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der Entrüstung laut werden. Der Präsident mahnt ab. Die Frau — immer mit der Rechten das Hörrohr hal tend — macht mit der Linken eine abwehrende Bewegung und fahrt mit starkem Akzent fort, als wollte sic zu verstehen geben, sie werde sich nicht irre machen lasten. Sie spricht: „Ich habe mich auf den Koffer hinacsetzt und Du bist aufgestanden. Ich habe gesagt: Geh' nicht hinein!" Auf das Kopfschütteln ihres Matten ruft sie: „Hab'ich Dick nicht zurückgrhalten! Rein?" — Und etwa- apathisch, deutlich den Schlich ihrer Darstellung mar kierend. als ob daS Weitere kauni mehr von Bedeutung oder Jutereste wäre, setzt sie hinzu: „Ich habe den Kopf auf den Tisch gelegt und geweint. Dann bin ich etwa eine halbe Stunde so in, Halbschlaf geblieben, und als ich wieder wach war, bist Tu bet der Wasserleitung gestanden und hastDir die Hände gewaschen . . Heinrich Klein ruft ungeduldig und mit .Hohn: „Bist Du fettig?" Franziska Klein (niit einem verachtungsvollen Blick ans ihren Gatten, sich dem Gerichtshof zuwendend): „Ich bin fertig." Heinrich Klein (sehr laut): Herr Präsident! ES ist unerhört, eS ist alles Lüge. ES ist unerhört, daß diese Frau zu vem schreck lichen Verbreche», das sie aus dem Gewissen hat, noch ein zweites fügt, daß sie ihren unschuldige» Mann verleumdet. — Franziska Klein wendet sich bei diesen Worten ihm voll zu und ruft in er regtem Ton: Hält' ich Dich nicht geheiratet, stünde ich nicht hier. Warst Du ei» Mann, hättest Du ei» bische» Charakter, Du hättest Likora aus der Wohnung hinausgeprügelt und mich auch, und alleS wäre nicht geschehen! Dr. Elbogen ruft: Diese Rolle hat Ne gut eingclemt ! — Dr. Morgenstern reinonstriert gereizt: Ich kann diesen Vorwurf nicht gelten lassen. — Dr. Elbogen wieder holt : Sie hat diese Rolle gut eingelernt. Am Schlüsse der Sitzung des zweite» Tages wurden „och einige Briese verlesen, die die Angeklagte Klein aus der Untersuchungshaft heraus geschrieben hat. Der interessanteste von ihnen, der an eine» nahen Verwandten gerichtet ist, lautet: „Geehrter Herr! Heute war der hochwürdige Pater Juchs bei mir und teilte mir mit, daß ich am 9. d. M. das Glaubensbekenntnis ablegc» werde und dann beichten und kommunizieren darf. O. wie glücklich werde ich dann sein! Im Beichtstuhl kann ich endlich mein Herz ohne Hehl aus- schütten und die Wahrheit frank und frei heranssagen. Ich habe eine innige Bitte an L>ic. Es ist fast rin Vermächtnis. Unter meine» Photographien befindet sich ein Bild, daS mich im Lawn- Tennis-Kostüni darstellt. Weihe Seidenbluse mit roter Krawatte, weißer Schoß mit rotem Gürtel, die Hände halten von rückwärts den Hut. DaS Bild stammt von jener Zeit, wo ich bald meiner Tochter das Leben gab. Dieses Bild, sowie meinen Brillantring und den Doppclaulden bitte, wenn eS möglich sein wird, an sich zu nehmen und die Gegenstände meinem Tvchtcrlein zu übergeben. Ich bitte Sie dringend, erfüllen Sic diele meine Bitte. Es schnürt mir das Herz zusammen, wenn ich an mein Kind denke: ich darf es nie wiedcrfehcn und muß sterben, ohne es noch einmal an mein Herz gedrückt zu baden. Wenn das Kind einst größer sein wird, dann werden die Mensche» zu ihm sagen: Deine Mutter Init gemordet aus Liebe zu einem Manne'und ist dann gehenkt worden. Ich warte die Zeit kaum ab, daß ich beichte, dann habe ich auf der Welt nichts mehr zu suchen. Mit Gott bin ich ver söhnt. von den Menschen hoffe und erwarte ich kein Erbarmen. Dre Liebe, die allmächtige, alles mit sich reihende Liebe wird von keinem Gesetz gekannt. Und mich hat der Haß und die Liebe in das Verderben gestürzt." ** Ein Nuhstrat-Prozcß in Berlin. Heute wird vor dem Landgericht I Berlin die gegen den Chefredakteur der „National-Zeitung" Arthur Dix wegen Beleidigung des oldcnbnrgischen InstizministerS Rnhstrat und wegen Be leidigung der oldenbnrgischcn Staatsanwaltschaft anhängig ge machte Anklage verhandelt. Der Prvzeh gewinnt ein erhöhtes Interesse dadurch, daß er der erste von allen sog. Rnhstrat- Prozessen ist, der vor einem nichtoldcnburgischen Gericht zur Ver handlung gelangt. Bekanntlich ging das Bestreben des erst vor kurzer Zeit wieder zu einer längeren Gefängnisstrafe verurteilten „Reside»zbotcn"-Redaktc»rs Bierinann dahin, von einem auher- oldenburgischen Gericht abgcurteilt zu werden. Allein, alle seine Anträge, sämtliche Richter in Oldenburg wegen Befangenheit ab zulehnen. wurden sowohl von allen Instanzen in Oldenburg selbst als auch vom Reichsgericht in Leipzig als unbegründet zurück- gewiefen- Nunmehr wird durch das auf Antrag von Oldenburg ans gegen die „National-Zeitung" im öffentlichen Interesse von der Ankiagcbehörde eingeleitete Verfahren znm erstenmal auch nichtoldenburgischen Richtern Gelegenheit gegeben, zu der ganzen Affäre Stellung zu nehmen und vor allem darüber eine Entschei dung zu fällen, ob daS hierbei so viel genannte Potern ein Glücksspiel ist oder nicht. Die oldenbnrgiscben Gerichte haben dies bisher stets bejaht. Dem gegenwärtigen Prozeß liegt ein Artikel der Nummer 557 der „National-Zeitung" vom 2,'». September vorigen Jahres zu gründe, der „Ruhstrat" überschrieben war. Der Artikel stammt nicht von einem Mitglieds der Redaktion selbst, sondern beginnt mit den Worten: „Zur Rubstrat-Afsäre wird uns ans Oldenburg geschrieben. „Der Oldenburger Korrespondent der ..National-Zeitung" berichtet in dein Artikel über die Verhaftung Biermanns kurz nach seiner Entlassung aus der Vcchtaer Straf anstalt und bemerkt dazu: „Diese erneute Verhaftung BiermannS ist in der ganz Oldenburg schwer schädigenden Rnhstrat-Assäre nicht nur eine Handlung, die sich gesetzlich kam» vertreten läßt, sic ist vielmehr eine politische Ungeschicklichkeit ersten Ranges." Weiter gibt der Artikel resümierend die Beschuldigungen des „Residenz- voten" wieder, die dahin gehen, daß der Minister Rnhstrat einen Meineid geleistet habe und daß der Staatsanwalt Riesbietcr mit dem Gmnnnsialdirektvr Frühstück und vielen Reserveoffizieren, sowie mit dem Minister Ruhstrat sich an der „lustigen Sieben" beteiligt habe. Auch wurde in der „National-Zeitung" nach dem „Residenzbotcn" mitgeteilt, es bestände das Gerücht, die Staats anwaltschaft gehe gegen den^ Minister nicht vor, obwohl sie dazu gesetzlich verpflichtet sei, da ihr der Beweis für den Meineid des Ministers vorliegc. Der Oldenburger Korrespondent der „National-Zeitung" knüpfte daran folgende kurze Betrachtungen: „Für die Verbreitung dieser ungeheuerliche» Anschuldigungen muß natürlich Herrn Bieimann die Verantwortung vollkommen über lassen bleiben. Da die Verhaftung Biernianns aber einzig und allein wegen Ministerbelcidiauiia, nicht etwa wegen Beleidigung des Staatsanwalts erfolgte, so liegt eigentlich zu dieser Verhaftung kein gesetzlicher Grund vor. Tie früheren Artikel des „Residenz boten'' gegen den Minister erschienen straflos, während Biermann im Gefängnis saß: für diese ist Biermann nicht verantwortlich. Gegen den neuen Artikel kann aber der Iustizminister noch keinen Strafantrag gestellt haben, da er noch in Pvntrcsina weilte und die ersten Nummern des fragliche» „Residenzboten" Donnerstag abend svät i» Oldenburg erschienen, Bierinann aber schon Freitag früh 8 Uhr verhaftet wurde. Die Verfolgung wegen Beleidigung des Iustizministers ist aber nicht zulässig, bevor von diesem nicht selbst Strafantrag gestellt ist." An einer anderen Stelle in dem Artikel heißt es: „Jetzt ist der Bogen bis zum Zerspringen ge spannt, man darf auf die Behandlung der Angelegenheit im oldcn- burgischen Landtage gespannt sein." Durch einzelne Sätze und Wendungen dieses Artikels fühlten sich Minister Ruhstrat und die oldenburgische istaatsanwaltlchaft beleidigt und beantragten, dag gegen dre „National-Zeitung" im öffentlichen Interesse ein- gcschritten würde. Diesem Anträge hat die Berliner «taats- anwaltichaft stattaegebcn, so daß am heutigen Sonnabend sich nun auch in Berlrn ei» Ruhstrat-Prozeß abspielcn wird. Minister Ruhstrat wird der Verhandlung als Nebenkläger selbst beiwohnen. Die Verteidigung des angeklagten Redakteurs Dix hat Inslizrat Wagner übernommen, llevrigcns will der Angeklagte von dein Anerbieten seines Oldenburger Mitarbeiters Gebrauch machen und dem Gericht den Verfasser des inkriminiertcn Artikels nennen. Sport-Nachrichten. Einen schönen Erfolg Herr Ernst Dietrich, hier, Tu er er Leibesübungen erzielte , .... „ r „Turnlust", Verein für urnen und Betveguirgsspiele, Turnhalle Carolastraße 4, indem : beim 100 K i l o>m e t e r l a u f e n um die Meister- Berlin als ierte, so die ligt sich wie- der Sonntag, den 30. April, '/H3 Uhr. an den friedlichen Wett spielen der Spielerabteilungcn der Dresdner Turncrschaft, welche alle volkstümlichen Bewogunigsspiele auf den städtischen Spiel- Plätzen, Johannstädter User, vergleichsweise vorsühren lverden. Rennen in Pari«. 27. April. P rix Gr«ffulh e. 30000 Franc«. „Genial" 1.. „Proud" 2.. „Copenlmgue" 3. Tot.: IS : 10. Blatz: 1«. 17 : 10. - P rixRieussec. 10 000 Ire». Zagu»" 1.. „Astarotb" 2.. „Burlingame" S. Lot.: 203 : 10. Sü. 2S : 10. S»rkse»un« siehe nsichsi, «eite. »s. Tie Sparkasse zu HainSbera — dm. Gemeindeamt — geöffnet: Dienstags und Freitags Vvn nachmittags 2 bis tt Uhr, veczinst oie Einlagen mit 3>/s Proz. Tie Einlagen werden streng geheim gehalten. 72^5/7^ »-0.7 SilltsiMii. ilessiittü! üirlllok «m,»5a»«>ei». '/i Jtolchc 1,00 und 2,10 Mark. 8 TrLtt-kotivsiii überall käuflich. Steht unter ständiger Kontrolle des Gerichtscheinikers 1)r. Bischofs. ^ M Ln« vn^Verlcäuie. I« ».«?:« «>v« S>euslr»ttt <Lootrl>a») Ist «Io mit rttalluiik, Qiai l«>» et«. vom voi «lordeoon ke- *I<ve, 1»> ^!«I> Ii,i«I>«t 80>i»> «ivniit tiii lttOVOO ltlai k v«, ü icil >i« I,! Xäk. «rt. er n»<tl. «Läuten aut» >. »>42 tl„n-vu»«t«iu «L Vo«>«r, I>i e««teu. litt« I> wird sich auch Ihnen, wie Millionen andercniMenichen dec Name inpräaen, sobald Sie einmal einen Vernich init dem seit vierzig Jahre» bewährten, in Qualität und Wirkung »»eirenbt Ni äs:») ««aart»» ni»nt- u ein gemacht haben. Ucberall käuflich. Zu haben in Dresden bei llei- m-,u» ko, I«: Lni I «« e»,l- »,'IiueI,, Strnveflraße 1: <>««»» tinumon«: tseo, k ir»umu«n, Prager Straße 40: «lk 1 ifte«l,t«l,. Passciikl für klcmil MrilbM M ick» HaMmltt! U>av»«k,-nii,>8»üok mft schönem Hintergebäude, kn bester Lage vo» Mügeln, billig bei geringer Anzahlung sofort ver- Itänsll«!,. Genügende und billige Arbeitskräfte vorhanden. Oiicrienunter4t. tki erb. Ilooü.«»^«««» Vozrt««, Dresden. 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