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Dresdner Nachrichten : 09.11.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-11-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189011097
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18901109
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18901109
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Unvollständig: S. 21-22 fehlen.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1890
-
Monat
1890-11
- Tag 1890-11-09
-
Monat
1890-11
-
Jahr
1890
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 09.11.1890
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^. dsuftxr Eilmbahnstr?cke>Svkockbövel.Hcittingen.Uan»en vor sich ein Unglück ingelraaen. Ein volldrlavener mit drei Pferden bespannt« Pulderwagrn fuhr auf der Ebauffee von Herzkamp nach «scher und wollte gerade einen Uebergang über da» Babngeleise paknren, als der von Schee abgelassrne Personenzug mit voll« Wucht auf den Pulverwagen ausrannte. Im nächsten Augenblick des Lokomotivführers und de» Maschinisten gelang eS, den Zug kurz dinier der UnglückSstelle zum Halten zu bringe». Bei der Explosion geiietben der Maschinist und der Heizer vollständig in Brand: die Flammen schlugen in die Eouper» ein und verlebten mehr oder weniger eine Anrabl Passagiere. Die Bahnbeamten löschten ihre brennenden Kleider. Indem sie ln die anliegende Wiele svrang-n und sich in daS nasse GraS warfen. Sodann wurde der Zug eiligst nach Schee zurückaeseht. woselbst den verletzten Passa gieren von dem Bahnpnional, dem BahnhofSiaspektor und dessen Angehörige» schleunigst die erste Hilfe zu Tlieil wurde, »sehn Passagiere sind erheblich verletzt und Maschinist und Heircr im Gesicht und an den Händen bedeutend verbrannt. Eine Wiltme. Mutter von 7 Kindem, und ein Arbeiter hoben lebensgefährliche Verletzungen davvngetragrn. Der Pulverwagen ist vollständig zer trümmert und der Fuhrmann an Kopf, Händen und Fügen gefähr lich verbrannt. Von den Pferden ist eins sofort getödlet. während die beiden anderen in wilder Hast davon rannten: bis zur Stunde hat man dieielbe» noch nicht wieder erlange» känne». Tie Un- glückSstelle ist schrecklich verwüstet und liegen die Trümmer überall umher. Ob irgend einem Beamten bei der schrecklichen Katastrovhe die Schuld trifft, ist bis dahin noch nicht sestzusicllen gewesen An dem betreffenden Uedcrgange sind schon mehrlach Unglückställc vorgekonimen. In Betreff der aussicktsübrenden Amtsrichter wird dem preu ßischen Landtage ein Gesetzentwurf zugehen. welcher den Justiz- nünlsier ennächligen wird, bei Amtsgerichten, welche mit zehn oder niehr Richtern besitzt sind, dem mit der allsiemcinen Ticnstautsicht beanstragten Amtsrichter auch die Aussicht über die bei dem AiiilS- geucht angeslellten oder beschäftigten richterlichen Beamten zu über tragen, wie es in Sachsen, Bayern und Württemberg bereits der Fall ist. Zur Zeit sind dir Amtsrichter sämmllich nur der Aussicht des Landnerichlspräsidenten unterworfen. Für Preuße» ist beab sichtigt, diese neue Einrichtung ,»nächst nur für die ltl größeren Amtsgerichte zu treffen Bo» der Verleihung eines bewndeien Titels ist abgesehen, dagegen soll den Betreffenden eine ange messene Stellenzulage gewäbrt weiden. Bei der in Würzburg slattgchabtcn Ersatzwahl eines Reichs- tagsabgeordnelen an Stelle des velstorbcnen Abgeordneten Dr. Stöbr tEenlnim) erhielt nach der bisherigen Zählung Gemeindebevall- mächtigter Neckeimann lEentrums 0755 Stimmen, Metallarbeiter Taaitz (Sor.i 2702 Stimmen, GcmeindebevaUniüchtigler Kröbcc iVellsvarte!) l605 Stimmen und Voigt t 157 Stimmen. Reckerinoni, ist soniit gewählt. Ter Ausfall dieser Wahl und der Lieg des Eeulrumskandidateii beim kiffen Wahlgange ist insofern von beson derem Interesse, als in Würzburg ein Eartell zwischen Fieisinnige», Velksvarlei und Rationalllberalen geschlossen war. Von den letz teren dürite eine große Anzahl vor diesem widernatürlichem Bunde zinückgcichreckt sein. Tie ReichsprüslingSkommission hat den subventwnirtcn Post- damv'er „Wißmann" abgcnommcn. ES wriide Alle» ordnungs mäßig befunden. Ter Dampfer ist nach Lstafrika abgegangc», er bat Geschütze, Munition, zweltausend Fäßchen Pulver und einen Pctraleuinwotor an Bord. In der Landesstmvde für Brannschweig wurde ei» mehrfach unterstützter Antrag eingebracht, die slcegieruiig niäge aus die Aus hebung aller StantSlotterieen von Reichs wegen hinmirlten. Ferner wuide ein Disiivlinorgesed für Geistliche eingebracht. Oesterreich. Tic ilavische Minderheit im icblesilchen Land tage hat einen feierlichen Auszug veranstaltet. Stolz erhobenen Hänvtes verließen die 6 czcchischen und polnffche» Helden nnier Protest den Landlagsiaat. Die deutsche Mehrheit hatte die Ver mehrung der Landes-Ausschnßslellen von 4 aus 5 veantiagt. Das war den Slaven nicht recht, denn dadurch wird die Schwächling der deutschen Elemente im LandeSausichussc. welche der bevor stehende Eintritt eines Slaven bervordringt. znm Theile wenigstens wieder wett gemacht. Die deutsche Majorität ließ sich natürlich durch den TrntzaiiSniarich von Ewicc» und Genossen nicht stören, sondern nahm daS Gesetz in dringlichem Wege an. Ter ,etzt vielenvühnte Johann Orth 'oll, nachdem ec alle Rechte »nb Titel als Erzherzog abgelegt, auch eine Dame bürger licher Herkunft ans Wie» zum Traualtar geführt und dem Mädchen, mit welchem ihn schon lange eine nmnislö-liche Hcrzcnsneignng verknüpfte, in diesem Friilnahr die Hand gereicht haben. Tic Trau ung soll i» London in aller Stille vollzoaen worden sein. Tie D'me wollte das Schicksal ihres von ihr ichwärmcrisch verehrten Lebeiisacfädricii theilcn und trat nach einer von Johann Orch 'Alm vorgezeichneten Secroute per Damvfer die Reise nach La Plaia an. wo sie gemeinsam mit Orlh sich «»schiffte, nachdem sie ihren Verwandten t» Wien Nacuricht hiervon gegeben hatte. Auch ihre Angehörigen sind bisher ohne weitere Kunde geblnben, aber sie geben die Hoffnung nicht aut, das; die „Santa Marga ret!»,", welche Johann Orth und die Seinen trug, doch den Sturmen des Meeres entronnen ist. Wie veriaulek. ist die bc- tienende Dame Fiänlein Willy Stubcl. Schwester der Sängerin Iemw Slnbei, die vor 2 Jahren im Dresdner Rcsidcnzihcaier engn- nni war. Der in Fiume weilende Kapitän Sodick, früherer Eemmandani der „Santa Margaretha", der infolge seiner Er krankung an den Blattern in La Piata ziiräckäleihe» mußten, hält Johann Orth nicht für verloren. Sodich nimmt als bestimmt an, daß die „Margareiha" von schlechtem Wetter ersaßt worden sei und Hrlh nach rechtzeitig in eine Bucht oder einen kleinen Nothanscn sich geflüchtet habe. Sodich vermuthet den Segler in Patagonien an der MagelhacnSstiaße oder an Statcn-Jslnnds Ins«, an der Süd'titzc von Südamerika, durch die Straße Ln Maire von Feucrland getrennt, welche nur ipärlichc Bevälkernng besitze. Bis von dort Nachrichten kommen, können weitere zwei Monate vergehen. Ungarn. Bei der Evezialdebatte des Budgets votirte die äusnsie Laste znm ersten Mal die Eibillisic zur Beibätigimg ihrer Loyalität, forderte jedoch eine eigene ungarische Hofhaltung und provocirtc darüber eine erregte staatsrechtliche Debatte. Frankreich. Dem „Echo de Paris" zufolge ordnete der Kueg?»iiimier an, tue Ausrüstung der Fvrtö von Modane an der ftanzösischataiienischen Gienze zu verstärken. — In Folge von Zu gkstaiidnissen der Arbeitgeber sind alle BergarbeiterstieikS im Beziik von St. Eticnne bocndtgt. Tie Arbeit wird am Montag wiener ousaenommr» werde». Der bekannte Geistliche Lohson (Pater Hyazinthe), welcher siilhor in Paiis dmch seine große Kanzelbeiedtsamkeit und seinen Kimsiikt mit dem Papstthum einiges Autsch«, erregte, ist wieder aus den Plan getreten und will unter Anrnsimg der altrn galli- kauiichcn SrlhslsiändigkeiiSgcUisle in Frankreich eine vom Pachte lotgolöslc sranzvsiichc Nationalkirchc gründen. Er will ganz Frank- rrich hcrei'en, um Propaganda für seinen Plan zu machen. — Ob Heirn Hyazinthe in Frantreich gelinge» wi,d. was den Alikatholitcn in Teulschand nicht gelang, ist zu bezweifeln. In Fr-mtrcich ver trägt nian sich gern mit dem Papste und fühlt sich von seinem Lob gcichmcichelt. und der Papst streichelt den Franroscn daS galli- kaniscve Fell gern, damit sie es nicht in Ungeberdigkeit sträube», wie eS auch schon vorgekommcn ist. Aus welche Klasse deS Voltes will sich Hyazinthe stützen? Tie große Masse der Gebildete» ist den, NatiiraljsriiNS verfallen und die anderen sind bigoltkntbolisch. Viel rvird'S nicht sein, was in der Mitte steht. Albert MiUand^ macht sim über den Geictzeiitwurs Morcau'S, Jedem gegen eine Steuer Adcüslitrl zu gestallc». m, „Figaro" lustig. Reiche Leiste, meint er, würden nicht nur sich, sonder» auch ihre Dienstboten adeln lassen. Ter Rentner Durand wird sich MargniS von Durand nennen und bei Tische vom Baron Baptist bedienen lassen, während seine Frau dein Ticnstinädchc» zürnst: „Prinzessin Sophie, geben Sie mir meine Pantoffeln!" Will man eine» Brief abschicken. Io bat man die Wahl zwischen dem Hankmeister Vicomte Adolph und dem Dienstmann Ritter Eannche. Man meldet den „Herzog von Schnmacker" (me) an, der dem Hausherrn Stiefel» probirt. Natürlich werde der wirkliche Adel schleunigst seine Tttet oblegen, iodaß der Vicomte Johann einen „gewissen Rvchesancanlt" und „.Herrn Uz«S" anmcldet. Ter „Herzog Albert von Milland", wie rr sich unterzeichnet, bezweifelt jedoch, daß „Seine Durchlaucht Fürst Rouvier^ viel Geld aus dieser Steuer schlagen werde. Italien. Tie Londoner „Trust," will wissen, daß in Wien große Bestürzung herrsche über den Besuch, den die Kaiserin von Lcsiemich dem heiligen Vater in Rom gemacht habe. Tie Kaiserin, Io berichtet da» Blatt, reiste tm strengsten Inkognito als „MrS. Nicholson", traf von Florenz auS in Rom >m „Hotel de Rnssie" ein und wurde am folgenden Tage vom Papst in Prlvataudienz empfangen. Niemand wußte davon al» der beim Vatikan beglau bigte ätlerrrichtjche Botlchafier. Dem Kaiser, ihrem Gemahl, sandte sie das» nach ihr« Ankunft ei» chlfsrtrte« Telegramm. „Truih" heißt zwar Wahrheit, ab«, da» Platt hat seinem Namen schon oft Unehre gemacht Die „Jtalie" bemerkt, man würde sich ebenso sehr irren, wen» man glaubte, das Zutammenkommen Capnoi's und Criepi'S würde eine neue Wendung der iniernattonalrn Politik bervorbringen wie, wenn man demtelben gar keine Folgen »uschretben würde. Portugal. Wie verlautet, habe England eine» inocliw vivendi mit Portugal bl» zum Abschluß eine» neuen Vertrages angenom men, nach welchem Portugal die Schifffahrt auf dem Zambesi und auf dem Gchlreflusse sreialebt und freien Durchgang durch da» Pungaland gestalt«, während England Portugal bei der Grenz- festsrtzung diejenigen Gebiet-tdeile zusichert, die ihm in der Kon- venlton vom 20. August zugesallen waren. Schwei». Die Bundesregierung beginnt der Tessin« Partei- streitrgkeiten überdrüssig zu werden. Allgemein macht sich i» omt- llchen Krillen die Ansicht geltend, daß Angesicht» des Scbeilernö oller AuSglerchSverlnche und der nachweislichen Halsstarrigkeit der Parteien, »nd ferner, um der öffentliche» Meinung gerecht zu werden, welche onfängt. nachdrücklich eine endliche Regelung der T.cffincr Wirren zu verlange», e« nunmehr Sache der Bundesversammlung set, durch einen Machtipruch, gleichviel ob mit oder ohne Zustim mung der dortigen Parteien, im Telsin Ordnung zu schaffen. Ohne große Schwierigkeiten würde dies bis Ende des Jahres wohl zu «reichen sein. Belgien. DaS „Amtsblatt" veröffentlicht de» Rücktritt De- voldcrs, an dessen Stelle Teburl« zum Minister des Innern er nannt werden toll. Luxembur g. Nachstehende charakteristische Aeußerung des Her zogs Avals wird von bestinsormirter Seile milaelheill. Als StaniS- nnnister Eyschen dem HcrzvgJiber die zu errichtende Regentschaft Bericht erstattete und meinte, der Herzog könne den E>d ans die Verfassung vor einem Kanimer-AnSschnß in Hohenburg leisten, rief der Herzog ans: „Wenn ich 75 Jahre lang zu meinem Vergnüge» in den Alben Gemsen sage, kann ich auch nach Lnxembnrg kommen, um meine Pflicht zu erfüllen." Der Regent schlägt seine Residenz in Frankfurt c>. M. aus. Gnglaud. Am Freitag herrschte wieder ein strrchibarer Sturm ini Canal. Viele Schiffe wurden an die Küste geworfen. Bei Bcsiast ging die Nacht eines schottischen Edelmcmneü mit diesem und der ganzen Besatzung nnier; in Galvesion verbrannte der Dämmer „Bona", der nacb Bremen beslimmt war. Ein geheimnißvollcr Mordversuch wird aus Oxford gemeldet. Eine wohlgelleidkie Frau. ---Da 55 Jahre alt, rrichicn zwei Mal in der Wohnung des Univ-.-rsitäisdirektors Tr. Bcight und ver langte denselben zu sprechen. Als Bright endlich erschien, feuerte die Fra» im Hausflur zwei Revolvcrschüsse ab, wovon einer den Dr. Bright im Unlerleibe verwundete. Die Fra» «ttslvh und wars den Revo'vcr außerhalb des Hauses weg. Der Beweggrund des Verbrechens, sowie die Person der Verbrechen» sind noch unbekannt. Die Wunde Bnght'S ist unaeblicv nicht lebensgesahrlich. Im Londoner Krysiallpalast wurde dieser Tage die 22. Na tional Katzen-SchüU abgehaften. Es waren nahezu 600 Katze» ausgestellt. Bei einer der Katzen war der Preis mit 20,000 Psd. Sierl. angegeben. Eine 400,000 Mark-Katze, das gebt noch über Ormonde, „das Pferd des Jahrhunderts", jenen Bollbtuikengst des Herzogs von Westminst«, der im Sommer 1880 um den Preis von 3iX>,000 Mk. nach Südamerika verkauft wurde. Dänemark. Tic Prinzessin Waldemar von Dänemark ist von einem Prinzen glücklich entbunden worden. Ruffland. Viele preußische Unterthancn, darunter Obersteiger Tporch von den Kramsla'schen Bergwerken, sind aus Rußland aus- gcwicn'n worden. Englischen und französischen Blättern wird berichtet, daß der Zar seiner Entrüstung über die leichtfertige Erschießung des völlig unschuldigen Einiahrig-Freiwilligen Perlow in Sietdee Ausdruck gegeben, und daß der hierfür veranlworlliche Gciieraigcmveuieur von Warschau, Gurko, seine Entlassung eingereichl habe Ter Zar habe ober an den Rand des Gesuches geschrieben: „Lehne Jure Demission ab. Was den unglücklichen Perlow betrisst, io werden ihn Ihre Gewissensbisse rächen." «Nack einer anderen Version laniki dieser Satz: „Was Ihre Hnndluna betrifft, so müssen Sie dieielbe vor Gott und Ihrem eigenen Gewissen vcranlwortcn.") Ter Zar habe zuerst den General Gurlo exemplarisch bestraien wollen, sei dann aber auf Vorstellungen hoher Militärs davon abgestanden, da die Staatsrail'on verbiete, „Rußland einer seiner beste» Generale zu berauben". Daß die „StaatSraison" vor Allem Gerechtigleit verlangt, begreifen diele Russen nichk. Ans der traiistänkasiicheii Eisenbahn wurde ein Zug von einer vermummten Räuberbande durch Eniglciien znm Siehe» gebracht. Als sich die Passagiere und daS Beaintenversonal zur Wcvr ieizen wollten, wurden mehrere von denselben durch die bis an die Zähne bewaffneten Banditen nicdergrichvssen, während die übriarn In sassen des schwach besetzten Bahnznges sich durch die Flucht zu retien suchten. Tarnach beraubten die kaukasischen Briganten die Fiachiwaggons und stahlen ans dem Postwagen, nachdem sie den ans'» Neue in die Etschelniing gerreien nno oer ^rgessenheTf «it- rissen worden, und so mancher ausftilirende Künstler, dessen Leist ungen in der großen Olcheslerniasse sich keine allgemeine Geltung verschaffen konnten, hat hierbei Gelegenheit gefunden, vor einem uuSerwählten Hörerkreise die Animerkianikeit derselbe» ans sich zu lenken. Und wenn dar» die hervorragendsten Virtuosen der Kgl. Kapelle eS nicht verschmähen, ihre Kräfte in den Dienst deS Gan zen zu stellen, so ist gewiß, daß die Aufführungen unteres Tonkünstter- vcreinS bei aller Hochfluth musikalischer Darbietungen zu einer Nothwrndigkeit. zu einem Segen für Kunst und Künstler gewoiden sind. Eröffnet wurde das durch die Anwesenheit Ihrer König! Hobelt der Vrinzkisin Mathilde ausgezeichnete Evnccrt mit dem durch sein reizendes Menuett berühmt gewordenen Quintett (L-cturj für 2 Violinen, Viola und 2 Violoncellc von Lutgi Boccherinl. einem Zeitgenossen Haydn s. Wie ein Liebesidyll auö der Rocoeo- zert mnlhen uns die süßen, alles Herbe vermeidenden Klänge ln einfachen, leibst in der Belebtheit wie spielend dahinfbcßenden Rhythmen cm TaS erwähnte Menuett, bei dem die gcdämpsten Geigenslinnnen von einer fesselnden Pizzicatobegleuniig seitens der anderen Instrumente getragen werde», erfuhr von den Herren Lanae-Frvhberg, Meißner. Eichhorn, Grützmacher und Hüllweck eine in Tongebung und Tempo mnstcrgiltige, im Ausdruck aber derartig bezaubernde Wiedergabe, daß man sich zu einer Wiederholung ver stehen mußte. Von Becihoven cnlhieft das Programm das selten gehörte dreiiätzige bl-;-,l»r-Luintctt (oz>. 16) für Pianosorte, Oboe, Elarinette, Horn und Fagott, in klassischer Weise gespielt von de» Herren Schmolk. Pietzich, Lange. Ehrlich und Tcankner Das blühend schöne Andante. daS die eigenartigen Jnslrumentcncharaklcre aus das Reizvollste dervortreken läßt, hatte inan gem ein zweites Mal gehört. Keinen leichten Stand hafte zwüchen den beiden kla>- si'chcn Quintetten eine Neuheit, Lnuc in ft-üar iManuik-.ipt) für V>olo»cello »nd Pianvsvrie von uwerem Könial Kammerinnsikus Adolf Gunkel, einem früheren Schüler des Dresdner Eomervalo- riums. Der noch sehr junge Eomponitt hatte entschiedenes Glück mit seiner interessanten Schöpfung, die in anivrnchstoser, unge künstelter Form angenehme und auf's Edle gerichtete Melodik athme!. Ohne gerade originell zn sein, jlrebk sie doch zu tvvcnS- werther Selbstständigkeit. I» Herrn Eonrertmeister Grützniacher hatte Herr Gnntel, der sein Werk setbsl begleitete, aber auch einen Tauivalhen sür sein Kind gewonnen, der nicht wenig zur ehren volle» Ausnahme desselben beitrug. ß Die Kon,gl. Hosoper bringt heute „Carmen" mit Frau Schuch und de» Herren AnthcS und Scheidemanlel in den Haupt rollen zur Anssührnng. -s- Im Kö » > gl. C o n s c rv a t or i u m fand vorgestern vor geladenem Publikum ein Opernabend statt, welcher der Oven,ictmle des Instituts von Neuem ein günstiges Zcngniß ausslellte Zur worin sich ve- chüler von „ . . .iich als ein viclveriprcchcndes junges Talent velhäkigle. Ocecht gitt gelangen die Mvnoslatvs-Scenc-n: Herr Bruchei (ebrnsaUs Schüler Pro». Scharse's) sang den „Mohren" bcsriedigend und in trefflich tomi- sclier Maske. Herr Kleinem als (sehr besangeners Caraslro erledigte sich der schwierigen Llnsgabc, die ihm mil dem Vortraae der be- kanilirn Arie gcnelll war, nach Kräften und in ähnlicher Weste fand sich Herr Brendel mit dem Damino ab. In den Pariiecn Königin der Nacht und Pamina versuchten sich zwei »'gcndtiche Schüterm nen, Frl. Malmsiedl «Sologesangsklasse von Frl. Orgeni» und Frl. Raser (ans der Klasse des .Herrn Howvecniaiigcr Jemen). Die Mittel der sangen Damen sind nicht vedeniend, aber der Vorzug einer treffliche» Schule ließ sich trotz alledem «leimen. Das von Herrn Hoiopernsangcr Eichberger geleiiete icenstche Arrangement »nd die von ihm bewickle dramatstche Vorbcreilung der agirenden Eleven zeugte non der Gediegenheit und Gründlichkeit, die Herrn Eichber-g« in Allem eigen »i. v Wochen spiel plan der König!. Hoslheater Altstadt. Soimlag: Earmen. — Dienstag: Tie Walküre. (Ans. halb 7 Uhr.) — Mittwoch : Alcesie. — Donnerstag: Der Postillon von Lonsumcau. — Freitag : Eoncert. — Sonnabend : Tannhän'cr. (Ans. halb 7 Uhr.) — Sonntag: Ter Barbier von Bagdad. Die Pnppensee. Neu stadt. Soimlag.- Der UnterilaatSiekretär. — Montag: Maria Stuart. <Ans. halb 7Uvr.! — Dieaskag: Ein Volksfeind. - Mitt woch : Herrn Kaudet's Gardinenpredigten. Tie wilde Rose. — TormerSiag: Dorr »nd Stadl. — Freitag: Ern Volksfeind.— Svnnabeird: Ter UirierstaalSsekretär. — Sonntag: Tic Hochzeit von Valeiri. v In Braun's Hotel findet morgen, Montag, eine Orchester- nussükrimg des Königl. Evniervatori ums Haft, dessen Eruägnrß bekaimtiich der Unterilützrmg armer Schüler des Jnsli- tnts zufließcn soll. Das bereits niiigetheiitc inlcrcssante Programm und der hninaiie, segensreiche Zweck der Aufführung lassen eine all gemeine Betbciligimg hoffen und aus daS Wärmste empfehlen. f Frl. Therese Malten, die kürzlich in Schwerin mit großem Erfolge die „Ariadne" von Paul Kuezynstr sang, ist von dem Kom ponisten durch Ueberscndrmg eines prächtigen silbernen Lorbeer- kranzcs «> rniniatrrie ausgezeichnet worden. Im ilresrdenzthcaler haben die Nachmittags-Vorstellungen oes crimriuis von ucericm ein armiiigrs Zerignii; nnssieu Aufführung kamen Scene» aus der „Zarrvcrstöle", worir sonders der Darsteller deS Papageno (Herr Gcrson, Sch Proieffor Scharse) sowohl gesanglich wie schauwielerisch pstichkgctreiren. am Platze gebliebcncaBeamIen niedcrgcmachl halte», ^ der „K a s se e g n st ' l" eine» so lebhafte» Anklang gefnirden, daß --—^ Direktor Karl daS bübtcke und effektvolle Dresdner Vokalstück auch heute Nachmittag (zu gcwöhnltcheii Preisen) wiederholt. Das Stück gebt heute ticreils zum l!0. Male in Szene. Abends gelangt, mit Herr» Karl Soiiiag als Gast, das WildenbrilÄ'sche Schau spiel ,D r c H a u benler ch c" zur Aufführung. V Hernrictr Vogl feierte am Mittwoch in aller Stille aus seiner Besitzung Teixelsnrt sein ,2'iiährigc's Künfflcriubiläum. Aus seine ausdrückliche Bitte hafte die Müiichuer Geiicraliuleiidcmz vo» einer Feswvuiellimg abgesehen. i Henri M arten u. der jugendliche srcmzömche Geigen- virtuoS, weilt gegenwärtig in Dresden, um demnächst in Berlin und spater auch vielleicht hier ein Eoncert zi^gebc». Man halte in diesen Tagen Gelegenheit, i» der hiesigen Schrislstellergesellschart „Symposion" vor enicr eiiacrc» Gemeinde von Kunslsreiuideii das Spiel des aenialen Jüngüiigs zu hören, das eine srnhzettige innere Oieise der Lcideirschall und des KunsioerslänLiiisses ausweiff, welche billig in Erstaune» letzt. Tie Technik ist in einer Weite aiisgebist det, daß mail sie hereitS als eine neheiiiächtiche Sache dctrachlcii dars. Tie Größe und Fülle deS TonS, die Fähigkeit, ans dem In- striimcnt Alles zu machen, was die Empfindlingsu-Hnftirnng irgend Ivic verlangt, und ein geistreiches Beistand»'!, der mnsikalitchcii Gegeiisiände frappirte ans den ersten Blick, Seil man den jungen Künstler ans einer früheren Eonccrtrcffe hier gehört hat, ist die innere Entwickelung eine rapide zzeweic». a DaS Eoncert des Herr» Slanislaus M > erzwinski ist sür den 5. Dezember n» Gewertn-Hauie anaesetzt. 7 Wie »ns Frl Saiidersou telegkaphisch mitlheilen läßt, hat ihr vorgeslciges Concer! >» BrcSlan vor ansrerkanstem Saale slattgeffind«!, 7 Ter vorgestrigen Vorslellmig von Willnaiids „Unter st a a t S s e k re i ä r" ivolntten auch Jlnc Maseiiäten der König und die Königin bei, Tie hohen Herrschaften folgten mit sicht lichem Veigniigeii der Aufführung »nd beehrlen uanicnllich die Hauvldartteücr, Frl, Basst- und Herrn Paul, mit ihr in Bcisall. In der Bcietzung war insofern eine Vmchiehmig eingetreten, nls die Rolle des Frl. Diacono in die Hände des Frl. wnllingcr ge langt war. 7 I» Erwiederung aus die Schrift des Hcilii M. v. Egidy, „Erliste Gednnten", vervsseiillicht Freiherr von Friesen am Rötha ein Schrislchen: „Ein Glanbcnsl'eteimlniß. welches auch „Ernste Gedanken" enthält", veranlaßt, wn-er jagi, durch die Ailfsorder- uiig des Herrn v. Egid» au mntlnge Elniffen, oiien ihre Stelluna z» der Glaiihensfrage zu bekennen Der Herr Verfasser steht voll niid ganz »ns dem Boden des christlich evangelmhen Glauvens- beleniftiiisses, das ohne den Glauben a» die Gottheit Eliristi iciiieii wesentlichste» Inhalt vertiere. Mit großer Enlichied>-»äeit betont er. daß lediglich das Chrcstcntl»!»!, und zwar das „Geschichtliche, ihatsächlichc, w>e eS ans der gölttichen Hssciiharuiig helvorgegangen" sei, daS Fnndamc»! bilde, am dem der heutige Staat und tue heu tige Gesellschaftsordnung sich ambane. Tormn lolltc man schon ans politischem Vcrsländmß. möge man zur Kirche sich stellen, wie eine beträchtliche Summe in vaaiem Getde. Ans Befehl der Be hörde» sind mchreie militärische StreiskorpS sofort zur Beriolguiig der Banditen abgesclnckk worden. Ter bl. Synod hat eine Versügung «lassen, die Per sonen, welche die dritte Ebe «»geben, einer drei- bis fünftahnge» Buße zu unterweisen. Tie Geistlichen können diese Frist linier Um ständen abkürzen. Wiltwen von mehr als 60 Jahren wcrdcn bei Emgehung einer zweiten Ehe einer zwegälmgrii Kirchenbiche niitcrworseil. Türkei. Ei» Matrose von dem denlschcn Slatioiisichiffe xLoreley" ist in Eonstantinopel auf geheimnißvolle Weise vcr- ichwiinden. ES scheint sich um einen ähnlichen Fall zu handeln, wie er vor cintger Zelt den deutschen Botschafter zu einem so ener gischen Auftreten v«g»laßte, daß der damalige Jnslizmimster seine Denmsion geben mnßie. Amerika. Stanle» hat sofort nach seiner Ankmist in Ncw- »ork Verticlerii der Presse gegenüber sich über den Barttelvtffreit niiSgclgssc». Er betchnldigl Major Barttelok der uninciischlicheii Behandlung seiner Untergebenen. Unsittliche Verstöße habe er nicht begangen, aber er habe mit tenfli'chem Grinsen Eingeborene zu Tode geprügelt, seinen kleinen Diener durch Fußtritte getödiei und das Weib eines Häuptlings ge'chlagen, bis ihr Zetergeschrei ihre» Man» herdeigenlsen habe. Bonny, Tronp und die anderen Of fiziere haften de» Major cimpcrren oder schriftlich gegen seine Un- menichlichkeit protestircn sollen. Er (Stanley) hätte Barktelot ge warnt, nicht zn sehr ans Tippo Tipp zn baue». Zwilchen ihm (Stauten) und Tivpo Tipp habe kein geheimes Einvernehmen be standen, die Barktelot crlhcilten Mcirichbcichle seien auösührbar ge wesen. Die EmimE»tiatz-Ex-pedition habe keine GcbielsanSdeh- nung Englands bezweckt. Stanley fügte hinzu, rr habe beabsich tigt, den Binder Parttclot's wegen Eharaklerverschmähnng zu vcr- llagen, habe cs jedoch mttrrlassen, weil kein englischer Gerichtshof eine» Monn schuldig sprechen dürste, der seinen Bruder vcrtherdige: er sei indeß bereit, iiöthigenffills Aktenstücke seiner Expedition zn veröffentliche». — Der Widerspruch auch gegen diese neuesten Aus lassungen wird nicht anSbleiben. Die nordmiierikanischc Universität Madffon im Staate Wis consin hat durch die Schweizer Gesandtschaft zu Washington in Bern ansragen lassen, wie man es in der Schwei; aiifiichnien würde, wenn Amerika die Einwanderung verböte und welche Folge ei» solches Verbot auf die internalioiialen Beziebiingen habe» würde. Es scheint, als ob Nordamerika nicht bloS die Zulassung europäischer Waarc», sondern auch die Einwaiideruiig europäisch« Mensche» verhindern wollte. D« Bundesrath hat die Anfrage nicht Vcantwvltct. Afrika. Eine Bekanntmachung des Vizeadmirals Freemantle verbietet vis »ns Weiteres allen Enroväern die Betretung des Wltu-Gebietes, wo noch Krieg-recht verricht, anßer wenn rtnc be sondere Eilanbniß «»geholt wurde. Ucvcr den Snlinn Fnmci Äakari liege» leine Nachrichten vor. Freciiigntle segelte aus seinem Flaggrmchiff nach Tlincomalc nnd Kalkutta. China. In dem der Regierung gehörigen Pulvermagazin zn Tbaiph»ig-Tu bat eine Explosion staitgrfnnden, bei welcher eine große Anzahl Menschen zu Schaden gekommen ist. Kunst und Wissenschaft. -s- Mit dem vorgestrigen A begann der hiesige Tonk» nff der LieSdn« iiinsikainchen Krelie, seine dleSwintcrlichcn n>S üt>« aus anregend nnd genußreich bekannten Darvietliiigen »ns dem Felde der reine» Instrumentalmusik. D«c BcrcinStcitnng hält nach allem Brauch mit Recht »n der vornehmlich«! Pflege deSienijzen ThcileS der Kammermusik seit, der anderwärts infolge eigenartiger Jnslru- inentcnziisammensktznng keine oder doch nur geringe Beachtung er- Tudurch tsl fährt. rst schon manche» alte Werk von dauerndem Werth man wolle, snr die Erlialuing dieses Fnndamcitts -sorge tragen, statt es zu nntergrabe». Man diiric sich nicht wundern, daß das Volk zur „Bestie" werde, wenn man ihm den Mittelpunkt all' seiner sittliche» Vorstellungen, den Glauben an den lebendigen, per sönlichen Heiland, nehme. Diesen Schmerz «iipsindel der V«fasscr, dem vorqeslrlgen AuffübriingSnbend im Gewerbehanie daß Herr v. Eg>d». den er peuönlich hoclnchätz! und von dessen hiesige T o n kü n st l r rve re i n, der Sammelpunkt Streben nach Wahrheit er überzeugt ist. gleich den sozialdemotrali scheu Führer» ant den MassenauSlrikt aus der Kirche hiiiznwirkrn scheine. Wenn auch die Schrift wohl kaum einen weitergehenden Eindruck machen würde, so ici ihm ihre Verösscntlichung doch schmerzlich in «»«Zeit, in der mehr als je Zusammenhalte» gegen der Kammermusik fest, der anderwärlS infolge eigenartiger Jnslru- über dem „Ansliirmc des Hcidenlhn»,cs" geboten sei, znmal der K>«-,e. 'etziing keine oder doch nur geringe Beachtung er- dir er für bcrnsen erachte, in dieser Beziehung dem Volke ein Vor bild zu geben MLt«Pr?r<HLen. Nr. 313 Seite 3. MM Souutag. v. Nov. 18»«-
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