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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 05.07.1905
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-07-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19050705028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1905070502
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1905070502
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-07
- Tag 1905-07-05
-
Monat
1905-07
-
Jahr
1905
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Dresdner Nachrichten Mittwoch 8. Juli 1V05 Sir. I»4 Vertltches mro VSchfischeS. Dresden. 4 Juli. —* Se. Majestät der König begab sich heute früh vo» Aachevitz aus zur Rehbockpirsch in die Dresdner Heide und ver weilt« in den Vormittagsstunden längere Zeit im Königlichen Schlosse zu Pillnitz. —* Prinzessin Viktor vo» Schön burg-Walden- burg besuchte das Atelier der Firma Hosphotograph Hahn Seffertau» Frau,»Hain weg,« Meineid»: - usmonnl DttztzAftzin. vorm. 9 Uhr: gegen den -ausmann»-Lchrli^ Otto kontag au» Erfurt wegen versuchter und vollendeter . . : — mittag« 13 Uhr: gegen den Stallschwrizer Arthur »ermann Fuhrmann au» Dresden wegen Urkundenfälschung: — Mittwoch. 12. Juli, vorm. 9 Ubr: argen den Vottchermeister Friedrich Louis Harzbeckrr au» Gohli» und dessen Ehefrau Anna Wilhelmine Harzbeckrr geb. Koch au» Liebcnwert« wegen betrüglichen Stankrotts und Beihilfe hierzu: — Donnert rag. 13. Juli, vorm. 9 Uhr: argen den Musiker Hermann August Wilhelm Göllina au» Anklam w«,en Notzucht: mittags 12 Uhr: gegen di« Schneiderin Jda Selma Etreuoel au» Leukersdorf wegen versuchter Kindeslötung: — 1«. Juli. vorm. S Uhr: gegen Frau "" Michael au» FuchShqin wegen bet Meineid». -* Polizeibericht. 4. Juli. Dt« Leich« de» i» letzten Polizeibericht erwähnten Unbekannten, der von der AugustuSbruckr in die Elbe gesprungen und ertrunken war. ist gestern mittag oberhalb der Pleschener Ueberfabrt gelandet und als die «ine» 30 Jahre alten, zuletzt hier aufhältlich ge- lvesenen Barbiergehilsen erkannt worden. Mittellosigkeit ist der Beweggrund zu der Tat. — Anfang vorigen Monats hat sich in Großjena «ine Frauensperson, die sich Margarete Müller nannte, unter dem Vorgehen, ihr Vater sei Rentier, vierfacher Millionär und wohn« in Riesa, eingemietet und 13 Tag« dort vurg ve>uchte das Atelier der Firma Nächst., um sich photographieren zu lassen. —* Am 1. d. M konnte Herr Oberingenieur Höfsner aus eine 10jährige Tätigkeit als Beamter der hiesigen städtischen Gas werke zurückblicke». Am Tage vorher wurde dem treuverdienten Beamten der Verdienstorden 2 Klasse auSgebändigt. tage selbst gingen dem Jubilar zahlreiche Glück» Blumeuspenden zu. d ) tti Am Jubel vünsche und »Stötung: — Freitag. Sophie Marie König ged. rugenlchrn Bankrott» und —* Auf einer Geschäftsreise, di« er nach Güddeutschland unternommen hatte, verstarb iin Alter von etwa 58 Jahren am Hitzschlag Herr Hoflieferant Robert Hoffman», Inhaber der bekannten Firma für Kunstmöbel und Dekoration gleichen Namens, hier, Falkenstraße. Das Unternehmen wurde zunächst als Detailgeschäft vor etwa 30 Jahren Ecke Seestraße und Friedrichsallee von dem Verstorbene» gegründet und später durch ein Engrosgeschäft, das sich auf der Viktoriastraße be fand, erweitert. 1899 erfolgte die Verlegung nach der Falken straße 7. Die Leiche des Verstorbenen wirb nach Dresden über führt werden. —* Am Sonntag ist Herr Traugott Eckardt im nahezu vollendeten 63. Lebensjahre im Bade Linda bei Pausa gestorben. Herr Eckardt >var der Begründer des Bades Linda- Pausa, dessen heilkräftige Moorerde und Mineralquelle» seit seinen« Bestehen vielen Leidenden Linderung und Genesung ge bracht haben. Das Bad ist in den Jahren 1881 und 1882 errichtet worden. —* Freitag, den 7. Juli, findet vormittags 11 Uhr Kreis ausschußsitzung statt. —* Die „Dresdner Kaufmannschaft" hält mor gen nachmittag 4 Uhr Ostra-Mee 9 eine ordentliche Jnnungs- Versammlung ab. —* Das neue Programm desVaristss ,. Königshos" in Dresden-Strehlen zeichnet sich nicht sowohl durch Reichhaltigkeit der verschiedenen Produktionen, als ganz besonders durch antzer- aewöhiilich interessante Darbietungen aus. Leisten Gretl Reiner als Tiroler Sängen», Albaca und Georg« als Gentlemen-Akrobateu. Otto Lonce und The Marawills ganz Vorzügliches — letztere besonders in ihrer zwerch sellerschüt- teruden Verwandlimgsszene ..Eine Autvmobilsaint i» die Abuizze»", so weist doch eyl der zweite und dritte Teil des Programms die eigentlichen Sterne aus: Miß Helia Vulcaine, dir ameri kanische Fußspitzeii-Rekordtänzerin, die mit Hilfe von bunten Scheinwerfern im Serpentintau^ geradezu wunderbare Farbeu- wirknngen ,u erzielen weiß, im Skeletttanz Gruseln erregt und zum Schluß als vulkanische Flammengarbe erscheint: dann Paul Försier. der in drolligster Weise die Leiden des Varistö-Küilst- lers schildert, vor allem aber als Improvisator glänzt, indeni er gegebene Themata in deutscher, französischer, lateinischer und eng lischer Sprache in gewandtester und geistvollster Weise poetisch verarbeitet - den «rüber auf diesem Gebiete berühmten Delclisenr weil hinter sich lassend: zum Schlüsse endlich A. M. Sulli - vian, K K Fechtmeister a. D., welcher mit seiner Schülerin und Herrn Girardi mit scharfen Waffen sicht. Herr Snllivian leistet als Fechtkunstler geradezu Hervorragendes. Von besonderem Interesse, weil wohl sehr selten gezeigt, sind die Gänge auf scharfe Dolche — doppelte und einfache — in denen es ohne Blutver gießen nicht abging. Zugleich zeigte sich recht das tückische Moment, welches der Dolch als Waffe hat. und ihn deshalb auch rur Liebiingswasse der Welschen werden ließ. Herr S. ist zugleich bereit, mit Fechtliebhabern aus dem Publikum loszugehen — nach den voraufgegailgenen Leistungen fand diese freundliche Aufforde rung jedoch keinen Anklang, eine Abfuhr hätte sich ja mit nnbe Miete und Kost verschwunden. Vor dieser Person, welche auch hier austreten dürfte, wird gewarnt. Sie ist etwa 2b Jahre alt, hat kleine, schmächtige Statur, hellbraune Haare, die beiden oberen Schneidezähne sind braun und anscheinend sichtigung —* Lehman n-O st en-E hör. Der am Sonnabend unternommene Ausflug nach Niederwartha-Schiebocksmühle »nd Parkschänke Cossebaude hatte sich trotz der enormen Hitze zahlreicher Beteiligung auch seitens der Lehrer und Schüler der Ehrlichichen Musikschule zu erfreuen. Die herrlich gelegene Parkschänke war festlich geschmückt und abends durch Illumina tion und Buntseuer märchenhaft beleuchtet. Sehr stimmungs- voll wirkten in diesem Rahmen des Chores tonschön und sein abgeklärt geboten« Liederlpendcn, die ebenso wie Rezitationen von Frl. isonnenthal. lebhaft applaudiert nnirden. Liebe, Ver ehrung und Dankbarkeit kür Herrn Direktor Lehmann-Osten kamen allenthalben zum Ausdruck. Den Teilnehmern an der prächtig verlainenen Veranstaltung dursten die Stunden unge zwungener Heiterkeit und reinen Nalurgenulses noch lange im Gedächtnis bleiben. —* Haupwerhondlttngen vor dem Schwurgerichte wäh rend der 4. Sitzungsperiode. Donnerstag, 6. Juli, vorm. 9 Uhr: gegen den Kaufmann Paul Hermann Geora Witt aus Guben wegen einsamen und betrügerischen Bankrotts: — mittags 12 Ubr: gegen di« Schneiderin Ella Panline Hedwig Kn-etzichmar geb. Menzel aus Dresden wegen Meineids: — Freitag. 7. Juli,^ vorm. 9 Uhr: gegen di« Technikers-Ehefrau Emma Marie Sterz geb. Hermann aus Dresden wegen Meineids: — mittaas 12 Ubr: gegen den Gaszähler Friedrich Eduard Fuchs aus Wün'chendorf wegen versuchter Notzucht: — Sonnabend, 8. Juli, vorm. 9 Uhr: gegen den Kaufmann Johannes Wilhelm Schliack aus Halle wegen Meineids: — Montag, 10. Jifli, vorm. 9 Uhr: gegen den Schmiedemeister Gustav Bernhard overen cscyneivezayne find braun und anlcheinenv schadhaft. Ihr Benehmen ist böslich uttd gewandt. Etwa Geschädigte, oder wer sonst über die Person etwas angeben kann, werden gebeten, Mitteilung an die Kriminalabteilung gelangen zu lasten. —* Gestern abend entstand in einem Schlafzimmer im ersten Stock des Grundstücks LeubnitzerStraße 1b «in Brand, durch den die Gardinen mit Zubehör von zwei Fenstern und einer Tür. sowie eine Anzahl Fensterscheiben zerstört und ver schiedene andere Gebäudeteile ustv. beschädigt wurden. Die Be wohner vermochten, in Gemeinschaft mit mehreren die Straße passierenden Arbeitsleuten, den Brand zu löschen, sodaß die Feuerwehr sich nur noch mit den Aufräumungsarbeiten zu be schäftigen hatte. Noch während die Löschmannschaften am latze waren, die anderen fremden beim Löschen helfenden Leute aber den Ort verlassen batten, vermißt« die Wohnungsinhaberm eine goldene, mit Brillanten besetzte Damenuhr, über deren Ber- bleib, selbst nach sorgfältiger Durchsuchung des Brandsckuttes, nichts ermittelt wurde. — Abends nach 8 Ubr rückte eine Feuer wehrabteilung mit der Landsprike zu einem ihr in Serko- witz —Radebeul, Weintrauoenweg 1, gemeldeten Brande aus. Dieser >var im Dachboden des Eiirfamilien-Äohnhauses aus noch unbekannter Ursache entstanden und zerstörte den Dach- stubl und einen Teil der Dachwohnung. Die Wehren des Ortes und einige Wehren aus Nachbargemeinden löschten den Brand mit 5 Schlauchleitungen vom Strahenhydranten. Die Dresdner Feuerwehr brauchte nicht mit einzugreisen. —"Bad Elster, 3. Juli. Infolge der großen Hitze ist Vings die P e rien fI > cy e re l ermöglicht, die, ein königliches Regal, von den in Oelsnitz wohnhaften König!. Perlenfischern Schmerler und Seling ausgeübt wird. Heute vormittag waren die zieherii« und in Begleitung des Kanimerherrn von Römer vorüber kam. Der Wunsch der kleinen Prinzessin, auch 'mal eine kostbare Perle suchen zu dürfe», wurde erfüllt: in drei der ans dem Bache gefischte» Muschel» befand sich ie eine gut entwickelte Helle Perle. —* A nnaberg, 4. Juli. Ei» kurzer Landstrich, zwischen Scheibendem, Etterle«», Schlettau und Herrniannsdors gelegen, ist gestern durch Hagelwetter heimgesucht worden. Di« Eis- stücken sielen bis zur Größe eines Hühnereis und habe» an Häusern, an Bäumen und Strauchwerk, sowie aus den Felder» großen Schaden augerichtct. Das Wintcrgetreide ist vernichtet, dieFewer sehen aus, als wenn über sie schwere Walzen gegangen wäre», —* Ein schweres Gewitter, welches von wolkenbruchartigem Rege» und Schloßensall begleitet war, zog gestern früh über Ebcrsbach. Hierbei schlug der Blitz m das Wohnhaus des Maurers Wenzel. Der Dachstuhl wurde eingeäschert. Im Gast- Hof „Zum Löwen", wo der Blitz ebenfalls eiuschlug, wurden zwei Ziegen getötet. —* Ter große Lomersche Rauchwarendiebstahl, hei dem in der Nacht zum 29. Mai 1904 628 russische Zobel-, 1045 bolivianische Chinchilla- und 20 Ncrzfelle in, Werte von etwa lOONOO Mark Dieben in die Hände sielen, beschäftigte gestern in Leipzig die Strafkammer IV des Landgerichts unter dem Vorsitz des Landaerichtsdirektvrs Dr. Knhn. Mehrere im Pelzgcschäft erfahren« Einbrecher 'hatten sich vom Hofe des Restaurants „Gute Quelle" aus in die NieverlagSräume der bekannten Rauchwaren-Engros-Hanblung von Heinrich Lomer Zutritt verschafft und aus den dort ausgestapelten wertvollen Vorräten sich das Beste ausgewählt und in vier Pakete verpackt. Zwei der Einbrecher waren dann durch die Halleicke Straße nach der Promenade zu gegangen, hatten sich eine Droschke ge nommen und waren zunächst nach Laudenau und von da nach Schönau gefahren. Hier hatten sie die Droschke verlassen und waren zu Fuß noch Großzschocher gegangen. Etwas weiteres war vorläufig nicht zu ermitteln. Die Kriminalpolizei zog zwar eine Anzahl ihr verdächtige Personen ein, unter ihnen auch den am 1. Avril 1877 in Großzschocher geborenen Handelsmann und Rauchwarenscherer Otto Emil Schaaf, sie mußt« sie ober, tz» «enügn»«» «tztetzi,! zu l» bracht werde» kannte. Vietze, « aber Schaaf d»e Nttvorsichligkeit. aber Sckaas dle Nnvorsichtlgkett, r,n« Parti« der ^swhlenen Zobelfelle dem Kurlchner H>r>chineyer m Oranienbmc« zum Kaufe anzubietea. In zwei Pakete«, die Schaaf de« Hirsch, meyer geliefert batte, wurden für etwa 30 000 Ntark gell« »rsnnden. ditt wie bestimmt seslgestrllt werden konnte, an» Lomerschen Geschäft gestohlen waren. Nunmehr wurde Ei von neuem verhaftet und mit ihm der am 8. Mai IS Grzogorwitz >n Galizien aeboren« Handarbeiter Georg Zi! der am 20 Juni 1862 in Lindnaundorf geborene Zigarre« Ludwig Bernhard Zehne und der am 34. Februar 1802 in dölzia geborene Färber Wilhelm Franz Dohlrr» ' In einem Strohfeime» bei Rückmarsdors wurde» rrte von 30 000 in d^dnam V «vevya7lung StyilufG s»ni n dem Diebstahl «benfall». wen« igerem Grade beteilig«, ist der am 18. Avril 1878 geborene Kürschner Joses Sobelman«. Di« Ast uptverhandlung vertrat, «ie da» „Leipz. La In einem Strohfeimen bei «stohlene Rauchwaren im lest im sogenannten Lß er 1871 in Rückmar«do mann Wähler», der na , fürchtete, geworfen hatte. . . auch in geringerem Grad« beteiligt, in Leipzig itS mehrfach bestraft. In der Hanptverbondlgng sein Geständnis aufrecht, er bestritt nur. daß Nerz- whlen worden seien. Schaaf gab an. daß etwa ig in der »aupweryanoiung vertrat, wie dar „Leipz. 2 mitteilt. Herr Staatsanwalt Schlegel, di« Berteidigur Angeklagten lag in den Länden der Rechtsanwälte Q Broda, Ae, Rammeneo. Schnaub und Unger, sowie deS dar» Dreßler. Als Sachverständiger ist e«n AnftaltSarzt au» Colditz geladen, der über den Geisteszustand Gobelmann» Auf- schluß geben soll. Die Angeklagten sind bi» auf Sobrlmann sämtlich bereits hielt Schaaf si , felle mit gestohlen der zweiten Hälfte de« April Göbelmann ihn darauf aufmerksam gemacht habe, daß nn Lomerschen Geschäft in der SonntagSnacht sehr leicht ein Einbruch auSzusührrn sei und daß die wertvollsten Stücke in der zweiten Etage aufbewahrt würden. Er bab« auch ihm in Aussicht gestellt, daß er ihm beim Absatz der gestohlenen Ware behilflich sein wolle. Schaaf gab an, er Hab« zunächst mit Zehne und dann mit Zilinsky gesprochen, letzterer hake mit Hilfe von Seife einen Abdruck vom Haustorschlok genommen und dar nach einen Schlüssel angefertigt. Der Diebstahl wurde am Morgen des 29. Mai 1904 ousgeführt. Schaaf, Zehne und ZilinSkn trafen sich an der Börse und warteten dann an der Ecke der Reichsstraße und des Brühls, bis der Wirt der «Guten Quelle", welche sich im selben Grundstück besindet, mit seinen Leuten fortge«ttigen und daS HauS leer war. Während Zehne auf der Straße geivartet hat, sind Schaaf und Zilinsky unter Anwendung des falschen Schlüssels in das Grundstück gegangen. ZilinSkv hatte ein paar Säcke, Wachstuch, Riemen. Schmier, seife und Einbrecherwerkzeug mitgenommen. Mit Hilfe einer Leiter stiegen sie im Hofe auf ein Glasdach, zogen die öeiter nach und eS drückte dann ZilinSkv im Zwischenstock unter An wendung von Schmierseife eine Scheibe «in, hierauf wirbelten sie ein Fenster aus und stiegen ein. Im zweiten Stockwerk fanden sie Zobel- und Chinchillasellr, die sie in vier Säcke dockten und mit schwarzer Glanzlrinwand umhüllten. Nachdem si« sich etwa 114 Stunde >m Grundstück aufgehalten hatten, verließen sie es in der nämlichen Weise. Zehne hott, aus der Straß« gewartet, einen direkten Auftrag. Wache zu halten, hatte er zwar nicht: er paßte aber aus, bis die andern stcb der Türe näherten, und nun erst gingen diese heraus. Schaaf kehrte, nachdem er gesehen, daß Zilinsky und Zehne in der Parkstraße in eine Droschke eingestiegen waren, nach Hause zurück, da er nicht über Nacht ausbleiben wollte. Am anderen Taa habe er mit Zekme gesprochen und dabei angegeben, daß die Felle nach seiner Meinung 15 000-16 000 Mark wert seien. Die Sachen seien dann versteckt worden, im August habe er sich mit Hirsch- meyer in Qranienburg in Verbindung gesetzt und diesem .Zobel selle zum Verknus angeboten. Hirschmeyer wollte sich ader gern die ausgesetzte Belohnung verdiene» und erstattete bei der Polize« Anzeige. Diese gab Hirschmeyer, um die Diebe sicher zu wachen, 1000 Mark, welche Summe die Versicherungsgesellschaft zur Verfügung stellte, zur Anzahlung, worauf Scham in der Wob- nnna Hermann Wählers' und im Beisein von Franz Wähler» die Felle eingepackt und an Hirschmeyer geliefert hatte. Nun mehr wurde Schaas wieder sestgenommen: in den vier ersten Verhören leugnete er, am 6. und 8. Oktober aber legte er um fassende Geständnisse ab. Er gab an, daß er den Einbruch mit Zehne und Zilinsky anSqesührt habe, nachdem Sobelman» chn zur Anssiihruna angestistet habe. Ein gewisser Scholz, der «n Verdacht der Mittäterschaft am Einbruch gekommen war,^ se, unbeteiligt. Auch Zilinskn hat in den ersten sechs Verbören geleugnet und am 12. Okiober erst die Teilnahme zngestanden. Ihm gegenüber hat Schaaf nicht direkt von Sobelman» ae- sprachen, erst später babe Schaaf ihm davon erzählt. Im übrigen bestätigte ZilinSky die Angaben Schaass, eben« Zehne, der aber bestritt, am Tage des EinbruchdiebstckhlS im Brühl vor dem betreffenden Grundstück Wache gestanden zu haben, er will nur die Felle in Empfang genommen haben. Zilinskn hin gegen bestätigte, daß Zehne ihnen, da die Straße durch Rats- arbeiten gereinigt wurde, ein Zeichen gegeben habe, daß sie ungefährdet das Hans verlassen konnten, Zilinsky nnd^ Zehne haben dann die gestohlenen Felle mittelst Droschke nach Sckönau gebracht und dort in einem Kornfeld versteckt. Von dort aus sind sie unter Mitwirkung von Franz Wählers nach besten Kartoffelfeld geschasst und dort vergraben worden. Auf Anwei- sung des Franz Wählers hatte dessen Bruder Hermann zwei große Blechkästen bestellt und dafür 12 Mk bezahlt, wozu ihm der Bruder 10 Mk. gegeben hatte. Nach Lieferung der Kästen wurden die Fell« in dieselben gepackt und dann >n einem Feld bei RückmarSdorf vergraben. EinTeil der Felle, der etwas feucht geworden war, wurde von Franz Wohlers in einem Strohfeimen verborgen, damit sie nicht völlig verdürben, sondern wieder Autor, wenn es zu Hause Nahrungssorgen, Not, Kummer und Jammer ohne Ende gibt, denn Dresden ist nicht mehr das wohlseile Dresden von ehedem, es ist hier in mancher Beziehung teurer als in anderen großen Städten. Vollste Anerkennung erfährt C. G. Neissiger als erster Kapellmeister wegen seiner musikalischen Gedieqeicheil, seines bedeutenden Talepls, seiner anerkennenswerte» Direklionsaabe, der Sicherheit und Festigkeit seiner Leitung und der Gabe klaren Verständnisses den Intentionen der verschiedensten Komponisten gegenüber. Schlecht dagegen schneidet sein Kollege Richard Wagner ab. der „König!. Sächs. Kapellmeister geworben, er weiß nicht wie", und iein Engagement nicht seinem „vielgelob- budelien Rienzl" allein verdankt". In Wahrheit hatte sich Richard Wagner von Paris aus direkt an den König gewandt und untertänigst gebeten, die Erstaufführung des „Rienzi" auf der Hofbühne zu Dresden gnädigst jn gestatten. Ein Empfehlungs brief Meyerbeers half dazu. -Lv kam die Qper „Rienzi" am 20. Oktober 1842 unter des Komponisten eigener Leitung in vorzüglichster Ausstattung und unter nicht selten betäubenden Wirkungen mit großem Erfolge zur Aufführung. Bald folgte der „Holländer". Obwohl dieser, vielleicht eben, weil sich darin die Eigenliimiichkeit des Künstlers ungleich selbständiger, freier und bestimmter entfaltete, zunächst nicht von einem zu großen Erfolge begleitet gewesen tvar, wurde dem Komponisten doch fast unmittelbar daraut bei der Besetzung der mit dem Tod« Morlacchis erledigten Kapellmeisterstelle der Vorzug gegeben. Wagner hatte sich schon für sehr geehrt erklärt, wenn man ihn mit 1200 Talern Gehalt als Musikdirektor anstelle» würde. Musikdirektor wurde an Stelle des mit Morlacchi fast zu gleicher Zeit verstorbenen Rastrelli August Rockel, ein begabter und tätiger Mann, der dem Institute in den ersten Jahren recht nützlich wurde, leider aber von einem zu unruhigen Geiste war, u« den Erregungen jener Zeit widerstehen zu können, die be- kanntlich für ihn so verhängnisvoll wurden. Bei den Neuerungen, di« Richard Wagner nach und nach einführte, fehlte es ihm selbstverständlich nicht an Gegnern. Einer der heftigsten scheint auch der Verfasser von „Dresden und die Dresdener" aawesen zu sein. Er schreibt: „Wagner ist ein Talent, aber kein wesentlich-musikalisches: er ist Verstandes- mensch. Mann der Reflexion durch und durch, dem es weder a» Geist, noch an Gewandtheit, noch vorzugsweise an der edlen und beneidenswerten Gabe fchlt, sich geltend -n machen, sollt« auch alles andere daneben za Boden aedriickt werden muffen: er ist vua, was man so mit diesem Ausdruck bezeichnet, und was de, Gerknrr ..pfiffig" nennt. In Pars» scheust er gelernt zu bave». wie man es ansangen muß, um mit Erkma die Mane zu — düpieren, und er versteht das wohl, bedenkt indes nicht, daß so ein gemachter Enthusiasmus einem Strohteuer gleicht, dem alle Nachhaltigkeit fehlt. Ob er musikalisch etwas TüchtiaeS und Gründliches gelernt, vermag ich nicht hinreichend zu be urteilen, jedenfalls ist sein ,,Rienzi" noch lange keine „Vestalin", und sein „Fliegender Hollcinher , sein „Tannhäuser" — diese wollüstig gemeinste Musik s??j, die mir je vorgekommen, die denn in ihrer musikalische» Wertlosigkeit und reflektierenden Langweiligkeit selbst viele seiner bisherigen Anhängler über das Maß seiner Schöpferkraft aufgeklärt hat — halten keinen Ver gleich mit „Olympia" oder „Cortez" aus. Die Dresdner Theater- virettion, die merftrmrdigerwcise nur bei Wagners Opern kein Geld für die brillanteste Ausstattung scheut, während andere oft sehr ärmlich und erbärmlich bedacht werden — die für den „Tannhäuser" 8000 Taler freudig bergab, für eine neue Oper von Neissiger aber 1400 Thaler zu viel fand, könnte wahrhaftig besseres tun. als einem alles, allen übrigen nichts zukommen ju lassen. Nun, der Mensch muß Glück haben. Daß ober Richard Wagner kein Künstler, weder nach Gesinnung noch nach Schöpferkraft, das ist schon mehrfältig bewiesen worden. ES ist ja nichts leichter, als für Theaterstücke, wenn die Direktion ge fällig und nachgiebig ist, ein volles Haus zu schaffen. Man ge währe nur der Schaulust des oft sehr kindischen Publikums volle Befriedigung durch brillante Dekorationen, prächtige Kostüme, viel Maschinerie, Beleuchtungswechsel. große Auszüge, Pferde usw., man gebe die Stucke an Sonn- und Feiertagen, zu Jahr- und Viehmärkten, wo das Theater der Natur der Sache nach ganz ohne Rücksicht darauf, was denn etwa gegeben wird, ge- füllt ist, kurz, sorge dafür, daß derartige Hochgenüsse auch dein Provinzialen nicht vorenthalten werden, Drobittum Ob's Wagner fo gemacht has, weiß ich nicht: ich trau's ihm auch nicht zu. Aber das Hab' ich gehört, daß von einzelnen seiner Satelliten an öffentlichen Orten 'daS ungewaschenste, hirn verbrannteste Zeug über diese Werke gefaselt worden, be, dessen Anhörung mir um ihr bißchen'Vernunft — oder Verstand, wie Ihr >vollt — hätte bange werden können, hätte ick nicht bedacht, daß daran für die Welt nicht sonderlich viel verloren sei. Per Ruhm der Dresdner Kapelle wird durch Wagner nichs erhöht, wenn er auch Gewandtheit und 8»voir-k»ir« in hinreichendem Maß« besitzt, ihn »venigstrns ausrecht erhalten zu Helsen," WaS Richard Wagner als Kapellmeister für die Dresdner Oper war, weist die Novitätetrstatistik dieser Periode auf. Bon 18^1 bi» 1849 kamen allein 46 neue Opern, also durchschnittlich 5 jährlich, auf. wodurch die größte Bielseitiakeit aewahrt wurde. Daß auf der anderen Seite aber auch da» Jahr 1348 nicht ohne tief« Eindrücke »» «in«» t-> »rreäbaren. vbantattivallen Natur wie Richard Wagner vorübergehen konnte, ist so ziemlich selbst- verständlich. Die Mißstimmung, in die er über das verschiedent- liche Ausbleiben erwarteter Erfolge, über das Drückende, Sorgen volle, ja fast Unhaltbare seiner äußeren Lage geriet, obwohl Se, Majestät der Kynig die Schulden Wagners mehrfach be zahlt hatte, übertrug sich ohne Zweifel ans seine amtlich« Stellung, die er allmählich vernachlässigte. Er selbst räumt in seiner Schrift: „Eine Mitteilung an meine Freunde" ein: daß er schon damals sich in einer hoffnungslosen Gleichgültigkeit gegen die selben befunden habe. In einem von Lüttichau am 8. Februar 1848 eingercichten Vorträge, welcher bei dem König die noch malige Ordnung von Wagners Schuldenwesen durch die Ge währung einer jährlichen Gratifikation von 300 Talern und noch 200 Talern au» dem fährlichen Ertrage der Abonncm«ntskonzerte an Wagner befürwortete, wurde bereits in Erwägung gezogen, ob seine Erhaltung überhaupt von io großem Werte sei, um ihm einen so außerordentlichen Zuschuß zufließen zu lassen. I» der Königlichen Resolution heißt es darauf..Wir sind nicht ab- .. „iest dem Kapellmeister Wagner für den ickelt, auch Fall, daß er sich seine Stelle fort- geneigt, , . nicht wieder in neue Schulden verwi . ^ während mit Fleiß und Thätigkeit zur Zufriedenheit d«p General- direktion verwaltet, ein« jährliche dergleichen Gratifikation! zu gewähren, wogegen Wir lins für den entgegengesetzten Fall wegen der sodann nothlgen Dienstentlassung weitere Entschließung Vor behalten." Trotz dieser Sachlage beging Wagner die Unklugheit, sich mit den Demagogen einzulassen und eine über das Thema: „Wie leicht voreilige, Flucht Richard Wagners machten diesen Verhält nissen mit einem Schlage ein Ende. Was Wagner aus einem anderen Wege hätte werden können -- wer will es sagen. Wir wissen nur. daß er aus dem seinen nicht nur das erste Ntusikalisch- dramatische Genie des heutigen Deutschland, sondern auch der Gegenivart, daß er es aber auf einem langen Wege von Ent- behrungen, Irrungen, Illusionen. Enttäuschungen und Kämpfen geworden. ' oft daht noch ebenso hell sich auch die Z, » 0 , Stras .L' e Zeit insofern gleich geblieben ist. ! damals Leute gibt, di« darauf zu schwärzen und affe« Gute in den
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