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Dresdner Nachrichten : 06.11.1898
- Erscheinungsdatum
- 1898-11-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189811067
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18981106
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18981106
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1898
-
Monat
1898-11
- Tag 1898-11-06
-
Monat
1898-11
-
Jahr
1898
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 06.11.1898
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Da heißt eS: ,.«n Z mittags alle Musikau! Borstellungen. fen> SonntagSmhe Vergnüg»», und Bogen! >omv> und Festtagen i.Tchaustell sind bis 3 Uhr Nach- ütirungeu. Lchaustcllnngeii und theatralische rer Wettrennen und alle, mit Störung der en uiü» cheiben- ^ desgleichen elustrgungen in Pnvaträumen fischen verboten." tischen Reichstags-Abgeordneten Dr. tc' kcrc dem 9 iarteivorstand aus der alle die Sonntagsruhe störenden oder Privotgärten, sowie auch das Dem früheren lozialdemokra Lütgenau in Dortmund, der von ^ Partei ausgeschlossen worden ist, hat in Dortmund eine sozial demokratische Versammlung fast einstimmig ein Vertrauensvotum au-gestellt. Wegen Majestätsbeleidignng ist die Nummer 460 des Pariser „Petit Journal" bei den Berliner Zeituugs-Berknussslellcn aus Anordnung des Polizeipräsidiums beschlagnahmt worden. Das Blatt enthielt eine karrikirte bildliche Darstellung über den „deut schen Kaiser auf Reisen", in welcher daü Polizeipräsidium eine Verspottung des Kaisers erblickte. Oesterreich. Aussehen erregt der Rücktritt des Erzherzogs Rainer als Protektor des österreichischen Museums sür Kunst industrie. welche Würde er seit Gründung des Museums im März 1863 bekleidete. Der Rücktritt hängt mit der Stellungnahme eines großen Theiles Wiener Kunstgrwerbetrribender gegen den gegen wärtige» Direktor des Museums Hvsrath v. Scala zusammen, weil dieser entgegen den Interessen des Kunstgewcrbes, den moder nen englischen Stil begünstigt. Aus Gmunden wird gemeldet: Das Befinden der Erzherzogin Alice. Grvßherzogin von Toscana, giebt wegen großer Schwäche und Diangel an Nahrungsaufnahme zu ernsten Besorgnissen Aulaß. In der weiteren Anklagcdebatte des Abgeordnetenhauses gegen, Badeni wegen Verschleuderung von Staatsgcldern anläßlich des, Vertrages mit der „Reichswehr" wurde» gewisse österreichische. Preßzustände schärfstens beleuchtet. Kronawcitcr erinnerte an die! griffe der „Reichswehr" gegen daS Deutsche Reich Als hierfür österreichische Nt im repu Ang' „ .. , . , , Berliner Blätter die österreichische Regierung Verantwortliche machten, erschien in der „W. Abcndp." eine Erklärung, daß weder der Ministerpräsident noch auch der Finanzminister in irgend eine Beziehung zur „Reichswehr" zu bringen seien (lebhafte „Hört"- Rnse). Die „Reichsw." erhielt im Jahre 1807 175.000 G-, um 75.000 mehr als der ganze Dispositionsfonds betrage. ES entliehe daher die Frage, woher das Geld genommen wurde ? Man bringt den Betrag mit der Ernennung einer hochindustrielle» Persönlich keit für's Herrenhaus in Verbindung . .." Daszynski ruft : „Das war ja Krupp!" Pros. Pfersche: „Man habe davon gesprochen, daß ein Herrenhausmitglied für seinen Sitz 75.000 Gulden zahlte: das sei gewiß nicht richtig, die Summe sei sicherlich viel hoher gewesen." (Heiterkeit.) Redner hob hervor, daß die „Reichsw." eine gewisse Rolle in Armeekreisen gespielt habe. Schon die politisch» Haltung des Blattes mache es untauglich zur Vertretung des Henes, wegen der Bekämpfung unserer äußeren Politik und der Angriffe ausdas Deutsche Reich, wie dies auch anläßlich der Oricirtreise des deutschen Kaisers geschehen. Das Blatt werde ge macht von Männern, die aus dem Osiiziersstande geschieden sind durch Verurtkeilung wegen Veruntreuung, LandesverrathS und Vertrauensmißbrauchs. Man sollte in Armeekreiscn dieses Blatt mit entschiedenem Fußtritt von sich stoßen. Dobernig bemerkte, die ..Reichsw" sei letzt das Organ des Handelsmiiiisters Dipauli, die Anklage richte sich nicht nur gegen Badeni, sondern auch gegen die jetzige Regierung, die nichts thue. um dieses Sttstcm durch ein besseres zu ersetze», jenes System, das über Oesterreich die Katastrophe von Königgrätz brachte und schuld sei, daß Oesterreich am Rande des Abgrunds stehe.. Schließlich wurde der Anklage- Antrag. wie in einem Thcil der gestrigen Auslage bereits ge meldet. in namentlicher Abstimmung mit 173 gegen 116 Stimmen abgelehnt. Frankreich. Der Präsident der Republik besuchte, wie all- lährlrch am Ällerseelentage, das Panthäon und verweilte kurze Zeit entblößten Hauptes am Sarge des Präsidenten Carnot. Später wurde das Publikum zugelassen. In den Kammergängen wurde versichert, die Rückberufung von Dreysus sei beschlossene Sache: sein Eintreffen dürste Mitte Dezember erfolgen. („Magdeb. Zig "). In der Deputirtenkammcr verlas Minister-Präsident Dupuy eine Erklärung des Ministerratbs. in der es heißt: „Wir sind uns der Schwierigkeit unserer Aufgabe bewußt: wir geben die Versicherung, daß wir der Tagesordnung vom 25. Oktober, in welcher die Suprematie der Ewilgcwalt, welche die Grundlage des republikanischen Staates ist. fcstgestellt wurde, zustimmen und daß wir Vertrauen haben zu dem Heere, welches treu und den Gesetzen der Republik gehorsam ist. Wir werde» nicht zulassen, daß die nationale Armee fernerhin gegen Beleidigungen kämpfen muß. wir stellen sie über jene Gemeinichalt. welche vlinde Pole miken ihr anfzudrängen bestrebt sind, Polemiken, die sie nicht be rühren. Tie Armee bat um so mehr Anspruch aus die Fürsorge und den Schutz der öffentlichen Gewalten, als sie nur in Samm lung und Stillschweigen mit Nutzen sür die Sicherheit des Vater landes arbeiten kann. Nickst weniger Ruhe, nicht weniger Achtung verlangt das Werk der Justiz; unsere Pflicht ist. die Ausführung ihrer Entscheidungen zu sichern, welches auch die persönlichen An sichten »ein mögen. Das wird daü sicherste Mittel sein, die Geister und die Gewissen zu beruhigen, welche durch eine Angelegenheit beunruhigt sind, die nicht länger das Denken und Fühlen des Landes beherrschen sollte." In der Erklärung heißt es dann, die fremden Völker, die zur Ausstellung von 1900 hcrbciströmen wür den. müßten die Ueberzeuguug gewinnen, daß die sranzösischeu Industriellen, Kaufleute und Ackerbauer kotz schmerzlicher Zwischen fälle es verstanden haben, ihren Verpflichtungen gegen die Welt und gegen sich selbst würdig nachzukommen. Frankreich darf nichts vernachlässigen, die Stellung zu bewahren, die ihm seine Loyalität, seine Stärke und seine Friedensliebe verschafft habe». Frankreich muß daraus hinarbeiten, diese Stellung, die ein kostbares Bündniß vor den Augen der ganzen Welt besiegelt hat, zu kräftigen. Unsere auswärtige Politik wird sich durchaus von den wohlverstandenen Interessen des Landes leiten lassen. Bedacht darauf, ihre Be mühungen dem Werthe des Zieles auzupassen, und gestützt aus das Parlament, das über alle Vorgänge vollständig unternchtel werden wird, wird unsere auswärtige Politik alle Fragen mit der Methode und mit der Würde behandeln, die die Kammer von unserer Politik zu erwarten berechtigt ist. Wir sind ein Kabinet der unter den Republikanern, wir sind entschlossen, uns auf die republikanische Mehrheit zu stutzen. ^ Die Erklärung zählt so dann die Gesetzentwürfe aus, um deren Genehmigung die Regierung nachsuchen wolle. Sodann fragte der Sozialist Mirman, nachdem die ministerielle Erklärung verlesen und beifällig begrüßt worden war, über die allgemeine Politik Dupuy erklärte sich mit der so fortigen Erörterung einverstanden. Mirman führte Klage über die zu weit gehenden Maßnahmen bei Gelegenheit des letzten AuS- ltandes und sprach sodann von den reaktionären Gesinnungen, die allmählich in die Armee eindränge». Es erhoben sich hierbei leb hafte Protestrufe und Jreycinet bemerkte unter dem Beifall des HauscS. er iverde dafür sorgen, daß das Gesetz von Allen respektirt werde, und werde der Armee Ächtung verschaffen. Nunmehr nahm Dupuy das Wort und betonte, baß er in der ministeriellen Erklär ung ganz klar die Absichten und die Pläne der Regierung an gegeben habe. Die bestehenden Gesetze genügten, um die Ordnung zu sicher» und die Armee zu schützen: die Regierung beabsichtige nicht, in diesen Beziehungen neue Gesetze zu verlangen. (Beifall). „Was die Dreyfns-Ängelegeuheit betrifft, so stehen wir vor der Entscheidung der Justiz, und wir werden ihr Achtung verschaffen. Licht wird geschaffen werden. An dem Tage, wo die Justiz ge sprochen haben wird, werden wir uns vor ihrcni Spruche beugen". iAnhaltender Betsall). Rouanet lSozialist) fragt, welche Maß nahmen die Regierung zu treffen gedenke, um ihren Wille» den militärischen Gewalten auszuzwingen und die Wiederkehr solcher Vorgänge wie der jüngsten zu verhindern. Die Diskussion wird hieraus geschlossen, und die Kammer nimmt mit 429 gegen 6t Stimmen eine von Dclaporte einacbrachte und von der Regier ung gebilligte Tagesordnung an, in der cs heißt, die Kammer billige die Erklärungen der Regierung und vertraue darauf, daß die Regierung eine Politik der Reformen anwenden »nd sich dabei nur am die republikanische Mehrheit stütze» werde. Im weiteren Verlause der Verhandlungen legte Finanz-Minister Pcntral das Budget vor. Bruuet und de Mun wollten über die Faschoda- Angelegenheit intervclliren. Minister Delcasss erklärte, er könne gegenwärtig angesichts der Interessen, die seiner Obhut anvertrant seien, eine» Tag für die Erörterung dieser Angelegenheit noch nicht angeben, aber er hoffe, bald die Kammer ersuchen zu können, daß sie einen Tag für diese Berathung feslsetze. (Beifall.) De Mun und Brnnct erklärten nunmehr, sie beständen nicht auf ihrem Verlangen. Gerville-Räache verlas einen Antrag, in dein verlangt wird, daß alle Revisions-Prozesse allen Kammern des edner Andrücke . . den Antrag aus und Dupuy bemerkte, man könne unmöglich der jenigen Jurisdiktion, die mit der Dreysus-Angelcaeichelt bereits besaßt sei. dieselbe wieder entziehen. „Wir achten die Justiz und ihre Entscheidungen." (Beifall.) Die Dringlichkeit wurde nun mehr abgclehnt, die Wahl brr Budgetkonnnissia» auf Donnerstag festgesetzt und die Sitzung geschlossen. (Ausführlicher wiederholt.) Der Kassationshos wird Dienstag die fünf gewesenen Kriegs- Minister Mercier, Billot, Zurlinden, Chanoine und Cavaignac vernehmen. Gerüchtweise verlautet, der Berichterstatter des Kriegsgerichts Hauptman» Tavernier habe in der Angelegenheit Picguart die Einstellung des Verfahrens beantragt, da Picguart unmöglich der Urheber des Rohrpostbrieses sein könne. Die in der Kammer abgegebene ministerielle Erklärung sinket größten Theil der Presse gute Aufnahme. Die gemäßigten republikanischen Organe begrüßen mit Geuugthuung die Eintracht der Negierung, welche die politische Beruhigung einmüthig verfolge und die Ehre der Armee schütze. Die radikalen Blätter beglück wünschen Dupuy zu dem Bestreben, eine Einigung der Republikaner herbcizusühren, sowie zu dem Verspreche», der Justiz freien Lauf zu lassen. Die iozialrstischen Blätter meinen, die Erklärung ent hielte ausgezeichnete Dmge, doch seien sie vorläufig nicht von der Aufrichtigkeit Drchuy's überzeugt, sie wollten Thateu abwarten. Wie stark das Aniche» der Generale im Heere erschüttert ist, zeigt folgende Nachricht: Unter den Tagesbefehl des Generals Mercier, welcher in einer Kaserne der Stadt Mans anaeheftet wurde, schrieben mehrere Soldaten: „Der gehört in's Zuchthaus!" In Betreff der Räumung Faichodas erklären die Blätter, dieser Beschluß werde vom kanzösischen Bolle schmerzlich empfunden, da er eine Tcmüthlgung darslclle. wie Frankreich sie seit >870 nicht erlebt habe. Whist erklärt im „Figaro", >eder andere Minister hätte handeln müssen wie Delcasss; ein anderes Borachen wäre deni gesunden Menschenverstand und den nationale» Inter essen znwidergelause». DaS „Journal" erklärt. Frankreich müsse ans der Faschoda-Angelcgcnheit die Lehre ziehen, daß die Eventnci- lität eines Krieges ii»t England in'sAnge zu fassen und daß nicht nur die Vertheidignng der Landesinteresse», sondern auch die Küsteiivertheldlgung zu organisiren sei. Eine Note der „Agence Havas" besagt: Die Regierung hat beschlossen, die Mission Marchand in Faichoda nicht aufrecht zu erhalten. Dieser Beschluß ist vom Ministerrath »ach eingehendster Prüfung der Frage gefaßt worden. «Wiederholt.) In Kairo ist das Gerücht verbreitet. Marchand werde unverzüglich nach Faichoda zuruckkchren, wieder die Leitung seiner Expedition über nehmen und dieselbe nach Dschibuti führen. Der Vorsitzende der kolonialen Gruppe der Deputlrtenkaminer Etieinie hielt in der sranzösischeu Koloniaivereinigung eine Rede, in welcher er bei Besprechung der Jaschodafrage die von Frankreich den Engländer» in verschiedene» kolonialen Streitfragen gemachten , Zugeständnisse auszählte und hinzusügte: die französische Eigenliebe wird vielleicht eine kleine Wunde erleiden, aber wir wollen es geschehen lassen. Wir sind nicht unveränderlich an eine Politik gebunden, welche darin besieht, unsere Interessen den englischen zu opfern. Es giebt andere Völker aus der Welt, mit denen Frankreich nute Politik mache» kann. Frankreich wird sich des früheren guten Verfahrens erinnern, welches man ihm gegenüber beobachtete, und des schlechte» gegenwärtige» Verfahrens gedenken. In der spanisch-amerikanischen Friedenskommissio» unterbreite ten die spanischen Kommissare den amerikanischen ein Memorandum, in welchem dacgelcgt wird, ei» Verzicht Spaniens ans die Hoheits- rcchte über die Philippinen sei ün Fricdensvrotokoll nicht vor gesehen : ferner sagen die spanischen Kommissare in dem Memo randum, ihre Machtbefugnisse seien durch das Protokoll abgegrenzt, sie bäten die Amerikaner, ihnen solche Gegenvorschläge zu machen, welche im Bereich denenigc» Fragen liegen, über die zu verhandeln die spanischen Kommissare beauftragt seien: sie seien bereit, ans diciem Geoicte die Verhandlungen fortzuietzen im Geiste der Ver söhnlichkeit. Die amerikanischen Kommissare versprachen, die Schlnßsolgerungen des Memorandums zu prüsen und zwar eben falls ün Geiste der Verständigung. Die Kommission vertagte sich darauf bis zum nächsten Dienstag. Italien. Ter Minister des Aeußere», Canevaro. bezeichnte im Miliisterrath die internationale politische Lage als trübe. — Admiral Morin erhielt den Befehl, in de» Küstensestnngen der Maddalena-Jiiscl mit einem Esladre Artillerieübnngen vor- znnehmen. Das Insel-Kommando hat alle Reserveoffiziere ein- bcrusen. England. Der russische und der französische Botschafter hatten Bespiechunge» mit Lord Salisbury. Dem Banket, welches zu Ehren Lord Kitchener's in dem Mansion Honte in London stattfand, wohnten zahlreiche hervorragende Per sönlichkeiten bei. darunter der Marauis cff Salisbury. Lord Rose- bery, der Marauis os Lansdowne und andere Minister. Salisburv ergriff gegen 10 Uhr das Wort zu einem Toast ans Lord Kitchencr. In seiner Rede hob er lobend die diplomatischen Fädig keiten Lord Kitchener's hervor, der cs verstanden habe, die Zuneig ung Marchnnd's zu gewinnen. Er. Salisbury, habe Nachmittags die amtliche Benachrichtigung erhalte», die französische Regierung sei zu dem Schluß gekommen, daß die Besetzung Faschodas für die sranzvsische Republik absolut keinen Werth habe. 'Diese Negierung habe das gcthan, was jede andere Regierung ebenfalls gethan haben würde; sie habe beschlossen, von der Anfrechterhaltniig der Besetzung Absland zu nehmen Diese Notifikation sei den sranzö- sischen Behörden in Kairo übermittelt worden. Dieses befriedigende, allerdings wohl etwas unerwartete Resultat sei zum große» Theil der Diplomatie Kitchener's zuzuschreiben. Er. Salisbury, könne indeß nicht fcstslellen. daß nun aller Grund zu Eontroversen be seitigt sei. wahrscheinlich sei dem nicht so. Es sei möglich, daß Auseinandersetzungen in der Zukunft noch stattsinden könnten, aber die so sehr zugespitzte und recht gefährliche Frage sei jetzt aus dem Wege geräumt. A» der Mobilmachung der englischen Streitkräste wird mit Feucreiser weiter gearbeitet, die Admiralität ist in ununterbroche ner Thäligkeit. Aus de» ausgegcbcneir üblichen Listen der Admiralität sind zum ersten Mal seit langer Zeit die Angaben über die Schiffe im Ausland ausgelassen. Schon das läßt erkennen, daß man es diesmal nicht, wie in den letzten Jahren wiederholt, mit einer bloßen Demonltration zu thun hat, iondem mit ernsten Vorbereitungen für den Fall eines Krieges. Das gebt auch aus Allem hervor, was sonst bekannt wird. So hat die englisch« Regierung der japanischen erklärt, daß das soeben in London vom Stapel gelassene, für Japan gebaute Schlachtschiff „Schikiichima" nicht aus dem Lande gelaffen werde, außer wenn Japan verspreche, es keiner fremden Macht zu verkaufen, und daß. falls Krieg vor Absegeln des Schisses auSbräche. „Schikischima" in die britische Flotte einverleibt und Japan entschädigt werden würde. Die Regierung beschloß ferner, im Kriegsfälle alle in England für fremde Mächte mr Bau begriffenen Schiffe zwangsweise zu über nehmen und. wen» nöthig, später vom Parlament Indemnität nachznsnchcir. In allen britischen Häfen innerhalb wie außerhalb Europas herrscht dieselbe Kriegsbereitschaft. Die „Times" schreiben: Weder vor noch nach der Räumung Faschodas könne England das alleinige Richtbestehen eines un freundlichen Aktes als Grund für einen Ersatzanspruch irgend welcher Art ansehcn. England könne unter keiner Bedingung zu- sliminen. der Diplomatie einen Thcil der berechtigten Ansprüche zu überlassen, zu deren Vertheidigung es bereit gewesen sei. sich m einen Krieg einzulasien. Dänemark. Der König wird sich demnächst in's Ausland begeben. Der Tag der Abreise ist noch nicht festgesetzt. " ' " ' " eilte den am 18. Juli wegen cs Kovenhagcner Magistrats beim Kaufe von zwei Grundstücke». Das Gericht erklärte den ver storbenen Vice-Präsidenten des Gemeinderatbes Holm in derselben Sache für schuldig. Rustland. WieansWarschau verlautet, wurden unter der dorti gen studircnden Jugend in den letzten Tagen zahlreiche Verhaftungen vorgenommen. llngesähr 50 Studenten wurden arretirt, weil man bei ihnen Exemplare des vom Fürsten Jmeretynski unlängst an den Czaren erstatteten Memorandums über die Lage des König reichs Polen gesunden batte. Serbien. Gegen die Sozialisten, welche sich in der Gemeinde Toba gegen behördliche Organe ausgelehnt hatte», fand die gericht liche Verhandlung statt. Bo» 42 Angeklagte» wurde» 32 vcr- urtheilt. Der Rädelsführer erhielt wegen Mordes 13 Jahre Zucht haus. die Nebligen Kerkerstrasc von drei Monaten bis zu einem Jahre. Amerika. Staatssekretär Da» hat den Gesandten der Ver einigten Staatei» in Nicaragua angewiesen, ans Ansrechierhaltnng des «t»tas qao hinsichtlich des Nicaragua-Kanals hinzmvkkn Der ....... - tzleO ' ' " wird nunmehr die Ansprüche der Re der Ber- Gesandte einigten Staaten gegen die neue Kunzelsion zum Ausdruck bringen. Sanft und Wissenschaft. s Sinsonie-Eoacert der König l. Kapelle. Das zweite Concert der Serie A brachte an der Spitze des Programms die Ouvertüre or>. 124 von Beethoven, der gewöhnlich der Titel „Die Weihe des Hauses" beigegeben wird. Beethoven schrieb sie auf Bestellung zur Eröffnung des neuerbouten Joseph städter Theaters in Wien (l822>. zu einem Festspiel von C. Meisl. Es ist eine Ouvertüre in Lapidarschrift, kernig, großsinnig und dabei monumeirtal. wie es Händel'S Art war. sich auSzudrücken Nach Schindler's Bericht hat Beethoven sich auch dahin geäußert, er wolle eine Ouvertüre in der „Händel'schcn " Manier schreibe» Im klebrigen ist es ein echt Beethoven'schcs Musikstück geworden Für den Musiker besonders interessant ist die Behandlung des Grundmotivs im Allegro eon briv, aus das sich der ganze, zum Theil sugirte Tonsatz entwickelt. Bald erscheint das Motiv mit seine» Umbildungen in der Tiefe, bald in der Höhe, bald auch in der Mittellage unter mannigfaltiger wechselnder Beleuchtung, so- daß man meint, immer neue Gestalten austauchen zu sehen — ein Meisterstück der thematischen Arbeit, das nur Beethoven erreichbar war. Die im Anschluß an die Ouvertüre gebotene dritte Sinfonie (d'-sur) von Brahms ist. der Anlage nach, Beethoven verwandt Man bezeichnet sie öfter mit dem Namen die „Heroische" Als sic zu Anfang der achtziger Jahre in Wien zuerst von Richter am geführt wurde, erhob sie die Wiener Kritik sogar zu einer zweiten Aus läge von Beetboven's „Eroica". So einig, wie man heute darüber ist, daß diese Sinfonie mii der „Eroica" in nichts zu vergleichen ist. ebenso klar tritt bei näherer Bekanntschaft der friedliche, idyllische Grundton mehr hervor, als das Heldenhafte. Der pomphafte Anfang, vereinzelte Züge im letzten Satz mögen allerdings aus heroische Momente Hinweisen, aber die vorwiegend ruhig betrach tende Stimmung, der sich der Komponist in der liedmäßigen Ei» sachheit des Andante und in dem menuettartigen Allegretto des dritten Satzes hingiebt, schließt das Heroische so gut wie gänzlich aus. Der vierte Satz ist bedeutsam in seinem finale, in das Brahms die ganze Meisterschaft einer fesselnden Durchführung ein setzt, das, nach Ringen und Kämpfen, ichließlich in ein entrücke» des Bild der Ruhe und des Friedens ausklingt. Das Werl in seiner gedrungenen Fassung ist reich an große» und ichönen Gc danken und zeichnet sich durch die geistig engverwandten Sän> in seiner Einheitlichkeit aus. Tie Orchesterbehandlung steht am ganzer Höhe-. nicht weniger bewundernswerth ist die motivisch, Arbeit. Hintcrläßt die Sinfonie auch keine monumentalen Ein drücke, so fesselt sie dafür um so mehr in ihrer reinen Schönheit, durch die Fülle zahlreicher genialer Züge und durch Eigenart. De» zweiten Theil eröffnet« eine Frithios-Ouverttire von Theodore Dubais, von der König!. Kapelle zum ersten Male gesvielt. Der Komponist ist als einer der ersten Pariser Orgelmeister bekannt und steht gegenwärtig, als Nachfolger von Chcrnbini, Ander und Ambroise Thomas, dem ruhmreichen Amte des Direktoriums des Pariser Konservatoriums vor. In seiner Frithjof-Lnverture läßt sich Dnbois als vornehmer, mit allen technischen und künstlerischen Mitteln vertrauter Musiker schätzen, der schön und groß, aber wenig original zu empfinden versteh! Auf Grund eines Programms, bas den hauvffächlichen Inhalt der Tegner'schcn Frithjos-Sage behandelt, rollt Dnbois ein knapp concipirtcs Bild derselben aus. indem er die Peffonen und Situationen mittelst Motiven scharf zu charakterisiren strebt. Was er hierbei hören läßt, ist nicht ohne Farbe und Stimmung, aber er lagt uns damit auch nichts Neues. Mii dem orchestralen, an's Ovcruhafte streifenden Pompe, mit dem er schließlich Frithjos unter dem Aufwand aller musikalischen Neguisilen in den Baldrtempcl cindringen läßt, fvrcirt er leider die Grenzen des künstlerische» Geschmacks und zugleich auch den Nahmen der Dichtung. Schließ lich hatte die König!. Kapelle sich auch wieder einmal an Niels W. Gade erinnert, dessen vierte Sinfonie ltt-äurl das Tchlußwerk des Programms bildete. Gade hat sich in Tentschlcmd den Namen eines dänischen Mendelssohn nicht allein durch seine langen persön lichen Beziehungen zu Mendelssohn verdient, sondern hauptsächlich auch durch die Einflüsse, die dieser Meister »eben Beethoven und Schumann aus die Gadc'schcn Werte ausübte. Durch diese Ein flüsse ist Gade die Individualität verloren gegangen. Als er hinter Mendelssohii's Schutze in Leipzig anstanchte, begrüßte ihn Schu mann in der ..Neuen Zeitschrift für Musik", in dem er zugleich schon in dem Namen 6-a—ck—s, der die Bnchslabcn der Violin- saiten enthält, eine Prophezcihung erblickte, als einen Erwählten. Gade hat diesen Erwartungen nur zum kleinen Theil entsprochen, jedenfalls ist seine Sphäre eine ziemlich begrenzte geblieben. Wie in den meittcn seiner Orchcstcrwerke tehik auch der lj-ckur-Sinfonie die Eigenart. An sogenanntem nvrdnche» Element bietet sie nur volkSmaßig Naives, wirklich Frisches und llrsprsiiiglichcs eigent lich nur im Anschlüsse an nordische VoikSmelodien. Fern von der modernen Gcistesbewegung. ist Gade leider unberührt in diesem Kampfe geblieben: er ist zu wenig angeregt von den wirklichen Mächten der Zeit, er hat sich zu wenig veilicst in das, was die Geister setzt beschäftigt, um sich einen bedeutende» Hintergrund ge winnen zu können. So hören wir auch in seiner lj-c>un-Si»wnie, als einer der besten seiner acht sinfonischen Schöpniiigen, wohl eine annntthige, klar und ungetrübt fließende Musik in vollendeter Fassung und vortrefflicher Jiistrumentliung, zugleich aber auch eine Muse von wenig Charakter und ohne Eigenart — ein reizendes viel von Tönen, das tiefer nicht berührt, dessen Vorzug im absoluten Klangreiz beruht. Damit erfreut er wohl, aber er regt nicht an. er berührt nicht die Seele des Hörers, noch weniger vermag er zu ergreifen. Herr Hoskapellmeister Hagen leitete das Concert mit vortrefflichem Gelingen. ü. 8t. f Königl. H o s > chausp iel. Ais zweite und wohl aus schlaggebende Talcntvrobe hatte Herr Stevba » y vom Stadl idealer in Leipzig den Conrad Bolz in Jrcylag's „Journalisten für sein Gastspiel aus Engagement gewählt. Der lustige Psarrers sohn aus Rojenau ist noch heute das Paradepserd aller alten und iunge» Bonvivants, nicht zum Mindesten deswegen, weil die Rotte im besten Sinne zu jenen gehört, die nie ganz zu verderbe» sind, die den Darsteller immer und unter allen Umständen zu einem Erfolg tragen werden. Sie giebt überdies in ihren vier Höhepunkten, die mit den vier Haupffeene» des Bolz zusammcnsalleii. reiche Gelegenheit, auch andere Register als die des leichtblütigen und harmlos liebenswürdigen SchwerenöttzcrS zu ziehenz diese „anderen" Register machten auch vorgestern die stärke des Gastes aus, in dem vor Allem ein tüchtiger Liebhaber von mehr Talent als Routine steckt. Das zeigte sich wieder überall da, wo dieser Bolz — nur mit Oldeudors zu reden — kein „Hanswurst" zu sein brauchte, namentlich in den kurzen Scenen mit der Adelheid. Hier nahm die gesunde Natürlichkeit und die warme Herzlichkeit in Ton und S^iel unbedingt für den Gastrin, der sich vorgestern auch äußer- ?. «r ' s» v L s i« kZ. - 7' v A O» » * war das Burschikose und das Liebenswürdige: hieraus legt er den stärksten Nachdruck, bisweilen sogar aus Kosten der Vornehmheit, die im ersten Alte unbedingt schärfer betont werden konnte. Demi — und damit kommen wir zur Auffassung und Charakterisirnng des Bolz—Frevtag hat bei der Zeichnung seiner .,Journalisten" nicht etwa an die Tmtenkulis der Zertung irgend einer Provinz stadt gedacht, sonder», wenn auch absichtlich irreführende Bemerk ungen im Seenarim» dem zu widersprechen scheinen, a» die Redakteure der ..Grenzboten" , jener Zeitschrist, die damals ebenso maßgebend, wie vornehm war, und deren RcdaktionSgrößen selbst das Miiiistervortefeuille nicht unerreichbar war Daß des wegen der Bolz nickt so geziert und geleckt gespielt zu werden braucht, wie ihn z. B. Emil Devricnt dargcstellt haben soll, im Sammetjackct und Lockentonpet, bedarf wohl keiner besonderen Erwähnung: aber eine nie zu iibersebeiide Vornehmheit, eine Allure von echter Ritterlichkeit muß der Bolz habe», wenn aus ihn das Märchen von dem »mgen Helden passe» soll, das Adelheid von Runeck im ersten Akte von ihm erzählt Reben die>cr Eigen schaft ist's der sonnige Humor, der den echten und rechten Bol; mackst, die kecke Heiterkeit m Ton und Gcberden, die der ganzen Rolle das Gepräge eines einzige» aenialen Impromptus zu geben weiß; wer den unverglcichltchcii Mittenvurzer i» dieser Nölle gesehen hat, der neben Dettmcr zu den besten Bolz-Darsteller» der deutschen Biilinc gezählt wurde, wird verstehen, wie das gemeint ist. Dcr Spiritnalisnins jener überraschend wirksamen Unmittelbarkeit, der Zauber der sieghaften Persönlichkeit, die sich immer wie von selbst in den Mittelpunkt des Interesses zu stellen bersteht, so. daß auch der Laie in ihr die Trägerschast der Titelrolle errälh - das ist's. was den ersten Bonvivant macht. Freilich ist diese Spezies »uncr- ordentlich selten, und sie wird ganz gewiß nicht fertig erschaffen, sondern i» lahrelaiiger Arbeit geboren: und schon dann» soll »nd kann Hem» Stephan» kein Vorwurf daraus gemacht werden, wen»
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