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SS. Jahrgang. As 4V« Mittwoch, 3V. August 1S22 Illi Dradkanschrlft: M»chrtchl«» Fernsprecher-Sanunelnumnwr: 28 2-11 Dur sür Dachlgesprdche: 20 011. »lies Gegründet 183k ^ Dre^ns- '4/ Isakao, LekokolaSe, ^Xontttül-en. 2uckek'v/ai'LN. yy. 1838. » 18 «sl psömüerk.. Schrtffl»»una und KauplgeschZsIssIrlIe: »»rlenNraye 38/40. Verlag von Ll»»sch N «rlchardl in Dresden. Paftscheck-Konto 1088 Dresden. i" Dresden bei Ulalich »welmollger Julragung msnatl. 50 I qs—Di« lsvall.32mm dreiie steile 12^-. auherh.Sachsens 154. Familienanzeigen,Anzeigen unI.SIeNen. u.Wvknnngsmardl. IspaU.An- oder durch die Post bei «Sgl. zweimaligem Versand monall. 50 4 j /tllgLlALII- Preise« u.D»rkiluse 25°/» Dachlas,, Dorzugsplatze ll.Takts. Ausw.AustrLg» geg. Dorausbezahl. — Sinzeinummer 24, Sonniagsausg. z 4 Dachdruvl nur mi> deutlicher vueAenangad» «.Dresdner D»chr."> znISistg. - Unseriangi» SchriNsiüid» werden nichl anidewadrt. LsnkiliZ-Lpsrlisrcle Mr iUelnvodnuogen. llarrs^ialtskilctian unil Oroddetrleb«. unvdertroyen ln l4l»tung Mio Naltbnrkelt Kal deileutciuler Noklenar»l>aroi«. -Zllelnverdant: ükl> lnl,.: vr. L«Iosin1r. IS um »um «IU ?ernspre»er: >6262 klitti« neniviäiM sei-iui.2. ?°rn,pr--k«r- X«,MMNNLlltg«8SlIsctl»N .«„n^raaker- l«2S. l«UZ. l«M8 1» Lekrsldsegs»»« 1K l'ernverkekr 2060« SSmII.dsnilmLKigsnOesvkLfle. finsnriellekvrslung HfsutausslsllunZsen o-r l<smsn20r- , b lst kst O KsrrisciTSv 0-7 L i StrslSs /--> kV I I StrslZs L i Strs8»nb»vr>l. S T«!«plic>n 22867 Sicherung der Kohlenlieserungen an Frankreich. Verhandlungen -er Regierung mik Ln-uslrietten und Bergarbeilern. Beiderseitige Bereitwilligkeit. Berlin, rs. August. In weiterer Verfolgung des der Reparationskomm ission unterbreitete» Plaues eiuer Sicherung der Holz« und Kohlcntieseruugeu an die Mi» iertcn dnrch LicsernugSvertrügc mit den cutsprechende« deutschen Industrien hat heute die N e i chs r e g i e r u n g mit Vertretern des Kohlenbergbaues und der Holzindustrie verhandelt. Die Vertreter des Kohlen bergbaues erklärten sich damit einverstanden, alsbald zu» sammeu mit der Neichsrcgierung in Verhandlungen über den Abschluß privater wirtschaftlicher Liefe» rnugsverträge einzntrcteu. Als Unterhändler für de« Kohlenbergbau wurden die Herren Hugo St in »es, Peter Slöckner, Dr. Silverbcrg «ud Direktor Lucbscu ge nannt. Aehulichc Verhandlungen über die Holzlicsernngeu solle« sich unmittelbar anschließcn. Eine Besprechung mit den maßgebenden Vertreter« der Bergarbeiter und mit den Spißeuorganisationeu der Arbeiter ergab gleichfalls die grnndsätzlichc Bereit« Willigkeit der Arbeiterorganisationen, au der Durchführung der Lieserungsoerträge mitznarbeite«. Die Reichsregierung hat von diesem Ergebnis der heutiger« Bespechungen ihre nach Paris zur Verhandlung mit der Reparationskommission entsandten Vertreter telegraphisch «nterrichtet. lW. L. B.) Französische Stimmungsmache gegen Deutschland. Herr JnlcS Sauerwein will, wie die „P. P. N " melden, eine Unterredung mit den von Berlin zurückgckehr- ten Delegierten der Neparationskommis. sion gehabt haben und berichtet darüber im ..Matin". Danach soll Deutschland herrlich und in Freuden leben. Es soll in Berlin jedermann Geld, insbesondere Dollars, eng lische Pfunde und Schweizer Franken im Ueberfluß in der Tasche tragen ll) und mit deren Hilfe sollen alle das Leben genießen und Kunsigcgenstände lausen. Auf dem Potsdamer Platz, wo der Verkehr ehemals leicht von statten gegangen sei, soll jetzt ein ganzes Bataillon von Schutzleuten l!> auf marschieren, um den Verkehr der Automobile zu regeln, die aus allen Richtungen angesaust kommen. In den Luxus- lokalen, wo die Flasche Champagner 2290 Mk. kostet, soll schwer ein Platz zu finden sein. Antiquitäten- und Teppich- Händler machten Geschäfte wie nie zuvor, und wer nicht genug Tausenbmarkscheinc in der Tasche habe, um zu be zahlen. zahle eben in Schweizer Franken und englischen Pfunden. Berlin sei eine Stadt und Deutschland ein Staat, wo die Bürger reich seien sl), während das Reich vor dem Bankerott stünde. Selbst diejenigen, die noch vor wenigen Monaten der Ansicht gewesen wären, das, man unter allen Umständen im Einverständnis mit Deutschland Vorgehen müsse, seien heute überzeugt, baß man den Bürgern des Deutschen Reiches mit Gewalt das Gefühl bcibringen müsse, daß jeder von ihnen persönlich betroffen werde, wenn Deutschland nicht zahle (!j- Die Schwelger und Prasser sind bis aus wenige Schieber und Wucherer deutschen Geblüts ausschließlich Ausländer, gnd vor allem Mitglieder der Entente- ckom mstssi o n eul Davon sagt Herr Sauerwein nichts. Er sagtiU>»r auch nichts von der Not in den deutschen Familien, die Butter überhaupt nicht mehr kennen und Fleisch nur noch Sonntags in kleinsten Mengen genießen. Wen» solche un wahrhaftige Schilderungen die Ncparationssragc beein flussen, kann natürlich nichts Vernünftiges herauZkommen. Frankreichs Bedingungen für die Zulassung Deuischiands zum Völkerbund. lEigner Drahtbericht der „DreSdn. Nachrichte n".» Paris, 28. August. Für die Zulassung Deutschlands zum Rölkerbundc stellt Frankreich die folgenden Bedingun gen: Deutschland muß dem Völkerbünde gegenüber eine Er- klär»ng abgeben, baß es alle ans dem Friedcnövertragc stam menden Verpflichtungen aussührcn werde, und ferner werde Frankreich nicht dulden, daß Deutschland einen Sitz im Völkerbnndsrat erhalte, solange der Fricdeusvertrag nicht gänzl ich erledigt ist. Optimismus der Reparationskommission. Privatbes-rechungen innerhalb -er Aeparalionskommission. Pari«, 28. Aug. Wie der „Temps" mitteilt, habe« hente verschiedene Privatbcsprechungc« der Dele gierte» der Reparationskommissio« stattgefundcn, in denen die gemachten Anregungen geprüft wurden. Einigen dieser Unterredungen hätte der offiziöse Vertreter der Ber einigten Staaten bcigcwohnt. Es seien ver schiedene Lösungen ins Auge gefaßt worden, die aber, wie sich ergebe« habe, nicht geeignet seien, die Grundsätze mit einander zu versöhne«, die bisher cmandcr «cgeniiber- stehe». ES scheine aber noch nicht jede Hoffnung aus eine Einigung qeschwundcn. Wen« man z. B von allen alliierten Regierungen die Zustimmung dazu er halten könnte, daß aus der eine» Seite Deutschland sofort ei« außerordcntlich scharfes System auscrlegt werde, um seine Finanzen wieder zur Gesundung z» bringe», um die spätere Ableistung der Reparationen sichcrzustellen, »ud ans der andere« Seite ei» nur auf die Barzahlungen an- zuwendeudes Moratorium gewährt würde, das laug genug ist, damit die vorgcschlagencn Maßnahmen ihre Wirkung -eigen können» dann könnte «ach dem „Temps" die Kom mission einen einstimmigen Beschluß fassen. sW. T. B.s Die letzte Sitzung am Donnerstag? lNtgoer Drahtbericht der »DreSdn. Nachrichten".» Paris, 28. Ang. Der „Jntransigeant" schreibt: Viel leicht werden die Deutschen einen neue« Plan mit- triuge«. der in diesem Falle die Diskussion verlängern «ürd«. Es sei wahrscheinlich, daß die Reparationökommis- ston bis morgen nacht tagen werde, und man hoffe, daß es der Reparationskommission dann möglich sei« werde, eine Entscheidung zu treffen, die am Donnerstag morgen endgültig formuliert werden wird. Diese letzte Sitzung der Reparationskommissio» würde dann noch vor dem Ministcr- rat stattfindcn. Das ständige Sinken der deutsche« Mark und die Lauernd steigende« Preise in Deutschland werden vielleicht eine» gewisse» Einfluß auf die Ent scheidung der RcparationSkommission ausüben. An den Kreisen der Reparationskommission herrscht noch immer ein gewisser Optimismus vor. Paris. 28. Aug. Die Sitzung der Rcparationö- kommtsston. an der als Vertreter Deutschlands Staats sekretär Schröder vom Rctchsslnanzamt teilnimmt, findet morgen vormittag ^11 Uhr statt. lW. T. B.l Feste Vorschläge der deutschen Regierung? ^Eigner Drahtbertcht der ,.D r c « d n. Nachrichten".» Paris, 29. Aug. Es verlautet, daß -er Staatssekretär Schröder, der heute hier zu Verhandlungen mit der Re« paratlonkkommisston eingetrosfen ist, feste Vorschläge her deutschen Negierung mitgebracht habe. Die Äriegslasten- kommission glaubt jedoch, für den Augenblick nicht berechtigt zu sein, weitere Informationen zu geben. Die Gruppierung der Mächte in der Reparationsfrage London, 29. Aug. Der Pariser Berichterstatter der ..Times" meldet: Es sei unwahr, daß alle Mitglieder der Reparationskommission bereits sich feste Ansichten gebildet hätten. Der britische Standpunkt sei allerdings klar. Es müsse wenigstens bis zum Ende des Jahres eine völlige Einstellung der dcutscheu Zahlungen stattsinde«, nnd zwar ohne Auferlegung «euer Bedingungen. Der augenblick liche französische Standpunkt sei ebenfalls klar. Man dürfe lein Moratorium geben ohne die genannten produk tiven Pfänder. Aber die Italiener und die Belgier seien noch unentschlossen. (W. T. B.) Die Grundbedingungen für ein Eingreifen Amerikas. Lorrdo«, 29. Aug. Als Ansicht der Washingtoner Regie- runaSkreise über den vom Gouverneur Cox ans amerika nische Volk gerichteten Appell berichtet der Neuyorker Ver treter des „Daily Expreß": Frankreich hält den Schlüssel für das europäische Gleichgewicht in den Händen. Die Grundbedingungen Amerikas sind: Herabsetzung der Land rüstungen, Ausgleich des Budgets und weitgehende Rege lung der Reparationsfordcrirngcn. Ehe nicht diese Bcdingün gen erfüllt sind, würde es für Europa zwecklos sein, irgendeinen kräftigen Schritt zur Unterstützung Europas zu versuchen. Wenn die Bedingungen aber erfüllt werden, würde Hoovcr oder irgendeine andere Persönlichkeit, die der Präsident bestimmt, gern an einer Konferenz der europä ischen Mächte tcilnehmen, die das Ziel verfolgt, die alte Welt auf eine acsunde wirtschaftliche Grundlage zu stellen, tvtb.j Oberst Hause bei Lloyd George. London. 29. Aug. Oberst House nahm heute mit Llood Georg'e bas Frühstück ein. House ist vor seinem Besuche in London auch in Frankreich gewesen und dort mit einer Anzahl maßgebender politischer Persönlichkeiten zusammeiigrtroffen. Blattcrmcldungen zufolge ist bei der yenttge» Zusammenkunft auch der Vorschlag des Gouverneurs Cox. daß Amerika an der Regelung des Ncparationsproblems teilnehmrn solle, erörtert wor den. Lloyd George ist dann wieder ans das Land zurück gekehrt um seinen unterbrochenen Urlaub fvrtzusctzcn. Er hofft, die nächsten drei bis vier Wochen von London ab wesend sein zu können. lW. T. B.j Dollar : 1500 Festlegung, nicht Werlerhöhung -er Mark und aktive Zahlungsbilanz. Wenn es der deutschen Nation zum Zwecke einer gründ lichen Selbsterkenntnis von Nutzen sein kann, daß jemand vorhanden ist, der ihr bei jeder Gelegenheit den schlimmen Charakter ihrer Lage ins Bewußtsein hämmert, so hat in diesem Punkte wenigstens das fortwährende Vohren und Wühlen der französischen Nationalisten gegen uns etwas Gutes, Nicht einen Augenblick läßt Frankreich uns Ruhe, yiemalS gönnt es uns eine Atempause, in der wir uns einem wenn auch noch so kurz bemessenen Gefühl der Er leichterung und Erholung hingcben könnten, sondern immer hat cs irgendeine neue Quälerei für uns in Bereitschaft, die uns zeigen soll, Laß wir fest im Joche der Entente stecken und nicht zu der Bewegunasfrcihcit, die einem souveränen Staate gebührt, gelangen können. Gerade den jetzigen Zeit punkt, der mit den schwersten Sorgen politischer, finanzieller und wirtschaftlicher Art belastet ist, hat sich Poincar«'- aus gesucht, um vielleicht aus Aerger darüber, daß es mit seiner Pfänderpolitik nicht so recht vorwärts will, Deutschland an anderer Stelle zu zwicken, wo er sich besser austoben zu können glaubt. Die Kriegsbeschuldigtenfrage soll nun mit einem Male wieder aufgerollt werden, angeblich, weil das Reichsgericht, das in der ganzen KuUurwelt als unpartei ische NechtSinstanz das höchste Ansehen genießt, bei seinen bisherigen Entscheidungen „keine sachliche und loyale Justiz" geübt habe. Daß das Gegenteil richtig ist, steht so fest wie der Satz, daß zweimal zwei vier ist. Für uns hat dieser neue Borstoß Poincarös — er hat die Note der Botschastcr- konscrcnz eigenhändig unterzeichnet — lediglich Bedeutung in dem Sinne, daß er uns die hartnäckige Bösartigkeit der französischen Geistesverfassung uns gegenüber unter Um ständen und Verhältnissen zeigt, die auch für Frankreich selbst so schwierig und gefährlich sind, daß man vernünftiger weise ein gewisses Einlcnken auf französischer Seite Hütte erwarten sollen. Wo aber die Schädigung Deutschlands in Frage kommt, hört in Frankreich die Verminst auf, und »veil die Franzosen von der Richtigkeit dieses Satzes gar zu viele Beweise liefern, deshalb ist die Empfindung freudiger Zustimmung begreiflich, mit der bei uns die Nachricht be grüßt wurde, daß die Reichsregicrung in den Plan einer amerikanischen, von jedem aktiven französischen Eingreifen befreiten Finanzkontrolle gewilligt habe, bei welcher der durch seine finanzpolitischen, dem deutschen Standpunkt volle Gerechtigkeit gewährenden Schriften rühmlichst be kannt gewordene Bankier Vanderlip eine hervorragende Nolle zu spielen berufen sei. Auf Amerika setzt die deutsche öffentliche Meinung unverkennbares Vertrauen, Man hat in Deutschland die teils bewußte, teils im Unter bewusstsein schlummernde Empfindung, daß ohne Amerika eine durchgreifende Hilfe für die notleidende deutsche Wirt schaft nicht möglich ist, und hierauf, sowie auf das ganze Ver halten der amerikanischen Politik uns gegenüber gründet sich die Erscheinung, daß »vir jedesmal freudig aushorchcn, wenn der Lauf der Ereignisse einem amerikanischen Ein greifen näher zu rücken scheint. Leider ist auch dieses Mal wieder, wie schon so oft, der kaum aufgeblitzte Funke von Hoffnung dnrch ein rasches Dementi verdunkelt worden. Das ist um so bedauerlicher, als in der Meldung ausdrück lich erklärt worden war, daß die amerikanische Finanz kontrolle sich auch auf alle Maßnahmen zur Stabilisierung der Mark erstrecken und damit das Problem, wie dem Prozeß der Inflation, der Uebcrschwemmnng mit ent wertetem Papiergeld, Einhalt getan werden kann, an der rechten Stelle angreiscn sollte. Eine sachliche und «»parteiische Uebcrwachnng Ser deutschen Finanzgcbarung durch einen amerikanischen Kom missar oder eine ausschließlich aus Amerikanern zusammen gesetzte Kommission würde die Amerikaner sehr bald nötigen, mit ihrer ganzen Autorität für die Auffassung einzutretcn, die der schwedische Professor Dr. Cassel in Leipzig bei den weltwirtschaftlichen Beratungen verfochten hat. Sic geht dahin, baß der Stillstand der Notciidrnckprcsse, der die Vor aussetzung der Beseitigung der Inflation und der Fest legung des Markwcrtes bildet, nicht dnrch eine der pro duktiven Kapitalbildimg hinderliche Vermehrung des Steuerdruckes, sondern nur durch eine gründliche Revision der deutschen Tributverpflichtiingcn gegenüber der Entente und ihre Herabsetzung ans ein mit der deutschen Lcistnngs- fähigteit verträgliches Maß hcrbcigesührt werden kann. Es leuchtet ohne weiteres ein, von welchem moralischen Gewicht es sein würde, wenn eine amerikanische Kontrolle der deutschen Finanzen eine derartige offizielle Erklärung ab- gäbc. Ein stärkerer Zwang zur Nachgiebigkeit gegenüber Frankreich ließe sich kaum denken. Die Anschauung ameri kanischer Finanzmänner stimmt auch mit dem Standpunkt des Professors Cassel insofern überein, als sie allen Nach druck auf die Stabilisierung der Mark legt nnd den Gc- ichtspuntt einer wesentlichen Verbesserung des Markwcrtes ausschcidet. In der ersten Zeit der Abwärtsbewegung -er HÜ