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Nr. 39« Seile 5 — »Dresdner Nachrichten* — Dienstag. LZ. August 1«7 Neuyork hat London überflügelt. einige statistische Rek,rd,isser«. — Jetzt »te größt« Stabt der Srde. Biele Jahrhunderte lang war London dt« Hauptstadt der Welt, seit dem Kriege und durch den Krieg verlor eS seine Vor machtstellung an Neuyork und mutz sich jetzt mit dem zweiten Platz begnügen. Ob diese Entwicklung sich auch ohne Weltkrieg vollzogen hätte, ist eine offene Krage. Tatsache ist, daß die Handelsmetropole der Bereinigten Staaten heute die größte Stadt der Welt ist. da sie mit den Bor. städten zusammen — das sogenannte Groß-Neuyork —, acht Millionen Einwohner zählt, eine halbe Million mehr alS Groß. London. In bezug aus Ausdehnung steht Neuyork in ganz Amerika an erster Stelle, mit Ausnahme von Los Angeles, dessen Vorstädte mit Rücksicht auf die erhoffte Zukunft der Film-Hauptstadt angelegt wurden. Nach einer kürzlich er schienenen Beschreibung bedeckt die Hauptstadt die Riesenfläche von 318 englischen Geviertmeilen. Neuyork ist auch die dichtest bevölkerte Stadt der Erdkugel. Auf den Acre letwa 110 Hektar) entsallen 545 Menschen, mehr als doppelt so viel wie in London und Tokio. In jeder Stunde werde» durchschnittlich 17 Menschen ge boren, 8 begraben und 18 verheiraten sich. Die Geburtsziffer ist höher als in der englischen Hauptstadt, die Sterblichkeit da gegen geringer. EvlumbuS Eirele, der große Platz am Broadway, ist die verkehrsreichste Stelle der Welt. Täglich kommen dort 50 000 Fahrzeuge aller Art vorbei, während Piccadilly Circus in London es nur auf 30 000 bringt. Broadway und Fulton Street haben auch die größte Zahl von Fußgängern auf zuweisen. nämlich 113 000 täglich. Bon den Eiuivvhnern NeuyorkS sind zwei Millionen im Ausland geboren. Daß in Neuyork mehr Juden wohnen, als in irgendeiner anderen Stadt der Welt, ist bekannt. Durch die Banken gehen jährlich 215 Milliarden Dollars, das Dreifache des Umsatzes der Londoner Banken. Die Ein- und Ausfuhr beläuft sich aus 3,2 Milliarden Dollar jährlich, gegen 2.8 in London. Die Sparkassen-Einlagen sind in der er wähnten Statistik mit 2,7 Milliarde» angegeben. Die Stadtverwaltung kostet jährlich 876 Millionen, die Schuld der Stadt beträgt 1>« Milliarde. Bon den 05 000 An gestellten der Stadt sind 13 500 Polizisten. 7000 Feuerwehr männer und 8700 Straßenfeger. Den Höhenrekord in Wolken kratzern hat zurzeit das Woolworth-Gebäude mit 702 Fuß inne. Es folgen das Gebäude der Metropolitan-Versicherung mit 700 und bas Singer-Haus mit 612 Fuß. Zehn Bauten haben einen Wert von mehr als je 10 Millionen, 60 Gebäude einen solchen von über 2 Millionen. Jede 51. Minute entsteht ein neues Ge bäude in Neuyork. Ter Hafen hat eine BollwerkSlänge von 578 englischen Meilen, gegen 200 Meile» in London. Die Zahl der Anlaufs tage beträgt 775, der Umsatz des Hafens täglich 17 Millionen Dollar. Jeden Tag werden etwa 100 Schisse klariert. 45 Pro zent der Anssuhr und 53 Prozent der Einfuhr der Vereinigten Staaten gehen durch den Neuyorker Hafen. 210 000 Touristen verlassen jährlich den Hasen. Die Fähren befördern täglich 250 000 Passagiere. Der Hasen ist so groß, daß sechs der größ ten europäischen Häfen in ihm Platz finden würden. Die Weltstadt hat auch die beiden größten Bahn höfe der Welt, die der Grand-Central- und der Penn sylvania-Linie aufzuweisen. Durch Grand-Central gehen jähr lich 40Millionen Fahrgäste. ES ist auch der kostspieligste Bahn hof der Welt, da er 115 Millionen Dollar geschluckt hat. Mit Eisenbahn und Fähre kommen täglich eine Million Menschen nach der Manhattaninsel. Für Beförderung innerhalb der Stadt — über- und unter, irdisch, sowie zu ebener Erde — bezahlen die Fahrgäste jährlich 2,7 Milliarden. Die Untergrundbahnen sind zwanzigmal länger als in London. Eine Million Menschen überqueren täglich die Brooklynbrücke und die beiden anderen Brücken des Ost flusses. Neuyork ist auch die größte Fabrikstadt der Ver einigten Staaten, sie stellt mehr Waren her als Chikago und Philadelphia zusammen. 850 000 Menschen sind in der In dustrie beschäftigt. Von den 62 Milliarden des Wertes der amerikanischen Industrie entfallen 5.2 Milliarden auf Neuyork. Die Zahl der öffentlichen Schulen beträgt 550, in den Gemeindeschulen werden eine Million Kinder unterwiesen. Die Steuerzahler bringen dafür 100 Millionen jährlich auf. Für neue Schulgebäude wurden in den letzten 25 Jahren 268 Millionen ausgegeben. Den Unterricht versehen 25 000 Lehrer und Lehrerinnen. Die öffentliche Bibliothek der Stabt verleiht IN Million Bücher. Der Lebensmittelverbrauch beläuft sich jährlich auf 50 000 Waggonladungen Früchte und Grünwaren, 320 Mil lionen Kilogramm Butter, Käse und Geflügel, N Milliarde Kilogramm Fleisch. Täglich werden IN Million Brote ver zehrt, ferner 300 000 Schock Eier. Neuyork hat 185 Theater, darunter die vier größten der Welt, und 577 Lichtspielhäuser. Die Zahl der Theater besucher beträgt eine Million täglich. Die Oper kostet den Bürgern 10 Millionen jährlich. Für das Seelenheil der Bewohner sorgen 1500 Kirchen. Die katholische St.-Patricks-Kathedrale hat 4500 Sitzplätze. Sie hat 5 Millionen Dollar gekostet. Die im Bau befindliche protestantische Johannes-Kirche wird nach ihrer Fertigstellung die drittgrößte und zweithöchste Kirche der Welt sein. Neben 2 700 000 Protestanten wurden 1400 000 Katholiken und 1500 000 Juden gezählt. Weitere Zahlen aus der atembeklemmenben Statistik: 108 öffentliche Anlagen, der größte Zoologische Garten der Welt mit über 1000 verschiedenen Tierarten, 1500 Hotels mit 275 000 Betten, fünfmal so viel wie in Paris,' 122 Groß-Waren- häuser, von denen zehn mehr als 10 Millionen Dollar jährlich umsetzen; 216 Krankenhäuser mit 45 000 Patienten. 6 Mil lionen engl. Meilen beträgt die Länge der Telephondrähte, die Länge der Kloaken schätzt der Statistiker aus 2500 engl, Meilen. Einen würdigen Abschluß bilden die 500 000 Autos, von denen 15 000 Taxameter sind. I,. 8. Vermischtes. Schwerer Unfall an Bord elnes -eulfchen Minen suchers. Am Frettagnachmittag wurden auf dem Minensuchboot »51 133" durch Explosion eines kleinen Sprengkörpers «in Mann der Besatzung schwer und zwei leichter verletzt. Die Verletzten fanden Aufnahme im Marinelazarett. Trotz sofort vorgenommener Operation ist der schwerverletzte Oberhetzer Franz Matz noch im Laufe des Abends gestorben. Die Ur sache der Explosion ist noch nicht festgestellt. Die Machk der Einbildung. Im Medizinischen Institut für Homöopathie in Neuyork hat man kürzlich einen interessanten Versuch angestellt. An 50 Studenten wurden Kapseln verteilt, von denen die meisten harmlosen Milchzucker, einige aber auch ein Präparat ent- hielten, das gewisse Vergiftungserscheinungen, wenn auch durchaus ungefährlicher Art, hervorruft. Die äußere Auf- machung war bet allen Versuchspersonen natürlich die gleiche, so daß keiner wußte, wa» er bekam. Jeder hatte nun den Inhalt seiner Kapsel etnzunehmen und alle krankhaften Sr. fcheinungen, die er an sich bemerke« würde, alsbald z« melden. Als erste meldeten sich nun sonderbarerweise die jenigen, welche die Milchzuckerpräparate eingenommen hatten, und — was das Ausfallendste ist — es zeigten sich gerade bet dielen viel heftigere Vergiftungserscheinungen als bet t«»e«. denen die wirklichen Giftstoffe auSgehändtgt waren.— Diese eigenartige Tatsache läßt sich nur durch eine Art un bewußter Autosuggestion erklären. Ei« SerlchlsurleU üder»»vteb» auf da» erste« Blick" Der Gerichtshof von Nancy hatte sich vor einigen Tagen mit einer für Liebesleute sehr wichtigen Frage zu befassen. Er mußte darüber entscheiden, ob es Liebe aus den ersten Blick gäbe oder nicht. Ein junger Offizier war von den Ettern eines jungen Mädchens wegen Entführung der Tochter, angeklagt worden mit der Beschuldigung, daß er sie zu Zwecken des Mädchenhandels mißbrauchen wolle. Auf den Einwand des Offiziers, daß er das Mädchen aus Liebe entführt habe, er- widerten die Eltern, dies« Behauptung könne nicht richtig sein, da der Offizier ihre Tochter nur einmal gesehen habe. Schon am nächsten Tage hätten die beiden jungen Leute ein Rendez vous gehabt, und am Abend desselben Tages sei die Entfüh rung vor sich gegangen. Der Leutnant begründete diese aus fällig« Erscheinung damit, daß sie beide zueinander eine heftige Liebe aus den ersten Blick gefaßt hätten. Die Eltern zweifelten daran, daß so etwas vvrkvmme. Nun hatte der Gerichtohvs die Entscheidung, ob es Liebe auf den ersten Blick gäbe. Tatsächlich hat der Gerichtshof seine Begründung auf diesen Punkt gestellt. Interessant aus dem gesamten Urteil ist die Feststellung der Liebe, die folgendermaßen lautete: Die ganze Erfahrung des Menschengeschlechts weist daraus hin, daß Liebe auf den ersten Blick eine vollendete Tatsache ist. Fast jeder Mensch wird be reits einmal einen geheimnisvollen Zug verspürt haben, der Liebe bedeutet, wenn er irgendeinem anderen, ihm bisher un bekannten Menschen begegnet. ES ist ein geheimnisvolles und zärtliches Gefühl, das uns einen uns bisher ganz fremden Menschen so ungemein lieb und vertraut macht, daß wir sogar für ihn zärtlich besorgt sind. Bet der allgemeinen Gleichgültig keit fremden Menschen gegenüber wäre das nicht möglich, wenn eS sich nicht um Liebe handelte. Die Liebe aus den ersten Blick wurde sogar noch öfter in Erscheinung treten, wenn die Men- chen, die aus den ersten Blick Liebe zueinander empfinde», ein ander nicht -cs öfteren völlig unbekannt wären. Aber auch dann bleibt diese Liebe in der Erinnerung als ein köstliches Gefühl zurück, selbst wenn der Anblick des geliebten Menschen nur wenige Augrnblicke gedauert hat. ES ist weiterhin klar, daß sich diese Liebe in einem späteren Zusammenleben erst zu einer wahren Seelenharmonie vertiefen muß. trotzdem man nicht annehmen darf, daß die erste Liebe aus den erste» Blick nur ein rein äußerliches Wohlgefallen bedeutet. ES leben im Menschen geheimnisvolle Kräfte, die sich zu dem Gefühl der Liebe auf den ersten Blick bei der Begegnung der in Betracht kommenden Charaktere verbinde». Insofern kann diese Liebe auf den ersten Blick schon eine Seelenharmonie darstellen, die durch späteres Zusammenleben entweder vertieft oder in anderen Fällen verflacht wird. Muß man Liebe auf den ersten Blick vvraussetzen, so kann man glauben, daß der angeklagte Offizier aus wahrer und inniger Zuneigung und aus dem Ge- iihl heraus, ohne dieses Mädchen nicht leben zu können, die Entführung vorgcnommen hat. Er ist also nur wegen Ent- iührung, nicht aber wegen versuchten Mädchenhandels zu be- 'trafen. Die Klage wegen Entführung nahmen die Elter» zurück. ES ist also jetzt zum erstenmal durch Gerichtsbeschluß fest gestellt worden, daß es Liebe auf den ersten Blick gibt, wobei »iese vielfach umstrittene Frage eine sehr lichtvolle Behandlung gesunden hat. Die Richter haben nämlich sich als ausgezeichnete Kenner des menschliche» Herzens bewährt und in feinster Ein- fühlung in menschliche Empfindungen die dunklen und geheim- nisvollcn Kräfte gekennzeichnet, die zwei Menschen zueinander hinziehen und von uns als Sympathie oder Liebe gekenn zeichnet werden. Auch die Beziehungen, die zwischen der Liebe auf den ersten Blick und der langdauernden Liebe der Ehe be stehen, sind von ihnen aufs trefflichste aufgezeigt worden, so daß diese geheimnisvolle Frage der Liebe aus den ersten Blick eine wirklich erschöpfende Behandlung gesunden hat ** Die Erschießung deS MSdchenmSrderS Sraemer in Freiendiez. In Ergänzung der Meldung über die Erschießung des Mäbchenmörders Robert Kraemer im Gefängnis zu Freiendiez erfahren wir noch folgendes: Robert Kraemer, der Anfang Februar d. I. vom Limburger Schwurgericht zum Tode verurteilt und seit dieser Zeit im Freiendiezer Zentral gefängnis untergebracht war, ist am Freitag früh von Gesängnisbeamten in Notwehr in der Zelle erschossen worden. Der Mörder, der nachts an sein Bett gefesselt wird, war am Freitag früh von seinem Wachtmeister entfesselt worben, da mit er sich anziehen konnte. Ungefesselt ließ der Wärter, ent gegen der Vorschrift, den Mörder einige Augenblicke allein, um Kaffee zu holen. Als er die Zelle wieder betreten hatte, stürzte sich Kraemer auf den Wärter, einem schwächlichen Mann. Als es nach heftigem Ringen dem Mörder gelungen war, dem Beamten den Dienstrevolver zu entreißen, flüchtete der Beamte aus der Zelle, verschloß die Tür und alarmierte durch die Alarmglocke das ganze Gefängnis, worauf von allen Seiten die Beamten herbeistürzten. Da Kraemer nicht zu bewegen war, die geladene Waffe abzugcben, richtete man zunächst durch verschiedene Oeffnungen in der Wand und der Decke -er Zelle einen Wasserstrahl auf ihn, dem er sich jedoch geschickt zu entziehen wußte. Darauf versuchte man mit Gewalt, dem Mörder die Waffe zu ent reißen. Sobald aber die Zelle geöffnet wurde und die Be- amten eindringcn wollten, richtete Kraemer den geladenen Revolver auf sie. In diesem Augenblick kommandierte der stellvertretende Gesängntsdirektor Feuer, und schon sank Kraemer von Schüssen getroffen zu Boden. Er starb nach wenigen Minuten. **Jm Streit den Hauswirt erschossen. AuS Ofsenbach wird ein Mord gemeldet. Der Erwerbslose Adam Adler aus Ofsenbach war durch ein gegen ihn erlassenes gerichtliches RäumungSurtetl in Aufregung versetzt worden. Im Verlauf einer Auseinandersetzung erschoß er seinen Hauswirt Fried- rich Weide! mit dem er in Unfrieden lebte- Der Mörder flüchtete darauf, stellte sich jedoch später selbst der Polizet. ** Ein Lastkraftwagen vernglückt. Nach Berichten a«S Nürnberg ist einer der Lastkraftwagen, die nationalsozia listische Sturmtrupps von Berlin nach Nürnberg brachten, Wischen Plauen und Hof verunglückt. Bei dem an letzter stelle fahrenden Lastkraftwagen versagte beim Hinauffahren auf einen Berg die Bremse eines Anhängers, so daß der Last- krastwagen nach rückwärts abrollte. Der Anhänger fuhr gegen einen Baum und schlug um. Fünf Nationalsozialisten wurden mehr oder weniger schwer verletzt. ** Aufhebung einer Geldsälscherwerkftatt. Die Polizei hat in einer Villa in der Nähe von Etchgraben eine Werkstätte zur Erzeugung falscher rumänischer Banknoten zu hundert Lei ausgehoben und die Täter verhaftet. Die Fälscher waren bisher über die Vorbereitungen nicht hinausgekommen, so daß noch keine einzige Banknote hcrgestellt zu sein scheint. ** Zwischenfall bei der St. Stephansprozessio« in Budapest. Anläßlich der St. Stephansprozession kam es zu einem un bedeutsamen Zwischenfall. Ein Mann aus der Menge wollte einen kleinen Letnensack tu der Richtung schleudern, wo sich der päpstliche Nuntius in der Prozession befand, doch wurde er daran von der Polizei behindert. Der Sack fiel ihm aus der Hand, und al» man ihn öffnete, fand man dartn einig« kleine Münzen, Hofenknöpfe und dergleichen. Dte Polizei- ärztliche Untersuchung ergab, daß der Mann an Paranoia leidet, so daß er in bas Irrenhaus gebracht wurde. ** Sin betrWrner Ehemann schießt i« vollbesetzte» Straßenbahnwagen. Sin betrogener Ehegatte feuerte tu einem vollbesetzten Straßenbahnwagen vor dem Pkrtsrr Nordbahnhof auf seinen Rivalen mehrere Revolverschüfse ab. Sein Gegner, sowie ein unbeteiligter Fahrgast wurden ver wundet. Dte Frau de» Attentäters erklärte, ihren Mann ver lassen zu haben, weil er sie häufig mit anderen Frauen be- trogen habe. Ueber seine Erfolge als Don Juan habe er sich noch vor ihr wichtig gemacht. ** Zusammenstoß zwischen Straßenbahn nu» «sendahn. Ein schweres BertzehrSunglUck ereignete sich tn Lderbourg. Ein Ettenbahnzug stieß beim Rangieren mit einem Straßen- bahnwagen zusammen. 15 Personen erlitten »um LeU schwer« Verletzungen. ** Siseudahnanschla, in «ordsrankreich. Wie »Matin" meldrt, sind am Sonnabend von unbekannten Tätern aut die Was war das Man«a? Die Expedition -er Hebräischen ttntversität in Jerusalem, die unter Leitung von Dr. Bodenheimer sich einige Wochen im Sinai-Gebiet aufhielt, um dte wahre Natur des biblische» Manna zu erforschen, ist jetzt zurückgeketzrt. Sie ist zu dem Ergebnis gekommen, daß es sich bei dem Manna nicht, wie man bisher annahm, um ein Erzeugnis der Pksmarix »mnnilcr» handelt, sonder» UI» ein hvntgartigeS Produkt von Insekten, die in jener Gegend leben. Beduinen des Sinai- Gebietes haben erklärt, daß in einem guten Jahr ein ein- zelner Mensch etwa drei Pftind von diesem sirupLhnttchsn Stoff sammeln kann. Wer soll sich massieren lassen? Früher galt die Massage bet den Aerzten nicht viel. Man hatte den Wert dieser Heilbehandlung, dte so alt ist wie die Heilkunst selbst, beinahe vergessen. Nur tn Badeorte» ge brauchte man sie noch, im übrigen wurde sie meist nur noch von Leuten ausgeübt, dte allerhand Krankenbehandlung aus- führten, ohne dazu besvuders vvrgcbtldet zu sein. Dte Heil- gymnasttk. also eine aktive Beivegungothcrapie, wurde dann tn Schweden wieder tn dte Heilknnst etngrführt und hat von dort aus eine immer stärkere und steigende Verbreitung in Deutschland gefunden. Aus dem schwedischen Turnen sind nun eine ganze Reihe von gymnastischen Methoden hervor- gegangen, die unter dem Begriff der Medtco-Mechanik zu- sammengefaßt werden können und auch die Massagebehand- lnng tn ihren Dienst stellten. Zur Behandlung der zahllosen Folgeerscheinungen nach Kriegsverletzungen haben sich dann Massage und Heilgymnastik ganz außerordentlich bewährt. Ja, sie lassen sich kaum durch andere Methoden ersetzen, leisten tn Verbindung mit Wärme und Heißluftbehandlung Hervor- ragendes und werden heute viel ausgiebiger auch bei Allgemeinerkrankungcn verwendet als früher. Die Aerzte haben den Wert der Massage erkannt und sich dte Ausbildung guter und geschickter Masseure besonders angelegen sein lassen. Die Technik der Massage ist nun zwar nicht allzu schwer zu erlernen. Viele erfahrene und geschickte Bademeister massieren ausgezeichnet, ohne jemals eine besondere Ausbildung in Anatomie und Physiologie, ja selbst in der Theorie der Massage erhalten zu haben. Dennoch erscheint es notwendig, um Schädigungen zu vermeiden, dafür zu sorgen, daß die- jenigen, die die Kunst der Massage ausüben, auch wissen, wie sie damit auf den Körper der Patienten einwirken. Ein Körperteil oder et« Organ, das nicht arbeitet, Süßt seine Leistungsfähigkeit ein. Ein verletzter Arm oder ein krankes Bein braucht aber Ruhe, um auözuheilen. Die Mus- kein und Gelenke werden wenig bewegt und verlieren, da die aktive Bewegung fehlt, ihre Kraft und Beweglichkeit, sie werden lahm und steif,- es können sich Verzerrungen und Ver krampfungen ausbildcn. Da muß die aktive Arbeit durch passive Massage ersetzt werden, doch muß daö zunächst mit Vorsicht geschehen, um nicht Krankheitöprozesse neu wieder aufftackern zu lassen. Hier ist eine und zwar die wichtigste Grenze der Massagebehaudlung angedeutet. Selbst ein ge übter Masseur kann nicht ohne weiteres beurteilen, oh ein Körperteil reif zur Massage ist ober nicht. Das kann nur der Arzt entscheiden, der den Verlauf des Krankheitsprozesses kennt. Der Masseur sollte daher bei Kranken die Massage lediglich auf Anordnung des Arztes auöüben. Die Massage wirkt zunächst auf dte Haut und dann erst auf die Organe ln der Tiefe, dte Muskeln, Bänder und Blutadern. Die Haut, die von der massierenden Hand bearbeitet wird, muß gesund und vor allem frei von Entzündungsvorgängen sein, die Blut adern elastisch und gleichfalls frei von Entzündungen. Eine frische Entzündung kann beim Durchkneten sehr schnell ver schlimmert werden und gefährliches Eiterfieber Hervorrufen. Diese Gefahren kann der gut vorgebildete Masseur mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit vermeiden, aber in der Zusammen- arbeit mit dem Arzt wird er sich auch in dieser Beziehung sicher fühlen. Ein anderes wichtiges .Krankheitsgebiet, da durch Massage günstig beeinflußt wird, stellt der MuSkel- rheumatismus dar. Man muß nur vorher genau wissen, ob es sich wirklich um einen echten Muskelrheumatismus handelt. Bei einem frischen Gelenkrheumatismus muß Man sich zum Beispiel schwer hüten, mit voller Kraft an den schmerzhaften Körperteilen herumzudrücken, und eine Neuralgie verträgt auch nur eine vorsichtige Massage. Steckt aber gar hinter dem angeblichen Muskelschmerz ein Eiterherd ober eine Venen, entzündung, so wird man durch die Massage nur Unheil au- richten. Gesunde Leute, die nur nervös sind oder an Fettleibigkeit leiden, können ohne ärztliche Anordnung massiert werden. Es fragt sich nur, ob ihnen nicht auf andere Weise Vesser ge holfen werden kann. Bet bequemen, fetten Leuten ist dte Massage oft weiter nichts als eine Unterstützung der Faulheit. Man hat dte Massage deshalb ja auch das Turnen der Faulen genannt. Wenn für reichliche Körperbewegung gesorgt und allgemeine hygienische Verordnungen eingehalten werden, kann auch eine regelrecht dnrchgeführte Ganzmaffage bet Fett- leidigen, z. B. nach dem Bade, eine günstige und erfrischende Wirkung haben. Sportsleute, Rennfahrer lassen sich trotz der starken körperlichen Anstrengungen, die sie bet ihren Rekord- leistungen ertragen müssen, regelmäßig massieren und erklären übereinstimmend, daß ihre Ausdauer, Frische und Leistungs fähigkeit dadurch wesentlich gesteigert werden. Die gleich- mäßige, passive Bearbeitung aller Muskeln durch die Massage ist sicher nach der einseitigen Ueberanstrengung einzelner MuS- kelpartien beim Radfahren und ähnlichen Sportarten sehr wohltuend. Auch der, der beruflich viel sitzen und stehen muß, sich wenig körperliche Bewegung machen kann, wird durch Massage eine gewisse körperliche Kräftigung erlangen können. Es ist aber nur ein Ersatz. Besser ist für den Gesunden die aktive Muskelarbeit tn Gestalt von Sport oder Gymnastik, bei der Uebungen gemacht werden, die systematisch alle Mus- keln üben und kräftigen. In Japan gehört die Körper- und Gesichtsmassage z« den alltäglichen Lebensbedürfnissen, wie bet uns das Waschen und Zähneputze». Ueberall auf den Straßen, tn den Badeanstalten finden sich Masseure, übrigens fast ausschließlich Blinde, die jederzeit Herbetgerufen werden können und ausgezeichnet arbeiten. Ich glaube, die Massage als Teil der allgemeinen Körperkultur, sollte besser durch gymnastische Uebungen ersetzt weroen. vr. O. L l'isekgscisvks Vaunonciscksn SstlwLsek« k/IMIsi- L e. W. I'kisl Erag«r Sir. SS, Nclie IUo,crInikr»tr.