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Dresdner Nachrichten : 20.07.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-07-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188707207
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18870720
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18870720
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1887
-
Monat
1887-07
- Tag 1887-07-20
-
Monat
1887-07
-
Jahr
1887
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 20.07.1887
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mna de, ^ sehe». Die Bestraften sind bereits von der Anstalt verwiesen und außerdem verpflichtet. die bisher genossenen Stipendien an den Staat znrückzuzablcn. Die Rcichspostdainpser der vstasiatischen und australische» Haupt- linie iverdc» svrtan sowohl ans der Ausreise, als auf der Heunreise auch in Genna anlegc». J»r Weiteren werden die Darupser der Mitteliuerrliuie anstatt zwilchen Triest, Brindrsi und Alexandrien lorlan zwischen Brindisi und Bart Said Verkehre». Die Regierung hat eine Beringung erlassen, welche zur Ab wehr der Reblaus die Einsuhr aller Gartenbau-Erzeugnisse italie nischer Herkaust verbietet. Ter Prozeß der Stadtgcmeinde Berlin gegen den Preußischen FiSkuS, vertrelen durch das Polizeipräsidium, wegen Erstattung der vrur der Stadtgemeinde an Gehältern, Besoldungen und Vr'einune- ralianeil der zürn Nachtwacht- und Feucrlöschtvesen gehörende» Beamten für das Jahr IW gezahlten Betrage mit zusammen I9I.0I8 Mk, nebst Zinsen ist nun endlich »in 20, Mai d. I. vom Reichsgericht zu lingnnsten der Sradtgemenide entschieden und damit der last länger als HO Jahren zwischen Stadt und Polizei zu Berlin bestehende Streit wegen der Nachtwacht- und Fenenösch- kosten beendigt worden. Montag Vormittag fand das Begräbnis; deL Geheime» Kom- iiierzienralheS Alfred Krupp unter Betheiligung der hervorragendsten Industriellen der Reinprovinz und Westfalens statt. Im Aufträge Sr. Majestät des Kallers ivar Prinz ilr'cuß zur Thcilnahme an der Lranericierlichkeit erschienen. Ter „Frti. Zig." wird auS PirmascnS berichtet: In der hier zi» Schau gestellten Böbmc scheu Ptenagerie machte Herr Ennliv (Schäler), der Schiviegersvhn des Herrn Böhme, seine Exercilic» mit vier männlichen Löwen. wahren Prachtexemplaren, wobei ihm einer »nl der Tatze ans den Fuß trat. Als Herr Emiliv das Bein rasch zinnckzvg, schnappte das Thier nach demselben und zerfleischte es durch einen snrchlhacen Bis;. Ter Th>e>bändiger slüczte zu Boden und nun sielen auch noch die anderen Löwen aber ihn her, bissen »ach ihm und verlebten ihn durch Taheiischläge. Das Personal der Menagerie, Uran Böhme und einige bei,erste Belucher vcr- unchie» dce Bcslien znciickzmclcenchcn und Herrn Emiliv aus dem Kujig zu llcireic», lvvbci der Lewe beinahe rnlslohen wäre. Here Ennliv, der,nach dem hiesigen Spitale verbracht tvurde, dürlte schieeclich ini! dem Lede» davonkonnueii. (llnter dem 18. ds. wird demselhen Blatt gemeldet: Ter Thierbandiger, welcher bei seinem blutigen Nencvulre über 100 Biß- und Kratzwnndcn erlitten hatte, isl gcsieui Mittag im hiesigen Spital seinen Bcrletzmrgen erlege». Dieser Tage winde von der Mühlhamener Strafkammer ein Fabrilarbeiter zu 2 Jahren Gefängnis; verurtheilt, weil er zivei jiiiige Bnrscheii zu veranlassen gesucht hatte, Dienste in der franzö sischen Fieiudensegwn zu nehmen und mit ihnen nach Bcliort ge reist ivar, in» sie in das dortige Wcrbebmcnn zu sichren. Die Bm'chen, von denen der eine erst 10, der andere 18 Jahre zählte, wurde» »och zu schwach befunden und »bgeirneien: doch die Mutter des einen erstattete glücklicherweise von dem Borsiill Anzeige, sonst möchten »och Andeie durch den Memchen in das dreh gelockt worden sei». Er halte den Knabe» Attila als ein herrliches Land geschildert und ihnen erzähl., das; sie während der greise schon jeden Tag 2 Mark Löhnung eiupiangcn würde». Frankreich. Nachträglich werden zuverlässige Einzelheiten »her die Mainegeln helaiutt, welche die Negierung am Et. getrosten halte, um Unruhen in Paris vorzubengen, Die Pariser Besatzung war durch die von Versailles verstärkt worden, und Ncite, Neginicntcr waren bis vor Fontainebleau herangezogcn. Im Elvsec-Palcffle hielt von Mittwoch Abend bis Freitag such ein ganzes berittenes Jägci Regiment, über 500 Mann stark, Wache: die Pferde waren im welttänsigen Hose und Garten, die Leute, so weit sic nicht bei ihren Pserden blcihen mussten, am den Treppen n»d in den Gängen uiilergebracht. Auch im nahen Jndnstriepalastc stand ei» Reiter- Regiment nahezu 30 Stunden lang, durch Telegraphen und Tele phon mit dem Elwce verbünde» und bereit, am den ersten Beseht enizngceiseii. Tie zwei oder drei radikalen Hetzblätter, welche gern Barrikaden gesehen Hallen, gehen sich de» Ansclrein, diese Maß- rcgein libcrtrieben und lächerlich z» finden, und sie verspotte» die „Feigheit" und „iäminerliche Angst" deS Herrn Grevh u»d der Mnimcr. „Bester bewahrt als beklagt" ist aber ein vortreffliches Sp chwort, und die ttregiernng hatte tausendmal recht, sich von de. Weisheit desielven beralhe» zu lassen. Ter Präsident der N'e- l illlit iino die Minister waren cnttchlvssen, jede» Bersuch des PebelS, den Boden der Gesetzlichkeit zu verlassen und Gewaltthaten zu v. cn! n, blniig alizuweisen. Tie Jnsciiiterie-Neginieitter, die a» der Hee i.Han ttieilnahinen, waren alle mit scharfe» Patronen versehen. Ter Militär-Gonveinrnr von Paris, General Sanisier, fühlte sich seiner unn.i tten Truppen sicher und besorgte nicht, das; das eine od andere Negnnenk, wie die Palcivienliga misiprengte, bei einem inn. . »nt den stinlasiörern gemeini.nne Sache machen würde. ... Die «ladt eurem Andrang g le ,->>»»' gieumg h sarg!: an. der ^>'oaia»aec Partei ronyleii all' das, dcini die Ne stt N'i ,ae i!»e Anorennngen »atärsich nicht geheim, sondern »iheil dafür. dasi sie bekanni ivnrden, und die Be- eao > .ms.nilüellicsien nnd smchtbarc» Heiiiiznhlnng gab coia.il»>.:! >>siig ruhige Haltung cm, welche mm allseitig nn! w> >> « nnglluinng iettaeslellt wird. "a 'T I eieon bereitet dir Herausgabe eines Buches „Na- pel. i ! i.nd ,eine Bernnglnnpser" vor. J>l eineni Zweikampfe am Degen erfasste Nngnct, Cheiredaktclir de? ..Petit Ta»>'bi»ois", de» Degen senics Gegners, des Grenobler > imen Piinvielle, rmv verletzte ihm einen Tegcnslvß m den c'.a'istri, wrihrend er die Waste sesthiclt. Tie Zeugen vhrseigten Na.'net, der überdies verhaftet wurde und wegen Mordversuchs vc> algt weiden soll. T .e cadilalen Blätter verössentlichen cincii von radikalen Sena- tarcn, .'idgeoidnelcn, Ge>»e»lde>äthen und Journalisten iiiitrmter- ze-chneie Anttiis zur Gründung einer Födergtia». die das Signal a ec» »>>> z» . er stiücllehr zu den Tradilionen derN'eovlution und de, EiMiihcniig derselben in die Sitten nnd Gesetze. Die gegen wärtige Situation lege der radikale» Partei schwere Pflichten aus. da Ncpiiblilaner gebe, die den Ideen der Revolution untren winden ani> em Konlordat mit dem Pavstc, sowie ein Koinprvmiß mit den Royalisten zrttiesien. Tie Zöderalion verlangt die Tren nung der .stuche vom Slaale, kvnnimiiale Freiheiten, llvterricht iür ttnider, Schul.; uir Franc», Hili'e snr EZreise. Kredit für Arbeiter, nnenlgelttiche Justiz, Progreslivstener und Gleichheit nn Militär- dnnsie. Tic Föderalivn besürwortet die Bildung vvn jiomitees in ganz Fcankceich, die mit dem Wvrt und der Feder das Werk der Nevaänion widern ivlleii. Unter den Uiiirrzcichiicm befindcii sich Eii ii eneean, der Bieepräsidcnt der jsannuer Lesövrc. die gewesenen Minister Grauet und Lockcoy, der Dichter Laccetelle. der Senator Naguei, iecner stiochesort und August Bacgnerie. Von den Jour nalen nehmen a» der Allivn Tuest die „France", der „Jntransi- gcant" die „Jnstice", die „Lantcriie", die „Nation", der „Paris", der „Petit Parisien", der „Radikal" und der „Rappel". Tie Tepmirtenkammer bcricth die Vorlage, betreffend die ver- Nichswc ne Bcobstisirnng eines Armeekorps. Eavaigiiac fuhrt aus. dasi die Vorlage nnmih, oder doch so wenig nützlich sei, dab die Unzu- lcäahchsiilen nich! anfgcwogcii ivürdcn. Der Kuegsmiiiistcr Ferro» niileisliisii die Vorlage und konstalirt, das; diese versuchsw-'ise Mobili- sicniig »nr L'liOOO Man» »»d 10,000 Pferde nmfasse. Tic Kammer erstatt daram die Dringlichkeit und beschloss mit 394 gegen 101 Sliniiiien, zu, PZerathung der einzelnen Artikel übcrzngebc». Die acht ersten Artikel wurden angenommen. Art. 9, welcher von der Verlängerung des Liescrungskermii's der Handcsscssekteii in der jenigen Gegend, in welcher die Mobilisirnng slatlsindct, handelt, wird von den Miuisteni d'Autrcsmc und N'ouvicr bekämpft nnd ve» der Kammer nlg,eleh»t. Tie ganze Vorlage wird unter Fort fall des Art, 9 mit 329 gegen 118 Stimme» angenommen. Die Sihiing wird daraus aufgehoben. Ter Pariser Mmiizipalralh hat eine Tagesordnung verworfen, in welcher die Beoölkernng von Paris dazu beglückwünscht wird, das; sic cs verstanden babe, den für die Republik gefährlichen Auf reizungen am Nalwnalfcslc' Widerstand zu leisten. Ter deutsche Boinhastcr Gras Münster hat sich in Boulogne »ach London eingcschistt. P aris. Tem „Figaro" wird telegraphisch aus Weimar ge weidet. das; Prinz Alexander von Battenberg und Prinz Ferdinand vi'n Eoburg eine dreistündige Unterredung im Schlosz Oberhvf ge halst haben und das; die ausweichende Antwort des Prinzen Ferdi nand an vie bnlganiche Deputation das Resultat dieser Unterredung gewesen sei. — Nächste» Donnerstag wird ans dem Plateau bo» Ehalillon die Stalne deS Papstes Urban II. eittbüllt werden. Ta? Fen>licl,rctt wird die ganze Pariser Geistlichkeit beiwohnen. — <au rnlsische» Accvnanlc M. Eosloivicbe will endlich den lenkbaren Bnlhalie»! »i ivünschc»Swecthester Vollkommenheit erstunden haben. Uni em vorzeitiges Eindringen m sei» Geheimnis; zu verhindern, l ' er die einzelnen Bcstgiidlheile des Ballons in verschiedenen !' cn Europas fertig stelle», Experiinenlirt soll die Erfindung m Paris und PcsterSk".ira werden. - Die StiergAcchtc sind »u» Ach lnFranktich in PerMlnenz esugefü-r» Marseille eröffnet «bre nenerbaute Arena unter ung der Bevölkerung. Dev Kampfplad der Arena, wi . sonrn saßt, ist 800 Qmtr. groß. In der ersten Vorstellung wurden 8 spanische Stiere voraesührt und getödtet und dabei zwei Toma- dvre nicht unbedeutend verwundet. Man spricht davon, daß ein ähnliches Etadlissemkiit auch i» Paris erössnet werden solle. — I» der Nähe der Sully-Brncke ereignete sich In der Stacht vom Sonn abend aus Sonntag rine unheiinliche Scene, welche allein Anschein nach biellcicht me cimaeklint wird. Verschiedene Personen, welche nach Mitternacht die Brücke paisirten, hörten einen kurze» durch dringenden Schrei einer Frau, dem tiefes Schweigen folgte. Die Zeugen dieser Scene unterrichteten sofort die am Ende der Brücke stativnirten Polizeibcamten und begaben sich mit diesen wieder zur Mitte der Brücke, in die Nähe der Stelle, von welcher der Angst schrei herzukomnien schien. Kaum waren sie dort angekomme», er tönte nochmals ein einziger erschütternder Hilferuf, dem ein Plätschern im Wasser folgte. Trotz des tiefe» Dunkels der Nacht benierkte man einen Kahn die Seine alnvärtSsahrend. Mehrere Schiffer, die sich i» Kähne» sofort zur Berfvlgung deS unheimlichen BooteS auf machten und die Seine bis zum Morgen abmchten, konnte» keine Spur von diesem mehr entdecken. Seit dicker Nacht wird eine elegante Frau, welche in einem Hvlcl in Passt, Wohnung genommen hatte, vermißt. Am Abend vor dem Ereignis; wurde die Frau von einem dem Hotelbesitzer unbekannte» Herrn zu einem Spaziergänge abgcholt- Italien. AnS Triest wird nntcrm 16. ds, gemeldet: Infolge Bruche« des Hauptrohrcs der neuen Wasserleitung ist Neapel seit 48 Stunden ol»ie Wasser. Die Nvlh isl aiii's Höchste gestiegen. Bor den össentlichcn Bcnnnc» kam eS zu blutigen Schlägereien, i» de» Arbeitervierteln StachtS zu Exeessen, sodas; Militär entschreiten musste. In den erste» Tagen des August werden sich die Telcgirten Branca nnd Lnzzatti nach Wien und^Berli» begehen, um über die HandclSberttage zu berathen. Der ScctioiiSchet der General-Zoll- direktwu, Strnigcr, wird dieselben als Seerctär begleiten. Tie Katastrophe vvn Taulnd wird ais der Beginn der Action RaS AllnlaS betrachtest AnS Olmuto sind 150 Eingebocene mit Waste» nnd Mnnilion Leserin!, Ansgegrifsene Spione bestätigen, dal; alwisinische Emissäre das Pulver-Depot in Taulnd in die Lust gesprengt haben. Das langst proponirte, mehrfach mißglückte „(Zoniirio clor eo- rnixii" (Meeting der 'Meetings) gegen die Asrikapvtitik, die conser- vativen Allianzen der Negierung re. fand am 17. in Rom in einem privaten Lokale statt. Ter Saal war mit Bildern Oberdanks und mit rochen Fahnen geschmückt. Anwesend waren etwa Mi Per sonen, Die Beriammiuttg proklaimrte nntec heftigen Ausfälle» gegen den König, die Negierung und die Eenlralmächte die Noih- wciidigkeit einer baldigen Wcltrevvlutivn, die 1889 von Paris uns- gehen müsse, Tie Prvteslvcrsannnluiig hatte einen ansschließlichc» Heilerkeltserfolg, Nächst den Schwcsclberawcrken in Miiitwclla wurden der Direktor Sargvna und zwei Steiger todt anfgesnndcir. Eie wurden vom Exccutionskvmitee des anarschistischcn Acarro Santa ernwrdet. Dieser Bund versendete weitere l2 Todesurtheile, insvlgedessen eine große Erregung herrscht und zahlreiches Militär ans Palermo nach Miittwelln dirrgirt wurde, Lpanltu. Ter Kaiser und die Kaiserin von Brasilien sind in Madrid eingetrosfen. Belgien. Ganz Brüssel bcsindct sich unter dem Eindruck eines geradezu niederschmetternden Ereignisses. Als n» vorigen Jahre infolge der staltgehabten Arbciter-Uiirnhcri vor dem Schwur gerichte der Provinz Heniicaan in Mons >e»c großen Prozesse gegen die belgischen Glasarbeiter nnd Koblenarbcrter slatiranden, vertrat der Staatsanwalt Temaret das össenlliche Ministerinm. Er machte dabei durch sein festes Auftreten und seine schneidige Bcrcdlsamkcit einen so tick» Eindruck aus die Geschworenen, daß seine drakonischen Siraianträge meist durchgingen. Diese Erfolge lenkten die Aufmerksamkeit des Ministeriums, bas sich damals »i heilloser Bewrgniß befand, auf Temaret, I» Brüssel ilmiden zahl reiche Prozesse gegen de» Verfasser des BvlkS-KalcchismriS.Tesuisseanx, gegen Sozialisten, Anarchisten und die Arbeiterpresse bevor. Das Ministerin»! berief Temaret nach Brüssel nnd ernannte >h» zum ständigen Substituten der General-LtaalSanwaltschast am Brüsseler Appcllhvse. In dieser hervorragenden Stellung trat er bei allen politischen Prozessen im Sinne der Negierung mit äußerster Schärfe aus, „Keine Rede, kein Artikel, der den König oder d>c Gesetze an- gieist, wird fortab mwcrivlgt bleiben", w sprach Temaret bei dem rrsteii Prozesse vor den Brabaittcr Geschworenen in Brüssel: kein Staatsanwalt war gefürchteter als er, Ta ereignete sich am Frei tag »n Brüsseler Jnsuzpalastc estwaS noch nicht TageweieircS, Dcc Soldat Bereeten, 22 Jahre alt, Ivar vom Kriegsgerichte zu l Jahr Korrcsttwnshatt wegen Teserstivn verurtheilt wvrdc», Er hatte hier gegen Pernsiing eingelegt, über die der militärische GerichtShvs ent scheide» sollte, Uninttletbor vor Beginn dcc Verhandlung erklärte Bereisten scstncnr Beclheidiger, daß er aus Veranlassung deS General- ste-atsanwalles Temaret descrlirt sei; er werde sich segt dieses Bcr- loc'tdignngsinittcstS bedienen. Als die GericklSvcrhandlmig beginnen sollte, übergab Becccke» dem niilitürischeir Vorsitzenden einen Brief, nach dessen Kcnntmßnahine der Präsident in, Einverständnisse mit dein Bnlvmiicr drr Anwallskammcr die weitere Berhandlmig ver tagte. In diesem Briese erklärte der Soldat, er habe mit dem GeneralslaalSanwalt Deinaret in Folge reicher Geldgeschenke ver brecherischen Umgang gepflogen: da er stets mit gut gefüllter Börse onSgestallct, freigebig gewesen, so hätten seine Kameraden das ver dächtig beimiden ; Einzelne warn» ihm direkt chrlvien Erwerb vvr. Er wäre zu Temaret geeilt, hatte ihm die Geiahr der Entdeckung mitgethkilt. Temaret habe ihm zur Flucht geralhen und ihm Geld gegeben. Infolgedessen sei ec nach Algier deleriirt: als icin Geld vcrlha», sei er »ach Belgien jucnckgekehrt nnd als Deserteur sestge- riomme» worden, Ter Militär Auditeur übergab dien» Briet den Vorgesetzte» des Temaret, dem Gcncralstaals»nwalt Pan Maldeghem, der fiel) noch 8 Uhr Abends »ach dem Gefängnisse in St, Gilles begab nnd den Soldaten einem dreistündigen Berhör unterzog. Die Engnete führte zu dem Beschlüsse, Dcmarct sofort abzuselzen, nnd der Moniteur veröffentlicht bereits den königlichen Erlaß. Ter Skandal ist um so großer, als schon vor seiner Ernennung die richterlichen Kreise Brüssels wegen deS schlechten Rures. den Temaret in Mons besaß, dagegen prvtestirten, der Justizminister ihn aber, weil er ein streng Klerikaler war, trotzdem berief. Leider ist der Fall Temaret kein vereinzelter. Der icandalöse Prozeß der schwarzen Kravatten in Gent, ein ähnlicher Prozeß in Brüssel, daS dieser Tage anS demselben Grunde ertvlgte Verschwinden eines Lütticher Bankiers — daS sind trübe Anzeichen der zunelnnendcn sittlichen Verwahrlosung unter den oberen Klasse» Belgiens. Holland. Tie offiziöse klerikale „LütticherZtg." versichert aus das Bestimmteste, daßdichouändilche Regierung dieBelestiguiinderMaas- LlnicvonEhSden bis nach Ruremonde lest beschlossen hat. DicProjekte werde» bereits vorbereitet. Tie holländische Rcgiernng habe diesen Beschluß auf Anregung Deutschlands gefaßt. England. Auf tcincr kürzlichcii AgitationSreise durch Schott land hatte Cbambcrlain, wie bekannt, de» schottischen Kleinbauern leoster») versprochen, eine Bill z» ihren Gunsten im Parlament ein- znbriuaen. Ehamberlain hat sie jetzt den Ervslcrs bvrgclegt, jedoch findet sie nicht ganz deren Zustimmung. Die Hanptbestimmnngen des Gesetzentwurfes sind folgende: Jeder Erostcr oder Miether in den von der Noth betroffenen Distrikten kann sich nn die Land kvmniission wenden, um eine neue Stelle gemäß dicicr Alte. Diese Stellen müssen wenigstens 12 Morgen pflügbares l^and baden, aber nicht über 50 Morgen, mit verhaltnißmäßiaciii Weideland. Als gerechte Pacht sollen 4 Proz. des Kostenpreises der Stelle gelten. Neue Stellen sollen nicht in Aitcrjracht gegeben werden dürfen ohne Genehmig»»» der Lmidlonimlssion. Wenn die Laridloni Mission zwangöwctse Land für eine neue Landstelle nimmt, io toll sie cS womöglich von denselben Gütern nebmen, aus denen der Bauer ieht wohnt. Wenn kein passendes Land daselbst zu finden ist, so soll sic cs aus anderen Güter» nehme», welche in deimelben Kirch spiel liegen. Die Landkommissivn soll dabei dem Lande den Vorzug geben, welches früher von den Bauer» bebaut worden ist und von welchem sie während des jetzigen Jahrhunderts Vertrieben worden sind, und gleichfalls Land, auf welchem keine langjährige Pacht be steht oder welche in kurzer Zeit aliiämt. Das Schngamt ist zu bevollmächtigen, der Landkommission eine Summe vvn nicht über 1.000,000 Psd. Steil, zum Ankauf von Gütern zu zahlen. Dieser Betrag soll 3'/» Proz, Zins trage» nnd in 49 Jahren rückzahlbar sein. Die Landkommlssiv» soll die Pachtzinsen in Empfang nehmen. Wie man sieht, ist der Gesetzentwurf ziemlich radikal. Wie die „Dailh News" erfährt, wird die Regierung auf Er suchen Lord Hartmgions und Chambcrlains in die irische Landbill einige Bestimmungen nnsnelnnen, welche den zu hohe Pachtzinsen zahlenden irische» Pächter» sofortige Abhilfe gewähren. Walter Lang lenkte die Aufmerksamkeit des Unterhauses aus die beleidigenden Ausdrücke, welche Tnnncr am Freitag tm Bor saale deS Unterhauses gegen ihn gebraucht hatte. Derselbe hatte Lonä «Me» Hause- Smtth Narren genannt. Der Führer des Unter« - beantragte die LuSpension Taimens auf Zn«r Mo nat. Eexton beantrage die Debatte zu vertagen, weil Tanner nicht anwesend sei, Parnell unterstützte diesen Antrag. Gmlth sprach gegen die Verlagung. weil Tanner nicht ein Won der Ent schuldigung geschrieben habe: Gladstvne befürwortet den Antrag Seztous Nachdem hierauf auch Smith eingewilligt hatte, wurde die Debatte bis Donnerstag vertagt. Das Oberhaus »ahm nach vierstündiger Debatte die irische Strastcchtsbill in dritter Lesung an, ^ Die dem Parlamente vorgelcgte diplomatische Korrespondenz über Egypten umfaßt den Zeitraum vom 4. November 1886 b>S 17. Im» 1887. Aus derselben sind folgende Aktenstücke hervorzu- deben. In einer englischen Note an den türkische» Botschafter en trage, die ortdauern zu . — ..eitpunkt für die Beendigung der Okkupation könne es aber nicht eher testietzeii, als bis die — bereits bekannten — Bedingungen gesichert seien. Eine Depesche Lord SaliSburh's vom 15. Januar », I. entlittlt die an , rnktione». Darm heißt es. das Ziel der Mächte und auch Eng lands sei die Neutralisirung Egyptens, England müsse dabei aber den Vorbehalt mache», daß die durch die Opfer Englands i» Egyp ten geschaffene Lage aufrecht erhalten werde. England müste das Recht der Intervention in Egypten behalten, falls daselbst Unord nungen Vorkommen sollten, England werde vvn diesem Rechte in des; nur in dem Falle zwingender sKothwendigkeit Gebrauch machen. Die Pforte bezweifelte, daß die Mächte einer Acirderung in Bezug aus die Kapitulation zustiinmen würden, nnd verlangte, daß zunächst eine einjährige Frist zur Räumung Egyptens von den englischen Truppen seitgesetzt werde und das; die englischen Ostijiere in der kgyplischen Armee durch türkische ersetzt würden. Der darauf fol gende Depeschenwechsel betrifft den Vertragsentwurf über die Neu- Iralisirnnn EgyptenS, für welche die Prvcte größere Geneigtheit eigte, sowie die Kvpizahl der nach der Räumung Egyptens durch ne englischen Truppen zu bildenden egyptilrhen Armee. Drnm- iiivnd Wolfs wollte diese Zghl nus 10,00" Man» festgesetzt wissen, während die Pforte eine Erhöhung der HcereSziffcr aus 12.000 Man» verlangte. Gegen die Bezeichnung „Neutralisation Egyp tens" wurden vom Sultan Bedenken erhoben, Drummond Wolfs ersetzte das Wvrt „Neutralisation" deshalb durch den vom Sultan verlangten Ausdruck „territoriale Sicherheit". Bon der Pforte wurde endlich auch Widerspruch erhoben gegen die Beibehaltung der dem Finanzrathc bei der cgyptischc» Negierung gewährte» Gewalten. Das Unterhaus hat die RegierungSvorlnge, welche die Gewäh rung kleiner Pachtgütcr an Bauern bezweckt, in erster Lesung an genommen. Täncmark. Für die Provenienzen auS Sizilier- und den zwischen Kap Lerrcci nnd Kap Spartiventv liegenden Häsen ist Quarantäne angeordnel worden. Rußland. Die „Beil. Pol. Nachr." melden: Die Mitthei- lnirg, daß icilcns der riiisischc» Fnianzleitmig Versuche unternommen würde», inn eine größere »mische Anleibe r» Paris unterzubringen, wird bestätigt mit dem Hinzmügen, daß die Sondirnngen in vor sichtigster Weise geschehen, um eventuell, falls der durch die Am- brirranng der Anleihe in Frankreich zu befürchtende Echec des Parncr Platzes sich zu sebr fühlbar machen sollte, schnell zurück- Irelcn zu können. Eine Betheiligung des deutschen Kapitals an der ganzen Aktion erscheint so gut wie ausgeschtosseu. Tic offiziellen Kreise »r Petersburg erklären, cs könne kein Zweifel darüber bestehe», daß Prinz Ferdinand von Eoburg ge zwungen sein wird, den bulgarischen Thron ausznschlagen. Bulgarien, Die Nachricht, daß sich Prinz Ferdinand von Coburg demnächst zum Czaren begeben wird, gilt in diplomatischen Kreisen iür verirüht. Man hält es für undenkbar, daß der Prinz diesen Schritt unternehmen werde, bevor er sich über die ihm be vorstehende Ausnahme am russischen Kaiserhoie vergewissert haben sollte. Letzteres ist aber bis jetzt noch nicht gcicheben. Es liegen keine Anzeichen dafür vor, daß die russische 'Regierung geneigt ist, sich zu der Kandidatur des Prinzen Ferdinand freundlicher und ent gegenkommender zu stellen, als bisher. Tie anderen Mächte, ins besondere Tentnhlaiio und Oesterreich-Ungarn, bewahren dieser Per- wiiensragc gegenüber, wie bereits hervorgehoben wurde, eine grund- ! iätzliche Zurückhaltung, Es scheint, als machten sich die Bulgaren schon mit dem Gedanken ! vertraut, daß ihre letzte Wahl ohne praktische Resultate verbleiben könne. So wird aus Tirnowa vom 17. d. M. gemeldet: Gestern '.slO Uhr Abends, nachdem die Svbrarrje vstiziell bereits vertagt war, fand noch eine letzte Zmanimeiitumt der Mitglieder derselben stakt Diese Znsgmmenknmt hatte einen private» Charakter und war der Besprechung der durch die reiervirte Haltung des Coburgers geschaffenen Lage gewidmet. Ministerpräsident Dr. Stoitvss legte die Situation folgendermaßen klar: Die Aktion von Seiten Bul gariens sei vorläusta beendet, mmmehr habe Europa seine Ausgabe zu beginne». Stviwss ist voll Vertrauen aus die Großmächte, welche eine Lösung der Krisis herbeizuiühren wünschen. Wenn es sich dennoch zeigen sollte, daß die Bereinigung beider Bulgarien unter einem Fürste» nicht durchführbar sei, dann werde auch die Svbranje wieder mttzmprcchen haben. Borlünsig müsse Bulgarien alles Handeln dem »ennewäbttc» Fürsten überlassen. Die Versammlung ging anseinandec »nt Hochrufen ans -Ltoiloff. Fcnillctoik. I- Die Amnal»nep»ü>i»>g neuer Schüler in dem Kgl. Conser bat o r > u m iür Musik findet am 31. August, Nachmittag drei Uhr (nicht wie früher gemeldet am 5. Oktober) statt. W ! In der Verwaltung der kvnigl. preußischen Theater hat sich rine wichiige Beränderuna vollzogen. Die Hosthcater zu Hannover, Kassel und Wiesbaden sind dem Ministerinm des könig lichen Hauses unmittelbar unterstellt worden, >» gleicher Weise, wie dies »nt der Berliner General-Jittcndaittur der Fall ist, die bisher ihre nächste Vorgesetzte Behörde bildete. Es »t hierdurch eine gewisse Gleichttellung der auswärtigen Hostheatcr mit denjenigen der Residenz geschaffen worden. s- Als Nachfolger des Freiherr» von Loön ist Bromart von Schellendors. seit 1809 Intendant des König!. Hostheatcrs m Han nover, zum Geiierat'Jntcndaitten der Ä e rm a r> chenH o sb ü h n e ernannt worden. 4 Eine MustervorsteÜnng von Mozart's „Don Juan" wird, wie trüber schon einmal kurz erwähnt, zur Feier des „Don Jnan"- JubilänmS in Salzburg, der Geburtsstätte des Meisters, stattfinden. T«e mternationale Stillung „Mozarteum" wird rine außergewöhn lich solenne Feier veranstalten. Unter der Direktion des Hofvpcrn- Kapellnreisters Hans Richter werden dabei Mitwirken und zwar als: Felix, Zerline, Frl. Bianca Bianchi. Der Tag dieser Vorstellung, welche am 22. August wiederholt werden soll, ist der 20. August, der Ort das kleine, aber mit dem Zauber seltener Weihe geschmückte Salzburger Theater — dasselbe, welchem Vater Leopold Mozart mit seinen Kindern durch Jahre als ständiger Beiucher angchörle. -s- Die Kömgin-Regentin Christine von Spanien ist von einigen Fragmente» Wagneischer Werke, die sie gehört hat, derart entzückt, daß sie, wie der Pariser „Figaro" meldet, dem Direktor des Könial Theaters in Madrid den Wum'ch ausgesprochen hat, einige Wagnersche Opern, namentlich aber den „Ring der Nibe lungen" im Laute der nächsten Saison aus der genannten Buhne aussühren zu lassen. s In der jetzt in Dresden herrschenden ausstellmigSlmen Zeit dürste der Besuch der Läger umerer Kunsthandlungen^ »isbc'ondcre der Arnoldschen Königs. Hoskuiisthandlung, der Ä. Eriistichen und Emil R > chterschen K u n st h an d l u n g en noch mehr zu em- psehicn sein. I» letzterer ist neu ausgestellt: Hans Dvhl (Düssel dorf), „Sommermorgen in Norwegen" mid Ehr. Kröne, (Düsseldorf), „Brunsthirsch", zwei Oelgemälde von großer Schönheit und Natur Wahrheit. -j- Bei der Versteigerung der Galerie LonSdale in London wurde das berühmte Porrrait der Mm>i»iie von Pompadour, ansgesührt von Francois Boucher, mit 201,200 Mark bezahlt. Der Käufer soll dem Vernehmen »ach cm Mitglied der Familie Rothschild sein. s- In Pyrmont trat jünast ein Briefträger in einem Wohlthätiakcitöconecrt als Sänger aus und erregte durch ' volltönende Tcnorstimme eine wahre Begeisterung, 8 ^ schkenl seine aruiil sollte auch nicht an Stelle der bisher bevorzugten Droschkenkutscher einmal em Briefträger sich zum Sänger auSbilden 7
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