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. durch di, «,r. «ntkln, Kummer» > Kar- «uflo„: 24000 »,»>. YUr dl, Kück»,d, «tui«- I»nt>«r Munulcri»»« »»chl sich dl, «edaclit» »lchl rerdlndlich Inseraten»«nnadme ->ud- Mllrt» ll»^,»»t»>» uock Va»I»r in Hamdnrg. Ber lin Wien. Lei»»,g. Basel, vre,lau. yraulsuri a. M — LuL Bo«« in Beeil». Leipjiu. Wien. Lambur«, Ürnälmrt . M.. Mün chen — v»ud« t 0» in Nranlsue- a M — ln v«i»e -n ilbeinni» — U» ru, luettt« S»IU«r » L». i» Bari« Tageblatt s»r Unterhaltimg und Geslljiistsverkchr. .Druck und Sigenthrrm der Herausgeber: Liepsch Sr Ueichardt in Dresden. Verantwort!, Nedacteur: Inlins ^eichardt. L»1erat«werden Marlnt^ Der Raum cmer cm Ivalttaen Petitzeile koket rs Psa. ^llftc-iLndr die Zeile L Ngr. Eine lÄacattlie sür das nächsttaaiae (tvichci. ne»' der Inserate wird nicht gegeben. NttSwartige Annoncen- Ausltngc van nn6 unbe- kai.nlcn ^irincn n. Per soncn i.m riven wir nur gegen P»anun»cra»ldti durch s. matkrlt oder - ltttt.'.. ' (5? ' n , N-zr. '.'dULwarr s c küunln ote ^alj'.ur.g aac» au! enu- Tre-ancr^iru a a.ureti-tt. Tie «r. ISS. Remizrhnter Jahrgang. MItredacteur: vr. Lmil ;Vr daS Feuilleton: Luelvi« Dresoeu, Freitag, 5. Juni 1874. ^rM.LLlrs!ttMer.'LÄ PolittschtS. Da haben wir's! Es war ja vorauszusehen, das; die abnorme Hitze so manches Correspondenten-Gehirn in Wallung bringen würde — merkwürdig aber, das; gerade wir Sachsen von den CombinirungS- künstlern in Madrid und London zum hundstäglichen Scherzando ausersehen sind. Die Nationalliberalen reiten schon so viel auf uns herum — nun sitzen gar die Vollblut-Don-Quixote's uns auf: „Der König Albert von Sachsen entsagt der sächsi schen Königskrone und tritt als Bewerber um den spanischen Thron auf." Sound nicht anders schreibt mau der „Neuen freien Presse" (Nr. 3508) auü Madrid uüd der Korre spondent fügt ganz gemüthlich hinzu: Sachsen würde an den dcurschen Kaiser abgetreten werden. Der Nationalliberalismus hat den Son nenstich, das ist klar und man kann sich die krankhaften Erfindungen der Partei nur erklären, daß sie, von vielen Mißerfolgen ärgerlich dadurch gemacht, in den wildesten Phantasien Tröstung sucht. Sach sen ist ihnen entgangen, der gesunde Sinn der Bevölkerung zieht sich, wo er ja ihren Sirenengesängen gelauscht hat, mehr und me'r von den Truggcbildcn der Baterlandslosen zurück, uns weil ihnen Sachsen entgangen ist — schenken sie's dem Kaiser, Mit verbissener Wuth schreiben alle naiioimiiibera'en großen I o .-?. und kleinen Organe und Orgänchen gegen den ilias riums Nostitz, welcher dem Leipziger Stavtmonilcur licht ausbläst. Wenn nur die Herren so ehrlich mären zu er ir 'was dieser Verfügung Alles vorausgcgangen ist! Tie Ver>. gnm: an sich hat, wie jede, welche der Freiheit der Presse zu Leite geh«, unfern Beifall keineswegs. Wir würden sehr kurzsichtig sein, wenn mir jenem Blatt, weil wir'S tüchtig gehaßt haben, den Sirick gönnicn, mit welchem es der Minister strangulirl. Heute Dir — morgen mir! Das gilt nirgends drastischer wie in der Journalistik. Aber geht denn Herr v. Nostitz einer Preßfreiheit zu Leibe? Hat über haupt das Leipziger Tageblatt jene freie Meinung, jene Unabhängig keit, für welche die gesammte collegiale Presse entstehen könnte? Mit Nichten. Wer heute in irgend einem Verhältnis; sich Jemanden zu Dienstleistungen cngagirt, der kann verlangen, daß dieser Jemand vor ihm die Mütze zieht und anständig guten Tag und guten Weg sagt. Wenn das Leipziger Tageblatt in solchem Abhangialeitsver hältniß zur Negierung sich unbequem fühlte, warum behielt es seine amtSblättliche Livree? Ein Privileg haben andern Blättern gegen über, massenhafte Jnsertionssummen schmunzelnd einstrcichen und dann sich gcberden als sei man kein cinaespannter Gaul, sondern ein freies Fohlen auf fetter Weide, — das nimmt sich komisch ans. Ueber die Politik des „Tageblattes" wissen mir nichts Neues zu sa gen, sie ist uns stets zuwider gewesen und hat nur die Tendenz be folgt, mit kleinlicher Schadenfreude die Splitter in unserm Lande -mikroskopisch zu vergrößern, daneben aber den Balken in des Nach bars Garten nicht nur geflissentlich nicht zu sehn, sondern auch aus dem bekannten großen Weihrauchsaß so gründlich schwarz m.'iß zu qualmen, das; männiglich vor diesem Dampf und AnietungSciser erstaunte. Wir konnten uns über diese vaterlandslose Blindheit wir wollcn'S nicht Bosheit nennen — des Oesteren moquircn. Aber die Negierung ist nur im Recht, wenn sie ihr Amtsblatt Nr. so und soviel zu einem Tone anhält, das einigermaßen die Parlamentsmit glieder und die konstitutionellen Behörden des Inlandes annähernd so anständig behandeln, wie auswärtige Institutionen und Personen. EinenSchlag gegen die Preßfreiheit hat Herr v.Nostitz also gar nicht geführt — eher einen Schlag gegen die gang und gäbe Amtsblatts nnrthschaft.Denn es ist leicht cinzuschen, daß der geringe Werth pri- vilegirter Blätter, welche vx oküaio für die Regierung schreiben, weithin ausgewogen wird durch die Fatalitäten, wie sie jetzt in Leip zig zu Tage treten. Für ihre Meinungsäußerungen hat die Regierung die Leipziger Zeitung und das Dresdner Journal. Im Uebrigen bedarf sie der Amtsblättchen nicht, so lange sie sich auf eine Majorität in der Kammer oder im Lande stützt und es ist eine ab fällige Kritik in Nebendingen, zuweilen wohl gar von Nutzen zur bestem Erkenntniß der Wahrheit. Publikationen der Behörden ge hören, wie der Wortlaut besagt, dorthin, wo überhaupt von Publi? ritätdie Rede sein kann: das heißt in die verbreitetsten Blätter, nicht in die Loya lsten. Kann die Regierung das Amtsblattwcsen entbehren, so wäre es ein Zeugniß ihrer Stärke. So lange aber freilich der Amtsblattzwang noch besteht, wäre cs ein unverzeih liches Zeichen von Schwäche, wollte die Regierung in ihren grün- weißen VorpostschilderhäuSchen die schwarzweißcn Spatzen nisten Visen H'- Die Nachricht von der Ablehnung des NeichS-Civilehcgcsetzes im Bundesrath war verfrüht. Der bairische Bevollmächtigte hatte keine Instruction und so ward die Abstimmung — die allerdings trotzdem ablehnend auSfallen dürste — vertagt. In Bohemien werden zu Anfang Juli, also zum vierten mal .binnen Jahresfrist, die Ergänzungswahlen zum Landtage ausge schrieben. Wie sich Alt- und Jungczechcn diesmal verhalten werden, kann Niemand bestimmt wissen. Doch bleibt zu erwarten, daß die 84 ausscheidenden Alten mehr oder minder miedergemählt und so mit die Strike-Politik im Landtag fortgesetzt werden sollten. Die Jungen, welche zwar opponiren, aber doch nicht fruchtlos ivcgblciben wollen, beabsichtigen indcß großartige Wahlanstrengungen. In Frankreich dauert der unerquickliche Streit in der Assemblee strt. Erst die Auflösung der Assembler oder eine gesunde neue Par- teibildung aus linken Elementen kann frisches Blut in die Vcncn der armen Gallier bringen. Nicht ohne Belang ist die Notiz, daß Frankreich jetzt die Flüchtlinge aus der Commune von Cartagena, welche s. Z. Algier erreichten, an Spanien ausliefert. Allerdings nur die, welche als Züchtlinge gravirt ivarcn. zum ersten Aialc in seiner Eigenschaft als regierender König, der, feierlichen Procession beigewohnt. Nachmittags besuchte der Konie' mit hohem Gefolge die neue russische Kapelle an der Rcichüstraße deren Einweihung zu heute bevorsteht. Se. Maj. mar erfreut übe: die gediegene Einrichtung des neuerbauten Gotteshauses. — Der kaiserliche Postdirector Nothmaler zu Chemnitz Hai vom deutschen Kaiser den rothen Adlerorden 3. Classe mit du Schleife erhalte». — Vom 1.—3. Juni c. tagt bekanntlich die Normalaichcommis sion für Deutschland durch die von dep verschiedenen Bundesregicr ungcn, mit Ausnahme Baiern'ö, gewählten Vertreter. Die königi. sächsische Staatsregierung ist darin durch den Geheimrath vr. Hülße vertreten. — Nach einer Verordnung des Finanzministeriums vom 2. d. kommt der Kalenderstempel im Königreiche Sachsen vom 1. Juli d. I. als dem Tage des Inkrafttretens jenes Gesetzes an in Wegfall. Cs finden daher von diesen, Zeitpunkte an Kalenderstempetungen nicht weilcr statt. - Landtag. Auch die gestrige Sitzung der 2. Kammer wähne knapp M Stllnkc», die Tagesordnung brachte nur münd li iBen-itc der -1. Deputation. Die Petition all s. von Mb bms in Gohlis bei Leipzig (Rcf. »M vu> Salzstcncrn dcir.. wurde, da Locales und Sächsisches. — Se. Maj. der König Albert und die gesammte Königl. Familie haben gestern, als am Frohnleichnamsfeste, Se. Majestät i sontcra Neii'siachc I'ci, nach dem , . ... „ I WM als rmzulässig erklärt. - Die Beschwerde Petition von Böses >om i'uioäcn in.'.wickan betreffs des dortigen Eisciibahn-Cpnstum Verc'ns ,Nci. Abg. Eojold! wurde gegen 4 Stimmen nach dem T». nt.ttioi:s-Vorschlag am sich derntzen gelassen, obgleich Abg .uftdal, bcevorbvb, daß er In dem Gutachten rer Deputation ni W allcnivalbcn das Beschwerderecht der Staatsangehörigen lo rcwrciirt finde, wie cs Hin sollte, und wünschen müsse, daß das Vei.hweedcrccht rock mcbr gewahrt werden möchte. — Die Be P: werde des Gerstoncr Stcinkotzlenban-Vcreino und Hiersche's in Lei. zig, di-: Abc,ttrichtnngcn bei Besitzveränterungcn vo> Stcinketzlcnmarken bctr. iRci. Väßler) wurde unter Aneignung des ketr.'Berichtes der I. Kr. ebenfalls und zwar einstimmig abgelehitt. Hieraus rc erirt vr. Me lieh »er über die Beschwerde terAmm Dbrichci in Dresden, wegen angeblich unschuldiger Bestrafungen. Genaniitc hatte, no.l' ehe sie zumGcsängniß gdgesührt und spälcr unter Vormundschaft gestellt worden w'ar, an „den hohen Land rath" eigenthümliche Schriftstücke ergehen lasse», die aber weiter keinen Erfolg hatten, als diese Beschwerden alö unzulässig dcizn- lcgcn. Adg. v. Ehre n st c i n reierirtc hieraus über die Petition Hildcbrand v. Einsiebcl's in Jena, LehnS- und Geschlechtsstdci- evmmißaesetz betr., ferner über die Petition der subalternen Be amten Thcile u. Gen. in Leipzig, nachträgliche Verleihung der StaatSdieiierelgcnschast Vetr.: weiter über die Beschwerde von Julius Mattbeö hier, eine Erbschaft betr. (Petent erscheint be reits zum vierten Male bei der Kammer, allemal ohne Erfolgt, und endlich über die Petition dcS'Verelnö für Naturheilknnde In Chemnitz, Impfzwang betr., doch habe» alle diele Petitionen und Beschwerden tu Uebcreinsliinmung mit den Beschlüssen der erste» Kammer de» Erfolg, daß sie nach de» Dcputatlovsvorschläg! aus sich beruhen b!cibc» sollen. Auf Einladung des Präsident! der 2. Kammer iand gestern Nachmittag :! UM eine Dampsschtfs- Ercnrlion nach Pillnitz statt. Sitzung heute MI2 Uhr, da'amt i liche Abhaltung dcö Präsidenten diesen sväten Anfang bedingt. — Die durch die beschlossenen Gehaltserhöhungen der Beam ten sich nöthig machenden neuen Etatsaufstellungen solle;, bei einigen Ministerien bereits fertig, bei den übrigen aber der Art in Angris genommen worden sein, daß mit ziemlicher Gewißheit angenommen werden kann, das, der erhöhte Dienstgenuß den Beamten schpn mit dem 1. Juli d. I. zukommen wird. — In dem yon Hern, Civilingenieur Friedr. Siemens au seiner Dresdner Glasfabrik erbauten Verstichtzofcn für Leichenucr brennung fand am 2. d. Ai. Nachmittag 5 Uhr die erste Verbrenn ung statt, bei Anwesenheit des Herrn Prof. Vr. Ncclam aus Leipzig. Herrn Mcdicinalrath vr. Küchenmeister, Herrn Hofrath Prof. vr. Fleck und mehrerer anderer sich lebhqft für die Sache intcressirendcn Herren. Der Versuch wurde mit 3 Hunden und einem Pferde hinterschcnkel im Gewicht von zusammen 123 Pfund vorgenommcn Nach Verlauf von 1 'H, Stunde.» wurde der Ofen geöffnet,und es stellte sich heraus, daß die Hunde vollständig verbrannt waxen, während der Pferdeschenkel noch unvollkommen verbrannt und an- geschwärzt erschien, also nach einer verstärkteren Einwirkung seitens der heißen Luft bedurfte. Es wurde iiTFolge 'dessen an, andern Morgen bei Anwesenheit derselben Hcxren der Versuch wiederholt und zwar mit der größeren Hälfte eines Pferdes im Gewicht von 202 Pfund. Die Einwirkung der erhitzten Luft (also keineswegs Helle Flamme) ward verstärkt, nach 2 Stynden war der Proccß der Verbrennung vollständig beendet. Als Uebcrrest stellte sich eine weiße Asche mit mürben Knochensplittern gemischt im Gewichte vqn 16 Pfund heraus. Bei beiden Versuchen war keine Spur eines Übeln Geruches zu bemerken. Die anwesenden Herren waren von den Resultaten vollkommen befriedigt und glaubten dieselben das Problem der Leichenverbrmnnng durch den Siemens'schen Ofen vollständig gelöst. Aus den Versuchen läßt sich schließen, daß ein menschlicher Leichnam in 1 Stunde vollständig verbrennt. Nach Rückkehr des Herrn Prof. De. Reclam, der sich gegenwärtig nach der Schweiz bezieht, um dort über Leichenverbrennung zu sprechen, sollen Versuche mit menschlichen Leichen gemacht werden, denen sich' hoffentlich keine Schwierigkeiten vpn Seiten der Behörden entgegen stellen werden. Vor einiger Zeit machte die Nachricht die Runde durch ver verschiedene Blätter, daß dem sozialdemokratischen Volksverein zu Meerane die Abhaltung eines Volksfestes untersagt worden. Jetzt ist ihm dieselbe nachträglich unter der Bedingung gestattet worden, das; sich die Theilnehmcr aller rothen Abzeichen, Jahnen, Halsbinden, Schleifen, Schärpen und dergleichen enthalten. — Während der derzeitigen Beurlaubung des hiesigen prcußi schcn Gesandten, Grafen Solms, hat Graf Herbert von Bismarck, der älteste Sohn des deutschen Reichskanzlers, die Leitung der Ge schäfte der Gesandtschaft übernommen. — Vergesst Niemand nunmchr schleunigst die Bezahlung seiner Gewerbe- und Personalsteuer pro 1. Termin 1874 zu be wirken. Nur „och wenige Tage undden pflichtvergessenmBürgern und Denjenigen, die cs werden wollen, sendet der hohe Muh unongeneh men, bewaffneten Besuch. Also — in den Beulel' gcgrcgen; es )ilst ja doch nichts. Seinem Schicksal entgeht in dieser Hinßch, tterner! — Die Exkursion teb GewerbevereinS am 3. Juni llifter Leitung teS Herr» Vorstand Waller war mühevoll, aber >chr dankbar. Die zwisä cn 2-:;ou betragende AnMtt derTheii »chmer bcgab sich in ftins Lectione» von Wcrlhu.anns Holet in Neustadt auS zunächst nach der Schubmachcriadrit deo Herrn N arti» Schmid. Dieselbe icrtigt nur Dan-cn- uno Kinder, ichuhe (außerdem Schäfte zu Herrenstieseftu und delreibt Alles, soweit möglich, duni) Maschinen. Wie rasch hierein Paar Schuhe zu Stande kommen, davon macht sich der Unkundige lchic» Begriff. Freilich werden sie trotzdem vis zur Stunde nicht billiger. Eine Maschine schneidet mit ftauncnöwertbcr Geschwindigkeit nur Sohlen, eine zweite nur Absatzstückc; die Sohlciiaumähmaichine icrtigt täglich Stück, andere Maschinen pressen die Sohlen lsiatt des Klopsensi, setzen die Ocien ein, 4»-5>> 'Nähmaschinen nähe» das allerdings mit der Hand »ach «-ct-adlonen zu schnei dende Oberleder mit den Guimnicinsäncn w. zusammen. Täglich werden burchschistttlich :;o Dutzend Paare von den verschiedensten Sorten gefertigt. Die Fabrik beschäftigt zur Zeit :;o 40 männ liche 'Arbeiter und gegen 50 wcidliche Arbeiterinnen, cac üftft beiden Geschlechts in und anher dem Haute. Ein Dctaiiperkaui iür Dresden findet zur Zeit nickt slatU den 'Alleinverkauf der Fabrikate iür Deutschland bat die Firma Ewald und Brett in Leipzig — wir Dresdner kaufen also wahrscheinlich hier geicrtigic Vaarcn erst aus der dritten »'and. — Von hier auo bcgab inan sich nach der Leder- und Militärcffcttcmabrik. bormalS Hr. Thiele. Genannte Fadrii ist mit einer größer« Gerberei verbunden, und ertigt außer Militärcffcktcn (Pickelhauben mrJnsanlcric, Feuer- wchrhelme, Lcderthcile zu den Schützcnkäpplö, Tornister rc.) namentlich Treibriemen iür »Maschinen, von denen einzelne Exem plare ungewöhnlicher Breite neben gewöhnlicheren zu sehen waren. Ein großer Theil derselben hat nicht znsummcngcnähte sondern gclittctc und hierauf in besonderen Pressen gestanzte, vorher abgeschchitc Endtheilc, die gleich dauerhaft alö genähte icsii sollen und viel rascher herzuftellcn sind. Auch hier waren, soweit thuvlich, Hanvmaschincii ausgestellt. Tie Fabrik beschäftigt zur Zeit gegen 150 Arbeiter. — Aus der Waldschlößcheuterrasse vereinigten sich die einzelnen Sektionen wieder, um »ach einge nommener Erfrischung den dritte» Thcil des Programms, die Mililärncnbaulcn, zu besichtigen. Besondere Anerkennung ver dienen hier die Herren Kriegsminlster von Fabrice Erc., Oberst Anbrs, sowie mehrere andere höhere Offiziere, deren 'Namen dem Neierentcn nicht bekannt sind und die trotz der Hitze und des lästigen Staubes und Sandes selbst die Fübrnng der einzelnen Sektionen in der zuvorkomm.ndsien Weise ubcraahmcn, besonders auch noch für die in bereitwilligster Weise gegebenen Erklärungen und Aufschlüsse. Die sämmtlichen Gebäude, deren »Vollendung 0-8 Jahre in Anspruch nehmen dürste, werken dann eine kleine, imposante Statt für sich bilden und unsere Soldaten werten dann wirklich wie die Könige wohnen. Welche Erdarbeilcn nölhla waren, wird man ersehen, wenn man liest, daß:;50MO Kubikmeter zu' bewege» waren, von denen 280,000 Kubikmeter zur Zeit bewältigt sind. Wer das Terrain zwischen der Pricßnitz und dem Waldschlößchen früher genauer gekannt hat. dürste es zur Zeit nicht leicht wicdcrcrkcmie». Hügel sind abgetragen, Vcrtcciungcn und Tbalspaltcn ausgeiüllt worden. Die Errmassen werten sämmtlich mittelst Eisenbabnen transportin. Längs der gcsammten Etablissements, die 3 Kilometer LängSftont einnchmcn werden, zieht sich die überall 30 Meter breite, noch zu chaussirende Militärstraßc hin, vom Walkschlößchcn ab bis zur »Pricßnitz von einer I'/z Meter dicken, vom Grunde aus, wenn Reiercnt nicht Irrt, ftellenwciS o Meter hock zu erbauenden Futtcrmauer be grenzt, die etwaige Erdrutschungen verhütet und über welcher sich die zwei großen Jnfantcriekascrncn, se M> Meter lang, eine Längsiront von I Kilometer riiinchmcnd erhcHcn werden. Jede derselben ist für ein Regiment bestimmt und werden dieselben, »ach ten vorgclegtcn »Plänen und Jcichnuiigc» zu ltttbeile», pickt nur einen imposanten »Anblick gewäbrcn, sondern auch äußerst gesund und wohnlich eingerichtet werten. In das Souterrain werde» beispielsweise bic Küchen, Eßmlc und Kaicrncnwirth- schaften, die Auswasch-, Wasch- unk Baderäumc, die Offizicrdätcr und OffizicrSküche gelegt; die nöthigc» Wancrmasscn, der städti schen Wasserleitung entnommen, wird eine besondere Wasser leitung herdenübren. Zur Jcit hat man zwei Brunnen gegraben, die bei nickt allzugroßcr'Tiefc das niftbigc Wasser adgebcn. Im »Parterre finden sich dic Woimungcn der derdeirafhetcii Soldaten, und zwar sind iür jede Famiiic 2 Stuben und eine geräumige Kammer in 'Aussicht genomyicn. In den 3. Etagen werden sich die WohnunqSränmc »nd Schiaffäle der Leine, iür welche Miere 18 Grad, letztere 10 «»trab Nermalwärmc, jeden falls nach Rcaumur herzusicllcn sind, obwobi uno die el ftere Zahl etwas bock dünken will, im Mittelbau die Oftizicrswohnungen, Osstzicrokasino re. zu finden sein. Nach der Militärstraßc würden dieselben keine Frontanögängc babcn, drei eiserne Gittcrthorc Mren auf daS hinjcrlicgcntc Plateau, das durch Mauern mit SeirenanSgävgcn. im Hintergründe noch andere, namentlich Wirthschaftsgebäudc tragend, abgeschlossen wird. Imposant und großartig wird kaö Ercrcicrbans ausgcülit werten. Die Schtttzcnkascrne, die mit den übrigen Gebäuden in Verbindung gebracht wird, wird sich gegen kiese Gebäude, soweit aus den Zeichnungen zu ersehen, wohl beinahe wie ein Zwerg ausnchmc». Der von' der Militärstraßc mrs nach der Elbe zu liegende Rest dcö bedeutenden Complcrcs soll nach »Angabe des Herrn Kricgo- ininistcrö von Fabrice zu Parkanlagen iür die Soldaten umgc- schaffen werden. In der Nabe dcrscidcn wird sich auch das »cu zu erbauenkc Flctckcr'sche Seminar erbebe», also Schulmeister unh Soldaten in direktester Nähe. Die Verbindung zwischen dein Von der Prießmtz aus nach dem Waitschlößchcii gelegenen Plateau. das die vorgenannten Gebäude ausnchmc» wird, mir dem zwisclxen tcr Königsbrückcrstraßc und der »Pricßnitz gelegenen zweiten, vermittelt eine große Uebcrbrückimg teS Pricßnitztpalcö. Für diesen, 5 Etagen hoben Viakuct, dessen Pfeiler 23 Meter bock werden und über die Militärstraßc, also 30 Meter breit, fübrt, waren colhssalc Gründungen nöthig. Mit welcher Ge nauigkeit hier zu Werte gegangen wird, zeigte ein neben ausge stelltes Nivclliriiislrumcift, das täglich'genau cingcstclit wird, aber bis zur Zeit noch keinen Millimeter Lcnknng der Pscilcr rc. ge zeigt hat. Der eine derselben, von Italienern gebaute, zeigte sich schon weit vorgeschritten, was dem außerordentlichen Ficiße die ser Leute, die die 'Arbeit i» Accord bekommen, dabei auch mit keinen deutschen zusammen arbeiten, lnznickreiben ist und von dem Fiibrcr, Herrn Oberst Andro. dein lcchniichcn Leiter des Baues, bciondcrö berborgchobc« wurde. Wabicnb den an einem ankeren Piciicr thätige» deutschen Arbeitern in voriger Woche I Thlr. 5 Ngr. pro Tag auogczabl.t wurde, hatten sich die Ita liener beinahe daS Doppelte, 2 Tblr. 5 »Agr., perbicnt. Freilich arbeiten sie dabei oft bis AbcudS 10 uvr. richten sich «nr ten folgenden Tag alles Nöthjgc her, sind äußerst sparpi»! und kön nen also unkrcn dentschen Arbeitern alö ei» treffliches Verbild