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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 17.12.1926
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1926-12-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19261217019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1926121701
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1926121701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1926
-
Monat
1926-12
- Tag 1926-12-17
-
Monat
1926-12
-
Jahr
1926
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 17.12.1926
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Nr. SSI Seite 4 y — »Dresdner Nachrichten" — Freitag. 17. Dezember M6 Absaqe -er A. S. P. nach rechts. Für eine Regierung der Mitte mit Unterftit-nng der Deutsch, nationalen. Die Regierungsbildung in Sachsen, die am DienStag einen kleinen Schritt vorwärts gekommen schien, bat erneut zn einer ernsten Zuspitzung geführt indem die Altsozia» listen i» einem Artikel des „BolkSstaatS" eine Zu sammenarbeit mit der Dentschnattonalen Partei trotz aller vernunftinäßige» Einsicht in de» Zivang der Lage als siir ihre Partei untragbar bezeichnen. Die Partei tritt vielmehr ktir eine „Regierung der Mitte" ein und wirbt für sie nm eine Unterstützung der Dentschnattonalen. DaS Blatt lehnt eS nochmals ausdrücklich ab. für eine Negierung die Berantworlung zu übernehmen, die von K o m m n » i st e n abhängig ist. Ebenso könne sie einer rein bürgerlichen Negierung nicht znm Leben verhelfe», „da sie doch mit Ser Verantwortung für alle Schritte und Handlungen dieser Negierung belastet würde", ohne eine» Einfluß auf sic aus znüben. Das Blatt sieht dann nur noch folgende zwei Auswege: „E ine Negierung von -er A r t. wie sie bisher v e st a n d. eine Negier u ng der Mitte al s o. und eine Negierung von den D e u t s ch n a t i o n a l e n b i S z n r A. S. P. Wir wissen, daß eine Koalition von den Deutsch- nationalen bis zur A. S. P. den Wünschen der DcnFchnatio- nalen ciitivrecheu würde: mir wisse» auch, das, eine solche Re gierung -re norme» di ge Mehrheit auszubringeu imstande wäre. Aber auch daun, wenn man durchaus willens ist. sich mehr von vernünftig.» Erwägungen als von blinden Stim mungen leiten zn lassen, gibt cS doch in der Politik Grenzen, über die man s i ch nicht — es sei denn, man r i s- kiere seine Eristenz — h i n w e g s e tz e n darf, gibt cs Dinge, die wenigstens unter bestimmten Verhältnisse» und in bestimmten Zeitabschnitten einfach nicht getan werde n könne». So richtig es ist. das: die Dentschnationale» die stärkste bürgerliche Partei sind, so begreiflich cS erscheint, daß sie ans Grund dieser Tatsache ihren Anteil an -er Negierung betiehre», s o u n in ögli ch i st es für die A, S. P„ unter d cn ob iv altenden U in st ä n d en s i cl, an einer s o l ch c n Lösungzu b et e i l i g e n. Politisch möglich dürfte für die A. S. P. gegenwärtia nach unserer Meinung nur eine Koalition der Mitte sein. Gewiß stellt dieser Ausweg hohe Ansprüche an die politische Klugheit und die Entsagnngssähigkeii jener Parteien, die hierbei an her- halb der Regierung zn bleiben habe». Aber schliesslich liegt eS einfach an den Ergebnissen des Walilanssalles, das; alle Parteien, die aktiv daran Mitwirken, Luchsen wieder eine verhandlnngsfähige Regierung zu geben, Opfer zu bringen haben und sich ans Entscheidungen einlassen müssen, die ihnen nicht nur u n b e a n e m sind, sondern die ihnen ge radezu innerlich widerstreben. Wir wissen nicht, ob alle senc Parteien, ans die eS an- kvmmt, iencS Mag staatSpolitücher Klugheit und verant- wortnngsbeionsit''r Selbstbeschränknng besitzen werden, ohne das die bestehenden Schwierigkeiten nicht zu überwinden sind. Jede Partei hat hier die Pflicht, nicht nur in Ernmgung zu ziehen, was sie will, sondern auch das. was für die an dere Partei, deren Mithilfe mau bracht, im Augen blick eben n o ch t r a g s ü h i g ist. Wenn man, von solchem »-eiste erfüllt, an die bevorstehenden Verhandlungen heran tritt. dann wird es wohl möglich sein in der ersten Januar- sitznna des Landtags die Periode der Leerläufe zu beschlichen." Man wird nicht behaupten können, dag diese Erklärung die dringend nonvcndige Regierungsbildung zn fördern ge eignet ist, und man wird abzuwnrten haben, in welcher Weise die deiitschnativnale Fraktion zu der neuen Luge Stellung nehmen ivird. raschem Maße ««gewachsen«. ab«ärt»ger ich. tet, Tenden». Die Abnahme in der Zahl der ErwerbS- lvsenunterftützuugSempfänger hat plötzlich einer »eurrltche» Zunahme weichen müssen, «m l. Dezember wurden ins gesamt 158 583 Hauptunterstützu»gS«mpfänger gegen >48 005 am 15. November 1020 gezählt. Di« beschäftigten Notstand arbeiter sind in diesen Zahlen nicht eingerechnet Die Zu nähme beträgt in 14 Tagen 5075 männliche Arbeitnehmer, insgesamt aber nur 4807. da die Zahl der weiblichen Unter sttttzungSempfänger um 8ll8 noch weiter abgenommen hat. ». Oerlliches und Sächsisches. Einschränkung -er karnevattfttschen Veranskattunaen. DaS Ministerium des Innern erläßt folgende Ver ordnung: Während -er nächstjährigen KarnevalSzeit werden 1. KarncvalSnmzüge. 2. das Mitsühren und der Gebrauch sowie das Feilbicten und der Verkauf von Pritschen und Schlagwerkzeugen jeder Art ans öffentlichen Straßen, Wegen und Plätzen verboten. Zuwiderhandlungen werden, soweit nicht andere Stras- vorschriften Play greisen, mit Geldstrafe bis zu 150 NM. oder mit Haft bis zu 14 Tagen bestraft. Neuerliche Hunaftme -er Srwerbskosiflkeil. Die sächsische Arbettsmarktlage zeigt ins gesamt unter dem Drucke verstärkter Saisoneinslülle lAb- klingcn der Weihiiachtsprodnktion. Wintcrwitteruiigi trotz stellenweise belebter Konjunktur in der Vcrbrauchsgüter- produktion, insbesondere in der Textilindustrie, eine in — Sin Gedenktag. Heute, am 17. Dezember, vor achtzig Jahren wurde in Dresden der spätere Generaloberst Max Freiherr v. Hause» als Svh» beS Oberleutnants Freiherr von Hausen und seiner Ehefrau geb. v. Ammon ge boren. Freiherr v. Hausen war bekanntlich tm Weltkriege bis zu seiner schweren Erkrankung Oberbefehlshaber der Armee. — Umleitung dfr Omnibuslinien ^ «nd L am Sonntag, dem IS. Dezember. Vorigen Sonntag rvar infolge Osfen- Haltens der Läden zeitweise in der See- und Prager Straße so starker Publikumverkehr, das, eö sehr schwierig war, die grossen Omnibusse ungefährdet hindnrchzulette». Da für nächsten Sonntag zum mindesten ebenso starker, wenn nicht noch größerer Verkehr erwartet werden muß, sollen die Wagen der Oninibusllnten ^ und I! in der Zeit von 8 bis 7 Uhr nach- mittags zwilchen Schlossplatz und Haupt bahn Hof in beiden Fahrtrichtungen Uber N e t l b a h n st r a ß e, TippoldtS- waldaer Platz. M a r t e n st r a ß e. Postplatz. Sophlenstraße. Theaterplatz verkehren. Gehalte» wird auf der AblenkiingS- strecke am Tbeaterplatz und am Postplatz an den Haltestellen der OmnibnSlinie U, auf dem übrigen Streckenteil an den Haltestellen der Straßenbahn. — Das Mitnehmcn von Hunden auf die städtischen Kraft omnibusse ist nicht gestattet. Eine Ausnahme von dieser Bestimmung ist mir für Fübrerhundc von Bliirden zulässig. Bliii-cn-Fiihrerbunde können, soweit Platz vorhanden, ans er Plattform gegen Zahlung des tarifmäßigen Fahrpreises mitgenommen werden. Sic müssen stets in Begleitung des Blinden bleiben, Maulkorb tragen und an kurzer Leine ge halten werden. Gibt der Hund zur Belästigung der Fahrgäste oder des Personals Anlaß, so ist er von der W.itcrsahrt nSznschliesicn, ohne -aß Rückerstattung des für ihn und den Blinden entrichteten Fahrgeldes gefordert werden kann. — Städtische Getränkcsteuer. Auch Privatpersonen, die steuerpflichtige Getränke, insbesondere Bier. Mein, Branntwein, Liköre n. dergl.. von außerhalb des Stadt gebietes beziehen, haben dies zwecks Versteuerung binnen drei Tagen nach der Einführung der Getränke dem Stener- amt. Gemeiiidesteucrdbteilung, Serrestraße 4/0, Erdgeschoß, anznzcigcn. Da, mit der Gemeinde-Gclränkesteucr iedcr ört liche Verbrauch getroffen werden soll, io sind auch diejenigen stencrpflichlig, die derartige Getränke tm Stadtgebiete selbst Herstellen, Die städtische Gcträirkestcner darf nicht mit der ab l. April >020 anfgchvbeiicn Retchsweinfteuer verwechselt werden. — Bau elncS AbfangkanalS. Eine lebhafte ticfbanllche Tätigkeit kann man setzt unterhalb der Elbbrü-cke auf Blascwitzer Sette beobachten. In einer aus gedehnten. den Leinpfad entlang errichteten Baugrube wird ein wettltchttger Zc'mentkancU hergcstellt. Er dient zur Auf nahme der Abwässer aus den benachbarten Grundstücken zwecks Vermeidung ihrer Einführung in ungeklärtem Zustande in das Elbbelt. Der neue Abfangkanal wurde vor Fahren bereits bis zur Marschall-Alice gebaut. Nun erfolgt seine Wetterführung bis zur Schaufußstrabe. Die mit einer Belegschaft von 200 Mann auSgeführte Notstandsarbeit liegt in den Händen der Firma Waliß L Freutag unter Leitung des städtischen TiesbanamteS. Fm neuen Kanal ge langen die Abwässer bis nach Kaditz zur Kläranlage. — Der Bezirksausschuß Dresden hält DienStag, den 21. Dezember, vormittags ^12 Uhr, öffentliche Sitzung ab. — Luftpost. Der Luftpostverkehr ruht an beiden Weih- nachtsfciertagen. am Ncnsahrstag und am 2. Fanuar lSonn- tagi, weil an diesen Tagen keine Flüge stattfinben. — Ein Knabe als Lebensretter. Dem Knaben Georg Jo hannes Gr e t s ch e l in Grobröhrsdorf ist von der Krcishaupt- mannschast Bautzen für die am 20. August d. I. mit Mut und Entschlossenheit bewirkte Errettung des Kindes Elsa Johanna Stastnn in Großröhrsbors vom Tode des Ertrinkens eine Gcldbelvhiiung bewilligt worden. — Vom Großen Garten. In verhältnismäßig kurzer Zeit sind die Spuren von der Gartenbau-Ausstellung wieder be seitigt worden. Nur der schmucke Mosaikbrunnen ist stehen- gel'licben als einziges Erinnerungszeichen an die herrliche Blumenschau. Ter Dammweg erhält elektrische Be leuchtung. die der Pächter der Großen Wirtschaft, Eber hard Müller Herstellen läßt. — Ein Tscheche als Landesverräter. DaS Oberlanbes- gcricht Dresden verurteilte den tschechischen Staatsangehörigen Ambrosius Zdrazila wegen versuchten Landesverrats zu einem Jahr drei Monaten Gefängnis und drei Jahren Ehr verlust. — Dt« U«»j«tr »»« Milch au» Gehlsten, t» bene» Mail, nn» »lanensenche herrscht, regelt «ine Bekanntmachung in, amtlichen Teil dieser Nummer. —* Stthersachenbiebstahl Am 11. Dezember 1920. gegen r Uhr nachmittags, wurde aus einem Ecke Wallstraße und Webersasse vorübergehend aussichtslos stehenden Personen kraftwagen ein Hanbkofser aus Bultanstbre gestohlen. In dem Kofsrr befanden sich 14 Damastiervtetten. gez. A B.. 10 silberne Eßmesser, Lössel und Gabeln. 1 Dutzend silberne Kaffelöfsel, z.T. gez. A.B.. 1 großer silberner GemUselüssel, gez. M. B.. ö silberne Bestecks in schwarzen EtutS. 1 siberncr vergoldeter Soßenlöffel in weißem Etui, 3 silberne vergvldek Lüsfel für Süßspeisen tn weißem Etui. Die Lössel und Ein!« tragen die Aufschrift „Frledlänber. Hofjuivelter. Berlin, Unter den Linden". Bor Ankauf beS Diebesgutes wird ge warnt. Sachdienliche Mitteilungen erbittet die Kriminal- Polizei. — Die goldeae Hochzeit feiert am 18. Dezember in gelsitger und körperlicher Frilche der Lchubmachermelster Anton Hürigen inü seiner Gaitln «litte geb. Seifert. Zugleich begeht er da« sünfzig- jährlge Metsteriubilnnm.- auch lst er ebensolange Bezieher der „Dresdner Nachrichten". Die Weihnachtsfeier -er Allenaemein-e. Wer am Mittwoch die Weihnachtsfeier der Altengemeindk deS Vereins gegen Arme» not im Eldorado besuch! hat. der wird nicht vhnc das erhebende Bewußtsein gegangen sein, daß hier deutsche Ideale wirksam und uneigennützig ge pflegt wurden. Es war ein rührender Anblick, die vierhmidcri Greisinnen und Greise im Alter bis z» 00 Jahre» mit leuch tende» Augen an den lange» wcißgcdcckten Tafeln vor ihren reichen Gaben, meist Lebensmitteln und notwendigen Dingen, sitzen und slch's bei Kaffee »nd Stollen gntgehen lallen,n sehen. Der für seine Armen nimmer müde Vorsitzende Tr. Scheven begrüßte mit der gewohnte» ehrsurchlgebietcn)cn Schlichtheit die Alten und die zahlreichen Ehrengäste, an ihr» Spitze Frau Bankier Ar» hold, General Fellmer unj KreiShauptmann Buck, sowie viele Damen und Herren dn Dresdner Gesellschaft. Pfarrer Dr. Men sing nahm in seiner Ansprache Bezug auf kulturhistorisch wertvolle Bilder in der Kirche zu Annaberg, verglich die verschiedenen Lebens alter des Menschen mit symbolischen Tiergestalten und brachte dabei den tiefen Sinn eines teden LebenSgangeS und Gottes Güte im Weihnachtsmnsterium zum Ausdruck. Dr. Scheven gedachte dann mit innigen Worten des Dankes der lebende» und toten Wohltäter seiner Altengemeindk. besonders auch der hochherzigen Gönner tn Amerika und England: vor allem galt sein Dank dem verstorbenen Bankier Arnhold, der durch letzi- willige Verfügung jedem der bewirteten Alten ein Weihnachts geschenk von 5 Mark vermacht hat. Kreishauptman» Buck sprach über das deutsche Weihnachtssest und fand ehrende Worte für den hochherzigen Vater der Armen, Dr. Scheven, Vorträge und selbstgedichtete Christnachtgrüße steuerte Kaeihe Schreyer bei, Susanne Scheven, am Flügel und gelang- lich von Hanna Nein Hardt-Bertling begleitet, erfreute durch Weihnachtslieder und altdeutsche Duette, während Dr. Schevens sechs Enkelchen Goethes „Epiphanias" zum Vor- trag brachten. Die Altengemeindk lauschte gerührt den schönen Darbietungen und umringte zuletzt wie eine hochbeglückte Kinderschar ihren Dr. Scheven. Dank für das gute Gelingen des Festes gebührt nicht zuletzt dem rührigen Inspektor Franke nthal für seine lückenlosen Vorbereitungen und dem Eldoradowirt Fritzsche, der durch prächtigen Saal- schmuck und freundliche Bewirtung der Feier den würdigen Nahmen gab. 2u Wei!insvkl8ge8vksnksn: Daunendecken LettWltscke l'iscknvSZclie tterrenivSocke DsmernvSscste IVIllllen L C. W. Ikisl prsgsr Slrsk« 38 kcks d/ioscrinsk^siraSs zpp-rote in allen pre«»!»«-en Im n. «»nls-d-ace«, 8N»Le z, zider'pl-lr. f veraltet, sondern verbreitete im vollen Hause jene behagliche Heiterkeit, über die man nicht zn erröten braucht, weil sie nur durch witzig ausgedackite Situationen, nicht aber durch schnoddrige Wortwitze oder gar durch Zoten und Zötchcn ge weckt wurde. Der liebenswürdige Dreiakter FuldaS erfordert zu solch herzlich erheiternder Wirkung freilich auch eine Dar stellung. die sich aus den feinere» Lustspielton versteht und sich nicht in Uebertreibnngen gütlich tut. Spielleiter Carl Zlmmermann hatte eS überraschend gut verstanden, lein Ensemble auf diesen Ton abzustimmen, und in der Rolle des schulmeisterlich korrekten jungen Literatnrprosesiors und schüch ternen Mädchenentsührers gab er den Seinen selbst das beste Beispiel solch vornehmen MaßhaltenS. Tie „verlorene Tochter", die Charlotte Friedrich ans die Bühne stellte, mußte man liebhabcn: nicht bloß, weil sie im Wintersportdrcß entzückend auSsah. sondern erst recht deshalb, weil sie mit nii- gezwungener Natürlichkeit sich in all die unterschiedlichen prekären Laaen deS „AiiSslligcS in die Freiheit" hincinfand und ihre herzfrisckie Keckheit nie in Unfeinheit und Unweiblich- keit alisarlen ließ. DaS Elterpaar Korneinan» wurde von Anna Scheu dler und Mar N u h b c ck sehr lebendig und glaubhaft verkörpert, und als der tnrannisch - polternde Familiensenior Alex Kornemann bewährte Hermann Rudolph Früher Leipziger Stadthcateri aufs neue seine Bühncnerfahrenhcit, De» männlichen Frechdachs des Stückes. NechtSanwalt Westphal. gab Albert MartenS mit lcbe- männischcr Sicherheit und gewinnender Liebenswürdigkeit, und in weniger umfänglichen Rollen ergänzten Marianne Fritzsche, Franz K » llma n n , Gertrud Lommatz s ch, Franz Oebmig und einige andere das flotte Zusammen- spiel in löblicher Anpassung. Es gab herzlichen, sa begeister- len Beifall. . -clt ch Eine halbe Nransfiihrnng in Berlin. Eigentlich sollte cS natürlich eine ganze werden. Allerdings gleichzeitig mit dem Schauspielhaus«: in Frankfurt a. M.. aber doch immerhin noch unausgeführt, wurde in den K a m m e r s p t c l c n des Deutschen Theaters die Komödie „O l l a p o t r t d a" von Alexander Lernet-Holenia in Szene gesetzt, ein Akt. der den Kleist-Preis erhalten hat. Ter gemeinsam verein- barte Ansführnngstermtn wurde aber vom Deutschen Theater verlegt, so kam Frankfurt um drei Tage früher, dafür aber nur mit icncm einen Akt während siir Berlin ein zweiter Iiinzugcdichtct war vermutlich, weil man den Abend „füllen" wollte. Diese Absicht gelang nur äußerlich Denn das eigent liche Füllsel der Vorstellung ist der erste Akt geblieben, bas durchaus Leere der zweite. — Alexander Lernet-Holenia. ein srüherer österreichischer Offizier noch nicht dreißig Jabre alt. hat schon durch seinen ..DemetrtuS" dt« Blicke auf sich gezogen: diesmal wollte er. wie er selber erklärt, „allem icnem Unsinn, den man positiv in einem tragischen Moment sagt, genau iiachgcgangcn sein" und ihn als ein Durcheinander, einen lustigen Mischmasch, oder, weil ein Fremdwort keiner klingt, als ,.c>IIa potricia" Fauler Topfs, d. i. ein spanisches National gericht, serrieren. Das Durcheinander gelang ihm trefflich, sowohl im Dialog, der ein buntes und übermütiges Kugel spiel mit Worten ist, wie tn der Handlung, die nur, wenn man Ne kurz und nüchtern erzählt, althergebrachtes Schmank- thcma scheint, ln Wahrheit aber durch eine eigene Art von Wirbeltcchnik, Leichtigkeit und humorigcn Schmiß über raschend wirkt, Allerdings kann man das Ganze auch insofern ein Mischgericht nennen, als viele Verfasser ihren Senf dazu gegeben haben, tn erster Linie Pirandello. tn zweiter Schnitzler lmit „Nnatol" und „Ltcbelci"s. auch ein paar Pariser und endlich Molnar grüßen freundlich ans manchem Auftritt und mancher Dialogstelle, Ein Junggeselle verbirgt die junge Frau, die zu einem Schäferstündchen bet istm weilt, vor dein herelnpoltcrndcn Ehemann tn einem Nebenzimmer. Aber der Gehörnte führt gar nichts Böses im Schilde, sonder» bringt zwei and-re Damen mtt. eine Frau nnd eine Verlobte. To kann Rudolf, so heißt der Junggeselle, sie ungeniert (das ist seine hervorstechendste Eigenschaft) empsanaen. aber seine Nngeniertheit wird ans eine harte Probe gestellt, denn plötzlich erscheinen die Angcbörigen der beiden Damen: der Vater, der Ehemann, der Bräutigam. Sehr komisch nnn, wie Rudolf sebem der eifersüchtigen Herren immer tn höchster Bedrängnis eine andere Dame vork"brt - er hatte genug aus Lager — natürlich ie als seinen einzigen Besuch, So geht das Hin und Her. das Drunter und Drüber eine Weile munter weiter, bis die Schuldigen in einer lustigen Schlußszene entwischen. Damit schließt der erste Aufzug. Damit hätte auch die Vorstcllnna schließen sollen. Ter zweite Auszug wirkte wie rin angeklebter falscher Bart, der Bart deS Herrn Pirandello. Der Akt spielt hinter den Kulissen, und die Schauspieler, die lenen ersten Teil mimten. tr»ten sich letzt als Menschen mit ihrem wirklichen Ach und Weh gegenüber: die beliebte Eifersuchtsszene zwischen dem Lteb- bober und einer Komödiantin fehlt kv wenig wie der nicht minder beliebte Nerolver. der aller Augenblicke zu knallen droht, aber schließlich doch nicht knallt, wohingegen sich die Liebenden in die Arme fallen. Eine »ochst überflüssige Zu- aabe. die den Ersola des ersten Aktes diskreditierte, obwobl Mar Gülstorfs als berlinernder Thcaterdirektor alles tot, den Akt zu retten. Es war die beste Leistung des Abends, überwästigend komisch. Frau Maria Orska blitzte mit ihren schwarzen Augen über einen Pelzmantel hinweg und unter einen Znlinberkmt hervor, und Rudolf Forstner der Ungenierte, blieb tn der heikelsten Lage so wurschtig, frech. salopp, abgebrüht und sicher, daß auf sein Konto ein nicht ge ringer Teil des lebhaften Beifalls zu schreiben ist. de» der erste Akt fand. Ten zweiten betrachtete man als ein Ver sehen 8. ch Die Goethe-Gesellschaft in Weimar wird ihre Haupt versammlung 1 027 am lO. und 1t. Juni — Freitag »nd Sonnabend der Psingstwoche — wie üblich in Weimar ab halten. Den ffcstvortrag hat Prof. Max Wnnbt. Jena, übernommen, der über „Goethes Gestalt im Wandel deutscher Weltanschauung" sprechen wird. — Das kommende Jahrbuch der Goethe-Gesellschaft — Band i3— soll zum 28. August 1027 in den Händen der Mitglieder sein. ES wird der veränderten Wertschätzung Rechnung tragen, die man neuerdings den naturwissenschaftlichen Studien Goethes widmet. Unter den neuen Dokumenten ist das Weimarer Tagebuch Heinkes hervorzuhebcn. — Die „Schrift" des Jahres >020: Band 1 des Briefwechsels Herders mit seiner Braut von HanS Schauer. Hannover, kann erst im Januar 1027 hcrauSgcbracht werden. — Die Schrift des Jahres 1027: „Carl August im niederländischen Feldzuge >814" von Her mann v. Eglofsstein wird zu Weihnachten 1027 erscheinen. Außerdem kommt im Juli 1027 der noch fehlende An- erkcnnnngS- und Ncgisterband des Briefwechsels Goethes mit Heinrich Meyer zur Ausgabe. Den Jahresdeiirag hat der Vorstand avf t3 Mark vorläufig festgesetzt. ch* Der Wiener Bolkstheaterpreis ausgeschrieben. In Wien ist soeben vom Deutschen Volksthcater ein Preis kür VolkSstücke ausgeschrieben worden, das beißt kür Bühnen stücke. deren bistorischc oder erdichtete Handlung w» dem Ver ständnis des Volkes, der Liebe für das Volk erfüllt ist. Für die beste Arbeit ist ein Preis von 1000 Schilling ausgeschrieben, »nd die Leitung des Deutschen Vvlkstheaters verpflichtet stch. dieses Stück in der nächste» Spielzeit zur Ausführung zu bringen. Die Verfasser der beiden zunächst in Betracht kommenden Werke erhalten AncrkeniinnasprcFc lv» Ml und 200 Schilling. Der letzte Einreichungstermin für die unter Volk-sstück-Prcisanöschrelbcn' an daS Wiener Deutsche Volksthcater zu sendenden Arbeiten Ist der 1 März 1027 Dir Bekanntgabe des Erkenntnisses "es Preisgerichtes erfolgt am l. Oktober >027. s* Die Philosophie der Medizin. Professor Dr. Hans Much von der Universität Hamburg Hai diesem bisher »och kaum bearbeitetem Olebiet eingehende S'ndicn gewidmet. Fm nächsten Monat wird er vor iliddeniichcn Aerztegesellschaitcn das Wesen des Lebens. Krankheit als Schicksal und Diagnose als philosophische Probleme behandeln. Als Vortrag in der Schule der Weisheit in Darmstaöt Ist daS Thema „Der Körper als Fatum" tn Aussicht genommen. *
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