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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 23.07.1928
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1928-07-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19280723027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1928072302
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1928072302
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1928
-
Monat
1928-07
- Tag 1928-07-23
-
Monat
1928-07
-
Jahr
1928
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Reue Kamp Schlappe -er Süöarmee. Schanghai. 2». Juli. 50M chinesische Oaldaten. die vor kurzem von Taku in Tschisu tSchantnngs angckomme« sind und unter dem Beseht des ehemalige« Kammandanle» de« Garde» korpS, General Tschangtschunglschana. stehe», dade« gefter» abend die südchinesischen Truppe» ««gegriffen. Da» Gewehr, seuer in der Nähe des KonsularhügelS dauerte die ganze Nacht an. Gin amerikanischer Seemann. der die Verbindung zwischen dem Konsulat und den Kriegsschiffen herzustelien versuchte, wurde leicht verwundet Die stidchioesische» Soldaten «nrde« entwaffnet. Der britische und der japanische Konsul haben um den Schutz der Kriegsschiffe ersucht. 500 Kommunisten in tthina erschossen. Wie auS Nanking gemeldet wird, sind wegen der Zu sammenstöße zwilchen Kommunisten und NegicrnngStruppe» i»i Wuntschaiia Bezirk '>«»> .Kommunisten erschossen worden. Unter den Erschossene» besindet sich auch Tscheukaiiai. das Mitglied der chinesischen Zession der Kvin.Jnt. und Mitarbeiter Borvdins. Japan söröerl den chinesischen Zwist. Protestnote Japans gegen die chinesische Vertragskündigung. London. 23. Juli. „Daily Telegraph" berichtet auS Tokio: Die japanische Negierung hat eine in den entschieden sten Ausdrücken gehaltene Protestnote gegen die Aushebung des chinesisch-javanischen Vertrages a» den nationalistischen Außenminister Dr. Wang durch de» japanischen Gesandten in Peking überreichen lassen. Darin wird die chinesische Erklärung als Vertragsbruch bezeichnet. Am Schlüsse heißt eS: «Wenn die Nationalisten ihr gegenwärtiges Vorgehen fvrtsetzen, dann wird die japanische Negierung gezwungen sein, selbständig Maßnahmen für Rechte und Interessen zu ergreifen." Der Korrespondent des japanischen Blattes »Asahi" in Mnköen berichtet, bei einer Unterredung zwischen dem sapani- Ein Opfer -er Femehetze entflohen. K U st r i n, 23. Juli. Der im Landsberger Fcmcmord- prozcß zu 8 Jahren Zuchthaus verurteilte Oberleutnant Raphael, der ans Grund des Slmncstiegesesteü von der Strafanstalt Lonnenburg nach Tegel transportiert werden sollte, ist am Lonnabendvormittag aus dem Hauptbahnhos Küstrin seinem Transporteur entwichen, und trotz eifrigster Vemiihungen der Kiistriner Polizei ist eS bis heute nicht ge lungen. den Flüchtling wieder zu ergreifen. Marco Polo — Kolumbus und — Nobile. Prag, 23. Juli. Der italienische Konsul in Preßburg, Pal- miert. hat an einige slowakische Blätter eine Erklärung ge sandt. in der er die Angriffe gegen General Nobile als un berechtigt zurnckweist. Italien unterstehe nicht der Vormund- schaft einer anderen Nation und werde keine Einmischung in italienische Angelegenheiten dulden. Der Konsul erklärt: General Nobile habe sich wie ein Held benommen und ver gleicht ihn mit Marco Polo und Kolumbus. Die Blätter machten ihn mit Unrecht für die Katastrophe der „Jtalia" ver antwortlich. Der Ei-bruch -er ägyptischen Regierung. Ein Aufruf der Wasd-Partei. Kairo, 22. Juli. Heute nachmittag wurde ein Aufruf der Wasd-Partei veröffentlicht. ES wird darin von einem revo lutionären 'Angriff der Negierung auf die Verfassung, die Freiheit, die Ordnung, die 'Nation und die Zivilisation gesprochen. Es heißt dann u. a.: «Daö Mini sterium hat daö Verbrechen begangen, die von der Ver fassung vorgesehene parlamentarische NegiernngSform durch eine absolute Negierungsform zu ersetzen, damit hat sie ihren Eid gebrochen." Am Schluffe bcS Ausrufes wird gesagt: „die jetzige Krise ist schwer, aber die Lage ist nicht !e in Wna. scheu Generalkonsul und General Tschanghs"chli»a habe der letztere den ihm erteilte« Nat, seine Verhandlungen mit den Nationalisten einznstele«, angenommen. Der General habe dies Tschtanakatschek in einem Telegramm mitgrtetlt, das be- sage, «egen der japanische« Intervention sei er i»« seinem ve. daner« gezwungen, die Verhandlnngen einznstellen, wenn auch sei« Wnnsch nach vereinig««» «nd «ach «usrechterhaltnng des Frieden» «noerändert sei. Wie die Blätter au- Peking berichten, habe» die japanischen amtlichen Stellen beschlossen, zum Zeichen des Protestes gegen die willkürliche Aushebung deS chinesisch-japantschen Vertrages bi- auf wettere- an keinen offiziellen oder gesellschaftlichen Veranstaltungen der nationalistischen amtlichen Stellen teil- zunchmen. Die Beisetzung Obregons. Mexiko, 23. Juli. Unter Salutschüssen wurde gestern die Leiche des General» Obregon in Ravaioa sSonora) bestattet. Der Verkehr wurde während 15 Minuten eingestellt. Alle Theater haben al» letzte Huldigung sür den Verstorbene» ge schlossen. Der mexikanische Arbeltsministcr zurückgetreten. Wie aus Mexiko^Stadt gemeldet wird, ist Arbeit-minister Morones am Sonntag von seinem Posten znrückgetreten. In einer Kundgebung fordert der KriegSministcr Amaro die Armee ans. ihn bei der Ansrcchterhaltnng der Ordnung im Lande zn unterstützen und beschuldigt erneut die G e i st l i ch k e i t der Teilnahme an dem Attentat an General Obregon. Die Gerichtsverhandlung gegen de» Mörder General ObregonS wird am heutigen Montag stattfindcn. Der zurückgetretene mexikanische Arbeltöminister und zwei Arbeiterführer haben eine Erklärung veröffentlicht, daß sie in keinerlei Zusammenhang mit dem Anschlag auf Obregon stehen. Im Gegenteil, sie verurteilen den Mord ansS schärfste. Der Rücktritt MorvncS hat eine neue, wenn auch nicht sehr starke Spannung geschaffen. schlimmer, als zu der Zeit, da brittscherseitS der Belagerungs zustand verhängt wurde, die Gefängnisse mit unschuldigen Opfern gefüllt waren und die Führer deportiert wurde». Gewaltanwendung kann unser Streben nach Unabhängigkeit nicht schwächen." Ein Ausruf NahaS Pascha an das ägyptische Volk. In Alexandria ist die Versammlung der Wasd-Partei ohne Störungen verlaufen. Ter ehemalige Ministerpräsident N a h a S P ascha hat a» das ägyptische Volk einen Aufruf erlassen, in dem er erklärt. die Regierung Mohameds Mamud Pascha habe in einem Augenblick zerstört, wa» die Nation durch jahrelange Be mühungen erreicht habe. Ihr Vorgehen sei gegen Verfassung. Freiheit. Ordnung, gegen die Nation und auch gegen die Zivilisation gerichtet. Die letzte Operekkenreoolution in Portugal. An der Ausstandsbcwegung in Portugal waren ll Offi ziere, 14 Unteroffiziere nn 000 Soldaten sowie etwa >00 Zivil personen beteiligt. Die Polizei hat einen revolutionären Auf ruf beschlagnahmt, der von einem Fltegeroffizier Earmento BeireS, einem Obersten »nd einem Marineoffizier unter, zeichnet war. Sarmento BeireS gelang cs. im Flugzeug nach Spanien zn entkommen. Nach einer weitere,, Meldung a»s Lissabon sind in Porto 10 Personen verhaftet worden. Ferner wurde in Lissabon der frühere Minister Ribeirv verhaftet. Acht Tote bei einem Eisenbahnunglück in USA Boston. 23. Juli. Bei einem Eisenbahnunglück bei Far- mington in Newhampshire sind acht Arbeiter getötet und viele verletzt worden. 300 Angestellte des Bernardo-ZirknS arbeiteten stnndenlang im strömenden Regen, um die Verunglückten ans den Trümmern herauszuholen. Zwei Waggvnladungen mit sieben Tieren sind unversehrt geblieben: keines der Tiere ist entkommen. Sertllche« «ad SSchMer. Generaloberst v. Kirchbach Der letzte sächsisch« Generaloberst ist am Montagvormtttag zur ewigen Ruhe eingegangen. Bon den vier sächsischen Heer, sührern, die Anfang August 1014 die Heersäulen der tz. Armee gegen de» Feind führten — Generaloberst Jrhr. von Hausen als Oberbefehlshaber, die kommandterenben Generale de» XII. und XIX. Armeekorps, Generaloberst b'Elsa und General der Kavallerie von Lasfert — ist nun auch als letzter der kommandierende General des XU. ReservekorpS, General- oberst v. Ktrchbach. von uns geschieden. Eine ungewöhnlich reiche und ehrenvolle Dienstlaufbahn von 52 Jahren, die OW ans den böhmischen Schlachtfeldern begann und 1S18 an der Düna endete, lag hinter ihm. Sie umfaßte den Aufstieg de» neuen deutschen Kaiserreiches, seine Glanzzeit und seinen fs». sammenbruch. Stolze und wehmütige Erinnerungen verklärte» den Lebensabend des aufrechten, königstrenen Mannes, dein der Zetten Lauf an seiner Gesinnung nichts ändern konnte. Gebvre» am 22. Juni 184» in Auerbach im Vogtland al» Svhn deS dortigen OberfvrstmeisterS von Kirchbach trat er nach Besuch der ArtiUerieschnle am l. Mat 1800 atS Ponepec- junker in das damalige Fußartillerie-Negiment ei» und marschierte mit dem Depot dieses Regiments nnch Böhme». Am 3. August 1800 wurde er im Kantvnnement bei Wien zun, Leutnant befördert. Bet der Neubildung der sächsische» Artillerie trat er zu dem damals einzigen Feldartillcrie- Negimcnl Nr. 12. »ghm mit ihm als AbteilungSadjntaiii an dem Feldzug 1870/71 teil und hat in seine» Reihen bei St. Privat, Verdun. Nvuart, Beaumont. Sedan, Paris ehren voll gekämpft. Nach dem Feldzuge wurde er in rascher Folge Adjutant seines Regiments, der Artillerie-Brigade, und bereits 1878 zum Hauptmann befördert. Seine Battertecheszett wurde unterbrochen und abgekürzt durch ein zweijähriges Kom- niaiidv als Oldviinanz-Ossizier zu König Albert und durch ein 4>-jährigeS Kvininandv alS Lehrer zur Artillerie- und Ingenieurschule in Berlin. Beide Kvmmandvs beweisen, wie hoch man den sunge». fähigen und gewandten Offizier cin- schätzte. 1880 kehrte er — inzwischen zum Major befördert — als Abteilnngö-Kvmmandcur im Feldarttllerie-Ncgiment 12 in die Front zurück und besehltgte vvn 1800 ab die rettende Abteilung dieses Regiments in Riesa. Nach längerer Ver wendung als AbtetlnngSchef im KrtegSministerium wurde der inzwischen zum Oberst beförderte vvn Kirchbach nach dem Kaisermaiinöver 1800 Kvmmandeur deS Feldartilleric-Regi- mentS 32. In dankbarer Anerkennung seiner erfolgreichen Tätigkeit an der Spitze dieses Regiments hat König Friedrich Anglist ihn später a l» «utte dieses Regiments gestellt. Im Herbst 1800 übernahm er als Generalmajor da- Kommando über die bet der großen Neuorganisation der Fcldartiüerie neugebildete 4. Feld-Artillerte-Brtgadc Nr. IN. Diese Stellung vertauschte er 1001 mit der eines Kom mandeurs der 23. Feld-Arttllerie-Brigade. Bis dahin war General v. Kirchbach fast ausschließlich im Dienste seiner Waffe tätig gewesen, er hat an ihrem gewaltigen Aufschwung im letzten Jahrzehnt des vergangenen Jahrhunderts eine» bedeutsamen Anteil gehabt. Nunmehr wurde er zur Führung größerer HcereS- verbändc berufen. Er übernahm 1004 das Kommando über die 32. Division und wurde am 27. Nov. 1007, unter Ernennung zum General d e r A r t i l l e r i e als Nachfolger des Grafen Alexander Vitzthum von Eckstädt, der dritte kom mandierende General des XIX. A.-K. Er erreichte diese Stellung, ohne je im Gcneralstab gewesen zu sein, als der erste Artillerist: ein sicherer Beweis für die militärische Tüchtigkeit des verewigten Generalobersten und für die Stellung, die sich die Artillerie innerhalb der Armee er worben hatte, v, Kirchbach hat das XlX. A.-K. von einem -er glänzendsten Vertreter der sächsischen höheren Truppcn- snhrer in einer vortrefflichen Verfassung übernommen und km ms keine » Wochenend« unerläßlich Lhlorodsn,-Zahn, vast« und bi« dazug«- HSrig« tlhlorodont- lest' Zahnbürste mtl gezahntem Borstenschnitt zur Befestigung fauliger. Übel- riechender Speisereste in den Zahnzwilchenräumen und ,um Weißpußen »er Zähne. 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Der Tatsachenbeweis des Sängcrscstes ist sür Oesterreich eine Bestätigung, daß weile Volkskreise dem Anschluß geneigt und der lleberzeugung sind, er muß kommen, und zwar in absehbarer Zeit. Immerhin hintcrlicß der ganze Akt einen feierlichen Eindruck durch Mitwirkung des Glocken geläutes und die den Gefallenen des Weltkrieges gewidmete Episode, bei der erst ein kleiner Chor «Ich hatt' einen Kameraden" aiistimliite und sodann die gesamte Sängerschaft, zuletzt die ganze, wieder an hunderttausend Personen um fassende Versammlung das Lied zn Ende sang. Tie stärkste Wirknng taten wieder die musikalischen Gaben. Aus dem Podium standen diesmal der Berlin - Branden- burgische, der Pommeriche, der Kösliner. der Pvien-West- preiißische Sängerbnild. die Bereinigten Norddeutschen Lieder tafel», die Niedersächsiiche». Oidcnbnrgcr. Hessischen, Nassauer, Frankfurter, Psalzer, Laar-, Badischen, Bayiischen. Fränkt- schen. Schwäbische». Steierischen, Kärntner, Salzburger. Tiroler. Öberösterreichischen Sänger und die Deutsche Sänger schaft lWeimarer E. E.l. Tie Fanfare» von Franz Schmidt, die von dem gleiche» vorzüglichen Bläierchor wie bei den anderen Ausführungen gespielt wurden, waren nicht von der gleichen Wirkung. Dann folgten der Gesamtchor „Im deut schen Geist und Herzen" von Kremser, sür den Zweck geeignet, aber doch schon recht verblaßt. Leiter war Wohlgemutst. Tie der Rede folgenden Gesamtchöre: «Frisch auf in Gottes Namen" mit seiner altertümlichen, eine breite Entfaltung der Tonmassen znlasienden Harmonik, von Karl Weidt, und das bekannte wuchtige «Wo gen Himmel Eichen ragen" von Hans Heinrichs gelangen tadellos unter Wohtgemuths Füh rung. Es folgten Einzelvorträge. Der Berit ncrSänger- bund brachte Kauns archaisierende, noch nicht in allen Schwierigkeiten überwundene «Deutsche Wacht" und das wenig - >/'""e ..Vaterlandslieb" von Adolf Marschncr unter Max - der Badische Sängerbund unter zarl We > c , T »:chs Wiesetal gang i letzt na" von SIlcher. wo man zum erstenmal ein wirklich schönet, tragendes Piano hörte, und „Flamme empor" von Trunk, das in seinen schwierigen rottenden Figuren noch nicht ganz bewältigt war, die Bayern mit großer stimmlicher Kraft unter Fritz Binder „Schmied Schmerz" von Heinrich, eine wuchtige, schwere Aufgabe, die, gleich „Deutschland, mein Deutschland" von Trunk, rhythmisch nicht immer bestimmt genug herauskam. Man wird die Hitze und die nachlassende Spannkraft für alle Sänger als Entschuldigung gelten lassen. Die Gesamtchöre „Zu Straßbnrg auf der Schanz" ans Kienzls „Kuhreigen" und die sehr feine „Trauung" mm Hein rich Marschncr leitete K e l d o r s e r. Bei dem letzten Liede endlich einmal ein richtiges Pianijsimo. was aber der Laut sprecher am Ende des Saales nicht deutlich genug brachte, so daß das, wie immer, leicht enthusiasmierte Publikum in den Schluß hineinklatschte. Der Gcsamtchor „Deutscher Rhein" smit Bläserbeglcitungj vvn dem Dresdner Walther Dost gcschassen und geleitet, steuert voll im spätromantischcn Fahr wasser. ist unendlich liebevoll ausgestaltet und für seinen Zweck dankbar und wirkungsvoll. Begeisterte Kundgebungen sür die Komponisten, von denen viele anwesend waren, und für die Leiter folgten jeder Nummer und ehrten besonders wieder die beiden Festdirigentcn Keldorfer, den weitnuslcgenden. und Wohlgemutst, de» mehr gehaltenen, die unter der großen Zahl aller Dirigenten der drei Konzerte doch keinen gleichwertigen Rivalen fanden. Als Gesamtleistung von Dirigenten und Sängern verdient auch diese Ausführung höchstes Lvb. Wie wird die historische Bedeutung des Tages sein? Letzte Konzerte. Ans der Fülle von 5o S t u n d e n k o n z c r t c n einzelner Vereine und Bünde verdient zunächst das Auftreten säch sischer Bereinigung«: n ein besonderes Wort. Nicht ans Lokalpatrtotisinns, sondern weil ihre Leistungen im Wettkampf mit acht anderen Körperschaften ans ganz Dculsch- land am Svnnabcndnachmittag in der Festhalte nach dem Ur teil einer großen Schar von Presseleutcn ans alle» Gegenden an erster Stelle standen. Nicht daß dck Sängerbund der Obcrlansttz unter Arno Richter der allgemeinen Gefahr entgangen wäre, daß gelegentlich eine Stimme im Feuereifer um Nasen länge voraus war. Aber dte sehr gute stimmliche Besetzung und die Durchschlagskraft der musikalischen Deklamation räumte »»seren Oberlausitzcr» zweifellos eine Vorrang stellung ein. Sie sangen das schlichte „Steh n zwei Stern " von Wilhelm Bein und Paul Schönes groß angelegte, zu instrumentaler Wucht gesteigerte „Ostwacbt der Lausitzer" und gewannen damit einen durchschlagenden Erfolg. Ganz ähn lich beim Elbgausängerbund. Dem Ehor „Mein goldenes Wien" von FranzlSkuS Nagler merkt man doch etwas an, daß er aus Bestellung gearbeitet ist. Die Sache und die schwungvolle Wiedergabe verhalfen ihm aber doch zu einem Erfolg. Das „Deutsche Volksgebet" von Janoske brachte kraft seiner klaren Disposition und seiner charaktervollen Melodik einen vollen Sieg, und «Ab marsch" von Heinrichs steigerte mit seinen vorzüglich durch- gcführtcn Trummelefsekteii und seiner reizvollen Erfindung den Beifall auf den Höhepunkt. Richard Büttner und seine Sänger dürften wohl zufrieden sein. Bielen anderen Bünden hörte man an, daß sie sich ans zahllosen kleinen, meist ländlichen Vereinen zilsamineiisetzen. Da hörte man mit Recht noch Mendelssohns „Wer hat dich, du schöner Wald", Dürr- ners „Stlirmbeschwöriliig", Radeckeö „Aus der Jugendzeit". Schwerere Sachen, wie Hcgars „Morgen im Walde", rächten sich. Starke Leistungen hörte man noch vom „Schlesischen Längerbilnü" unter Heinrich Melcher. Das Vollkommenste aber an Technik bei Aufgaben schwie rigster Art hörten mir vom Wiener Lehrcr-a-oappalla-Ehor im Musikvcrcinshaus, der von Prof. Hans Wagner- Scho n k i r ch 1012 gegründet »nd zur Wahrung des Kammer- stilcö ans 00 Stimmen beschränkt ist. Er steht ans dem Standpunkt, daß cs in technischer Hinsicht keine unüberwind lichen Schivierigkeiten gibt. Jede Stimme studiert unter ihrem Stimmführer einzeln bis zur vollen Beherrschung des Stoffes, ehe sie mit den anderen zusammentritt. Alles musi ansivcildig sitzen! Wieviele Hunderte von Sängern sahen wir noch ängstlich an den Noten hängen, statt keinen Blick vom Ehormeister zu wenden. Eins beeinträchtigte die klare Frische der Stimmen: die Hitze. Aber der technischen Vollkommen heit vermochte sic kein Tüttelchen zu raube». Naturschildc- riiiig, Balladcnhastcs und Heiterstes, die bei dem ganzen Fest zngnnsten einer fast ermüdenden Betonung des deutschen Gcdanlens in elementaren Kraftentladnngcn zurückstaiideii, bildeten daö Programm. Eine im Al-Fresko-Stil gehaltene „Bergandacht" von Franz Nenhoser stand an der Spitze. In ThuilleS „Rewelge" schreckten die Sänger auch nicht vor starken Naturalismen zurück. In Negers „Hochsvmincrnacht" wird an harmviiischcn Wechsel» so Unerhörtes verlangt, daß die Klarheit deö Bildes wohl überhaupt nicht voll zu wahren ist. „Blau Stunde" von Arthur Johannes Scholz ist nicht recht dankbar im Verhältnis zur Schwierigkeit. Das etwas schaurige „Mutter" smit Altsolv von draußens von Robert Keldorser d. I. ist stark neuzeitlich gefärbt. Eine starke Talent- probe! Was Wagner - Schönkirch in seiner „Trunkenen Himmclsahrl" an kontrapunktlscheil »nd musikalischst, Künsten hineiilgchcitniiist hat, spottet jeder Beschreibung. Es ist ein tolles Bild mittelalterlichen Vagantentreibens. Eine flott«, unmittelbar wirksame Sache ist Karl Kampfs „Lustige Hoch zeit". Der zu rasendem Tcmvo gesteigerte „Letermann" und das nach Morlcy bearbeitete Madrigal „Tanzlied", beide von Othcgraven, brachten die Gipselung drastischen Humor». Ein Gcsamturtetl über da- musikalische Niveau , s "
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