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Roman von Käte Vtnbner. >>». SoNi«tzung.i „Die Herren verkehren viel in unserem Haus«. Herr Doktor Linnemann wird hoffentlich diesen Vinter »u unseren HanSbällen ein eisriger Tänzer meiner schönen Kusine werden." Hast neckisch klang Liane- sonst so ruhige Stimme. Sie ivar sichtlich durch die unverhoffte Begegnung angeregt. .Meine Kusine hat viel nachzuholen. Sie lebte vis jetzt in tiefster Zurückgezogenheit, und alle Geselligkeit- freuöcn sind ihr fremd. Aber sie tanzt leidenschaftlich gern. Wohne» Sie übrigens ebenfalls in Westerland. Herr Doktor, oder haben Sie sich irgendwo abseits in den Sand ein gegraben?" — „Wir haben in Kaurpen auf vierzehn Tage unser Domizil ausgeschlagcn. gnädiges Fräulein. Ich hätte ja lieber meine kurzen Ferien in Westerland verlebt, aber ich mutz micl) ja immer den Marotten meines Freundes Swletcn fugen. NlS guter Kamerad tue ich eS ja gern. Und ihm ist das geräuschvolle Westerland nur für Tage erträglich. Am liebsten wohnte er in List, grübe dort wie ein Maulwurf und schliefe in irgendeinem Hünengrab, wenn ich's zuliebe." JngeborgS Augen blieben auf Herrn van SwietenS hoher Gestalt haften, der an Tante Ckiarlottes Seit« vor ihnen herschritt. Also auch er liebte die Einsamkeit. Nun ja. eine Leuchte der Wissenschaft hatte ihn Onkel Pastor ge nannt. Ein Herdenmensch konnte daS unmöglich sein. Naturgemäß mußte -er wohl anders sein als die Mensctien, deren Bekanntschaft sie in den letzten Wochen gemacht hatte. Und ein leises Interesse war in ihr. Wie ein goldener feuriger Ball lag die Sonne jetzt im Westen tles über dem Wasser. Blaue und violette Schatten ersoffen sich wie farbige Tinten über die Wellen. Einige Augenblicke noch, und die Sonne würde versinken wie der leuchtende Tag, den sie geboren hatte . . . „Wir wollen um- kehren, Kinder," sagte Frau Charlotte. „Die Herren be gleiten unS gewiß ein Stück zurück. Wir wohnen im Strandhotel, eS ist noch ein guter Weg bis dahin." Bei dem plötzlichen llmkehrcn standen sch aus einmal Jngeborg und Herr van Swicten dicht gegenüber. Fremd und gleichgültig tauchien die Augen beider ineinander, als hätten sie sich nie gesehen. Und Jngeborg atmete erleichtert auf und faßte LtaneS Arm fester. .Werden die Herren Sonnabend zur Reunion inö Westerländer KurlmuS lammen?" fragte Frau Charlotte beim Abschiednehmen. „Bei ihrer Wcltslucki und dem Ver langen inch Einsamkeit würde eS mich nicht wnndernehincn, kämen die beiden Einsiedler von Kämpen nickst." Aber Doktor Linnemann proiesiiertc eifrigst gegen Weliflucht und Einsamkeit, und auch r>an Swicten sagte sein Erscheinen zu. Man trennte sich unter Lachen und Geplauder. „Am Sonn abend also aus Wiedersehen, mein gnädiges Fräulein." Rudolf LittiremanilS Angen tauchten übermütig in die Inge- borgS. „Wiedersehen macht Freude." * Liane Janffon stand hinter dem Stuhl JngeborgS und ihre kleinen, müden, weißen Hände wühlten in der Flut um Mocksau» Hlnabhing. „Inge- ^ ^ könnte neidisch werde«, wenn ich Dich nicht so lieb hätte. I» werbe beute Slse beim Frt- sleren dirigieren. Wie eine Tiara soll sie Dir das Haar aufstecken. Dazu daS weihe, hauchfetne Kreppkletd und ein paar rosa Molen — himmlisch. Wenn e» nach mir ginge, mühtest Du die Zöpse hängen lasten. Wie Gudrun wurdest Du dann auSsehen oder w yrithjvf wartet." Jngeborg nahm eine Bürste und fing an. daS Haar zur Frisur vorzubrretten. „Ach Liane. eS ist oft eine Last und macht viel Arbeit. Und was den Frithjos betrifft" — sie lachte leise vor sich hin — „mir ist, als würde der Rechte nie. malS kommen. Irgend solch ein Fremder, Gleichgültiger, irgend ein Mann. — aber vielleicht niemals der Rechte, tt ich würde dann doch sicher eine alte Jungfer werden." „Ach Jngeborg. Du kennst Mama nicht." sagte Liane leise, klagend. „Sie wird, wenn der Rechte nicht von selbst kom men sollte, auch Dir einen auSluchcn. Und nicht danach fragen, ob eS der Rechte ist. Wenn nur die äußeren Brr- hältntste znsammenstimmen — ob daS Her» dabet auf seine Rechnung kommt, danach schaut sic nicht. Sie hat einen eisernen Willen, bet aller Liebe und Zärtlichkeit. Und Papa läßt sie in allem gewähren." Und Liane nickte tranrig hinter JngeborgS Rücken in den Spiegel hinein, der ihr und der schönen .Kusine Bild voll zurückwarf. Sie war schon frisiert und fertig an gezogen. Sah schmal und dürftig auS, nur ihre schönen ugcn leuchteten und das braune, gelockte Haar, das mit den Augen ihre einzige Schönheit auSmachte, harmonierte gut mit dem zarten, heliotropfarbenen Kleide, das sic trug. Niemals." sagte Jngeborg und fuhr energisch mit der Bürste durch die goldene Flut, daß sie leise knisterte, „nie mals würde ich einen Mann nehmen, dem mein Herz nicht gehört. Kinder kriegen von einem, den ich nicht liebte, den man mir ausgesucht. Puh, wie gräßlich! Lieber wollte ich dann all mein Leben lang einsam sein." — „Vielleicht würdest Du stärker sein, als ich es bin. Jngeborg. Und vielleicht, wenn man die Gewißheit hätte, daß man ebenso treu und stark wiedergeltebt würde . . . DaS würde einem wohl Mut geben und Kraft zum Kampf für seine Liebe. Dann könnte vielleicht auch ich stärker sein." Eine Träne fiel aus einmal in die rieselnden Spitzen hinein, die das licdersarbene Kleid zierten. Else kam herein und begann ihr Kunstwerk an dem Haar Jngeborg? unter LianeS Leitung. Einer Tiara gleich bauschte eS sich über der weißen Stirn, und feine, goldene Löckletn stahlen sich heraus und legten sich an die blühen den Wangen. Als die flinken Hände der Jungfer zuletzt noch die Rosen am Gürtel deS Kleides befestigten, da klatschte Jngebora fröhlich in die Hände wie ein Kind. Wenn eS doch Trina sehen könnte. daS wunderbare Kleid. Sie hat mir heute solch einen rührenden guten Brief ge schrieben, voller Fehler und Liebe und Herzlichkeit." Lieb kosend strichen ihre Finger an dem weichen Sctüenkrepp herunter. „Wie gut, daß ich tanzen lernte in Husum drüben. Onkel Pastor wollte eS erst gar nicht, sagte, das hätte Zeit. Aber Trina bestand damals darauf mit einer „Wie kindlich sie doch noch Ist," dacht« Liane und küchett« ihr leise», traurige- Lächeln, da« so seltsam zu ihre« imiae» Gesicht stand. „Wie ein frischer Hridewino ist st«, so «»- bekümmert und froh. Keine meiner PensionSfreunbtnns« ist so wie sie. Do jung, so unberührt von der Welt. Wen« ich Grace Hiorns mit Jngeborg vergleiche ober irgendein!« andere — wie stark sind dock, diese Gegensätze." Die hängte den beiden jungen Mädchen die Münte «Gnädige Frau warten im blauen Salon." sagte sie. AIS eine Viertelstunde später Frau Charlotte zwischen ihnen de« großen Saal des Kurhause» betrat, herrschte be reit- reges Lebe». Weiche Walzerklänge lockten und schmeichelten. Juwelen glätten und eine lau«, parfüm- durchzogene Lust schlug den Damen entgegen. Als st« eine Welle zögernd am Eingang standen, den Saal überschauend, eilte ein Herr auf sie zu, der offenbar schon gewartet hatte. Er war im elegantesten GesellschastSanzug, unter der t« Aufschlag seine- Frack» steckenden Gardenie lugt« ä« OrdenSbändchen hervor, die ganze Erscheinung machte eine« etwas verlebten, aber sehr vornehmen Eindruck. Er «rigte seinen kahlen Kopf tief über Frau EbarlotteS Hand. „Men« gnädige Fraul Ich bin vor einer Stund« von Hamburg ao- gekommen. Mitten auS dem Drang der Geschäfte heraus. Und ich hatte keine Zeit mehr. Ihnen vorher meine Auf wartung zu mache»? Huldvoll lächelte dt« schöne Fra«. .Willkommen. Welch eine gelungene Ueberraschung, lieber Freund. Wie schade, baß mein Mann nicht auch mit hier sein kann. Die Geschäfte halten ihn in Hamburg fest bis auf weiteres. Sie müssen also mit unS allein vorlteb nehmen." Soeben verbeugte sich der Neuangekommene tief »or Liane. Sie war totenbleich, und ihr verlöschender Blick suchte einen Augenblick lang JngeborgS verwunderte Augen. WaS hatte Liane nur auf einmal? War sie nicht wohl? Wie eine Gestorbene sah sie auS, und ein Zittern ging durch ihre Glieder. Aber nur eine Sekunde lang. Dann war sie wieder die alte, die mit müder Resignation dem Fremden ihre Hand überließ und ein paar gleichgültig« Begrüßungsworte murmelte. — .Derr LegationSrat von Appcn-Ellinger, meine Nichte, Fräulein Jngeborg Larson," stellte Frau Charlotte vor. Dann ging man durch dte Reihen der Tanzenden nach einem freien Tisch, der etwas erhöht hinter einer Balustrade stand. Ans der anderen Sette deS GaaleS sähen Dr. vav Swletcn und Dr. Linnemann hinter einer Flasche Weil». ..Sieh' da. HanS-Joachim! Frau Jansson mit Tochter uub nnsercm schönen Hallig-Erlebnis. Donnerwetter, Alter! WaS ist auS der Puppe, die sich in den Gondeln von damal», in starken Selbstgestrickten und den allerunvorteilhaftesten Kleidern eingespounen hatte, doch für ein wundervoller Schmetterling auSgelrochen. Zu schade, bah wir e» s» mtt ihr verdorben haben. Sie ist entschieden kühl btS an» Herz hinan mir gegenüber und verleugnet jede» Bekauntsetu. Tic Frau Tante würde wahrscheinlich auch nicht entzückt ein, wenn sie davon erführe." (Fortsetzung folgt.) re L « s » LZ 'S sr L » L 0SD4SILN USW. 3l!ll gs öefördakung üdskdsuticko und au5!Sndisck»s^Zi»n. — ^«kvokssovnd« !ll. klar«« mlt 8pv!rs- u^d 3,ueks»»!. 3k»tl«la,»ig«3»lon. u.K»jü1«nd»mp1«»' L'l»a tckn rn» NKKIVUNo NKkN vomr k«trk«v«o kür uuü kür illtrr. o-rioa-te 5cht»k-r»zau niwnonpAcnvnnsicitnntino Xunüttü«. ktekn»rr»ekküz«, ?»Irerl>«tSriteruv« n»M»»«a-K»,»«iicK I-INI, euunullna u«t ü»r»a Vs-krst»- >»: an«mnlt» I »tiriri Stunk. I^nso»tr»ü, 2, n»u«x»n: Srolt 8«md<1nar.'rdpsar»lrLk« 21, 0i»«w«lwr, r Lmil kl Sick, dioscrinskystrsffe 7, pirnsircksr Platz im Ckemnitzor Lanlcverein. Wein§roKksn6IunA Vre8den-X. »» .... Kontor: Kernspr. LUX». Nanpislr. 24. z^nstub«.- , II11111111 iroN»»«» /»«»v.u«,», Nolnar »l«»r Port»»«» - NotNroln« — NoNtor «»ia»tl»«»ru»»>n — §ol>»nMül»a«r«»ln — NrNV«»rM«In — »««t« »ortaa NIIIIp» pral»» Uefeküiit »ii Kksnkonkruivk tf3uptZe8<Zi3ft: ^nnen8trske 9 Filiale: Laulrner 51rs3e 9 Mk" tztzI«a»rv«rtzUvs»r NuduN -»» iriok. 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