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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 25.02.1917
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1917-02-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19170225026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1917022502
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1917022502
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1917
-
Monat
1917-02
- Tag 1917-02-25
-
Monat
1917-02
-
Jahr
1917
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Vrerlmer Nachrichten Nr. 84 Avrv oitiSo <Sofsi7 am s»««abeud ade»». An der Artois Front wurden mehrere englische Erkiindungsabteiliiiigeu abgewiesen. .im S o m i» «Gebiet haben die Engländer einzelne, von uns aufgegebene verschlammte Stellungsteile besetzt. An der Ehampagne griffen die Franzosen die von uns am >.>. «Tediuar gewonnenen Linien südlich von üiipvnl an: die Angriffe sind gescheitert. Llond iseorge erklärte im llnterlmuse. der ichließ- iicke Erfolg deo Bierverbandes hänge von -er Lösung der Schisssraumickiwierigkeiten ab. Der englische Oberbefehlshaber ,n Irland hat ver füg,, dan den verhafteten Personen verboten wird, in Ir land zu wohnen. W i l i v n Hai sich nach einer amilichen Mitteilung da hin entschieden, den Senat zu einer außerordentlichen Tagung zum ö. Mär; cinzuberuscn. Die französische Negierung nahm den öster reichisch ungarischen Vorschlag auf Austausch von Geistlichen und Zivilarzten an. Tie Königin von Mninänien ist in Iassn bet einer Amofahrc verletzt ivoiden. Tie Deutsch e n i n E h i l c haben für und und unsere Verdüiideiei! wieder 88 IW Mk. zu wvtzltätigen Zwecken gesain mell. .in den Dresdner Schulen wird am Montag der Unterricht wieder ausgenommen, Und zwar im allgemeinen oerkür,t und schichtweise. wtnnt übrigens seit dem letzten irischen Aufstand immer mehr an '."öden und nur ein starkes Aufgebot englischer Truppen vermag die empörten Iren in Schach zu halten. Außerordentliche Tagung de» amerikanischen Senat». I» Washington wird amtlich milgeteilt: Präsident W i l' o n bar sich dahin entschieden, den Senat zu einer außerordentlichen Tagung zum 5. März cinzu- berufen. «W. T. B> Tie llnrnhen aus Kuba Ter Pariser „Herald" meldet aus Neuyorl: In Ha- o a n n a iKiiba! wurde wegen Fortdauer der lokalen ll n - r >i b e n der militärische Sicherungszustand lBelagerungs- /.iisiand) ertläri. ^rauzöflsche Maßnahmen gegen EchifiSverlufte. Laut Lnoner Blättern hat UnterstaatSsekretär Naik einen Geietzesainrag cingebracht, der die V c r > i ch e r n n g s Pflicht gegen Kriegsgefahr für alle französischen Schisse über :!"0 Toiiiiengehalt obligatorisch macht. Ferner wurde ei» GeseYeSantrag betressend Anmeldepflicht von K u p s e r b e ü ä n d e ii aller An von der Niegierung eingebracht. iW. T. BI Tie jran iisische Prämie ans die Bcriiichinnq eines Unter seebootes. Der Pariser ..Ezeelsior" wendet sich gegen einen von cuiigcn Deputierten eingebracGen Anirag aus Gewährung einer P r ä in ie von >">00 0 00 ,T ranken an die Be- 'gltziing jedes SchisseS, das ein Unterseeboot ver ieirlr, lind erklärt, Bauern, Arbeiter und Bolk dächten, wie groß doch die Unterseeboots-Gefahr sein müsse, wenn man denen, die sie bekämpfen sollten, soviel Geld biete. Tie Erklärungen der französischen und englischen Regierung zur Uiltersoeboois-Gcsain' hätten die öffentliche Meinung envas gehoben. Jetzt müsse man aber von neuem befürchten, daß d i e B e v ö l 5 e r u n g i n S ch r e et e ii g c r a t e. lSSTB.» Trohcuder Lebeusmittelmangel in «Frankreich. Senaior Bcrengcr veröffentlicht im „Paris Midi" einen Leitartikel, der große Entmutigung verrät. Er lchrcivl wörtlich: Um kämpfen, arbeiten, aushalten und siegen zn können, müssen wir essen können. Die besiegte Rai io» wird jene sein, die zuerst des Hungers stirbt. Die Taaneldcr sind jetzt ebenso wichtig wie die Schlacht felder: ei» Saatkorn wiegt eine Granate, ein Pflug eine Kanone ans. Tie Frühjalirsiaat ist für unS wichtiger als die große Offensive, die uns bestenfalls einige Hektor Wüsteneien einbringen kann. Besiandsausnahme von Lebensmitteln in Frankreich. Tie von der französischen Regierung verfügte Bestands aufnahme der Lebcnsmittclvorrätc in den französischen Einfuhrhäfen wurde auf die Borräte in allen franzö sischen Städten über Wut»» Einwohner ausgedehnt, soweit cs sich um die Borräte von Handelsfirmen und Handels- gcseilschasren handelt. Ter französische Ernte-Anssall. Ncrcki Angaben des „Mann" will die französische Regic- :ung durch die Ziviliiiovilisieruiig hauptsächlich eine Besse rung der landwirischasllichen Lage erreichen, die infolge der chlechlen Ernte--Aussichtcn einen Ausfall von HO vis g.ä Millionen Doppelzentnern gegenüber dem Norinalsabre ergeben werde. Dreier Ausfall an Getreide könne durch Ankauf vom Auslände nicht gntgcmacht wer den. iW. T. B.i Ter Koblenmaugel in Frankreich. Ter Schweizerische Prcßtelegravh meldet: Infolge des o ,, le!, ni a n g c l s der oiassabrik mußte die Beleuchtung in Bordcaur gänzlich eingestellt werden. („Köln. Ztg."l „Baumeister Solueh." rckauspiel in j Akte« »»» Henrik Ibsen. N c u c i n st u d i c r n n g im Kgl. Schauspielhaus a in 2 0. «Februar 1017. Tie Wiederaufnahme von Ibsens „Baumeister S o l n c ß ", der, 1802 geschrieben, 1002 vom Dresdner Schauspielhaus erstmalig gespielt worden ist. jetzt also ein Bicrtcljalirlmndert alt ist, kann zu eingehenden Betrach nuigrii über den Wechsel in der Wirkung von Kunstwerken Anlaß geben. Karl Schesfler hat das Wort von der „Ibsen- Tärmneruiig" ausgegeben und damit sagen wollen, daß manches, vielleicht vieles in Ibsens Dramen für uns bereits gealtert sei und daß sich die kritische Beurteilung des Themas Ibsen von neuen Standpunkten aus bemächtigen müsse. Dagegen ist gar nichts einzuwenden. Es ist bei dem schnellen inneren Ablauf der Entwicklung in den letzi- i-ergangenci, Jahrzehnten ganz natürlich, daß die gciell- 'chaststriiischen Forderungen, die neuen Erkenntnisse der uaiiirivisseiischasttich erneuerten Psncholvqic und alle mög lichen Schlagwvrte der Zeit längst überholt, erfüllt, erledigt oder sonstwie abgetan sind. Was man also aus Ibsens Dramen herniishörtc als Zeitsvrderiingcn und was cinü >c> viel Staub aufwirbelte und den norwegische» Lchrist- gellcr als aufwühlenden, ja aufrührerischen Agitator er scheinen ließ, das iü in höherem oder geringerem Grade gegenstandslos geworden. Soweit Ibsen nun selbst >n dielen Zeitbcdiiigiiiigen darin srcctic, wirkt er begreiflicher weise heule veraltet, und alle?, was an seinen Werken dürr und nerstandcsgemäßig ist. das gedankliche Gerippe, klappert im Winde. Aber > ins ist zu bedenken. In Abwandlung öcs bc- kaniucn Wortes von Lichtcuberg könnte man sagen: Wenn ein Drama und eine Zeit zusainmcnstvhen und es klingt hohl, so muß nicht allemal das Drama daran schuld lein. Wir wissen heute aus Briefen Ibsens und aus Erinnerun gen seiner Freunde. daß er z. B. weit davon entfernt war, ,n „Nora" Stellung zur Irauenfragc zu nehmen. Die Kritik der Zeit sali aber fast nichts anderes in dcm neuen Schauspiel als dies« Seite und hat dementsprechend je nach Fragen deö französischen Heeres« »«» Mart«e.«nafchuNes. Laut „Petit Parksicn" beschloß der Heeres- und Ma rine-Ausschuß des französischen Senats, in gemeinsamer Sitzung den Kriegs- und den Marineminister über Iragen de« «Flugwesens und «Tragen der Ber te i d i g tt n g gegen U n t e r s e c b v o t e zn hören. Ol» UM Französische Hoffnungen. k. In einer Marmeladenbüchse, die dem französischen Kriegsgefangenen Georg Fl. im Vager Altengraboiv au« Varls zngestellt wurde, fand sich bei der Prüfung der Sen- düng ein Brief vom lU. Dezember lvlo. der einen be merkenswerten Elnblict in die französische Ltlmmung ge stattet. Es heißt darin: „Kasse wieder Mut. mein Lieber, vielleicht sind wir dem Frieden nahe. Deutschland hat — eS iü wirtlich wahr — den Alliierte» ein Friedensangebvt gemacht, doch zweifle ich. daß wir es «mnebmeii. Wenn es nur vvn und abl,tilge, würde e», glaube tü>. bald ein Ende geben: aber d i g E » g l ä n d e r haben uns in der Hand, sie find stolz und wollen von nichts hören. «Bi» z»m Ende," sagen ne. Bis zu welchem Ende? frage ich. Sie willen die Berilichiuilg Deutschlands, das Ende seines Militarismus. AVer d>rs ist nicht sv leicht. Man vernichtet eine so furcht bare Macht nicht vollständig, und wenn diese Herren, die Engländer, ihr Wort halten wollen, würde eö. glaube ich, noch sehr lange dauern. Denn entgegen dem. was gesagt wird, fehlt es Deutschland an nichts. Du wirst einsehe», daß ein so starkes Ball nicht bezwungen werden kann. Das kann man nicht erwarten Biclleicht hat die Diplomatie mehr Aussicht, uns den Friedrii.zu bringen, oder besser irock: eine Revolution sollte die Dinge cndlicti in Ord nung bringen." Italienisch« Besorgnisse. ßl. Die „Tribuna" äußert a» leitender Stelle neuer dings die Besorgnis, daß die Mittelmächte «ine große Ostensive an der italienischen Front unter nehmen könnten. Es sei daher »vtwendig, daß der Italic nischen Krönt von seiten der Verbündeten mehr Ausmerk- samkett geschenkt werde. Denn ein empfindlicher Schlag, der Italien träfe, müßte notwendigerweise seine schwe- r c n R ückwirkun g e n auf die allgemeine Widerstands kraft der Entcirtc ausüben. Oinzelheite« von der Ostfront. A» der Ostfront war in den letzten Tagen die Gcsechto- lätigkeit lebhafter. Größere Operationen sind allerdings infolge des Winters auch setzt noch ausgeschlossen. Bon besonderer Bedeutung ist der letzte deutsche Erfolg bei Mestecanesci , der allen russischen Bersuchcn, sich der deutschen Querverbindung im goldenen Bistrlztale zu bemächtigen. - einen neuen Riegel vorschob. Im Oitoz- Tale wurden russische Gegenangriffe abgewiesen, während ein Borstoß der Armee des Erzherzogs Joseph bei Slanie Erfolg hatte. Die Zähigkeit, mit der die Russen hier Wider stand leisten, gilt wohl vor allem der Sicherung des E t a p v e n z c n t r u in S Tirgul-Ocna, das bereits im Bereiche des Artilleriefeuers liegt und die Bcrviiidung mit den weiter nördlich stehenden Gebirgstruppen bildet. Kür die Mittelmächte haben sich indessen die 'Verhältnisse in Rumänien im Lause des Winters durch Wiederherstellung und Ausbau des rumänischen Bahnnetzes und Straßen netzes bedeutend gebessert. Inzwischen nimmt die deutsche Taktik lokaler Boistößc im Osten ihren Fortgang. Dem erfolgreichen Einbruch in die russische Stellung bei RaduleSci an Ser Putna-Frviit folgten am 22. Iebruar Borstöße östlich Zlvczow und nordöstlich von Brzezann, von denen ersterer. wie gemeldet, 250 Gefangene mit drei Offi zieren und zwei Maschinengewehren einbrachle. Diese Bor- stöße zeichneten sich durch die gründliche Borvcreitung, das ganze Zusammenarbeiten von Stoßtrupps, Artillerie, Minenmcrscrii und Ilicgern, die raschen Erfolge und ge ringen eigenen Berluste aus. Nach kurzer aber wirkungs voller Artillerievorbereitung, die besonder- bemerkenswert durch die rasche Außergcfechtsetzung der gegnerischen Bat terien war, brachen die Stoßtrupps in die feindliche Stellung vor. In der durch das Sperrfeuer abgeriegeltcn Zone war unter Trümmern und Toten der Rest der Besatzung mora lisch erschüttert und konnte ohne Schwierigkeiten und Ver luste gefangen cingebracht werden. iW. T. BI Amtlicher bulgarischer Heeresbericht vom Ll. Kedruar. M gz c d v n i s ch c I r o n t: An der ganzen Front ziemlich schwache Artillerietätigkeit. In der Gegend von Bitvlia und Moglena hin und wieder Gewehr-, Maschinen gewehr- »nd Minenseuer. Auf dem rechten Wardar-Ufcr und 'üblich von Scres Pairouillengcfechte. Rumänische Front: Zwei Mvnitorc cröss- »cleu vom Suiiiia-Kanal' ans «Teuer gegen Tulcca. wurden aber durch Artilleriefcuer versagt. Gegcnseitigieö «Teuer der Posten bei Isaceea und Mamuhdia. lW. T. BI Ei« Unfall der Königin von Rumänien. l>. Russischen Blättern zufvlge ist die Königin von Rumänien in Iassn bei einer Autvsahrt zu einem Militärlazarctt s ch w c r verunglückt. Als ibr Wagen eine sehr belebte Straße entlang fuhr, blieb plötzlich ein klein esMädchen mitten auf dcm Fahrdamm stehen. Der Führer wollt« auswcictien und bremste, aber infolge eines Defektes versagte die Bremse, das Auto fuhr mitten in einen Laden und blieb dort stehen. Sowohl die Königin wie der Ehausscur wurden durch GlaSsplittcr nicht un erheblich verletzt, und «s heißt, daß die Königin auch noch innere Verletzungen davongetragen hat. ihrem Standpunkt das Kunstwerk entgelten lassen, was auf Rechnung Ser Zcitstimmnng zu setzen war. Mit „Bau meister Solneß" ging es so: Äkau sah — auf der Höhe oder aus der Tiefe deS Naturalismus — bei seinem Erscheinen in dem Schauspiel den verworrensten, mnstischsten Unsinn, die schrullenhafteste Einkleidung des absurdesten Gedankens, ein Stück, in dem der Aufstieg zur Spitze des Turmes als Lnmbol der Berstregenheit selbst erschien und der Sturz des Baumeisters Solneß vom Gerüst demnach vielfach wie eine gerechte Strafe begrüßt wurde. In der Freude dar über ging man an die Deutung der Snmbvlc nach d'r Methode, das, man „Snmbol" mit „Allegorie" verwechselte. Ein slawischer Ltiidentenverei» fragte bei Georg Brandes an, ob Hilde Wangel den Katholizismus oder den Pro testantismus bedeute . . . In der Art. Neben diese naive, aber nicht vereinzelt dastehende Aiissassungswcise halte man iniii eine briefliche Aeuße- rung Ibiens vvm 27. Dezember 1802: „Gerade diesmal lag es mir besonders am Herzen, die geschilderten Ge stalten richtig gedeutet und beleuchtet und namentlich ihre Eigenschaft als Wirklichkritsmeiilchen betont zu sehen." 'Welchen ganz anderen Schein wirst dies Wort auf Solneß. Hilde, Alinc, wie werden sie in diesem Lichte von innen her durchleuchtet und ans abstrakten Schemen zu blutvollrn Menschen gemacht! Nur richtig deuten muß man sic und richtig beleuchten, dann weicht die Dämmerung wie ein Nebelschleier. Im Gegensatz z» manchem früheren Drama Ibsens wird im „Solneß" keine „ideale Forderung" ge stellt. es ist ein Stück ohne moralische Lehre im Sinne der Fabel, oder wenn etwas dergleichen darin ist, so ist cs mit Ibiens eigenen Worten bezeichnet: „Die Lolncsse mögen nur zugrunde gehen, wenn nur Hilde bleibt und ihre Mission sortsetzt, bis sie''dem starken Mann begegnet, der imstande ist, schwindelfrei zu sein." Ein Rus an die Zu kunft. an die bauende Kraft der Jugend, das ist das Stück vom Untergang des morbid gewordenen Künstlers, der die dämonischen Mächte in seiner Brust nicht mehr bewältigen kann, io daß er fallen muß, überlastet mit wirklicher und Lingebildclcr Schuld der Vergangenheit. Wann hätten wir für diesen Steg neu aufbaucnder, zukunftsfroher Iugendkraft mehr Verständnis »ölig als jetzt? DaS bc- Zsnsur und Politik. In der „Frankfurter Zeitung" finden wir folgende Aus führungen: «Unter den ainerikantschen Korrespondenten, die kürzlich mit Herrn Gerard au» Berlin abgerclst sind, befindet sich ein -Herr Earl W. Ackermann, Berichterstatter -er „Uiiitrd Preß". Dieser Herr hat sich, kaum nach Parts ge langt, der sranzösischen Presse zur BersUaung gestellt und veröffentlicht im „Ivurnal" Berichte über Deutschland, die, wie sich von selbst versteht, uns schaden ivllen. Es bedarf lrines Hinweises darauf, daß eine un gewöhnliche Schäbigkeit der Gesinnung vorhanden sein muß. wenn ein Journalist, noch dazu einer mit dennchem Name», gegen das Land, in dem er soeben noch freundlich ausgenom men worden war. und kraft seiner Stellung al» Vertreter der neutralen Presse besondere Bergünsilgungcn genoß, so fort nach dem Verlassen zu Felde zieht. Indessen beschäftigt uns nicht der persönliche Elmrakter des Herrn Ackermann, svnder» eine Angabe, die er unter der Ueverschrtst „Die Manöver der Zensur" mack», und die, weil sie leine täglichen Berufserfahrungen in Berlin brlrisft, nicht unbe achtet bleiben kann. Er schreibt: Monaie hindurch war es den aincriiänllchen Korreipoirdcnten verhole ii. ihren «lällciii oder Ihre» Agentur»« traenö etwas zu telegraphieren, was sich in den im Rcichslage ober tm preußi sche» Landtage gehauenen Reden gegen Herrn Wilion oder die Bereinigten Staate» richtete. Ebensowenig hatten sie die Ermäch tigung. die hilieren Anklagen wetterzugebril, die von Männern, wie Herrn o. H c » d c b r a n d , gegen die amerikanische Neutralität oder gegen den „diplomaiischen Biull" der Bereinigten Staaten erhöhen wurden. Es wurde ihnen auch »ich! erlaubt, dem Kabel die O rt lärmigen amtlicher Personen anzuvertraurn, die da sagten, die Bereinigten Liaalcn sollten nur den Krieg erklären, da ia ihre Neuiräiiiäi ohnehin ein leeres Wort sei, denn sK schickten ja der Onienic Lchiise voller Kriegsmiltrl. AndcrieitS ist hinzuzu- kiigen. daß einige von den amerikanüchen Korrespondenten ln Berlin mit dem Auswärtigen Amte so gut stehen, daß ße nach »cm Abbruche der Beztriuinacu sich die Revision des Wortlautes ihrer !eiegrainiiie durch das Presteburcau des Auswärtigen Amtes geiallen ließen, so daß das letztere sich ihrer bediente, um Sic amerikanische Meinung hinter» Licht zu führen. BvrauLgeietzt, doß Ackermanns Angabe» der Wahrheit entsprechen, sv scheint uns liier eine sehr bedenkliche H a n d h a b u ii g der Z ensur vorzuliegcn. Wir haben die von der Reichstegiermig nach langem Bedenken iurd Schwanken gegenüber Amerika eingeschlagenc Politik gut- gehelßen. weil die allgemeine Lage kaum eine andere an die Hand gab. Das kann uns aber nicht verhindern, au^- zusprechkii. daß ein solches Hineiiikvrrigieren in die neutrale Berichterstattung, wie es hier der deutschen Zensur ange- kreidet wird, unznlässtg ist und dem deutschen Inter esse widerspricht. Es ist die Aufgabe der Korrespov deuten, ihren Zeitungen das uiitzuteileil. ivas in dcm Laude ihres Aufenthaltes vvrgehi, nicht aber das. was der R c g i c ru n g d i e s c s L a n d e s g c i a d e z u i a g t. Wenn es wirklich der Fall gewesen sein sollte, daß die amerika nischen Kvrrcsvondenten in Berlin verhindert wurden, die Stimmungen in Deutschland so zu schildern, wie sie ihnen erschienen, so kann damit schwerer Schaden gestiftet worden sein. Ist cs nicht sehr wohl denkbar, daß man fick» tu Washington, gestützt auf die Rachrichten in den Zeitungen, allmählich in die Meinung cinlevtc, daß in Deutschland tm großen und ganzen alles mit der Politik der Regierung ein verstanden sei, während diese doch, wie wir wissen, in der össentiichen Meinung und derjenigen einflußreicher eiv- zclner mit Widerständen zu rechnen gehabt hat. deren Eiu- sliiß sich nick» übersehen laßt'? Ohne Zweifel glauben die Zensoren immer, das Wohl des Vaterlandes auss beste zu fördern. Die «Trage ist aber, ob ihre Zuständigkeit zur Be- urteitiiiia dessen, was politisch vvn Nutzen ist uno was nicht, immer voll ausrcicht." Eine Rede des bayrischen Ministers v. Brettreich. >>. In der bäurischen Abgeordnetenkammer erklärte der Minister des Innern v. Brett re ich. daß wir iu den nächsten Monaten einen sicheren Anteil von Fett und Milch envartcn dürfen: weiterhin würden Frühkartoffeln und Frühgcmüse helfen. Wir müßten aber sparen in Stadt ii ii d Land. Tie Landwirtschaft ui üsse ihre ganze Kraft ciiisetzen und sic müsse mit allen Mitteln unterstützt werden. Ebenso müßten aber auch die vom Erzeuger nicht benötigten Produkte mit ollem Nachdruck ergriffen werden, um unser aller Versorgung zu sichern. Wenn wir so Vorgehen, werden wir durchhatten, haben keinen -H n n g e r f r i e d e n zn befürchten und können dem letzien schweren Wafscnkainpf mit Ruhe entgegensehen. Die städtische Bevölkerung und Arbeiterschaft hat sich mit großer Ruhe in die Verhältnisse gefügt, die Sammelstellen auf dem Lande werden weiter ansgcbaut werden. Stadl und Land müssen verstehen lernen, daß cs für sienuretne grvßc Gemeinschaft gibt. Die Milchwirtschaft sei zurzeit unrentabel. Mit einer begrenzten, aber ange messenen Erhöhung der Milchprcisc sei zu rechnen. «Tür die von den Fremden in Bayern verbrauchten Nah rungsmittel habe die Regierung nachdrücklich Ersatz leistung verlangt. Er, der Minister, habe zuerst persön lich, dann schriftlich die Einführung eines Abrechnungsver- sahrcns unter den Bundesstaaten angeregt. Die Verhand lungen seien noch nicht erledigt, wenn 2Tancrn keinen Er satz erhalte, so müsse es zu seinem Bedauern -cm Fremdenverkehr einen Riegel vvrschicben. Eine Erhöhung des Bierkontingents sei ausgeschlossen, und die Einführung der Bier karte sei nicht zu vermei den. Die bestehenden Schwierigkeiten werden andauer», denn cs gehe uins Ganze, um Sein oder Nichtsein der Na tiv». Versage Stadt oder Land, so sei unser Schicksal ent schieden. Darum müßten mir unsere ganze Kraft zu- deutet uns heute ein Werk wie „Baumeister Sokueß", und das Schicksal de» Dramas ist damit als ein Beleuch- tllngswechsel der Zeiten entschieden. In diesem Spät- werte Ibsens lebt der Dichter, und der versinkt nicht in Dämmerung. Daß er damals so, heute so und irgend wann wieder anders gesehen und beleuchtet werden kann, beweist, daß ihm doch Ewigkeitswerte lnnewobnen, die immer ne» zu erwerben sich lohnt. Wirklichteitsmcnschen hiiizuslcllen ist nun die Ausgabe jeder Ausführung, die den „Baumeister Solneß" in seinen lebendigen Kräften enthüllen will. Früher konnte man sich gar nicht genug daran tun, den doppelten Boden des Dialogs, der voll ist von mnstischen, spukhaften und ge heimnisvollen Klängen, hervorzukchrcn, den Baumeister in ein geschwollenes llcbcrmeiischcntum hineinzutrcibcn, Alinc zur wandelnden Allegorie der Trauer, Hilde zum Troll und boshaften Dämon i» Mädchengestalt zu machen und den ganzen Ton des Stückes aus einen ahnungötiefen -Snmboiisiiliis aufzuliniieii. Die Ausführung im König lichen Lchaiijpielhaiise hat bewiesen, daß cs auch anders geht, »ein, vielmehr, daß man Ibiens Wert nur mit reiner Menschlichkeit und gesunder Natürlichkeit anfasseii darf, um das. was echt darin ist, zum Erklinge» zu bringen. Wenn Paul Wieckc als Solneß seine Leelenleidrn als einen Kamps seines Willens mit den „Helfern und Dienern" der Tiefe, dem „Troll" durchringt. wenn sein Glaube an die Wirkung des Willens in die Ferne Geheim nifse der siimpathrtischen Seclcnzuftänüe preisgibt, wenn er zwischen Kraft und Gebrochenheit schwankt, von Angst vor der Vergeltung und vor der Jugend, die an dle Tür klopft, gerüttelt, so ist das alles nur die individuell gefärbte, menschlich ohne scdcii „Symbolismus" verständliche Form eines typischen Erlebnisses. Heute, im Zeitalter der draht losen Telegraphie und der Radioaktivität, sind wir von seelischen Fernwirkungcii überzeugter als sc. obwohl sie uns um nichts verständlicher geworden sind. Darum er scheint uns die bcztehungsreichc, vollgestopfte Sprache Ibsens natürlicher als einst, zumal wenn ihre Sprecher sich des das Unerklärliche verhüllende» Wesens bewußt sind und darum ihre Offenbarungen mit natürlicher Urberlegenheit geben, scherzend, spielend mit den geheim-
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