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Dresdner Nachrichten : 23.12.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-12-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-192212232
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19221223
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19221223
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1922
-
Monat
1922-12
- Tag 1922-12-23
-
Monat
1922-12
-
Jahr
1922
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 23.12.1922
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Dt 323 veeO-n^e Na<yrt<hrea Svansdead» 23. Dezember 1V72 Gtevnng bei der Einflustnadme aus dte Meerengen zu gewiesen wird. Der heftige Streit, der letzt wieder in Lausanne um die Meerengen entbrannt «st. beivetst. bah da» Probte», auch durch den Wettkiieg nicht seine- überragen den EiraiaktcrS entkleidet worden ist und nicht» a» weit politischer Bedeutung verloren hat. Für Nus,'and sind die Meerengen da- westliche Au» fallstor seiner militärischen und wirtschastltchen Kräfte und die natürliche Barriere gegen alle Angrtfse auf die Schwarzmecrküste und auf die russische Machtstellung im Orient E» war datier von ieber da» Bestreben Ser russischen Politik, die Meerengen mittelbar oder un mittelbar in der Hand zu bel,alten. Nicht minder wichtig aber waren tze sitr England als Lichernna de» Weges nach Indien sowie überhaupt al» Gtlitzrmnkt der britischen An «eilnaiime an den dort zusammcnlankenden Welthandels bcziehungen. Nufiland und England suchten sich gegenseitig in den Meerengen ein erträgliche» Verhältnis zu gewähr leisten durch internationale Verträge mit der Türkei, die verschiedentlich abgeändert wurden, bis I8tl die Verein barung ersolgte, das, die Türkei die Meerengen anSnahinS loS siir die Kriegsschiffe aller Nationen scliliebcn sollte. Damit kam man tm wcientlich.n nach der GletchgewichtS- formcl auS. bl» 1877 eine Kitte eintrat, Russland versuchte, ermutig» durch seine tm Kriege gegen die Türkei erzielten Erfolge, die Meerengen aus dem Landwege über Bul- garie» in Besitz zu nehmen Diese Absicht deS russische» Nebenbuhlers ries sofort England aus den Plan, das eine Flotte ins Marmarameer sandte. So schien der Krieg un vermeidlich und er wäre sicher auSgebrocben. wenn nicht die StaatSkunst BiSmarekS die «Gefahr beschworen Hütte. BlSmarck brachte den Berliner Kongress znstande und er- zielte dort eine Einigung zwischen England und Russland auf folgender Grundlage: DaS Schwarze Meer wird völkerrechtlich geschlossen. also zum russisch.'» Binnensee er- klärt, dle Türkei übt unbeschränkte Oberhoheit über die Meerengen auS und ist im AuSban ihrer Machmittel durch. a»S souverän, fremde» Kriegsschissen ist die Durchfahrt tm Frieden nur auSiiahmSiveise aus Grund einer iedesmal von der Hoben Pforte zu erteilenden Erlaubnis, im Kriege überhaupt nicht gestaltet- Der Verkehr der Handelsschiffe «Ü frei. Sein eigentliches Dardanellenvrogramm vermochte DiS- marck auf dem Berliner Kongreb nicht zu verwirkliclwn. ES bestand in dem sogenannten „Doppclverschinb" der Meer engen d. k. Russland sollte den Bosporus, England die Dardanellen in Besitz nehmen. I» dein RückvcrsichcrungS- vertrage mtt «ubland kam er nochmal» ans dtesen Plan lukllet. indem er der russische» Politik die deutsche Unter- stützung versprach, fall» der Bar zur Sicherung de» Meere» genütigt sein sollte, den Bosporus, »den Schlüssel seine» »reiche«-, zu besetzen. Bismarck mar über zeugt, das, dann England ohne weit nehmen und so den .Doppelvericklub" zur Tatsache machen würde. Er wollte tm entscheidenden Augenblick al» «er- mittler dazwischen treten und die Teilung -er Meerengen al» diplomatische Haupt- und LtaatSatlion. al» Mark- stein in der Geschichte de- europäischen Gleichgewicht», ver wirklichen. E» kam aber wesentlich ander», und »war tm Zu sammenhang mtt de», Bau der Bagdadbahn durch Deutsch land. Der deutsche Bormarsch zum Persischen Gols schien den Engländern io bedrohlich, dab sie selbst den russischen Bormarsch ans Kvnstanttnvpel ermutigten, »m den deutschen Einfkusi dort zu zerstören. Diese Tatsache ist au» de» rufst- scheu Gehrimaktcn bekannt geworden. Hetzt nach de», Welt kriege hat aber die Meerengen Frage für England wieder ein andere» Gesicht angenommen, und der alte Gegensatz zu Rnbland ist mit erneuter Schärfe in Erscheinung getreten. Die Stusse» haben sich hinter die Türket gestellt und fordern alle», wa» der Berliner Kongreb gewährt hatte. Die Türken schwanken, da sie cS offenbar nttt England nicht ganz verderben wolle», und I» London glaubt man die Mcerengen- Frage mit dem llniversalmitlel einer internationalen Kom mission und der Oberaufsicht de» Völkerbundes lösen z» können. In letzter Linie bandelt eS sich hier, rcalpolitisch betrachtet, um eine Machtsragc. Je stärker sich die Türkei im Sinne cineS wahrhaft unabhängigen Staate» entwickelt, desto weniger wird sic sich auch in der Praxi» in ihre Souveräni tät über die Meerengen hineinreden lassen, während sie nur ne Scheinherrschasi ausüben wird, wenn ihre innere und äusiere Gesundung den setzt gehegte» Erwartungen nicht ent- spricht. Rnbland über harrt nur auf den Augenblick, wo c» wieder mtt alter Vollkraft ans den Plan treten kann. Dann werden die jetzige» papierncn Festsetzungen tede Bedeutung verlieren, und eS wird sich ein neue» Abkommen nötig machen, bei de», Russland eine hervorragende Nolle znsälli. ES ist durchaus nicht unmöglich, dab die endgültige Lösung de» Meerenge».Problem» in späterer Zeit ans der Grund- läge des BiSmarckschen DopvelvcrschlusieS sich vollzieht: wobei freilich „ich! übersehen werde» darf, das, die Haltung Frankreich» einen »„sicheren Entwicklungsfaktor bildet, weil heute nicht vorauSgcsagt werden kann, ob e» sich in der Meercngen-Frage auch künftig mit de», bisherigen Stehe» im Hintergrund begnügen wird. Die Meerengenberatungen ohne Rußland. Der türkische Wi-ersland. Lausanne, 22. Dez. Heute vormittag batten Lord Eurzo», Barr-re und Garant eine neue Zu- saiiimcnkunst mit JSmet-Paicha. In unterrichteten Kreisen wird erklärt, dab die ständigen Bemühungen über den ersten Teil der strittigen Punkte crsolgrcich waren. Die türkische Abordnung veröffentlicht heute den Text einer Erklärung, die sie in der Sitzung vv,n 20. Dezember abgcben wollte, die jedoch nicht ln den amtliche» Bericht ansgenominc» wurde. Sie lautet: JSmcl-Pascha erklärt, -aber, um Missverständnissen über die Befugnisse der intcr- naiionalen Meerengenkonimission vorznbeugcn, über fol gende wesentlichen Punkte eine Erklärung abzugeben wünscht: A»S den gestrigen und heutigen Erklärungen geht klar hervor, dab in Uebcreinsttminuiig mit der Lage des Problems der Meerengen Ausgabe der Kommission ausschliesslich sein dürfe, sich darüber zu vergewissern, ob die Bestimmungen über die Kricgsmittel beach'et werden. Aukerdem bilden die Punkte, d>e die türkische Abordnung angenommen hat, nnd diejenigen, in denen sie Assändcrnn- gcn »erlangt, ein nntciIbareö Ganze». tW. T. B.j Tschitscherin erkennt die Abmachungen nicht an. London. 22. Dez. Tschitscherin erklärte auf die Frage de» Berichterstatters der ..Dailn NcwS". ob er den Lau- sanner Vertrag aus keinen Fall unterzeichne» werde: Natürlich nicht. Er sagte, dir Art, wie die Verhandlungen der Konferenz geführt wurden, seien eine Unfreundüchkeit gegenüber Russland Die aggressive Haltung der Alliierten gegen Russland sei während der ganzen Zeit beibehalien worden. Solange man ans dem Snstem bestehe, da» dip britische Negierung in dem Vertrage zu errichten suche, sehe er keine Möglichkeit z« irgendeiner ernstliche» Annähernng zwischen den beiden Ländern. Zum Schlüsse drückte Tschi- ti'cherin die Forderung nach Anerkennung der bol schewistischen Negierung ans. In einem Leit artikel schreibt ..Dailn NcwS". eS spreche vieles sür eine üo zui-e-Anerkcnniina der Soivjctregierung. Aber die in Genua und Haag von den Alliicrie» gestellten vernünftigen Bedingungen lehne Nusiland immer noch ab. iW. T. B.1 Die russisch türkische Freundschaft. Moskau. 22. Dez. Bei der Ueberrcichung seines Be glaubigungsschreibens birli der uenernannte türkische Gesandte Machtar-Lci eine Anivrachc, in der er Wachsende Gegensätze !« -er Min-erheilensrage. Lausanne. 22. Dez. Der NnicrauSschub ssir Minder- heiteiisrageu hielt heute zwei Sitzungen ab. die zu keinem Ergebnis führten. Zwar wurde der gestrige lebt,aste nriechiich-tilrkil仫 Zwischenfall dadurch beigrlegt, dab dir Türken das A u S w a » d : r u n g S r c ch t z u g e st a n - den. aber in allen anderen Fragen wie Amnestie und Ziviliiand behielten sich die Türken eine Entscheidung vor. während sie andere Vorschläge glatt ablehnten: so einen Vorschlag der Alliierten, der aus eine völlige Befreiung der Minderheiten vom M t l i t ä r d t c n st vcr- zichtet, aber entweder die zeitweilige Befreiung oder den Militärdienst der Ehristen in bcsttmmtcn r e t n ch r i st - lichen Formationen unter christlichen Ossizieren an- regte. Ebenso lehnte die türkische Abordnung einen neue» Vorschlag über eine Konirvlle durch den Völker, bnnd ab. Die früheren Vorschläge bezweckten, dab die Türken bei Ernennung der Inspektoren für Minderheiten- schütz durch den VölkcrbundSrat ein Mitbestimmung-recht hätten Die -Vertreter der Balkanstaalen anderseits pro testierten gegen die türkischen Forderungen, wonach sie genau wie Griechenland die Grundsätze Sir» Mindersseiten- scknheS in der Türkei anch in ihren Ländern dnrchsühren sollen. Sie rechtfertigten ihre Haltung damit, das, sic bereit» Verträge über einen Minderheitenschutz unterzeichnet hätten. Die heutige Sinima hlnterlirsi in den Kreisen -er Konferenz einen pessimistischen Eindruck. lW. T- D-i Aus den Briefen -er Kaiserin Frie-rtch. Berliner Blätter berichten ttber dir tm Berlage der Ler. einiauna wissrnschastlicher Verleger. Walther de wruvter - veicprn. riioiiinrcr war uver-1 0. Ep-» Berlin-Leipzig IÜ22, erschienene zweibändige Bto- vhne wettere» dt« Dardanellen tzraphte von Henriettq Schräder-Brey mann, der - Frau de» liberalen NetchstagSabgevrdnrtrn Karl Schräder. Au» deren vrlesrn und Tagebücher» hat Mary I. Lyschln - s k a, ihre tnttme Freundin, ihr Lebe» übersichtlich und klar zusammenaesteilt und erläutert. Wir geben etittge Aus züge au» den dort zum erstenmal »tttgetrilten Briefen, dle die Kalsertn Friedrich an Henriette Schräder gerichtet hat. wieder. Nach dem Tod« Kaiser Friedrich» schreibt die Kaiserin an Frau Schräder, die ihr von der Absicht Billard». Kaiser Friedrich ein Denkmal zu setzen. Mitteilung gemacht hat. »DaS einzige, womit man ein teueres Andenken richtig ehrt, ist, indem man irgendeine Wohltat für dir Arme» und Leidenden damit verbindet, und dazu gehört trder Kultur- zweck. Schulen, Anstalten und so weiter, die einen Schritt aus dem Wege der Entivlcklnna bedeuten." Von besondere», politischen Interesse Ist ein gu-fllhr- lieber Brief, den die Kaiserin Mtt oder ltiv2 an ihre Freundin richtet. Er bezieht sich auf den Besuch, den Kaiser Wilhelm in England, ihrer Heimat, gemacht hat. Sir schreibt: »Froh bin ich. dab England und Deutschland eine An näherung suchen — ich habe gemeint, c» lei natürlich, heilsam und vernünftig... Waö mein Baler und später mein Mann und alle unsere näheren Freunde wünschten, mar ein gemeinsame» Mitarbeiten beider Böller an der Entwicklung der Kultur und ein Wechsel- fettiger Einslub auseinander, ein Austausch der Gedanken nnd sv weiter. Wieviel Gutes erhofften wir sür beide Länder, zumal für Deutschland von diesem Berhältnl» der beiden Völker! Statt dessen mussten wir erleben, dab in Deutschland die Kulturaufgabe mehr und mehr ln den Hintergrund gedrängt wurde und die ändere Machtstellung auf Kosten der inneren Kräftigung und Entwicklung ins 2l»ge gefasst wurde. ES wuchsen eine Menge böser Saaten empor, linier andcrcm künstlich erzeugten giftigen Unkraut ein EhauvtniSinilS. der auf Hab fremder Völker — besonder» ans England veruhte ... Da» England de» Reichtum», de» Wassersport», der prachtvollen Marine, de» Hose» und de» jetzigen Ministeriums gefällt meinem Lohn sehr wohl, da» wahre, das innere, das ernste England, seine Bedeutung, seine Kämpfe, seine Ziele kennt er nicht — ebenso wenig wie er sein eigene» Deutschland kennt und die bessere Seele de» deutschen Volke», lind dieientgc. die er sicht, ist durch und durch verwirrt und korrumpiert worden durch da» BiSmarcks che Regiment. Könnten die Reisen ihm die Augen öffnen, die groben Lücken in seinem Wissen auSsüllen. einige der Vorurteile mildern, in denen er so besangen ist. so würde ich mich gewib über eine jede freuen! So aber trinkt er überall nur neuen Weihrauch... Hier erscheint die Monarchie auf eine Harle Probe gestellt, und ich zittere vor einer schlimmen Wendung." lieber Eaprivi heisst cS in demselben Brief: «Der leitende Staatsmann ist ein gerader, gewissenhafter, iüchltgcr und vortrefflicher Mann, mein Sol», sielst ihn selten und iventg. Die Ehes» der beiden Kabinett» sind aubergewöhnlich unbedeutende Männer — können darum weder Helsen noch nützen, sondern nur zu allem Ja sagen: ln der Umgebung Ist kein einziger Kopf, der von dem Kaliber ist. „imponieren" zu können, eine Stütze oder ein Hemmschuh zu sein. Jeder einzelne wird abgesrhUIIelt. der al» Irgend- welche Gene empfunden wird, „Ich dulde keinen neben mir", in dem Munde eine» lehr eitlen, lehr »»reiten, un- erfahrenen eigensinnigen i»ngen Manne» Ist ein schlimme» Wort! „Ein edler Getsi zieht edle Menschen an." ES be sieht aber kein Verkehr bei Hof, der vertiefend, veredelnd und belehrend wirk«, und zu der schweren Aufgabe, so zu regieren, dah eine Monarchie, die selbst ln modernen Zellen und unter modernen Erfordernisse» sich al» ein Vorteil er- weist, kehlt dle Ausrüstung mtt den Kenntnissen und Ge- sinnnngen. die allein dazu befähigen. Die Ansichten und Ge- fühle eines Autokraten und eine» prenssl'chen Leittnant» und eine» prcubischen Korpsstudenten reichen nicht au»." «, So Interessant dle obigen Ausführungen und andere politischen Einschlag» au» den Briefen der Kaiserin sind, io springt eS doch aus den ersten Blick in» -luge, dab Ne stellenweise der historische» Objektivität und vor allem de» »»armen, lebendigen Empfinden» Air Deutschland er- mangeln, da» die Kaiserin als geborene Engländerin tn ge- wissen Punkten sich eben nicht z-u eigen zu machen vermochte. daraus hinwicS. dah ungeachtet der Versuche der auSländi- scheu Mächte, dle gegen,eilige Annäherung de» russisch n und des türkischen Volkes zu verhindern, die beiden Völker einander gesunden und einander zu verstehen gelernt haben. Sv habe sich die russisch-türkische Freundschaft .'„t- wickelt, die durch den Moskauer Vertrag von l02l ihre Weihe erhalten habe. Der Gesandte versicherte, er werde alles daran ieven, die enge Frcundkchasi der beiden Völker weiter zu befestigen. In seiner Anlwort gedachte der Präsident des Allrussischen ZcittralvollzugsauSschullcS. Kalinin. der Lausanucr Konferenz. die der beste Beweis lür die Schwierigkeiten der Türkei im bevorstehenden Kampsc sei, bei dem nur die Sowjetrepublike» der Türket zur Sette stünden. tW. T. B.j Die Beisetzung -es ermor-e!en polnischen Slaolspräsidenlen. Warschau, 22. Dez. Heute vormittag fand In der Johanneükatl.edralc in Anwesenheit der Mitglieder der Regierung, des gesamten diplvmatiichcn Korps, der Mit glieder deS Sejms und Senats mit ihren Präsidenten, der Generalität, sowie zahlreicher Delegationen der Woiwod schaften und der Hochschulen die BeiietznngSfeierlichkeit für den ermordelcn Prüsidcnien Narutowicz statt. Stach Be endigung der kirchlichen Handlungen wurde der Sarg von Ministern und Generalen in die Katakomben getragen und in der Gruft bcigcscvt. In diesem Augenblicke gab die Artillerie litt Schuh ab. Die Konstituierung -er österreichischen Aalionaibank. Wien. 22. Dez. Heute vormittag fand die konstituierende Grneraivcrlammlung der O e kl « r r e i ch i s ch e n Ratio nal b a n k statt. Der Vorsitzende, Postiparkassrn-Gouver- neur Schuster, wies aus die Bedeutung der Versamm lung in der Geschichte Oesterreichs hin. das durch da» Genfer Werk wieder feste» Boden finde. Tie Versamm lung beschlvb durch Zuruf die Errichtung der Natlonalbank. Ungeklärte deutjch-sponische Wirtschaftsbeziehungen. Berlin. 22. Dez. Das ModuS-vivendi-Abkommen, das bisher untere Handelsbeziehungen mit Spanien regelte, ist mit dem 20. Dezember abgclauscn. Leider war eS der deutschen Regierung unmöglich, mit der spanischen Negie rung zu rinem neuen Arrangement zu kommen, da- wenigstens de» dringendsten deutschen Interessen genügt hätte. Die Verhandlungen zwilchen Berlin und Madrid gehen fort. Indessen besteht Aussicht, schon in den nächsten Tagen zu einer Verständigung zu gelangen, die uns wenigstens über die nächste Zeit hinwcg- hilst Zu Anfang Januar holst die deutsch: Regierung die im Sommer unterbrochenen mündliche» Verhandlungen über ein länger dauerndes Abkomme» mit der spanischen Regierung wieder ausnehmen zu können. Bei dieser Sach lage I,o> die deutsche Regierung die begründete Hossnung, das, eine Verzollung der nach dem 2». Dezember in Spanien eintrcflcnden Waren nach dem spanischen Maximaltartf vermieden werde. Der neue LlaakssekretSr tm Auswärtigen Amt. Berlin. 22. Dez. Staatssekretär Freiherr v. Malt- »ab» ha» heut« die Geschälte tm Auswärtigen Amt über- »ymweo. Ein hervorragender SoMdemokrak sür die grotze Koalition. Frankfurt a. M.. 22. Dez. In einer Versammlung sozialdemokratischer Vertrauensleute vertrat drr bekannte Sozialrcsormcr Professor S t » z h c > m e r den Standpunkt, dab die sozialdemokratische Partei tm Interesse der Erhal tung Deutschlands d>e Pflicht habe. daS Reparation S- oroblem gemeinsam mit der Industrie nnd ihrer politischen Vertretung der Deutschen Volks» Partei einer Lösung entgcncnzusiihreu. Andernfalls trag« sic die Verantwortung sür Deutschlands Vernichtung. An gesichts der ungeheuren Gefahr mühten alle Bedenken gegen eine Vctrtltaung der Sozialdemokraten an einer Regie rung, in der auch die Deutsche Volkspartei mitwirke, un bedingt znrückgcitellt werden. Nach der Aussprache wurde mit knapper Mehrheit eine Ent, chliebung angenom men, tn der die Vertrauensleute der Frankfurter Partei- organisatton den Standpunkt EinzheimcrS der groben Koalition gegenüber entschieden ablehnen. - Der Gegensatz Millera«--Pollicar6. Paris, 22. Dez. DaS Telegramm. daS der Präsident der französischen Republik Millerand während der Kon ferenz von London an den Ministerpräsidenten Poincarö richtete, hatte folgenden Wortlaut: »Herr Minister präsident, eS ist das zweite Mal, das, Sie die Engländer ver lassen. ohne dah es zn einem Beschluss gekommen ist. Es ist dies eine sehr bedauernswerte Handlungsweise. die die össentliche Meinung nicht verstehe» wird. Ich verlasse mich daraus, dab Sie Ihre Bemühungen svrtiegen werden, um eine Wetterführung der Debatte zu erzwingen." sDa.j Märchenhafte deutsch-französisch« Verhandlungen. Paris, 22. Dez. Wie HavaS aus englischer Quelle be richtet. hört man in Washington, tn Part» seien Ver handlungen im Gange zwilchen Potncars und ge- wissen deutschen Industriellen, welche die Mög lichkeit zum Gegenstände hätten, sich tn drr Nevaratlonö- frag, an ein« amerikanische Kommission zu wenden- Im Staatsdepartement werde von gewissen Persönlichkeiten diese Behauptung entschieden bestritten. Andere erklärten, di« Besprechungen seien «och nickt soweit ge- diehcn, dab Verhandlungen möglich seien und die Nach, richten, nach denen England sich in aller Form mit diesem Projekt einverstanden erklär! habe, seien falsch. Auch an dcutlcher amtlicher Stell« lll von derartige« Verhandlungen nicht» bekannt. Der Frle-ensKongretz -es Inlernalionaleu Gewerkschaf!sbun-es im Kaag. Von unserem Vertreter im Haag wird nnS geschrieben: Filns Tage lang haben wir hier im Haag Vertreter fast aller Länder beieinander gehabt. Männer mit groben Namen aus dem Gebiete der internationalen Gewerkschaft»- beivegung und mit groben Worten im Munde über den kommenden Frieden, über die Verhinderung eine» künf tigen Krieges durch einen General streik aller Ar- beiter der Welt. Auch Vertreter von bürgerlichen pazifistischen Vereinen waren anwesend Die amerika nischen Arbeiter hatten abgclagt Indessen waren die Russen unter der Führung non Ngdck erschienen, nnd daS gab dem Konarcb eine gewillr volntlerte Note. Der Kvngrcb redete sich tn eine todmüde Stimmung hinein, ohne zu einem praktischen EraebntS zu ge langen. Tie Neigung zum Beifallsklatschen war so grob, bah die entgegengesetztesten Standpunkte beklatscht wurden. Al» T r oe I si ra sHollandi sagte: „Tie Russen sind dle wahren Pazifisten nickt, weil sie Gewalt mit Ge walt bckämvkcn". klatschten alle Anwesenden. Aber Ne klatschten ebenfalls, als Edo F im m e n sagte: „ES Ist besser, ln Strabcnkämvkcn Tausende von der Vonraville binzu- ovsern. al» zu gestatten, dab ein neuer Kriea ansängt". Im allgemeinen war aus dem Kvngrcb mehr antibolsche- wistilchr al» Frlcdcnsstlmmung. Man unterhielt sich anch über die Frage, ob die kleine» neutralen Staaten sich mit Gewalt verteidigen sollten- Trorlstra erklärte. Holland wolle sich nicht selbst ver teidigen. well es dock nicht» nütze. Vandervelde wünschte dagegen kür Belgien sehr energisch eine defensive Armee. Ein internationaler Generalstreik zur Verhinde rung eine» Kriege» fand keine allgemeine Gegenliebe. HnnSman» lVelgieni erklärte ons, bei einem neuen Kriege genau daSiclbe stattiinden werde wie lü>«: Der Nationalismus werde über da» tnternatlonalr Gefühl den Steg davvntragenl Radrk sagte hierzu, ein allgemeiner Streik zur Verhütung eine« KrtenrS Hab« nur dann Be deutung. wenn er eine Etappe ans dem Wrae der Wcltrevolutlon darstellc. Hierauf lieb sich aber der Kongreb nickt ein- Alles in allem hat der Kongreb den Eindruck hinter- lassen, dab zur Herbeiführung der allgemeinen GesinnungS- ändern«» in drr Menschheit, dir für die Zwecke deS Pazifis mus erforderlich ist. doch erheblich mehr geistige Entwick lungen und Potenzen notwendig sind. nlS ans diesem Kon- grrb de» Internationalen GrwcrkschasiSbundeS »u siude» waren. Traf v. S»-«n -s». München, 22. Dez. Der ehemalige StaatSmlnIsirr Graf v. Goden ist heute früh hier tm Alter non 78 Jahren gestorben. Er gehörte in den Jahren 1871 bis 187V auck dem Reichstage an. Revision im Äar-en.Prozeß. verN«. 22. De,. Wie da» „B. T." erfährt, ist gegen da» Urteil tm Harben-Prozeb Revision eingelegt worden. Drr Fall wird also zunächst da» Nctchsgrricht, und wrnn dtese« zur Aushebung de» Urteil» gelangen solll«. nochraal» da» Schwurgericht beschältigeu.
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