Volltext Seite (XML)
In dem Saal, schön angepinselt. Tönt das Horn, die Geige winselt, Trommel» rasseln, Flöten wimmern, Gasglühstrumxf'ge Flammen flimmern. Mädchen, schön wie Aphrodite, Drehen sich in Reih' »nd Gücde Nit befrack.en jungen Herren, Die sie da- und dorthin zerren. Und sie walzen, schott'ichen, polken In des Staube; mächt'gen Molken; Fächer wedeln, Augen schmachten, Dände drücken, Mütter trachten Rach Verlobung ihrer Mädchen, Die sich dreh'» wie Spinnerädchen. — !Veh' dort bleibt die Thekla sitzen! Vater, Mutter, Tanten schwitzen Schier vor Arger und vor Gram, Dass noch nie ein Tänzer kam. Deftig kaut der Vater Knarre Ärgerlich an der Zigarre, And die Mutter samt der Tante Brummen: „ Nee, 's is änne Schande!" — Anarres auf dem Balle. Vater macht sich auf die Socken, Denn im Nebenzimmer locke» Scho» drei Freunde, Muckcl State Und Herr Anatsch zum Viertelskate. Bald ist aller Gram vergesse»; Dafür leidet unterdessen Doppelt, ach die gute Mutter, Denn ihr Herz ist weich wie Butter. Schmach, dass Thekla, liebdurchglüht, Stets als Mauerblümchen blüht! Kaum kann ihren Schmerz sie fassen, Und schon trank sie drei, vier Taffen Edel» Mokka, der schlägt nieder, Hebt den Geist und stärkt die Glieder. Dazu noch ein bischen klatschen Mit der Frau Gevatter Knatschen Und der Frau Inspektor»!, Das erhellt den trüben Sinn. Und bald ist sie, Welt erstaune, wiederum bei guter Laune. — Da kommt plötzlich, lieber Himmel, — Angehinkt »er lahme Bimmel, Der die Thekla engagiert Und init ihr sortgaloppiert. — Wieder kommt sie, ei pfui Meppe, An mit abgetretucr Schleppe, Und der Fächer, schön wie Seide, Brach entzwei, daß weiß wie Kreide Sitzt die Thekla da vor Ärger. -- Da kommt Papa Drückeberger Zu den Frau'», er hängt die Ohren, Denn er hat fünf Mark verloren. Linen G oz lässt er sich geben, Der soll ihn auf's neu beleben. — Da ist's endlich früh um drei, Und mit Tanzen ist's vorbei. Nun noch schnell ein „Schälchen Heeßen", Das sind heut die letzten Spesen. Bald kommt an man ohne Schaden Bei den heimischen Penaten Und ruht sich im stillen Haus Sanft von Lust und Freude aus. Humoristische Redensarten. „L; bleibt beim Alten!" — ries der Schneider, da schlug er seinen Lehr- jungen statt mit dem Meter mit der Llle. „Die Werke klappern Tag und Nacht" (Gang nach dein Liseuhammer) — stöhnte der Ehemann, da wollten die Mundwerke von Frau und Schwieger mutter gar nicht still stehen. „Ich bin des trocknen Tons nun satt!" (Faust) — sagte der Töpfer- Meister, da schüttete er Wasser ans den dürren To». „Das Leben ist der Gitter höchste; nicht, Der Übel grösstes aber sind die Schulden!" Der Spruch spricht aus des Lcuinants Augen! >, Den» 'eine Frau — bat bundcittanieud GnVen. » )»r Gasthause. Neuer Gast: „Herr Wirt, das Fleisch kommt mir verdächtig vor — ich glaube das ist Pferdefleisch!" Wirt: „Glauben können Sie, was Sie wollen, aber so lange Sie nicht die Droschkcnnummer hcrausschmeckcn, werden Sie es wohl oder übel als Rindfleisch gelten lassen müssen!" Ber verschwundene Hut. Mit Not und Mühe batte der Maler Fritz Eberhard» seine geborgte Angströbrc bis vor das Kontor der kuru^papicrfabrck I. A. Wolf äc Eo. balanciert. Gerade, als er in das Vorzimmer trat, verließ ein junger Mann da; Kontor. Das ist mein Rivale, sagte sich der Maler; aber da man ihn einließ, folgerte er, daß Wolf L Eo sich noch nicht schlüssig gemacht haben konnten, wer von den beiden würde die Stelle erhalten? Fritz Lberbardt zeigte seine Skizze». Dem Lbcf gefiele» sie; er schien aber keine rechte Ruhe mehr zu habe»; denn wiederholt zog er die Uhr. Schließlich sah sich der Maler entlassen. Morgen sollie er brieflich Bescheid erhalten, jetzt könne er sich noch nicht entschließe». Der Maler blieb in etwas gedrückter Stimmung im Vorzimmer zurück. Was sollte er nun sage», wenn er de» Hut zurückbrachte? Er hatte sich so darauf gefreut, mit frohen Hoffnungen heute heiinkehren zu könnenl Nun.... da schaute er c»ck.... wo war sein Hut, der erborgte Zylinder- hiit? Er hing nicht mcbr da, und weit und breit war kein Hut z» sehen. Er ries den Hauswart — alles umsonst. Der Hut blieb weg. Fritz Eberhardt war starr vor Staunen. L. fand keine andere Erklärung, als dass cs Geister geben müsse, die ihren Daseinszweck darin er- blicken, Leuten die Düte zu entführen oder zn verstecken. Da jagt ihm vorhin der neue Zylinder ins Wasser, just da er sich feierlich um eine Lebensstellung bewerben will, eine freundliche Dame erbarmt sich seiner, indem sie ihm einen Hut leiht und jetzt — ist auch der weg? Die Dame muß ja rein denke», sagte er sich, ich sch»or>e Düte aus Profession und verbandle sic. Mein Unglück glaubr i»ir ja kein Mensch. was half's? Zum zweite» Male mußte er ohne Hut wieder abziehen. Ec kam sich wie ein Sünder vor. was würde man bloß sagen? Ader da börte er auch schon Fränlciu Lllys glockenhelle, lachende Siimme: „Grüß Gott, Herr Eberhardt! wahrhaftig dieser Gentleman kommt schon wieder okne Hut Es scheint Schicksalsbestiniinnng bei Ihnen zu sein, Ihre Hüte zu verlieren." Und dabei lachte sic so herzlich, daß dein Maler die Seele froh wurde. „Gnäd gcs Fräulein — ich habe znm zweiten Male meine» Hut, aber zum ersten Male meinen Kopf verloren. Ich weiß wirklich nicht...." „Grämen Sie sich nicht, Herr Maler! Ick weiß alles." „Sic missen schon ... ?" „Alles, mein Herr. Ihr Hut hat sich lange vor Ihnen cingcfunde»." „Aber Las ist doch ...." „Beruhigen Sic sich I Nein, was habe» wi> schon gelackt! Für die alisgcstaiidcne Angst sollen Sic schadlos gehalten werden, wollen Sie ein- trcien? Mein Onkel hat mich beauftragt, Sie zum Mittagessen daziibchaltcn." „Ibr Onkel?" „Ja, mein Onkel ist nämlich a» Ikrem zweiten Unglück schuld iiiid füblt sich gedrungen, Ihnen ein Pflaster aufzulcgen in Gestatt eines Mittagessens," „Vielleicht wird mir des Rätsels Lösung »och ! j zu teil werden — vor der Hand begreife ich nur ! i das eine — dass ich noch eine Zeit in Ihrer Nähe ! ! zubringen darf." „Unverbesserlich!" sagte sie lachend. „Aber da ! ! kommt schon mein Onkel und bringt Ihnen i hoffentlich des Rätsels Lösung." Der Maler wandte sich dem Eingang der Laube zu, und vor ihm stand — der Lhef des Hauses ! I. A. Wolf L Eo., Lnruspapirrfabrikl Eberhard! sprang betroffen zurück. „Sieh, sieh," sagte der fette Herr, „daß ich Sie heute noch einmal sehen würde, -acht' ich nicht. Bcie gcDarnis>.'Dt>: ^sncttcn jetzige» Rcniiöicr Btcisgon i» Dräscn. !»2i. Das Wahlkard-U. ! En klecucs bischen wird es endlich Helle > In unsres vaderlandes Bohlidik, ! Seitdem verkindigt uns das schöne Glick von der Bardcicn Rcichsdagswahlkardcllc. Jetzt schdaut sich dock vielleicht an unsrer Schwell Der Umschdurz und er gehr cn gndes Schdick i In seinem Doch- und Übermüd zurück, l wenn ihm vcrstobft wird unsrer Zwietracht Ouelle Doch was dem Herzen Deiticklands is gelungen- ! Das mißte eegcntlich ooch Kobb und Bccnen ! Zu ihrem Heil gelingen, sollt' mcr meciien! Denn haben wir zum Kambf uns aufgeschwungen > weil uns das Rote gar zu sehr bedroht: ! Macht andcrschwo die s ch w a r z c Far b c Not Bitte, behalten Sie nur Platz. Sie sind jetzt mein ! Gast. Für den Schrecke», wssen Sic! Eine ! drolliae Sacke, nickt wabr? Ick komme da nach dem Vorzimmer »nd sehe meinen Zylinder bangen. ! Na, ich lacke noch über meine Frau. Da bin ich ! heute morgen im leichten weichen Filibut weggc- ! gangen und das paßt ibr nickt, denk' ick, weil , ! beute Sonntag »ff. Und da bat sie mir den würdigen Zylinder berüberget ckicki. Und ich ! ! nehme den Hut und gehe ahnungslos davon. Na, ^ s Ihr Schreck! Drollig, was?" Der Fabrikherr lachte, daß ibm die Tränen über die Backen liefe», und Fritz Ebcrhardt lachte auch. „Nein," sagte der Onkel, „Sie scheinen mir aber ein geborener Pechvogel zu sein." „Das wolle» wir dock 'mal sehen," warf da Elly ein wenig herausfordernd dazwifchen. „wird Derr Eberhard! auch mit der Stellung in Deinem Atelier Pech haben?" „Hm... das eilt ja nickt, will mir's über legen. Tüchtige Kraft, Herr Eberhard», ohne Zweifel; aber wissen Sic — es ist doch was anderes, so mit dem Publikum zu gehen. Manch mal ganz billige Effekte, so gar keine Kunst, aber so was drin... so was das Publikum wünscht." „G, Herr Wolf, ich bin kein unpraktischer Mensch. Ich werde sehr schnell begreifen." „Nun, daß glaube ich selber." „Na also " fuhr Elly wieder dazwischen. „Ich denke. Onkel, wir engagieren Herrn Eberhardt." Wolf sah seine Nickte mit großen Augen an und lächelte dann pfiffig. „wenn sie wir fagt, dann spielt sie fick auf den Kompagnon hinaus. Sie hat nämlich ihr Erbteil in meinem Geschäft zu stehen," erklärte er, „und wenn mein Kompagnon meint, muß ich schon ja sagen. Alto abrcmacht l" Mit herzlichen Daukcsworten schlug der Maler in die daraebotenc Hand Wolfs ein. Später, bei Tist e, fand Ebcrhardt Gelegenheit, dem resoluten Fräulein zuziiraunen, daß er ja sehr frob ici über die neue Stellung, daß er jedoch am dankbarsten dafür sei, daß er sie nun recht häufig werde sehen könne». Sic »ahm das Kompliment ohne jede Ziererei auf. „Ja. w ssen Sie auch, daß ich die Absicht habe, Sic auszunützcn? Aus Ihrem großen Talent können wir getrost zwei Maler macken. Ick bin nämlich ein bischen Dilettant und möchte rn der Kunst »och eiwas profitieren, wenn Sie mir da ...." „G, mein Fräulein, von Derzeit gern!...." Es dunkelte schon, als Fritz Ebcrhardt die wolf'scke Villa verließ. Ein warme; „Auf Wiedersehen" kam von Elly- kippen »achgcflattcrt, und ein Singen und Jauchzen war in feinem Derzeit, wie er's noch ine kennen gelernt batre. Wie schön lag die Welt »nd die ganze Zukunft ^ vor ibm! Und das alles batte der tückische w»rd- no'; angerickter, der ibm die Angitiöhrc entführte, und die Sonniaasrnhc, die alle Hutgcschäfte ge- seb offen hielt. O, es war doch alles sehr wci'r e,»gerichtet! U Ifls. Bcv persektc Lateiner. kebrer: Müller üb netze mir doch einmal das Zitat: 5ü,t> solo niü I porfootnm?" M ü l I c r : „Unter der Sonne ist nichts voll kommen." Lehrer: „Richtig ! eDann zum »ächslsitzciidcn S !n'er Faulke, welcher soeben von einem sanften Schlummer erwacht und das Gesprochene nur halb geböl half: „wiederhole Du die Übersetzung!" F a il I k e (Sobn eines Schuhwarcufabrikanten': Unter der Sobie ist nichts vollkommen."