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Dresdner Nachrichten : 30.04.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-04-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188604307
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18860430
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18860430
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1886
-
Monat
1886-04
- Tag 1886-04-30
-
Monat
1886-04
-
Jahr
1886
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 30.04.1886
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»KI»» nÄrilche» Marktplatz Jriedlnn^ bei Mistrk »rieanMKI: Der Mack'platz stchl in Flanuurn. d» Schule ist avzxebrg««t.^ie rieth ihr Spiel, belonder» im Finale des 2. Akte-, lresfliche Inten tionen. Irl Tunk findet >»> hiesige» Ensemble beste Gekr>renhcit, sich ju vervollkvimmieil. Präciscr als n» viele» anderen Overn- bühncn wird l>icr ansgeleilt und diSciplinirt. Hassen wir, daß die e Ge- hnhol sind verbrannt, icdu Vertonen reiche lautet: Der Brand de» M labr groß' Dal ffriedlkuder Hiittenwerk. da- Kloiter, der Ba! und di« Kirche wurden vorn Muer verschont. Der Psarriwl, k»r Schule, dir tbeudanunic-^alcrne uird ca Uv Häuler und viel Biel, sind verunglückt. Sine »ivrite De- . .. Markte« Friedland bat erschreckende D imensionen angenommen. Grob« Waarenlagcr de« KaulmaiiiiS Wechsbcrg und da- Hammerwerk sind abgebrannt. Zahlreiche Fa- milie» Häven bloß das nackte Lebe» gerettet. Der Schade» ist un- geheuer. Die uiedergebrannten Objekte sind nur tdeilwcisr versichert. DaS Jener brach im Wuchst,au« der Wittwe Walchrk nächst dem Bahnhof au-, von wo e» sich insolge des herrschenden Sturme» ttN'id Uber de» ganzen Markt verbreitete. Der 75iährige Kaufmann WechSbem if» iainint seiner Tochter während deSBranor» im Keller cistickt. Schneider Prokrsch. sowie Iran Ziedeck sammt drei Kindern vc>bra»»ten. Ju Wien hat sich der Advokat Lr. Julius -anisch im Land- acrichtsgebäudr. wohin ihn eine Vorladuna wegen Verdacht- der Vcnintrcuuiia geführt halte, erschossen. Hanisch ist lange Jahre Si'elch-rntbS-Abäeordneter gewesen Frankretm. Part». Man rpill sich hier darüber gar nicht beruhigen, daß Frankreich nicht de» einiigen 3,'uhm der Paeisikation chiierheiilandS haben soll und daß da» Ulfimaliini der Großmäch te dem Crio!gcFret>c!netSdeu Nanaabgelanseu habe. Dieter Umville inachtsich in den chauvinistischen Blättern Luft: deren Tendenz wird in io! gendem Passu» de- „Mat,»* am klarsten illnslurt: .Man glaubt gewöhnlich, daß die Divlomaten ernsthaft zu nehmende Menschen wäre». Da- ist ein Jrrthum. Die euroväischen Kanzleien haben eben dem erstaunten Europa ei» ellataiiteö Beilvrel der Berkelirt- heite» aracbe», zu denen Eisersucht und böser Wille fuhren. Die Klugheit de» französischen «gesandten de Mouchy hatte die Orient- sragc gelöst und den Friede» Eruopas gesichert. Man hätte nun erwarten solle», dag alle Großmächte sich bei Frankreich bedanke» würden und de» sranzösitche» Geichäiissiihcei mit Orden drkvriwn iviuden, die sie an ihre Hvsiuden, Exerciimeister und Kviiiödiaiilen verschwenden. Es war rin großer Irrsinn» l Sie schickten mir an tzuicchenland ei» Ultimatum. Wäre TeluanniS nicht so gescheidt gewesen, so hätte er sicherlich aus diese Provokation mit einen, Handstreich geantwortet. Sv begnügte er sich, das Frnnkrvich er lheilte Verspreche» zu wiederholen und die Herren Divlvmaicn hakten nur in eine offene Thnre k'nzulrete». Die besremdliche Haiidlniigswriie der Gesandten in Athen kann nur durch spezielle Besticke in letzter Stunde hervorgermcn worden sein, diktirt vom Mid gegen Frankreich und ausgehend vom deutschen Reichskanzler- aint, das das Foreign Office i» London leitet, seitdem die answär- tige Politik Englands Lord Noiebrrrv, dem Srinviegeriolm des pceußnch grüiiutrn Rothschild und Freund Herbert Bismarcks, an- verlialit ist!" — Rocheivrl verösienilicht de» vrrleuniberische» Be hauptungen Drehsuß' gegenüber eine Ertlärun,v aus der hcrvor- gehk. das; ec 1868, tvo die „Lanlerne" täglich 146.000 Exemplar« abietzlc, alle Einnahmen zur Agitation verwandte und iür sich nichts behielt. 1860 wurde er in Snint-Pelagie eingekrrkert und vc>xich- wte freiwillig zu Gunsten seines arme» Nachfolgers auk d n Ge halt. Nach scchswöchentlicher Thcünahme an der 1870er Regierung der nationalen Verkheidigung, die ihm VOM Franc« monatlichen Eeliatt t-otz seiner Proteste aufzwana, trat er »i das Privatleben ,,n> ick und überlich anbei«» die 25.«iO Francs, die >edcr semer Kollege!' bis zur Ernennung ThicrS als Chef der Exekutivgewalt <l!,lelt. 1871 nahm Nochesort seine Ensiassilng als Depntirter, nni einem niiltellose» Kollegen, der Familienvater war, die 25 Francs -betraaende tägliche Entschädigung zukomme» zu lassen, dre er ivnst bis 1875 bezogen hätte. Und >ekt, im Oktober 1885 zum Dcvntir- len erwählt, ivird ein anderer Nachfolger die 36000 Francs erhal ten. ans die er Anspruch hätte. .Wenn die Kausteute von Venedig nno die Wucherer von Frankmrt in meiner Wehe gehandelt hätten, wurde ihre Mehrzahl wohl Bankerott machen", schlicht der Redak teur des „Jiitransigccmt" seine Vertheidigungsrrde. — Wie schon '.eücii! telegraphisch gemeldet, hak der Gericht-Hot von V'llrsraiiche i n Redakteur Ernst Roche ohne Kaution in Freiheit geirtzt. damit e, >cme Knnd'dalur betreiben kann. Tcnclbe ist Iviort nach Paris avaereist. — Der österreichisch-ungarische Botschafter in Paris. Gras Ho»vs. hat in vertchiedriie» französischen Zeitungen Anmffe zur Ummtützung der Abgebrannten von Strvi kltasse»; dir Siikukcip- iu'nslislen liegen in der k. k. Botschaft aus. — Das beim Empfang lcr Prinze'sin Amelie Von Orleans in Lissabon zu beobachtende Eecemomell ist nun veröffentlicht worden. Sänimtliche Damen imisie» dekolletirt sei», mir kurzen Aenneln. Ellenbogen-Handschilhen. Federtächcrn nnd s^edcrschniuck im Haar. Die Berbrirathrten tragen .i Hvsinantel in einer Länge von 4 Meter. Derselbe kann nach Wnincü garnirt sein und jede beliebige Farbe, mit Ausnahme von " lau haben, das iür die Königin rcservirt ist Die junge» Mäd- <>,e» tragen Schleppen am Kleide vvn 2 bis 5 Meter variirend, je nach ihrem Rang und Blumenschmuck. Die Farbe ihrer Toiletten m ausschließlich weiß. Die Herren sind in Uniform oder im Frack nat säinmiiichen Orden, dreieckigem Hut, Knielwien und Ichwarz- eidnen Strümpfen; nur die Abgeordnete» und Munizipalräthe von Lissabon erscheinen in weihen PantalviiS mit einer Schäwe in den ^iaiiviialtardc» um die Taille und dem Elaquehut. Die Ver wandle» der hohn, Braut tragen die Falben der Königin. — Sie ben Personen aus Cnncenstainia «Provinz Alicante) sind von einem tollen Hund gebissen, über Madrid unter Führung eines Arzte- nach Paris geschickt worden, um Vvn Professor Pasteur behandelt >! merken. — Zur Warnung für alle Diejenigen, welche falsche Zähne tragen, >ei nachstehender Vorfall notirt. Die Köchin der .rxizvgin von Montehello. Marie Harotens, erkrankte plötzlich, sich wer heilige Magemchnierzen im Gefolge von Erbrechen und Diarrhöe beklagend, Ihr Zustand verichliinmerte sich derartig, daß Ler sic behandelnde Arzt ihre Nebersiihrung nach dem Hospital sainl-Antoiiie aiivrdnetc. In der nächsten Nacht isi sie trotz großer Pflege nn.er entsetzlichen Schmerzen gestorben. Vor ihrem Tode gestand sie ihrer Wärterin ein, daß sie am Tage ihrer Erkrankung e.n neues Gelnh eingesetzt habe und sich seitdem unwohl fühle. Man untersuchte die Platte und fand, daß der Kautschuk arscnik- haltig gewesen war. Italien. Clwlcrabericht aus Brindisi und Hingebung: S Er krankte und 3 Gestorbene. Belgien. Ucber den schon erwähnten belgischen Sozialistcn- Kongrrh in Gent an, 85. Avril wird berichtet: „Die Regierung lieh in den Morgenstunden den Bahnhof durch eine Kompagnie Solda ten besetzen. Ter Tag verlies aber in vollster Ruhe und Ordnung. Ilm srll Uhr marschnten die Gentcr Soziasislenvereine unter Av- siagcn der Marseillaise und Vorantrogen der rothc» Fahne vor dem Vahnho» aus und zur selben Zeit verliehen die ankommenden So zialisten aus Brüssel den Zug. Nunmehr setzte sich ein Auszug in Vewegmig, an »velchei» ohne Urberlrribung 20.000 Mensche» Theil nahmen. Der Zug bewegte sich gegen da» mit rother Fahne ge zierte Vcreinshaus der kooperativen Prodiiktiv'Genasirnschast ..Voornit", wo der Kongreß zniinchst mit einer allgemeine» Volks versammlung eröffnet wurde. Unter den vielen Reden, welche man hier Hörle, sind blos drei von einiger Bedeutung, schon deshalb, weil sic vv» Personen gehalten wurde», welche während der letzte» Unruhen eine bedeutende 8tolle spielten. Anseele, der Genter So- zialisicniülirer und Redakteur des „Bvornil" erging sich in sehr hei ligen Ausfällen arge» die Regierung und de» General van der Smisicn auS Anlaß der Maßnahmen in Mons und Charlcroi. Er spitzte jedoch bald seine in tranzösischcr Sprache gehaltene Rede zu emer Lobrede iür daö allgemeine Stimmrecht zu. Alfred Deinisseanx, der Verfasser drs VolkskatechiSinuv, bomirrtc, wie gewöhnlich, gegen die „willkürlichen Freiheitsbeschränkungen der Negierung". Tie be deutendste oratorische Leistung verdanken wir Dr. Cäsar de Paepe. Er behandelte da- Problem der sozialen Frage vom „wissenschaft lichen" Standpunkt aus, was immeihin sehr interessant war, wen» ihn auch seine einiachcn Zuhörer nicht veElanbrn. Dr de Paepe gehört zu jener Art Sozialisten, wi> sie im txntschen Reichstage sitze». Ma» muh diesem Sozialislensiihrrr das Verdienst zucrkcnnc», den Mull, gesunden zu Hatzen, vor Tonsenden von Sozialisten die Vorgänge in Lüttich, Mo»S und Charlrroi in entschiedener Weise zu tadeln. Am Nachmittage wurde da« Programm der bel gischen Sozial,stenpartci in mehr als siebeiislündigerKonarehsitziing berathen und beschlossen. Bezüglich der Brüsseler Manifestation zu Pfingsten wurde der Beschluß gefaßt, dieselbe »ngehi'idcrt um rm eiwMnes Verbot zu veranstalten. Wie Anseele äußerte, wcrdc» 5<>-6o.<tOO Sozialisten z > Pfingsten nach Brüssel kommen, um in den Ctcahen der Hauptslndt das allgemeine Stimmrecht zu verlangen, „lind wenn Sie es, wie vorauSzusehe», nicht bekommen ? fragte man de» Genter Sozialisiensnhrer. „Dann haben wir im November die Revolution*, enviederte Anseele mit sloiicher Ruhe. England. Eine gigantische Sprcngoperation wurde vor einigen Tagen in, Albert-Dock im Zusammenhänge mil der dort seit zwei Jahren in der Arbeit begriffene» Lcmrvheruna auSgeilihrl. Die dort zu beteiligende solide Masse vvn Mauenvcrk mochte etwa 15,000 Tounen wiegen, und dt« Explosion einer Sprengladung vv» Dmianiit verrichtete ihre Ausgabe durchaus erfolgreich DaS Hinder- niß wurde gänzlich au» dem Wege geräumt und nach keinen Rich tung hin em Schaden angrrichtet. London. Die Orange-Partei hielt eine große Versammlung ab. um über die künftige Verwaltung Irl.,»-- nach Gladslvne - Proirkt zu berathen. Das Parlamentsmitglied Lord Arthur Hill erklärte, daß Irland dann in de» Händen lrincr größte» Feinde sei» würde, denn Pa mell ruinire daS Land durch seine Verwaltung ganz sicher: sich dagegen aulrulehnkii. sei die Pflicht aller Patrioten. Oberst Waring meinte, daß nun dir Zeit der Worte vorbei sei und man endlich zu Thatru schreiten müsse. Er forderte zur energische», in, Nothtall gewaltsamen Opposition aus, cs sei zum Heile Eng lands. — Der Prinz von Wales wohnte »nt bei» Herzog von Cambridge und Lord Wollelrh der „Schlacht von Lvdden" zwischen de» beiden Freiwilligen-Kvrp- bei. DaS eine Korps hatte sich von Canterbury aus Dover zu dirigirt. während das andere diese Stadt vertheidigte. Dir Manöver waren un höchsten Grade interessant. Ei» andere» simulirte» Gefecht la»d bei Ehaltowndown». zwölf Stunden nordwärts von PorlSmoutb statt. Die Garnison war von Oberst Franc,» Pestiitzs. der unlängst an» Egppten zuriickge- kedrt ist und sich sehr unter General Gvrdon ausgezeichnet hat, befehligt, die Angreifer standen unter Oberst Metheuir und wurden zurückgrworsen. — AuS Suakim wird telegravtzirt. dnh ein englischer Vorposten, bestehend aus 15 Mann, von cinheiniischen Truppen angegriffen worbe» ist. zuni Theil getödiet, zum Tticll gesmmr» gc- iioniinen wurde. — Ter Thnrm der St Michnelskirche ani Strand, welcher auügebessert werden sollte, stürzte »ulten in der Nacht ein, säiiimtliche Ueberresle sielen auf d»s danebensichciide Haus der Dnickerei dcS „Guardian", dessen Dach mid Fenster zertrümmert wurden. Einige Setzer und Drucker sind lebensgefährlich verwun det. — Bei dem Wetivelocipedsabrrn in Sussex el«igiiete sich ein beklagenswerther Uniall. Sir Nicholwn hatte denn Hindernißsahrrn einen hedentenden Vorsprung und war mir noch 2 Minute» vom Ziele entsrnlt, als die Maschine seines Bicvclcs in's Schwanke» gerieth »iid unisiel; der Fahrende wurde in die Räder vciwickelt und gegen eine Bnrriöre geschleudert; m deimelhen Angeiihlickc siihr rin Anderer hinter ihm so rasch, daß dir 8,'aber von dessen Gesährt über seinen Kvrvcr gingen, ehe die Maschine z»m Stillstand ge bracht werden konnte. Zwei Fahrer liegen lchcnsgefährlich verwun det darnieder. Rußland. Der Lembergcr „Dzicnnik" erfährt ans Warschau, dah in Lublin eine spezielle Mililäl-Unterlnctmiigs-Kvmmnslvii niit dem Verhöre der Offiziere und der Mannschast beschäftigt sei. Die Ursache davon solle» genane Beschrc>vnnge» der Besesligmige» und Heercsdislokationcn i» Kviiglrh-Polen lein, die in letzter Zeit in einigen gusmärtigen Blättern erschienen sind. Mn» erwartet zahl reiche Verhaltungen von Offizieren, die des VcrratheS verdächtig sind. Eine hohe militärische Persönlichkeit in der russische» Haupt stadt hat erklärt, die iin Anslcmde verbreiteten Gerüchte von einer echelonartigen Ausstellung russischer Truppen an der Bahnlinie Ciilirinka-Uiighenl leien vollständig aus der Luit gegriffen; derselbe fügt hinzu, er wisse zwar nicht, was die Diplomatie in Livadin »och auStzecke» würde, allein er könne versichern, daß bisher für rin eventuelles Einnicken in Bulgarien keinerlei militärische Vorkeh rungen getroffen ieien. An eine Zustimmung Rumäniens zu einem evrnnicllcn russischen Durchmarsch glauben seihst die größten San guiniker unter den Ruffen nicht. Wie der „Köln. Ztg." auS Petersburg gemeldet wird, ist der bekannte Panslavistennihrer General Tschcrnnjeiv. einst Oberkom- mandirendcr dc-s serbischen Her»«», später kurze Zeit Gciieralgouver- nrnr von Tnrkcstcnr, seiner Ehrenstelle als M itglied des Kriegsraths enthoben worden. Ein solches Borget^» gegen einen Panstavisten ist lest Jahren nicht vorgekommen. Der Grund dieser strengen Maßregel, welche das größte Anttehcn erregt, ist jcdenicills ein sehr taktloser Artikel, de» der General vor einiger Zeit in der ..Nowvje Wremja" veröffentlichte und in dem die transkaivischc Bahii, ans wclcl^ die Regierung großen Werth legt, i» der hämischsten Weise schlecht gemacht wurde. Während sieh so für eine» der Wortführer dcS alleinseligmachenden Stockruffcutlninis die Sonne der kaiserlichen Huld plötzlich verfinstert, tritt ein lange verkannter Bannerträger jener zahlreichen Klaffe, welche den Anschluß Rußlands an die Kul- turentwickclung seiner westlichen Nachbarn für nvthwcndig und heil sam hält, wieder aus dem Dunkel hervor. Ter ehemalige Bot- ichnster in London, Gras Schmvalow, der nach der Berliner Kon teren; 1878 in Niiznadr gefallen zn sein schien, ist nämlich jetzt dem Lkihga,dcrcgii»enl zu Plcrde zugczählt worden Es ist das eine hohe Auszeichnung, die in diesem Falle von besonderer Bedeutung ist. Wrieestenland. Auf dem Konslitutionsplatze in Athen fand eine Kundgehuiig statt, welche in großer Ruhe verlies. Es wurden mehrere Rede» gelullten, in welche» die Regierung misgcsvldert wird, dein Drucke der Mächte nicht nackzugcben. Der Kriegs,ninistcr hat seine Entlassung genommen. Derselbe scheut sich offenbar, die Verantwortlichkeit für den etwaige» Kriegsausbruch zu überiichmen. Hingegen soll der Ministerpräsident Delhannis in Beantwortung einer Ansprache einer Deputation erklärt haben, er habe keinerlei Verivwche», daß Griechenland abrüsten werde, abgegeben, weder Frankreich noch einer anderen Macht gegenüber. Ec habe die Ver mittelung Frankreichs nur unter der Bedingung angenommen, daß die griechische Frage in naher Zeit geregelt werde. Tclnannis fügte hinzu, wenn die griechische» Foldkiuiigkii nicht baldigst befriedigt würde», werde die Negierung den Krieg nicht scheuen und de» Brächten erst nachgcben, nachdem deren Schiffe die griechische Flotte in den Gmnd gebohrt oder griechische Städte bombardirt haben würden. Amerika. Der österreichische Gesandte in Washington. Baron Scdaeffer, ist abberusin worden und verläßt das Land, ohne daß ein Nachfolger ernannt ist; man glaubt, daß Oesterreich-Ungarn diese Maßregel beschlossen habe, weil tue amerikanische Regierung es ab gelehnt hat. einen Vcttretrr nach Wien zu senden. In Nrw-Pork hat eine allgemeine Bewegung begonnen, deren Zweck ist. vcrichiedcne Angestellte der Arhcitergcscllichgslc». welche Streiks und andere Boucotting-Bewegungeii leite», gerichtlich zn belangen; 35 Personen sind bereits vcrhastet worden. — Ai» 25. Mai wird «ine allgemeine Versammlung der „Ritter der Arbeit" in Clcvelcind stattsinde», um über die Lage zu berathjchlagen. Indien. Infolge starken Ueberhaiidnelnnens des Räuberun- welkns in Birma gab der Virckönig von Indien, Graf Tuffen», Beredt, daß sofort 4 indische Regimenter nach Rangun nbgehe» sollen, von wo dres'-lben in das Innere des Landes Vorgehen werden, um erforderliche» Falls die Insurgenten zu unlerdrücken. Feuilleton. sAltstädter Holtheater. Für den Anlcrng der beiden Kasripiele des Frl. Saak vom Kobmaer Holtheater und des Herrn Lchrauss von, Landestheater zu Graz war der „Tannhäuicr" ausgewählt worden, veniirilhlich uni zu vriffen. inwieweit sich dir Gastiwndcn den spezifische» Stil iür Äagner'sche Partie» ange- eigiiet baden. Doiaiissichtlich werden wohl Beide nicht oder nur höchst selten in den Fall kommen, mit Frl. Malte» und Herrn Bulß als Elisabeth und Wol'ram zu altermrerr. Frl. Saak ist den, hiesigen Publikum keine Fremde mehr. Ihr vorinkrigeS Gastspiel (Valentine, Margarethe, Agathe) fand eine entichiede» sinripnthi- sche Ansiighme, wozu die stattliche mid sehr aiimiilhige Erscheinung, der angenehme Timbre ihrer Stimme und ihr gefälliges Spirltalciil viel beigrtrage» hatten. Sehr reizvoll, weich mid hold ist der Klang ihrer jreilich nicht gewaltige» und auch nicht umfangreichen Stimme in der Mlttellagc, während die Tieie genügende Tonfülle aurz»- weisen Hut. Dagegen entfaltet die Sängerin die hohe» Töne nicht sehr glücklich. Zuweilen kamen sie kraftlos, ohne Schmelz und Schwung Hera»«. Wüßte man nicht, baß Frl. Saak noch in blühend ster Jugend steht, so könnte »in» last denken, die Stimme wäre schon ctwoS ahgesiingen. Doch nein, cs liegt nicht an der Ver»in- genheit, wohl nur an der bisherigen Prniis in tikferliegkitdeii Par tien und an »nvorthrilhosteni Aniatz. Da läßt sich gewiß noch nachhclsen. Im Allgemeine» durste ihre Elisabeth als eine tnlent- küiidende, gwßenthcils ansprechende Leistung anerkannt werden, jedoch scheint sich die Sängerin noch nicht völlig i» die Partie hinringelebl zu haben, »m sowohl in »»isikalischer als in repräien- tativrr Hinsicht de» hohen Anforderungen des Dichter-Komponisten Nachkomme» z» können. Volle Sicherheit in dr» Einsätzen, nament lich hei den schwierigen EnicuihleS und in der Acccnluativn gehört unhedingt dgz». Mn» vemußte maiichinal jene für Elnaheili chnrnkteristische Poesie der Vortragsweise, die in jedem Worte anS- ruprägende Hoheit, mit welcher die edle Fürstin Alle bezaubert. In riarntlich lyrische» und sentimentalen Partie» wird sie weit heimischer sein und höberrs Gelingen erreichen. Wggncr verlangt verlielle Identifikation mit der Ausgabe und große deklamatorische Präanam. In der Darstellung ciiiinertrn dir plastische» Posen, daS häufige AnnnuSbreitcn und Schwinge» ins» an Jnritatlon des Irl. Malten; davon möchte man licher abralhen. Sonst aber ver- Einrrihuiig dieses anmuthige» Talentes ein wirklicher und dauern der Gewinn sür die Haloper werde! — Herrn Schrauff hätten wir zum rrsle» Amtreten eine eigkntliche Baßbaritonrolle gewünscht. Wolfram vv» Eschinbach liegt ihm vielfach xu hoch und scheust auch seiner Individualität nicht sehr zimisagen. Unwissentlich bot der Gast säst in alle» Stücken eine» Gegensatz zn dem Wolfram des Herrn Bulß. wobei letzterer freilich stark im Vorsprung vlieb. Seine Baßstimme ist weder nach der Höhe noch »ach der Dose vvn mivoianter Ausgiebigkeit, klingt aber in der Mitlellagc schön, kräitig. melaUrcich. Sein Vortrag läßt Fähigkeit sür dramat Heu Ausdruck erkenne» und erfreut auch durch männliche Kraft. Lester störte die Neigung zum Detoniren. waS doch wohl nur der ihm nnbeguemen hohen Stimmung zuzuich»eiben war. Eine gere . e Diiickinamer heeintröchtigte vesonocrs beim Abcndsternliede een Eindruck seines Gesanges, dem auf diese Weise der schöne Fluß ni d dir kunstgerechte Bindung abginacn. Beini Sängerkriege gefiel am meiste» der erste Gesang durch die markige, ritterliche Art des Ausdruckes, weniger der Schlußgesang, weil eS hier an jener inni gen Verklärung deS Sängers, der die Mohe Liebe" besingt, und un dem »ölbigen Schwünge mangelte. Trotzdem hat der stimmt».!, wohlnuSgeslattete, mit Spieltalent begavte und offenbar sehr slreö sanie Künstler für sich eine günstige Meinung erweckt. Von ihm ist zu hoffe», daß er eine längst gefühlte Lücke a-.-.sstillen und ui den Baßbaritonvartic» recht Tüchtiges leisten wird. — Tie von Herrn Hotkavellnieistkr Hagen resolut geleitete Aufführung der Ober gab im Ganzen wenig Anlaß zn Ausstellungen Herr Gndehus tchicii im erste» Alle noch etwas indisponirt zn sein, lang si tz aber später frei nnd führte seine Partie, wie immer, glanzvoll durch. Wohl nur der Abwechselung wegen trat diesmal Frl. Rcisther wieder sür die Venus ein, welche Partie sreilich der weichen und hoiien Stimme der allezeit tapferen Sängerin niigiinslig liegt. Ueberhaupt entspricht diese dämonische Rolle ihrem Naturell kaum. Für den plötzlichen Wechsel leidenschaftlichen Grolles, buhlerischen Kostns, des Hohnes und Triumphes rc. -st Frl. Rentlicr zn gleichmüihi nicht sensitiv und diabolisch genug. Ans der Zahl der klebrigen ist Herr Jost, welcher seinen Laiidaras, abgesehen vvn einer rhyth mischen Störung im 2. Akte, trefflich durchsnhrte. und Frl. Sigler, die als Hirtenknabe vorzüglich sang, lobend hervolgiiheben. B. Seuberlich. 's- Die heutige Aufführung des Goethe'schcn „I a u st". II. Theil, beginnt V>-7 Uhr. In verschiedenen Nullen des herrlich ansgc- statteten Dichlerwerkes sind Neubesetzungen eingetrclen; z. B. w». der junge Baccalaurcns von Herrn Leichert, der Homunculus von Fil. Döring, Dr. Marianus von Herrn Georg! dargestellt; Frl. Sigler singt die Partie der Trojanerin, Herr Gntzschbach die des Lhuccus. s- Tue Kgl. Gencraldirektion hak für die morgen siatlsindendc JlibiläuiiiS-Aiissühiling der Mozart'schen Mcisleiopcr „Figarv's Hochzeit" die pensionirlc Hosovernsängerin Frl. V. Weber er sucht. die Partie der Marcclline »och einmal zu singen, wozu sich die liebenswürdige Künstlerin sofort bereit erklärt hat. Die übrige Besetzung ist: Grat Almaviva-Hen Bulß, Gräfi»-Frl. Saak, Figaro- Herr Decarli, Susanne - Frl. Friedman». Chcrubin-Frl. Rcnthcr. Basilio-Herr Erl und Bartolo-Hccr Eichberger. — Mozart hatte vor huadrrt Jahren, als er ieme Oper „Figaro's Hochzeit" voll endet hatte, niit großen Schwierigkeiten wegen der ihm feindlichen Parteien zu käinpsen. Righim und Salieri wollten ihm die Auf führung der Over nnniöglich mache», uni ihren eigenen Werken, die gerade auch zur Vorbereitung seifig waren, den Vorrang zu sichern. Da eistichicd der ausdrückliche Beseht des Kaisers Joseph zu Mo- zarl's Gunsten, und die Proben wurden sofort begonnen. Schon bei der Probe wurde vielen hervorragenden Stellen begeisterter Beifall gezollt, die Musiker im Orchester npplciudirtcn enthusiastisch, die Geiger klopften mit den Bogen aus die Notenpulte; noch mehr steigerte sich der Beifall bis zum Schluffe. Bei der Aunüyrnng war das Theater gedrängt voll. Am Schluffe derselben wollte das Applaudiren und Rusen nnch Mozart kein Ende nehmen. Beinahe jedes Stück wurde cla e cpo verlangt. Deshalb gab der Kaiser später wegen der Verlängerung der Aufführung den Befehl, daß nichts wiederholt werden solle. „Figaro" wurde im ersten Jahre t1786) neiinmat gegeben, aber während der folgenden beiden Jahre gar nicht und erst 1789 brachte man das herrliche Werk wieder aus die Bühne. f Im Altstädter Hostheater wird nächsten Montag, den 3. Mai, „Wallenstein's Laaer" und die „Piccolomini" gegeben mit einigen Neuheietzmigen, z. B. Herr» Walliier als Max. „Wallcn- steiii's Tod" kommt am 7. Mai zur Ausführung. Das Gastspiel des Herrn Grunert vom Kgl. Hostheater zu Hannover ist einstweilen verschöbe». f heute Abend kommt iin Nesidenztheater die Saison zum Abichluß und Herr Direktor Karl gebt mit seinerKünstlerlchaar »ach Eheimiitz, wo die Somincliaisoil des Thaliatheaters am 9. Mai beginnen wird. Während der Wiiileriaffon wurde außerordent lich Vieles dem Publikum dargeboten. In Summa gab es 273 Vorstellungen (210 Abends. 63 Nachmittags), davon waren 100 Operetten-Aiifführiiiigeii, während ani Schau- und Lustspiele, Possen, Märchen rc. 173 kommen. Eine große Zahl von Gast spielen ist zu verzeichnen: W. Knaack, F. Nesniüllcr, Hartman», Karl Soiitaa. Karl Mittest. Frl. Pagav, M. Morisson, M. Grube, Frau Hämel-Link, Ernestv Rosst. Frl. Anna Schubert. Wohlthätig- keiksvorstkstuiigen wurden gegeben: zum Besten des CarolahauseS und der Loschwitzer Heilstätte (16. Januar und 28. Februar), des Dresdner Mifitärvereins (18. Märzl. der Unteriilitznngskasse des Vereins „Dresdner Presse" s>5. April). Bcnesiz-Vorslcstiingcn fanden statt für die Herren Wllhelmi. Ferro», Cvrnesti, Fischbach und Frl. Brentano; Herr Wilhelmi schließt die Reihe der Bcnefi- zicmten heute Abend. Folgende Operetten kamen zur Aufführung: „Der Fcldpredigcr". „Don Cäsar", ,,Prinz und Maurer". „Der Schatz", „Zanktenselchen", „Der Nathsschreihcr" und.DerZlgcniicr- barvn", außerdem viele Lustspiele und Posse», die beiden Märchen« „Der gesfierelke Kater" und „Die Ostereier". — Heute geht zum letzten Male „Das lachende Berlin" i» Szene. f Während des bevorstehenden Gastspiels der Berliner Wastnerianer im Residenztbeater wird u. A. ein neuer Schwank „Verschwiegene Frauen" von Leopold Elh zur Aufführung kommen. -s Herr Hosopernsänger Paul Iensen. dessen seelcnvoller Vortrag von Liedern ott in hiesigen Konzerte» begeisterte Zu stimmung snnd, ist wiederholt von Komponisten durch Widmun gen neuer Gcsänge ansgezeichiiet worden. So hat ihm jetzt Fel ix Draeseke >cin neues Licderhest, heiltest „Liebcs-Wonne und Weh", gewidmet. Es sind sechs schöne, fies ciiipsniidcnc und mit den gewinnendste» »msiknlischen Züge» nusgestgstete Gesänge nach Dichtuiigeu von N. Prutz, Moritz Hartman», P. Coriielius u. A. — Auch Ludwig K i» dscher, der bekannte Komponist des K. Stieler'sche» Clilaiid-Ehkliis. widmete seinem Etilandsänger Jemen drei Gesänge ans K- Sticler's „Hochlandlieder»", welche im Verlag von C. A. Klenini (Dresden, Leipzig, Chemnitz) erschienen sind. Diese Kindlchcr'schen Lieder „Unter der Linde", „Mimielied" »»d „Vale" zeichnen sich nanientlich durch poetische Empfindung, Schwung und aninutftigcn Wechsel im Ausdmck »us. f Ter in Dresden wohlbekannte Schriftsteller und Dichter Wvlfgang Kirchhach i» Biünchc» hat rin »ivderiies Schau- svikl, betitelt „Waiblinger", Vvlleiidrt, welches im Mai am Gärtner- platztheater zu München seine erste Aufführung erleben wird. Diese Vorstellung wird zum Vesten des Münchener Journalisten- und Schrfftstellervereiiis stattfinden. -j- Das neueste Drama Ä i l d en b r» ch '» „Das neue Gebot", welches von der Berliner Gencrnliiiteiidaiiz ans Rücksicht aus die Kiistlirknmps-Frage zurückgcwiesen wnrdc, ist im Verlag bei, Freund und Jeckcl (Berlin) erichienen und wird jedenfalls überall mit hohem Interesse gelesen werden. f Min Cloete Brown, die begabte Schülerin des Fräulein Natalie Hänffch, hat sich dem Dresdner Pnbfilum bisher als sehr anmnthige Konsertsängerin bekannt gemach! und schien keine Absichten hinsichtlich der Bühnenkarricre zn habe». 8c'»» wird sie aber doch Bülmcnsängcrin. Nachdem sic in Berlin dem Herrn Operiidireklor v. Strantz die beide» Arien Acnnchen'S aus dem „Freischütz" vorgcsimgen und damit bestens bestanden Halle, wurde sic ans drei Jahre Iür die Berliner Hoioper engagiit. * Kali sch nnd Shakespeare. Im Inscratriithcil der .Danjiger Zeitung" finde» wir folgende Anfrage: „Sollte cs dem Herr» Direktor Igiifich nicht möglich sei», bei ieincni vortreffliche» IüszcninmgS- n»d Negictalcnte, welches sich knnlicki wieder in der Posse „Die Motlenburger" in künstlerisch schimstein. Lullte zeigte, vor seinein Scheiden von hier noch die ShafeipeaieRhcN Kvmgs- dramen zu bungen k Im Namen Vieler ein Abonnent-
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