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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 23.08.1927
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1927-08-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19270823018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1927082301
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1927082301
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1927
-
Monat
1927-08
- Tag 1927-08-23
-
Monat
1927-08
-
Jahr
1927
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 23.08.1927
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Frankreichs Uebersrem-ung. von Dr. FrttzRoepke- v'erlt«. In Deutschland ist dt« Uederfremduna «ln wirtschaft liche« Problem. <n Frankreich gilt sie al» «ine Gefahr für Nasse und Kultur. Die Volkszählung tm vorigen Jahr bat ergeben, das, der Bevölkerungszuwachs von 1V21 bi» 1VW nur den Fremdkämmigen zu verdanken ist. di« l»Si 1 Prozent und 1V2S 6 Prozent der Gelamtbevölkerung au». «m wirksamsten wird die Snlt«rpr«»a»anda »ei »en Sinder» betrieben, deren Sprache und Anschauungen noch nicht «nd- gitlttg geformt sind. Deshalb bemühen sich amtliche und privat« Stellen besonder» darum, die Sinder der Ein. gewanderten der französischen Volksgemeinschaft zuzuführen. Seit dem Jahre l882 besteht auch für sie die Schulpfltcht, und so werden augenblicklich allein in Pari» »0 000 kleine Aus länder. da» sind zehn Prozent aller schulpslichtigen Pariser 7tr. 3S4 Seile Z Sinder, zu französischen Bürgern erzogen. Der Unterricht und der Umgang mit den Klassenkameraden zwingt sie, sich de» Französischen zu bedienen und sich ihrer «tgentltchen Muttersprache zu entwöhnen. Mit allen diesen Mahnahmen und Mitteln hofft bi« sranzbstsche Negierung, der Gefahr der Ueberfremdung zu begegnen, die Bildung geschlossener artfremder Gruppen in dem französischen Volkstum zu verhindern und die not wendige Blutzufuhr vorzunehmen, ohne den Organismus zu zersetzen. machten. Frankreich befindet ssch in einer unangenehmen Zwang», lag«. Der Srteg bat ihm eine» Verlust von über zwei Mil- ltonen arbeitsfähiger Menschen eii^gebracht. der durch die geringe Geburtenzisser und die Landflucht noch fühlbarer wird. Frankreich brauchte und wird noch lange den fremdstämmtgen Zustrom brauchen, um seine Industrie In Gang zu halten, seine Kohle zu fördern und seine Aecker nicht brach liegen zu lassen. Ungefähr ein Drittel der Kohlennrbcitcr ist pol nischer Nationalität: in einigen nordöstlichen DevartementS haben sich regelrechte polnische Dvrser gebildet, die ihren eigenen Pfarrer, manchmal sogar ihren eigenen polnischen Lehrer haben. In Marseille und einigen südöstlichen Städten gibt eS rein italientsche viertel, in den landwirtschaftlichen Gebieten der GaS- cogne italienische Kolonien, für deren faschistische Gesinnung häufige Besuche des italienischen Konsuls sorgen. Diese zweieinhalb Millionen Frcmdstämmtge versorgen also Frankreich mit der notwendigen Arbeitskraft, aber sie bedeuten auch für das Land eine zweifache Gefahr: entweder sie vermischen sich allmählich mit der einheimischen Be völkerung und bringen einen neuen, von der überlieferten Form verschiedenen Schlag hervor: oder sic schlichen sich ab. bleiben ihrem Volkstum treu und bilden eine un erwünschte nationale Minderheit, einen Fremdkörper im sranzölischen Staate. Die zweite Gefahr erscheint den Franzosen weit gröher, offenbar wegen der ständigen faschistischen Kontrolle über die Volksgenossen im Ausland und des bemühten italienischen AuSdebnungsdranges. Um dieser Getahr zu entgehen, gibt es nur ein Mittel: die Aufsaugung der Fremd, stämmigen innerhalb des französischen BolkStumS. Gelt zwei Jahren beschäftigen sich Kammer und Senat mit der Frage, wie diese Aufsaugung durch Aenderung der gesetzlichen Bestimmungen zu ermögliche» ist. Augenblicklich kann man bereits französischer Bürger werden, wenn man drei Jahre lang das vom Justizmlnister verliehene Nieder. lassungSrccht besitzt oder mindestens ein Jahr mit einer Fran- zösin verheiratet ist. In anderen Fällen muh für die Naturalisation ein zehnjähriger ununterbrochener Aufenthalt in Frankreich nachgewiesen werden. Diese Bestimmungen sollen in nächster Zeit, wahrscheinlich noch in diesem Jahr, geändert werden. Geplant ist der Fortfall des Nicderlassungs. rechts und die Naturalisation nach dreijährigem Aufenthalt tn Frankreich: Herabsetzung der Altersgrenze für die Ein. bürgerung von 21 auf 18 Jahre, um jungen Ausländern Gelegenheit zu geben, im französischen Heer zu dienen, ohne zur Fremdenlegion ihre Zuflucht nehmen zu müssen. Ferner soll die französische Frau, die einen Ausländer in Frankreich heiratet, «hre Nationalität behalten, falls sie nicht auS- drücklich die ihres ManneS annimmt. DaS bedeutet, dah eS dem legitimen Kind einer solchen Mutter nicht wie bisher mehr freistehen wird, die französische Nationalität ein Jahr nach Erlangung der Grohsährigkeit abzulehnen: eS ist ohne weiteres Franzose. Man strebt vor allem danach, die leicht assimilierbaren Elemente, wie Italiener, Spanier, Belgier, französische Schweizer cinznbürgern und hofft, die Zahl der Naturalisationen, die setzt schon bisweilen wöchent- lich die Summe von 1200 erreicht, noch wesentlich zu steigern. Künftig will man auch die Einwanderung rationalisieren und methodisch überwachen. Aehnlich wie die Bereinigten Staaten, will auch Frankreich sich gegen die Einwanderung kranker oder moralisch minderwertiger Elemente schützen. Die Industrie, tn der sa die meisten Ausländer beschäftigt sind, unterstützt manchmal die Absichten der Regierung, um die Bildung von geschlossenen fremden Kolonien zu verhindern. So siedelt zum Beispiel die Gesellschaft der Grube» von Anztn tn der Nähe der belgischen Grenze in ihren Arbeiter. Gartenstädten Polen, Franzosen und Spanier gemischt an. um die Fremden der Beeinflussung durch da» französische Element anszusetzcn. Berlin baut einen Riesenlusthafen. Vereinigung von Staaken und Tempelhof. Berlin. 22. August. Die Stadt Berlin trägt sich zurzeit mit dem Gedanke», den der Zeppclin-Gcscllschaft gehörenden Flughafen Staaken zu erwerben, Ihn gewissermaßen als Borslughasen für Tempelhof auSzubaucn. Die riesige Ent- Wicklung des Luftverkehrs tn de», beiden letzten Jahren hat zur Genüge bewiesen, dast diese Bewegung in den nächsten Jahren sehr wahrscheinlich einen viel stärkeren Aufschwung nehmen wird, nachdem in diesem Frühsahr durch Berhand- lungen die groften internationalen Anschlüsse nach Westen und Norden, ebenso aber auch nach dem Südosten fertig, gestellt worden sind. Der Flughafen Tempelhof soll gleich, falls erhebliche bauliche Veränderungen erfahren, und die Flughafcngefellfchast rechnet damit, daß das bisherige Linien netz noch sehr stark wird ausgedehnt werden müssen. Zu diesem Zweck würde es sich als notwendig erweisen, weitere Gebäude für die Reisenden auszusühren, und es würde natür lich auch erforderlich werden, noch weit mehr Maschinen als bisher in den Dienst des Luftverkehrs zu stellen. Tempelhof würde mit einem Wort nichts anderes werde», als ein riesiger Lustbahnhof. Ebenso wie bei der Bahn, ist eS aus diesem Grunde nötig, beizeiten Platz zu schaffen für die Unterbringung der vcrkehrsmaschineii und für Reparatur- Werkstätten.' Auch muffe» Ueberuachtungs- und Aufenthalts- räume für die Piloten errichtet werben. Zu diesem Zweck will man auf das sehr günstig gelegene Staakener Gelände zurückgrctfen und mit der Zeit sollen dorthin auch alle die großen Schuppe» verlegt werden, die setzt noch zur Unter, kunft der Flugzeuge tu Tempelhof dienen. Man rechnet damit, daß noch in diesem Herbst ein Uebereinkommen zu- standegebracht werden wird. Radlosender für Ozeanflieger? Berlin, 22. Aug. Nach einer soeben bet der Deutschen Lufthansa eingegailgeneii Mitteilung aus Amerika wird aus Grund der bei den Flügen gesammelten Erfahrungen amerikanischer Piloten den Bewerbern um de» 25 000-Dollar- Prcis, der für die erste Durchführung eines Fluges von Europa nach Philadelphia auögesetzt ist. dringend emp fohlen. nicht ohne Nadioscndcgcrät an Bord ihrer Maschine den Tranöozcanflug zu unternehmen. Der nächste Bewerber um den Preis, Kon necke, hat diese Forderung bereits er füllt und verfügt über ein Sendegerät, das die Maschine nicht übermäßig beschwert und das besonders bei Nacht eine recht beachtliche Reichweite besitzt. Die Forderung, ein leichtes zuverlässiges Funkgerät mit großem Aktionsradius zu liefern, ist inzwischen auch von der deutschen Funk industrie bereits ausgenommen worden. Wenn auch die letzten Versuche noch nicht abgeschlossen sind, so läßt sich doch schon so viel sagen, daß aus Grund der Erfahrungen, die man mit der kurzen Welle gemacht hat, auf diesem Ge biete Ergebnisse erreicht worden sind, die alle bisherigen Ver suche wett in den Schatten stellen. Die Zeppelin werke haben bei einer der größten deutschen Firmen ein Sende gerät in Auftrag gegeben, das bequem in zwei Handkoffer untergebracht werden kann und ein Gewicht von l00 Kilo gramm nicht übersteigt. Die Reichweite dieses Kurzwellen senders ist jetzt so groß, daß das mit ihm versehene Luftschiff ständig mit der europäischen ober mit der amerikanischen Küste im Nachrichtenaustausch stehen kann, da die Labora torienergebnisse überaus gute Erfolge gezeitigt haben. Zweifellos dürfte ein solcher Sendeapparat in kleiner Form 'ehr bald auch für Flugzeuge hergestellt werden, so daß ein ständiger Nachrichtenaustausch über 600 bis 80v Kilometer am Tage und etwa 1200 bis 1500 Kilometer in der Nacht erreicht werden könnte. Keine Spur von den Konoluiu-Fliegern. <Durch F u n k I p r u ch.) San Franziska, 22. August. Auch in den letzten 21 Stun de» wurde keine Spur von den Honolulu-Flie gern entdeckt. In allen Kirchen von Honolulu und in Flint im Staate Michigan, wo Mrs. Mildred Doran wohnte, wur den Bittgottesdienste abgchalten. In der Metho distenkirche hatten Freunde ihren Kirchenplatz mit Blumen geschmückt. 1W.T.B.) Slurmweller in England. «Durch Funkspruch.s Lon»on, 22. August. Aus den meisten Teilen dcö Landes wird heute stürmisches und nasses Wetter gemeldet, wie es seit fünfzig Jahren im August nicht erlebt worden ist. Im Kanal wütet nach wie vor heftiger Sturm. Alle Ver gnügungsfahrten nach der Insel Wight sind eingestellt worden. In Eastbourne wurde wegen des hohen Seeganges das Baden im Meer untersagt. Sogar in London erreichte die Windgeschwindigkeit über dreißig Meilen die Stunde. Neue Wendung in Südchina. Die Rordirnppcn wieder auS Nanking vertrieben. Peking, 22. August. Der Artillerie der Nanking-Armee ist es gelungen, die Rordtruppen, die sich in Puka « festgesetzt hatten, ans ihren Stellungen zu vertreiben. Das Bangise. Tal wird daher wieder von den Südtnippen allein bcherncht. Die Stadt Nanking ist nicht mehr vom Feinde bedroht, fo daß bereits in den nächsten Tagen ein Teil der Hankaner Behör den »ach Nanking verlegt werden bürste. Die für Nanking wieder günstiger gewordene militärische Lage hat jetzt zur Folge, daß in Kreise» der Nanking-Ncgie. rung gegen die völlige Kapitulation vor der Hankau-Negie- rung von neuem Sturm gelaufen wird. Man verlangt den Rücktritt verschiedener führender Persönlichkeiten der Ha». kau-Ncgteruiig. Die Einigung der Kiiomiiigtang ist wieder in Frage gestellt. Infolge deS Rückschlages bei Pukau hat Tschangtsolin die Ossensioe gegen Nanking eingestellt, um nun gegen den Peking bedrohende» General Fengyu- siang vorzugehen. (TU.) Englisch - chinesische Schiebereien am Ianglse. London, 22. August. Einer Agenturmelduug auS Hongkong zufolge wurde der britische Zerstörer „Sir dar" von Maschinengewehren vom Südufcr des Jangtse gegenüber Kamantschau In der Nähe von TsinktangS beschossen. Er er widerte das Feuer mit vicrzölligen Geschützen und Maschinen gewehren. Die Chinesen sollen durch das Feuer des Zer störers sechs Manu verloren haben. Der britische Zerstörer erlitt keine Verluste. Wie ans Nanking gemeldet wird, dauert dort die Beschießung militärischer Objekte durch die Rordtruppen an. Von Pukau aus wird mit Gewehren und Maschinengewehren gefeuert. Da die Beschießung von Kaufsahrteifahrzeugen von den Flußusern her erneut cinsetzte, fahren die Schisse wieder geschlossen und unter Bedeckung. Heute wurde ein eng lisches Schiff unterhalb Nankings beschossen. Das Feuer wurde durch das englische Kriegsschiff „Woodlark" zum Schweigen gebracht. Der Kreuzer „Hawkins" mit dem Admiral der chinesischen Station an Bord, hat zum Schutze des britischen Eigentums in Nanking eine Marincsoldaten- abteilung gelandet und dann seinen Weg flußaufwärts nach Wuhu fortgesetzt. Paris, 22. August. Die Agentur Indo Pazifique meldet aus Schanghai: Etwa 1000 aus Nanking kommende Soldaten, die auf Hangtschau vorrücken sollten, seien an der Stelle, wo die Eisenbahn unterbrochen sei. aufgehalten worden. Trotz der erfolgten Rückgabe der Tragflächen des englischen Flug zeuges bewachten die englischen Trnppen noch immer die Eisenbahnftrccke. Alle in Kanton verfügbaren Truppen seien in Schtukwan zusammengezogen, um zu verhindern, baß vor der möglichen Wiedervereinigung der einzelnen Verbände der Kuomintang von Nanking und Hankau ein Einfall in die Provinz Kwantung unternommen werde. Doro-in unS Galt» in -er Mongolei. Riga, 22. August. Wie aus Moskau gemeldet wird, ist Frau Bvrodtn dort eingetroffen. Sie äußerte den Wunsch, bald wieder zu ihrem Gatten nach China zurückzukehren. Boro bin und Galin befinden sich gegenwärtig in der Mongolei, wo sie die Einladung der Hankau-Regierung erwarten. Ihre Tätigkeit tn der Mongolei ist bereits so gut wie abgeschlossen. Um einer Verhaftung durch Tschangt- solin zu entgehen, werden sie sich auf dem Flugwege nach Nanking begeben. Borodin ist zum Ehrensoldaten der mongolischen Armee ernannt worden. (TU.) Die erste Darstellerin -er Iphigenie. Z» Corona Schröters 125. Todestage am 28. August. Ihr kennt sie wohl: sie Isis, die siel« gefällt: Al» eine Blume zelot sie sich der Welt, Zum Muster ivuchS da» schöne Bild empor, Vollendet nun, sie Ist » und stellt e» vor. ES gönnten Ihr die Musen jede Gunst, Und die Natur erschuk in Ihr die Kunst. So häust sic willig ieden Reiz ous sich, . Und selbst dein Name ziert, Corona, dich. Mit diesen Versen feiert Goethe sin dem Gedicht, das er seinem verstorbenen Thcatermeister Mieding widmetet die Sängerin und Schauspielerin Corona Schröter, die zu den Frauengestalten des klassischen Weimar gehört. 1751 in Guben als Tochter eines Musikers geboren, war sie eine der frühreifen reizenden Erscheinungen des sterbende» Rokoko, schon als vierzehnjähriges Mädchen trat sie in großen Konzerten zu Leipzig auf, zu der Zeit, als Goethe dort seine Studenten- johre verlebte. Damals schon war er entzückt von ihr ge- wesen, und als er nach Weimar kam. erst als Gast deS Herzogs Karl August, bann als sein Mitarbeiter und Minister, war sie eine der ersten Künstlerinnen, djc er »ach der kleine» Stadt nachholte. die sich letzt zu einem Mittelpunkt des geistigen Deutschland entwickeln sollte. Damals schilderte Wieland ihre Erscheinung: „Da treffen wir im Park Goethe» tn Gesellschaft der schönen Schrötcrln an, die in der unendlich edlen attische» Eleganz Ihrer ganzen Gestalt und in ihrem ganz simpeln und doch unendlich rafft- nterten und tnstdioscn Anzug wie die Nnnwhe dieser an mutigen Felsengegenb auSsah". Wie sie le'M sich damals, auf der Höhe ihrer Laufbahn, gesehen hat. zeigt nock, heute Ihr be- kanntcS Selbstbildnis als Iphigenie mit dem schwärm"-"chcn Blick, den verklärten Ausdruck ihres Gesichtes, über daS ein weicher Zauber hingegossen ist. Wirklich, die Musen hatten ihr kaum eine Gabe versagt: neben einem virtuosen Maltalent wirkte sie als Sängerin und Schauspielerin bei den von Goethe und der Herzogin Amalie veranstalteten Ltcbhaber- auiilihrungen mit, sie musizierte und komponierte, sie ver- tonte Goethe» Singspiel „Die Fischerin", das den „Erlkönig" enthält, und sie war die erste Iphigenie bet jener denkwür digen Erstanissthrnng. in der Goethe den Orest und der ver zog Karl August den PyladeS spielte. Auch bei der ersten Aus. führung jener „Fischerin" hat sie mitgewirkt und ist die erste gewesen, dir den „Erlkönig" in ihrer eigenen Vertonung vor- getraaen hat. Corona» Gestalt ist für immer mit der Erscheinung Goethe» und den Erlebnissen seiner ersten Weimarer Zeit verflochten. Die Beziehungen de» Dichter» zu seiner ersten Iphigenie sind fast ebenso umstritten wie trotz aller Ber- össentlichungcn sein Verhältnis zu Frau von Stein. Soviel aber scheint klar, daß er seine Zeit der Schauspielerin ebenso wie der Frau des Herrn von Stein widmete und daß Corona ihm tn den ersten Jahre» sehr nahe gestanden hat. Goethe selbst hat einmal gesagt, daß seine erste Weimarer Zeit durch Liebschaften mannigfach verdunkelt gewesen sei — ob unter diese auch Corona Schröter zu begreifen sei, ist müßige Kom bination. Auch das bleiben unfruchtbare Erwägungen, welche Frauen Goethe als „Modell" benutzt habe. I» Corona das Vorbild der Iphigenie zu sehe», wie cs geschehe» ist, dürste ganz abwegig sein: aber vielleicht haben einige ihrer Züge in Philinens Erscheinung ein ewiges Denkmal gefunden. Ihre Laufbahn war sehr glanzvoll, aber kurz. Nach -er Auflösung des Liebhaber-Theaters zog sie sich von der Bühne zurück und lebte I» Weimar als Lehrerin des Gesanges und der Maleret. Sie starb am 23. August 1802 in Ilmenau, wo sie in der Bergluft vergeblich Heilung von einem Lungen- fciden gesucht batte. ' p. VV. Kunst und Wissenschaft. Sine unbekannte Goethe-Ausgabe. Dem Bibliophilen Leopold Hirfchberg ist eS gelungen, eine bisher unbekannte Goethe-Ausgabe aufzustöbcrn. über die er in der Monatsschrift „Die Literatur" berichtet. Es sind gerade 100 Jahre her, daß Goethe sich entschloß, leine Werke tn einer „vollständige» Ausgabe letzter Hand" selbst zu redi- girren und bei I. G. Cotta in Ststttgart erscheinen zu lasten. Daß er sich das Verlagsrecht teuer bezahlen ließ lwic Hirsch- berg meint mit über 20 000 Taler) war sein gutes Recht. Anderseits kann mau eS Cotta nicht verdenken, wenn er mit aller Macht de» unverschämten Nachdruckcrn begegnete: und so hielt er es offenbar für daS beste, sich von den Fittichen des sogenannten „durchlauchtigsten deuCchcn Bundes" über schatten zu lasten. Trotz alledem konnte er nicht verhindern, baß bas Appenzeller Städtchen Herisau ihm schon 1835 eine zwölfbändige großformatige „Wohlfeile Bolköausaabe" mit Bildern in den Weg warf, die — nach der Seltenheit ihres heutigen Vorkommens zu schließen — völlig ansverkanst sein muß. Aber Cotta hatte noch einen gefährlicheren Konku» rentcn — i» Parts. Dort hatten die „T6tot srdreS" 1835 eine „Bibliothek der besten älteren »nd neueren Schriftsteller" er scheinen zic lasten begonnen und mit Goethe in fünf Ouart- bänden den Ankana gemacht. Diese „Verleger" konnten, da der Autor sie ja nicht» kostete, etwas auf äußere Ausstattung verwenden: ste gaben der Ausgabe drei Porträt», acht Um risse von Moritz Netzsch zum Faust und acht Vignetten von Gcosfron bei. Sie hatten sogar die Dreistigkeit, die Be merkung „Unter des durchlauchtigsten deutschen Bundes schützenden Privilegien" mit auf den Titel zu setz,-,,. Hirsch- bera will diese von ihm aufgcfundene Goethe-Ausgabe zwar nicht als Unikum bezeichne», ste ist aber der Goethe-Forschung tatsächlich bisher unbekannt geblieben und weder von Goedekc, noch von Hirzel, Kltppenberg und Mener in ihren Goethe-Katalogen verzeichnet. s Dresdner Theatcr-Spielplan für heute. Opernhaus: „Tanzfinfonic": „Josephslegende" f>§8). Schauspielhaus: „Prinz Friedrich von Homburg" f^8>. Albert-Thcater: Geschlossen! Residenz. Theater: „Ich Hab' mein Her, in Heidelberg verloren" s>48). Die Komödie: „Fräulein Josehie, meine Frau" f-^8). s Berliner Oper. Die Inszenierung von Krencks Jazz- oper „Jonny spielt auf" für ihre Berliner Erstaufsüh- rung in der Städtischen Oper ist dem Regisseur Karlheinz Martin übertragen worden. — Zu den ersten Neueinstudie- rungcn der Städtischen Oper gehört Cherubinis „Wasser träger" und die tn Berlin seit langem nicht mehr gehörte orientalische Oper „Dfamileh"" von Bizet. s* Aufdeckung eines berühmten Werkes der Dürer-Zeit. Schon bisher wußte man. daß das ehemalige Karmclilerkloster tn Frankfurt a. M. 1517 tm Aufträge der Kaufmannsbruder- schüft St. Anna, die dort tagte, durch den Stuttgarter Maler Jörg Ratgeb auSgcmalt morden war. Von diesen zu ihrer Zeit hochberühmten Gemälden war nichts mehr zu finden, als ganz zerstörte Reste im Kreuzgang. Jetzt ist man bei Rcstau- rationsarbeiten auf eine sehr gut erhaltene, große Landschaft», kompositton RatgebS gestoßen. Ihr Gegenstand ist die Be- frciung des Klosters Karmel von den Türken durch Ludwig den Heiligen von Frankreich, der mit seiner Flotte den Be- drängten z» Hilfe kommt. Neben der hohen künstlerischen Be- deutung des Merke», das vor allem eine für lene Zeit ganz außerordentliche Meerlandschaft zeigt, tritt noch der knltur. geschichtliche Wert der Entdeckung, da die Kostüme und be- sonders die Schiffe ganz getreu der Zeit um 1617 entsprechen» ivtkdergegeben sind. 1- Der internationale Rundfunk »nd das Antorenrecht. Am l. September sollte von Londön aus das sogenannte Em- pire Broadcasting der Rundfunk für alle Länder be» Bri tischen Reiche», in Betrieb gesetzt werben. Im letzten Augen- blick haben sich jedoch große Schwierigkeiten heranSgesteilt. die auf dem Gebiet deö Autorenrechte» liegen. Die Leitung de, britischen RetchSfunkstelle erhielt zahlreich« Znfchrlftea
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