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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 03.11.1926
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1926-11-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19261103019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1926110301
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1926110301
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1926
-
Monat
1926-11
- Tag 1926-11-03
-
Monat
1926-11
-
Jahr
1926
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 03.11.1926
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Xr. 517 Sette - »Deeiönee XX^etHteu über alle Einzeltnteressen und gegen den Internationalismus in der Sozialdemokratie führt. Man mußte aufhorchen, al» er dann täglich im „Volksstaat" den Weg „zu Vassalle zurück* mied, für de» -er Staat eine Gegebenheit mar, die die Arbeiter schaft erobern, aber nicht zertrümmern sollte. Man spürte einen frische» Wind, wenn er verkündete, daß der Staat für die Alt sozialisten ein Gemeinsames sei. wenn er den Versailler Ver trag bekämpfte, durch den »alle Deutschen, auch die ehemaligen Revolutionäre, betroffen" würden, wenn er die Wehrhaftigkeit an die Spitze seiner Forderungen stellte, »um Kamps gegen den aussaugenden DaweSplan und den Völkerbund ausrief, und wenn er die Forderung erhob, den Sozialismus und den Re- publikaniSmuS mit den nationalen LebenSgefühlen zu ver schmelzen. Da» sind Ziele, die getragen sind von gewaltiger ideeller Kraft, weil sie die Arbeiterschaft an den VebenSgurll der Nation heranbringen wollen. Ziele, die weite Perspektiven für eine künftige Entwicklung geben, aber auch Ziele, die zum milidesten bei den augenblicklichen Machthabern der Sozial demokratie Entsetze» anSIösen müssen und die weit über das hinauSgeben, ivaö man bei der Gründung der Partei offenbar im Auge gehabt hat. Zwar schon aus dem Gründungsparteitage batte man al» einzige Aenderung de» sozialistischen Programms von Heidel berg einen grundsätzlichen Punkt eingefügt: da» Bekenntnis zu einer positiven S t a a t S a u f fa s s u n g. Nichts darf aber darüber hinwegtäuschcn, das; auch dieser Programmpunkt mehr von taktischen Erwägungen eingegeben war als von dem betonten Willen zur Abkehr von dem marxistischen Staats- gedanken, der im Staate nur eine Verwaltungsmaschine, ein Herrschaftsinstrument sieht. Diese Formel von der positiven Staatsauffassung mit lebendigem Inhalte zu erfüllen, ist Niekiichs heißestes Bemühen. Er kann sich mit Recht daraus berufen, das, es seit Fahren das Wesen der sozialistischen Po- litik sei. das Notwendige zwar zu tun. aber stets ein schlechte» Gewissen dabei zu haben, das, die Sozialdemokratie nach ivl8 die Möglichkeit gehabt habe, die staatSverneinende Theorie zu verwirklichen, aber das Gegenteil getan habe. „ES ist der Sinn der Dreiundzwanziger-Bewegung", so führte er in einer Dresdner Kundgebung aus, „aus dieser unfruchtbaren Zwei deutigkeit herauszuwollen, und das, was notwendig ist, nicht nur zu tu», sondern auch zu sagen." Was damit gefordert wird, wird zweifellos auch in der Sozialdemokratie noch jeder billigen können, der nicht Sinn und Ziel seiner Partei nur ans Agitation und Hetze einstellt. Den Weg zum positiven Staatsgedanken gewiesen zu haben, ist darum nicht daS eigent lich Neue, das Niekisch in die Altsozialistische Partei getragen hat. Er hat den Gedanken ausgebaut und vertieft. Aber was ihn von der Sozialdemokratie wegführt, was ihn in den Stand «etzen kann, aus der Splitterpartei eine neue, lebenskräftige Bewegung zu machen, das ist daS zielbewusste Abstreifen der Schlacken deS Internationalismus, die schroffe dlblehnung einer sozialtstitchen Politik, die „auf den Fortbestand der Tribut- pflichtigkcit der deutschen Arbeiterschaft abzielt", das ist sein Wachrütteln »er sozialistische« Massen gegen dt« Gefahren widerstandslosen »Sich-tn-dte-Dinge-Schicken«" gegenüber ver- saille», DaweS-RrgeInng und BölkrrbunbSordnung. Diese» Ziel hat aber mit der sozialdemokratischen Parteteinsteftung nicht» mHr zu tun. Diese» Ziel schließt ein« Mrderveretnt. gung mit der Muttrrpartei so lange au», al» sie nicht ebenfalls von derartigen Gedanken durchdrungen ist. Und wer wollt« da» hoffen! Ntektsch jedenfall» steht den schärfsten Kampf mit der Sozialdemokratie voraus, wenn er in der Zeitschrift ^vrr ..Widerstand* dazu auffordcrn läßt. „Gruppen de» Wider stande»* zu bilden, nm bi« nationalen Aufgaren der sozialisti schen Arbeiterschaft nahe zu bringen. Ernst Ntekisch ist neben Buck der geistige Führer der Partei, die heute »och eine rein sächsische Angelegenheit ist. und die über die Grenzen Sachsens hinauSwachsen muß. wenn das Strebe» NiektschS zum Streben der Partei wirb Ob da» tatsächlich der Fall ist. muß heute allerdings noch stark in Frage gestellt werden, da e» schwer fällt, sich vorzustellen. daß alte in der Sozialdemokratie großgeworbene und im Grunde doch wohl mit ihr sestverwurzelte Partetloztaltsten wie Buck auch innerlich den Weg zu dieser nationalen Umstellung finden können. Gewiß, auch in der Sozialdemokratie, und gerade unter führenden Köpfen wie Bebel, bat «» Männer genug gegeben, die die Nation zugunsten de» Internationalismus nicht verkümmern lassen wollten, aber zur heutigen Sozial demokratie führt mit diesen Anschauungen kein Weg. Und wenn man heute bereits von gewissen RtchtungSgegensätzen in der noch so junge» Alten Sozialdemokratischen Partei Sachsens spricht, io ist daS um so weniger von der Hand zu weisen, als der Gegensatz der Auffassungen, wie ste der ..VolkSstaat" verkündet, zu den zur Wiedervereinigung drängen, den Zielen, die aus dem Gründungsparteitage zum Aus druck gekommen sind, unverkennbar ist. Fm übrigen wird man nicht übersehen dürfen, daß «ine etwaig« Schwenkung der ReichSvarteileitung der Sozialdemokratie in der Richtung auf eine Grobe Koalition im Reiche hin den Tendenzen einen starken Auftrieb geben könnte, die seinerzeit in der Beschränkung der Partei auf Sachsen und in ausdrücklichen Erklärungen der Neugrllndung von vorn herein eine gewisse zeitliche Begrenzung gewünscht haben. Damit wäre die Gefahr offener Gegensätzlichkeit ohne weiteres gegeben. Nachdem die Schlacht geschlagen, nachdem die erste Etappe erreicht ist. wirb man sich darum in der Nltsozialisti- schen Partei über Ziel und Weg klar und eindeutia zu ent scheiden haben. Wenn sich iedoch die Partei geschlossen hinter Niekisch stellt, werden ihre Mitglieder gewiß Sozialisten bleiben und ihre Gegensätzlichkeit zum Bürgertum nicht auf- geben. Aber e« kann bann keinen Zweifel darüber gebe», daß dieser Bewegung eine heute noch nnttberschbare Be deutung für unsere gesamte parteipolitische Entwicklung zu- kommen kann, und daß die Einstellung der andere« Parteien zu ihr dadurch wesentlich beeinflußt werden müßte. Mittwoch. S. November 1S7V SrsWmqs. oder Derflikndtgim-spolM? GW» KnndgeSnng de» verband«» für eurepätsche Verständigung. iE»» D,aht»««tcht «ns. Verl, «ch, ist lei»«««.) verU«. st. «ov. Der Verband sür europäische Verständigung veranstaltete beut« abend im Reichstag rin« öffentlich« Kundgebung, der etwa 4V0 Personen beiwohnte«. Al» Vertreter der Regierung sah man den RelchSprelsechef Ministerialdirektor Kiev. Aus den Bänke» best RetchSratS hatte auch der sächsische Gesandte Dr. Grad, na « er Platz genommen. Pr»s. Dr. Schiicking. M. d. R., gedacht« al» erster Redner einleitend de» 1012 in Heidelberg gegründeten ..Verbände» für internationale Verständigung . der eine Parallel-Organi- sation zu der von Eonstant d'Eftvurnettc» geleiteten „Eon- ciliation Internationale" bilden sollte. Wenn Schücktng vor wurfsvoll beklagt: „Wir blieben damals Osstztere ohne Sol. baten", so müßte er bedenken, daß dmnal» bank der britischen EtnkreisungSpolitik die Kriegsgefahr drohender denn je am Himmel stand, daß die Gegenpartei den FriedenSzusammen- schluß gar nicht wollte, daß d EstournelleS nicht da» Frank, reich PotncarS» war und daß die weitere Entwicklung nicht von dem deutschen Friedenswillen abhtng. Schücktng mußte bann auch den Friedenswillen de» deutschen Volkes aner kennen. Zwei Punkte aber bezeichnet er a l S E r s ch w e r u n g für die Propagierung der BerstüudigungSidee: Die späte nationale Einigung Deutschlands, die ein auSgeretste» Der. ständnt» für internationale Probleme erschwerte und die fest gewnrzelte Ueberzeugung, daß der Frieden nur durch mtlt- türtsche Rüstung zu sichern sei. Aber der Wandel der Zetten schaffe neue Lagen, denen gegenüber die Ersahrungen von Fahrtausenden sich unter Umständen als Irrtum erwiesen. Sine solche Lage glaubt Schücktng jetzt ge- kommen. Den Skeptikern gegenüber ging Schücking, wie er sagte, zum Angriff über, indem er in demagogischer Weise auf sie verheerende Wirkung de» Krieges hinwieS, demagogisch infolge der hierin enthaltenen falschen Unterstellung, alS sei der Krieg durch mangelnde deutsche Friedens- berettschaft verursacht. Schücking hält die Idee des Mili tarismus für überwunden. Wenn er auch darauf besteht, das, dt« anderen abrüsten, so hält er es doch für die Pflicht, dem deutschen Volke Geduld anzuraten und sich mit Teilerfolge» der Abrüstung der anderen zu begnügen. Nach Professor Schücking ergriff der greise Geheimrat Kahl da» Wort» um einleitend zu betonen, daß er e» nicht auf. bringen könne, mit Begeisterung von der Sach« zu reden. Seine Erwartungen seien nicht hoch gesteckt. „Ich bi« kei» glaubensstarker Pazifist." Man lese und höre immer wieder Dinge, die nicht geeignet seien, daS Vertrauen zu fördern. Den AnSgangSpunkt aber für jeden Realpolitiker müsse die Lage Deutschlands bilden. Professor Kahl vertrat die Auffassung, daß Deutschland seine Stellung durch Macht. Politik nicht wtedergewtnnen könne. Den einzigen Weg hierzu sicht er in einer verständig»««»», «ohlgemerkt, nicht SrsüllungSpolitik. Unter Verständigungspolitik versteht er Herstellung vo« Interessengemeinschaften »nd die Lösung von Interessen- kollisionen. Daß Deutschland ein Hauptinteresse an der Be friedung Europas habe, bedürfe keiner Begründung, aber alle Staaten müßten aus Erfahrung und Not erkannt haben, daß hier wirklich eine Solidarität des Schicksals besteht. Kahl wies auf den Artikel 231 des Versailler Vertrage» hin, der in der schimpflichen Auslegung, die ihm durch die Mantcl- note gegeben wird, ein Hindernis für jede ab« Anschließende Verständigungsaktion sei, »um mindesten ein schweres Hindernis für freudiges Bekenntnis zum Gedanken der europäischen Verständigung. Die Ansrechterhaltung der Tatsache eines entwaffnet«» Deutschlands inmitten eines wassenstarrende« Europa» schließe grundsätzlich die völkerrechtliche Gleichberechtigung, auf der allein die Verständigung beruhe« könne, a«S. Zn», nächst müsse aber der BerständigungSgedanke völker- gem einsame Ueberzeugung aller beteiligten Völker sein. Werbe ba» Herz Europas künstlich «iebergehalten, so bleibe der ganze Körper krank. Den Gedanken der Bildung eines europäischen Staaten, bunde» oder gar Bundesstaates weist Kahl als Utopie schroff zurück. Die Berufungen aus die amerikanische Union seien in jeder Hinsicht versehlt. Erstrebenswert sei die Bildung eines SnstemS von staatlichen Einzelverträgen, um in ge wissen Dingen eine Aktionseinheit herzustellen und den Geist der Furcht und des Mißtrauens zu bannen. Professor Kahl betonte die Abhängigkeit der Politik von der Wirtschaft und hob hervor, daß europäische Verständigung nicht einem Akt. sondern einen Prozeß darstclle. Abschließend betonte Kahl den Primat bcS nationalen Gedankens. Durch eine internationale Verständigung dtirse keinesfalls der nationale Gedanke in den Hintergrund geschoben werde«. Als dritter Ncdner ergriff der Zentrumsabgeordnete Dr. KaaS baö Wort. Er erklärte u. a.. daß, wenn die Wirt schaft anfange, in Kontinenten zu denken, auch für den Polt- tiker die Zeit gekommen sei. seinen Schritt zu beschleunigen. Des weiteren äußerten sich zur Frage der europäischen Ver ständigung der frühere sozialdemokratische NeichSwirt- schaftSmintster Wissen, Frhr. v. Metbnib «nd als letzter der frühere RclchStagSabgeordnete Wilhelm Heile. Warum eine Wirtschaflsvarlei? Eine Erwiderung an den Reichskanzler. Berlin, 2. Nov. Auf der Z e n t r u m s t a g u n g in Erfurt wandte sich der Reichskanzler Dr. Marx gegen die Wirtschaftspakte! mit den Worten: Wenn der Mittel stand zur Bertrctuua eine Partei beanspruche, so würden auch die übrigen Stände daS gleiche Recht für sich i« Anspruch nehme«. Damit aber beginne der Kamps aller gegen all«, durch den unsere gesamte soziale Fürsorge zertrümmert «erde» könnte. Zu diese« Auösührungen d«S Reichskanzler» nimmt di« Parteileitung der Wirtschaftspartei in einer Erklärung Stellung, in der sie daraus hinweist, daß all« anderen BerufS- ständ« sa auch ihre wirtschaftlichen Vertretungen hätten. Nur der Mittelstand pendele ohne festen Rückhalt zwischen alle» Parteien herum und sei deshalb in den Fahren der Nach- krlegSzeit als zusammeikhaltlose Masse stet» nnr Objekt der Gesetzgebung gewesen. Der deutsche Mittelstand, beißt e» in der Erklärung n»«Iter. fordert jetzt, wenn er Versäumtes »achzuholen bestrebt ist. nicht Vorrechte im Staate, sondern gleiches Recht sür alle. daS heißt, auch für sich. An ihm wird auch nicht, wie der Herr Reichskanzler ausführt, die soziale Fürsorge scheitern. Der deutsche Mittelstand ist zu jedem Opfer im Nahmen keiner Leistungsfähigkeit bereit, wie er es stets in Notzeiten des Vaterlandes gewesen Ist, aber der neue Staat ist aus dem Rechtsstaat ein Wohlfahrtsstaat geworden, der wett über den Rahmen des wirtschaftlich Möglichen hinauSgcht, und dieses Uebertriebene in der Fürsorge daS den Mittelstand als den alleinigen Lastcnträger zugrunde richtet, wird hauptsächlich von den linksgerichteten Gewerkschaften des Zentrums im Verein mit der Sozialdemokratie forciert. Dagegen lehnt sich der Mittelstand endlich machtvoll auf. Wir sind ei« Volk in Rot. eine Notgemcinschaft. in der jede BerusSschicht ans die andere die genügend« Rücksicht nehmen muß. wenn ni-st» alle zugrunde gehen solle«. Diese Rücksichtnahme die der Mittel stand z« übernehmen bereit ist. hat er seinen Lcbcnsintereffen gegenüber noch immer bei der Liebedienerei vor der Straß« «nd der Masse seitens der Regierungen und Parteien der Rachkrieaszeit »ermißt. Deshalb, so schließt die Erklärung, setze er sich zur Wehr, und das Wachsen der Wirtschaftspakte« sei etn Zeichen für die noch nicht gebrochen« Kraft de» Mittel standes. Der Kampf um -ie Negierungserweilerung. Löbe sür sozialistische Aegierungs- beteiliqung. Graf Westarp zur politischen Lage. ' Entweder Eintritt in die Negierung oder Opposition. Berlin. 2. Nov. In programmatischen Ausführungen vor kxr Teiitschnationalen Volkspariei in Recklinghausen führte Graf Westarp zur F u n e n p o l i t i k folgen deS>buS: Fn de» nächste» Tagen wird man im Reichstage eine heftige Debatte über die ErwerbSlolensrage erleben, -ie neben dem Dawes- Abkommen an das deutsche Volk die meisten Forderungen stelle. Die bisherigen Bargel-Unterstützungen und das ArbettSbeschafsiingsprogramm bedeuteten nur ein -Herum kurieren. mährend wirkliche -Hilfe nur ein« Steigerung der allgemeinen Produktion bringen könne. Um der Rot gründ lich entgcgenzntrcten, müsse die Landwirtkchast i« die Lage versetzt werden, mit ihrer Produktion allein das deutsche Volk zu ernähren. Zu den Kämpfen um daS Rcichsschulgcsctz forderte der Redner vom Zentrum, daß es von der Mithilfe der Sozialdemokratie absehe. Werde das Neichsschnlgesetz nicht in diesem Winter verabschiedet, so werde die Deutsch nationale Volkspartei selbst vor einer Volks abstimmung nicht znrückichrccken. Der Redner stellte dann weiter die Frag« der Regte- rnngserweiternnq und betonte, daß S Millionen bentschnatio- »ale Wähler verlangten, an der Negierung beteiligt z« werde«. Die Partei sei bereit, über die Fragen der Innen politik in nächster Zeit mit den Regierungsparteien zu ver handeln. Allerdings könne die Partei die Forderung deS Zentrums nicht erfüllen, vor dem Eintritt in die NetchS- rogierung daS Bekenntnis znr Republik abzulegen. Die Teutschnationalcn dächten nicht an eine gewaltsame Aende- rnng der Weimarer Verfassung, ste würden aber auch in Zu kunft für eine Aenderung dieser dem deutschen Wesen fremden Verfassung Propaganda mgchen. Kämen die Deutschnatio nalen nicht in die Regierung, so würden sie zur Opposition übergehen. vreSla«, 2. November. Auf der BezirkSkonserenz der Sozialdemokratischen Partei erklärte der ReichStagSpräsident Löbe zur Frage einer Rcgterungsbeteiligung der Sozial» demvkratcn u. a.: Es fragt sich, ob es dem Arbeiter lieber ist. wenn wir in der Opposition stehen und ihm sagen: diese und jene Verschlechterung hast du der bürgerlichen Regierung zu verdanken, oder ob eS nicht die größere Werbekraft auSübt. men» wir sagen können: diese oder jene Verschlechterung deiner Lage habe» wir in der Regierung verhindert, dieses und jenes haben wir für die Arbeiterschaft herausgeholt und im Fnteresie des ganzen Volkes geleistet. Selbstverständlich müsse Voraus setzung zu einer Koalition die Ermöglichung nutzbringender Arbeit der Sozialdemokratie lein. Allerdings wird auch Löbe den Widerstand de» radikalen und in der Mehrheit befindlichen Flügels der Sozialdemokratie gegen eine RegiernngSbeteiligung durch die Entwicklung solcher Gedankengänge nicht überwinden können. Durch die Diktatur -es Proletariats zur klassenlosen Gesellschaft. Linz, 2. Nov. Ans dem hiesigen Parteitag der öster reichischen Sozialdemokratie führte UniversitätSprosessor Dr. Adler auS, der Grundgedanke, daß die Demokratie nur etn Mittel für die Klassenherrschaft sei. müsse im Programm deut- lich hervortreten. Fritz Adler empfahl, den Zusatz in daS Programm einzusügen. daß die letzte« Ziele in der Anshebnng aller Klaffen zn suchen seien. Fnbe« zunächst die Kkaffen- hcrrschaf« deS Proletariats acschasscn werde, würden die Vor aussetzungen geschaffen, nm die klaffenlose Gesellschaft im Sozialismus zu verwirkliche». Die Zusammenstöße in Venlimiglia. Familie sei patriotisch und faschistisch gesinnt. Die Offiziere bezeichnen Affunto als einen vorzüglichen Soldaten. Er wurde der UntersuchungSbehörde übergeben und in» Militär- gefängniS gebracht. Affunto hat auch an dem Marsch auf Rom tcilgenommen. Diese Aussagen de» älteren Zambont mögen zu den Gerüchten Anlaß gegeben haben, daß der löjährige Täter Nnteo nicht der wirkliche Tüter sei. Die faschistische GewerkschaftSzeitung „Lavoro d'Italta* schreibt in ihrer heutigen MtttagSauSgabe. -ah da» italienische Volk jetzt nach den wiederholten Attentaten sicher sein könne, daß eine Verschwörung mit dem Ziel, Mussolini zu be seitigen. erjsttere. Die Hanpignartiere dieser Verschwörer werde» in Marseille und Zürich zu suche« sein. « Rom, 2. Nov. „Lavoro d'Italta* berichtet ans Nizza, daß dort eine Verschwörung italienischer Emigranten gegen das Leben Mussolinis anfgedcckt und zwei Emigranten ver- haftet worden seien, die bereit» Vorkehrungen für die Rück- kehr nach Italien betroffen hatten. Die Grenzen würben scharf überwacht. sM.T. B.) Wettere Äundgebunge« zum Anschlag auf Mukfelint. Rom, 2. Nov. Im Zusammenhang mit dem Anschlag auf Mussolini fanden in einigen Städten Italien» Kundgebungen gegen umstürzlerisch« Elemente statt. Fn Genua wurden zwei Personen getötet. In Cagltart tötete etn anti faschistischer Abgeordneter einen Faschisten, der ein« Rede an Manifestanten hielt. Aufforderung zur Lynchjustiz ln Italien. Mailand, 2. Nov. Der „Popolo d'Italta* fordert in einem aufsehenerregenden Artikel in einem Extrablatt das Volk zur Lynchtustlz auf. Nach dem „Corrtere della Sera" sind in Ferrara bereits faschistische Gehcimlisten über die Gegner deS Faschismus ausgestellt worden, deren Leben von demjenigen Mussolinis abhängig gemacht wird. In Mailand wurden einige Kommunisten verhaftet. Ferner wurden alle Oppo- NtionSblättcr, sowie verschiedene Witzblätter verboten. Fn Turin wurden sogar die „Stampa" und der katholische „Eorrierc" verboten. In Venedig. Brescia und Verona wurden auch die katholischen Blätter am Erscheinen ver hindert. 15 französische Eisenbahner schwer vervrüqelk. Paris. 2. Nov. lieber die schweren Zusammenstöße in Ventimiglia nach dem Bekanntwerden deS mißglückten Attentats aus Mussolini wird folgendes gemeldet: Die Faschisten veranstalketen nach der glücklichen Errettung des Duce eine große Kundgebung in der Stadt, an der auch die faschistischen Truppen teilnahmen. die vor kurzem aus Genua zur Grenzverstärkung angekommen waren. Während sich etwa 4000 Italiener auf dem Platze der Grenzstadt ver- sammelten, hatten drei französische Eisenbahner, die sich ans dem Balkon des Bahnhofes befanden, ihren Hut nicht ge zogen, worauf etwa 60 Schwarzhemden das Gitter, welches das Gebäude von dem Platze trennt, überkletterten und in die Aufenthaltshalle der französischen Eisenbahner stürmten, wo sich ein regelrechtes Handgemenge entspann, in dessen Verlaus 15 sranzösische Eisenbahner ziemlich schwere Verletzungen davontrngen. Währenddessen wurde die Polizei von Ventimiglia alarmiert. Der .Kommissar entsandte sofort eine Wache vor das französische .Konsulat und säuberte die Umgebung deS Bahnhofes, wo sich die Faschisten anschtckten. den Abgang eines französischen ZugeS zn verhindern, indem sie daS Personal vom Zuge entfernen wollten. Fn diesem Augenblick hörte man den Ruf, für die Faschisten bestände Gefahr, woraus sich die Menge gegen das sranzösische Konsulat bewegte, voran Faschisten, mit Gewehr «nd Stöcken bcwassnet. Die Polizei versuchte, eine Barriere gegen die voranstiirmendcn Faschisten zu errichten. Diese übcrranntcn jedoch den Kordon, drangen l« das Konsulat ein. wo einer von ihnen von dem Balkon eine Ansprache an die Menge hielt. Die lärmenden Zwischen fälle und Ausschreitungen dauerten den ganzen Tag über an. Die biSH>..'uc Untersuchung hat ergeben, daß die Anschuldi gungen gegen die französischen Eisenbahner nicht stichhaltig seien. Iwettel a« der LSlerschaU Jambonis. Der Mährige Bruder ZamboniS. As sunto, der Kor- poral in einer Militärdrnckerei in Mailand ist, erklärte, die Nachricht von der Tat und das Schicksal seines Bruders erst au» den Zeitungen erfahren zn haben. Er könne nicht be greifen, wie sein Bruder dazu gekommen sei. Die ganze
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