hoch zeit dachte, als seine Liebste meinte, dast es Zeit zur Trennung sei. Was aber denke ich von der Iran, die dem Manne in Liebeslaune das Herz aus der Brust riß und es lachend zertrat, weil ihr das Geld eines reichen Freiers lieber war'? — Dann ging sic, feig und verlogen, umschleiert von Weihranchopferdüften unter geheuchelten Tränen und lud zur -Hochzeit ein mit ihrem reichen Kreier. Saxlsfinsps SilterqusIIs Qsxsn Vsi-8lopfun§. Zsslütts Vsi-6auuriß. ^elllöiblx- ksil, Slulanör-LMb, sie. 6swö^/. Oos/s.- ? kbsso^/ss oo//. VLkr^ American Zkoe kmsrllcscilrclis ssicksns Ltrümgko ohne dlsstt IA.2.S0. ösrlln »<öln oen vLkä 8e«utt. vnc80kki. p^er 5^28. ^S8ilienr XsusliLllL, 0rv86sn, praZer- kcke VVgiseniisnsstr. 8üll8tiL6 r Lelegeiitieilj ! pllkrek- j i IllMlll! j ! r aus einem großen Posten echter Perier-Teppiche ver bleibende: Einige großeStücke. passend für Salon, Herren- n. Speisezimmer, sowie eine Anzahl mittlere n. kleinere Stücke beabsichtige ich mög lichst wiorl zn verkanten u. zwar geg. Kaffe zu jedem annciimbar. Preis. Be- sichligung ohne Kaufzwang täglich von 9 bis >/,8 Uhr in meiner Wohnung Strelilcner Str.tt?, p.r., zu erreichen mit Straßen bahn 5, Haltestelle a. Haut«. Ls.äsnLrmsv, mlid, bequem u. prakll, 8 Mk. Otto Oraicden. Troinveterftr. 13. 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