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Heimkehr der Sstasienslieger. Vegeiskerler Empfang in Berlin. Bemerkenswerte Begrützungsworte -es chinesischen Gesan-ken. Die Schlußsitzung -es Völkerbundes. — PoincarL slabilisierl -ie Kriegsschuldlüge. — Orkankalaslrophe in Brasilien. Die Ankunsk in Tempelhof. Berlin, 2S. Sept. Die Osiasicn-Expcditio« der Dentscke« Lusthansa, die am 28. Juli in Berlin zum Fluge nach Peking gestartet, bort am »0. August eingetrossen und am 8. September wieder abgeflogcn mar, ist heute mittag nach Berlin zurück» gekehrt, wo ihr im Zentralslnghase« aus dem Tempelhoser Keld« ei« feierlicher, der Bedeutung dieser Leistung entsprechen der Empfang bereitet »nrde. Aus Königsberg war ge- meldet worden, daß die beiden dreimvtortgen JunkerS-Groß. slugzeuge gegen 7 Uhr srüh nach Berlin gestartet waren. Vor den Hallen der Lufthansa hatte sich eine stattliche Anzahl von Ehrengästen, Vertretern der Reichs», Staats» und Kommunal behörden. sowie der Luftsahrtorganisationen und Flugzeug, industrte versammelt. Die Reichsregierung vertrat der ReichSverkehrSminister Dr. Krohne. der mit Ministerialdirektor Brandenburg und Geheimrat Fisch vom ReichSluftamt gekommen war. Weiter sah man den russi schen Botschafter Kresiinfkt, den chinesischen Sesandten Suntschen Wei und den lettischen Ge sandten Dr. Wett. Biel bemerkt wurde auch die An» wrsenheit de« berühmten schwedischen Forscher« Sven Hedin, dessen Interesse für die deutsche Luftfahrt bekannt ist. Da« Reichswehrministerium wurde von Generalleutnant Ritter v. Haack vertreten. Unter den Ehrengästen bemerkte man auch den früheren Gouverneur von Tsingtau, Admiral a. D. Truppe!» ferner den Vorsitzenden de« Aeroklub«, Major Tschubt. Au« Dessau traf um 11 Uhr vormittag« ein IunkerSslugzeug mit leitenden Herren der JunkerSwerke «in. Die Anlagen de« Flughafens im Tempelhofer Felde trugen reichen Klaggenschmuck, und zwar waren nicht nur die Farben de« Reiche«, Preußens und der Stadt Berlin, sondern auch derjenigen Länder gehißt, die die Expedition berührt hatten. Aus dem Zuschauerplätze hatten sich zahlreiche Schau lustige eingefunden. Um 11.18 Uhr näherte« sich dann die beiden Flugzeuge, die die Bezeichn«»« v«01 «nd VS68 trugen, de» Tempelhoser Felde. wo sie gleich darauf glatt landeten. Bon brausenden Goch- puffen begrüßt, rollte« die Maschinen bi« dicht vor dt« Flug» zcughallen, wo auf beiden Flugzeugen die schwarz-weih-rotc deutsche Handelsflagge und die Farben der Lufthansa ent fallet wurden. Dem ersten Flugzeug entstieg der Leiter der Ervcditton. Dr. Robert Knauß. der Flugzeugführer Schnäbele und die B'ordmonteure Steidcl und Ernst- berger, der zweiten Maschine der technische Letter v. Win- terfeld, der Flugzeugführer Dvldi und die Bordmon- teure Riedel und Etchentopf. Zunächst konnten sich die ErpeditionSmitglieber des Ansturms der Erschienenen kaum erwehren- Bon allen Seiten mußten Ne Glückwünsche ent- geacnnehmen. Dann fand noch aus dem Flugfclde selbst eine Begrüßung durch de« ReichSverkehrSminister Krohne statt, der betonte, baß es sich bei diesem Unternehmen nicht um eine sportliche Aufgabe, sondern um ein Höchstmaß von Leistungen von Mann und Maschine gehandelt habe, um fest- zustellen, ob die Hoffnungen auf einen Verkehr Europas mit Ostasien mit den modernsten Mitteln zu erfüllen seien. Fm Namen der Neichsregieruna dankte er den Negierungen Li- tauen«. Lettlands, Rußlands und Chinas für ihre Mitarbeit an diesem Unternehmen. Deutschland be anspruche für sich keine Mvnopolstcllmmg dm Luftverkehr, son dern wolle in friedlicher Zusammenarbeit mit den anderen Ländern und unter voller Gleichberechtigung allgemeine Ver- kehrSziele erreichen. Dankwortc widmete der Minister auch der Lufthansa, die mit Energie an die Lösung dieser Auf gabe gegangen sei. an die Flugzeugindustrie, besonders an die JunkerS-Werke. die mit so glänzenden Maschinen und Motoren diese Leistung ermöglicht hätten, vor allem aber an die Besatzung der Flugzeuge, die mit deutscher Zähigkeit Beharrlichkeit ihr Ziel erreicht habe. Fn der heutigen >st»'t der großen Worte freue man sich besonders über eine wirkliche Tat. wie dies« es fei. Technisch sei das Problem einer Lnstvcrbindnna S^ova—Ostasien gelöst, nun gelte eS. eine« reaelmäkige« Luftverkehr praktisch ,« verwirklichen. ^ Bei einem anschließenden Frühstück feierte -er Borsitzende des AussichtSratcS der Lufihansa, Bankdircktor Dr. v. Staub, die Leistung der Expedition als eine internationale Pionier tat. Tic 10 000 Kilometer lange Strecke Berlin— Peking sei in 73 Flugstunden bewältigt worden, während die Eisenbahn 17 Tage, die Dampfer 6 Wochen dafür benötigten. Dr. v. Stauß brachte ein begeistert aufgenommcneS Hoch auf die Besatzung au«, die auch der russische Botschafter Krestinskt in herzlichen BegrüstungSwortcn mit drei Hurra« feierte. Ein« politisch bedeutsame Rede in deutscher Sprache hielt dann der chinesische Gesandte Snntsche« Wei. «r übermittelte zunächst den Fliegern seine Glück- wiinfche und führte dann au«: In letzter Zeit habe Peking die Flieger begrüßt, di« au« de» ver schiedensten Richtungen kamen,- aber noch nie hatte ich Ge- legenheit, die weltberühmten Piloten aus einem uns so sympthischen Lande zu begrüßen. Zehntausende strömten zum Flugplatz hinaus, um mit den chinesischen Be- Hürden die deutschen Flieger zu empfangen. Solche Ovationen ist man in China nicht gewöhnt, «nd es gehören schon sehr be deutsame Ereignisse dazu, «m die Mafien in Bewegung «nd zu Enthusiasmus zu bringen. Di« wirtschaftlichen Bezie hungen zwischen Deutschland und China haben sich in der letzten Zeit sehr gut entwickelt. Trotz aller politischen Schmie- rigkeiten in China hat sich dort nicht ein einziger Fall ereignet, in dem Leben oder Gut von Deutschen an- getastet worden ist. Ihr Unternehmen wird viel dazu bei tragen, die wirtschaftlichen Bande zwischen beiden Ländern noch fester zu knüpfen. Der chinesische Gesandte wie« bann auf das Wort des Außenministers Dr. Strcsemann in Genf hin, daß -ie Wirtschaft der alten Grenzen der Länder sprengen werde und neue Formen internattonaler Zusammenarbeit erstrebe. Mit der Schaffung vor Weltfluglinien habe Deutsch- land den besten Anfang gemacht, dt« Worte de« Außen minister» in die Tat umzusctzen. Der Gesandte wandte sich dann gegen de« Borwnrf, daß China Fremde« feindlich fei. dem er als eine krasse Lüge bezeichnete. Wenn e« in China eine Bewegnng gegen Ausländer gäbe, dann nur gegen die jenige« Fremden, die mit Gewalt an den ««gerechte« Be stimmungen der mit dem alte» Regime geschlossene« Bei trägen festhalte« wollte «nd z« diesem Zweck mit brutal« Gewalt gegen die nationale Bewegung in China oorginge». Ausländer, wie Sie. schloß der Gesandte, die mit uns auf der Basis von gegenseitigen und gerechten Verträgen verkehren, werden bei uns stets mit offenen Armen ausgenommen wer den. Der Gesandte erhob sein Glas auf das Wohl -er Luft hansa und auf eine schnelle und glückliche Lösung der Aufgabe einer regelmäßigen Luftlinie Berlin—Peking. Zum Schluß berichtete der Letter der Expedition, Dr. Stanß, über den Verlauf des Fluges. Mit großem Interesse hätten die Wirtschaftskreise im fernen Osten immer wieder gefragt, wann der regelmäßige Luftverkehr mit Mitteleuropa beginne. Ueberall seien die Junker-Maschinen als deutsche- Werk bewundert und insbesondere von Ausländsdeutschen mit größter Sympathie empfangen worden. Das Dornier-Äiesenslugzeug, KriedrichShase«, 26. Sept. Am letzten Freitag hat da» neueste Erzeugnis -er Dornier-Werke, der 3S Flug, gästen Raum bietend« Dornter-Guper-Wal, seinen ersten Probeflug unternommen, der zur vollsten Zufrieden, heit ausgefallen ist. Das mit zwei Motoren z« je «56 Pferde stärke« ausgerüstete Flugboot ist zurzeit das größte der Welt» wie ja Deutschland augenblicklich mit dem «enen Juncker«, Riesenflugzeug für 25 Personen anch über di« größte« Land maschine« der Welt verfügt. Ein Wil-west-Aäiiberstück in Berlin. SensakioneUer Juwelenraub am Hellen Tage. Mit Revolver «nd Rauchbombe. — Kür 1SÜ ÜV6 Mark Juwelen geraubt. Berlin, 36. September. Sin schwerer RanbüberfaS. der in seiner AuSsührung an die Ranbzüge der berüchtigte« Re«. Yorker Banditen erinnert «nd wohl ln der Krimiualgefchlchte der Reichshauptstadt ohne Beispiel dasteht, ist am Sonnabend nachmittag «m X8 Uhr, also am hellichten Tage, in der belebteste» Geschäftsstraße des Berliner Westen», der Tanent- zie«straße t« unmittelbarer Nähe deS WittenbergplatzeS ver übt worden. Zwei gntgeklcidcte Herren drangen in das Jnweltergeschäft von Marotti L Kreink Ä. «. b. H. in der Tanentzicnstraße 7 ei«, triebe» «tt oorge» halten««, Revolver das Geschäftspersonal t» et« Hinter» »immer, raubte« ans dem Schanscnster dle ans einer Glas platte liegenden Juwelen im Werte von etwa 156 666 Mk. und warfen, als in diesem Augenblick ein Kunde daS Geschäft betrat, eine Rauchbombe, die das ganz« Geschäft in dichte« Qualm hüllte. Im nächsten Angenblick ergriffe« die Banditen die Flucht, rannte« quer über di« Straße in das Sanfhans deS Westens, wobei sie sich di« Verfolger und das WarenhauSper, sonal mit Revolvern vom Leide hielten, «nd ent kamen schließlich durch ein ebenfalls zu dem KaufhanS gehörendes Nebenhaus «ach der Pafiauer Straße z«. Obwohl das Ueberfallkommando und die Krimtnalpoltzes in wenigen Minuten zur Stelle waren, konnte man bisher der Täter nicht habhaft werden. Der heftig« Knall der explo- diereuden Feuerwerkskörper und der Rauch, -er durch die offrngebliebene Ladentür au« dem Geschäft herausbrang. hatten zwar sofort die Aufmerksamkeit de« Publikums auf den Laden gelenkt, aus dem dann gleich darauf, laut um Hilfe rufend, das Personal auf -ie Straße eilte. Unter dem all» emeine« Geschrei „Haltet de« Dtebl* setzte eine milde Jagd inter den beiden Räubern ein, die mit de« Revolvern in der Hand nach dem Eingang deS KanfhanseS de« Westens rannte«. Hier war man durch den Lärm bereits aufmerksam gemacht worben. Die vor dem Kaufhause promenierende Menge stob, als die Banditen mit dem Revolver in der Hand heraneilten, panikartig auseinander. Am Eingang des Kaufhauses stellte sich den beiden der dort postierte Portier entgegen, der den Versuch machte, wenigstens einen der Räuber festzuhalten. Dieser und sein Komplice richteten aber sofort ihre Waffen auf den Pförtner, der angesichts der entschlossenen Miene der beiden vor ihnen zurückwtch. Mit den Pistolen tn der Hand drängten sich die Banditen dann durch die zahlreichen Käufer i und sonstigen Besucher -eS Kaufhauses und entkamen in der allgemeinen Panik und Verwirrung. Bier Kommissare der Berliner Kriminalpolizei mit einem großen Heer von Beamten sind ununterbrochen unterwegs, um alle Schlupfwinkel derartiger Verbrecher zu durchstöbern, und etwaigen Spuren nachznsorschen. Bisher ist über ein greifbares Resultat noch nichts bekannt geworden. Bor allen Dingen sind alle in Frage kommenden Stellen in- und ans. ländischer Polizeibehörden, Juwelengeschäfte. Pfandleihen usw. von der Tat in Kenntnis gesetzt worden, und man hat ihnen, soweit das nach den Angaben der geschädigten Geschäfts- tnhaber möglich war, eine Beschreibung der geraubten Juwele» übermittelt, damit bei ihrem etwaigen Auftauche» im Handel sofort zugegrifsen werden kann. Ungewöhnlich stark ist diesmal die Beteiligung des Publikums an den Ermittlungen der Kriminalpolizei. Die Ermittlungen der Kriminalpolizei habe« ergeben, baß eS sich hier «« eine« von langer Hänb vor, bereiteten, sehr sorgfältig anSgeführteu Plan handelt. Gesehen worden sind beim Einbruch nur zwei der Räuber, aber die Polizei rechnet bestimmt damit, daß mindesten» eine dritte Person, die Schmiere stand, gleichfalls in die Tat verwickelt ist. Auf die Ergreifung der Täter wurde für die Wiederherbet schaffung der geraubten Werte eine Belohnung von insgesamt 16 000 Mark auSgesetzt, und zwar hat das Polizeipräsidium 8006 Mark und die geschädigte Firma 12 600 Mark auSgesetzt. Ein Lon-oner Postkrail waqenausqerau-t. London. 26. Sept. „Sunday Expreß* berichtet, baß der In halt eines PostkrastwagenS deS Londoner Postamte», der Diamanten, Perle«. Geldbriese «nd Scheck» i« Werte von 86 666 Pfund Sterling enthielt, gestern «acht ge, ktohle« wurde. Der Führer deS Wagens wird vermißt. Hun derte von Polizisten haben die Suche «ach dem Täter ans, genommen. sW. T. B.) . Schon wieder ein Eisenbahnattenlak! Und wieder Schuljunge«. Kanfbenren, 26. Sept. Bor der Durchfahrt eine- Güter- zugeS von Kaufbeurcn nach Schongau wurde eine Anzahl großer Steine auf daS Gleis gelegt. Nur der Aufmerksamkeit des Zugführers ist es zu danken, daß kein Unglück geschehen ist. Der sofort etngeleiteten Untersuchung gelang eS, als Täte« zwei Schuljungen anS Linde« festzustcllcn. Erst kürzlich wurde auf der gleichen Strecke ein ähnlicher Anschlag verübt. Orkankaka'krophe in Brasilien. Bisher 206 Tot«. Paris, 26. Sept. Einer Meldung des „New Aork Heralb* zufolge ist die südbrastlianische Provinz Sao Paulo von eine« Orkan heimgcsucht worden. Die Stadt Jtambe «urde vollständig zerstört; bisher wnrde« 266 Tote ge borgen. lW. T. B.j EinStu-renrakwegenLandesverraksverljaskel Berlin. 36. Sept. Wie die „Tägl. Nundsch* berichtet, ist der bis vor kurzem am Realgymnasium In Haspe tätig ge wesene, dann als Studiendirektor nack Wartenburg tn Ost« Preußen berufene Stubicnrat Dr. Goldman« wegen Landes« oerratS verhaftet und in daS Untersuchungsgefängnis t» Elberfeld eingcliefert worden. Dr. Goldmann, der früher Kreis, und Provinziallandtagsabgeordneter der Zentrums« fraktion in Hagen In Westfalen war. wird beschuldigt, mili tärisch wichtige und geheim zu haltend« Objekte an eine ehe- mal» feindliche Macht verkauft zu haben. Er soll seine Brr- fehlungcn bereit« teilweise etngestanden haben. Dr. Gold- man« war während des Krieges Ballisttker bei Artillerie- stSbeu. ' «