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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 19.09.1930
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1930-09-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19300919012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1930091901
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1930091901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Unvollständig: S. 9-10 fehlen.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1930
-
Monat
1930-09
- Tag 1930-09-19
-
Monat
1930-09
-
Jahr
1930
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 19.09.1930
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1»r. «41 Seite« OerUtches und Sächsisches MM „Hier drudm au» m Hause kam'r rauS: ich sah « grade. Dann macht r Uber de Straße, und hier, da blieb r stehn und schnupperte. Und da kam ooch schon das Auto!" Mit einem gewissen Triumph blickt die Krau mit dem Etn- holnetz voll Kartosseln um sich, sie allein hat» ganz genau gesehen, wie der Hund überfahren wurde! „Das arme Hundl!" sagt jemand neben ihr. „Wem ts r denn?" sragt eine andere Stimme. Man zuckt die Achseln. „Da drübm aus dem Hause neben' Bäcker iS'r rauS- gekomm'. Die Krau hier hat » gesehn." Ein junger Mensch springt vom Rade, drängt sich vor. „IS n hier los ? — Ach, bloß ä Hund!" spricht er dann und schwingt sich enttäuscht wieder aus sein Vehikel. Da steht aus einmal drüben vor dem Hause eine alte Krau. „Ftsfi!" ruft sie und guckt suchend rechts und link« die Straße lang. „Fissi!" — Aus einmal sieht sie die kleine Menschenansammlung gegenüber, und an der Bordkante zu Füße der Leute etwas Weißschwarzgeflecktes. Sie weiß selber nicht, wie sie über die belebte Straße ge kommen ist, aber auf einmal steht sie vor ihrem Fissi, der ihr vorhin iiiiternehmuttgslustig im Treppenhaus entwischt ist. Stumm, tot liegt er vor ihr. Wie versteint starrt die Alte a»s ihren Liebling, ihre einzige, letzte Kreude ist hin: nun hat sie niemanden mehr. Jetzt steht sie ganz allein auf der Welt. .stein Laut kommt über ihre Rippen; nur zwei schwere Tropfen rollen liber die Furchen, die da» Leben ihr inS müde Antlitz gezeichnet. Dann bückt sie sich, und mit dem Hund im Arm wankt sie über den Kahrdamm, umbraust vom Berkehr. Die Zuschauer verlaufen sich. Das Leben rollt weiter. I- IV. Aufhebung »es Müschen BrandverlilberungSamleS Zur Vereinfachung der Verwaltung hat seinerzeit der Rat bei der BrandversicherungSkammer be antragt, die Geschäfte des städtischen Brandversicherungs amtes aus das staatliche Brandversicherungsamt zu Über nehmen, da sich das städtische Amt nach den staatlichen Vor schriften unnötig zwischen die Beteiligten und daS staatliche BrandversicherungSamt einschiebe und durch die lleber- nahme die Verwaltung wesentlich einfacher würde. Die BrandversicherungSkammer hat daS aber leider mit der Begriindnng abgelehnt, daß die Auswirkungen für das ganze Land nicht abzusehen seien. Um die Geschäste in anderer Weise zu Vereinsachen und um dadurch Personal zu sparen, bat der Rat beschlossen, vom 1. Oktober ab das städtische Brandversicherungsamt als besondere städtische Ge schäftsstelle a n s z u h e b e n und seine AnGaben dem E t a d t st e n e r a m t jGrundsteuerabteiliings, Serrestr. 4/6, zu übertragen. Sie Landwirtschaft stir Reform »er llntaltverstcherung Der Verband der deutschen landwirtschaft lichen B e r u f s g e n o s s e n s ch a f t e n hat am Donnerstag in seiner Tagung in Dresden zur Reform der Sozialversiche rung folgende Entschließung einstimmig angenommen: Die Ausgaben der landwirtschaftlichen Unfall versicherung sind in dauerndem Ansteigen. Sie betrugen im Jahre 1929 rund 83 Millionen Reichsmark, das sind 194 Prozent der Ausgaben deS Jahres 1913. Dies Ansteigen ist um so schwerer zu bewerten, als eS sich seit dem Jahre 1924, das mit 32 Millionen Reichsmark noch unter 1913 lag, voll zogen hat. Die Steigerung beträgt zur Zeit von Jahr zu Jahr etiva 10 Prozent. Diese gewaltige Belastung trifft die Landwirtschaft in schwerster Not, die ihren Ausdruck in der gewaltigen Zunahme der Zwangsversteigerungen und den Schwierig keiten im Beilragseingange findet. Da die Entschädigungs ansprüche noch dauernd weiter steigen und eine wesentliche Besserung der Lage der Landwirtschaft leider nicht erwartet werden kann, ist eine Reform der Unfallversicherung dringend nötig. Ihr Ziel muß sein, die Inanspruchnahme der Unfallversiche rung bei leichten Schäden und den Mißbrauch der Versiche rung einzudämmen. Der Entwurf zu dem Gesetze von 1925 wollte den Ausbau der Leistungen durch gleichzeitige Entlastungsmaßnahmen tragbar machen. Bei der Verabschiedung des Entwurfs wurde -er Ausbau der Leistun gen angenommen, die Entlastiingsvvrschlüge des Entwurfs aber im wesentlichen abgelehnt, besonders der Wegfall der kleinen Renten, die sozial nicht notwendig sind und durch ihre große Zahl die Versicherungsträger finanziell und ver waltungsmäßig stark belasten. Es gilt nun die seinerzeit ab- — ..Dresdner Itachrkhlen" — gelehnten EntlaftungSmaßnahmen nachzuholen und auch durch Verbesserungen des Verfahren» eine« wirksameren Schn, gegen Mißbrauch de, Versicherung ,u schaffe». Diese Reformen sind notwendig, um eine Erstickung des sozial wertvollen vorbeugenden und heilenden Wirken» der Versicherungsträger durch die Geldleistungen zu verhüten und das Lebenswichtige und Wertvolle der Unfallversicherung durch die Not der Zeit hindurch zu rette«. Beschlüsse de» deutschen SasiwiMage» in Lei«,io vigauar vradivarlostt ck« .vr,«ulnar kkaobriokian" Im wetteren Verlauf de» 55. Deutsche« Gastwirte- tag es in Leipzig wurden verschiedene Beschlüsse gefaßt. Sie beziehen sich u. a. auf Aufhebung der Steuerfrei heit der sogenannten gemeinnützigen Betriebe, auf Ablehnung der von einer Interessengruppe angestrebten Kontingentie rung des Sprttbezuge», auf Herabsetzung des Zinssatzes sür Brauereileihkapital und Verbot des Hausierhandels mit Etn- fachbier. Schließlich wurde die Aufnahme der Gastwirte in die Sozialversicherung gefordert. Am Schluß der Versamm lung wies der Vertreter des GaargebteteS auf die augenblicklichen Verhandlungen des Völkerbundes in der Laarfrage hin. Er gab dem Wunsche Ausdruck, daß diese Verhandlungen den Erfolg der baldigen Wiedervereinigung des Saargebietes mit dem Reiche haben werden. — Der nächste Verbandötag wird in Stuttgart stattfinden. — Gewerbeausiibuna durch Minderjährige. Auf Ersuchen von VormundschastSgerichten nahm die Gewcrbekammer Dresden in letzter Zeit wiederholt gutachtlich Stellung zu Anträgen von Erziehungsberechtigten, ihren minderjährigen Kindern oder Mündeln die selbständige Ausübung eines Ge werbes zu gestatten. Mit Rücksicht aus die allgemeine wirt schaftliche Lage sprach sich die Gewerbekammer im allgemeinen ablehnend ans. Vor allem hielt sie die Genehmigung dann nicht für angebracht, wenn die Erziehungsberechtigten den Betrieb bisher geleitet hatten und nach Leistung des Ossenbarungseides ihn unter dem Namen des KindeS weitersühren wollten, um so das künftig Erworbene dem Zu griff der alten Gläubiger zu entziehen. Des weiteren wurde darauf yingewiesen, daß die Neberschreibuiig finanziell schwacher Unternehmungen ans Kinder ein Mißbrauch sei, da sehr leicht ein neuer Zusammenbruch erfolgen könne, dessen Folgen (Konkurs, Ossenbarnugöeidi das Kind in seiner Zu- kunst schwer schädigen müßten. —* Rückkehr Dresdner Kinder. Am 22. dieses Monats ist der Aufenthalt der zur Zeit im Kinderheim Wilschdorf zur Erholung befindlichen Kinder beendet. Die Angehörigen werden gebeten, die Kinder, die angewiesen sind, die genaue Ankunftszeit den Eltern selbst mitznteilen, in Dresden, Hauptbahnhvf, Ostba», Seite Vismarckplatz, um 3,30 Uhr bzw. um 5 Uhr nachmittags abznholen — Mustersatzungen sür Innungen. In letzter Zeit gehen immer mehr Innungen dazu über, ihre nach dem Muster statut von 1898 ausgestellten und inzwischen völlig veralteten Satzungen durch neuzeitliche zu ersetzen. Um den Innungen hierbei eine Unterlage an die Hand zu geben, hat die Gewerbekammer Dresden gemeinsam mit den übrigen sächsischen Gewerbekammern und im Einvernehmen mit dem LaudesanSschuß des sächsischen Handwerks, sowie mit Zu stimmung des Wirtschastsministcriums je eine neu» M u st e r s a tz u n g sür freie Innungen und Zwangs- Jnnungen ausgearbeitet, die in klarer, übersichtlicher Weise und vor allen Dingen in kürzester Form die Verfassung der Innung sestlegt und geeignet ist, sofort übernommen zu werden. — Verkauf des Uebiganer Schlosses. Das Schloß in Uebigau, das unter August dem Starken 1724 vom Grafen Flemming erbaut wurde und jetzt Eigentum der in Auf lösung befindlichen Schiffswerft und Maschinenfabrik Uebigau ist. wird zum Verkauf auSgcboten. — Vom Westendpark in Plauen. AuS unserem Leser kreise wird uns folgendes geschrieben: Es dürste vielen Spa ziergängern, die ihre Schritte hierher lenken, noch unbekannt sein, welche prächtige Fernsicht man von dem Bis- marckturme im Wcstendpark genießt. Nicht nur, daß man das Elbgelände vom Borsbcrg bis weit über die Lößnitz hinaus erblickt, sondern man kann bei besonders klarer Fern sicht auch den spitzen Kleis bei Haida in der Tschechei, den Rvsenberg bei Tetschen, den Hohen Schneeberg bei Bvdenbach und viele andere hohe Berge erkennen. Natürlich treten die Höhen der Sächsischen Schweiz besonders scharf hervor. Auch der Battenberg bei Niederneukirch. der Tanzplan bei Sebnitz sind zu erblicken. Der Turmwürtcr Mitzsch ist ein Freun der Vogelwclt. Man sieht, wie auf seinen Anruf Meisen und Finken aus seiner Hand ihr Futter holen. Ein schönes Bild treuer Freundschaft zwischen Mensch und Tier. Freitag. 1s. September IS» — Hirschbrunst t« Morttzdnrger Wildpark. Dt« vesucher de» Morttzburger Wildpark,» habe« jetzt Geleaenhett. hier die Hirsch« schreien ,« hören und auch zu sehen. Da» Erlebnis werben besonders diejenigen haben, die gegen Ende der FütterungSzett (8 bis 5 Uhr) sich noch am Kutterplatz im Wildpark aufhalten. «» ist wirklich «in Lretgnt» für jeden Naturfreund, wenn man dt, sehr starken Hirsche im Scheine der Abendsonne durch den Hochwald ziehen sieht und veob- achten kann, wie plötzlich einer von ihnen da» mächtige Ge- weih zurttcklegt, um mit erhobenem Kopf den vrunstschrei htnauSzuorgeln. Wem da» Glück besonder» -old ist, kann sogar Zeuge davon sein, wenn in heftigem Kampfe dt« <8e- weihe zweier Rivalen aufetnanberprasseln. —* «inftelln», der Kraft»aa«»ll>t« Lre»deu—vötzlau-vier». d»rf—Bade»,»,. Infolge de» schlechten Zustande» der Durch«»»«», siraße In Flur Srotzerkmannldors mutz di» staatlich« Krastwage». Uni« Dr«»drn—Bühlau—Ull«r»dorf—Radeberg vom LI. dies«, Monat» an bi» aus wettere» eingestellt «erden. Jedoch wird -wischen Dr«»den-Loschwitz. Kdrnerplatz, bzw. Bühlau, stur- bau», und Uller«dors au Sonn» »ud Festtage» auch weiterbin der Betrieb ausrechterhalten. — rurmblase« »»« »er «»»»«Nrche. «ionnaben» nachmittag ? Uhr werden vom Turmblsserchor folgende Lieder geblasen: l. Nun freu» euch, liebe Christen « mein «Martin Luther). S. Auf. wa» will,, du hier verweilen? (Fretllnghausen. ». Einer ist Immanuel sieget lL. ». «llendorf. 177». ». Schönster Herr Jetu (in zwei verschiedenen Tonsätzen). Kofter-Itzbftabl am Saupt-abnbos In der Nacht zum Sonntag wurden tn der Warte- Halle des Hauptbahnhofe» einem Reisenden zwei Handkoffer, enthaltend mehrere Anzüge, Leibwäsche, „H. M. 757" gezeichnet, eine Brieftasche mit Geld und anderes mehr, gestohlen. «IS Täter kommen zwei SO. bis 23jährige Burschen in Frage, die mit dem Bestohlenen im Wartesaal ge- sessen haben. Die Unbekannten sind 165 bzw. 175 Zentimeter groß, trugen u. a. blaue Jacketts, Knickerbocker und Sport- Mützen. Am 12. September abends stahlen noch unbekannt« Diebe aus dem Parkplatze der Reitbahnstrabe au» einem Kraft- wagen einen schwarzen Herrenüberzieher, einen braunen Spvrtpaletot. Oberhemden und mehrere weiche Herrensitz- hüte, „T. F." und „H. E. F." gezeichnet. Sachdienliche Angaben hierzu werden nach dem Kriminal, amt, Zimmer 85d, erbeten. Unbekannte rote Am 17. September hat sich «m Forstrevier Klotzsche ei, junger Mann erschossen. Die Leich« ist nach dem dortig»» Friedhof gebracht worden. Der Tote ist etwa Sk Jahr« alt, kräftig und hat dunkelblonde» Haar. Die Kleidung besteht tn graugekästtlter Sportmütze, lila Jackett mit Lederknvpfen und dunkelblauem Jackett, anzug. Da« Makohemd Ist „F. H.' gezeichnet. Weiter wurden zwrt Schlüssel au» Gelbguß und eine silberne Herrenuhr von der Firma Heinrich Lorenz bet dem Toten vorgrfuuden. Am 1t>. September tst in Nru-Htrschsteln dt« Leiche eine» etwa kivlährtgen Manne» aus der Elbe geborgen worden. Der Tote tst etwa IM Meter groß, kräftig, hat dunkelrotes, graumelierte» gelichtetes Haar und rötlichen kurzgcschniitenen Schnurrbart, tzr trug dunkelblaues Jackett und Weste, sowie dunkle Hose, grau- wollene Strümpfe, schwarze Schnürschuhe. Er ist aus der Brust stark debaart. Der rechte Unterarm zeigt Tätowierung „P. M. 1896- uud sächsisches Wappen mit Krone. Sachdienliche Mitteilungen zur Feststellung der Personen erbittet da» LandeSkrtmtnalamt, Landeszentral« für Vermißt« und un- bekannte Tote, Dresden, Schiebgasse 7,»., Zimmer 1S1, wo auch da» Lichtbild und Sachenreste de» Hirschstelner Toten besichtigt werden können. Herrenlose Fahrräder In Verwahrung de» Pollzetpräsidtum» befinden sich mehrere gebrauchte Fahrräder („Mammut", „Torpedo', «tue Rad ohne Markeiibezetchnuna). Die Räder wurden tn der letzten Zeit in verschiedenen Stadtteilen gefunden. Die Eigentümer könne» sich werktags in der Zeit von 8 bi» » Uhr im Zimmer 71» melden. Schüler gegen et« Auto gefahren Auf der Leipziger Straße, Ecke Geblerstraße, fuhr am Mittwochabend gegen 7M Uhr ein löjährtaer Schüler auf dem Fahr- rad gegen einen Kraftwagen. Der Radfahrer hat schwer« Kopf, v c r l c tz u n ge n erlitten. Zeugen de» Unfälle» werden nach der Kriminaldienststclle Trachau, Roßmäßlcrstraße, oder dem Kriminal- amt, Zimmer 73, um Mitteilung gebeten. ette /SMe-re e/e/- //arr/ tst ck/e yuat/tckt lVaseär/aost- Sst/s /mmer- »ntscde/ckenck. O«»sta/k» l-eru-vncken §/» a/n rock ose/, ckosson ouser/eseno Lescsta//e/r/iett kn a/ten Vsrdraiiod«r/crot»o/e Aoradmt ro/rck.- Vf. vfsi/e'* a««»s« »mm«»« Käk. 0.72 » Lü. zahrrsmsnmmlung der Sesellschaft Seitlicher Reweniirrte Als vor- 23 Jahren in Dresden die Gesellschast Deutscher Naturforscher und Aerzte tagte, wurde die G e s e l l sch a f t Deutscher Nervenärzte gegründet. Eie kehrt heute zum ersten Male wieder an ihre Geburts stätte zurück. Damals taten sich etwa 130 Männer zusammen, heute zählt sie über 700 Mitglieder, und wie an Zahl, so ist sie auch an Bedeutung und Ansehen gewachsen. Außer den deutschen besuchen die Tagungen in immer zunehmendem Maße auch Fachärzte und Forscher aus dem Auslande, und auch auf der jetzigen Versammlung sind diese zahlreich vertreten. Am Mittwoch vereinigte ein Begrttßungsabend in den Festsälen des Rathauses, zu denen auch ein Vertreter des Stadtrates erschienen war, die Teilnehmer. In der Komödie erössnete am Donnerstag der Vorsitzende der Ge sellschaft, Professor Otsried Förster aus Breslau, die erste Sitzung. Die Vertreter der Staats- und städtischen Behörden, des Landes Gesundheitsamtes, der Akademie für ärztliche Fortbildung grüßten die Gesellschast. Der Vor sitzende würdigte, nachdem er der Toten des Jahres ge dacht hatte, die Stadt Dresden als einen Mittelpunkt deutscher Kultur. Ueber die Fraae der Restitution im Nervensystem handelten die Berichte und Vorträge des ersten Tages. Während die Vorgänge bei der Heilung von Wunden und Ausfällen im Bereiche der übrigen Kürperorgane und ihrer Gewebe gut durchforscht und bekannt sind, wißen mir noch immer nicht recht, ivie das am höchsten differenzierte Gewebe des Organismus, der Nerv, heilt. — Vom Standpunkte des Anatomen sprach Boeke (Utrecht). Die bisherige Anschauung, daß das abgetrennte Ende eines Nerven zugrunde geht und der neue Nerv von seiner Ursprungszelle im Rückenmark wieder hinauSwächst, ist in dieser Einfachheit nicht aufrecht zuerhalten. Auch der abgetreniite Teil nimmt in hohem Grade selbständig an der Wiederherstellung teil, jedensalls sind ver schiedene seiner Elemente, besonders gewisse Zellen der Nervenscheide, dazu Voraussetzung und Hilfe. Als zweiter Berichterstatter sprach vom physiologischen Standpunkte aus Matthaei sTübingen) über die Folgen experimenteller Singrisse am Nervensofte«. Jeder beschädigt« Organismus sucht seine lebenswichtigen Verrichtungen mit den tv« verbleibenden Mittel» wieder »u erreichen. Ordnung bedeutet Richtung ans ein Ziel: treten verschiedene Beivcgungsziele in Wettbewerb, so nimmt die „bevorzugte" Handlung den ungestörten Verlaus, während die konkurrierende andere Mittel sich nutzbar macht. Es be steht also eine „bewegliche Ordnung" der zentralen Vorgänge zur Erreichung bestimmter lebenswichtiger Ziele. Die Er- regungsgestalt für das ganze Nervensystem kann auch an einen) anderen Teil erworben werden, und so kann jeder Erregnngsablaus auch sormbildcnd das ganze Nervensystem beteiligen. Spatz iMünciicii) behandelte die in o r v h o l v a i s ch e n Grundlagen des Restitutions-Problems. Ans zwei Wegen kann die Wicderlicrstellnna erfolgen: entweder Ersatz der verlorenen Strukturen oder gesteigertes Wachstum und Tätigkeit der erhalten gebliebenen Bestandteile. Ta ver- lorengeaanaene Nervenzellen bei Sänaetiercn und beim Menschen sich nie von neuem wieder bilden — nur bei Am phibien kommt eine solch e Heilung vor —, ist die Fähigkeit der Regeneration der Gewebe selbst im zentralen Nerven- snsiem gering. Dagegen können sich zentrale Nerven fasern neu bilden. Freilich kommt es dabei, anders wie beim peripheren Nerven, wohl nur zur wirklichen Wieder vereinigung der Stumpfe, und deshalb bleibt die Wieder herstellung der Leitung und damit auch ein voller funk tioneller Erfolg ans. Die normale Abnützung kann im be scheidenen llmsanae durch frische Gewebsbestandteile erneuert werden: die anatomische Unterlage sür viele der wieder- kehrenden Leistungen ist indessen unbekannt. Einen großzügigen und erschöpfenden Ucberbltck über die Klinik der Nervcnheilung gab O. Förster, Breslau. Er unterscheidet drei Wege der Heilung: 1. durch Beseitigung der äußeren Schädlichkeit: 2. durch Wiederherstellung des verletzten Gewebes: 3. durch BetriebSumstcllung der erhalten gebliebenen Teile des großen Arbeitsverbandes, den alle Abschnitte des Nervensystems mit einander bilden. An der Hand seiner gewaltigen eigenen, klinischen und operativen Erfahrungen führte er im einzelnen aus, wie diese drei Möglichkeiten bei Lähmungen der Muskeln wie des Gefühls im einzelnen incinandergreisen, wie sie sich ergänzen und vvm Arzte planmäßig ausgeiiutzt und gefördert werden können. Dieses Referat stand nicht nur im Mittelpunkte des Tages, sondern zweifellos auch des Interesses der Versammlung. Während der Referent sich tn seinen Darlegungen auf die Verletzungen der peripheren Nerven, des Rückenmarks und Kleinhirns beschränkte, wurden die Probleme der viederhersieLnn« gestörter Srosthirn.Fnnktioneu von K. Goldstein (Berlin) behandelt. Da hier eine wirk liche Heilung nach erfolgter Verletzung ausgeschlossen ist, müssen Ersatzleistungen ctntretcn: entweder übernimmt ein anderer Hirntetl in gewissen Grenzen an Stelle des zer störten dessen Ausgaben, oder eine Leistung wirb durch eine ihr ähnliche ersetzt. Die Wiederherstellungsmögltchkettcn sind deshalb weitaus beschränkter» aber immer noch mannigfaltig genug. Dem Ncuerwerb durch Lernen und Hebung stehen verschiedene Wege offen, die Organe können andere Anschlüsse an die erhaltenen zentralen Leistungen ansbtldcn: die Güte der Rückbildung ist aber wesentlich abhängig von der Gesamt- kapazttät des Organismus vor der Erkrankung, von seiner Energie und den Bedingungen der Umwelt. — Eine große Reihe (36) von Vorträgen wird mit fachwisscn- schasilicbcn Einzelthemen die Verhandlungen des zweiten und dritten Sitznngstages füllen: überblickt man dieselben, so zeigt sich vor allem das eine: Die Neurologie ist ein gewaltiges Sondergebiet der ärztlichen Wissenschaft geworden, das seine Selbständigkeit neben den anderen Sonderfächern (Augen-, Ohrenheilkunde, Gynäkologie usiv.) nicht mehr zu erweiicn braucht, rechnet man die von ihr untrennbare medizinische Psychologie und Psychotherapie, gar nicht zu reden von der Psnchigtrie, noch hinzu, so verlangt sie von dem Arzte, der sie beherrschen will, eine volle und ungeteilte Arbeitskraft. Das Ziel, das sich die Gründer der Gesellschast, besonders Exzellenz v. O p v e n b e i m, vor 23 Jahren gesetzt hatten, dieser Selb ständigleit allgemeine »nd grundsätzliche Anerkennung zu ver- schasieu, ist endgültig erreicht morden. Dr. H. Haenel. Kunst un- Wissenschaft Schauspielhaus Am Donnerstag gab s zum ersten Male im Schauspiel haus Rernard Shaws historische Komödie „E ä s a r und Elcopatra", jenes übermütige Spiel des geistvollen Iren, das wie ein Satyrspiel vor der Tragödie Shakespeares „Cäsar" und „AntvntnS und Kleopatra" vorangestellt werden könnte. So sehr auch Shaw sein« Ltebltngsmetnung, daß alles Große tn der Geschichte auf sehr menschltch-allzumensch- lichem Wege zustande komme, an dem Verhältnis von Cäsar zu der blntsungen Aegypterkvntgln mit modernem Witz und Spott zn beweisen sucht, ist ihm doch die Gestalt CäsarS selbst durch innere Größe über die gewollte Trivialität htnanS- gewachseu. So kommt «S, daß diese» Stück keine «tu« So-
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