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«r. 1S4. S»-kster Iah»». 7 llhr. -«senkte «erd«» «mgellommr»: GiSUHenbSG.E»»»- <Wß »«« Mittag» t» «hr: «nrtanßmtß« 1«. t» tt4s «fitt. LSM) Tageblatt für Unterhaltung «ud GcschästMrkehr Moutag. 3. Juni 18V7 Mitredacteur: Theodor -rodifch. At»N«e»e«t: W«t«ltahrüchros^r. d«i »«»tgekdttch« s» flnmg dre Hau» »mchdi»«»Mgl.V^ dtrnrltthrttch rr Ebqrl« »immmr, 1 Agr S»sentte»-reffe: Wr de» rr«un» «i«e -espalteue» ZeU«: L «gr. Uater^Mg- l«»d8' dt» AM r «gr. - der Herau»g»d«r: Etepslh G Netchardt. — vrrautwortltch« «rdaete«: Itttkss Rrdhnrßl» LreSde». d« 3. J«ü. — r. Da» Ziel der letzten Floraexkursion war da» in de« Thälern der wttbm Weißeritz und Schloditzbach reizend ge legene Tharandt, dessen Besuch eben so für dm Naturfreund, wie für dm Botaniker und Gartenfreund angmehm und beloh nend ist. Jenem bietet e» die mannichfachsten La .dschaftsbilder, »o« sanftesten Idyll bis zur wildesten FelSparthie und Diesem gießt der Forstgarten, in welchem alle im norddeutschen Klima im Freien ausdauernden Bäume und Sträucher cultivirt wer den, viel Belehrendes und anregmde». Dem Besuche de» Forst- gartm» war besonders die erwähnte Exkursion gewidmet, und es schwanden die wmigm Stundm des Aufenthaltes unter der freundlichen Führung des Herrn Forstgarten Inspektors Neum, der durch belehrende und ausführliche Erklärung auf jede inte ressante Erscheinung aufmerksam machte, so schnell dahin, daß ein Besuch der heiligen Hallen oder der Mm und langen Lübe für diesmal unterblieb. Begünstigt war der Ausflug vom herr lichsten Maimwetter. — Dem Leipziger Bürgermeister Herrn vr. Koch ist am 31. v. M. auf seinem Sommersitz bei Connewitz von dem Mu- stkeops de» in Leipzig garnisonirenden 52. Regiments eine Mor- gemnufik gebracht worden. Als Motiv dieser Überraschung be zeichnet die D. A. Z. die Freude der Garnison über die OrdenS- deeoration, mit welcher Herr Nr. Koch jüngst beehrt worden ist. — Gin Lehrcommando sächsischer Militärbüchsenmacher hat sich neuerdings wieder von Dresden über Leipzig nach Söm merda in die dortige Fabrik von Zündnadelgewehren begeben. Die Abtheilung bestand aus 9 Mann. — Mehrere der vorgestern eingerückten Artillerie-Offiziere trugen bereits gestern dm neuen Artillerie-Helm. Derselbe unterscheidet sich von dem Infanterie-Helm dadurch, daß ent sprechend der preußischen Uniformirung der Artillerie-Helm in eine Kugel, der Helm der Infanterie in eine Spitze ausläuft. — Vorgestern Nachmittag stießen zwei Männer beim Badm in der Elbe oberhalb Uebigau auf einm männlichen Leichnam und zogm ihn auf das Ufer. Der Entseelte, der schon mehrere Wochen im Master gelegen haben mochte, kann gegen 50 Jahre «lt gewesm sein. Nach seinen Papieren, die er bei sich trug, scheint er mit einem Weber aus der Oberlausitz identisch zu fein. — — Einem Droschkenkutscher wurde dieser Tage auf der Terraffengaste nach dem Leben getrachtet, indem irgend ein Böse wicht 3 große Mauerziegel von der Terrasse herab nach dem selben warf und sich dann schnell flüchtete. Zum Glück wurde der Kutscher nicht getroffen, an seiner Droschke aber das Bock- bret durchgeschlagen, was auf die Gefährlichkeit des Wurfes schließen läßt. — Die Ehefrau eines reichen Gutsbesitzers in der Pro vinz wollte eS durchaus nicht leiden, daß ihre ärmerm Nach haren ihre Wäsche auf der Gutswiese bleichten. Vor wmigm Tagen war die Frau wieder in Auflegung gerathm, weil sie die Nachbarn mit den Hemdm auf der Wiese sah. Sie ließ ihrem Manne keine Ruhe, der mußte hinaus und die Leute mit dem Stocke fortjagen. Sie selbst stieg auf den Oberboden, um von dort aus diesen Act der an und für sich wohl ganz berechtigten Justiz zu überblicken. Nach der Wiese zu hatte der Oberboden ein kleines viereckiges Fensterchen, eigentlich bloS ein Loch, durch welches gerade nur ein menschlicher Kopf mit Mühe gesteckt werden kann. Um dies Fensterloch zu erreichen, stieg die Frau auf einm Holzbock, steckte dm Kopf durchs Fenster und sah dem Mannöver ihres Mannes zn. Plötzlich rutschten die Füße der Frau von dem Holzbock ab, da letzterer umgefallen war. So hing sie, da der Kopf durch das enge Fensterloch nicht wieder ohne fremde Hilfe zurückzubringen war, am Halse hilf los da, indem sie mit dm Händen umsonst an der glatten Wand einm Anhalt gesucht. Da Niemand daran gedacht, daß die Frau auf dem Oberboden sei, so fand man sie erst nach langer Zeit, erstickt und erwürgt, als Leiche. — Line merkwürdige Antike fand sich am Sonnabmd auf der Johannisallee. E» war ein vollständiges Krinolinengcrippe, daS jedenfalls etwas voreilig entschlüpft und von der daoon- eilenden Eigenthümerin liegen gelasten war. Es läßt sich den ken, daß jeder Vorübergehende und wenn es selbst eine Ver treterin der Krinolinenwelt war, lächelnd und kopfschüttelnd das herrenlose Möbel betrachtete. — In der Fremdenliste des „Leipziger Tageblattes" war Ende voriger Woche zu lesm: „Wolf, Kaufmann aus Berlin, „Tiger". Jedenfalls ist mit dem Wort Tiger doch ein dasigeS Gasthaus gemeint; denn so bösartig dürfte doch wohl der Ber liner Kaufmann nicht gewesm sein. — Mm, die gewöhnt sind, in der Ostra-Allee die Gas- «mdelaber in symmetrischer Ordnung und die Gasflammen Stern an Stern gereiht zu sehen, fiel es auf, daß an einem der ver gangenen Abende ein solcher Gasstern aus seiner irdischen Bahn a««-et-eten war. LS hatte nämlich wieder einmal ein Fuhr mann auf unverantwortliche Weise seinen Wagen so an dm einm Candelaber herandirigirt, daß Letzterer sich gebogen, den noch aber das Gas ruhig am Erdbodm fortbrannte. — Neustadt bei Stolpm, 1. Juni. Mit dem heutigen Morgen hat das zweite Infanterie-Bataillon „Kronprinz" un sere Stadt, in welcher es über ein halbes Jahr Standquartier hatte, verlassen und ist nach seinem zukünftigen Garnisonsort Zittau abmarschirt. So wie es im verflossenen November hier festlich empfangen wurde, ebenso vollzog die Stadt heut das ihrige, um solchen den letzten Abschiedsgruß darzubringen. Un ser Ort, vom größeren Verkehr abgeschnittm, wird gewaltig die Aenderung spürm, die nun durch das Verkästen des Militärs eintritt, so manche Einnahme hört auf, so mancher Verdienst ist mit jenem verschwunden, und nur eine Bahnverbindung der sächsischen Lausitz mit unserer Residenz über hier kann wieder Leben und Nahrung unter die Bewohner bringen, was so sehr fehlt. Das gegmseitige, so zu sagen familiäre Verhalten unserer zeitherigm Truppen, vom Höchsten bis zum Niedrigsten, mit dem Civil, war hier im Allgemeinen ein inniges zu nennen, und mit aufrichtiger Trauer sah man sie scheiden. Möge das Bataillon in Zittau in seiner steten wechselvollen Lage sich eben so einbürgern wie hier, möge es in seiner Gesammtheit die gleiche Aufnahme wie in Neustadt finden, und rufm wir ihm ein nochmaliges Lebewohl zu. — Kein Durchgang! Diese Worte liest man zu Leip zig rechts an der Gitterthüre des zweiten Gartens der Lessing straße. Nur wenige werden wissen, welche Wirkung einst diese „Warnung" hatte. Als der ehemalige Leipziger Theaterdirector Ringelhardt Kunde davon erhalten, daß Herr X., eines der be liebtesten Mitglieder seiner Bühne, die Absicht habe, heimlich das Engagement zu verkästen, forderte er denselben wie zufällig zu einem Spaziergang auf, führte ihn in den damaligen Ger- hardfchm Garten (jetzt Lessingstraße), blieb vor dem oben an gedeuteten Privatgarten stehen und sah mit scharfen Blicken dm Mimen an. Dieser las die Worte: „Kein Durchgang", er- röthete, und Ringelhardt, ohne weiter ein Wort zu sagen, wan delte mit ihm im freundlichsten Gespräch weiter durch den Gar ten. Das Mitglied der Bühne ging nicht durch, sondern blieb so lange im Engagement, als Ningelhardts Direktion dauerte. — Der Tuchfabrikant Herr Louis Zschille zu Großenhain hat in Folge seiner anerkannten Fabrikate von der Ausstellungs- Commission zu Paris die goldne Medaille empfangen. — Plauen. Von dem Stadtverordneten M. Junghähnel hier wurde in der Sitzung der Stadtverordneten am 28. Mai der Antrag auf Auflösung der Communalgarde gestellt, leider aber ohne Erfolg! Das Institut fand noch warme Verehrerund so wurde dmn dieser wohlgemeinte Antrag zurückgewiesen. Es ist kaum glaublich, daß eS in gegenwärtiger Zeit, wo die grö ßeren Städte des Landes (Plauen hat 2 Bataillone) mit Mili tär besetzt sind und unzweifelhaft besetzt bleiben, noch Leute geben kann, die einem so zwecklosen Institute das Wort reden können. Zum großen Theile gehören aber die Verehrer dem Osfizierstande an und können sich nicht entschließen, die schönen Epauletts und raffelnden Säbel so ohne Weiteres abzulegcn, und diesem Umstande ist es wohl hauptsächlich zuzuschreiben, daß das unzeitgemäße Institut noch besteht. Möchte doch unsere hohe Staatsregierung vermittelnd eingreifen und dem Landtage Vorlagen machen, daß dieser ein so unliebsames Gesetz endlich einmal beseitigte. — In Pirna wurde am Sonnabend früh auf dem Pro- duetenbahnhof daS zum Andenken an die gefallenen Sachsen bei Königgrätz bestimmte Denkmal auf 8 Lowrys verladen. Dasselbe hat ein Gewicht von 318 Centnern und ist dem Gitschiner Schlachtenmonument überhaupt sehr ähnlich, 26 Fuß hoch und von Cottaer Sandstein gearbeitet. Auf der Vorderseite des Monuments befindet sich das sächsische Wappen mit einem Elchen- kranz, um welches die Worte: Virtuli io dello kroviäoo iav invmor zu lesm sind. Die Rückseite trägt die Inschrift: 1)ss livnipl. 8tlo',8. ^rinveeorps »oinnn am 3 Mit 1866 sul <kom kUI'le «kor lrtun Onlallennn. DaS Monument ging gestern über Reichenberg, Pardubitz nach Königgrätz und wird am Jahrestage der Schlacht unter ent sprechender Feierlichkeit enthüllt werden. — Aus Bautzen, 25. Mai, schreibt uns ein Herr Rich ter: „Es ist in neuester Zeit so viel über die Eintheilung der ^ vermehrten Steuerlast debattirt und sind dabei auch in Ihrem s geschätzten Blatte so eigenthümliche Anschauungen kundgegeben! worden, daß ich nicht unterlassen kann, noch zu guter Letzt eben- j falls einige Worte über diesen Gegenstand zu schreiben. Wenn ' mehrere Referate in den „Drcsd. Nachr", bei Erörterung die- j ser Streitfrage die Behauptung aufstellten, daß gerade der Landwirth bei den „jetzigen hohen und wohl auch noch steigen den Preisen" seiner Verkaufsartikel zuerst im Stande sei, zur Aufbringung der erhöhten Steuern beizutragcn, so zeugt dies ' nicht allein von gänzlicher Unkenntniß der Sachlage, sonder» beweist auch wie tief immer noch das Borurtheil in dm, der Landwirthschaft fern stehenden Ständen wurzelt, daß der Land mann der Glücklich« sei, welchem ohne sein Zuthun die irdi schen Schätze in den Schooß geschüttet werden. Wollten wir eine tabellarische Uebersicht der vorjährigen Ernte feststellen las sen, s« würde sich unzweifelhaft für zwei Drittel der Ackerbcm treibenden Bevölkerung Sachsens daS Resultat ergeben, daß der Roggm durch den im Spätmai vorigm Jahres eingetretenen Frost nur die knappe Hälfte Ertrag in Körnern geliefert, Som mergetreide eine höchst mittelmäßige, Kartoffeln kaum die hake Ernte abgeworfen haben. Angesichts dieser nicht zu bestreitenden Thatsache lege ich Ihnen einfach die Frage vor, ob der Land wirth im gegmwärtigen Augenblicke nicht besser daran wäre, wmn er 3 Thlr. als Durchschnittspreis für den Roggm an statt 5—5j Thlr., sowie 2H Thlr. für Gerste anstatt 4 Thlr., endlich 25 Ngr. für den Scheffel Kartoffeln anstatt 1^ Thlr. bekäme, dagegen aber eine normale Emte gehabt hätte, »»>«- den« wer überhaupt in diesem Jahre vsn letzterem Artikel zu verkaufen hat. Einsender dieses ist sowohl im Geschäftsleben, wie auch in der Landwirthschaft eine lange Reihe von Jahren thätig gewesm, hat hinreichend Gelegenheit gehabt, Licht- und Schattenseiten beider Stände kennen zu lernen und kann Ihnen aus voller Ueberzeugung versichern, daß es besonders jetzt bei dm hohen Ansprüchen und geringer Leistungsfähigkett des Ge sindes, sowie vermehrter Abgabm und Spesen überhaupt wohl kaum einen mühevolleren und oftmals wenig lohnenderen Stand gebm kann, als den deSjenigm Landwirths, der bei nicht ge rade glänzmden Mitteln seinm Verbindlichkeiten Nachkommen will. Oder ist der Gewerbtreibende, Fabrikant, Geschäftsmann überhaupt mit 4 Proz. Verwerthung seines Einlagekapitals zu frieden, welche Rente der Landwirth selten überschreitet? Den ken Sie sich nun noch dm nur zu häufig vorkommendm Fall, daß ein Landwirth, welcher schon Hypotheken auf seinem Besitz thum ruhen hat, die er mit 5 Proz. zu verzinsen, in jetziger Zeit, wo der Kapitalist es allemal vorzieht, statt Hypotheken Staatspapiere zu kaufen, selbst für erwähnten Zinsfuß kein Geld mehr dargeliehen bekömmt, währmd er selbst in den mei sten Fällen mit saurem Schweiße nur 4 Proz. Rente dem Bo den abgewinnen kann, so werden Sie eine solche Lage, welche in tausmden von Beispielen vorkommt, nicht beneidenSwerth finden. Aus diesem Grunde muß ich auch mit allem Recht behaupten, daß der „Entsetzensschrei", welcher nach der Aussage eines Herrn vr. S. im Lande ertönt sein sollte über die ArtZund Weise der Steuereintheilung, nur in der Phantasie des gäsch ten Sprechers gespukt hat — vernommen hat Niemand etwas davon. Wie Ihnen schon bemerkt, hat Einsender dieses sowohl Landwirthschaft als Geschäftslebm aus langer Anschauung und Praxis kennen gelernt und sind ihm beide Stände lieb gewor den, es kann daher auch von einseitiger oder von Vorurtheile» für dicsm oder jenen Stand geleiteter Besprechung keine Rede sein, konnte jedoch nicht unterlassen, eine irrthümliche Auffassung zu berichtigen, wo ich überhaupt bei Jhnm mich überzeugt hal ten kann, daß eine gerechte, unparteiische Beurthettung ge übt wird. * Wie der Barbier von Sevilla entstand. Als Rossini jüngst zu Paris seinen 77. Geburtstag feierte, wo Alles vertreten war, was daselbst Bedeutung in Kunst und Wissenschaft hat, war das Geburtstagskind, der „Schwan von Pesaro", wie Rossini genannt wird, in der rosigsten, heiterste« Laune. Unter den vielen lustigen Schnurren, die er der Ge sellschaft zum Besten gab, interessirte vorzüglich die von der Entstehung der Oper: der Barbier von Sevilla. Vielen unse rer Leser, vorzüglich den Opernfreunden, wird es interessant sein und so lassen mir die kleine Erzählung folgen. Als Ros sini vor etwa 55 Jahren genannte Oper schrieb, logirte er in einem armseligen Hotel mit Garcia dem Vater der Malibran) Zamboni, Boticelli und der Sängerin Giorgi, die der Jmpres- sario des Theaters zu seiner Verfügung gestellt hatte, um sein Werk zu interpretiren. Rossini ließ 14 Tage verstreichen, ohne eine Note zu schreiben, er war ein recht fauler Sybarit, wie er sich ausdrückt, die Inspiration jenes Gottes den man „die Noth des letzten Augenblickes" nennt und der freilich nur eini gen Auserwählten Meisterwerke, vielen Anderen aber elende Stümpereien in die Seele haucht. — Nur zwei Wochen noch und die Aufführung der Oper sollte stattsinden. Der junge Componist sollte dem Publikum eine Schlacht lief rn, die unter dm ungünstigsten Umständen stattfand, denn das Publikum schwärmte für Pacsiello, der außerdem noch die — Polizei auf seiner Seite hatte, denn die römische Polizei mischt sich, wie Rossini lächelnd bemerkte, in Alles. Endlich schließt sich Rossini . in sein enges Zimmer, ißt wenig und läßt dm ganzen Tag seine Finger über die Claviertasten gleiten, während seine Füße dazu den Takt schlagen. Seine Zimmernachbarn halten ihn für verrückt und jammern darüber, daß auch sie des Nachts nich^.