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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 23.08.1927
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1927-08-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19270823018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1927082301
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1927082301
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1927
-
Monat
1927-08
- Tag 1927-08-23
-
Monat
1927-08
-
Jahr
1927
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 23.08.1927
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Nr. 304 Zelle 2 ».L-revoner ^racyrilyiffn de» sie schöner, gröber und von einem längeren Bart umwallt, argen seht,» »«t ihr ander« -«nnxlche«. die bet vnftertschen darsrellt, als ihn die religiösen Bilder »eigen,- sie macht.Hpter siimpio«at<lch find: die Sucht. «in« Rolle »u spielen, da« Schmerzen seinen Leidensweg mit und unterscheidet/»ygkVilch > eigene Ich In d«» Vordergrund »u schieden. Die ist in den am Kreuz das Aramäisch der Juden und das Lateinskii Römer. Taöei brechen ihre eigene» Wun»««le aus. Me tilgt toeenhast bleich und slill. au« dem Haar dringt das Blut d«r Dornenkrönung und ditdet halb verkrustete Blutstreis«» llt«> den langen, die Hände und Füg« «rechen auf UU« tl» der H«r«e gegcnd dnrchiränki sich das Hemd mit Irischen Bklltipu»«». »ach dem K renztoü erhebt sie sich wie nach einer schwer »»erstanden«« Krankheil, blab, müde, aber in ihrem Wesen nngekiinftelt. »«- ivinnend. bescheiden. Mit unendlicher Geduld cinpsängi sie dir vielen Besucher, die sie schon aus ihrem Krankenlager sehen dursten, beantwortet ihre ost törichten Frage»,-Und »esg» — wenn auch ungern —- die dnnkelroten Wundmal« au ihren Haltden. Ta,lieblich wirb noch berichtet, dah sie durch ihr lie bet auch andere Kranke geheilt haben soll, so eine Fra» im Oes von der Bauchwassersucht. Tie selbst aber schränkt daS dahin ein, dah sie andere durch ihr Gebet wieder »um Glauben zinücksühren könne. Eine Fülle von Tatsachen, die — man kann das ohne Nebertreibung sagen — die Auge» der halben Welt auf Kon. nerSrenth und sein Kind, Therese Reumann, gelenkt haben. Bergeblich sucht der forschende Menschengeist nach Erklärun gen im hergebrachten Zinn. „Wunder" sagen die Gläubigen, durch die sich Gott in einer entzauberten Welt den Seinen ossenbart. Und zweifellos hat das Geheimnis von KonnerS- rentl, zunächst i» Bauern schon eine» kräftigen religiösen -ln- trieb gegeben, der immer weitere Kreis« zieht. Die katho lische Kirche selbst hält sich allerdings vorsichtig zurück. Sie hat Therese Nenmann ganz in ihre Obhut genommen und be obachtet gileS aufs gengneste, was nin üe vvrgeht. Aber die kirchlichen Behörden vermeiden es bisher, ein abichtteüendc« theologisches Urteil über den Eharaktrr dieser Phänomen« -- ob natürlich oder übernalltrlich — zu fällen. Wi« aber ver hall sich die Wissenschaft und wie urteilen grundsätzliche Skep tiker. deren Weltanschauung den Wunderglauben pon vorn, herein aus'chlient? Ein großer Teil von ihnen glaubt schnell fertig zu sein mit zwei Tchlagworten: Schwindel oder Hysterie! Das eine ist falsch. daS andere reicht zum min desten nicht and. Alle Beobachter, auch wissenschaftliche Autori täten die in KvnnerSrenth waren und sich ernsthaft mit dem Problem beschäftigt habe», stimmen darin überein, daß ein Betrug, wenigstens bewuüter Betrug, so gut wie anögeschlos- sei» ist. Dazu ist die Kontrolle viel zu scharst die von der Kirche aiiSgeiibt wird in ihrem eigenen Interesse: denn eine Entlarvung der Seherin als Schwindlerin würde ihr mehr schaden, als die „Wunder" nühc» können. Die kirchlichen Be hörden sind deshalb in diesem Kall besonders skeptisch und so rigoros, dak sie Tkereie -Nenmann bei Tag und Nacht von Nonnen überwachen lassen. Aber auch die andere Erklärung „Hysterie" erklärt nichts: sie gibt nur eine Diagnose und »ach fachärztltchem Urteil nicht einmal eine ausreichende. Hysterie heißt vor allem: der Wille, krank z» sein. Der iü bei Therese Nenmann allerdings vor handen. sogar in hohem Maße. Sie betrachtet ia ihr Leiden als eine Gnade Gottes, als eine Prüfung und Aufgabe. Da- genr , . . Wundern, die »o« ihr «»»gehen, demütlg, ein« Letderin und Dulderin. Und selbst wenn man die vielfachen Heilungen und sogar dt, Stigmata gl» Erfolge von htzftenschen Wünsch«« des iaßrelanKe». intensiven Willens, die Wunden Ehrifti «« d«to,n»en — anleben «lll. so oersaat doch dl,se Erklär««« öit d«r Faß«»«rscheinun». Hier kann kein« „«rhadene" reli giöse Htzsttzri, »vrllegenr denn bl, Theres« Nenmann wünscht diesen Zustand oss«nbar ga« nicht, wenn si« auch nicht ivillrnt- kich dag«g«n ankämpst. Sie kann eben nicht essen und si« »«rfäüt doch nicht dabcl. Beispiel« lange» Aasten» soll «» b«. lande«» l» der Hetligengeschicht« »war gebe»: aber all« dies« wellt» »rrßürgten Fälle verschwinden g«genikd«r d«m d«r Vherksr dkenmann, die seit vier Jahren fast ohne alle Nah rung lebt. Sin bekannter Berliner Arzt, der die Kranke un tersucht hat, erklärt: „Ehe ich an einen Umsturz der Neu ordnung glaub«, ehe ich glaub«, da« ei« Mensch, der wenig. stenS 8»oo biS «ONO Kalorien in einer einzigen Freitags- ekstase verbraucht. trotz NahrungSloslgkeit keinen Gewichts verlust zelgt, Bewegung macht. Besuche empsängt. eher glaub« ich, bah die Kontrolle einer Somnambulen versagt und die Therese Nenmann in schlafwachein Zustand mehr Nahrung zu sich nimmt alS im Wachen." Eine Erklärung, die wenig be friedigen kann, zumal der Arzt selbst zuglbt. dah die Be obachtung auch während der Nacht außerordentlich scharf ist. Außerdem mühte die Nahrung, die die Schlafwandlerin zu sich nimmt, in dem kleinen Haushalt trgendwte fehlen. Und nmrnm sollte die Kranke, die im wachen Zustand nachgewiese nermaßen nicht schlucke» kann, als Somnambule plötzlich essen können? So viel Fragen, so viel Rätsel. Und schließ- ltch kommt bei der Untersuchung der Wundheilungen der oben augesührte Arzt selbst z» dem Ergebnis, baß eine solch« Hel» lung durch hysterische Wünsche znm mindesten der erst« derartige Kall n>«re. »Ist die Willenskraft eine« Menschen schon so wett gediehen, alle eitrigen Wunden in einer Nacht zum Ueberhäuten zu bringen, dann dürste nicht mehr von Hysterie geredet werden, sondern von jenem Grad souveräner Beherrschung des Körpers, den die nichtchriftliche Theolophie rbemog»t wi« die indische Askese sucht: daS Tempo der Zellen- bildnng bei« menschlichen Wille» zu unterwerfen." Wie schon Gretchen gemeint hat: „Ungefähr sagt daö der Pfarrer auch, nur mit ein bißchen anderen Worten." Ob der Wissenschaftler zug!bt, daß es ihm unerklärlich sei, wie der starke religiöse Wille dieses Mädchens sich über scheinbar nn- wandclbare Naturgesetze hinwegsetzen könne — oder ob der Theologe sagt: „Daß die Therese Neumann diese Willenskraft besitze, als einzige unter Hunderte» von Millionen Menschen, das verdanke sie eben ihrem gläubigen Gebet, der Gnade Göttis und so werde ihr Leiden selbst Gnade, ihre Geschichte ein Wunder" —. was ist im Grunde der Unterschieb? Ob Wunder oder nicht, jedenfalls ist bas Mnsterium von Kon- nerSreuth ein erschütternder und erhebender Beweis dafür, wie stark die Seele über den Körper Herr sein kann, «in wert- volles Zeichen für die idealistische Weltanschauung, die dem Geist den Primat Uber die Materie zuspricht. Beschwerde der Deutschen Polens in Genf. Aeichrmill«! zur Sebimg der »««Ische» Mlchwlrtschasi. «t» Rnndschreiben »es ReichAlandwirtschaltömtnt»»,«. vsrll«, 22. «ug. ReichSlandwirtschaftSminist«« EiWele hat d«i Begründung der Zvlltarlsnovell« Ansang Juli UM imMetchstag anaekltnbigt, daß er mit den Ländern und land- wirtschaftlichen Organisationen in Verhandlungen darüber etntret«» werde, wa» zur Hebung d«r deutschen Milchwirt, schast g«tan werd«n könne. In Verfolg dieser «nkttndigung hat er so«»«« «in Rundschreiben an di« LandeSregie- rungrn gerichtet, dem wir folgendes entnehmen: Infolge o«r außerordentlich »oben Einfuhr von Molkerei» erz«ugntssen aus dem AuSlanbe ist utelfach eine ausgesprochene «bsatzkrts, sür d e u t sch e M o l kr r e t« r »« ug n i sfr, insbesondere Käs«, hervorgernfen worden. Da die Milchvieh- Haltung vorwiegend in de» Händen der landwirtschaftlichen Klein- und Mittelbetriebe ist. so bedeutet dies« Entwicklung eine starke Gefährdung der bäuerlichen Besitzer. Gleichzeitig stellen die hohen Einfiihrc» an Molkereierzengnlssen eine nicht mehr tragbare Belastung der deutschen Handelsbilanz dar. Infolge von handelSvcrtraglichen Bindungen kommen zurzeit »ur Beseitigung dieser Umstände »ollpolitische Maß. nahmen nicht In Betracht. Um so mehr sollten wir die Mittel ergreifen, die aus eigener Kraft «ln« Besserung herbci- zusühren vermögen. Hier sollen In erster Linie die Stan- dardisiernngSbestrebungen der hierzu berufenen Stellen nach Kräften gefordert werben. Dazu soll die vnalität deik ge. wonnene» Milch und der Milcherzeugnlsse allgemein gehoben werden. Ein besonderes Augenmerk soll auf eine National!, sierung der Molkereibetrtebe zu richten sein. Soweit die Her. stelluna von Glandardwaren und dt« Erreichung der sonstigen Ziele davon abhängig ist, dah di« modernen technischen Ein. richiungen sür die Milchgcmtnnnng, den Milchtranspvrt und dir Mtlchvrrarbeitung ergänzt oder neu beschafft werben, ist bte Nelchöeegierung entschlossen. sich für eine Bereit stellung der erforderlichen Mittel im Krcditwcge ein- zusctzen. Dle Landesregierungen sind daher aufgeforbert worden, anzugeben, welche Krebttbeträge für ihr Staatsgebiet voraus, sichtlich erforderlich sein werden und ob eine Verbilligung des Zinssatzes dieser Kredite geboten erscheint. Schlesische Kundgebung sür -as Aelchs- schulgeseh. BreSla«, 22. August. Der schlesische Provinzialverband evangelische Eltern- und Volksbünde, der in 1140 Orts, gruppen 150 000 wahlberechtigte Mitglieder umfaßt, begrüßt in einer Kundgebung, daß in dem neuen Netchsfchulgesetzent- wurf Gewissensfreiheit und Elternrecht gewahrt sowie die staatliche Schulhoheit unmißverständlich festgehalten wird. Der organische Ausbau des Schulwesens und die innere Geschlossenheit verschiedener Schulformen mit dem ge meinsamen Ziel des Dienstes an der Volksgemeinschaft sei der Weg, den Sch ul frieden hcrbetzusühren. Aus dieser Grundlage und nicht anders müsse die reichsgesetzltche Rege lung des deutschen Schulwesens endlich erfolgen. Der Ver band ruft seine Mitglieder auf, einzustehen für die Gleich berechtigung und Entfaltnngsfrriheit der evangelischen Schulen. Gegen die polnische Agrarreform. Gens, 22. August. Wie der Vertreter der Telegraphen- Union eriälut, werden die osiiziellen Delegierten des Deutsch. tuinS in Polen am heutigen Nachmittag dem Völkerbundsrat zu Händen des GeneraliekretärS des Völkerbundes eine vUi- zielle B e s ch w e r d e s ch r i f t elnröichen, in der gegen die Maßnahmen der polnischen Regierung bei der Durchführung der Agrarreform in Pole» gegenüber der deutschen Be völkerung Klage erhobep wird. In der Beschwerdeichrlit wird aus Grund ninsaiigreiKe» statistischen Materials auf die willkürliche Enteignung des deutschen Grundbesitzes in Polen hingcwiesen n»d insbesondere ans die ungleichartige Behand lung zwischen dem deutschen und dem polnische» Grundbesitz bei den EnteignungSmaßnahmen der polnischen Regierung aufmerksam gemacht. Diese Bcschwerdeschrift des Deutschtums in Polen wird ans der bevorstehenden Tagung des Völker- bundsrateö noch nicht zur Sprache gelangen, da die für die Eingaben der Minderheiten vorgesehenen Fristen ihre Behand'iiiig im Rat noch nicht ermöglichen. Die Bcschwerde- schriit wird sodann ans der nächsten Tagüng deS Rates m dem besonderen Miiidcrheitenkomltec zur Erörterung ge langen. Danziger Forderungen gegen Polen. «Durch F » n k s p r u ch.l Danzig, 22. August. Dle Danziger Regierung hat beim Vülkerbuiidsrnt den Antrag eingebracht, das MnnitionS- becken aus der Westrrplatte wieder freizugeben. Maßgebend sür den Danziger Antrag ist die Tatsache, daß sich heute durch den Ausbau des HafenS von Gdingen die Verhältnisse wesentlich geändert haben. Der Senat weist in der Begründung seines Antrages darauf hin, daß daS MnintioiiSveckcn nur deshalb in den Hafen von Danzig ver legt worden sei, well damals Polen über keinen eigenen Hafen verfügt habe. Der Senat ersucht den BölkerbundSrat, das Munitionsbecken wieder dem HafenaiiSschnß zur Ber- fügung zu stellen. Gleichzeitig beantragt der Senat eine endgültige Ent scheidung über die Frage des Port d'Attache. Seitdem Polen über «inen guten Hase» in Gdingen verfügt, hält der Senat auch das provisorische Abkommen, durch das den pol nischen Kriegsschiffen Winterquartier im Danziger Hafen ge währt wird, für überflüssig. Ter Senat stützt sich bei seinem Anträge i» der Hauptsache auf die vom Völkerbund garantierte Verfassung, nach deren Bestimmungen Danzig keine Marinebasis sein darf. lWTB.s Der Wahlkamps Lm Memelgebiet. Memel, 22. August. Die Behinderung der memelländischen Presse durch die Kriegszensnr hat sich weiter verschärft. Das „Memeler Dampi'boot" erschien am Sonntag mit groben Zeniurlücken. Tie einzeln«« Wahlreden waren völlig ver stümmelt. Die „Meineliändische Rundschau" konnte am Sonn abend erst mit mehreren Stunden Verspätung erscheinen, weil das Blatt nickt früher zensiert wurde, da der Zensor ver- reist war. ohne einen Vertreter zu bestellen. Trotz allen Schwierigkeiten nimmt der Wahlkampf einen für die memel- ländlichen Parteien günstigen Verlaus. Die meisten litauische» Parteien sind in össentltchen Versammlungen über- hauvt noch nicht ans den Plan getreten. Lediglich der ehe- malige Landespräsident und tetzige Landesdirektor Borchert hält Wahlversammlungen tm ganzen Gebiete ab. die jedoch meistens nur von wenigen Personen besucht sind. In Grabsten. im Kreise Memel, ereignete sich gestern ans einer Wahlversammlung ein Zwischenfall. Der bekannte Großlitauer Pete reit der seinerzeit einen Oberwacht- metstcr Hei de mann meuchlings nleberschoß und vom lttantfchcn Militär vor seiner Bestrafung tn Schutz genommen wurde, wollte tn litauischer Sprache zu den Versammelten sprechen, worauf er von einigen snngen Leuten grohrsetgt wurde Nur durch daS Eingreifen einiger Besonnener, konnte Petcrett vor der Wut der Menge geschützt werben. — Im übrigen haben sich neue UebergrMe der Manischen Behördsn ereignet. Go verbot ber zuständige AmtSvorsteher dem Kriegernerei» Bismarck" seine Fahnenweihe am gestrigen Sonntag zu leiern, obwohl der Krtegervereln die Ge- nehmignng der Kommandantur etngcbolt hatte. Erft nach langen Verhandlungen und Rückfragen konnte da» Fest statt. slnden. Dem Verein Nuß, der sich zu diesem Fest begeben wollte, wurde verboten, geschlossen zu marschieren oder ein Auto zu benutzen, so daß die Mitglieder sich gezwungen sahen, die ziemlich lange Strecke bis zum Festplatz einzeln zu Fuß zurückzulegen. iTU.) » Berlin, 22. August. In einigen Blättern ist die Rebe vv» einer Note, die die litauische Regierung angeblich an die deutsche Negierung gerichtet haben soll, um gegen wahrheitsmidrige Berichterstattung über die Vorgänge 'm Memelgebtet Vernmhrung einzulegen. Wie von zuständiger Stelle mitgetetit wirb, ist eine solche Protestnote tn Berlin nicht eingcgangen. Sie wäre auch sachlich vollständig un berechtigt. da die Berichterstattung über die Vorgänge im Memelland sich tn der deutschen Presse durchaus tm Rahmen der Wirklichkeit gehalten hat. Ein naiver belgischer Vorschlag. Kritik an öianderveldes UntersuchungSangcbot. Brüssel. 22. August. Zu dem Plan einer Enquete zur Untersuchung des Franktireu r° Krieges in Belgien schreibt das liberale Blatt „L'Independance Uelge", daS be reitwillige Angebot Vanderveldes sei ein Fehler, auö dem Deutschland Vorteil ziehen werde, um die Revision des Ver sailler Vertrages zu erreiche». Das Blatt macht den Vor schlag, daß vor ber Bildnng der NnteriuchungSkommissio» dnrch den Bölkerbnnd di« „Kriegsschuldigen" anS« geliefert werden sollten. Wenn die Enquete für Belgien un, günstig auslause, sollten diese Personen wieder freiaelassen werde«, im anderen Falle sollten sie dnrch belgische Gerichte abgcurteilt werden. Das Blatt macht weiter Vandcrvelde wegen seines Vorschlages in heftigen Ausdrücken bittere Vorwürfe. — Das nationalistische Blatt „Vingtisme Tiecle" erklärt, Deutschland hoffe, die Karten durchelnanderwersen zu können. Eine Untersuchiingskommiision werbe nur tn sich widersprechenden Dokumenten gipfeln, die der internatio nalen Meinung nicht gerecht würden. Das Spiel werde dann gleichzeitig mit dem Versailler Vertrag zu Ende gespielt werden. sTU.s Der deutsch-griechische ..Salamis"-Streit. Eine Stellungnahme der Ncichsregicruug in Gens überreicht. Genf, 22. August. Im Völkerbundssekretariat ist heute ein Schreiben der Reichsregiernug ringegangen, tn dem zu der Klage ber griechischen Negierung beim Völkerbundsrat wegen des Baues des Kreuzer „Salamis" durch die Vulkan-Werst Stellung genonnnen wird. Die Angelegenheit steht auf der Tagesordnung der nächsten Tagung des Völker- buudörates. Es. Handel« sich hierbei nm eine Auslegung ber Artikel 1VL und lös des Versailler Vertrages, die von der griechischen Negierung dahin ausgclegt werde«, daß der vor dem Krieg abgeschlossene Vertrag der griechischen Regierung mit der Vulkan-Werst Uder den Ban des Kreuzers „Salamis" infolge der Bestimmungen des Versailler Vertrages seine Gültigkeit verloren hat. Aufhebung -er MiMärkoulroUe Ungarns. Vorbehalte wegen der N-krulieruugSgeseß«. Gens, 22. August. Der Generalsekretär des Völkerbundes hat ein Schreibe» des französischen Außenministers Rriand als Präsident ber Botschastcrkonferenz zur Uebermlttkuug a« sämtliche Mitglieder des Völkcrbundarates erhalten, in dem der Beschluß der Botschasterkonserenz über einen Abschluß der Tätigkeit der Interalliierten Militärkontroll» kommission in Ungarn mitgctcilt wird. Dem Schreibe» ist der Bericht der Interalliierte» Mili- tärkoiitlvllkommission in Ungarn über die Durchführung der Entwaffnung bclgesügt. In dem heute eingetrosfrnen Schrei ben lenkt die Botschaftcrkonfercnz die Aufmerksamkeit deS VSlkerbundsrates auf einig« Vorbehalte, die die I. M. K. K. in Ungarn in ihrem Bericht mit Bezug auf die gegenwärtige ungarische Gesetzgebung über die N-k»'">ernng ber Truppen geltend gemacht hat. ES wird in dem Schreiben hervorgehoben, daß ber BölkerbundSrat au» diesen Vor- behalten der I. M. A. K. die ihm geeignet scheinenden Fol- gernngen tm Interesse de» allgemeinen Frieden» ,u ziehen haben werbe. Aeichsparlerkag -er Nallonalsozialisren. Nürnberg, 22. August. Nach einem Referat des Füh, rers der Nationalsozialisten, AdolsHitler, wurden die Er- gebnisse ber Sondertagungen bekanntgegeben, von denen folgendes bas Wichtigste darstellt: Damit die nationalsoziall- stifche Parteipresse einen besseren Ausbau erfährt, sollen Abgeordnete ber Partei selbst zur Berichterstattung heran- gezogen werden. Außerdem soll eine nationalsozialistische Korrespondenz gegründet und ein ReichSpresseamt und eine Pressekommission ausgestellt werden. Die Gründung einer nationalsozialistischen wissenschastlichenGesellschast soll erwogen werden, die den Zweck hat, Vortragsabende zu veranstalten und die Herausgabe nationalsozialistischer MonatS- blätter vvrzubereitcn. Mit dem Aus- und Ausbau de» Schul wesen» soll sich eine weitere Kommission befassen. Der jetzige Entwurf eines R e! ch S s ch u l g e s e tz e S soll von den nationalsozialistischen Reichstagöabgeordneten abgelehnt werden, jedoch soll eine Ablehnung, der Bekenntnisschule in diesem Beschluß nicht enthalten sein. Der Sonderausschuß sür B ea m t e n - A n g e le g e n h c i t e n beschloß, für die Auf- rechterhaltung deS Berufsbeamtentums etnzutreten. Längere Osjenhallung -er Dankkassen? Berlin. 22. Angust. Von einer Reihe von Einzelhandel», vrganisattonen ist die Anregung gegeben worden, die Kassen der Banken länger als es jetzt üblich ist, offenzu halten, damit es den Labentnhabern ermöglicht wird» ihre Tageskasse noch an demselben Tag ihren Bankverbindungen zuzuführen. Der Zentralverband des deutschen Banken- und BanktergewerbeS ist, weil er diese Anregungen als berechtigt anerkannt hat. tn Beratungen hierüber eingetreten. Diese Beratungen, die jetzt schon mehrere Wochen gehen, gestalten sich dadurch schwierig, das, die noch bestehende Demobil- machnngSordnung und das neue Arbeitszeitnotgesetz Konfliktsstoff für die Verlängerung der Offcnhaltnng der Bänkkassen enthalten. Ablehnend verhalten sich die Bank beamtenorganisationen, die ihre Stellungnahme damit motivieren, daß das, was die Ladengeschäfte verlangen» auch die Kaffee- und NcstanrattonSbetrlebe fordern könnten. Würde diesem Verlangen nachgegeben, so würde das eine Osfenhaltung ber Bankkassen während ber ganzen Nacht be deuten. Der Mlnderheilenkongreb in Gens erössne!. Genf, 22. August. Heute nachmittag wurde hier der dritte europäische Nationalttätenkvngreß eröffnet, an dem 85 verschiedene Minderhcitengruppen aus alle» Teilen Europas beteiligt sind, die zusammen eine Be völkerung von über 40 Millionen vertreten. In seiner Er öffnungsrede wies der Präsident der Konferenz, Dr. Wilfau, slowenischer Abgeordneter tm italienischen Parlament, auf die wachsende Bedeutung der Bewegung der nationalen Minderheiten hin. Als Hauptberatnngsgegenstänbe der bis herigen Arbeiten erwähnte er Gefährdung des europäischen Friedens durch nationale Unduldsamkeit, innen- und zwischenstaatliche Zusammenarbeit der Nationalitäten, da» Sprachenproblem, die Frage der Nativnalitätcnkunde sowie die Aufstellung von Statuten des Verbandes der nationalen Minderheiten. Dr. Wtlsan teilte mit. dis, nach Ausstellung dieser Statuten neue Gruppen nicht mehr ausgenommen werden könnten. Znm Schluß seiner mit lebhaftem Beifall aufgrnommenen Rede erklärte ber Präsident, daß die vösnng des Mtnberhettenproblemö für die Erhaltung »nd Festigung des europäischen Friedens ansschlaggebcnd sei. Hierauf ergriffen die übrigen Mitglieder des leitenden Ausschusses das Wort. Der Kongreß ernannte sodann vier Kommissionen, die sich mit der Zusammenarbeit der Minderheiten in der Sprachenfrage, der Organisierung de» Berbanbes und mit der Ausarbeitung der Statuten befasse« werden. Generalsekretär des Kongresses, der drei Tag« dauern wird, ist Dr. Ammende (Revals. lWTB.s > DerständigAvg -mischen Vatikan und Tschecho- ^liöwakei Prag. 22. August. Wie tn diplomatischen Kreise» verlautet, haben die Verhandlungen zwischen dem Vatikan und der Tfchechv.Slowakei bereits fo weit geführt, daft man schon die Personen zur Besetzung ber beiden diplomatischen Vertretun gen au«gesucht hat. Der kommende Nuntius in Prag soll ber bt»h«rtge Legat in Kowno, F a i b u t t t. werden.
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