Suche löschen...
02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 16.04.1903
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-04-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19030416028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1903041602
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1903041602
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-04
- Tag 1903-04-16
-
Monat
1903-04
-
Jahr
1903
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Dies«- Blatt wird dm Lcsern von Dresden und Umgebung am Lage vorher bereit- als Abend-Ausgabe zugestellt, während es me Post-Abonnenten am Morgen in einer Gesamtausgabe erhalten. verugsgedüdr: DN,Drr«dnerNaii, 2«>l« D>e»dkn und drr wo die ö okr jivkt ^kilaiiSoaben »end« iuacltrllt., »ack druck aurr Artikel u. Ork,inal- "Meilunaeii mir mit deutlicher »elle»aiit><>b«t,Dre«d.Nachr. ) siläi»,, Nachträaliche, vpnorgr- muvrüche bieiden uiideni-Mchtl-t: unverlauats M-»uulv>ple werde» nicht ambewanrt. lelearamm.Adresse: Nachricht,» »r,«d,» 185V Vertag von KtepsU- cL Reiciiardt. Anreizen-tant. »nitilbme von «nkaitdt,»»,«>, dir nachmittags s Ubr Sonn- und SeterlagS nur Martenstrabe » von l> bis V,I Ubr Die l tvaitige Lrund «Ue <ca. s Silben! 2N Pig, A» kundigungen aus der Privatleitc Zeile L Plg : die rtvaltig« Zeile als .Sin gciandt ' oder auf Tertieile so Ptg Sn Nummern nach Sonn- und Sein- tagen >- de« 2ivallige Gnindiellen so. «o de» so und so Pia nach de wnderem Tarif. Auswärtige Aut träge nur gegen Borausdemdiung. Belegdlätter werden mit lvPig. berechnet Sernlvrechanichlub: »Mt l Sir. Ll und Sir. LOS«. vrLuorei Ke!8sv!l2 ompticrlilt itire ttt» ^"^"''^ükwerbe. Milltäroerbol II. sozialdemokiatischer Boykott. Depeschen. Hosnaclmchten. Taiibstnmmentag. V,,» e v?F» Prozeß Bernhardt. Trenllers Achchiedskonzert toauptversammliiiig des Teistschen FlvttenvereinS. von kvillvr Lonkarronr über- HiipvmV trolkenon, bsrvorraßoaS dobömmlivlion "»v» v, Tomicrstag, 1«. AprillitOft. Gaftwirtsqewerbe, Militärverbot und sozialdemokratischer Boykott. Die vereinigten Saalinhaber von Dresden werden sich in den nächsten Tagen an die Vorstände der Ordnnngs- parlcien mit einer Vorstellung wenden, der wir folgendes ent nehmen: „Im Hinblick auf die bevorstehenden NeichstagSwahlen liaben die vereinigte» Saalinhaber eine Eingabe an d'e König!. Kommandantur zu Dresden und an das Generalkommando des 12. Armeekorps gerichtet mit dem Anträge, eine Abänderung der zur Zeit bestehende» Milltärverbotsbestim- munyen dahin eintreleu zu lassen, das; dem Militär der Besuch von öffentlichen Sälen nur an solche» Tagen untersagt ist, an denen sozialdemokratische Versammlungen dmelbsr stattfmden bezw. in Zukunft zu einer Verhängung des Militäroerbots über einen Saal nicht aus dem Grunde zu verschreilen, weil der In haber des Saales ihn zur Abhaltung von Versammlungen der sozialdemokratischen Partei zur Verfügung gestellt hak. „Zur Begründung dieses Antrags haben die Unterzeichneten ti. a. auf folgendes Bezug genommen: I. Soweit die bestehenden Mililärverbotsbestimmuiigen und die bisher geübte Verhängung des Militäroerbots den Zweck verfolgen, die Angehörigen des Soldaten- slandts gegen eine Beeinflussung durch sozialdemokratische Ideen zu schuhen, ist dieser Zweck, wenn nicht überhaupt unerreichbar, in gleichem Umfange wie bisher innerhalb der Grenzen des vor- aedachtcn Antrags zu erreichen. Tenn es genügt ein mit Hilse der ohnehin vorhandenen Polizeiaufsicht unschwer durchführbares Verbot des Besuchs sozialdemokratischer Vcrsammluiigen seitens der Trnppeiworgesetzten. Eines Generalverbots des Besuchs solcher Lokale, in denen von Zeit zu Zeit sozialdemokratische Versamm lungen stattsinde», bedarf es aber aus dem Grunde nicht, weil diese dadurch noch lange nicht zu Pflanzstätten sozialdemokratischer Ideen werden. 2. Soweit die bestehenden Mil tärverbots- vorichrislcit aber de» Zweck verfolgen, der sozialdemokratischen Partei die Möglichkeit zur Abhaltung von Versammlungen zu ent- ziehen oder nach Kräften zu beschränken, lehrt der Erfolg die Zwecklosigkeit dieses Mittels. Denn einmal stehen den Sozial demokraten in Dresden mehrere Säle lTrianon, Gambrinus, Gaschof von Pieschen, Gewcrstchaftshausl zur ausschließlichen Ver fügung, andererseits pflegen sie in Versammlungen, die von ande ren Parteien einberuscii werden, in erdrückender Menge zu er scheinen, sodaß solche Versammlungen dann nicht selten den Charakter von sozialdemokratischen aiinehmen. 3. Erscheint sonach der mögliche und der tatsächliche Nutzen der bestehenden Militär- verbotspraris sehr gering, so ist andererseits ein unverhältnis mäßig größerer nachteiliger Einfluß unverkennbar. „Naturgemäß wird der Saalinhaber, der sich eines nur einiger maßen lebhaften Zuspruchs durch das Militär erfreute, bemüht sein, die Verhängung des Militärverbots über sein Etablissement nach Möglichkeit zu vermeiden Tut er dies und verweigert er dem gemäß seinen Saal zu sozialdemokratischen Versammlungen, sv droht ihm die Sozialdemokratie mit Nohl'ott seines Saales für den Fall, daß er ihn auch nur zu einer Versammlung den Ordnungs- Parteien überlaßt. Ta er einen solchen Boykott vermöge seiner größeren oder geringeren Abhängigkeit von den der Sozialdemo kratie angchörcnden Schichten der Bevölkerung meist ebenso iebr fürchten muß ivie das Militärverbot, ist er gezwungen, seinen Saal m jeder polichchcn Versammlung zu verweigern. Die notwendiac lfolge ist, daß auch die Ordnungspartcien nur schwer die gengneten Veriümmlungsränme erhalten können und daß m manchen ^ttadt- leiicn. in denen ein Saalinhaber besonders stark von der sozial demokratischen Bevölkerung abhängig ist. Versammlunaen der Ordnungspartcien geradezu unmöglich sind. Dieser Mißstand muß um so mehr in die Wagschale fallen, als erfahrungsgemäß die Anhänger der Ordnungsparte'e» nn Gegensätze zu den Sozial demokraten zu einem sehr beträchtlichen Prozentsätze z» lax sind, sich der Mühe des Besuchs einer in einem entfernteren Stadtteile stattfindende» Versammlung zu unterziehe». Die naturgemäße weitere Folge ist dann die, daß ihr Interesse so wenig geweckt ist, daß sie sich an der Mahl gar nicht beteiligen. Man wird nicht sein gehen, wenn man zur Erklärung dafür, daß in Sachsen z Ä. bei der letzten Reichstagswahl nur etwa 73 Prozent aller Wahl berechtigten abgestimmt haben, mit aus mangelndes Interesse an öffentlichen Angelegenheiten infolge erschwerter Teilnahme an politischen Versammlungen Bezug nimmt. Dies ist aber um so bedauerlicher, als es kaum zweifelhast sein dürste, daß gerade die 27 Prozent der Wahlberechtigten, die nicht abgesiimmt haben, zu den geborenen Anhängern der Ordniingsparleien gehören. „Obwohl aus dielen Gründen und namentlich auch deshalb, weil die Militäroerbolsbestim nungcn in ihrer derzeitigen praktischen Handhabung eine bei der ohnehin vorhandene» ungünstigen wirt schaftlichen Lage der Saalinhaber doppelt empfindliche Becmträchti- iglen ihres m so mehr erachtet werden, als eine Handhabung der Militärvcrbois- Bestimmungen, wie sie erstrebt wurde, bereits im Bereiche des 19. Armeekorps in Hebung ist, Rücksichten aur militärische Inter essen und militärische Disziplin für eine abschlägige Bescheidung also wohl kaum ausschlaggebend seftr konnlcn. Gleichwohl hat sich das Generalkommando und die Stadtkommandant»!: nicht in der Lage gesehen^ eine Entschließung im Sinne des Antrags zu fassen. „Die Saalinhaber Dresdens sehen sich durch diese Ablehnung ihres Antrags in eine sehr unangenehme Zwangslage ver setzt. Die sozialdemokratische Partei hat namcnllich in letzter Zeit den Wirten gegenüber, die die Oeberlcissung ihrer Säle zu Versamm lungen verweigert haben, nachdrücklich »nt Boykott gedroht, wenn die Säle den Ordnungspartcien überlassen werden sollten. An gesichts der Gefahr, seine wirtschaftliche Existenz durch einen solchen Boykott miss Spiel zu setzen, wird ein Saalinhaber in Zukunst seine Lokalitäten auch den Ordnungsparteien nicht mehr zur Verfügung stellen können. Dies dürste den Ordnungspartcien wohl ebenso un angenehm sein wie den Saalinhabern selbst. Tatsächlich liegen bereits Fälle, die das erkennen lassen. vor. Dies gibt den ver- einigten Saaliichabern von Dresden Veranlassung, sich an die sämtlichen in Dresden vertretenen Ordnungspartenm zu wenden und ihnen hiermit nahe zu legen, ihrerseits um eine Abänderung der Militärverbotsbestimmungen im Sinne des eingangs ersicht lichen Antrags an maßgebender Stelle vorstellig zu werden Sollten die Ordnungsparteien nicht gewillt sein, in diesem Sinne ihrerseits vorstellig zu werden, so wird — und das ist der ander- weite Zweck dieser Schrift — gebeten, es die einzelnen Saalinhaber wenigstens nicht entgelten zu lassen, wenn sie unter dem Drucke der Verhältnisse sich gezwungen sehen, die Benutzung ihrer Lokalitäten zu Versammlungen der Ordmingsvartcicn zu ver weigern. Für geneigte Mitteilung der a»f Grund des Vorstehen den gefaßten Entschließung würden zu Danke verbunden sein die vereinigten Saalinhaber von Dresden. Gustav Fritzsche, als Vor sitzender: A. Thomas, als Schriftführer; E. Dreßler. als Kassierer." Es ist unbestreitbar, daß die Gastwirte, welche als Inhaber von Etablissements mit großen Sälen durch das Militärverbot bezw. den sozialdemokratischen Boykott bedroht werden, die Kosten kür eine im allgemeinen staatlichen Interesse gebotene Maßregel allein zu tragen haben, und man wird es diesen Erwerbskrciscn nicht verdenken können, wenn sic sich gegen die ihnen gebotene Bedrängnis wehren. Andererseits ist es eine der ernstesten Ver pflichtungen der Regierung, nichts zu versäumen, um die ver giftenden Tendenzen der Sozialdemokratie von der^Armee, für deren Zuverlässigkeit und Schlaafcrtigkeit von allen Staatsbürgern die größten Opfer zu bringen sind, sernzuhaltcir. Es muß daher nach einem Ausweg gesucht werden, wenn eine Aenderung jener Maßregel sMilitärverbot im bisherigen Umfanges nicht an gängig erscheint — die Verhältnisse liegen bekanntlich localster ganz verschieden —. um die betroffenen Saalinhaber schadlos zu halten. Neueste Drahtmelduntieir vom 15. April. Plauen i. V. 'Der „Vogtl. Anz." meldet: Am Dienstag nachmittag unternahm in der Nähe von Elsterberg ein , etwa 25 Jahre alter Unbekannter zwei Raubanfälle auf bejahrte Frauen. Er verübte an der einen ein Sittlichkeitsverbrechcn und beraubte sie, der anderen entriß er ihre Barschaft und verletzte sie durch einen Messerstich schwer. Bremen. Der Internationale Kongreß gegen den Alkoholismus wurde vormittags mit einer Ansprache des Staatssekretärs Grasen Poiadowsky eröffnen Er führte aus; Die Entwicklung der modernen Kultur, die an die geistige und körperliche Spannkrast der einzelnen erhöhte Anforderungen stellt, erhöht die Gefahr übermäßige» Alkoholgcnusses. weshalb die Be kämpfung der Älkoholgcsahr um so notwendiger sei. Art. Um fang und Ziele der Bekämpfung würden nach Eigenart des Volkes, der klimostschen Verhältnisse usw. verschiedene sein. Die Gesetzgebung könne nur mechanisch eine, Hilfsaktion leisten: die innere Heilung Völker Schulter an Schulter. Redner schloß mit dem Wunsche, daß der Kongreß ein neuer Markstein sein möge aus dem Wege des Fortschrittes menschlicher Gesittung. Hierauf begrüßte Bürger meister Pauli die Versammlung namens der Stadt. Bremen. Die Rettungsstation Cuxhaven hat der Gesellschaft für Rettung Schiffbrüchiger telegraphiert: Am 15. April wurden von dem auf Kartzsand gestrandeten mit Steinkohlen von Schottland nach Harburg bestimmten Schooner „Germania" Kapitän Albert und sechs Personen durch das Rettungsboot dcr Station. „Annemarie Elisabeth", gerettet. Duisburg. In der vergangenen Nacht brach im Hause eines Kolomalmarenhändlers in der Moltkestrahe Feuer aus. Das Haus brannte vollständig nieder. Zwei Kinder im Alter non 4 und 1'/!,. Jahren einer IN dem Hause wohnenden Familie fanden den Tod. Das 16jährige Dienstmädchen des Eigentümers erlitt schwere Brandwunden, so daß cs in das Krankenhaus über führt werden mußte. Paris. Dcr Postdirektor des Seinedepartements hat den Postbeamten den Auftrag erteilt, die von den Klostergenosseli sch asten versandten Zirkulare, in denen zu Sammlungen für mildtätige Zwecke aufgcfordert wird, bis auf weiteres nicht mehr zu befördern, jedoch ein Exemplar von jedem Zirkulare der Post- oehörde zu übermitteln. Paris. Der Journalist Veroort erklärte in einem Schreiben an den „Figaro" abermals auf dos Bestimmteste, daß die Be hauptungen des „Petit Dauphinois" in Grenoble vollständig er- fnnden seien. Er habe zu dem Generalsekretär im Ministerium des Innern Edgar Combes keine anderen Beziehungen ge habt. als sie zwischen dem Direktor eines ministeriellen Blattes und einem hohen Staatsbeamten zu bestehen pflegen. Tschernlkow. Zum Empfange der Leiche des Konsuls Schtscherbina, die hier beigesetzt werden wird, sind umfassende Vorbereitungen getroffen worden. Konstantinopel. In H aidar-P ascha wurden die tzafenanlagen der Anatolischen Eisenbahn dem Verkehr über- geben. Konst antinopel. 'Der Mörder des russischen Konsuls Schtscherbina wurde zum Tode verurteilt. Das Urteil ist bisher der russischen Botschaft offiziell noch nicht bekannt gegeben worden. Kon sta iitin o v cl. Freitag, den 10. d. M., kam «» in Smerdcsch im Distrikt Castoria im Vilaiet Monastir zu einem Zusammenstoß zwischen einer Abteilung Redifs und einer bulgarischen Bande in Ltärke von 75 Mann, die von 5 Chefs, darunter Saratow, angeführt wurde. Mit Hilfe der bulgarischen Bevölkerung der umliegenden Dörfer gelang cs der Bande, in der Nacht zu entkommen. Auf türkischer Seite wurden vier Man:; getötet, drei verwundet. Kon st antinopel. Ter Minister des Aeußcren erwidern' aus bezügliche Vorstellungen des serbischen Gesandten Gruilsch, daß keine Gefahr eines albanesi scheu Angriffs gegen die serbische Grenze bestehe. Die Albanesen seien durch die Tätig kcit der makedonischen Komitees erregt worden, doch sei die zuversichtliche .Hoffnung vorhanden, daß infolge der ergriffenen Maßregeln baldigst normale Verhältnisse wieder eintretm werden. Newyorr. Nach einer Depesche aus San Salvador hat sich Inan Arias, der zum Präsidenten ernannt worden war. während General Sierra den Oberbefehl über die gegen Bonilla entsandte» Rcgierungstrupven übernommen hatte, Bonilla er geben, dessen Truppen gestern die Hauptstadt Tegucigalpa ein genommen haben. Newyork. Der Vertreter der Northern-Securit- Conipany, der als zuständig anzusehcn ist, erklärte das Gerücht, die Northern - Sccurit-Company liabe beschlossen, keine Berufung festgesetzt. Port S, Port Said. Der Suczkanol ist durch eine Bark, die von einem rassischen Kreuzer zum Sinken gebracht wurde, ge sperrt. Johannesburg. Heute morgen begann in Heidelberg das Ab st ecken der Claims und wurde ohne Zwischenfall n Kunst und Wissenschaft. f* August Trcnklcrs Abschieds-Konzert. Es war ein Abschied, nehmen, wie es unter ähnlich rauschenden und stammenden Kundgebungen nur in den allerseltensten Fällen zu verzeichnen ist. Von 7 Uhr ab strömte es in Scharen nach dem Gewerbchause, so daß eine halbe Stunde später, bei Beginn des Konzertes, etwa MO Meirichen den Gewerbchaussaal bis zum letzten Winkcl- chen füllten. Da unter solchen ganz außergewöhnlichen Verhält nissen nur etwa die Hälfte der Besucher sich einen Sitz erkämpscn konnte, stand man, Kopf an Kops gedrängt, in den Gängen, so daß alle und jede Zirkulation unmöglich wurde. Aus den Galerien ganz dasselbe Bild. Dort oben hockte man förmlich ans- und übereinander, und schließlich nahm man dort, so weit es ausrcickte, die Tische zu Hilfe, uni diese als Podeste zu Stehplätzen zu be- nutzen. Und dabei strömte es immer von neuem zu den Kassen, wo schließlich Hunderte abaewicscn werden mußten. Als Trenkler mit der ihm eigenen unfehlbaren Pünktlichkeit im Orchester er schien, um das Konzert mit Lassens Fest-Ouvertüre cinzulciten, wurde er von einem unheimlichen Beifallssturm empfangen, dcr. minutenlang anhaltend und von Orchestcrtuschen begleitet, den Anfang einer endlosen Reihe von Kundgebungen bedeutete. Von da ab wurden nach jeder einzelnen Nummer des Programms Massen von Blumcngebinden, Lorbeeren. Ehrengeschenke von kost barem Werte dem Gefeierten auf das Podium gereicht, begleitet von so lauten und stürmischen Ovationen, daß man sich in den Taumel südlichen Enthusiasmus verseht glaubte. Unter solchem Jubel verklangen Gricgs Orcheftcrsnite zu „Peer Gynt", Fantasie über „Carmen", Stücke van Gotdmark und Mariani »lw., die den ersten Teil des Programms ausfülltcn. Am Schlüsse des selben und nachdem Trenkler wohl an ein Dutzend Mal hcrvor- erusen worden war, erschien auf dem von Blumen und Lor- eeren förmlich überfüllten Orchesterraum eine Vorstands-Depu tation des Gcwerbcvereins, bestehend aus den Herren Kaufmann Möhler, Professor Kftohne, von Brcscms, Kaufmann Knothe, Kommissar Huhn und Glasermcister Hoffrichter. Letzterer, als erster stellvertretender Vorsitzender, des Gewcrbevcreins, nahm zu nachstehender Ansprache das Wort: „Hochverehrter Herr Königlicher Musikdirektor! 121^ Jahre sind verflossen, seitdem Sie die Leitung des Gewerbehaus-Orchestcrs übernommen haben. Durch rastlosen Fleiß und geniales Streben haben Sie mit Ihrer Kapelle Erfolge erzielt, die die gehegten Erwartungen weit übcr- lrofien haben. Dank und Anerkennung sind Ihnen in dcr langen Reihe von Jahren vielfach durch Wort und Schrift zu teil ge worden. Heute, bei Ihrem Rücktritt von dieser Stelle, sprechen wir Ihnen im Namen des Gewerbevercins den wärmsten Tank für Ihr überaus ersprießliches Wirken aus, und bitten Sie, als Zeichen der Wertschätzung dielen wohlverdienten Lorbeer cnt- gcgenznnehmen. Möge Ihne» derselbe noch durch lange Jahre hindurch eine freundliche Erinnerung sein an Ihre Pflege und Förderung der Tonkunst in diesem Hause." "Nach dieser mit stürmischem Beifall cmfgcnommenen "Ansprache überreichte dcr Sprecher Herrn Trenkler einen herrlichen, in Silber getriebenen Lorbeerkronz in künstlerisch ansgcstattetcm Etui, ein Prachtstück ans dem Atelier des Hosjuweliers Mau. Unter nicht weniger rauschenden Kundgebungen verlief der zweite Teil des Konzertes: Liszts „Präludes . Soendien: „Romanze", Strauß: „Geschichten aus dem Wiener Wald", Schumann: „Träumereien", „R'icnzi"- Ouvertüre und Zugabe». Unter den letzteren befand sich auch Trcnklcrs „Wettin-Marsch" und als Schllißniimmcr dcr berühmte Armee-Marsch "Nr. 206. Als dieser erklang, ltieg mau auf Tische und Stühle, Tücher und Hüte wurden geschwenkt und zahlreiche Besuclwr sangen sogar die längst populär gewordene Melodie des Triofatzes mit. Aber dabei beruhigte man sich nicht — dcr Armee- Maych mußte ein zweites Mal gespielt werden, und auch danach wich man nicht eher von den Plätzen, bis Trenkler unter tiefer Bewegung einige Worte des Abschieds gesprochen. "Nur langsam leerte sich endlich der Saal — es war, als ob man nur gezwungen von jemand scheiden wollte, von einem, dcr sich in fast halbhundcrtjäh- riger künstlerischerTätigkeit so recht und fest in die Herzen ver Massen gespielt, daß er schließlich untrennbar von diesen erscheint. Was ein großes Publikum an Ehrungen aller Art, an Liebe und Zu neigung an einen seiner erklärten Lieblinge zu vergeben hat. ist gestern in dcr Tat in reichstem Maße vergeben worden. II 8t. Das „N. W. Extrablatt" schreibt unter dem 14. d M.: „Gestern wurde in Thcaterkreisen erzählt, Felix Schweighofer werde sich demnächst niil dcr ehemaligen Ovcrcltciisängcrln Fil. Fcitzi Bium vermählen. Der Künstler ist seit vielen Jahren verwitwet." ck Aus Anlaß des zebnjähiigen Bestehens des Annab erg er Stadttheaters fand am ersten Osterseiertage eine Fest Vorstellung statt, die Maeterlincks ., M vnna Va n » a" in einer vortreffliche» Aufführung zu Gehör brachte. Eingeleitet wurde die Vorstellung, die man außerordentlich beifällig anfnahm, durch einci» Prolog des Herrn Direktors Kiirticholz, der im Verlause des Abends mannigfach aus das herzlichste gefeiert wurde. Münchener Hauptversammlung des Deutsche« Klottenvereins. Ter Deutsche Flvtlen-Verei», mit seinen 626000 Mitgliedern, jetzt wohl dcr größte Verein dcr Welt, hielt am 28. und 29. März d. I. unter dem Vorsitze des Fürsten Otto zu Salm-Horstmar ln München ieinc satznngSgcmäße Hauptversammlung ab, die in ebenso glänzender wie eichebcnder Welse verlief. Wir gehen wohl nicht fehl mit der Annahme', daß dcr Bericht eines Teilnehmers hierüber für die vielen Tausende von Mitgliedern, die dcr Verein innerhalb des Königreichs Sachsen zähst, ebenso wie für jeden Deutschen von vaterländischer Gelinnung übcrhaup! von Iittcresse sein w'rd. Die Stadt München hatte dein Verein den prachtvollen Sitzungssaal des Gemeindekollegiums im neuen Rathansc zur Verfügung gestellt, und der erste Bürgermeister, Ritter v. Borichl, begrüßte die daselbst Erschienenen mit zu Herze» gehende» Worten, die volles Verständnis für die Ziele des Flottcu-Vereins offen barten. Am Avend des 28. März fand in dem mit bunte» Flaggen und Wimveln geschmncklen protzen Saale des Löwcnbräukelt'crS eine von der Ortsgruppe München vcraiistastclc Fcstvcrscimmluuq statt, an dcr gegen 5000 Personen teilnahmen, an der Spitze die Prinzen des bayrischen köniashanses L n d w i g, A rnnl s. F r a nz und .Heinrich, die Geiandtcn von Preußen, Württemberg und Baden, eine große Ainahl von Generalen und Offiziere» aller Charge», hohe Bemme, die Nestoren der Hochschulen, Kimmei, Oielehrte usw. Alle Stände und Bcrussklasscii, ohne Unterschied des Ranges, des Glaubens und der Portcisicllung. waren ver treten: es hatten sich ebensowohl die Führer der Zentrumspartei wie Liberale aller Schattierungen emaesunde». dcr Flotten-Verein ist ja kein politischer Verein, sondern bietet Raum für jeden, dem die Hebung dcr deutschen Wehrkraft zur Sec am Herzen liegt.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite