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DradtaniLrtt«! N«ckrickt«» st»r»wrechrr - Sammilnummer, 2S 241 Nur tür NachloeivrSch«: 20011 B-zugs-S-bühr St«,«»««««er 10 <vk«»«ta Vt« Anirtaen »rrdru nach D< Anzeigenpreise: auHrknIb AllV'a. O>»rr>»n,ebüt> Sckriitlettmia und Amlvt-eiLSO-Ürlle: ««Benitraß, 33,42 Druck u. Brriaa von Vtevlck ck Rrtchurd» tn Dresden Pokickeck-Konto >0SS D«««d«« NackdriiU, am mil »rullichr, Qurllrnanaad» Dr«»dn», Nach, ' >ul仫a Unverlan«,«» SckrilEack, n>erd«n nick« au»drwadr< Zer Schacher um die Besatzung. Ei« neuer Vorschlag Lor- Cremes in Paris. — Frankreich bleibt harlnikckig, Belgien ist beleidigt. London - Paris - Brüssel. Lnndon, 23. August. Der diplomatische Korrespondent des »Daily Telegraph" erklärt. In der Lage zu sein, mitzuteilen, daß der englische Botschafter in Paris, Lord Crewe, nun mehr der französischen Regierung eine Bcrmtndernng der Vesatznu-Sstärke um 11 vag Mann vorgeschlagen hätte, und »war ''klten davon 11000 auf Frankreich und 30 00 Mann auf England und Belgien zusammen ent- fallen. In der letzten Mitteilung der französischen Negie rung habe diese erklärt, daß sic unter keinen Umständen eine Herabsetzung der französischen BcsatzungSarmee unter »0000 Mann zustimmcn könnte. Da aber die französische Armee im Rheinlande gegenwärtig 55,000 oder 56 000 Mann betrage, gehe daraus hervor, bah Frankreich höchstens einer Verminderung von 5060 Mann zustimmcn würde. Gleich zeitig gebe die französische Negierung zu verstehen, daß sie keine wasfentragenden Mannschaften zurücknchmen könnte, fonüern die Verminderung auf BerwaltungS- Personal beschränken müßte. Frankreich hoffe auch, daß England dieser Auffassung zustimmcn werde. Der Korre spondent teilt ferner mit, man beklage cS in Brüssel, daß die belgische Regierung in dieser Angelegenheit weder von Frankreich noch von England um ihre Meinung befragt worden sei. In Brüssel nähere man sich eher dem englischen Standpunkt. Um so mehr müsse es als sonderbar erscheinen, daß man nicht an die belgische Regierung herangetreten sei. Englische Sorge um Slresemann. London 31. August. Die Zeitschrift „Saturday Review" schreibt: Ein Rücktritt des Außenministers Dr. Stress- mann, der die französischen Vorschläge für die Rhcinland- räumung kaum überleben könnte, würde als höchst unangenehme Ueberralchung kommen. Die britische Regierung ist anscheinend in Parts dringend und in kräftiger Sprache vorstellig geworden, daß die BcsatzungStruppen mindestens um 10 000 Mann vermindert werben müssen. Wen» dieses Ersuchen abgelehnt worden sein sollte, so müßte Bor der Hinrichtung Der Ainrichiungssiuhi vorbereitet. Boston, rs. August. Der Oberrichter Gtoue lehnte eS «h. eine Verfügung über die Hinausschiebung des Hin» richtungStermincs zu erlassen. Beim BundcSgericht ' in Washington wurden zwei Nevisionsanträge in der Sache Gacco-Banzcttt eingereicht. Die Anträge wurden im Gerichtsverzeichnis eingetragen. Wie später bekannt ivird, hat auch der Richter Sisk vom StaatSgcrichtShof des Staates Massachusetts die Verschiebung der Hinrichtung Saccos und Vanzcttis verweigert. Sacco «ub Banzetti haben allen religiösen Zuspruch ab- ge«i«sen. Außer den Beamten und Acrzten werben als einzige Zeugen der Hinrichtung ein Vertreter der Associated Preß und der Agentur Reuter beiwohnen. Der elektrische HinrichtnngSftuhl ist vorbereitet. Die Hinrichtung soll um Mitternacht nach amerikanischer Zeit beginnen und gegen 13 Uhr »0 Min. beendet sein. Auch Tatt lehn! ab. tDurch Funkspruch.» Boston, 32. August. Der Anwalt Saccos und BanzettiS teilt mit, daß der Präsident des Obersten BnndeSgerichtcs, Takt, der sich zurzeit in Kanada aufhält, cs abgelehnt hat. da» den Aufschub der Hinrichtung beantragende Gesuch «ntgrgenzunehmen, da. wie er erklärte, diese Angelegenheit außerhalb des Rahmens seiner Jurisdiktion läge. (MTB.) Le»ke Schritte zuquntten der Verurteilten. Boston, 22. A»gust. Das Mitglied des Kongresses La- g ua r b ia hat sich im Flugzeug von Neuyork hierher begeben, um sich beim Gouverneur Füller für Sacco und Banzetti zu verwenden. Er hatte mit dem Gouverneur eine längere Unter, rebung. Gouverneur Füller und Laguardia haben früher zusammen dem Kongreß angehört. Die Verteidiger beabsich tige«, «och den Richter Lowell vom BundesdistriktSgericht «m Erlaß eine» VorführungSbefehlS für Sacco «nd Banzetti zu «rs«che«. tW.T.B.) Generalstreik in Boston. (Durch Funksvr » ch.i Boston, 32. August. Heute vormittag um 10 Uhr wurde hier der Generalstrcik verkündet. Wie vor zwöls Tagen sind auch heute bi« Straßen in der Nähe des Gefängnisse», in dem sich Sacco und Banzetti befinden, stir den Verkehr gesperrt. La» Gebäude selbst wird scharf bewacht. Maschinengewehr« »nrde« i« Ste»««g gebracht. Di« etwa» weiter entfernt der Gedanke allein, wie sich die Verhandlungen mit einem etwaigen Nachfolger Stresemanus gestalten würden, genügen, «m Shamberlain dazu zu veranlassen, sein Ersuchen immer wieder zu wiederholen, bis er eine befriedigende Zu sicherung erhält. (WTB.) Brachliegende Gelder beim Aeparallvns- Agenten. Berlin, 22. August. Das französische Finanzmintstertum verbreitet nach einer Meldung aus Parts eine Mitteilung, in der es heißt: Mehrere Zeitungen haben eine Nachricht wiedergcgeben, wonach Frankreich angeblich um etwa eine Milliarde Mark bet der Verwendung der deutschen Sach» liefcrungen im Rückstand »st und wonach diese Milliar. den dem Reich als reiner Gewinn ohne weiteres zufließen würde. Diese Nachricht entbehrt jeder Grundlage. Der fran zösische Anteil an der Im lausenden Reparationssahr vor gesehenen Summe für Dachlieserungen beträgt weniger al» eine Milliarde. Die gegenwärtig der Reparattonskommission übermittelten Beträge verwerten den französischen Anteil bis auf 10 Millionen Mark vollkommen, und die im Kina.lz- Ministerium eingereichten Verträge, die bis 3t. August der Rcparationskommlssion Übermittelt werden, genügen weit- aus, um die Differenz auszunutzcn. Außerdem würden die Kredite, die nicht ausgenutzt werden, nicht annulliert, ton. der» automatisch aus das vierte Jahr vorgetragen. Der Dawes-Plan regelt diesen Punkt ausdrücklich. Bon deutscher zuständiger Stelle wird dazu mitgetellt. daß sich aus dem französischen Konto beim Generalagenten für die Reparationszahlungen in der letzten Zeit eine er- liebliche Summe angeiammelt hatte, die ohne ein direktes Eingreifen des französischen FinanzmintstertumS am Schluß des dritten Neparativnsjahrcs (30. August 1927) wahrschcin. lich unauögenutzt geblieben wäre und auf das vierte Reparationssahr hätte übertragen werden müssen. Um dies z« verhindern, hat das französische Finanzministerium Wei sung gegeben, einzeln große Sachlicsernngsverträge ,»r ievt abzuschlicßen und der Reparationskommisston schleunigst zur Genehmigung vorzulcgcn. so z.B. das kürzlich- Geschiiit über ein Kabel Paris-Bordeaux. Um diesen Zweck zu erreichen, mußten wahrscheinlich Bedenken wegen der Beschäftigung der französischen Industrie zurückgestellt werden, die bisher die laufende Ausnutzung der französischen Guthaben beim Generalagenten erschwert hatten. Saccos und Banzettls. ! liegenden Häuserviertel sind für alle Personen, die sich nicht > im Besitze eines Ausweises befinden, gesperrt. iWTB.) o B.oston, 22. August. Bis setzt liegen von keiner Seite Meldungen über ernstliche Ruhestörungen im Zusammenhang mit dem Fall Sacco und Banzetti vor. Dagegen wurden hier 52 Verhaftungen vorgenommen, als die Polizei die Streikposten vor dem Kapitol zerstreute. sWTB.) Kein Wettprolestslretk -es I. G. B. Amsterdam. 22. August. Sicherem Vernehmen nach steht die Leitung des Internationalen Gewerkschastsbunbe» der an sie ergangenen Aufforderung nach Ausrufung eines Welt. Proteststreikes in Sachen Sacco und Banzetti ablehnend gegenüber. Auch die Leitung des Niederländischen Gewcrk- schaftsbundes beabsichtigt nicht, sich an einer derartigen Kund gebung zu beteiligen. Der Vorsitzende des Niederländischen Gewerkschaftsbundes, Stonhuist, erklärte in einer Presseunter, rebung, es würde der Gipfel beS Wahnsinns sein, wen« die Arbeiter in Amsterdam zngnnstcn Saccos «nd BanzettiS streiken würden. Wer das Kampfmittel des Streikes »egen eine weit entsernte Regierung gebrauchen «olle, mache sich selbst nur lächerlich. tW.T.B.) Zusammenstöke ln Berlin. Berlin, 22. August. Die Kommunistische Partei mit einer Anzahl ihr »ahestchendcr Organisationen veranstaltete heute abend auf verschiedenen Plätzen Berlins und der Bororte Straßendemon st rationen gegen die Hinrichtung SaccoS und BanzettiS. Im Süden der Stadt kam eS dabet zu einem Zusammenstoß zwischen einen Demonstrationszug und dem begleitenden Polizetkommanbo. Al» ein Demonstrant wegen beleidigender Zuruf« von einem Polizisten zurrchtgcwtefen wurde, gingen die Zugtetlnehmer tätlich gegen die Polizei vor, die mit dem Gummiknüppel die Ruhe wiederherstellte. Im übrigen verliefen die Demonstrationen ohne Zwischenfälle. Die amerikanische Bot- schaft und da» Generalkonsulat waren von starken polizei lichen Kräften abgeriegelt. Hier wurden einige Leut« Polizei- lich festgestellt. lWTB.) Ausschrettlingen ln Salle Hall«, 32. August. Bet der heutigen Sacco.Banzetti.Dr. mvnstration kam e» zu Zwischenfällen. Nachdem aus dem Hallmarkt ein kommunistischer Redner zu mehreren tausend Demonstranten gesprochen hatte, sah sich die Polizei zum Ein» schreiten genötigt. Ts wurden zahlreiche Verhaft»«, gen vorgenommen. Mit Gummiknüppeln und Karabinern wurde bi« Menge anSeinandergetrteben. sT.U.) Das Mysterium von Konnersreulh. Kürzlich hat ein scuialistischer Feuilletonist zu seinem groben Befremden die Entdeckung gemacht, daß e» in der aus Rationalismus und Materialismus ganz und gar ein- geschworenen Jetztzeit noch soviel »Mittelalterliches" gebe. Was hier als mittelalterlich kühl abgelehnt wird, das ist im Grunde das Wicdererwachen geistig-geistlicher Kräfte, di« auch unter -er Herrschaft des Bizepskultes in der Gegenwart noch nach Auswirkung drängen. Es gibt ja kaum eine andere Redensart, die so verlogen wäre, wie die vom »dunkeln Mittel- alter". Nur Verständnislosigkeit konnte sie Hervorbringen; tiefstes Nichtverstehen eines Zeitalters, das unter Zurück- setzung der Dinge dieser Welt ganz in der Hingabe ans Ueber- irdische ausging. So fremd uns diese Borstellungswelt gewor- den ist. wir erleben sie doch auch in unseren Tagen in einem kleinen Ausschnitt durch die seltsame Wundergeschichte von KonnerSrcuth. Ein armseliges, kleines Dörfchen bei Waldsasien in der Oberpsalz, so unbekannt wie weltentlegen, das heute schon zum Wallfahrtsort geworden ist für Tausende, nicht nur auS Bayern und Deutschland, sondern auch aus dem Ausland. Bis von Amerika kommen die Pilger. Gläubiger und Zweifler, Neugierige und Wissenschaftler, um die wunderbaren Ereig- nisie mitzuerleben, in deren Mittelpunkt Therse Neu- mann, die Seherin von Konnersreulh. steht. Sensation», lust treibt viele, Verehrung und Ergrissenheit aber dte Mehr, zahl in die schlichte PassionSstube des SchneiderhänschenS, wo sich die seltsamen Begebenheiten abspielen. ES ist unmöglich, im Rahmen eines Zeitungsartikels auch nur die wesentlichsten Einzelheiten der Phänomene zu schildern, die — von Tausen den gesehen und jetzt auch ärztlich geprüft — kein Unvorein genommener mehr leugnet. Es sei deshalb verwiesen auf eine unterrichtende Broschüre »Das Rätsel von KonnerSrcuth", die im Verlag des »Bayrischen Kurier" in München erschienen ist. Was hier nach Material aus erster Hand und auS persön lichen Beobachtungen zusammengesaßt ist. gibt die Geschichte eines Krankheitsbildcs mit übernatürlichen Auswirkungen, die jeder Erklärung durch menschliche Erfahrung spottend, in wissenschaftliches und religiöses Neuland führen. In Abgeschlossenheit von der Welt ist Theres« Neumann, die setzt im 20. Lebensjahre steht, als Kind armer Schneider», leute im Kreis von neun Geschwistern ausgewachsen. Nie ist sie über Konnersreulh hinausgekommen, nie in ihrem Lebe« auf der Eisenbahn gefahren. Das einzige Schöne, Strahlende, iva» sie sah. war die Kirche im Ort. Fromm im katholischen Glauben erzogen, dte Gebote der Kirche eifrig erfüllend, war sie doch nie bigott, eine »Betschwester", wie man zu sagen pflegt. Freilich, den Freuden dieser Welt war sie seit jeher abhold, schon als sie in jungen Jahren aus einem benachbarten Hof als Bauernmagd diente. Die große Wendung in ihrem Leben trat ein. als sic sich im Jahre 1018 durch Wasserschleppen beim Löschen eines groben Brandes infolge von Uebcranstrengung eine schwere Lähmung zuzog. die allmählich zur Erblindung führte. Eine schwere Blinddarmentzündung kam dazu und mit der Dauer der Krankheit eiternde Wunden an Beinen und Nückcn vom langen Bettlager. Was in dieser Leidenszett in der Seele des Mädchens vorgegangen sein mag, weiß niemand. Jedenfalls aber hat sic die plötzlich gelähmte Lebensenergie mit unerhörter Kraft ganz auf einen seelischen Brennpunkt ge» sammelt und dadurch eine Uebersteigerung ihres religiöse» Innenlebens erreicht. Die Folgen waren wunderbare. Den» ohne menschliches Zutun wurden ihre Krankheiten, eine nach der anderen, aber plötzlich, ohne ein GenesungSitadium, geheilt. Nach vierjähriger Blindheit wachte dte Patientin aus und sah. Zwei Jahre später wurde die Lähmung behoben, nach dem eine Helle Stimme ans einem weißen Licht der Leidenden ihre Heilung verkündet haben soll. Etwas später hellte angeb lich eine Reliquie der heiligen Therese eine vom Arzt fest- gestellte schwere Blinddarmentzündung, deren sofortige Operation schon angeordnet war. Auch die Körpcrwunden ver- schwanden fast über Nacht. Diese HeilungS»wunber" waren aber nur der Ansang einer Reihe nicht weniger wunderbarer Erscheinungen. Zu- nächst das größte medizinische Rätsel -eS Falles: Die Krank- heit hatte eine völlige Bedürfnislosigkeit in bezug auf Nahrung zur Folge. Die natürliche Appetitlosigkeit der KrankheitSzeit steigerte sich zu einem Nicht-csien-können, das nun schon fett Jahren anhält, ohne baß — und das ist im ärztlichen Ginne das Wunderbare — ein Gewichtsschwund cintritt. Seit 1023 nimmt Therese Neumann keine festen Speisen, seit Weih nachten 1026 auch nicht» Flüssige» mehr zu sich; sie lebt von einem kleinen Stückchen geweihter Hostie, die ihr der Ort», psarrer in einem Teelvssel Wasser reicht und dte sie mlihsan» schluckt. Dabet beträgt ihr Gewicht, obwohl ihre seelische« Leiden große Anforderungen an den schwachen Körper stelle«, seit Monaten unverändert 55 Kilo. Am Karsreitag de» ver- gangenen Jahre» kam dann eine neue Steigerung in» Reli giöse. Zum erstenmal traten an ihrem Körper die Wundmale de» Heiland» an Händen. Füßen. Herz und Haupt aus und seit- dem ist Therese Neumann stigmatisiert. Bon jedem Donners tag Mitternacht bi» Freitag mittag fällt sie in Passion», ekstase. Blutüberströmt und in einem Zustand nnbeschreiS. klchen seelischen Leiden» erlebt sie jedeSmal In Visionen den ganzen Kreuzweg Christi. Sie sieht Jerusalem, da» sie mit ziemlicher Genauigkeit beschreibe« kann, sie steht de» Hetl«^