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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 29.07.1927
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1927-07-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19270729011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1927072901
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1927072901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1927
-
Monat
1927-07
- Tag 1927-07-29
-
Monat
1927-07
-
Jahr
1927
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 29.07.1927
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rs. z»> 1«7 Nr. ZS2 Seite 17 Maria Merblum. Sin Fell religiöse» Va«diti-«»O. Bon Dr. Manfred Georg. Uleaborg. tm Juli. In den nächsten Lagen beginnt vor dem Gericht tm schwkdo-finntschen Wasa der Prozeß gegen das Dienstmädchen Maria Akerblum, der in der Kriminalgeschicht« nur wenig seinesgleichen haben dllrste und höchsten- mit der Priester- auspeitschung der französischen Teuselssektierer in Bordeaux im vorigen Jahre eine Parallele zeigt. Lange Jahre haben die der Anklage zugrunde liegenden Taten die öffentliche Meinung Finnlands aufs äußerste erregt. Aber erst in letzter Zeit ist es den Justizbehörden gelungen, die Täterin end. gültig sestzusetzen. Maria Akerblum lebte in Oesterbotten, senem Landstrich, wo dieses einsame und von der Welt ziemlich abgeschnittene Land noch einsamer wird. Die Gehöfte liegen kilometerweit auseinander, die Wälder sind undurchdringlich, und breite Seen sperren in dichten Ketten die kleinen bewohnten Inseln voneinander ab. Es ist hier lange Winter. Nur drei Monate scheint die Sonne wirklich warm. Die Begetation ist dürftig, und in dem Grau und Schwarz der Wtnternächte spinnt sich ost in den Köpfen der Bauernbewohner manche Düsternis. Hier gab es einstmals am längsten Analphabeten, hier hatten die Gründer der religiösen Sekten ergiebigstes Menschensagd- gebiet, hier schlugen Ahnenstolz und Familientradition die tiefsten Wurzeln, und die Dickköpfigkeit, aber auch zugleich die Unabhängigkeit der Oesterbottischen Bauernvertreter im Hclsingsorscr Parlament ist eine allgemein bekannte und an erkannte Tatsache. Diese Umstände muh man berücksichtigen, um zu ver stehen. wie Maria Akerblum zu der Rolle kommen konnte, die sie tatsächlich gespielt hat. Sie war siebzehnjährig, ein kleines, häßliches, blasses Mädchen, ohne jeden besonderen Reiz, als sic vor etwa acht Jahren das Dienstmädchen und die Geliebte des in einem abseits gelegenen Forsthause woh. nende» Försters Warttowaara wurde. Eines Tages kam sie erregt ans dem Knhstall und behauptete, in einer Flammen. Vision Gott gesehen und seine Befehle gehört zu haben. Ob der Förster das glaubte oder nicht, steht nicht fest. Jeden, falle aber verbreitete sich der Ruf von Marias Gvttesfreund- schafl blitzschnell über die ganze Provinz. Die Bistonen wieder- Hollen sich. Die Befehle Gottes wurden aus einfachen, ab- sirakien, frommen Worten praktische Anweisungen, die die Aufforderung zur Gründung einer Gemeinde enthielten. Und Maria Akerblum gründete ihre Gemeinde. Diese umfaßte erst Gläubige aus der ganzen Provinz, später auch im weiteren Lande. Wartiowaara hals ihr dabei, und cs entstand ein hierarchischer Aufbau der Alcrblumschen Sekte in sogenannten Ringen, zu deren innerstem Ring nur sie selbst, der Förster und einige ganz Getreue gehörten. Der Glaube der Bauern an Marias Gottgesandtentnm wurde bald so stark, daß sie eine unbegrenzte Herrschaft über die primitiven Gemüter ihrer Anhänger erlangte. Die Reichen unter ihnen stellten ihr Geld in Hülle und Fülle zur Verfügung, die Armen verschwüre» sich ihr mit Leib und Leben. Sie scharrte und raffte zusammen, was sie aus ihren Gläubigen heraus, bekommen konnte. Allmählich aber begann man von Betrug zu flüstern, die Gerüchte schivollen, daß Ungläubige an Maria Akerblnms Ehrlichkeit zweifelten, kurz und gut. ihre Stellung war bedroht. Gleichzeitig begannen sich die Polizeibehörden mit der Verfolgung bestimmter Diebstähle und Einbrüche zu beschäftigen, die man darauf zurücksührtc, daß sie von Marias Sektierern begangen worden waren, um der Sekte Vermögen zu mehren. Nun entschloß sich die allmählich zwanzig Jahre Gewordene, die Probe aus die Anhänglichkeit ihrer Gefolg- schaft z» machen. Eines Tages fand man auf der Landstraße in der Nähe von Gamlakarlebn. wo das Hauptquartier der Akerblum war, einen Mann aus dem Nachbardorse ermordet aus. Er gehörte zu jenen, die von der Akerblum abgefallen waren und mit dem Verrat der Geheimnisse gedroht hatten. Anscheinend war er auf Veranlassung von Maria selbst er mordet worden. Zwei weitere Mordanschläge konnten bann mit Bestimmtheit auf ihre Anstiftung zurückgcsnhrt werden. Die Polizei schritt ein. Dr aber unzählige Menschen, nament lich in der Gegend der Tatorte, mit der falschen Prophetin nnicr einer Decke steckten, kam die Untersuchung nur lang sam vorwärts. Ein damit vertranter Amtsmann sollte bald die Gefährlichkeit seiner Aufgabe lennenlerncn. Sein Ge hilfe entdeckte des Morgens in der Kabine seines Motor bootes, mit dein er die Ortschaften an den Seen abzufahren pflegte, eine Höllenmaschine und konnte diese noch rechtzeitig unschädlich machen. Langsam aber zag sich das Netz der Justiz um Maria Akerblum immer dichter. ES stellte sich heraus, daß die Frau und die Kinder des Försters Warttowaara seit längerer Zeit verschwunden waren, und man vermutete naturgemäß auch hier Maria Akerblums Anstiftung. Aber merkwürdige Zwischenfälle verzögerten noch immer ein letztes Einschreiten. Das Schlnpglied in der Beweiskette fehlte. Die Sekte wurde immer reicher und kaufte In der Nähe von Helsingfors die große Villa NIsosa und ein anderes Haus, in denen Maria Akerblum mit ihren Freunden wohnte. Sie hatte jetzt AutoS, Reitpferde und führte ein mondänes und elegantes Leben. Zhr Einfluß wurde immer größer und gefährlicher. Die Zahl ihrer Anhänger wuchs naturgemäß. Schließlich aber glaubten die Behörden, Material genug gegen sie zu haben, verhafteten sie und führten sie dem Psychiater vor. Professor Ehrnrooth, der Gerichtsmedizin an der Universität HelsingforS lehrt, er klärte sie aber für nicht geisteskrank, und sv kam sie inS Ge- sängniS. Vor der Abnrtcisnna machte sie einen rätsclhafter- wcüe geglückten Fluchtversuch, wurde aber wieder eingefangen und mit dem nächsten Eisenbahnzuge nach ihrem Gerichtsnrt Gamlakarlebn acbracht. Es war tiefer Winter. Die Wälder klirrten vor Eis. Sie sprang aus dem kleinen Totlette- senkter des O-Znges, kam unverletzt auf den Boden, zog die Schuhe ab und lies barfuß, um keine Svuren zu Hinterlasten, über den glatten Wintcrbodcn. Gardisten vom finnischen Schutzkorps fanden sie halb erfroren im Walde und brachten sie nach Gamlakarlebn. Hier wurde sic im Polizeigesängnis. das sich im Rathaus befand, eingekerkert Dort saß auch einer Ihrer Anhänger, der Rauer Hnhta. Mit ihm gemein sam sägte sie sich durch den Fußboden des Gefängnisses. Ein Auto ihrer Freunde war zur Stelle: sie wurde verfolgt, aber das Auto kam ohne sie in Helsingfors an. Nur Huhta, der es führte, war darin und wurde verhaftet. Aber auch Maria war unterdes tn Helsingfors angelangt, und zwar war sie, von ihren Freunden als Kvllt ans einer kleinen Eisenbahn station aufgcbcn, auf dem Hauptbahnhof angekommen, dort in Empfang genommen und, in Holz und Papier gewickelt, nach der Villa Ulfosa transportiert worben. Als die Polizei auf ihre Svnr kam, zernterte sie die VIllo Ulfosa und drang bann ein. Sie fand Marias Freunde bet einem Freudenfeste, Maria selbst aber nach lanaem Suchen in einem hinter einer Tapetentür verborgenen Zimmer tm Bett. Die Einrichtung des verborgenen Zimmers gab den Polizisten zn denken. Sic suchten weiter und fanden, das, die Villa ein mit Geheimgängcn, Geheimzimmern. Doppel, bödcn und Falltüren ausgerüstetes Haus war, wie es sonst nur in amerikanischen Detektivsilmen zu existieren pflegt. Und sic machten bet ihren Nachforschungen noch einen wichtigen Fund. Im Keller nämlich fanden sie. elend und blaß, die beiden Kinder des Försters Wartiowaara. Diesmal wurde die Akerblum unter schärfsten Be- wachungsmaßnahmen nicht nach Gamlakarlebn, sondern nach Wasa gebracht, wo sie ihrer Aburteilung entgegensieht. Sie hat ein ziemlich umfassendes Geständnis abgelegt und nameut- licl, die Anstiftung ihrer Anhänger zugegeben, behauptet aber nach wie vor, ans Befehl Gottes gehandelt zu haben. Die Anklage gegen sie lautet auf Anstiftung zum Mord. Betrug. Diebstahl und tn zahllosen Fällen auf Verleitung zum Mein, ti»: denn in den bisherigen Untersuchungen hatten t-re Gläubigen alle- beschworen, was sie nur konnten, um ihre Prophetin «u retten. Btele gaben allerdings jetzt an, die Ber- brechen deshalb begangen zu haben, wett die Akerblum sie selbst mit dem Tobe bedroht hätte, und sie nach Lage der Dinge unbedingt damit hätten rechnen müssen, daß die Sekten- stthrertn sie beim Ntchtgehorsam selbst aus dem Wege geräumt hätte. Der Prozeß dürft« lange Zelt In Anspruch nehmen: die Untersuchungen, namentlich über die Mitglieder der Sekte, zu denen hauptsächlich Bauern und kleine Handwerker, aber auch manche gebildete Persönlichkeit gehörten, gehen weiter. Sie werben erst endgültig Anfklärung über die ungeheure suggestive Macht bteser verbrecherischen Hystertkerin bringen. Vermischtes. Da» künftige Dornier.Uiesenftug-eug. Die amerikanische Meldung über den Bau eines NtelenluftschtffeS in Friedrichshofen beruht offenbar aus einem Mißverständnis. Aus der Friedrichs. Hafener Zeppclinwerft wird zurzeit lediglich der für den tranSatlantlchen Verkehr nach Südamerika bestimmte I,. 2.127 gebaut, der aber nicht so groß ist. baß er IM Passagiere be- fördern könnte. Gemeint ist offenbar in der amerikanischen Meldung das neue Niefeflugschiss der Dornte r- Werke. daS alle bisherigen Flugboote wie überbaust alle zurzeit eristierenden Flugzeuge an Größe, Stärke der Mo- toren und Fassungsvermögen bei weitem übertrctten wird. Schon im Frühjahr b. I. lagen alle Konstruktionseinzelheitc» einer solche» Riclenmaschinc tn den Bureaus der Werften tn Manzell fertta vor. Außerdem hatte man tn der zurzeit von den Dornter-Wcrken benutzten alten Zevvclinballe in Lömcn- thal bei Friedrichshofen eine große Attrappe dieses Flug. schsffeS sertiggestellt. Im Laufe des Sommers wurde dann der Bau selbst begonnen, unk zivar in den neuen modernen Anlagen der Dornicr-Merft. aus der anderen Sette des BodenleeS in Altenrhetn tn der Schweiz. Diele Niesen, Maschine wird Lasten zu tragen imstande lein, die bisher im Luftverkehr mit Flugzeugen nicht entsernt in Frage kamen. Obwohl alle Einzelheiten streng geheim gehalten werden, ver lautet noch, daß dieses Flngschifs eine Motorcnstärkc von rund MM p. 8. lxrbcn wird, daß seine Bedienung durch eine regelrechte Besatzung von etwa sechs Mann mit einem Kavitän an der Spitze erfordert, und daß es mit allen technischen Apparaten und Instrumenten ausgerüstet sein wird, die bisher nur bei einem alten Luftschiff bzw. bei See schiffen üblich waren. Im übrigen denken die Dornter-Werkc weniger daran, mit dieser Maschine eine große Anzahl von Passagieren zu belördcrn. als sie vielmehr in erster Linie in den Dienst ber P o st. u n d F r a ch t b c f ö r d e r u n g zu stellen, dg man davon ausflelit. daß die Zahl der Pallagicrc, die sich im Transatlantikverkchr einem Flugzena anvertrauen werden, anfangs verhältnismäßig klein sein wird. Gin englischer Justizirrtum an einem Deutschen? Soeben erscheint in London ein Buch „Die Wahrheit über Oskar Slater". das von einem Glasgvwer Journalisten William Park verfaßt ist und durch eine Vorrede von Conan Doyle cingelettet wird. Ter Schöpfer des Sberlock Holmes, der tn kriminalistischen Dingen ein Fachmann ist, spricht hier die Ueberzeugung auS. baß der Deutsche Oskar Slater, der vor 18 Jahren wegen des Mordes an einer alten Jungfer Miß Gtlcbrist in Glasgow zu lebenslänglichem Zuchthaus verurteilt wurde, „das Opfer eines großen Justizirrtums" geworben ist. Er nennt diesen Fall ganz ungewöhnlich tn der Geschichte ber Rechtsprechung und glaubt, daß er in der Kriminalistik sortleben wird. Ob eine Wiederaufnahme des Verfahrens für den unglücklichen Gefangenen von Nutzen sein dürste, ist die Frage, denn was soll der 56-Jährige, der seit 18 Jahren hinter Gefängnismauern schmachtet, beginnen, wenn ihm die Freiheit wiedergcgcben würde? „Aber für das Ansehen der britischen Justiz, für das Vertrauen zu ber Polizei und im Namen der Gerechtigkeit." fährt Eonan Doyle fort, „ist es unbedingt notwendig, das, ein gründliches öffentliches Verfahre» die ganze Angelegenheit noch einmal beleuchtet." Die wichtigste neue Tatsache, die in dem Buch zur Entlastung des Verurteilten vorgcbracht wird, ist daS Zeugnis einer Frau, das bei der ursprünglichen Verhandlung nicht mehr verwertet werden konnte. Diese Frau erklärt, daß sie als Augenzeugin tn der Nacht des Verbrechens den Mörder beobachtete, als er die Treppe von der Wohnung der Miß Gilchrist herunterltes. Sie mar damals in einem Clasthaus in Glasgow angestellt und kam aerade nach Hause zurück, als der Mann an ihr vorbeilief. Als die Untersuchung begann, schmieg sie aus Angst davor, vor Gericht anstrcten z» müssen, und aus Drängen ihres Mannes. Im Versoln der Unter suchungen lenkte sich der Verdacht auf Slater: er wurde in Neuyork verhaltet und noch Glasgow znrückaebracht. Seine Photographie erschien in den Zeitungen, und als die Frau daS Gesicht sah, erkannte sie sofort, daß es keine Aehnlttltt-it mit dem des Mannes hatte, den sie in der Mordnacht aus der Wohnung des Opfers hatte heransstürzen sehen Während ber Verhandlung gegen Slater waren die Zeitungen jeden Tag mit Berichten angefüllt. Da peinigte sie dock das Ge wissen. und sie gina in daS Bureau eines der z , die Slater verteidigten. Sie machte hier ihre Aussage vor einem Angestellten, der noch lebt, und ihre Angaben wurden sofort nach Edinburgh geschickt, wo der Prozeß stattfand. Aber die entlastende AuSsaae kam zu spät, daS Urteil war schon gefällt, und zwar ans die AuSsaae einer einzigen Zeugin hin. eine- LanfmädchenS. die den Mann ebenfalls gesehen hatte und mit Bestimmtheit behauptete, es sei Slater gewesen. Wal-bran- bei Köpenick Durch achtloses Fort werfen einer brennen den Zigarette entstand am Mittwochnachmittag in dem Stabtforst bei Köpenick ein großer Waldbrand. Das Feuer breitete sich infolge der Trockenheit der letzten Tage mit großer Schnelligkeit aus. Die Feuerwehren aus Köpenick und den umliegenden Ortschaften zusammen mit Hunderten von Bewohnern der dortigen Gegend waren bis in die späten Abendstunden hinein damit beschäftigt, den Brand einzn- dämmen. Etwa 58 Morgen Wald wnrden vernichtet. Erst In den späten Abendstunden gelang es, das Feuer zu lokal!- sicren. Der Brand selbst konnte noch nicht gelöscht werden. Carusos Wilwe heiratet wieder In Venedig wurde dieser Tage die Verlobung von Frau Dorothy Caruso, der Witwe des berühmten Sängers, mit dem früheren amerikanischen Botschafter in Madrid, Mr. Alexander P. Moore, öffentlich bekanntgegeben. Frau Caruso ver heiratete sich nach dem Tode ihre- berühmten Gatten tm Jahre 1928 mit dem englischen Hauptmann Ernest Ingram, von dem sie aber 1925 tn Paris wieder geschieden wurde. Zuqzusammenstotz iu Südafrika Wie auS Kapstadt berichtet wird, stießen Mittwoch abend bei Heidelberg in -er Transvaalkolonie der Nataler Postzng und ein Güterzug aus bisher unbekannter Ursache zusammen. 80 Eingeborene wurden getötet und drei Euro päer, sowie eine große Anzahl Eingeborener verletzt. ** Sine französische Anerkennung siir dcutsche Seeleute. Für die am 26. Fcbrnar d. I. durch das deutsche Motor- tankschtss „PhöbuS" ber auS 58 Mann bestehenden Mannschaft des französischen Ftschdampfer» „Malouin" geleistete Hilfe, hat die französische Regierung setzt durch den Hamburger Generalkonsul dem Kapitän Courtin. vom Dampfer „PhöbuS", eine silberne Plakette und dem Nadtotelegraphisten Mensch eine Bronze-Plakette überreichen lasten. Im betgefügten Schreiben heißt e», derartige Mutbezeugungen von deutschen gegenüber französischen Seeleuten set nicht nur ein Bewett von ber hohen Pflichtauttastun«, sondern sie stärkten auch in Frankreich die Gewißheit, daß unter tragischen Umständen die Herzen zweier Völker sich näherten und sie sich dadurch bester verstehe» und schätze» lernten. »» Neue Nazzia in Berliner Spielklubs In der Nacht zum Donnerstag haben Beamte des Berliner Spieldezernals erneut Razzien durch dt« Sptelklubs unternvmmen und über all da. wo nicht nach den Forderungen des Kammergerichts. nrteilS gespielt wird, wurde eingcgrifscn. Die Beamten haben auch wieder in den Klubs tm Marmorhaus am Kurfürsten- dämm das Geld beschlagnahmt, daS aus den Ekartötische» lag. . * Sturz vom Omnibusvcrdeck. Ei» seltsamer Unglücks fall ereignete sich t» der Hauptstraße in Berlin-Schöneberg. Ein Dpanndrahi der Straßenbahnoberleituna Halle sich ge lockert. Als ein Autobus vorbeisuhr wurde ei» Fahrgast, der aus dem Oberdeck saß, von dem Draht ersaßt und aus daS Slraßcnpslaster geschleudert. Er erlitt schwere äußere un- innere Verletzungen und mußte ins Krankenhaus gebracht werden. ** Zerstörung einer Plastik Lehmbroncks. Die im DuiS- burger Tonhallen-Garten aufgestellte kniende Figur des aus DuiSburg stammenden Bildhauers Lchmbronck wurde in der vergangenen Nacht von sechs Männern so zerstört, daß nur ein Bein stehen blieb. Die Figur ist tn der Mitte durchgcbrochen. die Täter entkamen. ** Eine Schmngglerbandc an der holländischen Grenze. Ans Kleve wird gemeldet: Ein Zollbeamter stieß in der Nähe von Hees aus deutschem Bode» ans eine sechs, bis sicbcnkvpsige Schmngglerbandc. die beim Anruf die Flucht ergriff. Als zwei WarnungSschüste unbeachtet blieben, schoß der Beamte scharf und tötete einen der Schmuggler. Die übrigen entkamen. * Eine kühne Retterin. In der Nähe von Esbjcrg iDäne- markt hat ein dreizehnjähriges Mädchen fünf kleine Kinder, die sich bei Eintritt der Ebbezett zu weit ins Wasser gewagt hatten und von der Flut bereits mitgerisscn worden waren, vom sicheren Tode gerettet. Das Mädchen stürzte sich in die Wellen und brachte ein Kind nach dem an deren an den Strand. * 18 Schüler ertrunken. Wie aus Irkutsk gemeldet wird, kenterte aus dem Angara-Fluß infolge eines Windstoßes ein mit 26 Schillern besetzter Kahn. 13 Schüler ertranken. * Versuchter Dynamitanschlag aus die Rcuyorkcr Unter« grundbahn. Ein Streckenwärter der Neunorker Untergrund bahn entdeckte bei einem Nu»-gang eine Dnnamiibombe von etwa 46 Zentimeter Durchmesser zwischen den Schienen und vermochte mit knapper Not, eine Katastrophe zu verhindern. * Gemischte Gesellschaft. Der spätere König Friedrich Wilhelm iV. war als Kronprinz sehr leutselig, und besonders wenn er im Bade weilte, sprach er bei den tägliche» Spazier gängen alle möglichen ihm bekannten Leute an. Als er — gerade vor 166 Jahren — einmal in Karlsbad weilte, begrüßte ihn dort der Hosschneider Georg Sulz, der auf seine Würde nicht wenig stolz war und es zu großem Reichtum gebracht hatte. Als der Kronprinz ihn fragte, wie cs ihm in Karlsbad gefalle, erwiderte er, verächtlich die Achsel zuckend: „Nicht sehr, die Gesellschaft ist hier zu gemischt, Königliche Hoheit." Da lachte der Prinz hell aus. plopfte ih» aus die Schulter und sagte: „Ja, mein Lieber, mir können eben nicht alle Schneider- meister sein!" Champagner im Lvrvenküftg. Eine originelle Wette. Aus Budapest schreibt man dem „Neuen Wiener Journal" vom 26. Juli: Im hauptstädtische» Zirkus im Stadtwäldchen spielten sich heute vormittag aufregende Szenen ab. Sechs Löwen spielten bei dem Vorfall eine nicht unbedeutende Rolle. In ihrem Käfig hatten zwei mutige Männer eine Flasche Champagner geleert. Dieser »ngewöhn- lichen Attraktion lag eine Wette zugrunde, die vor einigen Tagen zwischen einem Tierbändiger, der in dem Zirkus aus- tritt, und einem unternehmungslustigen Kunsthändler ab geschlossen wurde. Es handelt sich um den Tierbändiger Labero, einen Reichsdeutschen, der auch in Wien seit seinem Gastspiel als Tierhypnotiseur bekannt ist. Labero hat in Wien Raubtiere, Löwen und Tiger und insbesondere Krokodile mit Erfolg hypnotisiert. Seit einiger Zeit gastiert er in Budapest, wo seine Hypnotisenrdarbictungen ein zahlreiches Publikum an zogen und auch das Interesse der Gelchrtenkreise weckten. Zu den Habituss des ZirkusscS gehörte auch der Kunsthändler Josef Laudon, der mit großer Aufmerksamkeit den Dar bietungen des Hypnotiseurs folgte. Nach einigen Besuchen glaubte Laudon, das Geheimnis des Tierbändigers diesem richtig abgegnckt zu haben und nunmehr selber in der Lage zu sein, Löwen durch die Kraft seines Blickes zu zähmen und zum Gehorsam zu zwingen, um so mehr, als er bei sich schon wiederholt große hypnotische Fähigkeiten fcstgcstcllt hatte. Josef Laudon setzte sich daher mit dem Tierbändiger Labero ins Einvernehmen und schlug ihm vor, daß er die Rolle deS Tierbändigers für eine kurze Zeit übernehmen werde. Labero begegnete diesem Vorschlag mit einem anderen. Wenn Laudon seinen Mut beweisen wolle, möge er in An wesenheit des Publikums mit ihm eine Flasche Champagner im Käsig seiner Löwen leeren. Laudon ging aus diesen Vorschlag ein. Gegen 16 Uhr morgens erschien Laudon im ZirkuS, wo eben die Fütterung der Raubtiere im Gange war. Er wollte zunächst eine kleine Probe machen und versuchen, ob er die- selbe Wirkung auf die Tiere ausüben könne, wie der Hypnotiseur Labero. Er trat an den Löwenkäfig heran und steckte seine Hand durch das Gitter. Wie er dies beim Dompteur Labero gesehen hatte, wollte auch er einen der Löwen streicheln. Der König der Wüste schien aber für diesen Anbiederungsversuch kein richtiges Verständnis zu haben, denn er sprang gereizt ans und streckte unter furcht barem Gebrüll die Pranke durch die Gitterstäbc. In der nächsten Sekunde packte das Raubtier den Arm LandonS. Zwei Wärter stürzten sofort herbei und suchte» den Löwen mit eisernen Stangen sortznjagen. Laudon trug mehrere Wunden davon, bis es ihm und den vereinten Anstrengungen der Dompteure gelang, sich auS den Pranken des wilden Tieres zu befreien. Es wurde ein Arzt gerufen, der dem Verwundeten einen Notverband anlegte. Er stellte fest, baß es sich lediglich um Fletschwunden handle. Laudon wollte nun den Zirkus ver» lasten. Der Tierhypnotiseur war jedoch der Ansicht, daß dieser Zwischenfall die Austragung der Wette, die doch abgeschlossen war. nicht htntanhalten dürfe. Der Kunsthändler betrat nun mit Labero den Käfig. ES wurde ihnen eine Flasche Ehampagner gereicht und Labero schenkte ein. Ringsumher standen sechs Löwen und Löwinnen und sahen dieser Szene knurrend zu, manche von ihnen zeigten nicht übel Mut, sich auf die beiden Männer zu stürzen. Diese leerten die Flasche Champagner bis zum letzten Tropfen, bann verließen sie unbehelligt den Käfig. Der Kunsthändler hat icdoch seine Wette gewonnen: der interessanten Szene wohnten viele Neugierige bet. Laudon begab sich anS dem Zirkus sofort inS Spital, wo er einige Tage lang wird verbleiben müssen, bis die Wunden, die ihm der Löwe beigebracht hat, geheilt sein werden. Hnlksurei' I I«,k»nr»stvoß«-ke><s ^
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