Suche löschen...
Dresdner Nachrichten : 04.06.1875
- Erscheinungsdatum
- 1875-06-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187506041
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18750604
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18750604
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1875
-
Monat
1875-06
- Tag 1875-06-04
-
Monat
1875-06
-
Jahr
1875
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 04.06.1875
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Orschkln» »««II» sr»H 1 Uhr m der viVcdiiwn Wlarienur.idc IL. Ado», nrmeuliprei» vielleNadr- Ilch 7Mark ^L PIge ,durch die Pull 3 Morl LU Pi>,e. dlujel.gluuimern liiPie». »ustage 2700Ü gUr die »Iilck«abe »in««- laiidter Manuscrivlc «a»I sich die «eblnUo» Mchl »eldludUch. Inleralen Nnnadnit I'U» Müri» ü»«»«li.i»l» ui.« in Hii»ii>»,«, Ber. Uu, ilvtrii, UclUii«. lv»1rl, vrellau. Nrantturt a M. — Lu«, ili,»»» !., Polin, Lridjt». Wien. Hami-iii«, tzraiiklurl , M.. Mun- »li-n — U-uliii L iv. IN grarlfiirl a M. — I>. Vvi^i,n lldemnitz. — II». »»».liidtte, vnlii«i » v». ln Part». nzcblntt für Politik, llMt haltiM u. Gcschiistövcrkchr.ich d Druck und Eigcnlhum der HeruuSgcdcr: Lirpsch lllcichütdt in Dresden. Anlerale werden Manen» oide IN anzenommen dir -iib. 5» >U,i, Eonn«»^ dir Mtliaji« > 2 Udr. Ä» »ieuiiadl: «rode Dai>r üdl» uiariiM. a Uhr. Der Minim einer et»> Ivaliiaen Priilieile loft« lu Pi» . i»i»i>,I»ndl dt> Zeile Lu Pi«e. >me >da>anlie iur d»> nachtilagikie Srichei» neu der Jnserale wir» Nicht «ezeden. ouriodrilge rinnoncen» ti .Iliage von un» ruide» »a Nii.n iitrmrn und Per» »onen lnierircii wir nur ae.,enPranumerando» Zadluna durch Ariel- markcn oder Poslcin»ah» tun» Sieuu Lilden losten lu Pi.,e. Sinclair !.,r dir Monia«! - üiummer «der noch rlnem tz«si!l>L» die Peilleriie LU Pitz«. Nr. 155. ZWanzigster Jahrgang. iNiltrekacteur Für das Feuilleton: 1)r. Irntl !;«vrc»v. Tresve», Freitag, 4. Jin.i 187». PolttischcS. Die politische Situation der letzten Wochen war keineswegs eine wolkenlos heitere. Wiederholt zeigten sich, um in der Sprache ves m Chiselhurst begrabenen französischen WeltermacherS zu reden, „schwarze Punkte an dem Horizonte." Die Ossiciosen haben wie gewöhnlich die Verwirrung durch ihren blinden leiser, durch falsche Auffassung der von ihren Brvdherren auSgegcbenen Parole nur ge steigert. So blieb dem unabhängigen Unheil des Fernstehenden nur die dunkle, unklare Empfindung, daß irgend etwas „schwebe", ohne daß man mit Sicherheit die O-nwa litis und den Grad der Ver stimmung der Eabinette hatte bezeichnen können. Nun der politische Himmel wiederum srühlingsheiter blaut, wird uns osfrciclle Aufklä rung über den Gegenstand und Charakter der diplomatischen Ver wickelung, und zwar durch den Mund des StaalS-Sccretärs Earl of Derby, der im englischen Oberhausc durch den greisen Russell zum Reden gebracht wurde. Aus Derby's Mittheilungcn geht hervor, daß der europäische Friede in den letzten Wochen allerdings gefähr det erscheinen mochte und diese Gefahr den Gegenstand einer säst alle europäischen Cabmette beschäftigenden diplomatischen Corrcspondenz gebilvet hat. Persönlichkeiten von höchstem Ansehen in Berlin hätten offen erklärt, daß die französische Armee ein Gegenstand der Gefahr für Deutschland geworden sei; diese Persönlichkeiten hatten, nach den Mittheilungcn Derby's, in der Vermehrung der französischen Streilkräfte den Anlaß zu der Bcsvrgaiß gesehen, Frankreich rönnte den europäischen Frieden brechen und hätten demgemäß die Eventua lität in Aussicht gestellt, wenn Frunlreichs Revanchegelüsle als eine Angriffs-Vorbereitung sich erweisen sollten, dem Feinde zuvorzu kommen. Die deutsche Diplomatie hätte ferner eine Reduction der französischen Armee als eine Rolhwendig'eir zur Sicherung des Friedens dargestellt. Dies wurde in Frankreich belanut und erregte daselbst Besorgnis! und llmuhe. Da man sich in Frankreich, nach Derby, unschulbig fühlte, oder sagen wir stellte, die Befürchtungen Deutschlands für nicht erusthait hielt, glaubte inan dort,Deutschland wolle den Krieg. So gab es ein „Mißverständniß", das leicht zu den bedenklichsten Folgen h»tte fuhren können, wenn nickt die englische Regierung „ohne Sstentation die aus beiden Seiten beste henden Befürchtungen beruhigt hätte", unterstützt von der russischen Negierung und insbesondere von dem Kaiser Alerander, dessen Be such in Berlin wesentlich zur Befestigung des Friedens beigetragen haben soll. So Earl Derby; und die englischen Peers, welche sich bereits ganz gewaltig nach den Bergen Schottlands und der Schweiz sehnen, begleiteten diese Geschichte von der Rettung des europäischen Friedens aus arger Lebensgefahr mit ihrem lauten Beifall. Die Vorzeichen einer Krisis in Frankreich meh ren sich: Der Pariser Eorrespondent der „Köln. Ztg.", der nickt «lS Pessimist oder Alarmist bekannt ist, theilt, vorsichtig und objcenv wie »r ist, seine Ansicht über die Lage mit; er schreibt: „Seit einigen Tagen lausen wieder einmal Staatsstreichgerüchte um. Die verbreitetste Bersion lautete, der Marschall-Präsident wolle seine Ge walt in die Hände eines Eollegiums von zusammenbcrufenen Mar- schüllen und commandirenden Generälen nicderlegen, um dann nach Anweisung und auf die Autorität dieses Collegiums die Schritte zu thun, welche nöthig für die Erhaltung der konservativen Interessen seien. Zunächst steht einem Staatsstreich allerdings noch diesolbo Schwierigkeit gegenüber, wie vor zwei Jahren; cs ließe sich wohl ab sehen, gegen wen er gemacht würde, nämlich gegen die Republik, aber nicht für wen, da es an einem passenden Candidaten, auf den sich die Sympathien» der Conservativcn vereinigen könnten, fehlt. Außerdem gehört zu einem Staatsstreiche neben den materiellen Mitteln, die allerdings vorhanden wären, bekanntlich eine gewisse Dosis von Mangel an Loyalität, und der Marschall Mac Mahon steht nicht in dem Ruf eines Verschwörers oder eines Mannes, der leichthin die Verantwortung für eine Gesetzwidrigkeit auf sich nähme. Endlich fehlen die Bedingungen der äußeren Stellung Frankreichs, da eS ja gerade in der gegenwärtigen Zeit den Franzosen darauf an kommen muß, daß ihre Regierung auch nach außen hin den Ruf all- seitiger Vertragstreue aufrecht erhalte. Der Einigungs-Congreß der beiden bisher bestandenen s»cial-dcmokratischen Parteien, de» „Allgemeinen deutschen Arbeiter Vereins" und der „Social-demokratischen Arbeiter-Partei" ist am 27. vor. MtS. in Eisenach nach Annahme des aufgcstclllcn Pro gramms und Wahl des Parteivorstandcs, unter Hochrufen und dem Gesänge der Marseillaise, Nachts 12 Uhr geschlossen worden. Der Vorstand der socialistischen Arbeiter-Partei Deutschlands (so ist der neue Parteiname) besteht aus Hascnclcvcr und Hartmann, als Vor sitzende ; Auer und Derossi, als Sccretäre und Gcib als Cassirer. Davon sind Hasenclcvcr, Hartmann und Derossi Lassaleancr, Auer und Gcib Bcbeliancr. Hamburg ist Vorort, Leipzig Sitz der Con trol Commission geworden. Ausschussmitglieder sind 18 gewählt worden in folgenden Städten: Berlin, Cöln, Chemnitz, Nürnberg, Augsburg, Göppingen, Magdeburg, Gotha, Braunschiveig, Altona, Hamburg, Hannover, Bielefeld, Frankfurt a. M., Breslau und Barmen. Die Anzahl der bei dem EinigungS-Congrcß vertretenen Mitglieder beider Parteien belief sich auf rund 21,000, wovon 15,000 Lassallcaner und 0000 Bebelianer. Diese Zahl läßt aller dings, trotz aller gcgentheiligcn Renommistereien der socialdemolra- tischen Partei-Organe und Parteiführer, mehr auf einen Rückgang der Sache, als eine Zunahme der Bewegung schließen. Am 15. d.M. wird sich de» Vorstand der zusammengcschmeißtcn beiden Parteien in Hamburg cvnstituiren und von diesem Tage an also die gehoffte neue AusschwungS-Aera der Socialdcmolratcn beginnen. Hier in Dresden rüsten sich die beiden, bisher ziemlich feindlich gegcnübcrge- standcnen socialdemokratischen Parteien zum EinignngSfestc mit Umgang der Friedenspfeife. Die socialdemokratische Partei hat am Dienstag, und der Allgemeine deutsche Arbeiterverein wird nächsten Sonnabend seine letzte Parteiversammlung halten, dann gchts mit Hurrah und der Marseillaise zum Einigungs Commers, wann aber > wieder auseinander? Deutschland unterhält gleich anderen Mächten in der Türkei eigene Post-Bureaux, worauf die cigeiuhümliche Erscheinung zuickck- zusühren ist, daß Briefe aus Constunlm-, Philipp- und anderen ... opelS mit deutschen Briefmarken versehen, hier ankommen. Der Pforte ist jedoch diese Post Einrichtung lästig; sie versuchte bereits beim Welt-Post-Ccngrcß in Bern, die Oberposthoheit in ihrem Gebiete zu erhalten. Die Großmächte sind nun geneigt, aus die Erhaltung s.lbstständiger Post-Burcaur in der Türkei zu ver zichten, wenn die Pforte zweckentsprechende Post Einrichtungen selbst zu etabliren sich anheischig macht. Las wird jedenfalls in. Lause dieses Jahres geschehen. Deutschland verzichtete auf die fernere Unterhaltung eigener Postanstalten in der Türkei um so lieber, als dieselben mit bedeutendem außergewöhnlichen Aufwand verkünden sind. Der Post-Etat Or. Stephans kann also von Reujahr an er leichtert werden, die Briefmarken Sammler erhalten Briefmarken mit dem Halbmonde oder der Abbildung des Sultans und seiner Favoritin. Von Seiten >eS deutschen BundeZratheS wird demnäclist unternommen werden, die Prüfungen der Äcrzte in ganz Deutsch land einheitlich zu regeln. Hoffentlich greift man dw Sache prak tisch an und sieht vor Allem daraus, daß vie künftigen Acrzte in der Prüfung in dem Einen bestehen, was die Krone desHeilberuss ist in der Kunst, die Kranken wirclich zu heilen, nick t b! öG.nwe'm! LvcclcS uvd Sächsische). -- II. KK. MM. der König und die Königin von Schweden verliehen gestern Mittag 1 Uhc -10 Minetten wieder die hiesige Re sidenz und fuhren nach Tcplitz. Zur Verabschiedung Hallen II. MM. der König bilden und tue Königin Carola, II. KK. HH. der Prinz und Prinzessin Georg die hohen Geste nach bem Böhmischen Bahnhof begleitet. Da die Abreise ineognilo stallfand, so war lein Musilchor und leine Ehrrncoinpagine nach dem Bahnhof beordert worden, wohl aber waren die Spitzen der Behörden wieder vertreten und viele hohe Herrscbasten am Bahnhof« eingetrosfen. Vorgestern Abend nach dem Gala'suur fuhr König Albert mit seinem hohen Gaste durch die Stadt nach dem Großen Garten. Mit Benutzung der Dampssährc ward der Rückweg zum königlichen Schlosse rurch die Neustadt über dis Augustusbrücke genommen, so'saß die beiden Monarchen noch vor Beginn des HoftoneerlS zurück waren. Vor der Abreise besuchten Se. Majestät noch das Museum u:.o ein ge Kunstsammlungen. König Oscar lnt wahrend seines kurzen hiesigen Aufenthaltes vielfache Beweise stiner BcbcnSwürdigkei!, laut seliger Einfachheit und sreunottchslcr Höflichkeit gegen die Umgebung gegeben. Als König Oscar im Cwilroel gestern 'Mittag durch die Marienstraße nach dem Bahnhöfe su'n-, erwiedcrte Se. Majestät den von unserem Ncdactionspersvna'e aus dir ersten Eloge unseres Hauses hm zugewinkten Gruß durch Zunicken und Lüftung des Hutes in frcundlichsttr Weise. — Gestern Mittag zwischen 1 und 2 Uhr haben Ihre Maje stäten der König und die Königin die Ausstellung der „Kunstgewerb lichen Gegenstände des Mittelalters" im hiesigen Curländer Palais mit einem Besuch beehrt und erst nach längerer Anwesenheit und zwar sichtlich hochbefriedi.zt die interessante Sammlung verlassen. Tie Ausstellung ist vollständig geordnet und wird bereits Sonntag Morgen für das Publikum eröffnet werden. — Heute bcgiebt sich Se. Maj. der König nach Leipzig, um von da aus einige Orte der Leipziger Krcishanptmamischast zu be suchen und am 12. d. M. Abends nach Dresden zurückzulehren. 'Morgen werden die Ausflüge der nächsten Umgebung gellen. Bis Donnerstag den 10. v. Mts. bleibt Se. Maj. in Wipzig und ver anstaltet täglich von dort folgende Ausflüge: Sonntag: Fahrt nach Taucha, Rückfahrt über Portitz, Claudcn, Altnaundvrf. Montag Nachmittag: Fahrt nach Markranstädt. Dienstag: nach Eythra, Pegau, Zwenkau. Mittwoch: nach Kieritzsch. Donnerstag: nach Groitzsch, Nemsdorf, Borna, Lausigk, Abends 0 Uhr Antunft in Grimma, Souper und Nachtquartier im „Löwen" daselbst. Frei- iag nach Golzcrn, dann über Döben nach Leisnig, Souper und Nachtquartier daselbst im Hotel „Belvedere". Sonnabend: Rück kehr nach Dresden. — Die silberne Medaille „für Treue in der Arbeit" erhielten in diesen Tagen vom König! Ministerium des Innern der Spinner Andreas Hanse zu Seidau bei Bautzen und der Stnunpswirker- »ikistcr E. H. Zscherp in Lichtcnstein. — Fünsnndzivanzigjährige Dienst-bez. AmtSjubiläcn feierten am 1. d. der in Bautzen statio- nirte Kreisobcrgcnsd'arm Liebig, der Grenzpolizeiiiispecror Herzog in EbcrSbach und der Kaiser!. Postdireetor Theodor Eichlcr von Eamenz, z. Z. im Georgcnbad zu Neukirch am Hochwald. — Vorgestern, als am 2. Juni vor l'i'8 Jahren, ist Kurfürst August der Starke zu Baden bei Wien zum Karholieismus übcrgetreten. — lieber das in Dresden zu begründende Gewcrbemuscum geht den „L. N." von gut unterrichteter Seite Folgendes zu: Das Museum ist bestimmt, kunstgewerbliche Gegenstände aller Zeiten auf- zuuehmcn, sofern dieselben geeignet sind, als mustergiltige 'Vorbilder für das heutige Gewerbe zu dienen, gleich den Gcwerbemuscen in Berlin. München und Wien. Zum Vorstande desselben ist Herr Professor Raich, ein geborncr Mecklenburger, s. Zt. milarbcitendcr Techniker in der Wiener Weltausstellung, berufen worden, welcher bereits bedeutende Ankäufe, namentlich von Geweben, Stickereien und Möbeln, in Süddeulschland für diesen Zweck gemacht hat und jetzt eben wieder wegen des Ankaufes einer der interessantesten Pnvatsammlungen in Unterhandlung steht. — Zum k October denkt man mit Eröffnung des Gewerbcmuseums, an dessen Fort schritten besonders auch Se. Majestät der König den lebhaftesten Anthcil nimmt, hcrvortrclen zu können. Als weitere leitende Kraft an dem neuen Kunstinstitute wird uns vr. von Eye, jetzt am Ger manischen Museum in Nürnberg thälig, namhaft gemacht. W deu tende Mittel, welche süc dasGcivcrbemuseum angelegt werden sollen, lassen das Entstehen einer Sammlung erwarten, die sich ihren oben genannten Vorgängerinnen würdig an die Seile st üen wnd. — Die Bewohner der Pirnaischcn Vorsladl haben jetzt alle Ursache, auf die Weiterentwicklung dieses überhaupt schon sehr, na mentlich von der Natur begünstigten Stadtlheiles stolz zu sein. Ist eS doch — endlich, sagen wir — so weit gekommen, daß das seit vielen Jahren geplante Projcct des Baues einer dritten (Abdrücke nun in das Stadium der Ausführung gelangt ist, und es ist ferner den forlgesetzten Bemühungen der 'Anwohner gelungen, eine präch tige protestantische Kirche sich errichten zu sehen, die bereits hoch über den Gmndbau hecausro.gt und in nicht zu fernerZeit in ihrem in luftiger Höhe eiiNnden 2Hunne ein harmonisches Glockengeläut« ausuchmen wird. Vom Justizministerium ist bekanntlich auch der genannte Etadttheil auSerseheu, in seinem Rayon die für die Resi denz so ungemein wichtigen Juslizmubauten auszuuehmen. Im früheren Rampe'schen Holzhofe sindHunderte von Bauleuten bereits beschäftigt mit der Errichtung des großartig angelegten Gcfangencn- hauses. Der Bau ist durch Submission verdungen, Leiter desselben ist Herr Baumeister Götz. Genau im Ccnnum des bis zum Par terre bereits herausgehobenen Bauwerkes bi sendet sich ein 13 Meter im Lichten weites Achteck, dazu bestimmt, die freie Verbindung mit den angebnulcn Flögeln herzustellcn. Dasselbe wird nach seiner Ausführung mit einer Kuppel und Oberlicht versehen. Durch die nach vier Richtungen angrenzcnvenFlügel erhält dieGrundform das Ansehen eines Ordens des eisernen Kreuzes. Die mit der Pillnitzer Straße parallel lausenden Flügelsronten sind 80Nieter, die derMa» thildenstraße entlang gehenden Fronten 100 Nieter lang. Bei mehreren Flügeln werden schon jetzt, während des SoutcrrainbaueS, die Grundmauern der Einzelzellen sichtbar. Drei der Flügel sind vollständig für Ausnahme von Gefangcnenzellen bestimmt, nur der nach der Mathildenstraße gelegene Gebäu'oethcil wird einst die Ad ministration, Kapclle u. s. w. ausnelmicu. Jede der Einzelzellen bekomm: 2 Ni. 0<> E. im Lichten Breite und eine entsprechende 2iese. Tem Anscheine nach wird das Gebäude, dessen Umfassungs mauern nach Außen sich durch eine sesiungSähnliche Bauart bereits präseulircn in romanischem Style aufgesührt, die zu errichtende Kuppel bedingt ja eigentlich schon eine dem genannten Baustyl ent sprechende Facade. Der eigentliche zukünftige Justizpalast, welcher in der Höhe der Pillnitzer Straße errichtet wird, kommt erst in spä- lerer Zeit zur Ausführung. An der nach der Stadt zugckehrten Seite des Bauplatzes hat man eine neue Straße projektirt, die bis mr völligen Vollendung der Justizbauten durch die Abtragung meh rerer HauSgrundstücke u. s. w. gebildet wird. — Der zum Tode verureheille Mörder Franz, welcher vor Kurzem einen Versuch gemacht, zu entfliehen, hatte allerdings wohl seinen Plan zur Au Fühlung bringen können, wenn er nicht durch die Wachsamkeit und Umsichtigkeit beS Arrcsthausmspectors Ditt- mcmn noch rechtzeitig daran verhindert worden wäre. Die Lesse, welche aus dem früheren Gefängnisse des Mörders führte, ist eine sogen. Stcigösse; der Verbrecher aber hatte beabsichtigt, seine Kiei- duugsstücko, deren er sich gänzlich entledigt, an einem Fuße zu be festigen und bciin Ausstieg nach sich mit hinauf zu ziehen. Dann auf dem Dache aitgcioimnen, hätte er wohl Gelogenheit gesunden, sich unbeobachtet anzulleiden, und dann auf die Straße und weiter zu gelangen. Jetzt ist Franz allerdings in ein Gefängniß gesetzt worden, dessen Ofen mit einer russischen Kugelössc in Verbindung steht; und da er außerdem stark gefesselt ist, so dürfte das Gelingen eines zweiten Versuchs wohl zu den Unmöglichkeiten gehören. — Der Arrcsthausinspeclor dcs Gesangcncnhauses im hiesigen Königl. Bezirksgericht, Herr Dittmnnn, hat cs sich bei seinem so schweren Berufe zur besonderen Lebensaufgabe gestellt, die unter seiner Aussicht stehenden Gefangenen stets in angemessener Weise zu beschäftigen. Die von ihm dadurch erzielten 'Resultate haben auch die besten Erfolge gehabt, denn nicht nur ist in gar Manchen, in welchen die Lust zur Arbeit erstorben war, dieselbe wieder geweckt, es sind aber auch Viele in den Stand gesetzt worden, für sich uno wohl auch für die Ihrigen kleine Summen zurückzulegcii. Unter Linderem werden setzt 20 wegen leichter Vergehen De- tiuirte in der Blcchfabrik von Eschebach hier, dann 8 beim Handclsgcirtncr im nahen Striesen, ferner 10 mit Ausklopsen und Reinigen von Stubcndcckcn und Teppichen in Privathäuscrn, ja sogar wegen schwerer Verbrechen Verhaftete in der Höhnc'schen Spielwaarcnsabrik .durch Ausschneiden von Spiclbildern) beschäf tigt. Doch auch die Arbeitskräfte von solchen Individuen, deren auswärtige Verwendung nicht thunlich, könnten durch Aufträge zum Lesen von Kaffee, trockenen Gemüsen re. ausgcnutzt werden und cs wäre zu wünschen, daß von betreffenden Geschäftsleuten davon mehr Gebrauch gemacht würde, als bisher. Ucbrigens wird auch der Transport von Möbeln durch die Gefangenen billig besorgt, da die hierzu nöthigen Geräthschaftcn im Arrcsthausc vorhanden sind. Daß auch hierbei die strengste Beaufsichtigung durch Beamte stattfindet, ist selbstverständlich. — Dresden zählt mehrere Millionäre zu seinen Mitbürgern Trotzdem soll bei der Selbstdeklaration ihres Einkommens der eine und andere dieser Glücklichen Ziffern angegeben haben, die nicht ent fernt die Summen repräscntiren, als deren behagliche Besitzer sie die öffentliche Meinung, und gewiß nicht mit Unrecht, schätzt. Um gekehrt hört man, daß di» General-Amnestie, welche das Finanz ministerium für die früheren Hinterziehungen von Rentensteuern unter der Bedingung bewilligt hat, daß jetzt endlich vie Wahrheit deklarirt werde, gute Früchte getragen hat. Manchem hartgesotte nen Rentier hat daS Gewissen geschlagen, und er deklarirt beträcht lich mehr als früher. Oft nicht genug! und die EinschätzungScom- missionen werden gut thun, sich nicht vom bloßen Schein leiten zu lassen. Mancher Rentier faßt cs förmlich als Beleidigung auf, wenn ihm ge,'aat wird: „Nun. Sie müssen wohl auch tüchtia dekla . sh .l!
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite