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Dresdner Nachrichten : 09.03.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-03-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188203097
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18820309
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18820309
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1882
-
Monat
1882-03
- Tag 1882-03-09
-
Monat
1882-03
-
Jahr
1882
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 09.03.1882
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Ilr. «« vonnorsts-. S« VZ silLrr 1882 oineburg-Lengsfeld, lag gestorben. Der eliaus und Hetda im meinte. eS sei um das Studium der jungen Juristen anmdschlecht bestellt, und fügte hinzu, die Herren Referendare „fällten sich weniger am Früh- und Aste,id>choppen betüriligen, dagegen wäre e- sehr vor- tbeilyast, wenn sie von ihren Vorgesetzten Richtern in deren Familien eingesührt würden." Wir lind überzeugt, daß der strettdare Führer ves ventrumS mit dieser seiner Bemerkung dem Kladderadatsch" vankbare» Stoff geliefert hat. In Weimar ist ganz unerwartet Graf Oderschenk deS Großherzogs, an einem He! Dahingeichikdene war Besitzer der Herrschaft . .. Eisenacher Oberland«, ein uebeiisivlirdiger und wohlwollender Kava lier, der sich besonders auch vielfach um vie wirthschaftlichc Besserung der Rhöngencnd bemüht hat. Noch eines anderen Todesfalles ist zu gedenken. Am Mittwoch starb der in den Neunzigern stehende ehe malige Leiter des hiesigen Pagen Instituts Dr. Sondershausen. In Weimar geboren, war er auch ein Zeitgenosse der Schlacht von Jena und des Fürften-CongresieS in Erfurt. Auch stand er in man- nichfachen Beziehungen zu Schiller, namentlich aber zu Göthe. Oesterreich. Im Bülmenraum des czechischen Interims« Theaters neben dem Nationaltheater in Prag, brach am S. März um 3 Uhr Nachmittags durch Explosion eines Gasrohres Feuer aus, daü. ohne gröberen Schaden anzurichten, binnen einer halben Stunde bewältigt worden ist. Es herrschte eine grobe Aufregung. Das Pub likum sammelte sich massenhaft an, weil es allgemein gieß, das Na- tional-Tbeater brenne. Kaufmann PrazSkn auS Nürschau batte in Wien Audienz bei Taaffe in Angelegenheit deS Streiks der böhmischen Kohleiikcrg- lente. Prazsky überreichte als Vertrauensmann von ungefähr 1000 Arbeitern Petitionen an die Regierung und den Czechenklub, in welchen ausgesührt wird, daß et den streikenden Bergleuten nicht um Spektakelmachen zu thun sei, sondern darum, Hilfe in ihrer elenden Lage zu finden. Gras Taaffe bemerkte, er werde nie dul den, dah die Arbeiter durch die Fabrikanten auSgebeutet werden and versprach, aus Wien eine Kommission nach Nürschau zu ent senden. Jedenfalls würde eS aber die Verhandlungen erleichtern, wenn die Bergleute die Arbeit wieder ausnehmen würde». In Folge dessen tclegraphirte Prazsky nach NUrschau, die Bergleute sollten zur Arbeit zurückkehren. — Im Margaretha-Schacht in Mö- rischau wurde dagegen die Arbeit eingestellt. Auch wurde ans KaSiiau neuerdings Militär requirirt. Die Streikbewegung hat sich erneuert. Auch die Bergleute der Graf Wrbna'schcn Werke wollten die Arbeit einstellen, ließen sich scdoch vorläufig davon abbringen. - Aus dem Klcin'schcii Werke und heute 80 Man», in dem Sul- kaw-Schacht 79 (gestern 58) etngesahren: auf der Pankraz-Zeche heute weniger als gestern, in Folge des Terrorismus und ungenü genden Schutzes. Die Uebersülluna der Gefängnisse in Czcrnowitz, hatte die ge richtlich konstatirte Erstickung eines Häftlings (II) zur Folge. Aus Weisung deS Präsidiums wurden sofort dreißig UntersuchungShäst- linge aus freien Fuß gesetzt. Frankreich. In derDeputirtenkammcr stand auf der Tagesordnung der Antrag des Deputirten Boysset. betreffend die Aushebung deS ConcordatS. Der Bischof Freppcl sprach sich gegen den Antrag aus, indem er hervorhob, man könne wohl ein Gesetz ausheben, aber nickt einen Vertrag, welcher zwei Parteien mit ein ander verbinde. Freppel wies auf die Unruhen bin, welche die Aushebung des ConcordatS hervorruscn würde. Nach den Unglücks- sällen Frankreichs im Jahre 1870 müsse man aus die Vereinigung seiner Rinder bedacht sein, aber nicht auf die Trennung. Bonsiet führte aus, der Papst habe durch Publikation des Snllabus selbst das Concordat aufgekündigt. Der Ministerpräsident de Frcycinet erklärte, die Regiening Halle es für vortheilhast, daß eine eingehende Debatte Klarheit bezüglich der Frage der Beziehungen zwischen Staat und Kirche schaffe. Deshalb sei sic, indem sie sich voll kommen das Recht Vorbehalte, die Basis des Antrages zu bekämpfen und das Concordat aufrecht zu erhalten, bereit, diese große Be- rathung zu beginnen, welche spätere Lösungen vorbereiten könne. Durch diese Erwägungen bewogen, sei die Regierung für die Jnbe- trachtnahme des Antrages. (Beifall). Die Jnbetrachtnahmc wurde daraus mit 9-13 gegen 139 Stimmen angenommen. Nach aus Marokko cingegangenen Meldungen hat infolge eines Mißverständnisses bei Figuig an der marokkanischen Grenze zwischen französischen und marokkanischen Truppen ein Zusammen- sloß slattgesundcn. Russland. General Skobelefs ist in Warschau bei den Pole» abgeblitzt. Uebereinstimmende Meldungen stellen daS Auftreten Skobeleff's in Warschau als vollständig mißglückt dar. Einer von Slobeleff's zufälligen Tischgenossen, rin Pole sagte: „Gebet uns dasselbe, was ihr für die Südslaven verlangt, dann werden wir leinen derstschen Soldaten über die Grenzendes Königreichs Polen nomen kommen lassen; indessen «» flog da sie ankamen, im Goldenen Horn an dem Tage, in die Luft. Das l, und dann verstehen fie nicht tn den Sie» prachen'S und schickten die Gelehrten umgehend tik zu denken, Demjenigen znjubeln, der ihnen Krieg in Aussicht stellt, da sie in jedem Kriege die erwünschte Gelegenheit erblicken, ihren eigentlichen Beruf erfüllen zu können. Die Slobelefsschen Rede» haben demnach erheblich dazu beigctragen, der öffentlichen Meinung, namentlich in Rußland und in Polen, die Möglichkeit eines großen Krieges nahe zu legen, und haben dadurch, indem sie die Börsen beunruhigt und in erster Linie auf die russischen Wertste gedrückt, m wirtstschastlichen und finanziellen Kreisen eine Verstimmung her- vo,gerufen, deren Nachwehen noch während langer Zeit periodisch empfunden werden dürsten. Charakteristisch ist übrigens der Cm vffuig, welcher Skobeleff in Petersburg bereitet worben ist. Der Generat wurde am Bahnbof von ungefähr 50 Lfftcieren und ein paar stundet Menschen erwartet. Als er erschien, ertönte großes Hurrah gcschrei. Die Menge stürzte sich auf ihn zu und er hatte unter fort währendem, immer lauter anschwellcndem Hurrahgedrüll mehrere Dutzend Umarmungen zu erdulden, so daß es ihm kaum möglich war, seinen Wagen zu erreichen. Als er endlich aus der Straße erschien, erscholl ein abeiinaliges mächtiges Halloh; Skobeleff, der auffallend Istcich aussah, zog seine Mütze und verneigte sich dankend nach allen Seiten. Unter beständigen Hurrahrufen ließ man endlich dein Küt scher Raum, und Skobeleff fuhr in scharfem Trabe davon. Anläßlich des Artikels der „Nordd. Allg. Ztg." über russische Zolierhöhungen bemerkt das „Journal de St Petersbourg": Bei der Revision des Zolltarifs sei man bemüht, Alles zu vermeiden, was die Handelsbeziehungen Rußlands zu den verschiedenen Län dern ändern könnte. Das offiziöse Journal kann versichern, Deutsch land werde keinen Grund zu Klagen Kasten; es handele sich um Aitikel, welche Deutschland nicht producire. UebrigcnS verspreche man sich von der Revision des Zollreglemcntö ernste Ergebnisse zur Erleichterung des internationalen Handelsverkehrs und zur Ver ringerung der Contreband«. Am 5. März wird Skobeleff in Gatschina in Audienz empfangen. Gleichzeitig wurde der Minister des Innern sowie auch der Hofmi nister zur Audienz besohlen. Daß dieselbe nicht im Sinne der Pan- slavisten ausfallen wird, läßt sich daraus folgern, daß der Czar der Moskauer deutschen Colonie mit Ostenstbilttät bewilligte, die am 22. März stattfindcnde GeburtSseier des deutschen Kaisers feierlich zu begehen, und daß Jgiiatiess die kriegerische „Noivoje Wremja" noch kurz vor der Thorsperre drsavouircn mußte, damit es nickt länger beiße, dieses Blatt sei sein geheimes Leiborgan. Die beabsichtigte Bestrafung Skobeleff's durch Entziehung seiner Chargen ist Jabel, -skobeleff wird einfach angewiesen werden, einige Zeit „fern von Madrid" zuzulwingen. Aus den, Moskauer Zollamt lagerten einige Zeit hindurch ver schiedene Risten mit Herrenhüten, die der bisher nicht aufzufindende Adressat bisher nicht reguirirte. Die Kisten wurden schließlich geöff net und deren Inhalt auf das allcrgcnaucstc untersucht. Hierbei fielen den Beamten plötzlich mehrere yochelegantc Kopsdedeckungrn neuester Fazon durch ihre »ngewöhnliche -schwere auf. Bei vorsich tigem Weitersorschen ergab sich, daß dieselben doppelte Böden und zwischen diesen eine Svrenginaffr entstielten, welche durch ein;n starken Schlag leicht explodirte. Kräftig zur Erde geschleudert, mußten^ diese Hüte mithin als höchst gefährliche Sprengvomben nurkerr. Sofort angestelltc Recherchen nach dein Avscnder der Kisten sollen bisher zu keinem Resultate geführt haben. Am 27. Februar befahl Direktor Großer der EPenbalui-Gesell schast die Untersuchung aller Heizvorrätlie aus den Stationen Gat schina-Zarskole-PeterSburg, weil inan befürchtet, daß wieder dir Holzscheite, die für den kaiserlichen Extrazug verwendet werden sollten, mit Dynamit »irsüllt sind. Der Sultan hat den Auftrag gegeben, lm Gebiet von uropäisc Türkei. Nldiz KtoSk eine große Sternwmte nach europäischem Muster zu Türke einmal europäische Aüro st« haben et ^ nm zu lesen, wieder Helm. Serbien. Die Proclamirung d»S Königreiche» Serbien in Belgrad. Dir ganze Skuvschtina begab sich um 10 Uhr Vormittags io vorpor» tn dasfürstliche Palais, um dem Fürsten den Beschluß bekanntzugeben. Sie wurde vom Fürsten, der Fürstin und dem Thronfolger Prinzen Alexander empfangen. Vice-Prästdent Krijund- ztc hielt eme Ansprache, in weicher er an die früheren Fürsten Ser vtens erinnerte und erklärte, daß das serbische Volk angesichts der dem Lande durch den Fürsten Milan geleisteten großen Dienste sich verpflichtet fühle, ihm die Königskrone auf S Haupt zu fetzen. Der Fürst dankte mit warmen Worten und erklärte, daß er den Willen deS Volkes erfüllen wolle und die Krone annekme. Begeisterte Hurrah- und Zivio-Rufe begleiteten den feierlichen Act, der auf das Herrscherpaar de» tiefsten Eindruck machte. Besonders Königin Na talie war sehr bewegt, sie konnte ihre Rührung kaum bemeistern. Kronprinz Alexander wurde von der Königin cmporgehoben, daniit er die Deputation begrüße, und dann von dem Hosmarschall durch dl« Reihen der Skupschtinaren getragen. In der Stadt herrschte all gemeine Begeisterung. Obwohl das Ereignib unverhofft gekommen, füllen bereits große Menschenmafsen jubelnd den Raum zwischen dem Konak und dem ParlamentSgrbäude. Kanonendonner und Glo ckengeläute verkündeten ber Residenz und dem Lande die erfolgte Proclamation Serbiens zum Königreiche. Alle Häuser sind beflaggt. England. Ais Bradlaugh daö Parlamentsgcbäude betrat, prang ern sunger, wohlgrkletdrler Mann auf ihn los : zum Faust- chlag aushole,rb, ries er: „Nieder mit dem Atheisten, eS lebe die Königin!" Er wurde sofort polizeilich vor den Drohungen eines Pöbelkaufen in Sicherheit gebracht und das Portal wurde zeitweise geschloffen. Von den Jesuiten, welche Frankreich in Folge der Ausführung der Dekrete gegen die nicht autorisirten Kongregationen verlassen, staben ungefähr 200 sich aus der Insel Jersey niedergelassen (wo bekannt lich Viktor Hugo seine Erilszeit verlebte). Sie wollen, wie es scheint, dort eine theologische Fakultät errichten. Der Attentäter Roberick Maclean scheint den Ernst seiner Lage noch nicht völlig begriffen zu haben. Er schläft mit, entwickelt einen vortrefflichen Appetit und gebt fast den ganzen Tag in seiner Halle auf unv ab, die lustigsten Weisen pfeifend. Am Sonnabend em pfing er den Besuch mehrerer Polizeiinspektoren aus London, welche kamen, um zu ermitteln, ob er der Polizei bekannt sei. Bis jetzt ist er indeß nicht als ein Mann von kriminellen Antecedentien agnos- cirt worden. Er ist in neun verschiedenen Stellungen photographirt worden. Es ist ermittelt worden, daß der Revolver, mit welchem er die Königin zu erschießen versuchte, bei einem Pfandleiher in Ports mouth für die Summe von 5 Schillingen und 9 Pence gekauft wurde. Atuillerou. -s- DaS Residenztstcater hat mit dem „Tatzelwurm" H. v. Schmid's (es handelt sich um die Krallen eines Fastelthieres, die ihren, Besitzer zur Erfüllung aller Wünsche verstellen sollen) kein sonderliches Glück gehabt. Man zeichnete den Benefizianten Herrn Sckwarz, Fräul. Bendel, Herrn Dir. Karl, Herrn Wiihelmi zwar vielfach aus, aber das etwas sehr langsame, breite und unwahr scheinliche Gcbirgsstück steht weit hinter Aehnlichein zurück. Sei es darum, daß die Figur des Herrn v. Stritzow (Versprechen hinter'»! .Herd) verwässert und verbreitert wieder benützt ist-, aber wenn nur etwas keruhast Interessantes bei den guten Leuten da oben bei'», Wettersteingcbirge sich nebenher abspiellc. Als Erzählung, in der die Charaktere motivirt und vertieft werden könne», kann ber Stoff ungezogen haben. Dramatisch ist er nicht — cs sei denn, daß Alles dramatisch wäre, was auf einer Bühne von irgendwem gesprochen ivird. Der Harle Vater, die weinende Dirne, der arme Liedhuver, der böse Jägerbursch, der reiche Nebenbuhler - das alte Rezept mit viel Sentimentalität und noch mehr Musik — das ist Alles. Letztere, die Musik, ist von Krempel setzer gesetzt und ebenfalls so schwächlich, daß nian einen naheliegenden Wortwitz nur mühsam unterdrückt. Gespielt ward sehr gut; sind doch diese Bayern- Komödien eine Force der Karl'schen Direktion. Soll man aber nicht mißtrauisch gegen die Preieftücke werden? Vom Gärtner- Theater in München mit dem Preise gekrönt — und so schwach! -j- Nächsten Montag, den 13. März, kollivircn zwei bedeu tendere Concerte: die Liedertafel unter Herrn Alban Förster gicbt, unterstützt von Frau Prochaska (der man erstmalig ais Concertsängcrin begegnet), Herrn Concertmcister Rappolvi u.A. m., ein Conccrt im Hotel de Saxe. Gleichzeitig wirken in einem Eoncert im Börsensaale für die populären Zwecke des Vrncentrus- Pereins keine geringeren Künstler mit, als Herr Concettmeister Lauterbach und Herr Kammersänger Riese, sowie noch NUß Hantinaton und Herr Bürchl. Am schwierigsten ist der Fall für den Unvcsangenen, der ein Billet in jenes Eoncert verlange» würde, wo der erste K. S. Concertmcister mitwirkt. -h R. v. Gotschall schreibt über Anna Schramm in Leipzig „Das Theater war übersüllt. Anna Schramm, die sich bei den traurigen Lebensschicksalen, welche allgemeine Theilnahme erwecken, aus der Bühne doch istre muntere Naivetät bewahrt bat, erösinete ihr Gastspiel mit der „Näherin"' Die Rolle, welche in Wie» auch von Frau Gcistinger gespielt wurde, hat ihren Höhenpunkt rin zweiten und dritten Alte, wo die Näherin tbeitö mit dem Sekretär ihren Scherz treibt, theils in der Rolle der Gesellschafterin und Vorleserin ein io amüsantes Jiasco macht. Frau Anna Schramm c^rcellirte in diesen Scencn-, ihr großer Vorzug ist eine Natürlichkeit, die durchaus nichts Gemachtes uiM Forcirles bat. Mit dieser un- genirtcn, oft derben Naturwüchsigkeit plauderte Lotti-Schramm als Gesellschafterin mit der Frau von sombar, sprach von interessanten Geschichten, wie den „Geheimnissen des Heubodens", sang ihre Gaffcnhauerwcise, versuchte sich vergebens in der Kunst des Vor lesens: eine echte, offenherzige Wiener Gurli. Die Scene mit dem Schreiber Hoch spielte sic recht ergötzlich und in der Verkleidung als uralte Großmutter gab sie eine gute Cstaratterstudie. An lebhaftem Beifall, Dacapos und Hervorrufen fehlte es der beliebten Künstlerin nicht". Z Der hiesige Männergesang - Verein Avollo feiert am 11. März d. I. in Meintwld's Sälen sein 2üiäkriges Stiftungsfest durch Abhaltung von Eoncert, Tafel und Ball und zwar bildet den conccrtalen Thril die Auffühliing von Oedipus in Kolonos von Sophokles mit Musik von Felix Mendclssohn-Battholdy. Die Deklamation wird von Frl. Rau und Hrn. Franck, Schüler des Kgl. Konservatoriums, ausgeführt. Der musikalischen Aufführung geyt ein Dortrag des Herrn ArchidiaconuS vr. Frommhold: „Zum Verständniß der Ocdipussage" voraus. f- Der. Musikvrrein unseres Nachbarortes Striesen ver anstaltet Sonnabend ein Eoncert zum Besten der 40 durch Brandunglück obdachlos gewordenen Familien der Stadt Mylau i. V. Wer die ohnedies ärmlichen Verhältnisse der grüßtentstens auS Webern und Fabrikarbeitern bestehenden Bevölkerung dieses Städtchens kennt, wird dem Concerte, in welchem lt. Aimoncen Solopiecen und die WalpuUisnackt von Mendelssohn »u Gehör gebracht werden, reichlichen Erfolg wünschen. -j- In Odessa sang Frau v. Schultz-Lriterskose«. die vorige- Jahr schon vielen Beifall gefunden und unterdeß bei Herrn Prof. De Grandi in Dresden weiter studirt bat, mit schönem Erfolg. vermischte». * Uebrr eine Mode, die Nachahmung verdient, wird au» Utica, New-Nort, berichtet: Im dortigen Theater begab sich kurz vor Be ginn der Vorstellung eine reich gekleidete Dame nach ihrem Platze m den vordersten Reihen deS Dreß Circle. Dieselbe trug einen kost baren Hut von den jetzt üblichen riesigen Dimensionen aus dem Kopse. Alle Besucher, deren Plätze iuiiter demjenigen der Dame sich befanden, sagten sich mit Resignation vorau», daß ihnen für dies mal der Anblick der Bühne völlig verborgen bleitum würde. Kaum aber hatte die Dame Platz genommen, da ding sie den koftbann Hut an dir Leime des vor «ln befindliche» Sitzes, zog ein ickmuckeS Häubchen aus der Tasche und schmückte mit solchem den Kop>. DaS gesammte Auditorium brach ob solcher liebenswürdigen RückstckK o.uk >bre Hittterleutr in einen ivahrrn Beifallssturm auS. Das Beispiel der Dame Kat — vorläufig nur in Mi« — Nachahmung gesunden und es wird von dort auS versichert, die Damen sähen >n den Händ chen noch vtes bssbicber ou» ot» in den eleo -nsessen Bitten * Dir Höflich!eit der höse. Ein Pariser Blatt schil dert die in der Cmrewondenz der Hose üblichen Ansprache». Herr Grsvy, der auch eine Art von „Hof" hat, wird von den Fürsten nach allen Regeln der Etikette behandelt. Wenn er seine Tochter ver- heiralhet, schreiben ihm die Fürsten zum Schlüsse ihrer Briefe: ,Hch bitte Gott, großer und guter Freund, daß er sie in seinen hohen und würdigen Schutz nehme." Der Wiener Hof schreibt bei solchen Anlässen manchmal lateinisch und da lautet die Ansprache an Herrn Grövn: „ItIu»tN8«Ull«> knursc-- honormsinw «-! zuc-siileote- ulmeo." Auch der Pabsi bedient sich gewöhnlich der lateinischen Sprache.- * Zur Nachahmung bei Feuersgefahr in Thea tern kann in der ganzen Welt ein Vorfall erzählt werden, über den die heute eingetroffene Newyorker Post Mittheilrmg macht. In dem alten deutschen Stadttheater in der Bowery, setzt „London-Thea ter", bemerkte das Publikum plötzlich einen brandigen Geruch. Als derselbe stärker wurde, trat der Regisseur vor und kündigte an, daß es im Nachbarhause brenne, aber keine Gefahr für das Theater vor banden sei. Man werde also, falls das Publikum es wünsche, mit der Vorstellung fortsahren. Lauter Applaus. Man spielt also weiler. Nach zehn Mimten tritt ber Regisseur abermals vor und sagt: Tie Feuerwehr wünsche eine» Schlauch durch den Zuhörer raum zu lege», um das Feuer auch ii» Rücken angreisen zu können. Man räumt also eine Bank, der Schlauch wird hindurch gezogen, das Stück spielt weiter. Das Feuer wurde in der Thal gelöscht. Im Ganzen waren etwa acht Personen aus dem Theater gegangen. So erzählen über einstimmend die Newyorker Blatter. * Annoncen - Styl. Zwei sehr hübsche Geschäfts-Annoncen brachte das Berliner .Hntelligenzblatt". Sie lauten: „Ein neun jähriger Reisender in Spiritus sucht für seinen verstorbenen Cbef einen neuen Prinzipal in obiger Flüssigkeit." — „Wegen Auflösung seines Ckess sucht em gewiegter Kommis, der einige Kenntniß in der französischen und engltjchen Zunge hat, einen zufriedenstellenden Posten rin Laden." * Der Schah Nassr-Eddin von Persien scheint in Europa Wohlgefallen gesunden zu haben. Für das Frühjahr hat der Schah wieder eine Rundreise durch Europa in Aussicht genom men und auch seinen Besuch am Kaiserhofe in Berlin angekündigt. Wie bekannt, sieht man am dortigen Hose oieser Ehre mit gemischten Empfindungen entgegen, weil die Lebciisgewohnheiteii des Schahs etwas von denen der Kulturvölker abweichend sind. Muß es sich doch in den Tagen ber Anivesenheit des Schah das Kömgsschivß gefallen lassen, daß in demselben ein Schlachthaus elablirt wird. Selbstverständlich wird man für den hohen Besuch dieselben Zimmer bereit halten, die er schon zwei Mal bewohnt bat, und dem Schah auch denselbeu Wa gen zur Disposition stellen, dessen er sich bei seinen Ausfahrten früher schon bedient bat. Die Polster desselben haben aus gewissen Grün den — Seine Majestät essen häufig mehr, als Höckstsie vertragen können — neu überzogen werden müssen, und so wird man wohl auch dies Mal nicht um diese Ausgabe herumkommen. * Eine Wuuderustr. In der Nur St. Honorü in Paris ist eine Ustr ausgestellt, weiche ein junger elsäsiischerBauer nachdem Muster der benihmten Straßburger astronomischen Ubr verfertigt hat. Der junge Mensch statte während der Belagerung von Straß- sturg, als man bei einen, Hochscuer das Münster verloren gab, den Plan gefaßt, die Mümieruhr nacbmbilden. Er war damals zehn Jahre alt und hatte keine Idee rom Uhrmacherhandwerk. TaS Werk der Straßburger Ub,r hatte er nie zu Gefickt bekommen. Trotzdem vermochte es seine Willenskraft, in dem Zeiträume dreier Jahre ein Werk fertig zu stellen, welches eine genaue Kopie des Straßburger KunstwerteS ist. Der junge Mann ist nach Paris gekommen, um sein Kunstwerk auszustcllen, das icstou im verflossenen Jahre in Straßburg allgemeine Bewunderung erregte. Ter Autodidakt von Künstler versteht nur wenige Worte französisch. Nichlsdesioiveniger schiebt die Pariser Presse in die Artikel, welche sie veröffentlicht, um das Publikum aus das Meisterwerk aufincrkiam zu machen, den Satz ein: „Dieses Elsässer Kind will dem Nlutterlande«Flautreieb) zeige», daß cs Deutschland noch nicht völlig gelungen ist, den schätz von Intelligenz in Vieser unglückliche» Provinz zu uulerdiückeii." ' Ein K a u a r i e ii v o g c l g r e i s. Unter dieser Uehcrschrist schreibt das „Freindenbl." : Es ist gewiß ein sehr seinner Fall, daß ein Kanarienvogel das hohe Alter von 23 Jahren erreicht, deshalb wird nachstebenbe Thatsache sicher die Ausmcrtsamkeit von Vogel- liebhabcrn und Züchtern erregen. Ein in Berlin wohnender Beamter besitzt einen Kanarienvogel, welcher 23 Jabre biiwnrch in demselben Käfig ein sröblickes und heiteres Vogeldaiein geführt hat. Im Jahre 1859 erhielt Herr H. den Vogel als junges, kaum flügge gewordenes Tinercliew zu in Geschult, und in Folge großer Sau! erieir und Püntl- lichtest im Füttern hat der Vogel nicht ein einziges Mal in der langen Zeit gekränkelt, keine Mahlzeit verschmäht. Vor acht Fahren ist der Vogelvcteiaii ohne äußere Eiiiwirkuilg plötzlich aus dem reckten Auge erblindet, trotzdem bat er noch zwei Jabre lang weiter gesungen, bis ihm seine Kehle im Jahre 1875 nach und nach den Dienst versagte. Kops und Hals sind von Federn ganz entblößt, aber Her; und Magen sind noch gesund', er genießt noch immer Rübsen mit Spitzsame», wenn er auch die ihm Sonntags in Milch eingciveichte Semmel, mit Zucker bestreut, entschieden vorzieht. * H i u r i ci> 1 u n g. Aus Belgrad wird berichtet: Amalbasa Velko, der Aufseher der Lastträger, der beim lsterortigeu Zollamt den Zollobereinnehmer in meuchlerischer Weise zu ermorden versuchte und nachdem ihm der Versuch mißlungen war, die Mutier des Obereiu- nehmers erstach und den ihn verfolgenden Gendarmen erschoß, wurde, nachdem der Kassationshof das von den beiden unteren Instanzen gefällte Todcsurlheil bestätigt und der Laudesberr leinen Gnadeatt zu üben für gut befunden batte, auf der Richlstälte Karaburma durch Pulver und Blei gerichtet. Ter Delingnent, der icka» die Publikation des erstinstanzlicyen Urtbeiis mit Fassung und Rübe entgcgenge- uoinmen barte, blieb auch bei seinem letzten Gauge und selbst im letzten Augenblicke bei stauneuswertber Resignation. 11m 7 llbr Mor gens setzte sich der unheimliche Zug unter Vormarsch einer Sicster- hkitvabtlieiluug aus dem Gcricktsgebüude in Bewegung. Amalbasa saß aus einem von zwei Pferden gezogenen Kanen, unter Gendarmcrie- bewachung, eine Elgarre rauchend. Das Gcrichtspersonnl, der Prie ster und der Arzt folgten in Fiakern: eine weitere SicherbeitSwach- abtbeilung schloß den Zug, der von einer großen Volksmenge begleitet wurde. Unterwegs wurde dem Tclingucnteu gestattet, Erfnschungen zu sich zu nehmen, eine hier zu Lande altherkömmliche Sitte. An der Karaburma angelangt, wurde der Delinquent aus dem Wagen gehoben, vom Richter das Urtheil, sowie der Tbatbcstand des Ver brechens publizirt und der zu Richtende sodann dem Exekutions kommando der Gendarnierieabtheilung übergeben. Amalbasa wurde nun niit Stricken am Halse, an der Brust und an den Oberarmen gebunden und aufgeforderl, m das offene Grab, in welchem ein Pflock culsgerichtct war. binabiusteigen. Der dem Tode Geweihte verzog bei dieser schauderbasten Aunordcrung keine Miene und stieg, nach dem er seinem Weibe, das in geringer Entfernung der Erckutions- schrnnken kauerte, und dem Publikum seine letzten Abscbicdsgrüße zugerusen, in die grausige Tiefe seines eigenen Grabes binab und stellte sich an den auftagenden Pfahl. Ein Gendarm fesselte nun den Delinquenten an den Pflock und schickte sich an, ihm die Augen zu verbinden, was Amalbasa anfangs entschieden verweigerte und erst aus wicderbolte dringende Aufforderung des Exekutioriskomman- daiiten, nachdem er noch die Bitte gestellt, man möge ihn des Rockes entkleiden und denselben zu Gunsten seiner annen Kinder venvertben, damit sie wenigstens über die WeihncrchtSftiertage nickt des Notlügen Brodes entbehren müssen, schließlich geschcben ließ. Wcibrcnd lick -er Gendarm aus dem Grabe einporlchwang, näherte sich die zur Exekution bestimmte Abttzeilung, 4 Mann statt, aus einen Wink des Unteroffiziers mit mögirchger Geräuschlosigkeit dem Rande der Grube mit schußsertigrn Gewehren. Der Priester sprach nochmals den So gen. der Unteroffizier erhob den Arm, vier Schüsse entluden sich gleichzeitig und der irdischen Gerechtigkeit war Genüge gestheben * Er ne Sisendabn in d e n B a u m g i p f e l n ist eine von »— Absonderlichkeiten Kaliforniens. In dem oberen Tbeile von Sonoma Lounw. nohc der triste, kn'un em ^2'iencrm'tzg cme Schlucht, in welcher die Bäume in einer Gleiche oben al gesäe.: und die Schwellen über die Stümpfe gele-N wurden. Zwei ungeheuere r-.e Rothholzbäume. welche mitten in der cchluchr au» etwa 70 Fuß Grunde- al geschnitten sind, formiren einen maG " die mit schivere» Sägeklötze» beladenen Wagen über die-e Bahn paisften, die wie die „Ztg. d Per. meint, weht einzig in ihwr Art »ein durfte. mgnwen nrit dffcb Pieiler tller S Effenb ß eberl-eü Abends e vari» evl.'d>i!"!0. «z -x.u- '<-> ernuu» . re. u i ! ii g e r r o s s e n e ^ »'.H^ g »^ . B erst n.
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