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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 15.10.1905
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-10-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19051015025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1905101502
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1905101502
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-10
- Tag 1905-10-15
-
Monat
1905-10
-
Jahr
1905
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» V. Meyer trank ans das Gedeihe» der Stadt Lübeck, dle aut dem Holstentir die ÄinideSdevise führt: ..Ooneoräl» äomi. koris p«". ..Jan Inner» Eintracht, nach außen Friede". Hauptpastor Rode gedachte der großen und ernsten Zelten Lübeck- und brachte ein Hoch auf das deutsche Vaterland aus. — In der Abend Versammlung, welche den groben Saal der Stadthalle bis auf den letzten Platz gefüllt hatte, sprach zuerst Stadtpfarrer Dr. Weitbrecht. Wimpfen, über..Allerlei Literaturgeister". Die An-sührungen de- Redners, welche bewiesen, dab er daS Gebiet der konfessionellen Literatiirbehandlung. das nur wenigen bekannt ist. in dollem Umfang beherrscht, wurden mit grober Aufmerklam- keit und lebhaftesten, Beifall ausgenommen. Ten Schlub der Vorträge bildete eine markige Ansprache de- KiichenrotS v Melier, Zwickau, über: ..Zum Schlub vorwärts". Was unS der Besuch in den Hansastädte» lehrt, ist Tatkraft. Mut. Umsicht und Selbstgefühl. Darin sind die Städte unS ein Vor bild. das uns zuinft „vorwärts an neue Arbeit". Gefährdet durch Rom ist die Arbeit des evangelischen Geistes und Lebens, die Selbständigkeit des Reiches, in dem Rom manches durch Gesetz gebung und Verwaltung ini papistischen Sinne erreicht hat, waS dem Wesen des deutschen Volkes entgegengesetzt ist. Aber im deutschen Volk ist auch ei» Zug zuin Zander» und dritteln vor handen. welcher die Hand fesselt. 9» ,edem prägt sich das Volks tum aus, daruni sollen wir das Reich lieben. daS unsere Art und Persönlichkeit trägt. Aber damit stehen wir hinter anderen Rationen zurück, welche, trotzdem sie unbedeutender sind, ihr Rationalgesirhl kräftig betätigen. Bei unS glimmt es nur in Funken und auch dies möchte man noch ersticken. Da ist die erste Pflicht: „gedenke, dab Du eirr Deutscher bist". Das ist bei Wahlen zu beherzigen, damit man nur deutschaesinntcn Männern 'eine Stimme gebe, darum vorwärts zu politischer Tat. Unser Staat ruht an! der Reformatio», die uns heute rn der Kirche ent- gegentritt. Tausende traben das religiöse Interesse eiiiaedüßt und dadurch Rom zum Vordringen ermuntert, darr»» „stelle dich fest hinter deine evangelische Kirche". Wer sich an ihren Mängeln 'tobt, der soll gerade durch Mitarbeit am Leben der Kirche sie bessern Helsen. Es ist die höchste Ehre, ein evangelischer Christ zn 'ein, vorwärts zu religiöser und kirchlicher Arbeit. «Lebhaftes Bravo.) Mitarbeit an der Kirche aber verlangt Opfenvittigkeit i-cr ihre Werke, deshalb vorwärts zu frischer opferwilliger Tal. Ter Evangelische Bund ist eine Versicherungsanstalt des geistigen Lebens lrnseres Volks gegen Verflachung und treibt zur An spannung seiner Kraft, daher vorwärts zu frischer Bundcsarbeil. Stürmischer Beifall und Heilrufe.l — Damit hatte die Tagung ihr Ende erreicht, auf welche der Bund mit hoher Befriedigung zurückblicken darf. —* Das Ehrlichsche Ge st ist beging gestern eine drei fache Feier: Ebrlichs Geburtstag, die 25. Wiederkehr des Tages, an dem daS letzrge Schulgebäude geweiht und das jetzige Grund stück in Gebrauch genommen wurde, und die Hebefeier der Kapelle. dem festlich geschmückten Betsaale des Schulbauses an der Blochmann- und Comeninsstraße stellte nach Festgesängen und dem Gebet des Direktors Herrn Pastor Schubert der Festredner Herr Lehrer Ziegs den Zöglingen den Stifter der Anstalt in seiner astlosen Strebsamkeit und in seinem uneigennützigen Wicken für das Gemeinwohl als leuchtendes Vorbild hin. Mit warmen Worten überreichte sodann der Herr Direktor den dazu bestimmten 'witzigen Schülern und Schülerinnen wie alljährlich ein Puch als Andenken an den Geburtstag Ebrlichs. Zu der Hebeseier der Kapelle, die >/,10 Uhr unter dem Dach aus dem Bodenraum statt fand. hatten sich u. a. als Vertreter der Inspektion Herr Oder- konsistouakrat Superintendent v. Drbesius, ferner der Direktor des GeslistS und erster StifkSprediger Herr Schubert, der zweite Stiftsprediger Herr KoaU, die Lehrer. Lehrerinnen und Erziehe rinnen, Herren Architekt Scherz, Baumeister Adam, Stadtrat a. D- Architekt und Baumeister Kaller. Anstaltsarzt Dr. Reiche und die Bauarbeiter eingesunben. Auch die Schüler und Schüle rinnen waren zugegen. Tie Feier begann mit der» allgemeinen Gesänge „Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren" mit Harmoniumbegleitung. Dann begrüßte Herr Bauführer Götitz die Anwesenden, wies auf den alten Gebrauch, Hebeseier» zu begehen, Er den die sich um den Bau bemüht haben, und schloß mit einem Hoch. Dann sangen die Schüler die Motette „Wir preisen dich, du Gott der Güte". Darauf hielt Herr Direktor Pastor Schubert eine längere Rede. Er schloß nrit dem Vaterunser und Scgens- worken, ivorouf der allgemeine Gesang ..Nun danket alle Gott" die Feier beschloß. Abends fand eine Feier im Musenhause statt. — Infolge der Entwicklung des FernsprechwesenS auf dem flachen Lande ist die Reichs-Postvcrwaltung bereits seit einigen Jahren dazu übergegangen, den U n fa ll m e l d ed ienst, der sich vorher nur auf die Beförderung und Bestellung von Telegrammen erstreckt hatte, auch aus die Znlassurrg von Gesprächen ans- zudehncn. Um weitere Kreise ans diese Einrichtung aufmerksam zn machen, wird folgendes bemerkt. Zum Zwecke der Herbeirusnng schneller Hilfe in Gefahren aller Art können Unfollincldegespräche zwischen Deilnehmerstellen, zwischen öffentlichen Sprechstellen sowie zwischen Deilnehmerstellen und öffentlichen Sprechstellcn auch außerhalb der gewöhnlichen Dicnststunden gewechselt werden, sofern die Betriebs- und örtlichen Verhältnisse die Herstellung der Verbindnnae» ermöglichen. Während der Nacht ist die Abwick lung der Gespräche unter Benutzung der Apparate der öffentlichen Sprechstelle» nur Personen gestattet, die dem Verwalter der Stelle bekannt sind; sie kann unter gewissen Verhältnissen ganz ausgeschlossen werden. Für Urrfallmeldegesvräche während der Nachtzeit werden erhoben: im Orts- und Nachbarortsverkehr 20 Pfennige, im Vorortsverkehr für jede Verbindung von nicht mehr als 3 Minuten Dauer 20 Pfennige, im übrigen Verkehr die inr K 7 der Fernsprechgebühren-Ordirnng angegebenen Sätze für Ferngespräche. Für Unfallmeldegcspräche in den Diciistpauserr während des Tages kommen außer den gewöhnlichen Gesprächs gebühren Zuschläge nicht zur Erhebung. Haben die Empfänger der Unfalluieldiuiaen keinen Fernsprechanschlnß, so werden sie, sofern die örtlichen Verhältnisse cs gestatten, an den Apparat der öffent-> sicher, Fernsprechstelle berangerrrfen. Für dieses Herbeirufen kommt! eine Gebühr von 25 Pfennigen zur Erhebung. — Da die Johannffadt in stetigem Wachstum« begriffen ist. hat sich der Verein für Kinder beschSstigung in Dpelden UnkS der Elbe — Vorsitzender Herr Bürgermeister Hetschel — ver anlaßt geleben, neben der bereit- bestehenden Kinderbeschäf- tiaungSonstalt noch einen Knabenhort ins Leben zu rufen. SS werden Knaben vom S. bi» zum 10. Lebensjahre täglich von 3 bi- 6 Uhr nachmittags unter Leitung einer tüchtigen und erfahrenen Kindergärtnerin durch Fertigen ihrer Schul- arbeiten, durch Spielen usw. nützlich beschäftigt. Um 4 Uhr erhalten die Knaben ein Vesperbrot, bestehend au- Milch oder Warmbier und einem Stück Brot. Besonder- günstig ist «S für die Kinder, daß sie im Anstalt-grundstücke einen großen, entsprechend ouSgestaltete», Hellen Raum, bei schönem Wetter auch einen herrlichen Platz im Freien zur Verfügung haben. Der Beitrag für ein Kind beträgt wöchentlich 80 Pfg. Der Verein hofft, auch durch diesen Hort manche- Kind vor Ver- ivahrlosung zu schützen »nd an nützliche Tätigkeit zu gewöhnen und somit zürn Segen zu wirken. Anmeldungen zur Aufnahme sind zu richten an die KinderbeschäftigungSanstalt Blumenstraße Nr. 6, Hinterhaus. —* Polizeiberich», 14. Oktober. In dem im Hausflur deS PolizeigebändeS befindlichen Schaukasten hängen Abbildungen von fünf in der Prager Straße gestohlenen auf Porzelia» gemalten Bildern aus. Falls diese Bilder rum Kaufe arige« boten werden sollten, wird nm Mitteilung an die Krimliialabiet- luiig gebeten. — I» letzter Zeit ist eine unvekannte Fraireiisperso», 35 bis 38 Jahre alt, von mittlerer Größe, bekleidet mit einer ab getragenen Bluse aus blauer Seide und einfachem Strolchrrtc, i» mehreren Familien hier ausgetreten. bat sich für die Ebefran eines hier wohnhaften, übrigens »nverbeiratete» früheren Hosschanspielers ausgeaeven und für ihren angeblich in Not befindlichen Ehemann Unterstützung erbelen und wiederholt auch erhalte». Da arrzuneh men ist. daß die Unbekannte ihr betrügerisches Gebaren noch in weiteren Fällen versucht hat, so wird gebeten, sachdienliche Mitteilungen hierüber an die Knminalnbleilinig gelangen zn lassen. — Am 5. Oktober d. I. nachmittags gegen Mb Uhr hat eine Dame beim Verlassen eines Straßenbahnwagens der Linie Loschwitz—Schloßplatz auf dem Schillerplatz zu Blasewitz ihr Ledcrhandtäschchen von brauner Farbe im Wagen liegen lassen und bis jetzt nicht wiedererlangt. In dem Täschchen baden sich etwa 200 Mk. bares Geld befunden, darunter fünf Rolle» Zehnpfennigstücke, die Rolle zu 30 bis 50 Stück. In Verdacht, die Tasche entwendet zu haben, kommt eine dirnkelbekleidete Frauensperson, die den Straßenbahnwagen aus dem Schillerplatz bestiegen, den Platz der Dame eingenoniinen und einen Fahrschein nach der Slephanieirstraße verlangt, den Wage» aber bereits an einer frühere» Haltestelle wieder verlassen hat. Sachdienliche Mit teilungen werden an die Kriminalabtcilung erbeten. — Tie Hamburg-Amerika-Lint« bat in Val 0 ftina aus der Nvuie von Jerusalem nach Nazareth and Liberias zwei in be sonders schöner Lage besinvlrche Hotels gegründet u»v zwei weitere schon vorhandene Hotels vergröbern taffen, damit in Zukunft di, boch- iiiiereffanke. aber unter den bisherigen Verbällmffen sehr kottiptelige und beschwerliche Reise von Jerusalem und Damaskus k^yiien) niooernen An- svrüchen gemäß ausgeiübit werden kann. Di« Holet« sind je eine mäßig« kageSreise <zu Fuß ober Vierde» von einander eiNsernr in Nadulus iSichem), Dschenin, Naz.irel» und Tiderias gelegen: sie sollen nanieiiliich als will kommene Unlerkunftsstaiionen sur die Nacjft dienen und den Reisenden fortan die Milnahme von Zeltlagern und Maultieren ersparen. Da Palä stina und Syrien außer der im Bau desinblichen Mekkabakn nur über »rei üisenbabnlinreii verfügt <Pro«,tl>-Baalbeck. Daina«ku«-Jerusale»i, Harfa- SanmÄtz die noch dam sämtlich in weir-ölilicher Ricbiunä das Land durch- queren, io ist das Vorgehen der deutschen cYeselliSuft, die eine gute Land- verbindung von Süden nach Norden beriirllt. eine bedeutsame Verkehrs- Verbesserung. Das Berliner Rciscbnreau der Hainburg-Ämeiikn Linie <rn Dresden durch Einil H d l ck, Prager Straße 49, verirrten) Hai auch sofort eine große Anzahl unabbängiger Palästrnareisen für Gesellschaften und Einzelpersonen auSgeardeitel, die in der unmilielbar deoorstcbenoen Reisesaison die Kennlnis des Gelobien Landes auf eine angenehmere und grundiichrre Weise venniileln weiden, als bas sriihcr geschehen konnte. — Der Auchführungsunterricht i»i VolkSbeim Anncnftraße 49, pari., beginnt beule Abend ' ,9 Uhr. Männer und Frauen, die Mitglieder des Vereins Voltsivohl sind, linnen zu diesem Kurius als Teilnehmer noch zutrelen. Anmeldungen zur Teilnahme am Unterricht und zur Mitgliedschaft werden jederzeii vom Heimverivaiter, sowie in der Ge schäftsstelle des Vereins Vollswohl, Königsdrucker Straße 2l. 1., entgegen- genommen. —* Chemnitz, 13. Oktober. Der sensationelle Straf prozeß, der vor etwa 9 Jahren gegen den Homöopathen Dr. med. Valbeding in Düsseldorf stattfand, dürfte noch in der Er innerung vieler sein Damals wurde der Angeklagte wegen fortgesetzten Betrugs bei Ausübung seiner „Kuren" zu 1 Jahren 1 Monat Gefängnis, 3000 Mk. Geldstrafe oder weiteren 200 Tagen Gefängnis und 5 Jahren Ehrverlust verurteilt. Derselbe Mann saß jetzt als „Privatmann" Albert Hermann Volbeding auf der Anklagebank des hiesigen Landgerichts, und zwar wegen eines Sittlrchkertsvcrbrcchens, sowie wegen Belei digung. B. stammt aus Schwerin a. L. Warthe, wo sein Väter Amtsgerichtsrat war. Er studierte Medizin, erhielt die staatliche Approbation und die Doktorwürde und ließ sich in Düsseldorf als Arzt nieder. Als solcher ist er wegen Verkaufs von Arzneimitteln, Körperverletzung usw. wiederholt mit Geld strafen belegt worden. Infolge der oben erwähnten Strafe wegen Betrugs ist ihm die Approbation als Arzt entzogen wor den. und zwar in der Tauer des Ehrverlustes, auch ist ihm aus demselben Grunde die Doktorwürde verloren gegangen. Gegen den Verlust der letzteren lzat sich Volbeding energisch gewehrt, die Aulsichtsbehörden haben aber das Vorgehen des Posi^eigerichts gebilligt. Seit 1906 lebt Volbeding in Ehcmnitz. Hier wurde er vieffach als Betrunkener aufgefuirden und auch einmal wegen Trunkenheit bestraft. Seinen Lebensunterhalt bestritt er aus einer Rente, die ihm eine Versicherungsgesellschaft zahlte. Die ihm jetzt zur Last gelegten Straftaten soll er im letzten Sommer einem allerdings übelbeleumundeten 13jährigen Schulmädchen gegenüber verübt haben. Er befindet sich 'eit dem 17. August ui Untersuchungshaft. Volbeding wurde wegen versuchten Sitt- lichkeitsverbrechcns unter Anrechnung der Untersuchungshaft mit 1 Monat zu 3 Monaten Gefängnis und 2 Jahren Ehrverlust verurteilt. —* Gestern abend gegen halb 7 Uhr wurde auf dem Bahn- Hofe Bischofswerda die bei der dortigen Bahnmeisterei beschäftigte Scheuerfrau Bank mit ibrAi ^ beim Ueberschreiten der Gleis« von der Maschine einet» Dre»den fahrenden Güter»,,«»- erfaßt und etwa M Me weit gefchl«ist. Dabei fand die Mutter ihren Tot», wl rend der Kimbe nur «ringer« Verletzungen erlitt. Man »ras diesen im Krankendause »u Bischofswerda unter. —* Auf dem Bahnhöfe Bad Elster ist heut« früh dtr» nach 8 Uhr der in Reichenbach i. B. stationierte Bremser Bach- mann beim Halten d«S Gmerzuge» Nr. 7703 von der von chm bedienten Gchlußbremse heraogesallen und dabei durch die Schiebemaschine am richten Beine überfahren worden. Der Verunglückte wurde dem Krankenlxms« Adorf z»geführt. — Amtsgericht. Der au- der Untersuchuna-Haft vor- ßesühxte Händler Hugo Theodor Fritzsche verlangte seiner Ehe- trau wiederholt Geld ab, anstatt selbst für den Unterhalt der Familie z« sorgen. Die Frau mußte unter Entbehrungen mit verdienen, iveshalb sie ihre Groschen zusammennahm unv ihren dem Müßiggänge ergebenen Mann kurz hielt. Darüber kam es des öfteren zu unliebsamen Austritten. Die Frau batte einige Male zum Schutze vor ihrem Mann« die 14. Polizeiwache, rn deren Bezirk die Familie wohnt, anrufrn müssen. <so auch am 23. August: an diesem Tage bedrohte Fritzsche sein« Frau mit Erdrosseln. Am Tage darauf setzte er seine Mißhandlungen fort und ließ besonders seine Wut an seinem kleinen Kind« aus, da» er nahm und in die Kammer lvarf. Am 2V. August sah sich die Frau abermals genötigt, di« Polizei um Schutz anzugehen. Dem zur Beilegung der Differenzen gesandten Gendarmen fügte sich der Ehemann nickt, sondern leistete heftigsten Wider- stand. Er fügte dem Gendarmen am Halse Kratzwunden zu. die eine Blutvergiftung verursachten, an der der Beamte drei Wochen lang krank in der Klinik darniederlag. AIS der Beamte seinen Dienst wieder ausgenommen hatte, trat noch eine Ver- letzung am Arme hervor, die »och eine zehntägige klinische Bc- bcindlung erforderte. Der AngeKaate ist weiter der Unter- schlagung schuldig, die er durch Verpfändung eines Postens Kleiderstoffe im Werte von 80 Mk., der ihm zum kommriftonö- weisen Verkauf übergeben worden war, im Monat August be gangen batte. ES wird auf insgesamt 8 Monate Gefängnis und 2 Wochen Hast erkannt. Die letztere Teilstrafe gilt als verbüßt. — Die Schlosser Emil Ackermann und Ernst Oswald Schierz hatten mit einem Klempner in einer Schankwirtschast aus der Groben Brüdergasse nach vorausgeaangenen Hänseleien Diffe renzen bekommen und paßten den Augenblick ab, in dem ihr Widersacher sich entfernte. Al- sic ihn in der Nähe des Vost» platzeS eingeholt hatten, überfiel Ackermann den Ahnungslosen und schlug ihn mit seinem Kafseekrug. Schierz griss erst schlich tend ein, schlug dann aber auch auf den Klempner mit los. Ackermann erhält 10 Wochen. Schierz 3 Wocken Gefängnis. — Der Eisendreher Friedrich Wilhelm Georg Gursch war eines Tages betrunken zur Arbeit erschienen; sein Fcckrikherr erteilte ihm darob den guten Rat, nach Hause zu geben und erst wieder- zukommen, wenn er seinen Rausch ausgeschlafen habe. Gursch entfernte sich zwar schließlich, trank indes weiter und erschien, als der Betrieb in der Mittagsstunde ruhte, im Fabrrkgrund- stück, um verschiedene Verwüstungen anzurichten. Zunächst hob er einen Fensterflügel aus, mit dem er zugleich einige Lampen zertrümmerte, dann warf er fertige Waren zum Fenster hinaus. Gursch muß die Sachbeschädigung mit 6 Wochen GefängniS sühnen. — Im Geschäftsbereiche de» Svangelifch-lutvertscven L a n d « S k o n s t « o r t u m S ilt zu belesen : da» Pfarramt zu Bucha tEscbad). Klaffe 3 V. Kovator: RiftergutSdeffder K. I. W- v. Oppel aus WellerSwalde usw., wohnbaft in Zöschau. Hanvtgewinne der 148. Könial. Täcks. Lande-Iotterie. Fünfte Klaffe. Ziehung am 11. Oltober 1905. (Ohne Gewähr.) I» ««» M. aus Nr. 6S69S sonn M. auf Nr 1183 >1706 1S4I9 18582 18849 21688 22984 28856 28974 29558 36967 59899 61067 62773 66487 69575 80951 82182 88107 87S94 92IV7 96233 suvn M auf Nr. 5180 l898l 2451» SS703 32913 88093 88080 41275 42136 56499 K95I7 77291 82390 90488 90787 97278 98142 99811 INN» M. »ui Nr. 4675 5050 5439 6700 6785 10170 21916 21977 80477 33940 35254 37665 37892 39412 41226 4829« 49299 49586 56093 58870 5VI23 68692 «8986 66638 «7060 676-3 «8120 68368 70717 71273 73908 74126 74447 74868 76033 77541 78614 «0539 90562 95185 98592. Tagesgeschlchte. Zum Berliner Elektrizitiitsstreik. Die Vertrauensmänner der Arbeitgeber der M e ta l l i i> d n st r i e l l e n stimmten dem Vorschläge der Ar beiter des Kabelwerkes der Allgemeinen Elektrizitäts-Gesellschaft zu, die Frist, ob die Lagerarbeiter die Bedingungen arinehmcn, bis gestern mittag ausz »dehnen. In geheimer Sitzung wurde beschlossen, von dem Ergebnis heute (Sonnabend) mittag alle Mitglieder des Verbandes zu benachrichtigen, damit in allen Betrieben bekannt gemacht werden kann, ob «ine weitere Aus sperrung erfolgen soll oder nicht. Die Z u g c stä n d u i s s e der Arbeitgeber bestehen nach Mit teilung einer Korrespondenz darin, daß die sestgelegten Löhne der Lagerarbeiter als Miiioestlölme gelten und späterhin eine Aufbesserung erfahren sollen, daß auch die bereits bewilligten Lohnerhöhungen der Schraubendreher noch gesteigert und oaß endlich die Direktoren der drei Werke sich grundsätzlich damit einverstanden erklärt haben, daß eine sogenannte Ber- trauensko m Mission aus Vertretern der Arbeitgeber und Arbeitnehmer gebildet wird, die bei Streitigkeiten im Getriebe u hören ist. Die Unternehmer haben so bewiesen, daß sozialpolitischer Einsicht allen irgendwie ersüll- ie in richtiger ... larcn Wünschen der Arbeiter eiitgegenzukommen bereit find, und daß sie sich von dieser Richtlinie auch durch die letzten Ereig nisse nicht haben abdrängen lassen. Als besonders erfreulich muß hervorgehoben werden, daß die Einrichtung einer Ver- trauenskommlstioir getrosten werden soll. Sie kann, wenn beider seits guter Wille mitgebracht wird, aut die künftige Gestaltung Erivlg hatte der zweite Akt. doch erschien der Komponist auch nach dem ersten und dritten. st Aus Newyork. Die diesjährige Saison des Metropolitan Opera House wird Montag, den LO. November, mit Goldmarcks „Königin von Saba's, die seit langen Jahren in Newvork nicht gegeben wurde, eröffnet wer den, Tie Besetzung der Hauptrollen ist wie folgt vorgesehen: Sulamitb: Madame Nordica: Königin: Frl. Fremstad oder Frl Walker; König: Van Roon; Assarü: Heinrich Knote. Die neuen Kostüme sollen an unerhörtem Luxus und sinnverwirrender sTarbenprackt alles in den Schatten stellen^ was je in dieser Beziehung geleistet wurde. Im Laufe der Saison werden noch zehn teils ganz neue, teils seit langen Jahren in der Hudson- Metrovole nicht gegebene, im letzteren Falle völlig neu crusge- srattete Ooern gegeoen werden, wie „La Favorita". „Hänsel und Gretel". „Somnambule", „Der fliegende Holländer", „Martha", „Ton Juan", „Marron Lescaut", „Trovaiore" und „Zigeuner baron". An neuen Kräften sind engagiert worden: Mine Mo- rena, dramatischer Sopran, Frl. Tetraccini, Koloratursängerin, und die Baritonisten Bel Reszke und Tony Francke. Wieder- «^ewonnen von den „Stars" der vorigen Saison sind: Frau Sembrich. Frau Eames, Frau Nordica, Frl. Fremstad und Frl. Walker, sowie die Herren: Caruso, Knote, Burgsraller und Planc-on. „Parsisal" wird in der kommenden Safton zweimal zur Ausführung gelangen. In der Weihnachtswoche wird wieder der „Nibelungen"-Zi/klus gegeben werden; die Ausführung von Humperdincks „Häiffel und Gretel" wird insofern besonders interessant werden, als der Komponist des Werkes Direktor Conried versprochen hat, ihr persönlich beizuwolinen. Auch der Komponist von ,.Manon Lescaut", Puccini, hat seinen Besuch zur Aufführung leiner Ooer in den Vereinigten Staaten in An sicht gestellt. Außer den vorgenannten zehn Neuaustührungen wird das Repertoire der diesjährigen Saison 22 andere um fassen, unter denen sich sämtliche Wagnersche Opern befinden, mit Ausnahme des „Rienzi". Diesen gedenkt Direktor Conried im nächsten Jahre auf die Bülme zu bringen und gleichzeitig «in neues Werk Siegfried Wagners, das zurzeit noch nicht fertig ist. Direktor Conried hatte übrigens sowohl Felix Weingartner wie Schuch je 25000 Dollars, Hans Richter sogar 50000 Dollars geboten, um die Tirigentenstelle in der Oper anzu- nehinrn, alle lehnten jedoch ab. Sv werden die Orckesterleitcr dieselben des Vorjahres sein, nämlich: Alfred Hertz, Arthur Vigna und Nathan Franko. Ans den Erinnernngen einer Verbannten. Die Memoiren der Fürstin Marie Wolkonski. ^Nachdruck verdot«n.> Es ist hier und da schon mit verdienter Anerkennung der soeben in deutscher Sprache erschienenen Memoiren der Fürstin Marie Nikolaijewna Wolkonski gedacht worden, die der Fürst M. I- Wolkonski, dem Wunsche der Verfasserin zwar ent gegenhandelnd, doch allen Geschichtsfreunden zu Danke, der Oestentlichkeit zugänglich gemacht hat. Die Bezeichnung „Memoiren" könnte vielleicht auf den ersten Blick als eine etwas anspruchsvolle für das wenig umfangreiche Büchlein erscheinen. Indessen stellen dessen an Zahl so geringe Blätter eins der merk würdigsten und selselndsten historischen Dokumente dar und gerade in dem jetzigen Augenblicke, da di« gesamte zivilisierte Welt mit Spannung die Entwicklung der Dinge im russischen Reiche verfolgt, dan dieses Dokument ein besonderes Interesse beanspruchen. Es lohnt sich daher wohl, hier von seinem Inhalte Näheres zn erzählen. Tie Fürstin Marie Wolkonski war die Frau eines der Dekabristen, das heißt, eines jener Offiziere, die den durch den Tod Alexanders I. entstandenen Thronwechsel im Jahre 1825 zu benützen versuchten, um eine Revolution ins Werk zu setzen, die dem Reiche zu einer liberaleren Regierunassorm auf kon stitutioneller Basis verhelfen sollte. Verrat uns der persönliche Mut Nikolaus I. ließen den Aufstand in seinen Keimen ersticke». Däe Anführer traf die Strafe des Todes und von den übrige» wurden die Schuldigsten nach Sibirien verbannt. Zu den Letzte- ren gehörte Fürst Sergius Wolkonski. Einer der vornehm sten Familien vcs Landes entsprossen, hatte er srüb ein« glänzende militärische Laufbahn zurückaelegt. Er begann sic als Adjutant der Generale Ostermann und Bennigsen in den naFoleonischen Kriegen, besehligte 18l2 ein Streifkorps, an dessen Spitze er in der Schlacht an der Beresina das Georgskreuz erwarb, und war 1913 mit 25 Lebensjahren schon Generalmajor in der Suite deS Zaren. In dieser Stellung besuchte er den Wiener Kongreß »nd erhielt dann das Kommando einer Brigade. An 58 größeren Schlachten harte er teilgenommen, war mehrere Male verwunde; worden und galt im Heere als einer der Tapfersten der Tapfe ren. Nachdem er sich dann 1835 mit der schönen und liebens- würdigen Tochter des Generals Rajewski, des berühmten Ver teidigers von Smolensk, verheiratet hatte, schien die Zukunft nur Glück und Ehren verheißend vor ihm zu liegen. Doch schon das gleiche Jahr, an besten Beginn er seinen Ehcbnnd geschlossen hatte, brachte ihm zu seinem Schlüsse den Sturz für immer ins Verderben. Der Fürst hatte sich in die gekennzeichnete Verschwörung mit eingelassen und auch sein Name stand auf der von den Verrätern ausaelieferten Liste. Er wurde nach Petersburg auf die Festung gebracht, nach langen qualvollen Verhören mit seinen Schicksalsgenossen öffentlich degradiert und unter Verlust seiner Titel, Vermögens- und sonstigen bürgerlichen Rechte zu Mjähriaer Zwangsarbeit und lebenslänglicher Verbannung verurteilt. Am 26. Juli 1826 trat er den Weg nach Sibirien an, von wo er erst nach dreißig Jahren zurüclkehren sollte. . „ ^ Während er noch in den Kasematten des Mezei-Ravelins schmachtete, hatte seine Gattin bei ihren Eltern ihrem Erst geborenen das Leben geschenkt und .aum von ihrer unter schweren Leiden vollzogenen Niederkunft genesen, erfuhr sie, was ein barbarischer Richterspruch über ihn verhängt hotte. Nicht eine Minute lang blieb sie sich unklar darüber, was ihr die Pflicht zu tun geböte. Sie enffchloß sich, sein Los zu teilen, wie immer es sich gestalten möchte, und sie hat diesen Entschluß mit einer Energie und einer Opferwilligke.t durchgeführt, die die russischen Dichter, Puschkin voran, dazu begeistert hat, sie in schwärmen- jchen Verien zu feiern. Es fehlte nicht an Hindernisten, die sich ihrem Vorhaben in den Weg stellten. Ihr Vater drohte ihr nur seinem Fluche, wenn sie es verwirklichen würde, auch ihre Brüder widerrieten ihr auf das eindringlichste, und in der Familie ihres Gatten fand sic zum mindesten keine besonders tatkräftige Unterstützung. Seltsam mutet cs unS dabei an, daß, während Fürst Scrgei Wolkonski als gemeiner Sträfling in Ketten nach Sibirier, unterwegs war, seine nächsten Ver wandten sich der vollen Gunst des Zaren weiter erfreuen dursten. Seine Mutter blieb als Oberhofmeisterin im Winler- palcüS und sein älterer Bruder Minister deS kaiserlichen Hauses. Ja, sogar seine Gattin ward noch ncuh seiner Verurteilung von der Zarin freundlich in Audienz empfangen und NikmauS I. gab sich selbst die Mühe, sie in einem fast väterlich gehaltenen Handbillctte auf die Gefahren anfmerklam z» macken, denen
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