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- SIS - Em ,»Niger Blick auch für dieses Trosteswort dankte ihr. Wie oft schon hatte ft« aus einem höheren Gesichtspunkt ihm das Leben gezeigt und seinen. Geist euworgchoben «der die Misere, unter deren Druck er sich »vand. Keine Medizin tat ihm so wohl, wie ihre beruhigenden Körte, und dieser Einstich machte sich nicht nur auf seine Seele geltend, andern er verhalt auch dem Körper zur völligen Genesung. Die erste Berührung mit der Welt da draußen, von der er seit Monaten nichts weiß, mich nichts wissen wollte, ist das Wiedersehen mit seinem Kinde. Er findet Tränen, wie er das Bübchen ii» Arm hält, und seine innigen Liebkosungen erhalten durch sein nesiiisierierteS „armes, mutterloses Kind!" «inen tiesjchmerzlichen Ton. Aber Kölschen ist nicht geneigt, ihn in trübe» Stimmungen zu belassen. Die Veränderung, die er er- iahren, ist äußerlich wie innerlich gleich glich, und wie der stämmige kleine Bursche durch 'ein KachStuiii und seine körperliche Entwicklung Albrecht überrascht hat, so mutz er noch mehr über die Lebhaftigkeit und Fassungsgabe, die er zeigt, staunen. Die Freude ist alio, trotz der Aufregung, die diese Stunde brachte, das vorherrschendste Gefühl gewesen, und als der kleine Kerl zum zweite», und drittenmal zum Papa ^ommt. verkürzen auch lraurige Rückblicke nicht mehr die schönste Stunde, die Vater und Sohn mit einander per- Uben. Ebenso geht es nnt einem vom Arzte lange verweigerten Besuch des Kommerzien rats Richter bei dem Patienten. Albrecht weitz es jetzt, dah dieser es gewesen ist. der ihm in jener furchtbaren Stunde den Revolver aus der Hand schlug, und er weitz »och mehr, er. weiß cs, dah es der Schwiegersohn seines hochverehrte» Ehcts ist. auf den er die Kaffe richtete. Agathe allein hatte ihm von dieser überaus traurigen Verkettung der Umstände sprechen können, Agathe, die, wo sie Wunden schlug, auch den Balsam wühle, der den Schmerz linderte. Aber als Herr Richter nun vor ihm stand und ihm die Hand reichte, die ihn davor bewahrt hatte, zum Mörder zu werden, überwältigte dieses Gefühl ihn doch völlig, und er bedurfte seiner ganzen Kraft, um sich so weil zu fassen, dah er die Bitte, man möge ihn« leinen Wein einschenken und auch seine Darstellung der Sache hören, ausjprechen konnte. „Ich habe." schloß er, nachdem er diese beendet, „es gottlob nicht gwutzt, datz Dietrich von Mvntow der Gatte Ihrer Tochter sei. Es sind so viele Montows in den hiesigen Regimentern, und warum sollte gerade einem so edlen Manne wie Ihnen das Unglück begegnen, solchen Unwürdigen in seine Familie ausgenommen zu haben'? Und dieses Wissen hätte ja auch an der Auffassung seines Handelns nichts ändern können — nur datz cs meine Empörung über ihn und den Schmerz um sie und die Ihren ver- ichär't Härte." lieber des Kommerzienrats Antlitz flogen dunkle Schatten. ,,Mcin oft wohl über eiltes Vertrauen zu den Menschen," sagte er. „habe ich schwer bützen müssen. Es sind Fahre voll bitteren Leides, die hinter uns liegen, aber, dem Himmel sei Dank, sie liegen nun Vinter uns. So geht eS ja immer im Menschenleben, lieber Freund, bergauf und bergab. — und nach trüben Zeiten scheint auch wieder die Sonne. Auch Sie werden es verwinden, was zu ertragen Ihnen auferlegt war. Das Schwerste haben Sie ja lange >chon durchgekämpft, das ist doch die Erkenntnis von dem Unwert des einst geliebten Menschen." So besänftigend seine Worte klangen, und so ruhig er AlbrechtS beobachtenden Blicken erschienen war, in «einer Brust sah es doch anders aus. Die Erinnerung an «ene nächtliche Stunde, in der ein außer aller Berechnung liegender Zufall ihn in jene Gegend führte, um eine Tat zu verhindern, die neues großes Leid über sein Haus bringen »nd Albrecht für ewig unglücklich machen mußte, erwachte wieder in ihrer ganzen Stärke. Welches kalte Entsetzen hatte ihn erfüllt, als er in dem im hastigen Lause an ihm Vorüber- 'lärmenden trotz der Dunkelheit Groß erkannte und. ihm folgend, sich Charlottens Gatten gegenüber iah, der das pflichtvergessene Weib dieses Äermsten in jemen Armen hielt. Seine Lippen schürzten sich in Verachtung, gedachte er der Szene am folgenden Morgen, wie Montow erst den Beleidigten gespielt und dann so erbärmlich gewinselt und gebettelt hatte Gegenüber den Beweisen seiner Schuld, welche durch die glühenden Liebesbriefe, die er an Eochen geschrieben, noch verschärft wurde, blieb chm wohl nichts anderes übrig, als sich wiederspruchslos den Anordnungen seines Schwiegervaters zu lugen, der aus sofortiger Trennung der Ehe und unbedingtem Verzichtlcisten seiner Vater- rechte bestand. Und es war, als ob man in Montows Regiment nur daraus gewartet habe, daß üch seine Frau und ihre Familie von ihm lossagen würden. Er erhielt jetzt von oben her einen Kink, sich einen längeren Urlaub zu erbitten, dem, darüber täuschte 'clbsl er nch keinen Augenblick, der Abschied folgen würde. Was nun'? Ter stets noblen Art des Kommerzienrats verdankte er es, datz er nicht gänzlich mittellos der Heimat den Rücken kehrte: aber lvas war schließlich dieses Kapital einem Montow, der die reichen Mittel «einer Frau ungezählt vergeudet hatte? Nein, es ries v emand >n der Richterschen Villa eine Strafe des Himmels für den .skummer, den er über dieses Haus gebracht, auf ihn herab, aber diese war ihm durch die eigenen Lüste und icnes Weibes, Las mit ihm ging, sicher. An ihr würde er seinen Meister finden. Auch .n AlbrechtS Krankenstube langte noch einmal jene Unsegen um sich streuende Hand hinein. - 319 - S» geschah schon mit Bewilligung de» Arzte«, daß man einem Rechtsanwalt, de» ei« Besprechung bei chm nachsucht«, diese zusagte. Sr kam im Aufträge und mit Vollmacht Elvirens, um gewissermaßen ihr Für sprecher bei ihrer Bitte zu lein und ließ sie selbst zunächst in einem Brief zu chm sprechen: „Wie mir mein Recht«veistand sagt," schrieb sie chm, „liegt «» in Deiner Hand, zu de» bindern, daß ich Montow» Gattin werde, und vielleicht würdest Du, um mich zu bestrafen, von diesem Recht Gebrauch machen. Aber bedenke, daß ich immer Deine» Kinde» Mutter bleibe, und ob diese die Geliebte oder die Ehefrau eine» anderen Manne» ist. kann Dir nicht gleichgültig sein . AIS Gegenleistung verzichte ich aus jede» Anrecht an den Knaben. Du magst ihm sagen, seine Mutier sei gestorben. Ich werde Dich nie der Lüge zeih«, indem ich jemals »in Leben in seinen Gesichtskreis trete." Daß der Rechtsanwalt sich noch bewogen fühlte, Albrecht' mitzuteilen. Montow hätte in Paris einen Spielsalon eröffnet, dem Elvire al» Repräsentantin vorsiehe, hörte er gar nicht mehr. Er hatte hastig die Feder ergriffen und seinen Namen unter das Schriftstück gesetzt, das sein Einverständnis mit dem „wegen unüberwindlicher Abneigung" einzuleiienden Ehescheidungsverfahren bezeugte. Und als darnach der Beamte gegangen war, streckte er die Arme in die Höhe und dehnte sich, al» fühlte er auch körperlich die Last einer Kette von sich abfallem die erdrückend schwer auf ihm gelegen batte. Bon oem Tage an aber machte seine Genesung so schnelle und so sichtliche Fortschritte, daß man begann, an seine Entlassung aus dem Krankenhausc zu denken. Herr und Frau Direktor Zech sind schon wiederholt mit der Bitte gekommen, ihnen den Patienten zu überlassen, und es ist eine feste, nur »och von der Zeit abhängige Be- stimmung, daß er die Wochen bi» zu seiner völligen Kräftigung in Spreeort unter der Pslege und Sorgfalt der lieben Freunde zubringen soll. Der alte Herr Zech hat mit dem Kommerzienrat jetzt beständig zu konferieren, aber alle Erwägungen schließen im völligsten Einverständnis. Sie schütteln sich die Hände und schauen einander befriedigt an: so gcht's am besten, aus diese Weise wird es dem einen nicht schwer, Liebgewordenes aufzngebcn, und des anderen Herz fühlt sich dadurch beglückt, wenigstens einigermaßen die schuld zu sühnen, die jemand, der einstens zu den Seinen gehörte, ihm hinterlassen hat Auf seine Ehaisclonaue gestreckt liegt Albrecht. Das Buch, das er vor sich hält, scheint seine Gedanken nicht fesseln zu können. Beim leisesten Geräusch, das vom Fenster ertönt, an dem seine Pflegerin mit einer Handarbeit sich beschäftigt, sehen seine Augen ans und nach ihr hin. ,,Da ein neuer Verband nicht mehr für nötig erachtet wird, gcht's morgen also von hier fort," sagt er dann mit einem so ernsten Gesicht, wie eS der erfreulichen Tatsache, die diese Aenderung veranlaßt, gar nicht entspricht. „Aber das steht fest, .länger als vier Wochen bleibe ich nicht draußen. Auch dann nicht einmal, wenn Sie mir ver sprechen, recht oft nach Ihrem Pflegebefohlenen zu sehen. Sie werden doch kommen, nicht wabr?" „Gewiß. Sobald ich Urlaub erhalte, nehme ich gern die Einladung der Frau Direktor an und erscheine auf einen ganzen Tag in Spreeort. Aber dah Sie Ihre Er- holungszeit so verkürzen wollen, damit bin ich gar nicht einverstanden. Es ist letzt doch prächtig auf dem Lande, Sie lieben Sprceort auch io sehr und haben stets die Heilkraft der frischen Luft dort gepriesen und nun — —" „Das stimmt schon," unterbrach er fie lebhaft. „Ich weiß keinen mir schöner erscheinenden Aufenthalt und preise jeden glücklich, der unter dem Dache jenes Hauses weilt. Aber alles hat seine Zeit. Mich ^ieht letzt das Leben und die Arbeit schon zu mächtig und dort wartet meiner auch nur Ruhe/ „Wer weiß, ob das so ist?" meinte der Kommerzienrat, der gerade ins Zimmer trat. „Uns sicht dort der Verlust einer sehr angesehenen »rast bevor, und es ist leicht möglich, daß man Sie sofort heranzieht." „Das ginge doch nur für eine kurze Zeit," meinte Mbrecht. „Im übrigen habe ich hier mein Amt, das ich schon zu lange versäumte." „Das man aber auch an andere abtreten könnte," meinte der andere. Albrechts Verhunderung scheinbar gar nicht beachtend. „Ader wie ist'S, wollen Sie jetzt den Beweis liefern, daß sie ebenso tapfer wie Wölfchen marschieren können?" Er reichte chm den Arm und Agathe, die sich eben noch un Zimmer zu schaffen machte, trat schnell näher, um auf der anderen Seite ihre Schulter als Stütze anzubieten So gehen sie einige Mal im Zimmer hin und wieder. Dann bleibt Herr Richter vor dem Bette Albrechts stehen und fragt: „Was bedeutet das Täselchen an der Wand? Ich habe es nie bemerkt." „Man trägt den Namen des Patienten, um Verwechslung der Anordnungen auszuschließen, daraus ein," antwortete Agathe, die einen Schritt zurück- getreten ist und gespannt, sogar etwas ängstlich, nach Albrecht schaut. Dieser hat auf Frage und Antwort kaum geachtet, nun veranlaßt ihn ein schalkhafter Blick des Kommerzienrats, der leine Angen sucht, auch das Täselchen zu betrachten. ES war offenbar soeben erst dorthin gehängt worden, und „Fabrikdirektor von Hilgendors" stand, von der Hand seines Ebefs geschrieben, darauf. iLckiluk iolet.1 MLriv»divr auS dem KSliiZIitkeii l)i!M8cdei> IIol'kiÄiiliM io Mllkkeu gelangt jetzt zu»» Ausschank im kKlMSIll AM Kolli». NmlM, Urteil. 8«unrLl»vnck «Lei» 7. ck. SU», beginnen wir mit dem Ausstoß unseres ri»I»u»lL«rI»8t l»vlL»ini»tvu I in Fsiiscrn und Flaschen. Dresden, 4. Marz 1003. VLv Vlrvlrli«». Man achte genau auf Schul,marke „klrlant" beim Einkauf von * Elfenbein» Seif«! zur Eneichnnci einer schlanken »nd graziösen Figur nur allein zu baden bei ItiiiilAKllvI«! Ooltlivlnvr, »»tlkxl, utr«r 8. Preis von nun ab l,i»0 Mark. * kirmillos, ll»IMIlilW Itlvnalnrnt«», Beamten »ml meboron krivLten svent. okns ^.nrahlunZl Ltolrsudvrß, Tod. 6oorxoll-L.lIes 13. Sehr hübscher kleiner renomm. Jirma, schön. Ton, für 375 Mark höchst Preiswert untcrGoraiitie zu verkaufen. v. 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